Der gekränkte Mann
Verteidigung eines Auslaufmodells
„Das Buch empfehle ich jedem, der einen versöhnlichen, aber spannenden Ansatz zu diesem Thema sucht.“ - Ruhr Nachrichten
Der gekränkte Mann — Inhalt
Wie geht das, Mann sein heute?
Männer sind die Geisterfahrer der modernen Gesellschaft: Der Feminismus stellt sie als Mängelwesen dar – „toxische Männlichkeit“ ist zu einem Kampfbegriff geworden. Und die vermeintlichen Übeltäter? Passen sich geschmeidig an. Oder fühlen sich überrollt von einer Logik, die Männer grundsätzlich als Problem und Frauen als Lösung darstellt.
Wie fühlt sich diese Kränkung an, wenn man nicht wie ein Feldherr durchs Leben laufen, aber auch kein Vorzeigefeminist sein möchte, wenn man sich selbstkritisch beobachtet, aber auch nicht umkrempeln lassen möchte wie ein altes Hemd? Warum ist es gar nicht so einfach, einen Kultur- und Normenwandel anzunehmen, der alles, was einem jahrzehntelang als erstrebenswert verkauft worden ist, als peinlich, fragwürdig oder unmoralisch entwertet? Und wie kann man heute überzeugend Mann sein – offen und empathisch, aber nicht dressiert und glattgeschliffen?
„Freches, faires, aufrichtiges Buch: Tobias Haberl kämpft sich durch das Dickicht der Geschlechterdebatten – zwischen den dauergekränkten alten und den enthaarten, veganen neuen Männern. Das geht alle an, Frauen wie Männer.“ Eva Menasse
Herr Haberl, können Sie uns in drei Sätzen sagen, worum es in Ihrem Buch geht?
Es geht um die Kränkung, die viele ältere Männer empfinden, weil sich die Welt um sie herum so rasant wandelt, dass sie kaum noch hinterherkommen. Darum, dass man nicht automatisch ein reaktionärer Frauenfeind ist, nur weil man nicht mit allen Forderungen des Zeitgeists einverstanden ist. Und um eine tastende Suche nach einer Männlichkeit, die sich nicht verleugnet, aber auch nicht anbiedert.
Wie könnte diese Männlichkeit aussehen?
Ich glaube, sie liegt irgendwo zwischen den Ringelshirt-Typen, die ihre Kinder mit dem Lastenfahrrad spazieren fahren, während sie per Kopfhörer an einem Kick-off-Meeting teilnehmen, und den gefühlsgestörten Angsthasen, die einfach nicht kapieren, dass sich heute vor allem Männer verändern müssen, wenn sie nicht auf der Strecke bleiben und vor sich hinwelken möchten.
Gibt es einen konkreten Anlass für Ihr Buchthema?
Ja, in einem Interview mit Alice Schwarzer bin ich über den Begriff des „gekränkten Mannes“ gestolpert. Auf einmal begriff ich: Die männliche Kränkung erklärt so vieles, was gerade auf der Welt passiert, Terroranschläge, Rechtsruck, Hassmails, aber auch die ständigen Mann-Frau-Debatten im Büro oder auf Twitter. Dazu kommt, dass man zuletzt viele feministische Stimmen dazu gehört hat. Das war notwendig und soll so bleiben. Trotzdem fand ich es an der Zeit, dass auch mal ein Mann aufrichtig und selbstkritisch davon erzählt, was dieser Kultur- und Normenwandel mit einem macht, wie schwer es ist, sich von erlernten Rollen und Konventionen zu lösen.
Was sind Sie eigentlich selbst für ein Mann?
Ich versuche kein moderner Mann, sondern ein guter Mensch zu sein, das ist ein Unterschied. Auch darum geht es in diesem Buch: um meine Sozialisation in einer konservativen Familie, um meinen Vater, der strahlen konnte, weil meine Mutter im Hintergrund die Fäden gezogen hat. Ich habe tatsächlich erst bei der Arbeit an diesem Buch gemerkt, dass ich ausnahmslos von Männern geprägt wurde: meine Klassenlehrer, mein Tennistrainer, meine Uni-Professoren, meine Chefs – alles Männer. Auch die Romane und Filme, die mich fasziniert haben: Geschichten von Männern über Männer. Ich war ein Träumer, der lange gebraucht hat, bis er begriffen hat, wie einseitig die vermeintlich ideale Welt seiner Kindheit war, wie er von der grandiosen Mythenmaschine des weißen Mannes eingesogen wurde.
Ist die Kritik an den „weißen alten Männern“ berechtigt?
Ja, aber der Begriff ist unglücklich, weil er jeden älteren Mann pauschal vor den Kopf stößt. Wir sollten mehr Verständnis für die Erfahrungen dieser Männer haben. Sie haben keine One-Pot-Pasta beim Koreaner gegessen oder fürs Wochenende eine Airbnb-Wohnung in Barcelona angemietet. Selbst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren die meisten Männer keine Täter, sondern Opfer anderer Männer. Und deswegen ist es bei aller berechtigter Kritik am Patriarchat scheußlich kaltherzig, wenn diese Männer, die es meist auch nicht besser wussten, nachträglich abgekanzelt werden, erst recht von einer Generation, für die ein Hotelzimmer ohne WLAN die größte Katastrophe ihres bisherigen Lebens ist.
Wie reagieren Männer, wenn Sie ihnen von Ihrem Buch erzählen? Wie reagieren Frauen, wenn Sie ihnen von Ihrem Buch erzählen?
Ziemlich ähnlich. Manche verstehen mich auf Anhieb, andere sind skeptisch, alle sind neugierig und wollen mehr wissen: Warum gekränkt? Ist das nicht selbstgerecht, wo Männer doch immer noch privilegiert sind? Wie kann man gegen Gendersternchen, aber für Frauen in Führungspositionen sein? Das Thema treibt die Menschen um, es gibt einen riesigen Redebedarf, weil dauernde Shitstorms dazu führen, dass kaum noch jemand aufrichtig seine Gefühle äußert.
Stört Sie die Debatte um die Geschlechterrollen an sich – oder die Art und Weise, wie Sie geführt wird?
Nur die Art und Weise. Die Gender- und die Identitätsdebatte sind wichtig, ja notwendig, weil wir zu lange in einer Logik gelebt haben, die Frauen und Minderheiten nicht wahrgenommen hat. Was mich stört, ist der aggressive Ton und die destruktive Lust, mit der selbst Kleinstvergehen aufgespürt und angeklagt werden. Manchmal hat man den Eindruck, als hielten einige permanent mit dem Feldstecher Ausschau, ob sich mal wieder ein Kegelverein ohne Frau fotografieren hat lassen, um endlich drauflostwittern zu können.
Sind Männer ein Auslaufmodell, oder gibt es noch Hoffnung?
Man würde sich wünschen, dass ein bestimmter Mann ein Auslaufmodell wäre: der selbstherrliche, dominante, rücksichtslose Patriarch. Aber die Sache ist vertrackt: Je weicher der moderne Mann wird, desto stärker scheint die Anziehungskraft einer fragwürdigen patriarchalen Männlichkeit. Anders gesagt: Millionen gekränkter Männer sind ein politisches Problem. Deshalb sollte man ältere Männer nicht verhöhnen, sondern ihre Nöte ernst nehmen.
Wollen Sie die Uhr zurückdrehen – zurück zu den guten alten Zeiten, als die Rollen zwischen Männern und Frauen noch klar verteilt waren?
Natürlich nicht. Es ist ja nicht so, dass ich nicht schon selbst unter einem narzisstischen Alpha-Mann gelitten hätte. Natürlich müssen sich vor allem Männer verändern, aber man sollte Geduld haben und sie unterstützen, weil man sich nun mal nicht per Knopfdruck von erlernten Konventionen lösen kann. Es ist wichtig, diese Männer davon zu überzeugen, dass eine gerechtere Gesellschaft auch sie freier werden lässt.
Wie sieht für Sie eine überzeugende Männlichkeit heute aus?
Eine, die Aspekte traditioneller und zeitgemäßer Männlichkeit verbindet. Also Empathie, Fürsorge, Verantwortungsbewusstsein, gepaart mit Durchsetzungsvermögen und Risikobereitschaft, weil wir nur mit Regenbogenflaggen und Eiern aus Bodenhaltung die Herausforderungen der Zukunft nicht bewältigen werden.
Mit Ihrem Buch stellen Sie sich bewusst gegen den Mainstream. Das wird vielen nicht gefallen: Fürchten Sie um Ihre Freundschaften, Ihren Ruf, Ihr Leben?
Ich wende mich nicht gegen den Mainstream. Oder will der keine gerechte, ausbalancierte Gesellschaft, die mit sich selbst Frieden geschlossen hat? Ich wende mich nur gegen dogmatische Auswüchse, Pauschalurteile und die Selbstherrlichkeit einiger Twitter-Brigadisten, die mit ihrem Männerhass ein florierendes Geschäft betreiben.
„Alles ist glänzend erzählt: lebensnah, ehrlich, provozierend wie vermittelnd, an- und aufregend.“
„Das Buch ist ein erfreulich differenzierter Beitrag in einem Feld, in dem es zurzeit gerne mal so aussieht, als wären die Sachen immer schwarz oder weiß.“
„Innerhalb der neueren und ziemlich drögen Männerliteratur ist Haberls Buch ein schöner Farbtupfer.“
„Eine Streitschrift, die sich durch etwas auszeichnet, das in der Geschlechterdebatte leider selten geworden ist: Selbstreflexion und Nachdenklichkeit.“
„Das Buch empfehle ich jedem, der einen versöhnlichen, aber spannenden Ansatz zu diesem Thema sucht.“
„Wirklich wunderbares, großartiges und interessantes Buch.“
„Haberl hat ein so ehrliches wie kluges und süffig zu lesendes Buch über die Gleichberechtigung geschrieben.“
„Intellektuell anregend und süffig geschrieben.“
„Da schreibt sich einer richtig was von der Seele, was ihn schon ganz lange beschäftigt. Das tut er mit ganz viel Herzblut, sehr persönlich, gleichzeitig aber auch wirklich sachlich sehr fundiert und gut recherchiert.“
„›Der gekränkte Mann‹ klingt nach einem gewagten Titel, doch Haberl nähert sich der Frage, wie toxisch Männer wirklich sind, sehr behutsam.“
„›Der gekränkte Mann‹ ist ein Buch über die Frage, wie man im 21. Jahrhundert Mann sein kann und darf – fortschrittlich, aber nicht dressiert, überzeugend, aber nicht toxisch.“
„Ein spannendes Buch.“
„Sein Buch ›Der gekränkte Mann‹ erfordert eines: die Bereitschaft zu differenzieren und eben nicht gleich auf die Barrikaden zu gehen, in die eine oder andere Richtung.“
„Facettenreich wie pointiert analysiert Haberl den Kulturwandel.“
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