Lieferung innerhalb 1-3 Werktage
Bezahlmöglichkeiten
Vorbestellung möglich
Kostenloser Versand*
Blick ins Buch
Blick ins Buch
Gebrauchsanweisung für Neapel und die Amalfi-KüsteGebrauchsanweisung für Neapel und die Amalfi-Küste

Gebrauchsanweisung für Neapel und die Amalfi-Küste

Maria Carmen Morese
Folgen
Nicht mehr folgen

„ ›A camorra‹ - auch die dunkle Seite der Stadt komm nicht zu kurz. Aber vor allem ist der Band ›Gebrauchsanweisung für Neapel und die Amalfi-Küste‹ von Maira Carmen Morese für Reiselustige gedacht, die sich für Naturschönheiten, städtische Sehenswürdigkeiten, gutes Essen und Shopping begeistern.“ - Neues Deutschland

Alle Pressestimmen (1)

Taschenbuch (15,00 €) E-Book (12,99 €)
€ 15,00 inkl. MwSt.
sofort lieferbar
In den Warenkorb Im Buchshop Ihrer Wahl bestellen
Geschenk-Service
Für den Versand als Geschenk können eine gesonderte Lieferadresse eingeben sowie eine Geschenkverpackung und einen Grußtext wählen. Einem Geschenkpaket wird keine Rechnung beigelegt, diese wird gesondert per Post versendet.
Kostenlose Lieferung
Bestellungen ab 9,00 € liefern wir innerhalb von Deutschland versandkostenfrei
€ 12,99 inkl. MwSt.
sofort per Download lieferbar
In den Warenkorb
Geschenk-Service
Für den Versand als Geschenk können eine gesonderte Lieferadresse eingeben sowie eine Geschenkverpackung und einen Grußtext wählen. Einem Geschenkpaket wird keine Rechnung beigelegt, diese wird gesondert per Post versendet.
Kostenlose Lieferung
Bestellungen ab 9,00 € liefern wir innerhalb von Deutschland versandkostenfrei

Gebrauchsanweisung für Neapel und die Amalfi-Küste — Inhalt

„Mit liebenswürdigem Charme und oft mit Witz wird der Leser mit den Geheimnissen der brodelnde Metropole Süditaliens bekannt gemacht.“ Frankfurter Allgemeine Zeitung

Vulkanfeuer und azurblaues Meer, antikes Erbe und Gegenwartskunst: In kaum einer anderen Region sind so viele Gegensätze vereint wie am Golf von Neapel. Mit liebevollem Humor führt uns Maria Carmen Morese durch ihre Heimat, wo man stolz ist auf die temperamentvollsten Frauen und die schönste U-Bahn der Welt und wo an 235 Tagen im Jahr die Sonne scheint. Auf ihren Streifzügen erkundet sie die mediterranen Schönheiten Positano, Amalfi und Ravello; lässt sich von Ischias Landschaft bezaubern und spürt dem historischen Luxus in den Thermen und archäologischen Parks von Pompeji nach. Sie verrät, warum das Blutwunder von San Gennaro immer wieder anstandslos klappt, wann Sie die Blaue Grotte für sich alleine haben und wie die rote Koralle gegen den bösen Blick schützen kann …

€ 15,00 [D], € 15,50 [A]
Erschienen am 01.09.2016
240 Seiten, Flexcover mit Klappen
EAN 978-3-492-27688-7
Download Cover
€ 12,99 [D], € 12,99 [A]
Erschienen am 20.05.2015
240 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-97204-8
Download Cover

Leseprobe zu „Gebrauchsanweisung für Neapel und die Amalfi-Küste“

’O sole.
Ankunft in Neapel

Napole tre cose tene belle : ’o sole, ’o mare, e ’e sfugliatelle, sagt ein neapolitanisches Sprichwort : Drei schöne Dinge gibt es in Neapel : die Sonne, das Meer und die sfogliatelle ( ein köstliches Gebäck aus hauchdünnem Blätterteig ). Seit Jahrhunderten besticht die Aussicht auf die Bucht mit dem Vulkan im Hintergrund durch ihren bezaubernden Charme. Die Bauspekulationen der Sechzigerjahre, die die Landschaft mit Eisen und Zement verschandelten, konnten der besonderen Ausstrahlung dieser Gegend wenig anhaben. Die [...]

weiterlesen

’O sole.
Ankunft in Neapel

Napole tre cose tene belle : ’o sole, ’o mare, e ’e sfugliatelle, sagt ein neapolitanisches Sprichwort : Drei schöne Dinge gibt es in Neapel : die Sonne, das Meer und die sfogliatelle ( ein köstliches Gebäck aus hauchdünnem Blätterteig ). Seit Jahrhunderten besticht die Aussicht auf die Bucht mit dem Vulkan im Hintergrund durch ihren bezaubernden Charme. Die Bauspekulationen der Sechzigerjahre, die die Landschaft mit Eisen und Zement verschandelten, konnten der besonderen Ausstrahlung dieser Gegend wenig anhaben. Die Neapolitaner sehen ihre Stadt ohnehin wie eine Frau, aus den tiefen Gesichtsfalten funkeln die dunklen Augen wie damals, als die Griechen sie Parthenope, „ Mädchenauge “, nannten, nach der mythischen Sirene, die an dieser Küste ihren letzten Seufzer tat.

Am schönsten ist Neapel vom Meer aus gesehen. Die Stadt schmiegt sich an eine Hügelkette − von der Anhöhe des Posillipo bis zum Hang des Vesuvs −, die den Golf in einer sanften Umarmung umschließt : Jugendstilvillen, Kirchenkuppeln, gelbe und korallenrote Palastfassaden ziehen vorüber. Und dann sonnenbeschienene Dachterrassen, sich windende Gassen und kleine Plätze. Am Hafen empfängt den Gast das imposante Castel Nuovo, auch Maschio Angioino genannt. Aber verglichen mit der Kartause von San Martino, die, einer Krone gleich, auf der höchsten Erhebung, dem Hügel des Vomero, die Stadt dominiert, sieht die Festung eher wie ein trauriger braungrauer Koloss aus. Mittendrin, zwischen Zentrum und San Martino, leuchten die letzten grünen Felder Neapels und sogar terrassenartig angelegte Weinberge. Hatten die Neapolitaner diesen Anblick vor Augen, als die Redensart entstand ?

Überall in Neapel ist die Abbildung der ovalen türkisfarbenen Bucht mit dem Vesuv im Hintergrund zu sehen. In jedem Büro der Stadtverwaltung hängt ein Bild des Golfs. Und natürlich hat jede Rahmenhandlung eine oder mehrere Kopien eines solchen Gemäldes aus dem Settecento, dem 18. Jahrhundert, in ihrem Schaufenster stehen. Vesuv und Bucht schmücken Tassen, Pralinenschachteln und als stilisiertes Emblem sogar die Bus- und U-Bahn-Fahrkarten.

Neapel ist mit der Vorstellung vom guten Klima untrennbar verbunden. Laut der Wetterstation Kampaniens scheint die Sonne in Neapel an 235 Tagen im Jahr. Die Temperaturen sind auch im Winter angenehm, sodass Bars und Restaurants durchgehend Tische und Stühle auf dem Trottoir stehen haben.

Als ich nach achtzehn Jahren in Deutschland erstmals wieder den Fuß auf neapolitanischen Boden setzte, um hier meiner neuen Arbeit nachzugehen, empfing mich am Flughafen ein strahlend blauer Himmel wie im Bilderbuch. Die erste Überraschung erlebte ich am Taxistand. Es gibt eine Schlange ! Ich hatte die Neapolitaner als chaotische Meute in Erinnerung. Mittlerweile aber warten die Leute geduldig in der Reihe, bis sie drankommen. Damit das Prozedere schneller vonstattengeht, dirigiert ein korpulenter Mann die Wartenden. Heftig gestikulierend, schreit er Anweisungen in einem unverständlichen Dialekt : Auto fährt vor, Taxifahrer steigt aus, verstaut Gepäck im Kofferraum, Leute steigen ein, weiter, nächstes Auto und wieder das animalische Gebrüll : „ Uè ! Signò ! A ’cca ! Bitte hierher ! “ Als ich in das Taxi steige, lächelt mich ein junges Sarazenengesicht an und fragt unvermittelt : „ Centro o tangenziale ? “ Übrigens : Auf der Webseite der Stadtverwaltung ist unter „ tariff predeterminata “ eine Tabelle der Taxipreise zu finden, die Liste hängt auch an der Rückenlehne in jedem Taxi aus. Denn wie in jeder Großstadt versuchen die Fahrer stets, die Touristen ein bisschen über den Tisch zu ziehen. Mit der Tabelle in der Hand soll einem die unangenehme Erfahrung erspart bleiben. Die Taxifahrer finden trotzdem immer irgendeinen Grund für ein paar Euro Aufschlag …

Ich entscheide mich für den Weg durch das Zentrum und gegen den Stadtring, denn so oder so muss man sich auf dichten Verkehr einstellen. Das Taxi fährt über die Piazza Garibaldi auf die Hauptverkehrsader Corso Umberto, biegt dann am Hafen in die Via Acton in Richtung Riviera di Chiaia, die vornehme Uferpromenade, wo sich mein neues Büro befindet. Während der Fahrt fällt mir auf, dass die Balkone der schönen neoklassizistischen Gebäude kaum genutzt werden. Meistens dienen sie als Standort für die Motoren der Klimaanlagen. Nur einmal sehe ich einen einsam rauchenden Herrn. Werbeschilder hängen an den antiken, verschnörkelten Balkongittern. Wenn ich den Blick ganz nach oben richte, sehe ich einen Streifen hellblauen Himmels und dann Sonnenschirme, Palmen und Oleander, die von den Balustraden der Dachterrassen hervorlugen. Während unten Autos, Busse und Mofas die Straße verstopfen und es auf den Bürgersteigen von eilenden und drängelnden Passanten nur so wimmelt, scheinen sich auf den Dächern kleine private Paradiese zu verbergen. Die Terrasse ist zentraler Ort im neapolitanischen Alltag : Hier wird zu Mittag und zu Abend gegessen, der Espresso wie der Aperitif getrunken, werden Freunde empfangen. Freilich gibt es nur wenige Glückliche, die sich eine Wohnung mit Terrasse leisten können. Aber deswegen verzichtet kein Neapolitaner auf den Genuss der Sonne. Sobald die Temperaturen die zwanzig Grad erreicht haben, geht der Sonnenhungrige ans Meer. Bereits im April liegen auf den Felsblöcken vor der Promenade Jung und Alt.

Erwartungsgemäß verbrachte ich die erste Zeit mit Wohnungssuche. Zunächst kam ich für ein paar Wochen zur Untermiete bei Familie Militante unter. Ich hatte die Anzeige für eine stanza singola con bagno, panoramica am Schwarzen Brett im deutschen Generalkonsulat gefunden. Die Dame am Telefon war reizend. Nach zwei Minuten – mit ein paar geschickten Fragen – wusste sie schon über mein Leben Bescheid. „ Hausnummer 22, ganz oben. “ Ich wollte schon auflegen, als sie energisch hinzufügte : „ Und sagen Sie dem Portier bitte nicht, dass Sie kommen, um sich das Zimmer anzuschauen. Ich werde Sie als meinen Besuch ankündigen. “ Als ich zu verabredeter Stunde erschien, machte ein schmächtiger Mann am Eingang die Tür auf, und bevor ich auch nur „ Äh “ sagen konnte, wies er auf den Fahrstuhl : „ Sechster Stock. “ Dann drückte er mir ein Zehn-Cent-Stück in die Hand. Denn in Neapel ist es immer noch üblich, dass man für die Nutzung des Fahrstuhls eine Münze einwirft. Damit trägt man zu seiner Wartung bei.

Als ich das Zimmer sah, war ich sofort angetan. Es hatte honigfarbenes Parkett und neue Möbel. Vom Fenster aus sah man den Umriss der „ blauen Insel “ Capri wie auf einer Zeichnung von Karl Friedrich Schinkel. Auch der Majolikafußboden im Esszimmer, das ich mir wie die Küche mit der Familie Militante teilen musste, schien aus dem vorigen Jahrhundert zu stammen. Nachdem ich das Zimmer angemietet hatte, wurde ich im Nu zur Nichte der Vermieterin befördert. Per carità, um Gottes willen dürfe der Portier nicht erfahren, dass ich hier zur Miete wohne. Im ersten Moment dachte ich, dass sich die Dame womöglich schäme. Vielleicht war die Familie aus finanzieller Not gezwungen, das Zimmer zu vermieten. Aber dann fiel mir auf, dass mir weder ein Mietvertrag noch eine Quittung ausgehändigt worden waren. Das ist – streng genommen – kein ausschließlich neapolitanisches Phänomen. Auch in Rom und Mailand hinterziehen die Vermieter Steuern. Deswegen verabschiedet die italienische Regierung regelmäßig neue und strengere Vorschriften, was die Vermietung von Privatwohnungen angeht. So kann das Schwarzvermieten, wenn die Finanzpolizei dahinterkommt, eine sehr teure Angelegenheit werden. Vielleicht fürchtete die Dame, der Portier könnte sie bei der zuständigen Behörde anschwärzen ?

In den darauffolgenden Wochen suchte ich intensiv nach einer anderen Wohnung. Bekannte und alte Schulfreunde fragten mich : „ Bist du für immer aus Berlin weggezogen ? Warum denn das ? “ Sie konnten sich einfach nicht vorstellen, dass ich freiwillig nach Neapel zurückgehen würde. Fujtevenne !, lautete der Imperativ des neapolitanischen Dramatikers Eduardo De Filippo, der seinen Mitbürgern empfahl, die Stadt wegen der seit Jahrhunderten bestehenden Probleme unbedingt zu verlassen. In keiner anderen italienischen Stadt wird so über Missstände gejammert wie in Neapel. Als ich meinen Geschwistern von meiner Absicht erzählte, dieses Buch zu schreiben, fuhr mein Bruder Antonio hoch. Für die „ Gebrauchsanweisungen für Neapel “ brauche man nicht ein ganzes Buch zu schreiben. Drei Worte würden vollkommen genügen : Nun ce venite ! Kommt nicht her ! Organisierte Kriminalität  (camorra) , Verwicklungen zwischen krimineller Unterwelt und Politik, Umweltverschmutzung und vor allem die Arbeitslosigkeit machen den Neapolitanern zu schaffen. Fujtevenne : Neapel ist noch immer eine Stadt, aus der man am besten auswandert. Anfang des 20. Jahrhunderts gingen zwei Millionen Neapolitaner nach Amerika. Gegenwärtig ziehen vor allem zahlreiche Hochschulabsolventen nach Norditalien oder ins Ausland zur Arbeitssuche. Jedes Jahr veröffentlicht das Innenministerium die Statistik der Ab- und Anmeldungen in ganz Italien. Die Zahl derjenigen, die aus Süditalien weggezogen sind, hat wieder das Niveau der Sechzigerjahre erreicht, als eine Million Menschen ins industrielle Dreieck ( Mailand, Turin, Verona ) und nach Deutschland auswanderten.

Meine Freunde sagten : „ Jetzt suchst du eine Wohnung ? Poverina. Du Arme ! “ Eine Mietwohnung in Neapel zu finden ist ein titanisches Unternehmen, das dazu auch noch Engelsgeduld verlangt. Man muss die Sprache der Anzeigen verstehen. „ Gasetagenheizung “ kann bedeuten, dass der Vermieter vielleicht gedenkt, irgendwann einmal eine Heizung einzubauen. Der Zeitpunkt ist natürlich unbekannt. Hinter ristrutturato oder buono stato verbergen sich meist renovierungsbedürftige Räume. Die Nachmittage verbrachte ich also mit Anzeigenlesen und Wohnungsbesichtigungen. Andere Freunde sagten : „ Warum ziehst du nicht zu deinen Eltern ? “ In Neapel und in ganz Süditalien leben die Kinder bei ihren Eltern, bis sie heiraten oder sich endlich eine eigene Wohnung leisten können.

Ungern wird in Neapel zudem an residenti, die Ansässigen, vermietet. Die Eigentümer meinen, wenn der Mieter erst mal eingezogen sei, hätten sie überhaupt nichts mehr zu sagen. Ohne mit ihnen Rücksprache zu halten, reiße er Wände ein, lasse neue einbauen, die ganze Sippschaft ziehe ein, und irgendwann bezahle er auch die Miete nicht mehr. Bis man schließlich einen nicht solventen Mieter auf legalem Weg loswird, können Jahre vergehen. Deswegen zieht man es vor, uso foresteria zu vermieten, also an Auswärtige, die sich berufsbedingt nur für eine begrenzte Zeit in der Stadt aufhalten. Auch die gesetzlichen Vorschriften sind in diesem Fall für die Vermieter günstiger. Der Vertrag läuft nach einem Jahr aus, sprich : Bei Verlängerung kann die Miete erhöht werden. Die Lieblingsmieter der Neapolitaner sind Diplomaten und Sportler : Diese sind meist alleinstehend, immer im Büro oder beim Training, auf Dienstreise oder für Auswärtsspiele unterwegs. Da ich weder das eine noch das andere bin, musste ich mich wie alle anderen durch den Dschungel des neapolitanischen Immobilienmarkts schlagen.

Ich weinte mich bei meiner besten Freundin aus. Jeden Abend telefonierte ich nach Berlin. „ Wie ist das Wetter bei euch ? “, fragte sie. Meine Antwort : „ Wie gestern : sonnig. “ – „ Ach, du hast es gut ! “, war ihr Kommentar. Hier erntete ich also kein Mitgefühl. Als ich mich für eine Wohnung an der Piazza Dante im historischen Zentrum interessierte, warnte mich wieder mal die Vermieterin am Telefon vor, ich dürfe dem Portier nicht sagen, ich sei wegen der Wohnung dort. Am besten meldete ich mich als eine Freundin von Maria Rosaria. „ Warum ? “, fragte ich, als die Vermieterin uns in der Wohnung empfing. Meine Schwester, die mich an dem Tag begleitete, schaute mich mit Missbilligung an. Ihr Blick sagte, die achtzehn Jahre im Ausland hätten meine Erinnerung an die neapolitanischen Bräuche offenbar ausgelöscht. Die Portiers verbringen den Tag damit, das Hin und Her der Hausgäste zu beobachten, Post und Pakete entgegenzunehmen. Deswegen wissen sie über alles und jeden Bescheid. Weil die Tätigkeit aber wenig anspruchsvoll ist, gehen sie Nebentätigkeiten nach. Zum Beispiel empfiehlt der Portier einen neuen Mieter, verlangt aber vom Vermieter eine Provision wie ein professioneller Makler, ungefähr eine Monatsmiete. Im Jargon ist aber nicht von Provision die Rede, sondern von regalo, einem Geschenk, mit dem sich der Vermieter für die Aufmerksamkeit bedankt. Neapolitaner sprechen nicht gerne über Geld. Wenn man einen Bekannten mit einer Dienstleistung beauftragt, das Auto oder den Fernseher zu reparieren oder einen kleinen Transport zu organisieren, geniert er sich, sobald man nach dem Preis fragt. „ Un regalo a piacere, ein Trinkgeld nach Ihrem Belieben “, ist oft die Antwort oder : „ Ma, niente, fate voi, nichts, ganz wie Sie meinen ! “

Es vergingen einige Monate, bis ich endlich meine Wohnung im zentralen Viertel Toledo-San Ferdinando fand. Sie war zwar unrenoviert, hatte aber zwei helle Räume und eine kleine Terrasse mit Aussicht auf die Piazza. Für die Maler­arbeiten empfahl mir der Vermieter, mich an den Portier zu wenden. Dieser habe vor Jahren in einem Malerbetrieb gearbeitet. Franco, ein großer Mann, permanent mit dem Flicken eines Tauchanzugs beschäftigt, ist im Haus der „ Mann für alles “ : Er kümmert sich um kleine Reparaturen, hilft beim Transportieren von Gepäck oder Einkaufstüten und organisiert sogar Nah- und Fernumzüge. Auch holt er Zigaretten für Hausbewohner, die zu bequem sind, selbst herunterzugehen, und bringt ihre Mülltüten weg. Als wir über sein Honorar sprachen, wollte er sich zunächst nicht festlegen, dann begann das tira e molla, das Tauziehen der Verhandlungen. Er sagte 1500, ich sagte 1000, er gab vor, den Auftrag abzulehnen. Ich spielte die Beleidigte und zog die Mundwinkel nach unten, machte aber keine Anstalten, das Portierhäuschen zu verlassen. Mein deutscher Ehemann folgte verdutzt dem Gespräch. Minuten vergingen mit diesem köstlichen Hin und Her, bis wir endlich einen für beide Parteien akzeptablen Kompromiss fanden. Natürlich hatte der Hausmeister anfangs einen doppelt so hohen Preis wie eine professionelle Malerfirma verlangt. Schließlich war ich neu in der Stadt, und er konnte annehmen, ich würde die Preise nicht kennen. Und ohnehin war er davon ausgegangen, dass ich als Neapolitanerin verhandeln würde.

Ab und an besuchte ich Franco während der Renovierung, um den Stand der Dinge im Auge zu behalten. Die Arbeiten verliefen schleppend. Um mich von seinem Pfusch abzulenken, erzählte er mir gerne vom Haus und von den Nachbarn. In den Neunzigerjahren gehörte die Wohnung einem Musikproduzenten, der hier seine Firma hatte. Er war der Spross einer Familie von bekannten Sängern und Musikern, die in Neapel Musikgeschichte geschrieben haben. Ende der Neunziger ging die Firma sotto e ’ncoppa, bankrott. Die Wohnung wurde unter Wert an einen Unternehmer, meinen jetzigen Vermieter, verkauft. Damit fing eine Opera buffa an mit Don Giovanni und dem treuen Diener Leporello. Der Eigentümer benutzte die Räume eigentlich eher als Abschreibungsobjekt und pied à terre, um seine Geliebten zu treffen. Blondierte Damen mit großer Oberweite gingen ein und aus, erzählte Franco. Eine tagsüber, eine andere abends. Ab und an rief die Ehefrau des Unternehmers an und wollte wissen, wer ihren Mann besuche. „ Signora, ich weiß es nicht. Die Leute kommen und gehen. Es sind viele Büros in diesem Haus. “ Franco runzelt die Stirn, was hätte er ihr sagen sollen ? Schließlich gab ihm Herr T. jede Woche eine bella mancia, ein sattes Trinkgeld, „ um die Blumen zu gießen “. Sobald der Eigentümer außer Haus war, betrat Franco die Dachwohnung. Weniger um sich den Pflanzen zu widmen, als sich in die Sonne zu legen. „ Che spettacolo ! Welch herrliche Aussicht ! “, sagte er mir und ließ dabei in der Geste der Bewunderung die Hand schnell kreisen. Er nahm sogar seinen eigenen Liegestuhl mit hoch. Manchmal stieg er mit der Leiter aufs Dach und lag in der Sonne, ungestört süße Mußestunden verbringend. Er betrachtete den Golf, die Fähren, die von den Inseln Ischia und Procida kamen, die Möwen, die auf den Statuen der gegenüberliegenden Kirche saßen und ihr Geschrei von sich gaben. Auf der Terrasse in der Sonne zu liegen ist schließlich der Traum vieler.

Endlich konnten wir mit zwei Monaten Verspätung die Wohnung Ende November beziehen. Als ich gerade dabei war, die Gardinen anzubringen, sah ich von der Leiter aus auf dem Balkon unter uns den Nachbarn in Unterhose. Er erinnerte an einen jener antiken Fischer, die die Veduten der nordeuropäischen Reisenden der Grand Tour bevölkern. Später erschien er in einem weißen Bademantel : Wie auf dem Deck eines Kreuzfahrtschiffs legte er sich auf den Liegestuhl und wandte das Gesicht der schüchternen Novembersonne zu. Die braune Hautfarbe ist für die Süditaliener nach wie vor Zeichen von Gesundheit und Schönheit, Ozonloch hin oder her.

Ich traf die Nachbarn auf der Treppe. Sie begrüßten mich und unterhielten sich mit mir über das Wetter, dann fragten sie, ob es in Deutschland kalt sei : „ Fa freddo in Germania, fa freddo ? “ Die Wiederholung am Ende des Satzes ist charakteristisch für die süditalienische Sprache, sie dient als Verstärkung, ist Ventil für Emotionen. Die Neapolitaner haben die Vorstellung von Nordeuropa als einem Land eisiger Kälte. Auch der Portier fragte mich mit mitleidigem Blick, ob bei meinem langen Aufenthalt in Deutschland die Sonne geschienen habe. So blass schien ihm mein Gesicht. Er meinte, ich solle in der Villa Comunale, im Stadtpark oder an der Uferpromenade spazieren gehen, ’o sole würde das schon richten.

Nichts fürchtet der Süditaliener mehr als Regen und Kälte. Im Winter, der meist nur ein paar Wochen dauert, beklagt er sich über das Unwetter. Und wenn es regnet, gibt es auf den Straßen kein Durchkommen mehr, denn alle lassen das Mofa in der Garage, verzichten auf den Bus und fahren lieber mit dem Auto, um trocken ihr Ziel zu erreichen. Mein Cousin geht nicht zur Uni, weil es schon vorgekommen ist, dass die U-Bahn wegen starken Regens stehen blieb. Und sogar Ausstellungseröffnungen sollen bei schlechtem Wetter schon buchstäblich ins Wasser gefallen sein, weil die geladenen Gäste einfach nicht erschienen.

Die portieri, die Pförtner, sind diejenigen, die die Kunst des Euphemismus am besten beherrschen. Der herrschaftliche Palazzo, in dem mein Büro untergebracht ist, wird von einem Ehepaar behütet. Gleich hinter dem acht Meter hohen Tor befindet sich ein kleines Häuschen aus Mahagoniholz, in dem sich das Paar tagsüber abwechselt. Oft sitzen sie auch zusammen hinter dem Glas und sehen wie eine schlechte Kopie des Königspaars von Velázquez „ Las Meninas “ aus. An der Mauer hinter ihrem Stuhl hängt neben einem Kalender mit Ansichtspostkarten von Capri ein kleines Bild des Mönchs aus Pietrelcina, dem heiligen Padre Pio. Die Frau Portierin ist Dienerin, Kupplerin und Furie zugleich. Ihre Haut hat ganzjährig die Farbe von Milchschokolade. Sobald der Frühling einbricht, stellt sie sich vor den Palazzo. An die Mauer gelehnt, dreht sie das Gesicht zur Sonne : „ Così mi abbronzo, um braun zu werden “, meint sie zu mir im vertraulichen Ton. Einen Stuhl darf sie vor das Haustor nicht stellen. In diesem Palazzo herrschen strenge Regeln, denen sogar Frau Portierin ihre Lust auf Sonne unterordnen muss. Die schmalen Lippen schminkt sie mit einem glänzenden, meist pinkfarbenen Lippenstift. Ihr Ton ist autoritär, duldet keine Widerworte. Dagegenhalten oder protestieren nützen nichts, denn das Wort ist ihre Waffe. Wenn sie sich aufregt, wird der Mund zu einer dünnen, festen Linie wie die Fratze einer Marionette aus dem Puppentheaterspiel mit Pulcinella. An meinem ersten Arbeitstag empfing sie mich mit einem traurigen Gesichtsausdruck. Die Augenbrauen waren wie die Mundwinkel nach unten gebogen, und in den nussfarbenen Augen schimmerte ein mehrdeutiger und selbstsicherer Blick. Sie heiße mich willkommen, sagte sie und streckte dabei die Hand aus. Da ich neu hier sei, erlaube sie sich, mir einige Informationen über das Haus zu geben. Dabei müsse sie nun leider auch einige Mitteilungen über das Verhalten der Kunden meines Büros machen. Sie kämen und gingen und ließen ständig das Tor zuschlagen; damit würden sie gegen die Regeln der Hausgemeinschaft verstoßen. Es gebe sogar manche, die im Treppenhaus rauchten. Und andere würden im hellhörigen Innenhof laut miteinander reden oder Telefonate auf dem Handy entgegennehmen. Damit würde der Hausfrieden beträchtlich gestört werden. Obwohl sie selber immer vermittelnd gewirkt habe, seien in letzter Zeit die Wohnungseigentümer dem Büro gegenüber ziemlich negativ eingestellt. Ganz unvermittelt fragte sie mich dann mit einem schüchtern-scheinheiligen Lächeln nach den typischen Bräuchen in Deutschland : Ob die Deutschen auch Weihnachten und Ostern feiern ? Eigentlich hatte ich schon bei ihrem ersten Wort gespürt, dass es sich hier nicht einfach um einen höflichen Willkommensgruß handelte. Jetzt war mir klar, dass sie mir ihre zentrale Position direkt am Eingang des Hauses verdeutlichen wollte. Vor allem machte sie mich damit auf das ihr zu Festtagen zustehende Trinkgeld aufmerksam !

Am Tag darauf bekam ich Besuch von einer Journalistin einer lokalen Tageszeitung. Sie erschien mit einer kurzen Verspätung, ein dringender Anruf habe sie noch im Hof erreicht. Als sie gerade ihr Handy aus der Tasche geholt hatte, habe die Hausmeisterin sie sogleich auf die Hausordnung hingewiesen : Besucher dürfen im Hof nicht telefonieren ! Die sei aber wirklich sympathisch, meinte die Pressefrau. Sie verdrehte die Augen und bewegte die rechte Hand wie einen Fächer nach unten. Die Geste meinte : Mannomann, was für ein Typ. Die hat doch Haare auf den Zähnen !

So schlimm ? Sind die Neapolitaner wirklich so anstrengend ? Dazu kann ich eine Geschichte erzählen. Als Gott die Welt schuf, gab er Neapel das blaue Meer, die schöne Sonne, das milde Klima. Auf den Hügeln hinter der Bucht ließ er Pinien, Oleander und Bougainvilleen wachsen. Und er sah, dass es gut war. Dann machte sich Gott daran, Berlin zu erschaffen. Er nahm Sand, warf diesen zur Erde, worauf nichts wuchs. Graue Wolken überzogen den Himmel, und Regen kam das ganze Jahr über herunter. Daraufhin trat ein Engel an die Seite des Herrn und sprach zu ihm : „ Mein Herr, ist das gerecht ? Neapel so schön, Berlin so trist ? “ Da dachte der Herr nach und erschuf die Neapolitaner.


’O mare.
Tag und Abend am Meer

Das Meer gehört den Neapolitanern, zumindest wenn man den sentimentalen Liedern der Belle Époque Glauben schenkt. Von Weitem funktioniert die optische Täuschung heute wie früher. Es ist blau wie der Himmel, aber von Nahem gesehen, entpuppt sich das Blaue vom Himmel als eine fromme Lüge : Wenn man an der Uferpromenade in Richtung Castel dell’Ovo läuft, riecht es leider manchmal nach faulen Eiern. Laut dem jährlichen Bericht der italienischen Umweltschutzorganisation Legambiente sind die Kläranlagen Neapels veraltet und völlig unzureichend angesichts der hohen Bevölkerungsdichte. Den Rest besorgen der Hafen, nach Genua der zweitgrößte Italiens, und die vielen Personenfähren, Tragflächenboote und privaten Yachten, die hier jeden Tag an- und wieder ablegen.

Aber wen interessieren schon die wissenschaftlichen Studien an einem heißen Sommertag ? Vom Yachthafen in Mergellina bis nach Santa Lucia herrscht in der schönen Jahreszeit ein Gewimmel von rustikalen Badenixen und polternden Neptunen, die ungeachtet des Badeverbots Kühlung im Meer suchen. Junge Mütter unterhalten sich lebhaft. Ihr Rücken ist so gerötet, dass er wie Schlangen die Haut abwirft. Die Großmutter holt frische Melonenscheiben aus der Kühltasche und ruft die Enkel herbei, die mit Schwimmflossen ihren ersten unabhängigen Gang in die Wellen versuchen. Jugendliche – manche von ihnen tragen bloß eine Unterhose – wetteifern im Springen von den Wellenbrechern. Ein verliebtes Pärchen schmust ekstatisch.

Dieser Anblick bietet sich mir an einem heißen Junitag aus dem Fenster des amerikanischen Generalkonsulats, wohin ich zu einem Termin eingeladen bin. Der weiße, von Betonklötzen abgeschottete Koloss befindet sich an der Piazza della Repubblica, direkt am großen Boulevard Via Caracciolo. Das sei das popolino, das lärmende Kleinvolk, das von den quartieri, den überquellenden Vierteln, jeden Tag, einem Barbarenzug gleich, hierherströme, erklärt mir eine Assistentin des Konsuls, während ich aus dem Fenster schaue. Die Neapolitaner aus den vornehmeren Chiaia und Vomero würden an die Strände am Posillipo und Marechiaro gehen. Dort sei schon wegen der hohen Eintrittspreise für die privaten Strandklubs die Kundschaft ausgesiebter. Hier bekommen wir jetzt einen Hauch der traditionellen Animositäten unter den Stadtvierteln zu spüren.

Schon wegen seiner geografischen Position als Viertel auf dem höchsten Hügel fühlt sich das bürgerliche Vomero zu Besserem berufen. Wenn Sie an der Piazza Vanvitelli aus der funicolare oder der U-Bahn steigen, bekommen Sie durch die vielen gepflegten neoklassizistischen Bauten den Eindruck, Sie seien in einer norditalienischen Stadt wie Mailand oder Bergamo. Übrigens, die funicolari ! Die berühmten Drahtseilbahnen Neapels werden zu Ihrem bevorzugten Beförderungsmittel werden. Drei Linien ( Montesanto, Centrale und Parco Margherita/Chiaia ) verbinden im Zehnminutentakt das Zentrum mit dem Hügel. Mit diesem antiken Vehikel legen Sie in sehr kurzer Zeit eine Strecke zurück, die Sie mit dem Auto oder dem Bus mindestens eine halbe Stunde Fahrt durch den dichten Verkehr und über enge Serpentinenstraßen kosten würde. Gebaut um die Jahrhundertwende, sind sie in den Neunzigern restauriert worden. Die alten Züge mit den Holzsitzen wurden abgeschafft. Trotz Renovierung haben einige Bahnhöfe etwas von ihrer altmodischen Patina behalten. Die Leuchtschrift in der Funicolare Centrale kündigt an, ob die nächste Fahrt diretto oder misto ist. Schon diese Bezeichnungen klingen wie aus der Zeit meiner Großeltern. Diretto, die nur jede halbe Stunde fährt, verbindet beide Endstationen Toledo und Vomero ohne Zwischenhalt. Misto hält zusätzlich an den Zwischenstationen Petraio und Corso Vittorio Emanuele. Für die Bewohner des Viertels Vomero sind die unteren Stadtteile im historischen Zentrum und am Meer Napoli giù. Wenn die Vomereser das sagen, schwenken sie die Hand in einer abschätzigen Geste von oben nach unten. Napoli giù : Das ist geräuschvolle Kulisse, die Enge der kleinen Gassen, das plebejische Leben. Oben am Vomero sei alles feiner, schon die Luft sei wegen der Höhe sauberer, meinen sie und übersehen dabei gerne, dass die Straßen um die autofreie Einkaufsmeile der schicken Via Scarlatti zu jeder Tagesstunde verstopft sind. Wiederum ist der Bewohner des Stadtzentrums davon überzeugt, die vomeresi seien arrogant. Auch die Einwohner von Chiaia werden als überheblich betrachtet, aber weil hier das Leben so glänzt, bewundert und beneidet man sie.

Chiaia ist das Viertel am Meer, aber ebenso das Viertel der Mode. Hier residieren die Ausstatter der sartoria napoletana, die in der Welt Synonym für gepflegte Herrenmode geworden ist. Hier können Sie sich maßgeschneiderte Hemden aus leichtem Baumwollmusselin sowie Anzüge aus englischem Stoff anfertigen lassen. Auch die Preise orientieren sich übrigens am kostspieligen Londoner Vorbild. In Chiaia ist alles brillanter, schicker, edler, schöner. Die herrschaftlichen Palazzi zwischen der Piazza dei Martiri und der Piazza Amedeo gelten als die teuersten Immobilien der Stadt. Die Damen und Herren sind exquisit gekleidet, als wären sie der neuesten Vogue entsprungen. Sie haben es gut ! Die dandyhaften Chefredakteure, die Galeristen und Architekten, Intellektuellen und Modeschöpfer, Makler und Anwälte, die abends zum Aperitif im Caffè Cimmino oder in der Via Belledonne mit ihrem BMW erscheinen.

Wie einfach und beschaulich ist dagegen das Leben in Santa Lucia und Mergellina. Zwar sind es auch bürgerliche Viertel, sie zeichnen sich aber durch eine heterogene soziale Struktur aus. Zwischen dem Tuffsteinmassiv des Pizzofalcone und der Via Santa Lucia besteht ein dichtes Geflecht von engen Gassen, genannt il pallonetto, wo schon im 19. Jahrhundert die Camorra hauste. In der vornehmen Via Santa Lucia lebte dagegen das wohlhabende Bürgertum, aber auch die Fischer und die Kutscher. Ich wette, Sie kennen das Lied  Santa Lucia . Nein ? Okay, dann singe ich jetzt die Melodie, und Sie werden es sofort erkennen. Denn die neapolitanischen Lieder, die von Santa Lucia inspiriert wurden, sind in aller Welt bekannt. Sie besingen die herrlichen Aussichten auf die Bucht von Neapel im Mondlicht. In Santa Lucia stehen die Grandhotels, die traditionsreichen luxuriösen Herbergen, in denen berühmte Reisende wie Giacomo Casanova und Alexander von Humboldt bis hin zu Sophia Loren, Bill Clinton und Claudia Schiffer wohnten.

Auch der Kiez Mergellina ist von einer gemischten Bevölkerungsstruktur geprägt. Einerseits sind in den imposanten Bauten Konsulate, Banken, Notar- und Anwaltskanzleien untergebracht. Andererseits wohnen hier große Familien mit bescheidenen Monatseinkommen, die auf dem günstigen Markt am Largo Torretta einkaufen.

Aber zurück ans Meer. Dort, gleich hinter der Piazza Sannazzaro, wo die Anhöhe des Posillipo beginnt, sind mehrere kleine Buchten, welche die Stadt an Privatleute verpachtet hat. Das Wasser sei dort sauber, denn ein Netz halte den Schmutz fern, so glauben viele. Man sieht kleine Strände mit dunklem vulkanischen Sand. Bei anderen findet man Holzstege, die auf die Felsen gebaut wurden. Die Strände am Posillipo sind als mondäne Orte des Sommers in die Stadtgeschichte eingegangen. Im Bagno Elena zum Beispiel, Mitte des 19. Jahrhunderts eröffnet und zu Ehren der italienischen Königin nach ihr benannt, trafen sich Aristokraten, Minister, Tänzerinnen und Millionäre. Hier nahmen stürmische Liebesaffären ihren Anfang, über die in der Stadt monatelang getratscht wurde. Hier wurde Politik gemacht, wurden Geschäfte diskutiert und mit einem Handschlag besiegelt. Heute sind die lidi schon lange nicht mehr ausschließliches Privileg der Hochwohlgeborenen. Neben die feinen Gräfinnen legen sich auch die Kassiererinnen, Sekretärinnen und Lehrerinnen in die Sonne, vorausgesetzt, sie sind bereit, die stolzen Eintrittspreise zu zahlen. Inzwischen sind die Anlagen zu regelrechten Unternehmen geworden, Tempel der Schönheit und des Müßiggangs. Zwischen dem Bad und einem kleinen Nickerchen kann man unter dem Sonnenschirm eine Ayurveda-Rückenmassage oder eine Maniküre bestellen. Auch muss die feine Dame nicht schwitzen. Einige Bereiche auf dem Holzsteg sind dank eines ausgeklügelten Systems sogar im Freien klimatisiert.

Zwischen den Grandhotels und dem Castel dell’Ovo verbergen sich die exklusiven circoli, in denen die Bourgeoisie ihre Freizeit verbringt. Eine kleine, eher unscheinbare Steintreppe führt vom Bürgersteig hinunter zu einem Kai, zum Herrenklub. Man klingelt an einer soliden Holztür, auf der das Wappen des Klubs prangt. Ein Butler in Uniform öffnet und sagt : „ Guten Abend, Professor R. erwartet Sie auf der Terrasse. “ Oder : „ Buongiorno, Herr M. freut sich, Sie im Kaminzimmer zu sehen. “ Selbstverständlich, es sind Herrenklubs, zu denen Gäste und Damen nur Zutritt auf Einladung haben. Man wird durch mehrere Räume mit hellem Majolikafußboden geleitet, die den Blick auf den kleinen Yachthafen freigeben. Das Mobiliar ist im Marinestil gehalten : rotbraunes Holz und tiefblaue Sessel und Diwane, alles vom Feinsten, ein wenig Kitsch, ein wenig englisch. Auf dem Kaminsims Holzmodelle von Segelschiffen und Fregatten. Verschiedene nationale wie ausländische Tageszeitungen und Magazine stehen dem Gast zur Verfügung. Große Bildbände über Meere und Ozeane präsentieren sich stolz in den Bücherregalen.

Hier trifft man sich zum Lunch oder zum Abendessen, zum Kaffee oder zum Aperitif. Die Hausordnung ist streng. Abends sind für den Herrn Krawatte und Jackett Pflicht. Handygespräche sind unerwünscht. Dennoch sitzt in einem Sessel in der Ecke ein Gast mit dunkelgrüner Ray-Ban-Sonnenbrille, der auf mobile Gespräche nicht verzichten kann. Er verdeckt seinen Mund mit der Hand und spricht sehr leise : Ist er ein Politiker, ein Industrieller, ein Promianwalt ? Denn eines ist klar : Im Club Savoia wie im benachbarten Circolo Italia verkehrt ein bessergestelltes, konservatives Pub­likum.

In einem Speisesaal sind alle Tische weiß gedeckt, das Besteck ist aus Silber, die Kellner tragen makellose Handschuhe. Die Brötchen sind filigran wie kleine Wolken, als ob die Prinzessin auf der Erbse sie bestellt hätte. Keine neapolitanische Folklore, sondern gedämpfte Stimmen, langsame Bewegungen, Diskretion. Während man diniert, betrachtet man durch die große Fensterfront, wie ein Segelschiff an Land kommt. Jemand hilft, das Tau an einem Poller zu befestigen. Ein Herr Mitte fünfzig und ein jüngerer Mann gehen an Land. Früher – so erzählt mir die Freundin, die mich an dem Abend zu einer Einladung in einen der circoli mitgenommen hat – herrschte unter den Vereinen eine große soziale Konkurrenz. Die Mitgliedschaft bei dem einen oder anderen gab Auskunft über die gesellschaftliche Schicht, ob Aristokrat, Unternehmer oder Neureicher. Der Vater meiner Freundin, eine echte Fürstin, deren Familienstammbaum bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht, bevorzugte den Circolo Italia. Er zog irritiert die Augenbrauen hoch, wenn es um den Circolo Savoia ging. Heute sind diese sozialen Grenzen verwischt. Dennoch, für die Passanten, die in Richtung Castel dell’Ovo spazieren, sind die Herrenklubs nicht nur nicht sichtbar, sondern auch weiterhin verschlossen.

Tagsüber gehört die Promenade den Brautleuten, die oft Schlange stehen, um sich vor der grandiosen Kulisse der Bucht mit dem Vesuv im Hintergrund fotografieren zu lassen. Die Hochzeit ist für Italiener das Fest der Feste. Da ist der Neapolitaner nicht knauserig. Für diesen Tag sparen die Familien seit der Taufe der Braut oder des Bräutigams. Jetzt ist stundenlanges Posieren vor der einmaligen historischen Kulisse angesagt, damit „ der schönste Tag “ auch in Erinnerung bleibt. Ein Fotograf mit Pferdeschwanz brüllt dem Brautpaar irgendwelche Anweisungen zu. Eine junge Frau mit schulterfreiem Kleid und Glitzertäschchen legt das Kleid der Braut zurecht, eine andere kümmert sich um die Schleppe, eine Dritte hält den Blumenstrauß verträumt in der Hand und zwinkert einem jungen Mann mit gegeltem Haar und schwarzer Brille zu. Zwei junge Männer, auch sie mit kiloweise Pomade in den Haaren und der obligatorischen Sonnenbrille, filmen die Fotoaufnahme. Touristenbusse bleiben stehen, runde Gesichter lächeln hinter der getönten Scheibe, die Japaner fotografieren gleich mit. Aber die Braut hat Ringe unter den Augen; sie sieht müde und angestrengt aus. Leider führt kein Weg daran vorbei. Jetzt wie Monica Bellucci gucken, lässig und leger wie die Models im Magazin posieren. Vermutlich sehnt sie sich nur nach dem Abend, danach, die spitzen Schuhe und das enge Korsett ablegen und endlich schlafen zu können.

Nach dem Fotoshooting findet das mehrgängige Bankett statt. Man geht zu einem der vielen Restaurants am Borgo Marinari, dem malerischen Fischerquartier auf der kleinen Felseninsel neben dem Castel dell’Ovo.

Im 12. Jahrhundert von Wilhelm I. erbaut und vom Stauferkaiser Friedrich II. erweitert, jahrhundertelang Militärgefängnis, ist die Burg durch Damm und Brücke mit der Via Partenope verbunden. Sie ist heute Museum und Veranstaltungsort der Comune di Napoli. Das Kulturdezernat der Stadt organisiert in den kargen Räumen Kunstausstellungen und Konferenzen. Ausländische Konsulate halten auf der Aussichtsplattform, direkt am Wasser, ihre Jahresempfänge ab. Neben dem Vesuv und natürlich der Schirmpinie stellt die mittelalterliche Burg das Markenzeichen Neapels dar. Laut dem Volksmund befindet sich in einem unentdeckten unterirdischen Gemach das „ Ei des Vergil “. Sollte das Ei zerbrechen, werde Neapel untergehen. Ist das der Grund, warum immer ein Polizeiauto vor dem imposanten Tor steht ? Die Tür des Wagens steht meist offen, der diensthabende Polizist lehnt daran und beobachtet die vielen Passanten. Einheimische und Touristen kommen täglich in Scharen vorbei. Stadtführer und Fotoapparate werden aus den Taschen gezogen, es wird vorgelesen, erklärt, geknipst : links Borgo Marinari und der Vesuv, rechts der Posillipo, gegenüber, zum Greifen nah, Capri. Der Ordnungshüter fächelt mit der Mütze : Wie viele nackte Beine und Arme ! Und milchweiße Dekolletés, blaue Augen, anmutiges Lächeln ! Da entgeht einem schon mal das Mofa, das sich, das Fahrverbot missachtend, auf die Insel schmuggelt.

Vor allem abends belebt sich der Kiez. In den gelb gestrichenen kleinen Häusern gibt es mehrere Fischrestaurants mit Terrasse direkt auf dem Kai. Kellner stehen am Eingang und locken mit einem jovialen buonasera die Kunden. Wenn die Sonne sinkt und das Licht orangefarben wird, ist die Stimmung im Borgo Marinari wie zuzeiten der dolce vita. Sind es die Nähe des Meers und die milde Luft, die nach Salzwasser und Algen riecht ? Oder ist der Anblick der sanften Flanken des Vesuvs, der Jugendstilfassaden der Hotels, die in der Abendsonne wie das Lächeln einer Matrone strahlen, der Grund dafür, dass sich auf einmal das Gefühl puren Glücks einstellt ? Auch die verführerisch duftenden Nudeln mit Tintenfischen und Tomaten tun das Ihre dazu.

Als man hier vor einer Dreiviertelstunde ankam, blickte man neugierig und ein wenig neidisch auf die fetten Yachten, die hier ihren Ankerplatz haben, und fragte sich, wie wohl das Leben der Superreichen auf einem dieser erstklassigen Boote aussieht. Jetzt ist es egal : Vor diesem Anblick, an diesem Restauranttisch, gedeckt mit einer absurden rot-weiß karierten Tischdecke und bedient von einer Wirtin, die wie die junge Sophia Loren aussieht, fühlt man sich mit dem Leben im Einklang. Sogar die Bettler, die Musikanten, die Handleser, die fast im Minutentakt vorbeikommen, können dem Glücksgefühl wenig anhaben. Ich komme oft abends hierher, um Freunde oder Kollegen zu treffen. „ Sophia “ ( eigentlich heißt sie Giovanna ) lächelt mit ihren grünen Katzenaugen, bringt einen kleinen Korb mit taralli und einen Krug gekühlten Weißweins. Die taralli ! Ich liebe diese krossen Brezeln mit Mandeln und Pfeffer. Viele Neapolitaner schwören darauf, dass die besten in der Altstadt gebacken werden.

Mein Lieblingsgericht bei Sophia sind die Spaghetti mit frischen Tomaten und Basilikum, vor allem im Sommer, wenn die Tomaten die Farbe von Korallenperlen angenommen haben. Ihr süß-säuerlicher Geschmack macht die Stimmung noch milder. Das zarte Mahl versetzt mich in eine Art Meditation. Die Spezialität des Borgo Marinari aber ist die Fischküche. Fischgerichte und Muscheln in allen Varianten : mit Nudeln, Risotto, gekocht, frittiert, gedünstet, gegrillt. Die Leidenschaft der Neapolitaner gilt den Frutti di mare, den Venusmuscheln, cozze, datteri di mare und lupini. Die Neapolitaner sind geradezu gierig danach. Sie essen sie nicht, sondern saugen sie ein, lassen sie kurz auf der Zunge liegen, bevor sie sie schlucken. Ihr Mund braucht den Geschmack, den Duft nach Meer und Algen, den man unmöglich kauen kann. Meeresfrüchte wecken die Sinne. Darum dürfen sie bei keinem romantischen Rendezvous fehlen.

In den Sechzigerjahren, als die Qualität des Wassers noch bedenkenlos war, aßen die Neapolitaner die Muscheln roh, beträufelt mit Zitronensaft. Mittwochs und freitags fuhr mein Großvater in aller Herrgottsfrühe mit seinem schneeweißen Alfa Romeo zum Hafen. Hier wartete Antonio Morese auf die Boote, die, vom nächtlichen Fang zurückkehrend, beim ersten Sonnenschein ihre Waren in Strohkörben ausbreiteten. Selbstverständlich war es damals wie heute gefährlich, die Früchte ohne jegliche hygienische Maßnahme zu essen. Oft genug bekam ich die heftigen Diskussionen zwischen meinen Großeltern mit. Dramatisch warf meine Großmutter ihrem Mann vor, er würde sich Typhus holen. Stets antwortete er daraufhin süffisant, nur derjenige, der die Meeresfrüchte ängstlich esse, stecke sich an; wer sie leidenschaftlich mit viel Zitronensaft verschlinge, bleibe unversehrt. In der Tat wurde mein Großvater nie krank. Noch mit achtzig servierte ihm meine Mutter frische Venusmuscheln, die er, verfressen wie eine Katze, lautlos hinunterschluckte. Manche wagen es heute noch, die Muscheln roh zu essen. Sie fahren zum Golf von Pozzuoli, außerhalb der Stadt, wo die Muscheln vor dem Verkauf einige Tage im sauberen Salzwasser liegen, bevor sie gespült und zum Verkauf angeboten werden. Die echten Neapolitaner meinen, dass die Meeresfrüchte gekocht ihren typischen Geschmack verlieren.

Das Essen ist bevorzugtes Gesprächsthema der Neapolitaner, mittags und abends, zu Hause wie auf der Arbeit und in der Schule. Nach dem höflichen come stai ? ( Wie geht’s dir ? ) lautet oft die nächste Frage : hai mangiato ? ( Hast du schon gegessen ? ) Montags unterhalten sich die Kollegen über die Gerichte, die am Wochenende auf dem Speiseplan standen. Wenn sie sonntags ans Meer fahren, erzählen sie am nächsten Tag nicht vom Wetter und vom Strand, sondern was ihre Nachbarn unter dem Sonnenschirm verzehrt haben.

Der Hunger der Neapolitaner muss wirklich groß gewesen sein ! Einige Fischarten sind fast völlig verschwunden. Dass es mit der Fauna des Golfs nicht gut bestellt ist, erfahre ich von der Ozeanwissenschaftlerin Flegra Bentivegna, als ich sie an einem warmen Nachmittag in der zoologischen Station „ Anton Dohrn “ besuche. Aus dem Fenster ihres Labors sehe ich die hohen Palmen der Villa Comunale, des 1780 zwischen der Straße Riviera di Chiaia und dem Boulevard Via Caracciolo angelegten Parks.

Das Aquarium zählt zu den ältesten meeresbiologischen Forschungseinrichtungen der Welt. 1872 von Anton Dohrn gegründet, war die zoologische Station die erste in Europa, in der die Fische des Mittelmeeres in ihrer natürlichen Umgebung gezeigt wurden. „ Erst mit Dohrn entstand in Neapel die Neugier für die Seetiere. Früher hatten die Leute kein Interesse am Leben der Fische. Klar, sie haben sie lieber gegessen “, meint Flegra und schließt zugleich die Hand wie einen Vogelschnabel und bewegt sie in Richtung Mund.

In der Bibliothek stehen die Bronzebüsten der Naturforscher Karl Ernst von Baer und Charles Darwin, der übrigens mit Dohrn eng befreundet war. Sie sollen an die Ziele des Forschungsinstituts erinnern : die Entwicklung und die Evolution aller Lebewesen zu studieren. Das Aquarium stellt einen Höhepunkt in der Geschichte der deutsch-italienischen Kulturbeziehungen dar. Der alte Bibliotheksaal beherbergt die berühmten Wandmalereien des Malers Hans von Marées ( 1837–1887 ), der mit seinem Werk den Mythos der Italiensehnsucht fortgeschrieben hat. In den hohen Räumen der Bibliothek mit Aussicht auf Capri und das Meer betrachten wir die Naturlandschaft und die Menschen Kampaniens, wie die Künstler sie vor 200 Jahren gesehen haben : ein Boot mit rudernden Fischern auf offener See, eine Frau, die verträumt ins Wasser schaut, eine Osteria am Meer, davor eine sitzende Greisin im schwarzen Gewand, ein Orangenhain. Die stimmungsvollen Gemälde vermitteln all die Ruhe und Sinnlichkeit eines mediterranen Sommertags.

Wieder und wieder gingen hier prominente Gäste ein und aus : der Mediziner Robert Koch, der Biochemiker Otto Warburg, der erste Präsident der Bundesrepublik, Theodor Heuss. Neunzehn Nobelpreisträger durften unter den Gewölben des neoklassizistischen Baus forschen. Aber auch Maler und Schriftsteller ließen sich von der besonderen Aura dieses Orts faszinieren. In seinen Tagebüchern hat Paul Klee 1902 „ schlangenartige Ungeheuer mit giftigen Augen, Riesenmaul und taschenartigem Kropf “ geschildert. Polypen erinnern ihn an Kunsthändler. Einer beäugt ihn „ kompromittierend und vertraulich … als ob ich ein neuer Böcklin wäre und er ein zweiter Gurlitt “.

Hundert Jahre später ist auch der Schriftsteller Ingo Schulze von einem großen Oktopus beeindruckt. „ Er war in einem Forschungsbassin von einem Angestellten geärgert worden. Der Mann hatte immer wieder im Wasser geplätschert, was Tintenfische offenbar nicht mögen. Wieder und wieder war der Oktopus aufgescheucht worden. Als der Mann am nächsten Tag den Raum betrat, traf ein Schwall Wasser sein Gesicht. Noch bevor er irgendetwas begriff, bekam er eine weitere Ladung vor den Latz. Seine Kollegen … glaubten ihm zunächst nicht. Später aber entdeckten sie, dass auch die Tür nass war und die Lache davor nicht allein von den beiden Würfen herstammen konnte. Der Tintenfisch, so schlossen sie, … hatte in der Nacht geübt und Wassersalven in Richtung Eingang geschleudert. “  (Orangen und Engel) 

Sommerbeginn heißt für Flegra und ihre Mitarbeiter der zoologischen Station „ Anton Dohrn “ viel Arbeit. Die Naturforscherin stöhnt. Die Bucht werde von Hunderten Yachten, Segel- und Motorbooten regelrecht kolonisiert. Alle Umweltbestimmungen missachtend, werfen sie ihre Anker, wo sie sich gerade befinden, und fügen damit dem Meeresgrund und der Fauna oft irreversible Schäden zu. Immer wieder erhält sie Notrufe von der Küstenwache, weil Delfine oder Schildkröten durch ein Schiff oder die vielen Fähren, die jeden Tag Neapel mit den Inseln verbinden, verletzt werden. Flegra und ihr Team kümmern sich im „ Turtle point “ liebevoll um die Meerestiere. Sie sind gerührt, wenn sie eine Schildkröte dem Wasser zurückgeben können und diese frohgemut den Wellen entgegenkrabbelt. Una goccia nel mare, als einen Tropfen im großen Meer – so betrachtet die Leiterin ihr Werk. Doch sind die Anstrengungen der zoologischen Station Neapels mittlerweile italienweit bekannt geworden. Regelmäßig dreht das staatliche Fernsehen RAI 1 Dokumentationen über „ Anton Dohrn “-Projekte. Auch wurde das Aquarium mit bedeutenden internationalen Auszeichnungen bedacht. Aber Flegra ist keine eitle, überschwängliche Italienerin, wie der Name und die kupferrote Haarmähne zunächst vermuten lassen ( Flegra heißt im Lateinischen „ feurig “ ). Sie bewahrt die zurückhaltende Bescheidenheit der Wissenschaftlerin. Vor allem setzt sie auf pädagogische Arbeit. Sie zeigt mir die Bildbände, die sie für Kinder und Jugendliche realisiert hat.

Chi per questi mari va questi pesci trova lautet ein an ein altes neapolitanisches Sprichwort angelehnter Titel. Wörtlich : Wer sich in diesen Gewässern bewegt, findet folgende Fische. Gleichzeitig sagt die Sentenz : Wer so weitermacht, braucht sich nicht darüber zu wundern, was ihm geschieht – sprich : dass hier bald kaum mehr Fische zu finden sein werden. Das Buch bietet den Lesern informatives Wissen und Ratschläge, um die Seetiere zu schützen und worauf man beim Kauf achten soll. Gewöhnlich werden in Neapel vorwiegend Jungfische gefangen. Das zarte weiße Fleisch schmeckt ausgezeichnet, aber die Tiere hatten noch keine Gelegenheit, Eier zu legen. So können ganze Schwärme zerstört werden. Besser wäre es, meint Flegra, wenn man in der Küche auf Fische aus Aquakulturen zurückgreifen würde. Flegra kennt eine Menge Tricks von Küchenchefs : Zum Beispiel werden leere Hummerschalen gern mit dem saftigen Fleisch des Seeteufels gefüllt. Dies schmecke ähnlich wie das weitaus teurere Krustentier.

Nächste Woche geht Flegra in Rente, während das Aquarium eine aufwendige Restaurierung erfahren wird. Falls Sie gerade vor dem Eingang zum Forschungsinstitut stehen, brauchen Sie also nicht nach der dottoressa zu fragen. Aber keine Sorge. Ihren Schützlingen, den Meerestieren, wird sie sich auch weiterhin widmen – ehrenamtlich.

Am Kai in Mergellina, nur einige hundert Meter vom Aquarium entfernt, wird indes frischer Fisch angeboten. Mit heiseren Stimmen preisen die Fischer ihre Ware an. Aale, Zahn- und Ringelbrassen, Seeteufel und Hechte liegen in kleinen Plastikwannen direkt auf der Straße. Und dann Garnelen, Tintenfische und Sardellen. Mancher verkauft sogar seltene Arten wie den Petersfisch und den teuren Graubarsch. Viele Menschen stehen an, ältere Herren mit beigefarbener Mütze und Hornbrille. Viele beobachten, kaum einer kauft. Möglicherweise warten sie, dass die Ware liegen bleibt und die Fischer die Preise senken. Vielleicht aber ist der eine oder andere auch ein Kumpel des Fischers. Wenn sich ein Fremder nähert, der die Tricks der gerissenen Seeleute nicht kennt, spricht ihn einer der Schaulustigen an : „ Toller Fisch, oder ? Vivo ! È proprio vivo ! Er lebt noch, wirklich frisch ! “, um den Unerfahrenen zum Kauf zu bewegen. In dem milchigen Wasser haben die Fische den desolaten Ausdruck von Todgeweihten. Ein Herr mittleren Alters, etwas korpulent, mit braunem Gesicht und ungepflegtem Bartwuchs, holt einen Eimer aus dem öligen, trüben Hafenwasser und schleudert es direkt in die Schüssel. Keiner außer mir scheint sich darüber zu wundern.

All meine Freunde sind verrückt aufs Meer. Vor allem die Männer. Einer segelt, der andere taucht, der Nächste paddelt jedes Wochenende zwischen Mergellina und Marechiaro. Keiner von ihnen würde aber freiwillig an der Uferpromenade baden. Dagegen haben zwei Freunde aus Deutschland sich getraut, in den Wellen rund ums Castel dell’Ovo zu schwimmen. Nach dem Bad waren sie ein wenig perplex. Ein Ölfilm lag auf ihrer Haut. Igitt !, riefen meine neapolitanischen Freunde aus, als ich ihnen die Geschichte meines teutonischen Besuchs erzählte, aber dann versicherten sie mir, dass die Wasserqualität so schlecht nicht sei. An der Oberfläche sammelt sich zwar alles, was aus dem Hafen und aus den Kanalisationen kommt. Aber in der Tiefe ist das Meer viel sauberer. Unter dem Castel dell’Ovo sind Seesterne zu beobachten. Und vor Marechiaro winken einem die Hummer unter Wasser ein buongiorno zu.


Posillipo.
Der Hügel der Nostalgie

„ Eine Metropole voller Widersprüche “, jammern meine Freunde und Bekannten, wenn ich ihnen von meinen Erkundungen durch die Stadt berichte. Wenn die Italiener so komplex sind, dann sind eben die Neapolitaner noch komplexer.

Diese Komplexität, die zugleich betört und verwirrt, findet sich in jedem Stadtviertel. Nehmen wir zum Beispiel den Posillipo-Hügel.

Posillipo ist Synonym für Luxus und Schönheit. Bereits die römische Oberschicht zog im 1. Jahrhundert vor Christus hierher, ließ sich prachtvolle Sommersitze bauen und sie mit Fresken und Kunstwerken schmücken. Der Name des Hügels stammt von der Villa des Schlemmers Vedius Pollius, die Pausi-lypón, auf Griechisch „ eine Pause dem Schmerz “. Der Posillipo ist bis heute das nobelste Wohnviertel Neapels geblieben. Hier erheben sich die prächtigen Villen der Aristokraten, die, da sie terrassenartig am Hang gebaut wurden, von der Straße kaum zu erblicken sind : Villa Grotta marina, Villa Pavoncelli, Villa D’Avalos. Posillipo ist wie eine Muschel : Wenn man sie ans Ohr legt, ist die Stimme der alten Jungfrau Partenope zu hören. Sie erzählt von einer heute legendär gewordenen Vergangenheit, vom Traum von einem geglückten Leben. Süße Abendstunden am Meer und mondäne Rendezvous : Der junge Prinz D’Avalos lud den Komponisten Hans Werner Henze zum Dinner ein, der wiederum Igor Strawinsky mitnahm …

Wenn es um Posillipo geht, hat jeder eine Erinnerung parat, jene nostalgischen, weit entrückten Bilder eines glanzvollen Gestern. Es sind aber auch bukolische Tableaus dabei. „ Hier war es ! “, „ Hier gab’s diese modernen Bauten nicht, sondern … “, erzählen mir meine Verwandten. Vor dem Zweiten Weltkrieg bestand der Hügel, abgesehen von den aristokratischen Palazzi, aus grüner campagna : fruchtbarem Ackerboden, Obst- und Gemüsegärten, Pinienwäldern. Am Parco Virgiliano, der Parkanlage mit herrlichem Ausblick auf die Stadt und auf die malerische Bucht der Gaiola, wohnte in den frühen Dreißigerjahren meine Großmutter. Mittags stieg sie über eine Wendeltreppe auf die Dachterrasse des terrakottafarbenen Landhauses und beobachtete die Schiffe, die, von den Inseln kommend, in Mergellina anlegten. Sie sah das Wasser funkeln und am Horizont Ischia und Procida und dann blühende Pflanzen und Bäume. Im Garten spielten die Kinder. Wenn sie das Schiff von 12.30 Uhr aus Capri erspähte, ging sie in die Küche herunter und sagte dem Mädchen, es solle sich jetzt mit dem Kochen beeilen, signor Carlo, ihr Gatte, der auf der „ blauen Insel “ die Agentur „ American Express “ leitete, werde in einer halben Stunde zum Mittagessen da sein. Weil sie irgendwann mal des Landlebens überdrüssig war, verkaufte sie das Haus und zog mit Ehemann und Kindern an die belebtere Piazza Carlo III. im Viertel Pendino. Einige Landhäuser am Hang des Posillipo sind noch heute erhalten. Weil sie eine Aussicht auf den für die Neapolitaner bescheideneren Golf von Pozzuoli haben, sind die Grundstücke von der Bauwut der Sechzigerjahre verschont geblieben. Hier vergnügen sich die Kinder auf der Schaukel, und in großen Beeten wachsen die Tomaten und der Basilikum wie vor siebzig Jahren, als meine Großmutter Hab und Gut auf einen Eselskarren packte und ins Stadtzentrum zog.

Der Parco Virgiliano am äußersten Ende des Posillipo-Hügels ist komplett in der Hand der Jugend, die sich nach ( oder statt ) der Schule hier trifft. Von der Aussichtsplattform kann man den famosen Blick auf die Bucht mit Vesuv und Schirmpinie live erleben. Bei schönem Wetter erblickt man den Golf, eine Explosion in Ultramarinblau, und die fernen Küsten bis zum Vorgebirge von Sorrent, das wie ein langer ausgestreckter Arm aussieht, der den Schopf der Insel Capri zu greifen versucht. Der Legende nach stellt die Silhouette Capris das Profil einer liegenden Jungfrau dar. Auf einer weißen Marmortafel zelebriert ein Gedicht die lichte, weiche Landschaft der Bucht  (Golfo di Napoli, vasta dolcezza !) . Mit roter Malkreide hat jemand am 11. 4. 2006, wie eine unsichere Kinderhand dokumentiert, einen Penis und die Worte ti piace ( dir gefällt’s ) daraufgekritzelt. Zwei Mädchen lachen verlegen, als ihre Freundin, ein drahtiges Mädchen mit Sommersprossen und bauchfreiem T-Shirt, ihre Antwort ergänzt : lo so ( das weiß ich ).

Im Parco Virgiliano finden die kleinen und großen Dramen der ersten Liebe statt. Während wir viele Fotos knipsen und uns lebhaft über Vergil unterhalten – laut dem neapolitanischen Autor Raffaele la Capria ist die ganze Gegend des Posillipo „ vergilianisch “; diese liebliche Seite der Landschaft erkenne man an der gelben Farbe des Tuffsteins, der sich wie Honig an die grüne Vegetation sanft anschmiegt –, werden um uns herum heimliche Verabredungen getroffen. Wer Glück hat, besitzt schon ein Auto und nimmt seine bella unter die Pinienbäume der Via Strato mit. Die Straße, die vom Parco Virgiliano am Capo Posillipo in Richtung Stadtzentrum führt, ist von hochgewachsenen Nadelbäumen umsäumt. Sie wird gewöhnlich Parco delle Rimembranze genannt, da hier in den Fünfzigerjahren ein Autokorso mit Oldtimern stattfand. Unter dem Schatten der Pinien werden die Auto­fenster mit Zeitungspapier tapeziert, so verwandelt der Wagen sich im Nu in ein schnuckeliges Liebesnest für das vollkommene Glück. Nachher raucht man eine Zigarette vor der veduta, auf dem Asphaltboden neben den Piniennadeln liegen die Zigarettenkippen und die bunten Kondome. Anschließend geht’s ins Miranapoli in der Via Petrarca, um einen caffè oder einen Absacker zu trinken. Das Café ist wegen der großen Panoramaterrasse eine Institution. Pärchen, Familien, Touristen und Geschäftsleute kommen hierher, um auf der Hollywoodschaukel unter der Caresse der Sonne eine Pause zu genießen. Die Kellner lassen sich alle Zeit der Welt, der Kaffee kommt lauwarm an den Tisch. Er schmeckt gut, aber die Kellner verdienen den Oscar der Arroganz und Trägheit. Sobald man vom Tisch aufsteht, stürmen die Tauben herbei, um die Krümel der Chips aufzupicken.

An einigen Tischen sitzen in grauem Anzug und mit lilafarbener Krawatte die Diplomaten, die amerikanischen und brasilianischen Kulturattachés, die in den vielen Neubauten, welche wie Waben aus Zement am Hang kleben, wohnen. Auch Fußballstars haben die edle Via Petrarca als Residenz für ihre „ Pause vom Schmerz “ auserkoren. Jede Wohnung verfügt über weiträumige Balkone mit dem Postkartenblick. Parco Rondine, Parco Capinera heißen die großen Wohnblocks, die durch hohe Betonmauern und Eisengitter vor Eindringlingen geschützt werden. Ein Portier beäugt aus einem gläsernen Kasten die Gäste. Wenn man vom Panorama absieht, erinnert nichts mehr an Neapel. Es sieht hier aus wie eine jener Siedlungen für Neureiche, die überall sein könnten.

Am schönsten erlebt man den Posillipo vom Boot aus. In der schönen Jahreszeit bieten verschiedene Sport- und Kulturvereine Ausflüge entlang der Küste an. Man fährt von Mergellina in Richtung Nordwesten ab. Direkt hinter dem Yachthafen Mergellina erhebt sich der eindrucksvolle Palazzo Donn’Anna. Der Vizekönig, Herzog von Medina, ließ ihn für seine Gemahlin Anna Carafa im 17. Jahrhundert erbauen. Der Palazzo konnte nur übers Wasser erreicht werden. Die Via Posillipo wurde erst auf Napoleons Erlass hin zu Beginn des 19. Jahrhunderts angelegt. Herzog Medina fuhr auf der Galeone nach Hause, die in einer Grotte unter dem Palast anlegte. Und zu den Festen erreichte die aristokratische Gesellschaft den Palazzo Donn’Anna auf dem Segelschiff. Der Herzog sah die ankommenden Schiffe von seinem Fenster aus. Bald aber fiel er beim spanischen König in Ungnade, musste die langwierigen Arbeiten am Bau des Palastes abbrechen und nach Madrid zurückkehren. Anna blieb. Gemieden vom neapolitanischen Adel, verbrachte sie einsame Stunden im unvollendeten Gebäude. Aus diesem Grund glauben viele, seitdem würden im Palast Geister hausen. Der Palazzo Donn’Anna, einst im Besitz adliger Familien, beherbergt heute ein gutes Dutzend Eigentumswohnungen.

Langsam schippert man an gelben Tuffsteinfelsen und Grotten vorbei. Die ganze Landschaft und die antiken Gebäude sind mit mythischen Namen behaftet, erinnern an Volkssagen und Legenden. Die Ruine der Villa des Nero wird palazzo degli spiriti, Haus der Geister, genannt. Gleich daneben ist die spiaggia dei trenta remi, der Strand der dreißig Ruder, eine winzige Bucht mit runden kleinen Kieseln, an der eine spanische Galeere im 17. Jahrhundert Schiffbruch erlitt. Einst fürchteten sich die Neapolitaner vor dem Ort, wo diese Matrosen ohne den Trost der Sakramente gestorben sind. Heute lassen sich junge Pärchen von der kleinen Bucht Marechiaro aus in Booten dorthin zum Baden fahren. Wenn man die Felsen und den lieblich von Pinienbäumen gesäumten grünen Hügel in Augenschein nimmt, fallen einem Vergils Verse aus den Bucolica ein. Schaut man genauer hin, erkennt man kleine bunte Punkte : grüne und türkisfarbene leere Plastikflaschen, die wie leblose Eidechsen am Strand liegen. Der Bootsführer, der bisher von den Zeiten der dolce vita geschwärmt hat, als glamouröse Filmstars und Regisseure hier abstiegen, ist entrüstet. Er erzählt, dass er schon oft gesehen hat, wie aus dem Fenster einer der aristokratischen Villen am Posillipo-Hang schwarze Mülltüten ins Meer geschleudert wurden. Einmal – und er sagt, das sei nichts als die Wahrheit – sei ihm sogar einer dieser Beutel vor die Füße ins Boot gefallen. Ein Hauch von Traurigkeit zeigt sich in seinen Augen, wenn er von dem „ kleinbürgerlichen, provinziellen Onassis “ spricht, der ganz Neapel für ein paar tausend Wählerstimmen an Bauspekulanten verkauft habe. Er bezieht sich auf die Zeit des Bürgermeisters Achille Lauro, meisterhaft abgehandelt von Regisseur Francesco Rosi in Die Hände über der Stadt ( 1963 ).

An der kleinen Bucht von Marechiaro befindet sich die fenestrella, über Neapel hinaus bekannt durch das gleichnamige Lied. Marechiaro – das bedeutet klares Meer; wegen des grauen Felsgesteins ist das Wasser transparent. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg befanden sich hier Restaurants und Ausflugslokale, zu denen die Neapolitaner bevorzugt mit dem Boot kamen. Und schon immer war und ist es ein Ort für Verliebte. Unter dem klaren Sternenhimmel hielten junge Männer um die Hand ihrer Angebeteten an. Auf einer dieser Restaurantterrassen sprach auch meine Großmutter Anna 1920 ihr zukunftsträchtiges Ja, und gleich darauf schob Großvater Carlo einen filigranen Diamantring auf ihren von den Hausarbeiten verbogenen Finger. Hierher fuhr meine Familie einmal im Jahr am Namenstag des Großvaters. Vor dem Essen nahm er mich und meine Schwester an der Hand und führte uns über eine enge Steintreppe zu einem kleinen Hafen. Stolz zeigte er uns das kleine Fenster, la fenestrella, und erzählte uns, wie der Dichter Salvatore Di Giacomo sich in die moosgrünen, sirenenhaften Augen der schönen Carolina verliebt habe. An dieser Stelle habe er gestanden und das Lied gesungen : „ Wenn der Mond in Marechiaro aufgeht, lieben sich auch die Fische; das Meer bewegt sich und mit Fröhlichkeit … Aha, aha, aha, aha, scetate, wach auf, Carolina, weil die Luft so süß ist ! “ Der Großvater sang, und wir Kinder wackelten mit Beinen und Armen im Rhythmus der Melodie. „ Aha, aha, aha ! “, schrie Großmutter hinterher, da sie fürchtete, wir würden gleich ins Meer springen, und sie rief, solche alten Geschichten wolle keiner mehr hören !

Maria Carmen Morese

Über Maria Carmen Morese

Biografie

Maria Carmen Morese, 1968 in Pompeji geboren, lebt als Leiterin des Goethe-Institutes und als freie Autorin in Neapel. Mit zwanzig ging sie nach Deutschland, wo sie studierte, promovierte und die PR-Agentur „cooked in berlin“ gründete. Sie hat u.a. den Unterhaltungsroman »Amore, amore. Liebe auf...

Pressestimmen
Neues Deutschland

„ ›A camorra‹ - auch die dunkle Seite der Stadt komm nicht zu kurz. Aber vor allem ist der Band ›Gebrauchsanweisung für Neapel und die Amalfi-Küste‹ von Maira Carmen Morese für Reiselustige gedacht, die sich für Naturschönheiten, städtische Sehenswürdigkeiten, gutes Essen und Shopping begeistern.“

Kommentare zum Buch
Kommentieren Sie diesen Beitrag:
(* Pflichtfeld)

Maria Carmen Morese - NEWS

Erhalten Sie Updates zu Neuerscheinungen und individuelle Empfehlungen.

Beim Absenden ist ein Fehler aufgetreten!

Maria Carmen Morese - NEWS

Sind Sie sicher, dass Sie Maria Carmen Morese nicht mehr folgen möchten?

Beim Absenden ist ein Fehler aufgetreten!

Abbrechen