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Die Perserinnen

Roman | Shortlist des Women´s Prize for Fiction 2025
24,00 €
31.05.2024
Katharina Martl
448 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
13,8cm x 22cm
978-3-492-07226-7

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Piper Verlag GmbH
Georgenstraße 4
80799 München

Beschreibung

Eine Flucht aus dem Iran und der Kampf um Identität und Anerkennung
Seit 1979, mit dem Sturz des Schahs, sind die Töchter der hochgestellten iranischen Familie Valiat im amerikanischen Exil. Ihre Mutter, die noch immer Heimat, Tradition und Stolz verkörpert, blieb damals allein mit der Enkelin in Iran zurück. Als bei dem alljährlichen Familientreffen in Aspen die Dinge aus dem Ruder laufen und die exaltierte Shirin erst gegen Kaution wieder aus der Arrestzelle entlassen wird, verändert sich etwas in den Frauen, jede muss sich schmerzlichen Fragen stellen: Wie sie zu ihren persischen Wurzeln…

Eine Flucht aus dem Iran und der Kampf um Identität und Anerkennung
Seit 1979, mit dem Sturz des Schahs, sind die Töchter der hochgestellten iranischen Familie Valiat im amerikanischen Exil. Ihre Mutter, die noch immer Heimat, Tradition und Stolz verkörpert, blieb damals allein mit der Enkelin in Iran zurück. Als bei dem alljährlichen Familientreffen in Aspen die Dinge aus dem Ruder laufen und die exaltierte Shirin erst gegen Kaution wieder aus der Arrestzelle entlassen wird, verändert sich etwas in den Frauen, jede muss sich schmerzlichen Fragen stellen: Wie sie zu ihren persischen Wurzeln steht. Und wer sie in Zukunft sein will. Die Exil-Iranerin Sanam Mahloudji legt ihren ersten Roman vor.

„Dieses Buch hat alles: Drama, Liebe, Witz!“ emotion

Wie soll man ein Leben führen, wenn man nicht dort ist, wo man hingehört? „Die Perserinnen“ ist alles zugleich: Komödie, Drama und Farce. Ein intensives, ganz und gar unvergessliches Leseerlebnis.

„... ein lebhaft erzählter Roman, der mit starken Charakteren, oft witzigen Dialogen und mit der Vielfalt seiner Perspektiven überzeugt" Deutschlandfunkt

Über Sanam Mahloudji

Foto von Sanam Mahloudji

Biografie

Sanam Mahloudji ist amerikanische Schriftstellerin, wurde in Teheran geboren und lebt in London.  Für ihre literarischen Arbeiten wurde sie mit dem Pushcart Prize ausgezeichnet und für den PEN/Robert J. Dau Short Story Prize for Emerging Writers nominiert. Sie hat u.a. in McSweeney's, Idaho Review u...

Mehr über Sanam Mahloudji
Buchcover müssen unverändert und vollständig wiedergegeben werden (inklusive Verlagslogo). Die Bearbeitung sowie die Verwendung einzelner Bildelemente ist ohne gesonderte Genehmigung nicht zulässig. Wir weisen darauf hin, dass eine Zuwiderhandlung rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.

Blogbeiträge zum Buch

Iran - Land der Gegensätze

Iran - Land der Gegensätze

Unsere Autor:innen blicken hinter verschlossene Türen und zeigen die Schönheit als auch die Unerbittlichkeit des Landes. So hat etwa die Exil-Iranerin Sanam Mahloudji mit ihrem Roman eine beeindruckende Geschichte einer iranischen Familie im Exil vorgelegt.

weitere Infos

Pressestimmen

„Was den Roman spannend macht, sind nicht nur ein weiser junger Mann mit gelben Zähnen und die Bedeutung der Nase von Großmutter Elisabeth, sondern auch die Macht der Lüge.“

NDR Kultur - Neue Bücher

„›Die Perserinnen‹ (…) entfaltet eine emphatisch erzählte weibliche Familienchronik, die vier Generationen zurückreicht.“

Missy Magazine

„Aus der Sicht dreier Generationen persischer Frauen zeichnet sie packend und vielschichtig das Narrativ einer Familie, die seit der iranischen Revolution getrennt ist.“

Handelsblatt

„In immer wieder neuen Debatten um Heimat, Migrationshintergrund und Flucht hat der Roman Aktualitätsbezug, ohne zu sehr oder zu oft in Klischees zu verfallen.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung

„Was für ein Debüt! Dieses Buch hat alles: Drama, Liebe, Witz. (…) Umwerfend gut und höchst amüsant!“

Emotion

„›Die Perserinnen‹ ist ein lebhaft erzählter Roman, der mit starken Charakteren, oft witzigen Dialogen und mit der Vielfalt seiner Perspektiven überzeugt.“

Deutschlandfunk - Büchermarkt

„Mahloudjis Figuren sind vielschichtig, sie sind bitter, aber voller Humor, schrill, aber erhaben, sie sind melancholisch und feinsinnig, beten Hierarchien an und brechen sie.“

(A) Die Presse am Sonntag

„Ein Familienroman mit viel Inhalt, starken Frauen, wichtigen und aktuellen Themen und einem ganz besonderem Schreibstil.“

buecherseitenrascheln

Die erste Bewertung schreiben

Sanam Mahloudji
Die Perserinnen.
Vom Iran nach Amerika - zu den Hintergründen des Romans

Der Titel Die Perserinnen ist mit einem leichten Augenzwinkern gewählt. Denn der Roman entspricht nicht unbedingt den gängigen Erwartungen an eine iranische Familiensaga. Weder geht es in meinem Text um die Revolution – zumindest nicht im eigentlichen Sinne –, noch um Safran, Granatäpfel oder persische Poesie.

Vielmehr erzähle ich einfach von fünf Menschen aus einer früher einmal bedeutenden iranischen Familie. Von Frauen aus drei Generationen. Nachdem ein Skandal um eine dieser Frauen die Familie in eine existentielle Krise stürzt, stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll. Wie erzählt man eine Geschichte, die vielleicht gar nicht erzählt werden will, und deren Hüterinnen sich mit dem Ende einer Dynastie und Ära konfrontiert sehen?

Kreuz und quer durch Raum und Zeit, in die Jahre 1941 bis 2006, nach Teheran, Los Angeles, New York und Aspen, entführt der aus fünf Perspektiven erzählte Text seine Leser. Sie finden sich in Waxingstudios wieder, in Vorstadtvillen, auf Underground-Techno-Partys und in einem noblen Skigebiet, werden Zeugen einer Liebesgeschichte, einer Coming-of-age-Story, eines Generationenkonflikts, lesen eine Persiflage auf die reiche Gesellschaft, einen Abgesang auf eine Lebensart, eine Sinnsuche – und allem voran eine Familiengeschichte. Selbstinszenierung und Schmerz liegen in diesem Roman stets nah beieinander – er ist witzig, spitz, ernst, schlau, traurig, radikal, intim, lebensnah und herzzerreißend. Bei allem literarischen Anspruch scheut sich Die Perserinnen nicht davor, seine Leser zum Lachen zu bringen und leiden zu lassen. 

Am Anfang stand die Lektüre einer Erzählung in einem Literaturmagazin, in der sich Amerikaner arabischer Herkunft auf verschiedenste amüsante Arten daneben benahmen. Sie tranken, nahmen Drogen und begingen Verbrechen. Trotz meines eigenen Hintergrunds hatte ich noch nie über iranische Figuren geschrieben, und mir wurde bewusst, dass daran auch eine tradierte und unhinterfragte Vorstellung schuld war, was iranische Geschichten ausmachte – nämlich Granatäpfel, prächtige Gärten und exotische Gewürze. Die Erzählung ermutigte mich, iranische Figuren so zu konzipieren, wie ich sie schreiben und lesen wollte. Und ich wollte zeigen, dass man Menschen kritisch sehen und trotzdem lieben kann. 

Ich schrieb eine eigene Kurzgeschichte, „Auntie Shirin“, die schließlich zum ersten Kapitel meines Romans wurde. Shirin als Figur ging mir sehr leicht von der Hand. Sie ist eine dieser lauten, extravaganten, mitunter schwierigen Frauen, die jede Situation an sich reißen. Von Anfang an hatte ich eine Stimme und ein Bild im Kopf. Shirin ist wütend, hat zu allem eine Meinung und keine Hemmungen, sie auch zu äußern Die Erzählung entstand, kurz nachdem Trump zum Präsidenten gewählt worden war. Ich hatte eine riesige Wut auf Amerika und fragte mich, was das Schlimmste war, was einer Person wie Shirin zustoßen konnte.

Welches Ereignis hätte das Potenzial, sie und die Menschen um sie herum für immer zu verändern? Die übrigen Figuren entstanden dann um diesen Zwischenfall herum. Außerdem spukte da noch das Bild einer Frau mit Sonnenbrille in meinem Kopf herum, die ihre Kinder mit dem Cabrio von der Schule abholt und auf dem Rücksitz zwängt. Sie war eine Version meiner Großmutter, die vielleicht das Leben führte, das ich mir für sie gewünscht hätte. So entstand Elizabeth. 

Eine Zeitlang bezweifelte ich, ob ich, die ich mich nicht gerade für eine authentische Iranerin hielt, überhaupt ein Buch über Iraner schreiben konnte. Diese Unsicherheit machte mich nur noch wütender. Schließlich lag es nur am soziopolitischen und von mir unbeeinflussbaren Weltgeschehen, dass ich mich so von meiner Vergangenheit und Geschichte entfremdet hatte. 2017 zog ich mit meiner Familie nach London, und ich glaube, das verschaffte mir die nötige physische und emotionale Distanz, um dieses Buch schreiben zu können. Damals begriff ich, dass ich genau wie die Millionen von anderen Menschen bin, die tausende Kilometer und Generationen von ihrer Vergangenheit getrennt sind – und dennoch Geschichten ihrer Herkunft konstruieren. Diese Konstrukte sind wichtig. Sie sind es wert, erzählt zu werden.

Eine Mischung aus historischen Tatsachen, Fantasien, einem kosmischen Gefühl, zusammengesetzt aus aufgeschnappten, halb verstandenen Geschichten – daraus setzt sich unsere Vergangenheit zusammen, und die Geschichten, die wir weitertragen. Bita ist der Typ Iranerin, als den ich mich selbst sehe. In ihr habe ich meine Angst davor, nicht authentisch genug zu sein, hinterfragt. Vielleicht habe ich durch sie sogar mit meinen Zweifeln Frieden geschlossen. Ich weiß nur, dass das Schreiben des Romans mich mir selbst nähergebracht hat. Ich kann den Iran genauso wenig in mich hineinimplementieren, wie ich die USA aus mir herausschneiden kann.   

Weil Die Perserinnen ein Familiendrama ist, liegt es natürlich nahe, auch über meine eigene Familie zu sprechen. Gleichzeitig will ich nicht zu viel von mir selbst in die Diskussion um dieses Buch einbringen – denn obwohl mir diese Figuren alle sehr ans Herz gewachsen sind, sind sie nicht meine echte Familie. Der Roman erzählt eine fiktive Geschichte. Wie so viele Familien, die große Umwälzungen erleben mussten, spricht auch meine nur wenig über ihre Vergangenheit.

Das spezifische Leid meiner Familie lässt sich für mich nur schwer fiktionalisieren. Und obwohl auch uns die Revolution auseinandergerissen hat, bin ich selbst nicht mit einem Koffer voll faszinierender Geschichten aufgewachsen. Besonders auf die wirklich belastenden fehlt mir der Zugriff. Und doch habe ich etwas geerbt. Die Herausforderung bestand darin herauszufinden, was. Welche Geschichten will ich erzählen, weil ich so bin wie ich bin und weil ich herkomme, wo ich herkomme? Warum habe ich Heimweh nach einem Ort, an den ich mich gar nicht erinnere? Warum wäre ich bereit, so gut wie alles aufzugeben, um dorthin zurückzukehren? 

Diesen Text im Herbst 2022, während der größten Aufstände im Iran seit der Revolution von 1979, zu überarbeiten, war eine überaus emotionale Erfahrung, und obwohl ich keinen Roman über die Revolution geschrieben habe, kann ich ihr wohl doch nicht entkommen.