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Todessommer (Rebekka-Holm-Reihe 3)

Todessommer (Rebekka-Holm-Reihe 3) - eBook-Ausgabe

Julie Hastrup
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Thriller

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Todessommer (Rebekka-Holm-Reihe 3) — Inhalt

An einem heißen Sommertag verschwindet die 9-jährige Sophie Larsen von einem Spielplatz in Kopenhagen. Kurz darauf wird sie tot aufgefunden. Als ein weiteres Mädchen vermisst wird, gerät der Fall für die Ermittlerin Rebekka Holm zum Wettlauf gegen die Zeit. Zu ihrem Entsetzen weisen die wenigen Spuren, die der Täter hinterlässt, bald darauf hin, dass er ihr näher sein muss, als sie es für möglich hält: Zu viel spricht dafür, dass er aus den eigenen Reihen kommt.

€ 8,99 [D], € 8,99 [A]
Erschienen am 10.03.2014
Übersetzt von: Hanne Hammer
400 Seiten
EAN 978-3-492-96330-5
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Leseprobe zu „Todessommer (Rebekka-Holm-Reihe 3)“

Juli

„Sofie, lauf nicht zu weit weg. Es gibt bald Essen.“

Die Stimme ihrer Mutter perlt durch die frische Luft und rauscht an Sofie vorbei, die, so schnell sie kann, zum steilen Grashügel läuft. Sofie ignoriert die Stimme, sie will nicht umkehren, sie will auf den Hügel hinauf, sie klammert sich mit den Fingern an dem groben Netz fest und schwingt sich der Kuppe des Hügels entgegen. Sie hat sich seit Wochen auf diesen Ausflug zum Naturspielplatz gefreut, sie haben ihn wegen des Regenwetters mehrmals verschoben, und obwohl Onkel Bo doch nicht aufgetaucht [...]

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Juli

„Sofie, lauf nicht zu weit weg. Es gibt bald Essen.“

Die Stimme ihrer Mutter perlt durch die frische Luft und rauscht an Sofie vorbei, die, so schnell sie kann, zum steilen Grashügel läuft. Sofie ignoriert die Stimme, sie will nicht umkehren, sie will auf den Hügel hinauf, sie klammert sich mit den Fingern an dem groben Netz fest und schwingt sich der Kuppe des Hügels entgegen. Sie hat sich seit Wochen auf diesen Ausflug zum Naturspielplatz gefreut, sie haben ihn wegen des Regenwetters mehrmals verschoben, und obwohl Onkel Bo doch nicht aufgetaucht ist, wie er es versprochen hat, spürt sie die Vorfreude wie ein Prickeln auf der Haut.

„Fie, Fie ...“, sie hört die Stimme ihres kleinen Bruders irgendwo aus der Menschenmenge unter sich und hält kurz inne. Sie nimmt ihn sonst immer mit, das erwarten die Erwachsenen von ihr. Aber jetzt mag sie nicht. Nicht heute. Sie blinzelt in das grelle Licht, schließt eine Sekunde die Augen, nimmt die Gerüche in sich auf: nach saftigem Gras, nach Schweiß und Grill, und die Geräusche: ein Summen von Kinderstimmen, einzelne Freudenschreie, einen Hund, der bellt.

Kurz darauf erreicht sie die Kuppe, außer Atem und stolz. Sie lässt den Blick über das Gelände schweifen, hat das Gefühl, auf dem Gipfel der Welt zu stehen, unter ihr wogt die Menschenmenge, vor allem Kinder, wie kleine, farbige Wellen. Sie entdeckt ihren Bruder in der Menge, erkennt das blonde, abstehende Haar, die etwas zu engen Shorts. Er steht verloren in einer Gruppe älterer Kinder, dreht das rotbackige Gesicht erst zur einen und dann zur anderen Seite, es ist offensichtlich, dass er in dem Gewimmel noch immer nach ihr sucht. Sie verspürt den Drang, ihn gegen das Schubsen und Drängeln der anderen Kinder zu beschützen, so wie sie ihn vor den endlosen Streitereien zu Hause beschützt, vor dem traurigen Gesicht der Mutter und vor allem vor Steffens heftigen Wutausbrüchen, die die Wände der Wohnung noch viele Stunden danach erzittern lassen.

Gerade als Sofie hinunterlaufen will, bemerkt sie, dass ihr Bruder aus ihrem Gesichtsfeld verschwunden ist. Eine große Erleichterung erfasst sie. Was soll sie mit der ganzen Zeit anfangen?, denkt sie und kaut inbrünstig auf dem weichen Kaugummi mit Erdbeergeschmack, ihrer Lieblingssorte. Sie steckt die Hand in die Tasche, hält die Geldscheine gut fest. Sie hat jetzt Geld, mehr als ihre Freundinnen, und es ist leicht verdientes Geld. Niemand hat etwas gemerkt, es ist ihr Geheimnis. Ihrer beider Geheimnis. Sie bläst eine große Blase, die für einige Sekunden ihre Sicht verdeckt, bevor sie mit einem kleinen Knall zerplatzt.

Langsam steigt sie auf der anderen Seite des Grashügels hinab. Ein paar große Jungen spielen auf dem Rasen Volleyball, ihre Oberkörper sind nackt, und die Muskeln bewegen sich geschmeidig unter der sonnengebräunten Haut. Ein Stück entfernt entdeckt sie ihre Familie, ihre Mutter kniet im Gras und packt das Picknick aus, Steffen hantiert am Grill herum. Von hier aus wirkt er klein. Wenn er doch nur so klein wäre, wenn er Amok läuft. Dann könnte sie ihn mir nichts, dir nichts in der Hand zerdrücken, ganz platt quetschen. Der Gedanke bringt sie zum Lächeln.

„Hau ab.“ Sofie bekommt einen Stoß in den Rücken und dreht sich um. Ein gleichaltriger Junge sieht sie trotzig an, und sie spürt die Wut vor ihren Augen aufflammen. Sie will ihre Ruhe haben, sie will nicht gestört werden. Der Junge drängt sich mit einem höhnischen Grinsen an ihr vorbei, und sie hat gute Lust, ihn auf den Rücken zu schlagen, aber sie tut es nicht. Sie traut sich nicht. Stattdessen ballt sie die Fäuste so fest, dass die Geldscheine in der Hand feucht werden, und wartet darauf, dass er abhaut.

Die Sonne knallt vom Himmel, groß und gelb. Sofie spürt, dass sie zu warm angezogen ist, der Schweiß läuft ihr den Nacken hinunter. Sie zieht den langärmligen Pullover aus, bindet ihn sich um die Taille. Darunter trägt sie ein dünnes, lila Trägerhemd mit Spitzenkante, ihr Lieblingsunterhemd. Sie sieht an sich herab, betrachtet den mageren Brustkorb und den Bauch, der leicht über den Rand ihrer Jeans hängt und ein wenig zu weich ist. Maria hat einen ganz flachen Bauch, ihr Nabel guckt wie eine runde, harte Kugel aus ihm hervor, sie hat Glück. Maria hat immer Glück. Sofie verweilt einen Moment beim Gedanken an ihre beste Freundin. Auf dem Schulhof laufen sie oft Arm in Arm herum, doch manchmal ignoriert Maria sie, und dann muss sie alleine umhergehen, während Maria zusammen mit einem der anderen Mädchen herumläuft.

Ihr Blick fällt auf ein Gelände am Weg, das dicht mit Bäumen und Sträuchern bewachsen ist. Sie geht auf einem Holzplankenpfad hinein und ist plötzlich von Erdhügeln, dichtem Gebüsch und hohen Bäumen umgeben. Es ist wie ein kleiner Wald. In der Nähe des Zauns, der das Gelände zum Weg hin begrenzt, befindet sich eine halb fertige Höhle. Sie lächelt vor sich hin und sieht sich um. Hier sind keine Menschen, keine lärmenden Kinder. Hier hat sie ihre Ruhe. Sie bricht einen Zweig ab, läuft durchs Gras und sticht damit in die Erde. Sie beschließt, die Höhle fertig zu bauen, sie richtig schön zu machen. Sie sammelt Zweige mit großen, saftig grünen Blättern. Sie ist allein, sie hat das alles für sich, und plötzlich erfüllt sie ein Glücksgefühl, das im Bauch kribbelt wie Mineralwasser.

Entschlossen baut sie weiter an der Höhle, sie nimmt langsam Form an, das Dach strotzt vor Grün und sieht aus wie eins der Dächer in den Geschichtsbüchern in der Schule. Der Schweiß läuft ihr herunter, sie keucht atemlos, wischt ihn mit einem Zipfel des Unterhemds ab. Wenn sie doch am Strand wäre und baden könnte. Aber das wollen ihre Mutter und Steffen nicht. Das ist zu weit, sagen sie. Maria badet jetzt bestimmt. Sofie weiß, dass sie irgendwo im Ausland Ferien macht und mit dem Flugzeug geflogen ist. Nach Spanien bestimmt. Sofie schnauft, während sie sich das Ausland vorstellt. Maria war früher schon einmal dort, es gibt einen Swimmingpool, Palmen und große Eisdesserts. Maria hat Glück.

Sie hört ein Scharren und dreht sich um. Ein Auto hat draußen auf dem Weg gehalten, und irgendetwas lässt sie kurz zögern, bevor sie sich wieder ihrer Höhlenbauerei widmet. In eine Seite hat sie ein Guckloch gebaut, und einen Moment wünscht sie, ihr kleiner Bruder wäre hier, um die Höhle zu bewundern, oder besser noch Maria, aber es ist niemand da. Sie überlegt, ihre Mutter zu holen, gibt die Idee jedoch mit einem Schnauben auf. Es prickelt leicht in den Augen, wenn sie an zu Hause denkt, und sie scheucht die Gedanken schnell fort.

Die Höhle ist fast fertig, sie ist schön geworden. Sie ist ein Schloss, ein schönes Schloss, in dem niemand herumschreit. Sie hat einen eigenen Hund, der ihr überallhin folgt, fast spürt sie seine feuchte Schnauze an ihren Beinen. Jetzt kann sie Essen sammeln und spielen, dass sie ...

Auf einmal ist ihr kalt, die hohen Bäume erscheinen ihr dunkel und bedrohlich, mit langen, schwarzen Armen, die sich nach ihr ausstrecken. Sie schaudert und will den Pullover überziehen, als sich plötzlich ein dunkler Schatten in ihr Gesichtsfeld schiebt. Schnell blickt sie auf. Er starrt auf sie herunter, und in dem Augenblick, als sie seinem Blick begegnet, weiß sie, dass etwas ganz und gar nicht stimmt.

——

Saved by the bell. Rebekka konnte sich nicht erinnern, jemals dankbarer für das Klingeln des Telefons gewesen zu sein als jetzt, wo sie gegenüber von Michael auf dem Sofa saß und das schlechte Gewissen ihr ins Gesicht geschrieben stand. Es waren gerade mal drei Wochen vergangen, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten, und trotzdem hatte sie es in dieser kurzen Zeit geschafft, mit einem anderen Mann, nämlich ihrem schwedischen Kollegen Niclas, der zu einem kurzen Besuch in Dänemark gewesen war, im Bett zu landen. Sie war über sich selbst entsetzt – dabei hatte es sich so gut angefühlt, dass es ihr schwerfiel, irgendetwas zu bereuen.

Sie fand das klingelnde Handy auf der Fensterbank und erkannte auf dem Display die Nummer von Henrik Brodersen, dem Chef der Mordkommission. Sie hatte kaum Hallo gesagt, als er auch schon lospolterte: „Rebekka, bist du das? Ein Kind ist verschwunden ...“

Ein Kind. Rebekka merkte, wie ihr Puls schneller ging.

„Ein neunjähriges Mädchen. Sofie Kyhn Larsen. Sie ist heute vom Naturspielplatz im Valby Park verschwunden. Das liegt ganz in der Nähe deiner Wohnung.“

„Ich kenne den Park nur vom Hörensagen, muss aber gestehen, dass ich noch nie dort war. Wann ist sie verschwunden?“

„Den genauen Zeitpunkt wissen wir nicht. Die Familie, das heißt die Mutter, der Stiefvater, ihr älterer und ihr jüngerer Bruder sowie ein älteres Ehepaar aus dem Haus, in dem die Familie wohnt, sind gegen dreizehn Uhr in den Valby Park gekommen. Den Erklärungen der Erwachsenen zufolge sind die Kinder alleine herumgelaufen und haben gespielt. Erst als sie gegen vierzehn Uhr dreißig picknicken wollten, haben sie nach Sofie Ausschau gehalten. Sie haben gut und gern anderthalb Stunden nach ihr gesucht, sie unter anderem mehrmals auf ihrem Handy angerufen, aber das war ausgeschaltet. Der Stiefvater hat Sofies Pullover auf einer kleinen Lichtung in der Nähe des Wegs gefunden, was darauf deuten könnte, dass ihr etwas passiert ist. Danach haben sie uns angerufen. Da war es sechzehn Uhr dreiundfünfzig.“

Rebekka warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war kurz vor sieben. Demnach waren zwischen viereinhalb und sechs Stunden vergangen, seit das Mädchen verschwunden war. Wie alle erfahrenen Ermittler wusste auch sie, dass die Zeit ein wesentlicher Faktor ist, wenn ein Kind verschwindet. Denn mit jeder Stunde, die vergeht, steigt das Risiko, dass das Kind nicht mehr lebend aufgefunden wird. Rebekka bekam von ihrem Chef die nötigen Instruktionen, legte auf und drehte sich dann zu Michael um, der während des Gesprächs auf dem Sofa sitzen geblieben war. Er starrte geistesabwesend vor sich hin und schien von dem Telefonat nichts mitbekommen zu haben.

„Michael.“ Sie ging zu ihm. Beim Klang ihrer Stimme fuhr er zusammen und wandte sich zu ihr.

„Ja?“

Eine Schmeißfliege summte auf der Fensterbank, und für einen Moment war ihr verzweifeltes Summen das einzige Geräusch im Raum.

„Ich muss los. Brodersen hat eben angerufen. Ein Kind ist von einem Spielplatz hier in der Nähe verschwunden, ein neunjähriges Mädchen.“

„Oh nein ...“ Michaels sonnengebräuntes Gesicht wurde eine Spur bleicher. Rebekka nickte und dachte kurz an seine Tochter Amalie, die im gleichen Alter war. Er stand langsam auf, und einen Augenblick standen sie sich steif und unbeholfen gegenüber wie zwei Fremde, unsicher, was sie jetzt tun sollten.

„Wir müssen miteinander reden. Und zwar richtig, du weißt schon. Bald.“

Rebekka fuhr sich mit der Hand durchs Haar, und Michael ging zur Tür. Sie folgte ihm in die Diele, wo er vorhin seine Sachen hingeworfen hatte, voller Wiedersehensfreude, nachdem sie mehrere Wochen lang nur sporadisch telefoniert hatten. In wenigen Minuten war es ihr gelungen, seine Freude durch Verwirrung zu ersetzen, und Rebekka merkte, wie das Schuldgefühl ihr einen leichten Stich versetzte. Warum musste sie die Dinge so kompliziert machen? Da stand ein gut aussehender Mann vor ihr, ein reifer, liebevoller Mann, der sie genauso wollte, wie sie war. Warum reichte ihr das nicht?

Michael griff nach seiner Sporttasche und sah sie mit dunklen Augen an. Gleich würde er die Worte aussprechen, die keiner von ihnen auszusprechen gewagt hatte.

„Es funktioniert nicht, Rebekka. So nicht.“

Sie nickte langsam, wagte nicht, ihm in die Augen zu sehen, starrte stattdessen auf die abgenutzten Holzdielen.

„Du hast recht. Es funktioniert nicht ...“

Michael öffnete den Mund, als wollte er protestieren, schwieg aber. Er beugte sich zu ihr hinunter, küsste sie flüchtig aufs Haar und schloss leise die Tür hinter sich.

Rebekka starrte einige Sekunden auf die Tür, während sich ein seltsamer Cocktail aus Panik, Erleichterung und einer Art Wehmut in ihrem Körper ausbreitete. Sollte sie hinter ihm herlaufen, schreien, dass das Ganze ein Missverständnis sei, ihn anflehen zu bleiben? Sie rief sich das Gefühl in Erinnerung, in seinen Armen zu liegen, seinen Geruch nach Wind und Waschpulver, seine blauen Augen, die von Lachfältchen eingerahmt wurden, und erkannte, dass sie sich nirgendwo und niemals sicherer gefühlt hatte als genau dort. Sie musste noch mal richtig mit ihm reden, beschloss sie, doch dann tauchte Niclas vor ihrem inneren Auge auf, ein flimmerndes Bild aus kräftigen Muskeln und salzigen Küssen, und ihre Verwirrung war total.

Ihr blieb nichts anderes übrig, als auf dem Absatz kehrtzumachen, ihre Tasche zu holen und zum Valby Park zu fahren.

Julie Hastrup

Über Julie Hastrup

Biografie

Julie Hastrup, geboren 1968 in Ringkøbing, ist ausgebildete Journalistin und eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen Dänemarks. Sie arbeitete für dänische Radio- und Fernsehanstalten, ehe sie 2009 mit „Vergeltung“ den Auftakt zu ihrer erfolgreichen Thriller-Serie um die Ermittlerin Rebekka Holm...

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