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Befreiung (Die Salvation-Saga 1)Befreiung (Die Salvation-Saga 1)

Befreiung (Die Salvation-Saga 1)

Peter F. Hamilton
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Die Salvation-Saga 1

„(…) eine Space Opera galaktischen Ausmaßes, die ihren vertraut menschlichen und halbmenschlichen Cast nie aus den Augen verliert.“ - Alastair Reynolds

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Befreiung (Die Salvation-Saga 1) — Inhalt

Das 22. Jahrhundert: Die Menschen haben Raumschiffe zu mehreren Sternen ausgesandt und begonnen, Planeten zu terraformen. Durch Portalsysteme miteinander verbunden, können Reisende in Nullzeit zwischen den Welten hin- und herspringen. Bei der Erforschung des Alls stoßen die Menschen im Jahr 2150 auf ein gigantisches, außerirdisches Schiff. Es gehört den Olyix, einer uralten Rasse, die sich auf einer epischen Reise bis zum Ende der Zeit befindet. Doch die Olyix sind nicht so friedlich gesinnt, wie sie vorgeben. Ihre Mission ist geheim, unerbittlich – und brandgefährlich für die gesamte Menschheit ... Mit „Befreiung“ beginnt Peter F. Hamilton eine neue, großangelegte Science-Fiction-Saga.

€ 20,00 [D], € 20,60 [A]
Erschienen am 04.12.2018
Übersetzt von: Wolfgang Thon
656 Seiten, Klappenbroschur
EAN 978-3-492-70505-9
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€ 9,99 [D], € 9,99 [A]
Erschienen am 04.12.2018
Übersetzt von: Wolfgang Thon
656 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-99230-5
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Leseprobe zu „Befreiung (Die Salvation-Saga 1)“

1 ERDE RUFT …

Der Neána-Abode-Cluster trieb etwa drei Lichtjahre vom Stern Aquilae 31 entfernt durch den interstellaren Raum. Er fing eine Reihe kurzer, schwacher elektromagnetischer Impulse auf, die mit Unterbrechungen achtzehn Jahre dauerten. Die frühen Signaturen waren dem Neána bekannt und etwas beunruhigend: Es waren Atombombenexplosionen, denen sieben Jahre später Fusionsexplosionen folgten. Der technische Fortschritt der Rasse, die diese Kernwaffen einsetzte, verlief im Vergleich zur üblichen Entwicklung von Zivilisationen außerordentlich schnell.

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1 ERDE RUFT …

Der Neána-Abode-Cluster trieb etwa drei Lichtjahre vom Stern Aquilae 31 entfernt durch den interstellaren Raum. Er fing eine Reihe kurzer, schwacher elektromagnetischer Impulse auf, die mit Unterbrechungen achtzehn Jahre dauerten. Die frühen Signaturen waren dem Neána bekannt und etwas beunruhigend: Es waren Atombombenexplosionen, denen sieben Jahre später Fusionsexplosionen folgten. Der technische Fortschritt der Rasse, die diese Kernwaffen einsetzte, verlief im Vergleich zur üblichen Entwicklung von Zivilisationen außerordentlich schnell.

Metaviren-Brut, die sich in die Cometry-Brocken gefressen hatte, welche den riesigen Cluster verankerten, warfen eine Reihe von hauchdünnen Empfängernetzen von jeweils zwanzig Kilometer Durchmesser aus. Diese richteten sich auf den fünfzig Lichtjahre entfernten G-Klasse-Stern, auf dem diese verheerenden Waffen gezündet worden waren.

Sie fingen eine Flut von schwachen elektromagnetischen Signalen auf, die der dritte Planet des Sterns aussendete. Eine intelligente Spezies trat ganz offenbar in ihr frühes wissenschaftlich-industrielles Zeitalter ein.

Den Neána bekümmerte, dass so viele Nuklearwaffen benutzt wurden. Diese neue Spezies war eindeutig verstörend aggressiv. Einige Geister des Cluster begrüßten dieses Faktum allerdings.

Die Analyse der Funkwellen, mittlerweile analoge audiovisuelle Ausstrahlungen, zeigten, dass eine zweibeinige Rasse sich an Geo-Stammesgrenzen organisierte und in einem ständigen Konflikt lag. Ihre spezielle biochemische Zusammensetzung gewährte ihnen aus der Perspektive des Neána nur ein bedauerlich kurzes Leben. Dies wurde als der wahrscheinliche Grund für ihre überdurchschnittlich schnelle technologische Entwicklung angenommen.

Es stand völlig außer Frage, eine Expedition dorthin zu entsenden. Der Neána betrachtete dies als seine Pflicht, ganz gleich, welche Art von Leben sich auf fernen Welten entwickelte. Die einzige Frage galt dem Umfang der Hilfe, die dieser Spezies angeboten werden sollte. Befürworter der aggressiven Qualitäten der neuen Spezies wollten ihr das gesamte Technologie-Spektrum des Neána zugänglich machen. Sie hätten sich fast durchgesetzt.

Das Insertionsschiff, das den Cluster verließ – es wusste nicht, ob es eines von vielen oder allein unterwegs war –, maß etwa einhundert Meter im Durchmesser und bestand aus einer Masse aktiver molekularer Blocks. Es nahm Kurs auf Altair und brauchte etwa drei Monate, um auf dreißig Prozent Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen. Der Flug dorthin dauerte nur knapp über hundert Jahre. Während der einsamen Reise überwachte die Kontrollintelligenz des Schiffs die elektromagnetischen Signale dieser jungen Zivilisation, zu der es unterwegs war. Die Intelligenz häufte eine beeindruckende Wissensdatei über die menschliche Biologie an und gewann zudem ein umfangreiches Verständnis ihrer ständig sich weiterentwickelnden Stammespolitik sowie ihrer ökonomischen Strukturen.

Als das Schiff Altair erreichte, vollführte es ein komplexes „Vorbeiflug“-Manöver, das ihm erlaubte, perfekt auf Sol zu landen. Danach wurde die physikalische Sektion des Memoryspeichers der Intelligenz mit sämtlichen Astrogations-Daten des Fluges vom Cluster nach Altair gewissermaßen über Bord geworfen und die Blockkomponenten wurden deaktiviert. Ihre geschwächte Atomstruktur löste sich in einer sich aufblähenden Staubwolke auf, die von Altairs Sonnenwinden rasch zerstreut wurde. Sollte das Insertionsschiff jetzt abgefangen werden, konnte es die Position des Neána-Abode-Clusters nicht verraten. Denn es wusste nicht mehr, wo er sich befand.

Die letzten fünfzig Jahre der Reise verbrachte die Intelligenz damit, eine Einlagerungsstrategie zu formatieren. Mittlerweile hatte der menschliche Geist Raumschiffe konstruiert, die dem Insertionsschiff auf ihrer Suche nach neuen Welten zwischen den Sternen begegneten. Die Informationen, die von der Erde und den Asteroid-Habitaten des Sonnensystems kamen, waren immer komplexer geworden. Gleichzeitig jedoch gab es immer weniger. Die Funksignale hatten sich drastisch reduziert, seit das Internet den größten Teil des menschlichen Datenverkehrs übernommen hatte. In den letzten zwanzig Jahren seiner Annäherungsphase empfing das Insertionsschiff nur noch einige Unterhaltungssendungen, und selbst diese wurden von Jahr zu Jahr weniger. Aber es hatte genug Informationen gesammelt.

Es flog südlich der Ekliptik ein und stieß dabei wie ein schwarzer Komet unregelmäßig kalte Masse aus. Dieses Bremsmanöver dauerte drei Jahre und war der riskanteste Teil der Reise. Im Sonnensystem der Menschen wimmelte es von astronomischen Sensoren, die das Universum nach kosmologischen Anomalien absuchten. Als das Schiff den Kuipergürtel passierte, maß es nur noch fünfundzwanzig Meter im Durchmesser. Es strahlte weder Magnet- noch Gravitationsfelder aus. Die äußere Hülle absorbierte sämtliche Strahlungen, sodass es keinerlei Rückstrahlung gab und das Schiff damit für alle Teleskope unsichtbar war. Die thermalen Emissionen waren gleich null.

Niemand nahm seine Ankunft wahr.

Im Innern des Schiffs begannen vier Bio-Spezimen in Molekularinitiatoren zu wachsen. Sie nahmen körperliche Muster an, die von der Kontrollintelligenz des Schiffs entworfen worden waren, und zwar auf der Basis der Informationen, die sie auf der langen Reise gesammelt hatte.

Die Spezimen waren in Größe und Form humanoid und auch das Skelett und die Organe setzten diese Mimikry bis auf das biochemische Level fort. Ihre DNA war ebenfalls authentisch. Man hätte sehr viel tiefer in die Zellen vordringen müssen, um eine Anomalie aufzuspüren. Nur eine detaillierte Überprüfung der Zellorganellen hätte fremdartige Molekularstrukturen enthüllt.

Die größte Schwierigkeit bereitete dem Insertionsschiff der Verstand der Spezimen. Menschliche geistige Prozesse waren so komplex, dass es schon ans Paradoxe grenzte. Schlimmer noch, die Intelligenz vermutete, dass die Darstellungen aller fiktionalen Dramen, die es empfangen hatte, die emotionalen Reaktionen überbetonte. Also konstruierte es eine stabile Primärarchitektur von Gedankenroutinen und schloss dabei gleichzeitig eine schnell lernende und sich anpassende Integrationsprozedur mit ein.

Als es sich der Erde auf eine Million Kilometer genähert hatte, warf das Insertionsschiff bei dem endgültigen Bremsmanöver den letzten Rest seiner Reaktionsmasse ab. Jetzt fiel es praktisch auf die südlichste Spitze von Südamerika. Winzige Kurskorrekturen präzisierten den Anflugwinkel und steuerten das Schiff auf Tierra del Fuego zu, das erst in dreißig Minuten den Tagesanbruch erleben würde. Selbst wenn das Schiff jetzt entdeckt wurde, würde es einfach nur für einen kleinen Brocken natürlichen Weltraummüll gehalten werden.

Es traf auf die oberste Atmosphäre und teilte sich langsam in vier birnenförmige Segmente auf. Die überflüssige Substanz brach zwischen den Funken auseinander, die ein kurzfristiges, aber wunderschönes Feuerwerk in der Mesosphäre erzeugte. Darunter, geschützt unter einer Decke von dicken Winterwolken, erfuhren die Bewohner von Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt, nichts von dem interstellaren Besucher.

Die vier Elemente sanken tiefer hinab und wurden von der dichter werdenden Atmosphäre immer stärker abgebremst. Drei Kilometer über der Oberfläche verlangsamten sie ihren Flug auf Unterschallgeschwindigkeit und brachen durch die Wolken – nach wie vor von niemandem auf dem Planeten beobachtet.

Die Segmente waren auf ein kleines Internet ausgerichtet, ein paar Kilometer westlich von der Stadt, wo selbst im Jahre 2162 das zerklüftete Land unberührt von irgendwelchen Erschließungen dalag. Zweihundert Meter vom Ufer entfernt schossen vier hohe Fontänen – bedingt durch den Aufprall auf das Wasser – wie dicke Geysire hoch in die Luft und klatschten dann auf das matschige Eis, das am Rand des Beagle Channels dümpelte.

Die Neána-Metahumanoiden schwebten an die Oberfläche. Von den Landesegmenten des Insertionsschiffs war jetzt nur noch eine dicke Schicht aktiver Molekular-Blocks übrig, die ihre Haut wie mit einem Pelz aus durchsichtigem Gel überzogen und sie vor dem gefährlich kalten Wasser schützten. Sie schwammen an Land.

Das Ufer bestand aus einem schmalen Streifen grauer Steine, die mit abgestorbenen Zweigen übersät waren; die Hänge darüber waren dicht bewaldet. Die Aliens kletterten den Hang hinauf, als das fahle Tageslicht durch die dunklen Wolken drang. Ihre Schutzschicht verflüssigte sich und versickerte zwischen den Steinen, wo alles bei der nächsten Flut weggespült werden würde. Zum ersten Mal holten sie Luft.

„Oh, das ist kalt!“, rief einer.

„Ausgezeichnete Klassifizierung!“, stimmte ein anderer ihm mit klappernden Zähnen zu. „Ich schließe mich an.“

Sie betrachteten einander in dem grauen Licht. Zwei weinten wegen der emotionalen Wirkung der Ankunft, einer lächelte staunend, während der vierte ganz und gar unbeeindruckt von der trostlosen Landschaft zu sein schien. Jeder von ihnen hatte einen kleinen Rucksack mit Outdoor-Kleidung dabei, die vor achtzehn Monaten aus einer Werbesendung für Winterkleidung kopiert worden war. Sie legten sie hastig an.

Als sie vollständig angezogen waren, gingen sie über einen uralten Weg zu den Bäumen hinauf, bis sie zu den Resten der National Route 3 gelangten, die nach Ushuaia führte.







2 ASSESSMENT-TEAM
Feriton Kayne, New York, 23.06.2204

 

New York hat mich wirklich nie sonderlich beeindruckt. Die Einheimischen werden ja nicht müde zu wiederholen, es sei die Stadt, die niemals schlief, und betonen, wie sie sich aus eigener Kraft ins Zentrum des menschlichen Universums erhoben hätte. Damit versuchen sie ihre Entscheidung zu rechtfertigen, in engen und viel zu teuren Apartments zu wohnen, selbst heutzutage, wenn sie überall auf dem Planeten leben und durch ein Dutzend unterschiedlicher Portal-Hubs in die Stadt pendeln könnten. Sie behaupten, die Stadt hätte immer noch dieses besondere Flair, die Vibrations, den Kick. Zugezogene Bohemians erhöhten ihre Dosis von Erfahrung, Mann!, die ihnen half, ihre Kunst zu schaffen, während Firmendrohnen ihre Junior-Management-Jahre durchschwitzten, um Hingabe zu beweisen. Für die Dienstleister war die Nähe zur Stadt einfach bequem, und die wirklich Armen konnten es sich einfach nicht leisten, wegzuziehen. Und ja, erwischt, ich lebte in Soho. Allerdings bin ich kein Junior-Manager. Vorn auf meinem Schreibtisch steht mein Namensschild: Feriton Kayne, stellvertretender Direktor, Connexion Corp Exo-Solar-Security-Division. Sollte Ihnen das verraten, was ich in Wirklichkeit mache, sind Sie schlauer als die meisten anderen.

Mein Büro lag im siebenundsiebzigsten Stock des Connexion Corp Tower. Ainsley Zangari wollte sein Global Headquarter, sein Welt-Hauptquartier, unbedingt in Manhattan haben, und außerdem war ihm wichtig, dass alle es wussten. Es gibt nur sehr wenige lebende Zeitgenossen, die einen Bauplatz auf der 59. Straße West direkt neben dem Columbus Circle ergattern konnten. Er musste die Fassade des alten Hotels beibehalten, als Grundlage seiner hundertzwanzigstöckigen Monstrosität aus Glas und Carbon. Mir ist schleierhaft, warum. Soweit ich das erkennen kann, hat diese Fassade keinerlei architektonischen Wert, aber das Rathaus hat das Bauwerk als Wahrzeichen etikettiert. Also bitte. Nicht einmal Ainsley Zangari, der reichste Mann, der jemals gelebt hat, kann dem Rathaus den Denkmalschutz austreiben.

Aber ich beschwere mich nicht. Von meinem Büro habe ich den besten Blick über die City und den Central Park, den sich selbst die Superreichen auf der Park Avenue nicht leisten können. Ich musste sogar meinen Schreibtisch so aufstellen, dass ich mit dem Rücken zu dem deckenhohen Fenster arbeitete. Sonst wäre ich zu abgelenkt gewesen. Allerdings sitze ich auf einem Drehstuhl.

An diesem wolkenlosen Juninachmittag stand ich am Fenster und bewunderte den Blick, fasziniert wie immer. Die Aussicht erinnerte an eines der Ölgemälde aus dem siebzehnten Jahrhundert, auf denen alles irgendwie himmlisch zu blühen scheint.

Kandara Martinez wurde von einer Empfangsdame hereingeführt. Die Konzern-Söldnerin trug ein schlichtes schwarzes Trikot unter einer Jacke irgendeines Middleclass-Labels. Ihre Haltung machte daraus eine militärische Uniform. Ich vermute, dass sie diesen Teil ihres Lebens niemals ablegen konnte.

Sandjay, mein Altme, überschwemmte mich mit den Daten. Die Tarsus-Linsen auf meinen Augäpfeln präsentierten sie mir als ein Raster aus grünem und violettem Text, doch die Datei verriet mir nicht sehr viel mehr, als ich ohnehin schon wusste. Sie hatte sich mit neunzehn in das Heroico Colegio Militar von Mexico City immatrikuliert. Nach ihrem Abschluss hatte sie mehrere Einsätze in der Urban-Rapid-Supression-Force, einer städtischen Eingreiftruppe. Dann wurden ihre Eltern von einer Drohnenbombe getötet, die irgendein Haufen von antiimperialistischen, anarchistischen Knallköpfen gegen das höhnische Symbol ihrer bösen ausländischen ökonomischen Unterdrücker abgefeuert hatten, oder allgemein verständlich ausgedrückt, auf die italienische Fabrik für Fernlenkdrohnen-Systeme, in der ihr Vater arbeitete. Danach begann ihre rasant steigende Quote von Toten bei Einsätzen ihre Vorgesetzten zu „bekümmern“. Sie wurde 2187 ehrenvoll entlassen. Seitdem arbeitete sie freiberuflich in Konzernsicherheitsdiensten, erledigte also die wirklich üblen Jobs.

Sie war etwa eins siebzig groß, hatte kastanienbraunes, kurz geschnittenes Haar und graue Augen. Ich war nicht ganz sicher, ob die Augen echt waren oder ein Gen-up. Irgendwie schienen sie mir nicht so ganz zu ihrer mexikanischen Herkunft zu passen. Ganz sicher aber hatte sie ihren Körper modifizieren lassen. Sie hielt sich fit, was bei ihrer Arbeit das kleine Einmaleins des Überlebens war, aber das allein erklärte nicht ihre kräftigen Gliedmaßen. Beine und Arme waren extrem muskulös. Ob sie ein Gen-up hatte oder K-Cells, das verriet die Datei nicht. Miss Martinez hinterließ nur einen winzigen Datenabdruck bei Solnet.

„Danke, dass Sie den Vertrag akzeptiert haben“, sagte ich. „Ich bin sehr viel glücklicher, jetzt, da ich weiß, dass Sie uns begleiten.“ Was nur zum Teil stimmte, denn ihre Gegenwart bereitete mir auch Unbehagen, schließlich weiß ich, wen sie im Laufe ihrer Karriere so alles eliminiert hat.

„Ich war neugierig“, antwortete sie. „Wir alle wissen, dass Connexion nur sehr wenige Leute in ihrer eigenen Sicherheitsabteilung hat.“

„Kann man sagen. Wir benötigen vielleicht etwas, das über die Gehaltsklasse unserer Jungs hinausgeht.“

„Klingt interessant, Feriton.“

„Mein Boss will Schutz, echten Schutz. Wir haben es hier mit dem Unbekannten zu tun. Diese Expedition – ist ein bisschen anders. Das Artefakt, das wir gefunden haben, ist … fremdartig.“

„Das sagten Sie schon. Ist es Olyix?“

„Ich wüsste nicht, wie es das sein sollte.“

Sie lächelte schwach. „Ich will es nicht leugnen, ich bin sehr interessiert. Und geschmeichelt. Warum ich?“

„Ihr Ruf“, log ich. „Sie sind die Beste.“

„Blödsinn!“

„Ernsthaft. Wir müssen die Sache überschaubar halten: Die drei anderen Reisegefährten repräsentieren seriöse politische Interessen. Deshalb wollte ich jemanden mit einer überzeugenden Erfolgsbilanz.“

„Sie machen sich Sorgen, dass irgendwelche Konkurrenten spitzbekommen, wohin wir wollen? Was für ein Artefakt haben Sie denn da gefunden?“

„Das kann ich Ihnen erst verraten, wenn wir unterwegs sind.“

„Wollen Sie die Technik retro-konstruieren? Machen Sie sich deshalb Sorgen wegen irgendwelcher Rivalen?“

„Es geht hier nicht um neue Technologien oder Marktanteile. Wir stehen vor einem größeren Problem.“

„Ach ja?“ Sie hob fragend eine Braue.

„Wie gesagt, Sie bekommen eine komplette Einweisung, sobald wir unterwegs sind. Wie alle anderen auch.“

„Gut, das ist eine vernünftige Kontrollserie. Aber eines muss ich wissen: Ist es eine Bedrohung?“

„Nein. Zumindest bisher noch nicht. Und deshalb sind Sie dabei. Wir brauchen große Durchschlagskraft an einem kleinen Ort. Nur für alle Fälle.“

„Ich fühle mich noch mehr geschmeichelt.“

„Noch eins – der Grund, warum wir beide dieses Gespräch führen, bevor ich Sie dem Rest des Teams vorstelle.“

„Klingt nicht gut.“

„Es gibt einige Spielregeln für Erstkontakt, und zwar ziemlich strenge. Alpha Defence hat darauf bestanden. Wir werden für die Dauer dieser Mission isoliert sein, womit keiner von uns sonderlich vertraut ist. Heutzutage kann jeder um Hilfe rufen, wo auch immer man steckt und ganz gleich, welches Desaster einen erwischt. Alles funktioniert unter der Annahme, dass ein Einsatzteam nur zwei Minuten von einem entfernt ist. Etwas anderes kennen wir gar nicht. Ich betrachte das als eine Schwäche, vor allem in dieser Situation. Wenn etwas schiefläuft, und zwar übel schiefläuft, dann greift das erste Kontaktprotokoll von Alpha Defence.“

Sie kapierte schnell. Ich sah es an der leichten Veränderung in ihrer Körperhaltung, an dem Verschwinden des Humors und dem Spiel ihrer Muskeln.

„Wenn sie feindselig sind, dürfen sie nichts über uns erfahren“, zitierte sie.

„Keine Gefangenen. Keine Daten-Downloads.“

„Wirklich nicht?“ Ihr Humor kehrte zurück. „Sie haben Angst vor einer Alien-Invasion? Das ist aber ziemlich bizarr. Was glaubt denn Ainsley Zangari, was die plündern werden? Unser Gold und unsere Frauen?“

„Wir wissen nicht, was sie sind, und so lange …“

„Die Olyix haben sich als ganz okay entpuppt. Sie hatten einen verdammt riesigen Misthaufen von Antimaterie an Bord der Salvation of Life. Es gibt keine andere konventionelle Energiequelle, die stark genug wäre, ein Raumschiff dieser Größe auch nur auf einen Bruchteil von Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen.“

„Bei denen hatten wir Glück.“ Ich hielt mich bedeckt. „Ihre Religion vermittelt ihnen vollkommen andere Prioritäten im Vergleich zu uns. Sie wollen nichts anderes tun, als in ihrer Raumarche bis zum Ende aller Zeiten durch das All zu reisen, wo ihrer Meinung nach ihr Gottwesen auf sie wartet. Sie wollen weder in neue Sternensysteme expandieren noch bioforme Planeten kolonisieren, um dort zu leben. Das unterscheidet sich stark von unseren Absichten. Ich nehme an, wir haben nicht bis ins letzte Detail verstanden, was Alien bedeutet hat, bis sie im Sonnensystem aufgetaucht sind. Aber, Kandara, wollen Sie wirklich das Überleben unserer Spezies riskieren, indem sie davon ausgehen, dass jede Rasse so wohlwollend ist wie die Olyix? Sie sind vor sechzig Jahren hier eingetroffen, und beide Seiten haben vom Handel profitiert. Das ist großartig, aber es ist unsere Pflicht, in Betracht zu ziehen, dass wir vielleicht irgendwann auch einer Spezies begegnen, die nicht ganz so gutmütig ist.“

„Ein interstellarer Krieg ist reine Fantasie. Er ist vollkommen unlogisch. Sowohl ökonomisch, oder auch um Ressourcen oder gar um Territorien willen … Das ist alles völliger Blödsinn. Selbst Hongkong produziert keine Dramaspiele mehr darüber.“

„Nichtsdestoweniger müssen wir die Möglichkeit im Auge behalten, so unwahrscheinlich sie auch sein mag. Meine Abteilung hat Szenarien entwickelt, die wir der Öffentlichkeit niemals auf die Nase binden würden“, gab ich zu. „Einige von ihnen sind … beunruhigend.“

„Darauf könnte ich wetten. Am Ende aber läuft alles auf menschliche Paranoia hinaus.“

„Möglich. Trotzdem, das Protokoll der Unangreifbarkeit muss angewendet werden, wenn sich diese Spezies als feindselig erweisen sollte. Akzeptieren Sie diese Verantwortung? Ich muss wissen, ob ich mich auf Sie verlassen kann, falls man mich ausschaltet.“

„Ausschaltet?“ Sie atmete einmal tief durch, als ihr endlich klar wurde, was ich von ihr verlangte.

Sie auf dieser Grundlage für diese Mission zu verpflichten, weil sie dank ihrer Marotten ernsthaft engagiert und furchtlos genug war, um die Selbstzerstörungssequenz zu starten, hatte ich Yuri mit Leichtigkeit verkaufen können. Er hatte meine Wahl keine Sekunde infrage gestellt.

„Also gut“, antwortete sie. „Sollte es dazu kommen, bin ich bereit, den großen roten Knopf zu drücken.“

„Danke. Ach so, die anderen drei wissen Ihre Bereitschaft vielleicht nicht so ganz zu schätzen …“

„Klar. Wir behalten das für uns.“

„Gut. Dann gehen wir jetzt zu Ihnen.“

Exo-Solar Security erstreckte sich über sieben miteinander verbundene Stockwerke. Der Konferenzraum der Abteilung befand sich im sechsundsiebzigsten Stock. Ich führte Kandara die große Wendeltreppe in der Mitte des Turms hinunter.

Natürlich lag der Konferenzraum in einer Ecke des Gebäudes, sodass er zwei Glaswände hatte. Der ovale Tisch aus Teakholz in der Mitte des Raumes kostete vermutlich mehr als mein Gehalt betrug. Drum herum standen in größerem Abstand fünfzehn Stühle. Die Wände, die nicht aus Glas waren, säumten weitere Stühle, auf denen sich die Lakaien herumdrückten. Es war reine Psychologie, weil es die Bedeutung der Personen unterstrich, die bei den Erwachsenen sitzen durften.

Es warteten sieben Leute auf uns, von denen keiner an der Wand saß. Soweit es mich anging, waren nur drei von ihnen relevant, nämlich die Repräsentanten wahrer Macht: Yuri Alster, Callum Hepburn und Alik Monday.

Yuri saß am Kopfende des Tischs, neben ihm sein Vorstandsassistent und technischer Berater Loi. Yuri war einer der echten Oldtimer, 2030 in Sankt Petersburg geboren und so mürrisch und übellaunig, wie es nur Russen sein können, die aus ihrem Vaterland emigriert sind. Wenn man dann noch sein Alter dazurechnete, dann konnte man kaum glauben, dass sein Mund überhaupt noch lächeln konnte. Er hatte seine erste Telomere-Extension-Therapie vor einem Jahrhundert bekommen und hatte dann weitere Gen-ups gemacht, um am Leben zu bleiben. Falls man das Leben nennen konnte. Die meisten Leute nennen die Myriaden von Extension-Therapien „das Nicht-Sterben“, weil sie ihre Existenz um jeden Preis verlängern. Ich habe Leute gesehen, die erst mit achtzig Jahren reich geworden sind und sich dann diesen Behandlungen unterzogen. Hübsch war das nicht.

Durch all diese Behandlungen und Prozeduren war Yuris Äußeres in den späten Fünfzigern festgefroren. Sein rundes Gesicht war ein wenig aufgebläht und sein dünnes rotblondes Haar wirkte etwas heller durch die grauen Strähnen, die sich dem Gen-up widersetzt hatten. Seine graugrünen Augen unter den dicken Lidern vervollständigten das Bild eines Mannes, der dem ganzen Universum misstraute.

Aber für Yuri war es gar nicht so schlecht, ewig 50 zu sein. Neben seinem aufgedunsenen Gesicht hatte er auch Ersatzorgane bekommen. Eine Originalleber hätte zum Beispiel diese Menge von Wodka nicht überstehen können. Seine Ersatzteile waren allesamt hochklassige Bioprint-Klonzellen. Er war viel zu xenophobisch und wohl auch zu versnobt, um K-Cells zu benutzen. Die Alien-Biotechnologie war das Haupthandelsgut zwischen den Olyix und den Menschen. Zellen mit einer Biochemie, die mit dem menschlichen Körper kompatibel war und die zu Organen und Muskeln zusammengesetzt werden konnten, und das zu erheblich geringeren Kosten als die Gen-up-Behandlungen und Stammzellen aus den 3-D-Printern. Allerdings hatten sie den Ruf, der meiner Meinung nach unbegründet war, dass sie der menschlichen medizinischen Technologie unterlegen wären. Aber indem sie fortgeschrittene medizinische Behandlungen Millionen von Leuten zugänglich machten, die zu arm gewesen waren, um sie sich bis dahin leisten zu können, war es der größte Segen für soziale Verbesserungen gewesen, seit Connexion Corp angefangen hatte, universelle egalitäre Transporte durch ein Portal-Netzwerk durchzuführen.

Respektvoll nickte ich ihm zu. Immerhin war er mein Boss und der Initiator dieser ganzen Expedition. Ich hatte darin die großartige Gelegenheit gesehen, die es war.

Wie üblich trug Loi einen absurd teuren Anzug, als wäre er gerade von der Wall Street hier hereingeschneit. Das ist auch gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt, da er schließlich Ainsleys Urenkel ist, wenn auch einer von vielen. Er ist achtundzwanzig und brennt darauf, jedem von seinem glänzenden brandneuen Abschluss in Quantenphysik in Harvard zu erzählen, den er sich erarbeitet hat, nicht gekauft, wie er stets hinzusetzt. Jetzt war er gerade verzweifelt dabei, sich zu beweisen, indem er sich in der Connexion Corp nach oben arbeitete, so wie es alle tun. Denn, klaro, natürlich zieht jeder Achtundzwanzigjährige sofort einen Assistentenjob bei einem Abteilungsleiter an Land, sobald er in die Firma eintritt. Er ist einfach nur ein ganz normaler Junge, stets gut gelaunt, nimmt nach der Arbeit einen Drink mit seinen Kollegen und meckert über den Boss.

Interessanterweise hatte Callum Hepburn sich entschlossen, neben Yuri Platz zu nehmen. Er war vor zwanzig Minuten aus dem Delta-Pavonis-System eingetroffen, dem Sitz der Utopial-Kultur. Heutzutage war er einer ihrer obersten Problemlöser, doch auch die Gen-ups hatten sein zerklüftetes Gesicht mit dem Alter nicht weicher machen können. Sein dichter Haarschopf leuchtete wie bei allen Rothaarigen irgendwann silberweiß, nicht so aschgrau wie bei den meisten anderen Menschen.

Ich entdeckte sehr viel schlechte Laune in seinen graublauen Augen. Aus meiner Besprechung mit Ainsley schloss ich, dass Callum sich nicht gerade freiwillig für diese Expedition gemeldet hatte. Angeblich kann man den Utopials mit ihrer perfekten Demokratie keine Befehle erteilen, ganz gleich, welches Level an Bürgerrechten man auch erreicht hat – und er ist Stufe zwei. Also musste Ainsley Zangari Emilja Jurich mit einem riesigen Gefallen herumgekriegt haben. Denn Emilja kam einer Anführerin bei den Utopials noch am nächsten, und entsprechend war sie die Einzige, die Callum so unter Druck setzen konnte, dass er zur Erde zurückreiste.

Und ich glaube kaum, dass es seine Laune verbesserte, Yuri bei dieser Expedition dabei zu haben. Die beiden hatten kein Wort mehr gewechselt, seit Callum Connexion vor einem Jahrhundert unter Umständen verlassen hatte, die ich nur als höchst faszinierend beschreiben kann: nachdem er offiziell gestorben war.

Genau genommen ist das vor einhundertzwölf Jahren passiert. Sei’s drum. Es ist jedenfalls ein gewaltiger Zeitraum, um jemandem zu grollen. Andererseits ist er ein Schotte, und meiner Erfahrung nach sind Schotten genauso dickköpfig und sauertöpfisch wie Russen. Es sagt eine Menge über dieses Artefakt aus, das wir da gefunden haben, dass die beiden bereit waren, ihre persönlichen Meinungsverschiedenheiten hintanzustellen und zusammenzuarbeiten, selbst wenn es nur auf dem Papier war. Die beiden gemeinsam im Boot zu haben bedeutete, dass das ein wirklich lustiger Ausflug werden würde.

Callum hatte zwei Assistenten von Delta Pavonis mitgebracht. Eldlund kam ganz offensichtlich aus Akitha, der Hauptwelt der Utopials, die um Delta Pavonis kreiste. Wie alle Leute, die heutzutage in die Utopial-Bewegung hineingeboren wurden, war #sie#/er eine Omnia: genetisch modifiziert, um sowohl männlich als auch weiblich zu sein, hatte #sie#/er #ihr#/sein erwachsenes Leben in einem Tausend-Tage-Zyklus zwischen den Geschlechtern verbracht. Diese grundsätzliche Genomveränderung an jeder Person, die in der Utopial-Kultur geboren wurde und die ihre Kernphilosophie der Gleichheit auf einem fundamentalen Level überhaupt erst möglich machte und verstärkte, ist in ihren Anfängen, anno 2119, sehr umstritten gewesen. Sie wurde von etlichen Religionen und Moralisten der alten Schule als extremistisch verdammt. In der Folge hatte es zunächst sehr große Diskriminierungen und sogar Gewalt gegen die Omnia gegeben, und zwar von den üblichen Verdächtigen – den Unwissenden und Vorurteilsbeladenen und Furchtsamen. Aber wie immer wurde das, was zunächst außergewöhnlich war, im Laufe der Zeit ganz alltäglich. Heute hätte Eldlund wahrscheinlich selbst auf der Erde ganz gewöhnlich über die meisten Straßen flanieren können. #sie#/er wäre aufgefallen, das schon, aber vor allem wegen #ihrer#/seiner Körpergröße, denn alle Omnia waren sehr groß. Eldlund war gut fünfzehn Zentimeter größer als alle anderen Anwesenden im Raum und zudem so schlank und muskulös wie ein Marathonläufer. Normalerweise hätte ich das gertenschlank genannt, aber an #ihr#/ihm wirkte nichts zerbrechlich oder fragil, obwohl #sie#/er ein sehr hübsches Gesicht hatte, mit markanten Wangenknochen, die von einem kunstvoll getrimmten Bart betont wurden.

Außerdem merkte ich, wie viel Konfrontationsbereitschaft in dieser starren Pose steckte. Utopials von Akitha waren immer die missionarischsten, was ihre Lebensweise anging. Ich hoffte, dass das sich nicht zu einem Problem auswuchs. Sandjays Datensprengsel führten sie als Turing-Spezialistin auf.

Callums andere Begleiterin war Jessika Mye, die größte politische Opportunistin von uns allen. Sie war in Hongkong geboren, wurde mit zwanzig absolut radikal und übernahm die Ethik der Utopials, sodass sie als Exo-Biologin auf Akitha lernen konnte, nur um dann politisch wieder die Seiten zu wechseln, was ihr ermöglichte, all die schmuddeligen kapitalistischen Watt-Dollars zu verdienen, die man in der Universellen Kultur scheffeln konnte. Ich wusste, dass sie vierundsiebzig war; mein Altme speiste mir die Daten auf die Linse ein, während mein Blick über sie glitt. Sie sah nicht so alt aus. Das war interessant: Sie hatte einmal für Connexion-Security gearbeitet, was erklärte, woher sie das Geld hatte, mit Anfang dreißig eine Telomere-Therapie zu bezahlen. Dann, nach einem besonders brisanten Fall, fiel sie die Karriereleiter hoch und kehrte wieder nach Akitha zurück, wo ihre Erfahrung sie direkt in deren Olyix-Alien-Observations-Bureau katapultierte. Vor fünf Jahren war sie zur Chefassistentin von Callum befördert worden, eine Ernennung, die ihr ganz offensichtlich sehr viel Zeit ließ, im Bodybuilding-Studio zu arbeiten. Würde ich zu Zynismus neigen, würde ich sagen, dass Callum das sehr zu schätzen wusste.

Und schließlich hatten wir dann noch Alik Monday. Wenn man „korrupt“ im Wörterbuch nachschlägt, dann spuckt es wahrscheinlich seinen Namen aus. Er war ein echter, original amerikanischer Dreckskerl. Beschäftigung: FBI Senior Special Detective, der von D.C. aus operierte. Ob man es glaubt oder nicht: Als ich versuchte, seine Datenmine anzuzapfen, stellte ich fest, dass selbst sein Alter „klassifiziert“ war. Er ist ein wandelndes, atmendes und sprechendes Bundesgeheimnis, und sämtliche seiner persönlichen Daten unterliegen der Geheimhaltung. Connexion Security G8Turings hätte sein Profil mit Leichtigkeit knacken können, aber einen FBI-Kern zu hacken war eine große Sache, nicht nur für die Bundesbeamten. Ich hätte sofort ein Rudel Musterschnüffler am Arsch, und Yuri würde mir Fragen stellen, auf die ich gut verzichten konnte. Er musste weiterhin in dem Glauben bleiben, dass dies hier seine Mission war. Also muss man einige Dinge einfach auf sich beruhen lassen.

Jedenfalls schätze ich Alik auf etwa hundertzehn. Er war nicht so sehr ein Nicht-Sterbender als vielmehr ein wiederbelebter Leichnam. Das ist leicht zu erkennen. Diese plastikartige, weiche Haut bekommt man von vielen Therapien, und man müsste schon einen Elektroschocker benutzen, um seine Gesichtsmuskeln dazu zu bringen, ein Gefühl auszudrücken. Ich vermutete, dass seine Hautfarbe ebenfalls ein Gen-up bekommen hatte. Die meisten Afroamerikaner sind hellbraun, aber Alik war so schwarz, als hätte er ein Jahrzehnt lang auf dem Äquator ein Sonnenbad genommen. Dunkler kann man nicht werden. Und an seiner fitten Karosserie gab es auch nichts zu beanstanden. Hätte er sein Hemd ausgezogen, wäre darunter die Statur eines zwanzigjährigen Olympioniken zum Vorschein gekommen, wobei jeder Ersatzmuskel in einer erstklassigen Klinik in San Francisco designt und bio-gedruckt worden war. Ich würde darauf wetten, dass da auch ein paar aggressive Peripherale unter all den perfekten Sehnen und Muskelbändern lauerten.

Aber all diese Zeit und alles Geld waren verschwendet. Jeder, der auch nur einen Blick auf ihn warf, wusste, dass er alt und schrecklich berechnend war.

Er war mit den GlobalPACs vernetzt. Die sitzen in D.C., reiche, alte Männer, die Terra, also den Planeten Erde, kontrollieren und dafür sorgen, dass der Universalismus, die etablierte demokratisch kapitalistische Gesellschaft, erhalten bleibt und nicht von ihren ach so heiligen Führungsprinzipien abweicht, weil sie von glänzenden neuen Konzepten wie dem Utopialismus verführt wird. Wie alle anderen, so wollten auch die PACs sich eine Scheibe von den positiven Auswirkungen dieses Artefakts abschneiden. Alik fungierte als ihre Augen und Ohren an der Beute, und das mit einer Loyalität, die nur wirklich sehr, sehr viele Watt-Dollar erkaufen können.

Peter F. Hamilton

Über Peter F. Hamilton

Biografie

Peter F. Hamilton wurde 1960 in Rutland, Großbritannien, geboren. 1988 verkaufte er seine erste Kurzgeschichte an das legendäre „Fear“-Magazin. Mit seinen gefeierten Serien um das „Konföderations“- und das „Commonwealth“-Universum wurde er zu einem der erfolgreichsten phantastischen Autoren unserer...

Pressestimmen
Alastair Reynolds

„(…) eine Space Opera galaktischen Ausmaßes, die ihren vertraut menschlichen und halbmenschlichen Cast nie aus den Augen verliert.“

Stephen Baxter

„Alles, was sich die Leser von ‚Befreiung‘ erhofft haben! Diese Serie wird sich zu einem modernen Klassiker entwickeln!“

Fantasia 757e

„Hamilton hat in ›Befreiung‹ eine spannende, komplexe Space Opera mit glaubwürdigem technischen Hintergrund geschaffen.“

Gareth L. Powell

„Brillant und überzeugend. Ein Meister in Sachen Spannung und Spektakel.“

Kommentare zum Buch
ilona warmuth am 21.04.2022

In wieweit das alles ans jetzige Geschehen angepasst wurde ...scheint dahingestellt - gute Materie !

Befreiung
Joachim am 19.01.2019

Als ich den Klappentext gelesen hatte, war ich noch der Meinung, dieses Buch könnte interessant sein und spannend zu lesen. Der Roman hat auch gut angefangen. Jetzt habe ich diese Buch zu 2/3 gelesen und werde es weglegen. Der Autor erwartet, was ja durchaus zu akzeptieren ist, dass man sich in die von ihm geschaffene Welt einliest. Dies ist in diesem Fall aber relativ schwer, weil er erwartet, dass Technik-Abkürzungen als solches verstanden werden. Dies ist aber wirklich nicht einfach, da ich auf Sätze gestoßen bin, in denen sich besagte Abkürzungen aneinander reihen und den Satz beinahe unleserlich machen. Außerdem habe ich mich über den Übersetzer geärgert. Im Text sind grammatikalische Fehler wie Verdrehungen von Satzstellungen vorhanden. Weiter sind mir Sätze aufgefallen, in denen die sich die Zeitform im Satz ändert. Der Grund hierfür erschließt sich mir nicht. Ich bin ziemlich enttäuscht und kann diesen Roman nicht weiter empfehlen.  

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