Karl Valentin: Autorenporträt und Bücher
„Mögen hätt` ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut“, lautet ein berühmter Satz des Münchner Komikers, über den Christoph Schlingensief sagte: „Karl Valentin ist für mich einer der Größten“. Doch Valentin hat sich in Wahrheit so allerlei getraut. Nicht nur war der „Wortsteller“ ein Meister der Sprachkunst, er verstand es außerdem, sich selbst und seine Mitmenschen nicht allzu ernst zu nehmen. Und hinter so manchem komischen Spruch verbirgt sich oftmals auch eine – nicht immer besonders gut versteckte – Gesellschaftskritik.
Karl Valentin wurde am 4. Juni 1882 unter dem bürgerlichen Namen Valentin Ludwig Fey in München geboren. Nach der Volksschule absolvierte er eine Lehre als Tischler und Schreiner und besuchte die Varietéschule. Er lernte Gisela Royes kennen, welche im Hause Fey als Dienstmädchen arbeitete und heiratete sie kurze Zeit später. In Deutschland konnte er ab 1908 erste Erfolge mit Monologen und Couplets feiern. Ab 1915 hatte er regelmäßig zusammen mit seiner Bühnenpartnerin Liesl Karlstadt Auftritte in München. Mit dem wachsenden Erfolg dehnten sich seine Auftritte auf ganz Deutschland sowie auf Österreich und die Schweiz aus. Zu Beginn des Jahres 1948 erkrankte er schwer und erlag schließlich am9. Februar einer Lungenentzündung.
Neben seinen beeindruckenden Bühnenauftritten und seiner Arbeit als Volkssänger und Filmproduzent, veröffentlichte Karl Valentin auch zahlreiche Schriftstücke, die in unterschiedlicher Form, oftmals in Zeitungen und Zeitschriften, publiziert wurden. Dank Nachlassverwalters Gunter Fette, des engagierten Valentin-Experten Dieter Woehrle und vielen weiteren Begeisterten, wurden die Texte Valentins zusammengetragen und in verschiedenen Sammelbänden vereint.
Zur bekanntesten Schriftsammlung Valentins gehört das Werk über die Liebe und Leidenschaft, „Immer die Erotik von den Weibern – Liebesklamauk und andere Herzensangelegenheiten“, doch auch das Erste-Hilfe-Lesebuch rund um die Gesundheit, „Gar ned krank is a ned gesund“, findet großen Anklang. Und die Sammlung der tollsten und absurdesten Sprachspiele des Wortakrobaten, „Arschlings heißt von Hinten-Herwärts – sprachliche Wirrungen und Wahrheiten“, darf in keinem Haushalt fehlen.
Wer sich aber zunächst langsam an den großen Meister des Absurden und Skurrilen herantasten will, der steige am besten mit der Textsammlung „Mein komisches Wörterbuch – Sprüche für alle Lebenslagen“ ein – nicht nur, weil man dort tatsächlich einen Spruch für jede Lebenslage findet (zum Beispiel: „Die Zukunft war früher auch besser.“ Oder: „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.“), sondern auch, weil es die alphabetische Sortierung der Begriffe ermöglicht, den Valentin-Kosmos von A (wie „Auftrittsbedingungen“) bis Z (wie »Zoologie) kennenzulernen.
Wer seine Kenntnisse rund um den „Wortzerklauberer“ vertiefen möchte, findet daneben noch weitere Bücher von Karl Valentin, die sich wie folgt kategorisieren lassen:
- Karl Valentin – Stücke
- Karl Valentin – Autobiografisches und Vermischtes
- Karl Valentin – Filme und Filmprojekte
- Karl Valentin – SzenenKarl Valentin – Monologe und Soloszenen
Karl Valentin ist kein klassischer Autor. Er hat ein eigenes Genre erfunden, hat die Grenzen der Darstellungs- und Sprachkunst ausgetestet – und so manches Mal überschritten – und Schreibkonventionen auf den Kopf gestellt. Mit seinem Sprachwitz war er aber nicht überall beliebt, er provozierte gerne und eckte oft auch an. Am häufigsten aber nahm er sich selbst auf die Schippe, wobei allem Situationen und Dinge des alltäglichen Lebens für ihn im Mittelpunkt standen. Aber seine Stücke waren auch von pessimistischen und tragischen Momenten geprägt, insbesondere zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Neben seinem Dasein als Autor versuchte sich Karl Valentin auch als Unternehmer: Er eröffnete 1934 das sogenannte „Panoptikum“ in München. Dies war ein Kuriositätentheater in Anlehnung an die Wachsfigurenkabinette. Leider entpuppte sich das Panoptikum als nicht besonders massentauglich: Während die einen Valentins Humor als wahren Geniestreich empfanden, war er für andere eher Ausdruck seines Wahnsinn.
1959 wurde das Valentin-Karlstadt-Musäum in München am Isartor eröffnet. Dort kann der geneigte Besucher nicht nur den Nagel bewundern, an den Valentin seinen Beruf als Schreiner hängte, sondern auch eine ganze Reihe Originaldokumente, persönlicher Gegenstände und Kuriositäten aus dem Besitz von Karl Valentin und seiner Bühnenpartnerin Liesl Karlstadt.
(Übrigens: Der Name des Museums wie auch Karl Valentins Nachname selbst werden nicht mit einem weichem V sondern mit einem F ausgesprochen.)
Einige namhafte Autoren haben sich Karl Valentin Bücher zum Vorbild genommen und seine Sprachkunst für sich entdeckt. Hierzu zählen vor allem Literaten wie Bertolt Brecht, Samuel Beckett, Loriot und Gerhard Polt. Auch Komiker wie Helge Schneider sind von Karl Valentins dialektischen Humor weiterhin begeistert.
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