A Whispered Curse A Whispered Curse - eBook-Ausgabe
Roman
— Ein Fluch bestimmt sein Leben. Ein Wunsch verändert ihr Schicksal. | Romantasy„Die Geschichte auf 320 Seiten, in der ein Fluch über das Leben eines jungen Mannes bestimmt, ist Haydons überaus gelungenes Romandebüt.“ - Cellesche Zeitung
A Whispered Curse — Inhalt
An ihrem ersten Collegetag stößt Madison Farneo mit einem jungen Mann zusammen und entdeckt sein mysteriöses Tattoo, um das sich die Gerüchte ranken. Und Darien Verhoefen gibt noch ganz andere Rätsel auf: Obwohl er am College als Herzensbrecher bekannt und sein Interesse an Madison offensichtlich ist, hält er sie auf Abstand. Als sich die beiden doch näherkommen, passieren unheimliche Dinge ... denn auf Darien lastet ein alter Familienfluch, dessen Schuld noch lange nicht beglichen ist. Ist Madisons Liebe der Schlüssel, mit dem der dämonische Fluch gebrochen werden kann?
Leseprobe zu „A Whispered Curse“
Kapitel 1
Im Leben gibt es Türen, hinter denen liegt das Glück. Nur sind sie manchmal verschlossen, obwohl man bereit ist, endlich den entscheidenden Schritt zu tun. In Madisons Fall handelte es sich sogar um zwei Türen. Dahinter verbargen sich die Waschräume des Wohnheims, das sie gerade erst bezogen hatte. Leider gab es keine Hinweise darauf, für wen welche Tür gedacht war. Typisch Uni, Geschlechterzuordnungen waren gestern.
Madison zog eine Grimasse, während sich unter ihrem Bademantel eine Gänsehaut ausbreitete. Sie hatte keine Lust, sich zum [...]
Kapitel 1
Im Leben gibt es Türen, hinter denen liegt das Glück. Nur sind sie manchmal verschlossen, obwohl man bereit ist, endlich den entscheidenden Schritt zu tun. In Madisons Fall handelte es sich sogar um zwei Türen. Dahinter verbargen sich die Waschräume des Wohnheims, das sie gerade erst bezogen hatte. Leider gab es keine Hinweise darauf, für wen welche Tür gedacht war. Typisch Uni, Geschlechterzuordnungen waren gestern.
Madison zog eine Grimasse, während sich unter ihrem Bademantel eine Gänsehaut ausbreitete. Sie hatte keine Lust, sich zum Abschluss ihres ersten Tages auf dem Campus die Dusche mit einer Horde Kerle zu teilen. Es war auch so schon alles nervenaufreibend genug gewesen.
Bleib locker, redete sich Madison Mut zu. Später wirst du drüber lachen. Weißt du noch, wie du als Frischling vor den Waschräumen rumgehangen und darauf gewartet hast, dass dich jemand rettet?
Und genau das passierte eine Sekunde später: Die linke Tür schwang auf, und in einen Schwall Wasserdampf gehüllt, trat eine Badenixe mit grün gesträhntem Haar heraus. Nur in ein Handtuch gewickelt, huschte sie lächelnd an Madison vorbei, barfuß, ihre Kleidung in der Hand. Es ging so schnell, dass Madison gerade noch ein „Hi“ herausbrachte. Dann war sie auch schon wieder allein, nun allerdings eingenebelt in eine Wolke aus Drogerie-Düften.
Genau das, was man sich nach einem superstressigen Tag wünschte: warmes Wasser, der vertraute Duft einer Seife, die man schon seit Ewigkeiten benutzte, und die Hoffnung, unter der Dusche die klebrige Anspannung des Tages abzuspülen.
Es war kein Geschenk, mit mehreren Wochen Verspätung an der Uni für den Master-Studiengang anzutreten. Das hatte Madison bereits geahnt, als sie am Morgen mit ihrem Gepäck aus dem Bus gestiegen war. In dem Moment, in dem sie den Campus betreten hatte, war es ihr vorgekommen, als habe man sie mitten in eine Theateraufführung geschubst, bei der alle ihre Rollen draufhatten – mit ihr als einziger Ausnahme. Den ganzen Tag lang hatte sie das Gefühl gehabt, bloß im Weg zu stehen, ihren Text nicht zu kennen und nur deshalb durchzuhalten, weil irgendwann auch der grauenhafteste Tag ausgestanden war.
Und das war jetzt. Feierabend und gut.
Madison hatte ihren ersten Tag an einer neuen Uni hinter sich gebracht, der für alle anderen bereits der zigste Tag und somit nichts Besonderes mehr war. Sie hatte im Morgengrauen im Schnelldurchlauf ihr Zimmer bezogen, sich in den Kursen vorgestellt und mittags trotz des allgegenwärtigen Trubels etwas zu essen ergattert. Sogar ihren abendlichen Lauf hatte sie absolviert, wenn auch mit einer unfreiwilligen Extrarunde, weil ihr Handy unterwegs schlappgemacht hatte. Doch jetzt stand sie hier, hatte es geschafft und konnte sich selbst auf die Schulter klopfen. Stattdessen war in ihrem Kopf gerade noch Platz für warmes Duschwasser, einen Schokoriegel zum Runterkommen und eine Bettdecke, unter der sie verschwinden würde.
Auf geht’s, die linke Tür ist unsere, trieb Madison ihren erschöpften Körper an.
Und tatsächlich setzten sich ihre Füße in Bewegung, griff ihre Hand nach der Türklinke, und dann begrüßte sie auch schon der Wasserdampf.
Madison zupfte bereits am Knoten ihres Bademantelgürtels, als sie in die Umkleide bog. Dabei war sie eindeutig zu schnell unterwegs, denn kaum war sie um die Ecke, stieß sie frontal mit jemandem zusammen. Sie hatte das Gefühl, gegen eine Wand zu laufen, wenn auch eine warme und lebendige Wand. Der Aufprall war trotzdem heftig, genau wie der Schreck. Und es wurde auch nicht besser, als sie beim Zurückweichen auf den feuchten Fliesen ins Rutschen kam.
Notgedrungen ließ Madison auf der Suche nach Halt ihren Kulturbeutel fallen. Doch alles, was sie zu fassen bekam, war glatte Haut. Und dann – yippie! – ein Handtuch.
Madison griff zu.
Für eine Sekunde sah es aus, als hätte sie den rettenden Sicherheitsanker gefunden. Dummerweise gab das Handtuch nach. Eine Sekunde später verlor sie den Kampf gegen die Schwerkraft und machte einen Abgang. Ihr erster Tag auf dem Campus würde mit einer hässlichen Platzwunde am Hinterkopf und ausgestreckt im halb geöffneten Bademantel auf dem nassen Fliesenboden enden. Vielen Dank auch, Schicksal.
So weit kam es jedoch nicht.
Jemand stieß einen Fluch aus – verwirrenderweise eine Männerstimme –, packte Madison alles andere als sanft und holte sie wieder auf die Beine. Der Unbekannte riss sie an seinen Oberkörper, selbst halb schlitternd, wie bei einem Tanz, der außer Kontrolle geraten war. Dabei kam es zu einem weiteren Zusammenstoß. Wo, wie und mit welchem Körperteil, konnte Madison in dem Durcheinander nicht sagen. Sie sah nur unzählige Sternschnuppen umherzischen und musste sich anstrengen, um nicht doch noch umzukippen.
„Schön stehen bleiben“, wurde sie angeraunzt.
Madison japste nach Luft. Shit, sie war völlig neben der Spur. Trotzdem versuchte sie, ihre zittrigen Knie unter Kontrolle zu bringen.
Als der Sternenflug verblasste und sie wieder einigermaßen wusste, wo sich ihre Füße befanden – Gott sei Dank unter ihr, weitgehend fest auf dem Boden –, wurde es allerdings nicht besser. Ganz im Gegenteil. Der reizende Mensch, der sie in seinen Armen hielt, hatte nämlich nicht nur eine maskuline Stimme. Er war auch viel zu muskulös. Und haarig. Falscher Film, dachte sie, als noch breite Schultern dazukamen und eine gut definierte Männerbrust, an die sie unfreiwillig ihre Wange schmiegte.
Obwohl Madison sich dagegen sträubte, musste sie erkennen, dass sie in ein männliches Wesen reingelaufen war. Warum auch immer. Es war ein junger Typ, der sie aufgefangen hatte und nun festhielt. Er hatte seine Arme um sie geschlungen und zog sie an sich, als befürchte er, sie würde sonst umfallen – was nach ihrem heftigen Zusammenstoß ja auch durchaus im Bereich des Möglichen lag. Viel bedeutsamer war allerdings die Tatsache, dass der Kerl mindestens halb nackt war! Und wenn sie an das Handtuch dachte, das unter ihrem Gezerre nachgegeben hatte …
Um zum Hauptthema zurückzukommen: Was machte der Kerl in dem Waschraum, aus dem eben die Badenixe gekommen war?
Madisons Verstand schaltete auf Notprogramm um: nicht denken, handeln. Und das bedeutete, nichts wie weg.
Trotz des glitschigen Fliesenbodens legten ihre Füße den Rückwärtsgang ein, während ihre Hände versuchten, für ein Mindestmaß an Distanz zu sorgen. Dabei streifte sie die Hüfte des jungen Mannes und … Überraschung! Sein Handtuch hatte sich definitiv bei dem Gerangel verabschiedet.
Okay, okay, nichts wie Abstand, beschloss Madison. Sie stemmte sich gegen den Griff seiner kräftigen Arme, nur um sich sofort den genervtesten Blick ihres Lebens aus einem Paar tiefblauer Augen einzufangen. Sie gehörten einem dunkelhaarigen Typen, der gerade den Mund öffnete, um erneut zu fluchen.
„Hörst du jetzt auf mit der verdammten Zappelei? Oder willst du, dass wir uns beide alle Knochen brechen?“
„Natürlich nicht. Es ist bloß …“ Was sollte sie sagen? Ich bin völlig neben der Rolle, weil mein Kopf mich auf lauter Dinge hinweist, die ich besser nicht laut sage, etwa „Du duftest ganz salzig verschwitzt“ oder „Deine Lippen sind so rot“?
O nein, begriff Madison. Seine Lippen waren so rot, weil er blutete. Das waren Blutstropfen. Vermutlich hatte sie ihm bei ihrem Ringkampf gegen die Schwerkraft eins mitgegeben. Deshalb hatte sie selbst Sterne gesehen, sie musste ihm eine Kopfnuss verpasst haben.
Instinktiv fasste Madison sich an die Stirn, die plötzlich zu schmerzen begann. „Autsch.“
„Du hast einen ganz schön harten Schädel.“ Ihr Freund und Helfer leckte sich das Blut von der Unterlippe. Allem Anschein nach war er ein paar Jahre älter als sie, vermutlich Mitte zwanzig. Mit einem harten Zug um den Mund musterte er Madison, als sei sie für dieses Durcheinander verantwortlich.
„Tut mir leid, das mit deiner Lippe – und dass ich in dich reingerannt bin“, sagte sie. „Aber warum stehst du hier rum? Damit war ja nun wirklich nicht zu rechnen.“
Der Überraschungsgast im Waschraum der Badenixen zog den Kopf ein Stück zurück, was sie als Treffer für sich wertete. „Moment mal“, sagte er. „Machst du mich allen Ernstes an, weil ich in der Umziehkabine stehe?“
„Irgendwie ja, aber trotzdem danke fürs Festhalten.“
Apropos Festhalten … Brennend heiß wurde Madison bewusst, dass ihre eine Hand immer noch auf seiner Hüfte lag, die sich nach wie vor eng an ihren Bauch presste. So eng, dass sie die Hitze wahrnahm, die von seinem Körper ausging. Vermutlich war er ebenfalls gerade erst vom Sport gekommen. Das beantwortete aber nicht die Frage, warum sie seine verschwitzte Haut an ihrer spürte. Plötzlich erinnerte sie sich an den Knoten ihres Bademantels, den sie vor dem Zusammenstoß gelockert hatte.
O Gott, hatte sich das Teil bei ihrem verunglückten Nahtanz etwa geöffnet? Großartig, genau das fehlte noch.
Prüfend schob Madison ihre Hand in den nicht vorhandenen Raum zwischen sich und dem inzwischen genervt-sauer dreinblickenden Typen. Dabei streifte sie seinen Bauch, was ihr ein fragendes Heben seiner schwarzen Augenbraue einbrachte.
„Keine Sorge“, murmelte Madison. „Einfach stillhalten, ich will nur …“ Ja, was denn? Dich nicht betatschen, auch wenn es sich so anfühlt? Checken, ob ich halb nackt bin? Das wurde ja immer skurriler. Verlegen räusperte sie sich. „Nachdem wir beide wieder einigermaßen sicher stehen, würde es dir etwas ausmachen, mich loszulassen?“
In seinen Mundwinkeln zuckte es. „Kein Problem.“
Für einen Moment spürte sie noch seine kraftvollen Finger auf ihrem Körper. Als er die Umarmung löste und einen Schritt zurücksetzte, fiel ihr jedoch das Handtuch ein, das nicht mehr um seine Hüften geschlungen war. Weil: Genau, es lag zwischen ihnen auf dem Boden. Was nicht gut war. Vor allem, weil Madisons Blick sich unwillkürlich auf seine Körpermitte richtete, als müsse die Angelegenheit trotz der eindeutigen Beweislage überprüft werden.
Ihre Augen blieben an einem Tattoo ein Stück über seiner rechten Leiste hängen, das eine schwarze Lilie zeigte. Das einzige Tattoo übrigens, soweit sie sehen konnte. Und sie sah einiges. „Wow“, rutschte es ihr raus.
„Das Kompliment kann ich nur zurückgeben“, murrte er. „Dein Bademantel ist nämlich nicht wirklich geschlossen.“
Womit er recht hatte.
Hastig schob Madison die beiden Stoffhälften ihres Bademantels zusammen. Bloß nicht drüber nachdenken, was zu sehen gewesen war, wies sie sich an. Das ist auch so schon alles peinlich genug. Dann bückte sie sich nach dem Handtuch, das sich auf den Fliesen mittlerweile mit Wasser vollgesogen hatte. Leider kniete sich ihr Gegenüber ebenfalls nieder, sodass sein Gesicht nur einen Hauch von ihrem entfernt war. Seine Unterlippe blutete nicht mehr, aber in ihrer Mitte zeichnete sich ein feiner Riss ab, und auf seinen Wangen hatte sich eine Röte ausgebreitet, die nicht richtig zu seinem selbstbewussten Auftreten passte. Madison kannte ihn zwar erst seit wenigen Momenten, aber sie war sich sicher, dass er nicht zur schüchternen Sorte gehörte. Und doch hatte ihn ihr Blick verunsichert. Warum nur? Etwa wegen des Tattoos?
Verwirrt versuchte Madison, ihn einzuschätzen, in eine Schublade zu stecken. Aber sie bekam ihn nicht zu fassen, er war ein unübersehbares Enigma an einem Ort, an dem er überhaupt nichts verloren hatte. Ein Rätsel, das gelöst werden wollte.
„Das Handtuch kannst du vergessen, das ist klitschnass“, versuchte Madison, den Bann zu brechen.
„Vielleicht sollte ich es trotzdem benutzen, dann musst du nicht mehr so angestrengt überall hingucken, nur nicht zu mir. Obwohl … Genau darum ging es dir ja anscheinend, als du hier reingerauscht bist.“
Mit einem Satz war Madison auf den Beinen. „Wie bitte? Wenn einer von uns eine Spannernummer abzieht, dann ja wohl du.“
Geschmeidig und mit aller Zeit der Welt stand der junge Mann auf und wickelte sich das tropfende Handtuch um seine Hüfte. „Lass gut sein mit den Ausreden. Du wolltest dich ein wenig umschauen, das ist es doch. Ist mir egal, ob du eine Wette verloren hast oder bloß schräg drauf bist.“
Madison traute ihren Ohren nicht. „Alles, was ich wollte, war duschen.“
Er lachte kehlig. „Mit wem denn? Falls du mit mir verabredet gewesen wärst, wüsste ich das ja wohl.“
Fragte der Typ das gerade ernsthaft? Madison starrte ihn wütend an … was er zum Anlass nahm, sie vom Kopf bis zu den Zehen abzuchecken. Wirklich frech. Nein, unverschämt.
„Das mit der Verabredung nehme ich zurück“, sagte er. „Du siehst kein Stück aus wie jemand, der im Waschraum ein Date hat, so wie Stella eben mit Raj.“
Madisons Gedanken überschlugen sich. „Hat Stella vielleicht grüne Strähnen im Haar und hat den Waschraum nur in ein Handtuch gewickelt verlassen?“
Ihr Gegenüber nickte, während er ein Pokerface aufsetzte, sodass sein Gesicht nicht verriet, was er von einer solchen Nummer hielt. Oder ob er vielleicht sogar regelmäßig jemanden traf, um sich gegenseitig unter der Dusche gründlich abzuseifen. „Stella ist die Frau, die gerade einen sehr entspannten Gang hatte, obwohl sie auf schnellstem Weg die Dusche verlassen wollte, bevor das Footballtraining vorbei ist und die Mannschaft hier reinstürmt. Ein Grund, warum ich mein Training auch immer ein paar Minuten früher beende, ich hasse Gedrängel im Waschraum.“
„Verstehe“, nuschelte Madison.
„Wirklich? Nur um das klarzustellen: Du hast hier nur was zu suchen, wenn du ein Date zum Duschen hast. Um diese Uhrzeit am besten, wenn du an der kompletten Footballmannschaft interessiert bist.“
„Danke für den Hinweis.“ Es war zwar albern, aber Madison hatte das Gefühl, als wäre für ihn ganz klar, dass sie nicht der Typ für ein schnelles Abenteuer war. Auch wenn er mit seiner Einschätzung durchaus richtiglag, wie kam er auf die Idee? Schließlich stand sie nicht im Faltenrock mit Blüschen vor ihm, die Fibel für anständige junge Damen schützend vor die Brust gepresst. Trotzdem war sie in seinen Augen offenbar ein verwirrtes Küken, das sofort die Nerven verlor, wenn es auf einen nackten Mann traf. Zugegeben, sie hatte tatsächlich die Nerven verloren, zusammen mit ihrem Gleichgewichtssinn, aber deshalb musste dieser Kerl noch lange nicht auf sie herabsehen.
„Schickes Tattoo übrigens, ziemlich außergewöhnlicher Style. Es gibt bestimmt nicht viele Kerle, die sich eine Lilie, das Zeichen der Reinheit, in die Haut stechen lassen“, versuchte Madison abzulenken.
Leider kühlte die Stimmung daraufhin schlagartig ab. Allem Anschein nach gehörte er nicht zu der Sorte Tattoo-Fan, die am liebsten über nichts anderes als ihren Körperschmuck redeten. Dass sein Kiefer hörbar knackte, ließ sie vor Nervosität weiterplappern.
„Anstatt eines Blümchens wäre ein Warnschild ›Ab hier wird’s gefährlich‹ passender. Kleiner Scherz, vermutlich sitzt das Tattoo unterhalb der Gürtellinie, damit es nur besondere Leute zu sehen bekommen. Und jetzt bist du angefressen, weil ich es kenne, obwohl ich nicht zu diesem exklusiven Kreis gehöre, richtig?“
Er nickte. „Das Zeichen geht dich wirklich überhaupt nichts an.“
Das klang, als habe Madison seine Familienehre, sein Vaterland und alles, was ihm heilig war, beleidigt. „Entschuldige, ich wollte dich nicht ausspionieren“, sagte sie. „Es ist nur ein ziemlich ungewöhnliches Tattoo.“
„Wie wär’s mit einem Themenwechsel?“, knurrte er. „Ich könnte die Form deiner Brüste mit Obstsorten vergleichen. Oder ausrechnen, wie wahrscheinlich es ist, eine linke Tür mit einer rechten zu verwechseln.“
„Zum letzten Mal“, sagte Madison. „Das war ein Versehen, und es tut mir leid.“
„Erzähl das deinen Freundinnen, die feixend draußen auf dich warten. ›Ladys, ratet mal, wen ich splitterfasernackt erwischt habe?‹“, flötete er. „›Darien! Und wisst ihr was? Der Kerl ist tätowiert, nur einen Hauch entfernt von seinem besten Stück. Deshalb lässt er nie die Hosen runter.‹“ Sein Blick wurde eisig. „So eine Story ist das doch, oder?“
Obwohl es keinen Grund dafür gab, fühlte Madison sich in ihrer Integrität verletzt. Von diesem Darien, wie er offenbar hieß. „Eigentlich finde ich nicht, dass ich mich verteidigen muss, aber heute ist mein erster Tag auf diesem Campus. Deshalb ist das ganze Unglück überhaupt passiert.“
„Die Geschichte ist echt schwach, lass dir was Besseres einfallen.“
Madison erwiderte Dariens abschätzigen Blick. „Ich weiß, es ist ungewöhnlich, aber es stimmt. Ich bin heute mit ein paar Wochen Verspätung gestartet, und niemand hat mir verraten, welche Tür ich nehmen muss. Das Pech der Nachzüglerin.“
Darien schüttelte den Kopf. „Du siehst wirklich wie ein Frischling von der Highschool aus, aber die würden dich nicht mit so viel Verspätung ins erste Semester starten lassen.“
„Ich bin für den Masterabschluss hier, da ist das was anderes“, hielt Madison dagegen. Dass sie anscheinend aussah, wie jemand, der gerade erst die Schule verlassen hatte, ließ sie jetzt mal unkommentiert.
Darien wirkte noch immer nicht überzeugt. „Und warum bist du zu spät?“
Was wollte der Typ, etwa, dass sie ihm ihre Lebensgeschichte erzählte? „Familienangelegenheiten“, sagte sie ausweichend.
Erneut musterte Darien sie. Eigentlich hätte sie sich unter dem Blick seiner kühlen blauen Augen winden müssen. Er war einige Jahre älter, strotzte vor Selbstvertrauen und strahlte eine Lässigkeit aus, die verriet, dass ihn so schnell nichts aus der Fassung brachte. Stattdessen hielt sie seinem Blick stand, und in diesem Moment war es ihr sogar egal, was ihr Bademantel machte.
Nachdenklich strich Darien sich durch das dunkle Haar. „Tatsache. Ein Neuzugang, der sich verlaufen hat. Unser Zusammenstoß war also bloß ein verrückter Zufall.“
„Genau so ist es“, bestätigte Madison. „Gut, dass ich armes Ding nicht auf den bösen Wolf, sondern nur auf einen begriffsstutzigen Senior gestoßen bin.“
Grinsend bückte Darien sich nach ihrem Kulturbeutel. „Das Leben ist schon seltsam. Sieh es einfach so: Diesen ersten Tag vergisst du nicht so schnell, allein schon wegen der mächtigen Beule an deiner Stirn und der Überdosis Körperkontakt mit einem Fremden. Dafür brauchen die meisten ein paar Partyerfahrungen plus den passenden Alkoholpegel.“
Bevor Madison eine entsprechend unverschämte Antwort geben konnte, trat ein älterer Student im Bademantel durch den Durchgang zu den Duschräumen. Sichtlich überrascht sah er sie beide an, dann grinste er. „Da hatten Stella und ich wohl nicht als Einzige die Idee, dass um diese Zeit in den Waschräumen nichts los ist.“ Er griff in einen Spind und schnappte sich seine Sachen. „Und dabei heißt es immer, in weiblicher Gesellschaft blankziehen wäre nicht so dein Ding, Darien. Wegen deiner dir ach so heiligen Regeln. Steht dir gut, solltest du öfter machen.“
Darien zuckte mit der Schulter. „Du hast nur eins vergessen, Raj. Damit das was werden kann, müsste ich mehr als eine meiner Regeln brechen. Und auf Neulinge steh ich nun wirklich nicht.“ Er blinzelte Madison zu. „Nimm’s nicht persönlich.“
„Ich bin vielleicht neu auf dem Campus“, sagte Madison zuckersüß. „Aber ich habe genug Ahnung, um zu wissen, dass ich mich mit jemandem wie dir auch unter anderen Umständen nicht einlassen würde. Ist ebenfalls nicht persönlich gemeint, sondern nur eine Feststellung.“
Raj lachte, als er an ihnen vorbeiging. „Das Mädchen hat Geschmack. Wir sehen uns morgen beim Training, Darien, falls du nach diesem Schlagabtausch noch aufrecht stehen kannst.“ Damit war er auch schon zur Tür hinaus.
Darien schmunzelte, während er nach einem Duschgel griff, das oben auf dem Spind stand. Dabei wendete er Madison kurz den Rücken zu, sodass sie feststellen konnte, dass es auch auf seiner Kehrseite keine weiteren Tattoos gab. Irgendwie erschien ihr das ungewöhnlich. Wer sich ein Tattoo machen ließ, hatte doch meist auch schon bald ein zweites.
Höchste Zeit zu gehen, bevor ich mich mit noch mehr Tattoo-Gerede völlig ins Abseits befördere, entschied sie, während ihr die Lilie samt ihrem durchaus interessanten Umfeld immer noch lebhaft vor Augen stand.
In diesem Moment drehte Darien sich allerdings um und kratzte sich am Nacken, wodurch das Handtuch um seine Hüften ein gefährliches Stück nach unten rutschte. „Nicht, dass ich ernsthaft neugierig wäre. Aber was stimmt nicht mit mir, dass du dich an mich nicht verschwenden würdest?“
Madison musste nicht lange nachdenken. „Wir unterhalten uns seit höchstens fünf Minuten, aber in dieser kurzen Zeit hast du mich angeschnauzt, mir Voyeurismus und die Teilnahme an kindischen Wetten unterstellt, mich als ahnungslosen Neuling abgestempelt, der nicht nach deinem Geschmack ist, und mich von oben herab behandelt, weil ich was zu deinem Tattoo gesagt habe, das leider nicht zu übersehen war. Nenn mich verwöhnt, aber ich bevorzuge Jungs, die nett zu mir sind, von charmant ganz zu schweigen.“
„Dann wird das also nichts mit der gemeinsamen Dusche?“
Unwillkürlich klappte Madisons Unterkiefer runter. „Nein, ganz bestimmt nicht?“, echote sie im Frageduktus.
„Schade“, sagte Darien, plötzlich die gute Laune in Person. „Ich müsste nach dem Sport nämlich so langsam mal unter die Brause, sonst hole ich mir in diesem nassen Handtuch noch den Tod.“
„Dann viel Spaß.“
Entgegen seiner Worte blieb Darien stehen, in seinen Augen funkelte es amüsiert, wodurch das Blau plötzlich nicht mehr nach kühlem, tiefen Wasser aussah, sondern als tanze die Sonne auf den Wellen. Geradeso, als warte er darauf, dass Madison ihm einen Ball zurückspielte, damit sie in die nächste Runde ihres Schlagabtausches gehen konnten. Und zu ihrer Überraschung verspürte sie ein Kribbeln, eine Lust, es drauf ankommen zu lassen. Dieser Darien mochte so launenhaft sein wie das Wetter, aber insgeheim fragte sie sich, wohin es sie beide treiben würde: Würden sie sich am Ende anschreien? Würde einer zu Tode beleidigt sein oder würden sie vielleicht nicht wieder damit aufhören können, sich gegenseitig auszutesten? Womöglich würden sie sich sogar zusammen amüsieren … rein mit Worten natürlich. Entgegen ihrer sonstigen Art, hegte Madison das Verlangen, es auszuprobieren. Alles an Darien deutete darauf hin, dass er ihr an Alter, Erfahrung und Coolness überlegen war. Das änderte jedoch nichts daran, dass sie mit ihm spielen wollte, sich einlassen wollte auf diese Achterbahnfahrt, die der Senior offenbar für ganz normal hielt. Da war ein Ziehen in ihr, das ihr das Gefühl gab, lebendig und wach wie nie zuvor zu sein.
Leider war das Leben schneller als Madison.
Die Tür zum Waschraum öffnete sich, und ein Pulk lachender und plaudernder Studenten schob sich herein, die Madison neugierige Blicke zuwarfen und Darien im Vorbeigehen auf die Schulter klopften. Eindeutig die angekündigte Footballmannschaft. Es folgten Sprüche wie „Alter, du lässt auch wirklich nichts anbrennen“ und „Im Waschraum, wie krass! Du weißt, wie man es den Frauen schön macht, Darien“.
Abpfiff. Und zwar so laut, dass Madison anschließend nur noch ein Rauschen hörte. Vielleicht lag es an der Dusche, in die bereits einige verschwunden waren. Vielleicht war es auch die Enttäuschung, so albern gewesen zu sein, jemandem, der offenbar sehr genau wusste, wie man Frauen rumbekam, auf einer persönlich tieferen Ebene zu begegnen. Einer Ebene, auf der man einander spielerisch umkreiste, um mehr über den anderen herauszufinden. Einer, auf die sich ein Aufreißer niemals ernsthaft begeben würde. Hiermit war es amtlich: Sie war ein zu junger, unerfahrener, leicht zu knackender Neuzugang. Ein dussliges Küken.
„Alles klar bei dir?“, fragte Darien.
„Jetzt ja“, sagte Madison, nickte ihm zu und ging, ohne einen Blick zurückzuwerfen.
„Die Geschichte auf 320 Seiten, in der ein Fluch über das Leben eines jungen Mannes bestimmt, ist Haydons überaus gelungenes Romandebüt.“
„Mir hat der Schreibstil der Autorin gut gefallen, er war flüssig und leicht zu lesen, so dass ich schnell in die Geschichte hineingefunden habe. Auch die ganze Idee rund um den Familienfluch fand ich sehr spannend und gut aufgearbeitet. Die Fantasy- Elemente wurden auf jeden Fall gut in die Geschichte integriert und es gab einige Wendungen mit denen ich nicht gerechnet hätte und wodurch die Geschichte von Madison und Darian spannend zu verfolgen war.“
„Eine Mischung aus Fantasy und New Adult. Es ist die perfekte Geschichte für Leser/innen, die langsam und sachte mit Fantasy anfangen wollen“
„Wenn ihr eine richtig gute Romantasy-Story sucht, mit Fokus auf dem Romantischen, dann schaut euch dieses Buch unbedingt näher an. Ich finde auch, dass das ein perfektes Einsteigerbuch ist in dieses Genre.“
„Ein origineller Plot, überaus sympathische Protagonisten, große Gefühle und fesselnde Spannung.“
„Dämonen, Spice und Geheimnisse, was will man mehr?“
„Eine realistische und dennoch zauberhafte Geschichte, die heißer und verbotener gar nicht sein könnte!“
„Dieses Buch von Livia Haydon fesselte mich mit einer spannenden Idee und einem wunderbar lockerem Schreibstil“
„Eine schöne Geschichte für Zwischendurch“
„Das Buch ist super geschrieben, durchweg spannend und es gab sogar zwei unerwartete Wendungen. Ich habe richtig mit den Charakteren mitgefiebert und kann das Buch definitiv weiterempfehlen.“
„Humorvoll. Knisternd.“
„Super heiße College Romance mit einem Hauch Fantasy!“
„Ein schönes, ruhiges Fantasybuch für zwischendurch und die Idee mit dem Fluch hat mir richtig gut gefallen. Wer einfach mal abschalten möchte, kann gerne zu diesem Buch greifen.“
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