Mitgehört im öffentlichen Nahverkehr
Intime Gespräch heimlich in der Bahn belauscht...
Wenn Erkan Dörtoluk von @rheinbahn_intim mit der Straßenbahn unterwegs ist, hört er ganz genau hin, was die Fahrgäste so erzählen: Beziehungsratschläge, Lebensweisheiten oder Gesundheitstipps - Skurriles und Privates wird besprochen, während draußen die Stadt vorbeizieht.
Die besten Sprüche hat er jetzt in seinem Buch „Du hast mir das Kind gemacht, nicht ich“ veröffentlicht. So nimmt er uns mit auf eine aberwitzige und unterhaltsame Fahrt durch die gnadenlose Realität in deutschen Nahverkehrszügen.
Wie entstand die Idee des Mithörens?
Die Geschichte von „Rheinbahn intim“ beginnt vor fünf, sechs Jahren. Da bin ich zwei inspirierenden/lautstarken Rheinländerinnen in der Straßenbahn begegnet, die sich Geschichten aus ihren Familien erzählt haben. Es war alles dabei: Liebe, Drama, Geld. Ein erfahrener Autor hätte daraus eine dreiteilige Familiensaga gebastelt. Bei mir reichte es für ein Posting auf Facebook.
Das Posting bekam Likes, ich machte weiter und wechselte kurz darauf zu Twitter, weil die Leute dort schneller reagieren. Ich startete den Account, okkupierte den Namen des städtischen Transportunternehmens und begann mitzuschreiben, wenn ich etwas Gutes aufgeschnappt hatte.
Seit wann gibt es @rheinbahnintim?
Der erste Tweet ist von 2011. Ich dachte, der Account würde zwei Wochen überleben, fand jedoch unerwartet viel Gefallen daran, akustisches Fallobst einzusammeln und aus der Anonymität heraus zu twittern. Freunde und Familie fielen aus allen Wolken, als ich meine Identität als Whistleblower von Tarifzone A vor zwei Jahren auf RP Online preisgab.
Was beschäftigt die Leute? Gibt es Unterschiede oder Gemeinsamkeiten unabhängig von Geschlecht, Status und Alter?
Was die Menschen beschäftigt, ist eine Sache – worüber sie reden, eine andere. Es muss so sein, denn sonst hätte die BRD deutlich mehr Einwohner. Damit sind wir auch beim Top-Thema von Rheinbahn intim: Fortpflanzung, in mannigfaltigen Ausprägungen. Dinge, die man niemals auf Facebook preisgeben würde – in Bussen und Bahnen bekommst man sie auf´s Brot geschmiert. Dabei wird es unter Umständen ziemlich emotional. Besonders dann, wenn Beziehungsgespräche über den Lautsprecher des Handys geführt werden.
Welches Gespräch hat Sie am meisten erstaunt/überrascht/betroffen gemacht?
Wieviele Sekunden und Minuten bekomme ich aus dem Leben der anderen mit? Viel zu wenig, um mir ein Urteil bilden zu können. Es reicht nur für ein kurzes „Aha“, „Haha“, oder „Wow“. Ab und zu benutze ich Google, um sicherzugehen, dass „das Shopping“ nicht „von der Schilddrüse kommt“, oder dass Fußball-Gespräche nicht Bestandteil eines klassischen Mädelsabends sind.
Woher kennen Sie Namen und Alter der Person?
Erst durch die Angabe von Namen und Alter entsteht das Bild im Kopf des Lesers. Sie sind sozusagen die finalen Pinselstriche – und wurden allesamt von der Redaktion geändert.
6 Gespräche, die man lieber nicht in der Bahn mithören will:
„Sofort heißt nicht sofort, sondern in fünf Minuten.“
(Thorsten, 40)
„Du brauchst keine Muskeln, du hast Brille.“
(Tarek, 16)
„Was ist deine Shopping-Strategie?“
„Viel.“
(Carie, 17, Mel, 15)
„Meine Mutter macht Horoskope für Hunde. Die verdient mehr als mein Vater.“
(Lena, 21)
„Ihr seid Männer. Eure Haare haben keine Zukunft.“
(Ina, 23)
„Ich finde lustige Witze viel besser als die, wo man nachdenken muss.“
(Jeanette, 18)
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Kommentare
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