1920, zum zehnjährigen Jubiläum ihrer Parfümerie, verkünden die Gründerinnen Anna und Maria Carstens, sich ein wenig aus dem Alltagsgeschäft zurückzuziehen, um noch freier nach neuen Innovationen und Inspirationen zu suchen. Im Laden übernehmen daher drei selbstbewusste junge Frauen das Regiment, die uns bereits in Band 1 vorgestellt wurden: die Patentöchter Hertha und Lucie Harders sowie Verkaufsleiterin Eugenie Schalt.
Lucie Harders ist das Nesthäkchen im Paradies der Düfte. Mit gerade einmal siebzehn Jahren ist sie schon eine „Nase“, das heißt sie hat das Zeug dazu, selbst Parfüme zu kreieren. Außerdem hat sie von ihrer Patentante Anna das finanzielle Geschick übernommen.
Gemeinsam mit ihrer Schwester hat sie die schwierige Aufgabe, die Parfümerie durch die deutsche Inflation von 1922/23 zu retten, als ein Brot 120 Mark und eine Dose Vollmilch 900 Marknkostete und schließlich sogar mit den Hundertern und Tausendern die Öfen geheizt wurden.
Lucie verliebt sich in einen jungen Reederei-Dolmetscher aus dem Süden Chinas – eine Verbindung, die zu jener Zeit kaum Hoffnung auf ein Happy End hatte. Lucies vier Jahre ältere Schwester Hertha hat das Talent ihres Vaters geerbt: In ihrer Freizeit ist sie Kunstmalerin.
Sie ist hoffnungslos romantisch und pflegt eine anonyme Brieffreundschaft mit einem jungen, kunstinteressierten Unbekannten. Ihre Seelenverwandte ist die alte Madame Lambert aus Grasse, die Mentorin der Douglas-Schwestern, die in diesem Band erstmals Hamburg und das dortige Paradies der Düfte besucht. Herthas Nemesis ist der junge Geschäftsmann Georg Mülder, der den Douglas-Schwestern ihre Parfümerie abluchsen will. Doch als sie den Grund für diesen Plan erfährt, erlebt sie eine Überraschung.
Die einstige Ausbilderin der Harders-Schwestern, Mode-Expertin Eugenie, Mitte zwanzig, ist die perfekte Verkäuferin. Sie ist gut mit Seifenlieferantin Berta Kolbe befreundet. In der Liebe hat sie weniger Glück: Ihre Verlobung mit dem Polizisten Robert Bethke, der mit der neuen NSDAP liebäugelt, gestaltet sich schwierig – und schließlich sogar lebensgefährlich.
Wie schon in Band 1 begeben sich unsere Heldinnen in alle Welt, um aufregende Zutaten für neue, sinnliche Duftkombinationen zu finden. Es geht erneut nach Grasse, wo die bewegte Vergangenheit der alten Parfümeurin Pauline Lambert (in Band 1 eine Lieblingsfigur der Leserinnen und Leser) aufgedeckt wird. Und diese Rückkehr in vergangene Zeiten sorgt für dramatische Verwicklungen in der Gegenwart.
Aber auch Amerika, Italien und Berlin liefern Inspirationen. Lucie ist auf der Suche nach dem wertvollen Parfum-Grundstoff Ambra und wird im berüchtigten Chinesischen Viertel in Hamburg fündig. Dieses einst so quirlige China-Town über der Elbe wurde von den Nationalsozialisten geschlossen und ist heute in Vergessenheit geraten. In unserem Roman lebt es in all seiner Buntheit wieder auf.
Wie beim ersten Band hat uns der Ahnenforscher des ZDF, Daniel Riecke, unterstützt und in alten Archiven verblüffende Daten und Geschichten zutage gefördert. Außerdem hat uns die Kosmetik-Wissenschaftlerin Dr. Dorit Kupka nach dem Erscheinen von „Die Douglas Schwestern“ freundlicherweise ihre Dissertation „Kosmetik – Domäne der Frau? Zur Verberuflichung weiblicher Tätigkeiten“ zugesandt, und wir können ihr für diese Schatzkammer von Wissen und historischen Anekdoten gar nicht genug danken. Die Figur der exzentrischen Kosmetikerin Elise Bock hätten wir ohne Frau Kupkas Recherche nie so geschichtlich fundiert porträtieren können. Jene Dame war auch in der Realität eine Lieferantin der Parfümerie Douglas.
Diese geschäftstüchtige wie amüsante Frau Bock hatte neben ihren Kosmetika auch ein Glätteisen für die alternde Haut erfunden. Als das nicht den gewünschten Erfolg hatte, meldete sie das kurzerhand Patent neu an – diesmal eben als Bügeleisen für Wäsche.
Auch die Liebe kommt im neuen Roman natürlich nicht zu kurz. Und 1925 finden sich die Frauen aus dem Paradies der Düfte in einer der wildesten, weltoffensten und modisch spannendsten Zeiten wieder – der Hochzeit der „Roaring Twenties“. Das Happy End des zweiten
Bandes könnte nach all den dramatischen Wendungen nicht fulminanter sein!
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