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Was ist bedürfnis- und bindungsorientierte Erziehung?

Konflikte bewältigen, Geschwister verbünden, familiäre Beziehungen stärken

Wie kann Geschwisterstreit am besten gelöst werden?
Wie lernen Kinder selbstständig einzuschlafen?
Was können Eltern konkret tun, um Ängste und wütende Gefühle ihrer Kinder aufzufangen?
Und was können sie tun, wenn ihr Kind andere haut oder beißt?

Wie Eltern Alltagskonflikte lösen können
Viele Eltern, die bindungs- und bedürfnisorientiert erziehen, haben oft das Gefühl zu versagen – denn obwohl sie den Eindruck haben, im Sinne der Bindungsorientierung alles richtig zu machen, gibt es häufig Konflikte in der Familie. Solche Schwierigkeiten sind kein Zeichen für elterliche Fehler. Sie gehören zum Leben als Familie, entscheidend ist, dass sie ebenfalls bindungs- und bedürfnisorientiert gelöst werden.

Lösungsorientierte Erziehungstipps
Dabei hilft dieses Buch, das im ersten Teil wertvolles Wissen über die Meilensteine kindlicher Entwicklung vermittelt, und im zweiten Teil anhand echter Beispiele aus der systemischen bindungs- und bedürfnisorientierten Beratungspraxis von Dr. Eliane Retz zeigt, wie typische und dabei manchmal ziemlich vertrackt wirkende Schwierigkeiten oft verblüffend einfach gelöst werden können.

Blick ins Buch
Wild FamilyWild Family

Konflikte bewältigen, Geschwister verbünden, familiäre Beziehungen stärken

Der Alltagskonfliktlöser für wilde Familien

Wie kann Geschwisterstreit am besten gelöst werden? Wie spricht man mit Kindern über den Tod? Und wie reagiert man am besten auf aggressives Verhalten? In ihrem neuen Buch geben die Bestsellerautorinnen Eliane Retz und Christiane Stella Bongertz alltagspraktische Erziehungstipps zu weiteren typischen Konfliktsituationen, erklären wissenschaftlich fundiert und praxisnah, warum alles richtig zu machen nicht das Ziel sein kann und welche Chancen in Konflikten mit kleinen Kindern liegen. Anhand echter Fallgeschichten bieten sie neue Impulse für eine gute Bindung und ein glückliches Familienleben.

Ein paar Worte vorab oder: Was ist eine wild family?

Lesezeit: 6 Minuten


Eine wild family hat viele Gesichter.

Sie kann aus Mutter, Vater, Kind oder Kindern bestehen. Ebenso gibt es Familien mit zwei Mamas, mit zwei Papas. Es gibt Familien mit adoptierten Kindern, Familien, in denen die Großeltern, Tanten oder Onkel die Kinder vollständig oder teilweise erziehen. Es gibt Familien, in denen es einen Papa und zwei Mütter gibt oder zwei Papas und eine Mutter. Es gibt Patchworkfamilien mit Bonuselternteilen und Bonuskindern. Es gibt freiwillig Alleinerziehende, die ihr Kind oder ihre Kinder dank einer Samenspende bekommen haben. Es gibt Mütter oder Väter, die alleinerziehend sind, nachdem Partnerin oder Partner gestorben ist. Es gibt getrennt erziehende Eltern, die gemeinsames Sorgerecht haben. Es gibt Familien in Kinderdörfern, es gibt Großfamilien und Kleinfamilien. Und noch alle möglichen Konstellationen mehr.

Wie sie auch aussieht, immer gilt: Eine wild family ist eine Familie mit mindestens einem wild child, die die vielfältigen Anforderungen des Familienalltags im besten Fall mit viel Liebe und Einfühlungsvermögen meistert, so herausfordernd sie auch manchmal sein mögen.

Bei diesem Vorhaben hilft den Eltern einerseits ein Verständnis von kindlicher Entwicklung: Wann kann mein Kind über seine Gefühle reflektieren? Wie entwickelt sich Empathie? Wie lange sind Wutausbrüche eigentlich normal? Und so weiter.

Andererseits unterstützt Eltern das Wissen um das faszinierende Zusammenspiel der einzelnen Elemente im System Familie. Kurz: der Familienmitglieder. Denn unsere Erfahrung zeigt eindeutig: Selbst wenn wir nur ganz sanft an einer Stelle im System etwas ändern, verschiebt sich das gesamte Gefüge. Wer weiß, wie alles zusammenhängt, kann so häufig mit wenigen Lösungsschritten aus der Balance Geratenes erstaunlich schnell wieder ins Lot bringen. Unser Buch vermittelt das wertvolle Wissen um die Meilensteine kindlicher Entwicklung und die kleinen und großen „Stellschrauben“ in der Familie.


„Erziehung ist Beispiel und Liebe – sonst nichts!“

Dieses wunderbare Zitat stammt vom Pädagogen Friedrich Fröbel, dem Erfinder des Kindergartens und Schüler von Heinrich Pestalozzi. Nicht nur Kinder lernen am besten am Beispiel, auch Erwachsene. Darum – und das ist das Herzstück unseres Buches – zeigen wir Ihnen anhand echter Beispiele aus der systemischen bindungs- und bedürfnisorientierten Beratungspraxis von Dr. Eliane Retz, wie Sie typische und dabei manchmal ziemlich vertrackt wirkende Schwierigkeiten lösen. Oft geht das verblüffend einfach, obwohl die Situation anfangs häufig verfahren und kaum entwirrbar scheint – lassen Sie sich überraschen.

Echte und sehr typische Beispiele, die wir so aufbereitet haben, dass jede Familie – ob mit einem Kind, mit zwei Kindern oder vielen – daraus absolut anwendbare praktische Impulse mitnehmen kann, um das Familienleben zu entspannen, Geschwister zu verbünden, Stress zu reduzieren und den Spaß ins Zusammensein zurückzuholen.


Und warum sind Familie und Kinder bei uns wild?

Wir finden, dass der Begriff wild child kleine und auch schon etwas größere Kinder sehr gut beschreibt: Sie sind von Natur aus wild, denn sie sind lebensfroh und wollen die Welt kennenlernen und entdecken. Oder besser gesagt: Sie müssen es sogar, denn es ist ja kein Zufall, dass alle Kinder in die Autonomiephase kommen und in dieser beginnen, sich von den Eltern zu lösen – dieses Loslösen ist ein Prozess, der von nun an viele Jahre dauern wird. Das ist das Programm, das die Evolution uns Menschen mitgegeben hat.

Darum haben wir unser erstes Buch Wild Child genannt. Damals wie heute verstehen wir den Begriff wild sehr grundlegend, nämlich im Sinne von ursprünglich und unverfälscht. Ein wild child folgt seinen Emotionen. Das bedeutet nicht, dass ein wild child unbedingt ein besonders lautes oder extrovertiertes Kind sein muss oder eines, das mehr als andere auf Konfrontation aus ist. Ja, ein wild child kann zwar genau so sein, aber es kann ausdrücklich auch ein ruhiges, mehr in sich gekehrtes Kind sein. Auch ein schüchternes Kind ist ein wild child. Und Eltern grundsätzlich eher introvertierter, scheuer Kinder wissen: Auch diese können manchmal ziemlich laut und ungestüm werden.


In einer „wilden“ Familie ist immer etwas los – und das ist gut so!

Die „Wildheit“ eines Kindes, sein Ausprobieren, auch sein Toben hat einen Sinn, denn es muss immer selbstständiger werden. Es bewegt sich zwischen den Polen Bindung und Autonomie. Dieses evolutionäre „Programm“ zu verstehen, zu unterstützen und zu fördern, ist eine gute Idee. Das heißt keineswegs, die Dinge laufen zu lassen und an das Kind oder die Kinder keine Ansprüche zu stellen.

Wir Menschen sind soziale Wesen, und darum ist es wichtig, dass Kinder lernen, sich in einer sozialen Gruppe zu bewegen, sodass eine Balance zwischen ihren eigenen Interessen und Bedürfnissen und denen der anderen zustande kommt. Nur so sind soziale Systeme funktionsfähig.

Auch eine Familie ist ein soziales System, und auch in Familien gibt es eine Balance, die – wenn sie hergestellt ist – es allen Familienmitgliedern erlaubt, stabile und liebevolle Beziehungen untereinander zu pflegen, die für alle Beteiligten, ob groß oder klein, förderlich sind.

Allerdings bekommt jede Familie im Alltag immer wieder kleine oder auch große Schubser, wodurch sie vorübergehend aus der Balance gerät. Das ist völlig normal, denn Friede, Freude, Eierkuchen gibt es höchstens in der Werbung. Solche Anstöße können Probleme sein, wie das, dass ein Kind nach den Ferien nicht mehr in den Kindergarten möchte. Oder auch große Veränderungen, wie die Geburt eines Geschwisterkindes oder die Trennung der Eltern, die das familiäre System in Bewegung bringen. Dadurch können Schwierigkeiten auftauchen, die Familien vor allem dann belasten, wenn sie nicht wissen, wie sich das Gleichgewicht wiederherstellen lässt, und sie sich angstvoll fragen: Bleibt das jetzt für immer so?

In solchen Situationen möchten wir helfen, die Balance wiederherzustellen, bis sie dann den unvermeidlichen nächsten Schubser erfährt.

Mit unserem Vorgängerbuch Wild Child haben wir Eltern vor allem die Grundlagen bindungs- und bedürfnisorientierter Erziehung vermittelt. Außerdem haben wir auf die bindungsgerechte Bewältigung wiederkehrender alltäglicher Situationen – vom Anziehen über das Abholen vom Kindergarten bis zum Zähneputzen – mit Kindern in der Autonomiephase geschaut. Dabei hatten wir vor allem die Keimzelle der Bindung, die Beziehung von Elternteil und Kind, im Blick.

Mit Wild Family gehen wir also einen Schritt weiter: Wir schauen uns komplexe Situationen und Schwierigkeiten an, in die Familien geraten können. Komplexe Situationen, die übers tägliche Anziehen und das Aus-dem-Haus-Kommen hinausgehen und die den betroffenen Familien wie ein schreckliches Tohuwabohu erscheinen.

Um es mit einem alten, leicht abgewandelten Sprichwort zu sagen: Wenn Sie den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen, helfen wir Ihnen, den oder die Bäume zu finden, die gerade ein wenig Extrapflege benötigen – damit Sie anschließend wieder alle zusammen Ihren Familienwald genießen können.


So nutzen Sie dieses Buch

Wir haben jedes Kapitel mit einer Angabe über die ungefähr erforderliche Lesezeit versehen. So sehen Sie auf einen Blick, ob Sie gerade Zeit und Muße haben, diesen Abschnitt vollständig zu lesen.

Im Theorieteil haben wir das Wichtigste zu bindungsorientierter Erziehung in den jeweiligen Phasen kindlicher Entwicklung zusammengefasst. Dabei erklären wir Ihnen nicht nur die relevanten Entwicklungsschritte, damit Sie verstehen, was gerade mit und in Ihrem Kind los ist. Wir haben uns auch von praktischen Fragen leiten lassen: Wie schaffen Eltern eine sichere Bindung? Wie funktioniert Co-Regulation? Wie helfen Eltern Ihren Kindern, erste Freundschaften zu festigen?

Herzstück des Buches sind die auf echten Beratungen aus Dr. Eliane Retz’ Beratungspraxis basierenden Fallbeispiele.[*] Wir haben die Fallbeispiele nach Themen geordnet und so aufbereitet, dass auch andere Familien daraus Erkenntnis und praktischen Nutzen ziehen können. Eine genaue Beschreibung und „Anleitung“, wie Sie von diesem Abschnitt des Buches am besten profitieren, finden Sie in der Einleitung zum Praxisteil.

Es ist keineswegs notwendig, das Buch von vorne bis hinten „durchzuarbeiten“. Sie können von Abschnitt zu Abschnitt springen und gezielt zu den Themen lesen, die Sie gerade umtreiben. Das Inhaltsverzeichnis und das Register weisen Ihnen den Weg.


Wer wir sind

Dr. Eliane Retz. Ich bin Pädagogin, systemische Beraterin, Autorin und Mutter von zwei Kindern. Ich lebe in München, wo ich auch an der Ludwig-Maximilians-Universität studiert und promoviert habe. Schon seit vielen Jahren berate ich Eltern nach dem familiensystemischen Ansatz. Dabei beziehe ich mich auf aktuelle Erkenntnisse der Bindungs- und Entwicklungsforschung, denn Informationen dazu sind für Eltern der Schlüssel, um ihre Kinder zu verstehen. Warum Kinder so sind, wie sie sind, steht im Mittelpunkt meiner Elternberatung. Auf Instagram schreibe ich ebenfalls über diese Themen (@Dr.Retzel).

Christiane Stella Bongertz. Ich bin Kommunikationswissenschaftlerin, Journalistin und langjährige Autorin der Familienmagazine „Eltern“ und „Eltern Family“ und lebe mit meiner deutsch-schwedischen Familie in Südschweden. Als Kommunikationswissenschaftlerin liegt mein Schwerpunkt auf individueller Wirklichkeitskonstruktion. Als Mutter und Bonusmutter in einer Patchworkfamilie interessiert mich in diesem Zusammenhang vor allem die Lebenswelt von Familien: Wie schaffen wir gemeinsam eine förderliche, entspannte und liebevolle Realität für unsere Kinder und uns?


[*] Die echten Fälle haben wir selbstverständlich so verfremdet, dass die Anonymität aller Beteiligten gewahrt ist.

Wissenschaftlich fundiert und praxisnah
Ein einführender Theorieteil zur kindlichen Entwicklung hilft dabei zu verstehen, wann welche Entwicklungsschritte beim Kind passieren und wie wir mit neen Verhaltensweisen umgehen können.

Alltagspraktische Unterstützung
Die Autorinnen nieten ganz konkrete Lösungsstrategien für typische Konfliktsituationen, die Eltern mit Kindern zwischen 2 und 7 Jahren regelmäßig erleben.

Alltagskonflikten gelassen begegnen
Warum alles richtig zu machen nicht das Ziel sein kann und welche Chancen in Konflikten mit kleinen Kindern liegen. Anhand echter Fallgeschichten bieten die Autorinnen neue Impulse für eine gute Bindung und ein glückliches Familienleben

Entwicklung verstehen, Kleinkinder gelassen erziehen, Konflikte liebevoll lösen

Was Kinder für eine gute Entwicklung brauchen
Kleine Kinder sind wild. Sie scheren sich nicht um Konventionen oder darum, was „man“ so macht. Sie toben gern durch die Wohnung, testen fasziniert immer wieder die Funktion eines Lichtschalters oder – auch das kommt vor – werfen sich im Supermarkt auf den Boden. Dahinter stecken keine böse Absicht oder Kalkül, sie folgen nur dem Programm, das die Natur ihnen seit Millionen von Jahren mitgegeben hat, damit sie sich zu selbstständigen und starken Menschen entwickeln.

Der richtige Umgang mit der „Trotzphase“
Dieses Streben nach Autonomie setzt ein, während das Kind gleichzeitig noch viel lernen muss – und das führt natürlich immer wieder zu Konflikten. Wenn es sich dagegen wehrt, dass Papa den Reißverschluss hochzieht, obwohl es allein noch nicht so gut klappt, oder dagegen, die Kiwi zu essen, obwohl die doch so gesund ist.
Weniger Perfektionismus und mehr Gelassenheit

Eliane Retz und Christiane Stella Bongertz führen uns fundiert und mit zahlreichen Fallbeispielen ans Attachment Parenting heran. Dabei liefern sie keine Patentrezepte, denn die gibt es im Alltag mit Kindern nicht. Aber sie geben Impulse, wie typische Situationen, in denen unterschiedliche Eltern- und Kinderbedürfnisse aufeinanderprallen, anders betrachtet und gelöst werden können.

Blick ins Buch
Wild ChildWild Child

Entwicklung verstehen, Kleinkinder gelassen erziehen, Konflikte liebevoll lösen

Zähneputzen, Aufräumen, Anziehen – wie Eltern Konflikte bindungsschonend und liebevoll lösen

  • Erziehungskompetent bleiben, weniger schimpfen, Nerven behalten
  • Für Eltern mit Kleinkindern zwischen 1 und 5 Jahren
  • Mit leicht verständlichem Grundlagenteil über Bedürfnisorientierung und Bindungsforschung
  • Viele praktische Tipps für typische Konfliktsituationen im Alltag

Eltern, die bindungsorientiert mit ihrem Baby leben, wissen: Es nützt der Bindung, wenn sie prompt auf die Bedürfnisse des Kindes reagieren. Doch wenn das Baby zum Kleinkind wird, konfrontiert es die Eltern zunehmend mit seinen Autonomie- und Abgrenzungswünschen und raubt ihnen oft den letzten Nerv. Wie kann man dann Konflikte liebevoll lösen und gelassen erziehen? Dieses Buch zeigt Eltern von Kleinkindern anhand konkreter Alltagssituationen, wie man mit Wutausbrüchen umgeht, weniger schimpft, trotzdem Grenzen setzt und die Autonomie sowie die Bindung stärkt.

»Ein hervorragend aufgebautes und nützliches Buch, das ich selbst als Nachschlagewerk nutze!« Stefanie Stahl, Psychotherapeutin und Bestseller-Autorin (Das Kind in dir muss Heimat finden)

Wild Child ist ein spannender Ratgeber der in jedem Bücherregal seinen Platz finden sollte. Die Autorinnen schaffen es in verständlicher Sprache, fachlich fundiertes Wissen zu vermitteln und Eltern verschiedene Werkzeuge anhand von Alltagssituationen an die Hand zu geben, ohne mit dem erhobenen Zeigefinger zu tadeln. Besonders toll an Wild Child: Die Kapitel sind mit einer ungefähren Lesedauer gekennzeichnet, sodass man schnell einschätzen kann, für welches Kapitel man gerade Zeit hat – denn als Eltern eines Kleinkindes ist die Zeit zum Lesen häufig eher knapp. - Berlin mit Kind

Ein paar Worte vorab oder: Was ist ein wild child?

Lesezeit: 7 Minuten


Wenn man wild child bei Wikipedia eingibt, findet man unter anderem eine Teenager-Komödie, mehrere Bands und einen Zuchthengst dieses Namens. Außerdem einen Film des berühmten französischen Regisseurs François Truffaut. Darin geht es um ein Kind, das die ersten Jahre seines Lebens keinen Kontakt mit anderen Menschen hat und damit völlig unberührt von dem ist, was wir – auf die ein oder andere Weise – unter Erziehung verstehen. #wildchild ist außerdem ein Hashtag, das Fotografen und auch Eltern im Internet für Bilder verwenden, die Kinder und Teenager wild, unangepasst, rebellisch und voller Lebensfreude zeigen.
Wir finden wiederum, dass wild child eine wunderbare Bezeichnung für kleine Kinder ist. Denn auch die sind wild und scheren sich nicht um Konventionen oder darum, was „man“ so macht. Dabei toben sie gern durch die Wohnung, die zu einem Abenteuerspielplatz wird. Testen fasziniert immer wieder die Funktion eines Lichtschalters. Probieren, wie ein Gänseblümchen schmeckt. Oder – das gehört ebenfalls dazu – werfen sich im Supermarkt auf den Boden.
Weil kleine Kinder bereits nach Autonomie – nach Selbstbestimmung – streben, während sie gleichzeitig noch vieles lernen müssen, kommt es oft zu Konflikten: Die Kinder wollen etwas, können oder dürfen diesen Impuls aber nicht einfach so ausleben, wie sie sich das vorstellen. Meist wird darum von „Trotzphase“ oder „Trotzalter“ gesprochen, denn die Kinder reagieren häufig sehr heftig – und nicht nur die, sondern auch ihre Eltern.
Da kann es einem schon mal so vorkommen, als wollten sie einfach nur dagegen sein. Dagegen, dass Papa den Reißverschluss hochzieht, obwohl es allein noch nicht so gut klappt. Dagegen, im Kindersitz zu sitzen, obwohl das doch der Sicherheit dient. Dagegen, die Kiwi zu essen, obwohl die so gesund ist. Dagegen, die Badeschlappen wieder auszuziehen, obwohl vor der Tür Schnee liegt. Der Begriff Trotz unterstellt den Kindern jedoch eine Absicht, die sie nicht haben. Kleine Kinder sind spontan und ohne Kalkül. Sie folgen nur dem Programm, das die Natur ihnen seit Millionen von Jahren mitgegeben hat, damit sie sich zu einem selbstständigen und starken, überlebensfähigen Menschen entwickeln. Auch darum gefällt uns der Begriff wild child so gut, denn er wertet nicht.
Dabei sollte kein wild child allein gelassen werden wie der Junge in Truffauts Film. Es ist zunächst vor allem die Aufgabe der Eltern – also unsere –, dazu beizutragen, dass jedem wild child sein Vorhaben glückt, selbstständig und stark zu werden. Dass es nicht nur unversehrt aufwächst und sich in der Welt behaupten kann, sondern auch seinen Mitmenschen voller Empathie begegnet und ein Leben lang in der Lage ist, liebevolle, wertschätzende Bindungen einzugehen. Dass es lernt, wie es selbst dauerhaft für seine eigene körperliche und psychische Gesundheit sorgen kann. Das ist Erziehung im positiven Sinne, wie wir sie verstehen.
Die in unseren Augen beste Grundlage dafür bildet die bindungsorientierte Erziehung, denn es sind Bindungen zu anderen Menschen, an denen das Kind lernt und wächst. Zunächst zu den Eltern und Geschwistern, später auch zu Großeltern, Babysittern, Pädagogen und Betreuungspersonen in Kita und Schule, zu engen Freunden und viel später zu einem eigenen Partner. Das Leben besteht aus Bindungen, weil wir soziale Wesen sind.
Bindungsorientierte Erziehung wird oft auch bedürfnisorientierte Erziehung genannt. Bei Bindungen geht es immer um Bedürfnisse. Die des Kindes, aber auch die der Eltern und anderer Menschen in der Umgebung des wild child. Diese Bedürfnisse müssen aufeinander abgestimmt und ausgehandelt werden, sodass jeder den Raum bekommt, den er oder sie benötigt. Um zu wachsen, sich zu entfalten oder auch zu erholen von den vielen Anforderungen, die der Alltag an uns alle, Kinder wie Erwachsene, stellt.
Dass all das gelingt, dabei möchten wir Ihnen mit diesem Buch helfen.


So nutzen Sie dieses Buch

Eltern haben wenig Zeit. Auch wenig Zeit zum Lesen. Und sie sind oft müde – zu müde, um sich in wissenschaftliche Bücher über Bindung und kindliche Entwicklung zu vertiefen. Wenn der Akku leer ist, hilft es nichts, dass sie sich für diese Themen interessieren und eigentlich gern Orientierung verschaffen würden. Doch wissenschaftliche Bücher über Bindung sind häufig dicke Wälzer. Hinzu kommt: Oft sind die Informationen darüber, was eine gute, sichere Bindung ausmacht, sehr abstrakt formuliert. Da liest man etwa: Eltern sollen prompt und angemessen auf die Signale des Säuglings reagieren. Aber was ist „prompt“ und was „angemessen“? Später sollen sie dem Kleinkind genügend Autonomie zugestehen. Aber was bedeutet „genügend“ konkret? Sie sollen warm, zugewandt und liebevoll erziehen, aber auch klare Anforderungen an das schon größere Kind herantragen und durchaus für Grenzen einstehen. Aber wie macht man das? Wie viele Grenzen verträgt ein Kind in welchem Alter? Und überhaupt, was bedeutet all dies im Alltag mit Kindern? Wenn das Kleinkind tobt und sich weigert, sich die Haare waschen zu lassen? Wenn es so mit der Entwicklung seiner Autonomie beschäftigt ist, dass elterliche Bedürfnisse nach Hygiene, Ruhe und Ordnung keine Rolle mehr zu spielen scheinen?
Hier möchte dieses Buch helfen. Es soll Ihnen als Informationsquelle und Nachschlagewerk dienen, aber auch als ganz konkreter Retter in der Not, wenn mal wieder nichts so läuft, wie man sich das so schön ausgemalt hat, damals, als das erste Kind noch in Mamas Bauch heranwuchs.
Darum haben wir es übersichtlich aufgeteilt:

  • In der Einleitung bekommen Sie einen schnellen Überblick, worum es in der bindungs- und bedürfnisorientierten Erziehung geht und warum sie langfristig eine gute Idee ist.
  • In Teil I erklären wir Ihnen leicht verständlich und wissenschaftlich fundiert die Grundlagen der Bindungsforschung, auf denen eine bindungsorientierte Erziehung basiert. Auch wenn dieses Buch sich vorwiegend das Leben mit Kindern nach der Babyzeit zum Thema gemacht hat, klammern wir hier das erste Jahr nicht aus, denn alle Eltern haben das erste Jahr ihres Kindes begleitet. Von dort kommen sie. Viele Fragen deuten sich bereits an, wenn der erste Geburtstag naht. Eine ganz zentrale dabei ist: Wann muss, wann darf, wann kann ich mit dem Erziehen und Grenzensetzen anfangen, ohne das Kind oder mich zu über- oder unterfordern?
  • In Teil II geben wir Ihnen praktisches Wissen und Werkzeuge mit auf den Weg – wie die zwölf Alltags-Basics, mit deren Hilfe Sie leichter durchs Leben navigieren, ohne dabei Ihr Ziel, nämlich Ihr Kind oder Ihre Kinder gut zu erziehen, aus dem Auge zu verlieren.
  • Teil III schließlich widmet sich ganz konkreten Situationen aus dem oft herausfordernden Alltag mit Kindern im Alter von eins bis fünf (aber auch wenn die Kinder jünger oder älter sind, werden Sie Nutzen und Erkenntnisse daraus ziehen können, und vieles kann sogar Begegnungen mit anderen Erwachsenen sehr erleichtern – denn die Psychologie dahinter ist oft die gleiche). Hier erhalten Sie wirkungsvolle Tipps, wie das Leben mit kleinen Kindern wieder einfacher wird. Wir geben Ihnen Orientierung, immer angepasst an den Entwicklungs- und Verständnishorizont Ihres Kindes oder Ihrer Kinder.
  • Im Anhang gibt es außerdem ein Schlagwort-Register, mit dessen Hilfe Sie schnell die Seiten finden, auf denen steht, was Sie suchen. Vom Abholen aus der Kita übers Heimgehen vom Spielplatz bis zum Zähneputzen. Wann immer Sie schnellen konkreten Rat brauchen, ist es empfehlenswert, erst einmal hier nachzuschlagen.

Außerdem haben wir natürlich die von uns herangezogene Literatur im Literaturverzeichnis dokumentiert.


Warum sollten Sie sich ausgerechnet von uns etwas erzählen lassen?

Vorab: Sie sollen gar nichts. Wir möchten Sie nicht belehren. Wir möchten Ihnen unser Wissen und unsere Erkenntnisse zur Verfügung stellen. Denn Kinder sind unsere Zukunft, sie sind unendlich wichtig und wertvoll. Wir haben uns eingehend mit den Themen Bindung und Bedürfnisorientierung befasst – wissenschaftlich und praktisch. Wir, das sind:
Dr. Eliane Retz. Ich bin Pädagogin, systemische Beraterin und Mutter von zwei Kindern. Studiert und promoviert habe ich an der Ludwig-Maximilians-Universität München. In meiner wissenschaftlichen Arbeit hat mich interessiert, wie uns frühe Bindungserfahrungen prägen und was Eltern dabei unterstützt, ihren Weg als Familie zu finden. Die Praxis, der Alltag mit einem kleinen Kind, hat dennoch viele Fragen entstehen lassen, denn Mutter oder Vater zu werden ist ein großer Wendepunkt im eigenen Leben. Diese Fragen habe ich mir und anderen im Lauf der Zeit beantwortet und viele Konflikte gelöst. Dabei habe ich im Alltag erfahren, was ich in der Theorie schon kannte: Das kindliche Bedürfnis nach Nähe und Sicherheit ist in den ersten Lebensjahren so groß, damit sich eine sichere Bindung entwickeln kann. Für eine gesunde Autonomieentwicklung ist es aber genauso wichtig, das „Selber-tun-wollen“ des Kindes und dessen Wunsch nach Selbstständigkeit zu respektieren und zu fördern.
Warum Kinder so sind, wie sie sind, steht im Mittelpunkt meiner Elternberatung. Schon seit vielen Jahren berate ich Eltern mit ihren Säuglingen und Kleinkindern nach dem familiensystemischen Ansatz. Dabei beziehe ich mich auf aktuelle Erkenntnisse der Bindungs- und Entwicklungsforschung. Auf Instagram schreibe ich ebenfalls über diese Themen (@Dr.Retzel).
Christiane Stella Bongertz. Ich bin Kommunikationswissenschaftlerin, Journalistin und langjährige Autorin der Familienmagazine Eltern und Eltern Family. Für meine Arbeit bin ich es gewohnt, komplexe wissenschaftliche Sachverhalte ebenso verständlich wie unterhaltsam zu präsentieren. Unter anderem betreue ich eine Expertenrubrik, in der ich im engen Austausch mit Wissenschaftlern und anderen Experten stehe. Dabei gewinne ich fundierten und oft frühzeitigen Einblick in aktuelle Themen und Entwicklungen der Forschung – auch in Sachen Erziehung und Bindung.
Mein wissenschaftliches Interesse wiederum liegt auf Wirklichkeitskonstruktion. Dabei geht es darum, wie wir auf Basis unserer – oft unbewussten – Glaubenssätze in Interaktion miteinander unsere gemeinsame Alltagswirklichkeit hervorbringen. Und wenn es um die Alltagswirklichkeit von Familien geht: Wie können wir das Wissen um diese Prozesse nutzen, um bewusst eine langfristig entspannte, liebevolle und förderliche Realität für unsere Kinder und uns selbst als Eltern zu schaffen?
Nicht zu vergessen: Ich bin selbst Mutter und außerdem „Bonusmama“ – diesen charmanten Namen haben Stiefmütter in meiner Wahlheimat Schweden –, mein Einblick ins Thema ist also nicht rein theoretisch.


Einleitung: Bindungs- und Bedürfnisorientierung: Was ist das eigentlich und warum ist das eine gute Idee?

Lesezeit: 14 Minuten


„Bindungsorientierte Erziehung? Ja, hab ich schon mal gehört. Das ist doch, wenn man die Kinder stillt, bis sie schon ganz groß sind!“
Oder:
„Klar weiß ich, was ›bedürfnisorientiert‹ bedeutet! Das ist, wenn die Kinder keine Grenzen gesetzt bekommen und alles dürfen. So zieht man Tyrannen auf!“
So oder ähnlich lauten manche Vorurteile, wenn man von bindungs- oder bedürfnisorientierter Erziehung spricht. Auch wenn Stillen zweifellos eine großartige Möglichkeit für die Mutter ist, eine starke Bindung zu ihrem Baby aufzubauen, ist es keinesfalls eine Bedingung dafür. Es gibt noch unendlich viel mehr, was Mütter und Väter tun können, damit Bindungssicherheit wächst und sich langfristig etabliert.
Ein bindungs- und bedürfnisorientierter Erziehungsstil ist auch nicht dasselbe wie die antiautoritäre Bewegung, der weniger erziehungswissenschaftliche als vielmehr politisch motivierte Theorien zugrunde liegen, oder eine permissive Erziehung, bei der dem Kind fast alles erlaubt ist. Er hat auch nichts zu tun mit der noch recht jungen Unerzogen-Bewegung. Wer bindungs- und bedürfnisorientiert erzieht, schreckt logischerweise nicht von vornherein vor dem Begriff „Erziehung“ zurück – den lehnen die Unerzogen-Anhänger aber rundheraus ab. Und nein, Bedürfnisorientierung ist auch nicht damit verknüpft, wie man sich ernährt, welche Standpunkte man bei Gesundheitsthemen vertritt oder gar damit, bei welcher Partei man am Wahltag sein Kreuzchen setzt.
All dies deutet schon an, dass es hier ein großes Spannungsfeld gibt. Die einen sagen: „Ihr tut zu wenig! Ihr starrt nur noch gebannt auf eure Handys, anstatt euch mit euren Kindern zu beschäftigen!“ Aber man hört auch: „Ihr tut zu viel! Ihr verwöhnt eure Kinder mit dieser bedingungslosen Liebe. Diese Generation wird niemals selbstständig werden.“ Da geht es dann um Rabeneltern versus Glucken – oder es werden die moderneren Beschimpfungen verwendet: die (angeblich) überbehütenden Helikopter- oder Rasenmähereltern auf der einen Seite und die (angeblich) nie auftauchenden U-Boot-Eltern auf der anderen.
Irgendwie ist es nie richtig, was Eltern tun.
Wie der Blick in die historische Pädagogik zeigt, müssen sich Eltern bereits seit Jahrhunderten kritisieren lassen. Es gab schon immer zwei Pole: Die einen glaubten, dass Kinder alles mitbringen und wir Erwachsene diesen Prozess am besten liebevoll begleiten, das kleine Pflänzchen hegen und pflegen. Dem gegenüber standen die Vertreter der strafenden Pädagogik: Die kleine Pflanze wird streng überwacht, um Wildwuchs zu verhindern. Auch Gewalt war lange legitim, man durfte die Pflanze in die „richtige Richtung ziehen“.
Darum wird bis heute nach neuen Begrifflichkeiten gesucht, denn wer schon einmal versucht hat, Erziehung zu definieren, der merkt schnell, dass dies ein schwieriges Vorhaben ist. Es impliziert eben dieses „Ziehen“, die „Korrektur“. Viele Eltern sprechen lieber von „begleiten“, von „Beziehung statt Erziehung“. Allerdings fällt dabei ein wenig hintenüber, dass Eltern durchaus eine, wie es im Berufsjargon heißen würde, „leitende Funktion“ haben. Ihre Aufgabe ist es, dem Kind zu zeigen, wo der Weg in eine selbstbestimmte Zukunft entlangführt und wie man ihn geht.
Kinder benötigen Erziehung, davon sind wir überzeugt. Aber nicht, damit sich Eltern ihr Kind zurechtziehen oder -stutzen können wie eine Zierpflanze in einem barocken Garten, die man in eine bestimmte Form pressen möchte. Vielmehr ist gute, förderliche Erziehung wie ein Klettergerüst, das das junge Pflänzchen stützt und schützt und an das es sich anlehnen kann, solange es noch zart und klein ist – damit es ungestört zu einem Baum werden kann, der stark genug ist für die Anforderungen des Lebens.


„Erziehung ist Beispiel und Liebe – sonst nichts“

Das hat der Pädagoge Friedrich Fröbel gesagt, der visionäre Erfinder des Kindergartens und wiederum ein Schüler des Schweizer Pädagogen Heinrich Pestalozzi.
Wir möchten uns dieser „Erziehungsformel“ anschließen.
Die Grundlage des Lernens am Beispiel ist eine vertrauensvolle, stabile Bindung. Ein Kind wird nämlich vor allem dem Exempel desjenigen Menschen folgen, dem es vertraut und dem es sich verbunden fühlt. Und diese Bindung entsteht aus der elterlichen Liebe, die das Kind erfahren darf. Das geschieht von Geburt an, wenn seine angeborenen Bedürfnisse gestillt werden: nach Nahrung, Geborgenheit, Schutz und Nähe. Im Lauf der Zeit lernt das Kind dann auch am Beispiel, wie liebevolle, gute Beziehungen funktionieren: Wenn nämlich nicht nur seine eigenen Bedürfnisse, sondern ebenso die Bedürfnisse der anderen eine Rolle spielen dürfen. Damit es diesen Lernprozess bereitwillig durchlebt, ist eine gute Bindung die Voraussetzung und sichere Basis.
Bindungsorientierung und Bedürfnisorientierung sind aus diesen Gründen zwei Seiten derselben Medaille. Je nachdem, welches Wort man benutzt, schaut man nur auf etwas andere Aspekte derselben Sache.

Wichtig:Wir werden in diesem Buch mal den einen, mal den anderen Begriff benutzen, je nachdem, auf welchen Aspekt wir gerade unseren Blick richten. Dennoch verstehen wir Bindungsorientierung und Bedürfnisorientierung als weitgehend synonym.

Bedürfnis- und bindungsorientierte Elternschaft bedeutet, dem Kind vorzuleben: Egal, was ist, egal, welches negative Gefühl dich gerade bewegt, ob du wütend, traurig, genervt, verzweifelt bist und auch, wenn du gerade deinen Bäuchleintee über meinem Computer ausgekippt hast, wir lösen das. Zusammen. Du bist nicht allein. Ich liebe dich ganz genau so, wie du bist. In meinen Augen bleibst und bist du immer liebenswert, auch dann, wenn du dich wenig liebenswert verhältst. Auch dann, wenn du wütend, traurig oder verzweifelt bist. Auch dann, wenn du dich kränkend mir gegenüber verhältst und sagst: „Du bist eine blöde Mama/ein blöder Papa.“ Auch wenn ich nicht immer deiner Meinung bin, kannst du auf mich zählen. Aber auch ich habe Emotionen und Bedürfnisse, die zählen und für die ich einstehen darf.
Durch solch eine liebevolle Haltung fühlt sich das Kind nicht nur gebunden und geborgen. Es lernt am Vorbild, wie man sich selbst und andere liebt, ernst nimmt und dabei gelassen die Herausforderungen des Lebens meistert. Wie man Konflikte aushandelt und bewältigt. Weil dies mit ihm zusammengelebt wird. Daraus erwächst Resilienz, die Fähigkeit, sich wieder aufzurappeln, egal, was kommt. Daraus erwachsen Selbstvertrauen und Stärke. So bildet sich Stressresistenz. Seelische Widerstandskraft. Die wirkt auch auf den Körper zurück. Man weiß heute, dass einem Übermaß an negativem Stress und dem dadurch aus dem Gleichgewicht gebrachten Hormonsystem eine Rolle bei der Entstehung vieler Krankheiten zukommt.
Bedürfnisorientierte Elternschaft bedeutet auch, sich mit dem Kind zu freuen, zusammen Spaß zu haben. Sie bedeutet, einfach das Leben in all seinen Facetten zu teilen und dabei gemeinsam ein festes Band zueinander zu knüpfen, das auch dann nicht reißt, wenn es mal hoch hergeht.

Die Grundlagen für bindungsorientierte Erziehung
Erziehen und Grenzensetzen, ohne das Kind oder mich zu über- oder unterfordern: Wie reagiert man angemessen auf die Bedürfnisse von Kindern? Wieviel Autonomie braucht ein Kleinkind?

Praktische Tipps für den Alltag mit Kindern
Leichter durchs Leben navigieren, ohne dabei Ihr Ziel, nämlich Ihr Kind oder Ihre Kinder gut zu erziehen, aus dem Auge zu verlieren.

Bedürfnisorientiertes Familienleben mit Kleinkindern
Dieses Buch zeigt Eltern von Kleinkindern anhand konkreter Alltagssituationen, wie man mit Wutausbrüchen umgeht, weniger schimpft, trotzdem Grenzen setzt und die Autonomie sowie die Bindung stärkt.

„Erziehung ist Beispiel und Liebe – sonst nichts“ Friedrich Fröbel

Bedürfnis- und bindungsorientierte Elternschaft bedeutet, dem Kind vorzuleben: Egal, was ist, egal, welches negative Gefühl dich gerade bewegt, ob du wütend, traurig, genervt, verzweifelt bist und auch, wenn du gerade deinen Bäuchleintee über meinem Computer ausgekippt hast, wir lösen das. Zusammen. Du bist nicht allein. Ich liebe dich ganz genau so, wie du bist. In meinen Augen bleibst und bist du immer liebenswert, auch dann, wenn du dich wenig liebenswert verhältst.

Auch dann, wenn du wütend, traurig oder verzweifelt bist. Auch dann, wenn du dich kränkend mir gegenüber verhältst und sagst: „Du bist eine blöde Mama/ein blöder Papa.“ Auch wenn ich nicht immer deiner Meinung bin, kannst du auf mich zählen. Aber auch ich habe Emotionen und Bedürfnisse, die zählen und für die ich einstehen darf. Durch solch eine liebevolle Haltung fühlt sich das Kind nicht nur gebunden und geborgen.

Es lernt am Vorbild, wie man sich selbst und andere liebt, ernst nimmt und dabei gelassen die Herausforderungen des Lebens meistert. Wie man Konflikte aushandelt und bewältigt. Weil dies mit ihm zusammengelebt wird. Daraus erwächst Resilienz, die Fähigkeit, sich wieder aufzurappeln, egal, was kommt. Daraus erwachsen Selbstvertrauen und Stärke. So bildet sich Stressresistenz.

„Um sich gut zu entwickeln braucht ein Kind Bindung und Autonomie"

Ein Interview mit den Autorinnen Eliane Retz und Christiane Stella Bongertz

Warum heißt Ihr Buch „Wild Child"?

Das Hashtag #wildchild wird oft für Bilder verwendet, die Kinder unangepasst und voller Lebensfreude zeigen. Wir finden, dass der Begriff toll auf kleine Kinder passt, denn die sind von Natur aus wild und wollen die Welt kennenlernen. Das ist das Programm, das ihnen die Evolution mitgegeben hat und das sich oft erstmals mit voller Wucht in der Autonomiephase ab etwa anderthalb Jahren zeigt: Dann will so ein wild child unheimlich viel, kann aber noch relativ wenig. Das führt ziemlich regelmäßig zu Frust und Konflikten. Statt dass wir jetzt den Kindern nun „Trotz“ und damit Kalkül unterstellen – das sie schon aufgrund ihrer Gehirnentwicklung gar nicht haben können – brauchen die Kinder nun noch mehr als vorher die Unterstützung und das liebevolle Vorbild von uns Eltern. Ein Gespür dafür zu entwickeln, in Alltagssituationen angemessen liebevoll zu reagieren, ohne sich einerseits aufzureiben oder andererseits seine Erziehungsaufgabe zu vergessen, dabei möchten wir helfen.

Was ist bindungsorientierte Erziehung?

Diese Form der Erziehung rückt Bindung und Autonomie in den Mittelpunkt. Denn ein Kind braucht beides, um sich gut zu entwickeln, auch wenn das wie ein Widerspruch klingen mag. Dafür, dass es sich traut, die Welt zu entdecken, ist eine möglichst sichere Bindungsbeziehung zu den Eltern das Fundament. Ist das gegeben, sind die Kinder große Welterforscher, sie spielen vertieft und knüpfen gute Beziehungen zu ihren Peers. Dabei gewinnen sie immer mehr an Unabhängigkeit, ohne davon überfordert zu werden. Denn ein sicher gebundenes Kind weiß, dass es jederzeit Unterstützung von seiner sicheren Basis, den Eltern, bekommen kann, wenn es mit einer Aufgabe oder einem Gefühl nicht zurechtkommt. Bindungsorientierte Erziehung grenzen wir dabei ganz klar von antiautoritären Konzepten ab. Bindungsorientiert heißt nicht „grenzenlos“. Aber es bedeutet, dass man Erziehung nicht als einen Machtkampf betrachtet, sondern jeden Tag erneut dazu bereit ist, seinem Kind zuzuhören und gemeinsam mit ihm nach Lösungen zu suchen, wenn es Konflikte gibt – angepasst an den kognitiv-emotionalen Entwicklungsstand.

Wie kommt man als Eltern gut durch die sogenannte „Trotzphase“?

Die Erkenntnis, dass Kleinkinder extrem abhängig von ihren Eltern sind und gerade deshalb so intensiv nach Unabhängigkeit streben müssen, um eben nicht ein Leben lang abhängig zu bleiben, hilft Eltern oft sehr. Kinder sind nicht gegen ihre Eltern, wenn sie Autonomie zeigen, sie „trotzen“ nicht, sondern versuchen vielmehr, die eigene Entwicklung aktiv zu gestalten. Dabei sollte man sich von der Vorstellung lösen, dass man im Alltag mit Kindern nur bestimmte Tricks anwenden muss, damit das Zusammenleben gut klappt. Stattdessen geht es um das elterliche Mindset. Wird der Alltag zur Herausforderung, weil das Kleinkind eben alterstypisch wild ist, ist es gut, wenn Eltern die wissenschaftlichen Fakten kennen, warum es sich so verhält. Dann bekommt diese stürmische Phase eine große Sinnhaftigkeit, Mama und Papa können das Kind annehmend begleiten und Konflikte einfühlsam lösen. 

Wer sollte Ihr Buch lesen?

Erst mal soll niemand irgendetwas – aber wir würden uns sehr freuen, wenn wir mit unserem Wissen und auch unserer Erfahrung Eltern von Kleinkindern in ihrem oft stressigen Alltag entlasten könnten. Damit sie sich darauf konzentrieren können, ihre Kinder liebevoll durch diese aufregende Phase des Größerwerdens begleiten und, ja, auch leiten zu können. Und wir würden uns wünschen, dass auch Großeltern, Babysitter oder jede und jeder andere, die oder der mit kleinen Kindern zu tun hat, mal einen interessierten Blick hineinwerfen würden – um besser zu verstehen, was mit den „kleinen Wilden“ eigentlich wirklich los ist.

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