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Sehnsucht nach Glück (Töchter des Ruhrpotts 1)

Rebecca Maly
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Roman

„Rebecca Maly setzt auf gründliche Recherche der spannenden Geschehnisse damals im Ruhrgebiet.“ - Ruhr Nachrichten

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Sehnsucht nach Glück (Töchter des Ruhrpotts 1) — Inhalt

Der Krieg hat die Schwestern Annie und Charlotte entzweit, nun müssen sie ihr Zuhause wiederaufbauen und Vergebung lernen

Mülheim an der Ruhr, 1945: Amerikanische Panzer rollen durch die zerstörte Stadt. Die junge Rotkreuzhelferin Annie ist überglücklich, ihre Schwester nach Monaten der Unsicherheit in einem Gefangenenlager wiederzutreffen. Doch schnell wird klar, wie unversöhnlich ihre Positionen sind. Annie hat im Lazarett deutschen und feindlichen Soldaten gleichermaßen geholfen und sich obendrein in einen Amerikaner verliebt, für Charlotte sind die Amerikaner Feinde. Als die Schwestern endlich zurück zu den Eltern dürfen, liegt ihr Zuhause in der kleinen Bergbausiedlung in Trümmern. Kann die Familie sich wieder versöhnen und ein neues Leben aufbauen?

Hintergründe zur Entstehung der beiden Romane über die „Töchter des Ruhrpotts“

Mülheim an der Ruhr ist die Heimat der Autorin Rebecca Maly. Als die studierte Archäologin 2021 in der Nähe von Mülheim eine Ausgrabung in einem Gefangenenlager aus dem Zweiten Weltkrieg durchführte, war sie von den Spuren der Inhaftierten, die unter widrigsten Bedingungen Schutzgruben in den Erdboden gegraben hatten, nachhaltig berührt. So wuchs ihr Wunsch, mehr über ihre Heimatstadt während jener Jahre zu recherchieren. Die Schicksale, auf die sie stieß, waren so spannend, dass sie diese Romane entwickelte.

€ 14,00 [D], € 14,40 [A]
Erschienen am 27.04.2023
400 Seiten, Klappenbroschur
EAN 978-3-492-31806-8
Download Cover
€ 10,99 [D], € 10,99 [A]
Erschienen am 27.04.2023
400 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-60401-7
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Leseprobe zu „Sehnsucht nach Glück (Töchter des Ruhrpotts 1)“

Kapitel 1

Proklamation Nr. 1

An das deutsche Volk!
Die alliierten Streitkräfte in Europa, die unter meinem 
Kommando stehen, haben nun deutschen Boden betreten.
Wir kommen als Eroberer, aber nicht als Unterdrücker. (…)
Wir werden die Naziherrschaft beenden,
die Nazipartei auflösen und die grausamen, tyrannischen
und diskriminierenden Gesetze und Einrichtungen,
die die Partei zu verantworten hat, abschaffen.

General Eisenhower, Donnison, Appendix III, S. 477 f.


Büderich, Anfang März 1945

Die Frühlingssonne stahl sich in trügerischer Sicherheit über den [...]

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Kapitel 1

Proklamation Nr. 1

An das deutsche Volk!
Die alliierten Streitkräfte in Europa, die unter meinem 
Kommando stehen, haben nun deutschen Boden betreten.
Wir kommen als Eroberer, aber nicht als Unterdrücker. (…)
Wir werden die Naziherrschaft beenden,
die Nazipartei auflösen und die grausamen, tyrannischen
und diskriminierenden Gesetze und Einrichtungen,
die die Partei zu verantworten hat, abschaffen.

General Eisenhower, Donnison, Appendix III, S. 477 f.


Büderich, Anfang März 1945

Die Frühlingssonne stahl sich in trügerischer Sicherheit über den Horizont, beinahe als gäbe es keinen Krieg. Die bereiften Wiesen lagen im Westen unter einer dünnen Nebelschicht, von der Annie nicht sagen konnte, ob es tatsächlich nur Feuchtigkeit war, abgekühlter und noch immer beißender Rauch eines nächtlichen Feuers oder das Produkt der Nebelkanonen, mit denen die Wehrmacht ihren Rückzug deckte.

Einen Rückzug, über den man nicht sprechen durfte, wollte man nicht riskieren, am nächsten Baum aufgeknüpft zu werden.

Annie sehnte den Tag herbei, an dem das Regime endlich seine Waffen strecken würde. An diesem frühen Märzmorgen schien das Ende wieder ein Stückchen nähergerückt zu sein. Doch dazwischen lagen noch Kämpfe ohne Zahl. Hitler hatte keine Liebe zum eigenen Volk, das war von Anfang an nichts als Lüge gewesen. In seiner Machtgier und Verzweiflung warf er seinen Feinden alles entgegen, was das halb ausgeblutete Reich zu geben vermochte. Alte Männer, nur halb genesene Verwundete und Jungen, die gerade dem Kindesalter entwachsen waren. Jeder musste für den irren Traum des Führers sterben.

Annie rieb sich fröstelnd die Arme und dachte an daheim.

Ob sie jetzt auch ihren Bruder Ernst geholt hatten? Er war mit seinen sechzehn Jahren begeistert bei der Sache und schien sich für unverwundbar zu halten. Schon zweimal hatte er mit seinen Kameraden von der Hitlerjugend für die Infanterie geschanzt.

Annie gab acht, mit ihren einfachen Holzklotschen nicht zu lang durch das taufeuchte Gras zu laufen. Sie waren zwar geölt, aber den ganzen Tag mit feuchten Socken zu arbeiten war keine erfreuliche Aussicht.

Auf einem überwachsenen Weg aus Feldsteinen folgte sie einem Zaun, der wiederum einen Wassergraben flankierte, in dem schlammiges Wasser träge gluckerte. Sie hatte das ländliche Örtchen Büderich erst kennengelernt, als man sie mit einigen Hilfsschwestern auf einem Lastwagen hierherkarrte. Direkt am Rhein gelegen, gab es viele Wiesen und Felder, die von Hecken, Entwässerungsgräben und Zäunen unterteilt wurden. Vereinzelte alte Eichen und kleine Waldstücke brachen die Sichtlinien. Auf dem fruchtbaren Boden grasten sonst sicherlich viele Rinder, Pferde und Schafe, doch das Vieh war bereits im Herbst abgetrieben worden, um es vor den herannahenden Alliierten in Sicherheit zu bringen. Geblieben waren nur die Trittspuren der Tiere im weichen Boden, das Wasser darin glänzte zwischen winterlich verblichenen Grashalmen wie achtlos fortgeworfene Spiegelscherben.

Die Nacht war lang gewesen. Annie spürte die Müdigkeit in jedem Knochen. Sie hatten das Lazarett in der katholischen Schule an der Rheinstraße eingerichtet. Dort war kaum an Schlaf zu denken. Zu jeder Tages- und Nachtzeit trafen neue Verwundete ein. Annie betrat den Garten eines verlassenen Nachbarhauses und setzte sich auf eine kleine Bank, die aus einem Brett bestand, das über zwei Findlinge gelegt worden war.

Mit einem Seufzen lehnte sie sich an den Schuppen in ihrem Rücken und schloss die Augen. Die Märzsonne besaß schon ein wenig Kraft. Annie rieb sich die klammen Hände, die von dem vielen Waschen mit Kernseife und Desinfektionsmittel ganz spröde waren. Die Wärme kehrte nur schleichend zurück, doch sie tat so wohl.

Auch ihre Wangen wurden langsam warm. Annie liebte den Frühling. Sie blinzelte. Rote Pünktchen mischten sich in ihren Blick, nachdem sie direkt in die Sonne geschaut hatte. Neben ihr ließ ein sachter Windstoß die verdorrten Blätter einer Hainbuche rascheln. In der Hecke nebenan lärmten Sperlinge, piepste hin und wieder ein winziger Zaunkönig.

Für einen Augenblick rückte der Krieg ein wenig von Annie ab, und sie konnte wieder freier atmen. Sie zog ihren Zopf nach vorn und begann, ihn zu lösen. Mit den Fingern kämmte sie durch die Strähnen, die mit gutem Willen weizenblond, eigentlich aber eher straßenköterblond waren. Dick wie das Haar ihrer Mutter. Sie ertastete, ob der Scheitel gerade verlief, dann flocht sie den Zopf erneut.

Mit einem Anflug von schlechtem Gewissen nahm sie ihre lederne Umhängetasche auf den Schoß und zog ein Schreibheft heraus. Vorne stand ihr Name gestempelt, darüber Lyzeum der Stadt Mülheim. Die Schule war vor zwei Jahren nach einem Volltreffer ausgebrannt, seitdem war zuerst in Ausweichgebäuden, dann in Arbeitskreisen unterrichtet worden. Als Tochter eines Bergmanns auf eine höhere Schule gehen zu dürfen, war ein Privileg, dessen Annie sich jeden Tag aufs Neue bewusst war. Auch wenn sie schon lange keinen richtigen Unterricht mehr gehabt hatte.

Ohne Frau Nierhaus hätte sie das niemals geschafft. Die pensionierte Lehrerin gab einigen Mädchen Privatunterricht und hielt nicht viel von den Lehrplänen der Nazis. Die Eltern kannten sie noch von früher, sie war Muttis ehemalige Klassenlehrerin und eine außerordentlich patente Frau, die vor nichts und niemandem Angst hatte. So kam es Annie zumindest vor. Für den Preis von ein paar Eiern und etwas Deputatkohle teilte sie ihren Wissensschatz und ihren unverbrüchlichen Glauben an eine bessere Welt mit Annie. Und Annie verehrte sie dafür, auch wenn es bedeutete, dass sie Grammatik pauken und Aufsätze schreiben musste.

Die Nierhaus erwartete nicht, dass Annie weitermachte, während sie als Rotkreuzhelferin an der Front war. Aber sie musste. Musste einfach! Das Lernen war ihr Rettungsanker, ihr winziges Stückchen Zukunft, in das sie sich wie in einen Schutzpanzer einhüllen konnte.

Sie blätterte durch ein Reclam-Heftchen. Auf dem dünnen Einband stand Emilia Galotti, doch im Inneren verbarg sich Nathan der Weise. Annie las konzentriert und machte sich Notizen, während sie über die Bedeutung der Parabel grübelte. Für wenige Minuten waren Krieg und Elend weit, weit fort. Schließlich riss sie ein fernes Donnern aus der Konzentration.

Einen Moment wollte Annie sich noch erlauben, dann würde sie wieder stark genug sein, um der Gewalt des Krieges ins Antlitz zu schauen und nicht davor zurückzuweichen.

Viele von Annies ehemaligen Mitschülerinnen aus dem Lyzeum halfen nun an der Front oder arbeiteten in Rüstungsfabriken. Sie alle hatten in den Bund Deutscher Mädel gemusst und waren dort „an Körper und Geist geschult“ worden, wie man ihnen eingetrichtert hatte, um dem Reich in der Stunde der Not, in der Stunde des letzten Aufbegehrens beizustehen. Mit dem Herzen war Annie nie dabei gewesen.

Von den drei Kindern der Neumanns war sie mit ihren neunzehn Jahren als Älteste die Einzige, die wusste, dass die Eltern früher im linken Widerstand gewesen waren. Sie erinnerte sich an die Zeit vor der Machtergreifung und wünschte sich mit jeder Faser ihres Körpers, dass sie eines Tages wieder dahin zurückkehren würden.

Ihren Kindern zuliebe hatten Vati und Mutti sich zurückgenommen, sich geduckt und den Mund gehalten. Annie wusste das, und sie bewunderte beide dafür, auch wenn es sie manchmal schrecklich wütend machte. Sie wollte nicht stumm sein, wollte etwas tun!

Und was tat sie? Nichts. Sie hatte keine Wahl. Um überhaupt noch in den Spiegel sehen zu können, hatte sie den einzigen Pfad eingeschlagen, der ihr moralisch offenstand: den Dienst als Lazaretthelferin. Sie pflegte Menschen. Verblendete Soldaten ebenso wie einfache Zivilisten, die zwischen die Fronten geraten waren oder einfach nur ihre Heimat verteidigen wollten. Aber selbst das führte bisweilen in dunkler Stunde zu Zweifeln an ihren eigenen Grundsätzen. Schadete sie ihrem Wunsch nach einem Richtungswechsel nicht, wenn sie einen jungen Soldaten gesund pflege, der ohne ihre Hilfe gestorben wäre und nun erneut eine Waffe in die Hand nahm und kämpfte? Er würde mehr Tod bringen, mehr Leid und den Krieg noch weiter in die Länge ziehen. Ein Anteil daran lastete dann auch auf ihren Schultern.

Annie wischte sich eine Träne fort, schlug sich auf die Wangen, als würde das ihre Gefühle zurückdrängen, packte ihr Schulzeug zusammen und erhob sich ruckartig. Sie strich ihre Kleidung glatt. Der weiße Kittel war an vielen Stellen fleckig. Ruß, Blut, Fieberschweiß. Sie hatte keinen frischen, also musste der hier genügen.

In der Ferne grollte Artillerie wie die Ahnung eines Sommergewitters, das Abkühlung nach langer, brütender Hitze brachte. Doch es war Winter, es war Krieg und der Mut zu Illusionen längst verloren.

Langsamen Schrittes kehrte Annie zurück. Aber noch betrat sie das Lazarett in der katholischen Schule nicht, sondern den Garten eines Nachbarn, das Haus ebenfalls an der Rheinstraße gelegen.

Die guten Leute, die hier wohnten, waren erst vor einer Woche geflohen, doch sie hatten Annie und den anderen Frauen einen wahren Schatz hinterlassen.

Mit klammen Fingern klaubte sie einen angerosteten Schlüssel unter einem umgestülpten Blumentopf hervor. Damit ließ sich eine Brettertür öffnen, die in den Keller führte. Annie passierte den fast leeren Lagerraum für Kohlen, dessen mineralischer, feuchter Geruch sie schmerzlich an daheim erinnerte, und folgte einem schmalen Flur. Spinnweben hingen als schlaffe Knoten in den Ecken. Von den Wänden bröckelte der Kalkputz in Placken ab und knackte unter den Schuhen.

Annie kam sich jedes Mal wie ein Eindringling vor, wenn sie den Keller und schließlich den Vorratsraum betrat. Die Flüchtenden hatten nicht alles mitnehmen können. Auf den grob zusammengeschusterten Regalen reihten sich dicht an dicht Gläser mit eingemachten Früchten und Gemüse.

Annie pickte eines mit Kirschen heraus, öffnete den Schnappverschluss und trank zuerst einen Teil der süßen Flüssigkeit ab, dann fischte sie mit den Fingern nach den Früchten. Sie schmeckten herrlich nach Sommer. Als sie das Glas zur Hälfte geleert hatte, ertappte sie sich bei einem Lächeln, das sich wie eine Grimasse anfühlte.

Mit einem leisen Schuldgefühl im Herzen verschloss sie das Glas und schob es sich in eine der Schürzentaschen. Erdbeeren und Pflaumen standen noch im Regal. Annie nahm ein Erdbeerglas, verstaute es in der anderen Tasche, verschloss den Keller sorgfältig und legte auch den Schlüssel wieder in sein Versteck.

Auf dem Weg zurück zum Lazarett zupfte sie ein erstes Gänseblümchen von der Wiese und steckte es sich ins Knopfloch. Während des langen Dienstes sollte es sie daran erinnern, dass es neben all dem Leid und Tod auch noch Leben hier draußen gab.

Im Schulgarten angekommen, sah sie zuerst, dass sie wieder einen herausgebracht hatten. Auf einer ausgehängten Tür lag ein toter Soldat. Unter seinem linken Bein, das nur noch zur Hälfte vorhanden war, wuchs langsam eine Blutlache. Die dunkelrote Flüssigkeit setzte sich in der Kassettierung der Tür fest.

Er musste bei der Operation verstorben sein.

Annie war erleichtert, dass sie als Lazaretthelferin nicht bei den Amputationen assistieren musste.

Neben dem Toten lagen noch zwei weitere. Beiden hatte man die eigenen Jacken über die Gesichter gelegt, um ihnen zumindest im Tode etwas Achtung entgegenzubringen. Laken waren im Lazarett keine über. So schmutzig sie auch waren, sie wurden ausgekocht, auf Leinen getrocknet und wiederverwendet. Abfallgruben gab es im Garten mittlerweile so einige. Darin mischten sich leere Konservendosen mit alten Spritzen und Verbandsmaterial. Obwohl es so kalt war, stank es. Immer wieder mussten sie halbwilde Hühner und streunende Hunde vom Unrat vertreiben.

Früher oder später landete das meiste Federvieh in der Lazarettküche. Bis die Hunde an der Reihe waren, hatte der Krieg hoffentlich ein Ende gefunden.

Ein Arzt, den Kittel voller Blut, stand in einem Winkel des Schulhofs in der Sonne und zog so gierig an seiner Zigarette, als könne er mit dem Rauch etwas zurückgewinnen, das er an diesem Morgen verloren hatte.

Es war leicht zu erraten, wem der junge Soldat während der Amputation weggestorben war.

Annie grüßte halbherzig, dann, als sich in dem hageren Gesicht des Doktors ein Lächeln zeigte und er sich sichtlich zwang, gerader zu stehen, änderte sie die Richtung und trat zu ihm.

„Doktor Breil“, sagte sie leise. Er wirkte blass, als habe er ebenfalls Blut verloren. „Hier.“ Annie nahm das Einmachglas mit den Erdbeeren aus ihrer Kitteltasche und hielt es ihm hin. Es war kaum zu übersehen, dass er es dringender brauchte als ihre Freundin.

Breil hatte knochige, lange Finger, wie ein Klavierspieler, der in Hungerstreik getreten war.

Er drehte das Glas in der Hand, als betrachte er eine seltene Kostbarkeit. „Danke, Fräulein Neumann.“

„Zucker hilft“, sagte sie wie ertappt. „Mir zumindest.“

„Legen Sie sich ein wenig hin, es war eine lange Nacht.“ Er nuschelte, weil er sich die Zigarette zwischen die schmalen Lippen geklemmt hatte, während er das Glas öffnete.

„Das könnte ich zurückgeben“, entgegnete sie vorsichtig, denn schließlich war er ihr Vorgesetzter.

Breil nahm es ihr nicht krumm. „Ertappt“, sagte er. Mit einem Knacken schnappte der Deckel der Konserve auf.

„Ich gehe wieder hinein.“

Er erwiderte nichts. Auch er würde nicht schlafen gehen, da war sie sich sicher. Sie betrat die Schule. Im Kartenraum rechts neben dem Eingang warteten Verwundete auf den Abtransport. Ein Amputierter, der mehr Glück gehabt hatte als sein Kamerad im Garten, saß aufrecht auf einem Stuhl und starrte auf eine Fotografie. Zwei andere Soldaten spielten im Liegen Karten.

„Schwester?“ Ein Offizier mit einem Kopfverband und dem Arm in der Schlinge gestikulierte mit einem Zettel in ihre Richtung. Sie trat zu ihm.

„Ich habe das hier bekommen.“ Er hielt ihr den Schrieb hin.

Sie überflog ihn nur. „Sie dürfen nach Hause zurückkehren? Können Sie laufen?“

„Ja.“

„Dann begeben Sie sich bitte zu Fuß zur Übersetzstelle in den Rheinwiesen. Sie befindet sich bei dem Hotel Wacht am Rhein, wissen Sie, wo das ist? Dort stehen auch immer mit dem roten Kreuz markierte Transporter.“

Er nickte, und sie legte ihm kurz die Hand auf die Schulter. Sie mochte diesen Offizier nicht, er hatte etwas abgrundtief Böses im Blick, das ihr einen Schauer über den Rücken trieb. Dabei war er seit seiner Ankunft vor zwei Tagen ausnahmslos freundlich zu ihr gewesen. Sie konnte nicht genau sagen, was es war, doch bei Männern wie ihm fürchtete sie, was sie anrichten würden, wenn sie an die Front zurückkehrten.

Nun, dieser Mann hier würde keine Gelegenheit mehr dazu bekommen.

Sie wollte sich gerade abwenden, als er nach ihrer Tasche griff. „Was tragen Sie da immer mit sich herum, Fräulein? Morphin?“ Seine Augen flackerten gierig.

„Nein, ich … Das ist privat“, stotterte Annie. Jetzt bloß nicht in Panik ausbrechen, rief sie sich streng zur Räson. Nathan der Weise galt zwar nicht als entartet, war aber von höchster Instanz aus den Lehrplänen gestrichen worden. Besser, niemand sah das Heftchen. Vor allem keiner wie er.

„Ich habe Schmerzen, Fräulein, geben Sie mir …“

„Nein!“, erwiderte sie so schrill, dass es ihr selbst unangenehm in den Ohren klingelte, und riss ihm den Riemen aus der Hand.

Sie hetzte los, doch er haschte nach ihr …


Kapitel 2

Momm-Niederung bei Spellen, 25. März 1945

Panzer! Nur noch wenige Hundert Meter entfernt.

Rauch mischte sich mit Nebel, der vom Rhein heranzog.

Sie lieferten die Verwundeten nun im Minutentakt an.

Annie funktionierte nur noch. In den vergangenen zwei Wochen war sie nur noch sporadisch dazu gekommen, in ihr Schulzeug zu schauen, und der Aufsatz, den sie zusammen mit einem Brief an ihre Eltern verschickt hatte, vermutlich nie angekommen. Nun dirigierte sie Bahrenträger, die sich gegenseitig im Weg standen oder ihre menschliche Last einfach abstellten und sofort wieder davonhetzten. Manchmal fragte sich Annie, ob sie tatsächlich zur stetig näher rückenden Front zurückkehrten oder stattdessen die Beine in die Hand nahmen.

Deserteure wurden erschossen, oft von ihren eigenen Offizieren, doch das schien immer weniger Soldaten zu kümmern.

Das Lazarett war vor einigen Tagen hierher verlegt worden, in ein Wohnhaus auf der anderen Rheinseite. Büderich war verloren, die Front bewegte sich zäh auf das Ruhrgebiet zu. Nun trennte sie nicht einmal mehr der Fluss vom Feind. Die Amerikaner hatten zwei Tage zuvor auf breiter Front den Rhein überquert und bauten Pontonbrücken, die von der deutschen Luftwaffe beschossen wurden.

„Hier lang, hier lang!“ Sie winkte zwei Träger weiter, sah dann aber noch einmal genauer hin. „Nein, halt.“ Sie fühlte den Puls des Verwundeten, erst am Handgelenk, dann am Hals. Nichts. Sie überwand sich, fasste ihm ins linke Auge. Keine Reaktion. Selbst ein Ohnmächtiger hätte noch gezuckt. „Tot, in den Hof, los, los!“

Mit einem Gefühl aufwallenden Ekels wischte sie ihren feuchten Zeigefinger an der Schürze ab. Ihr würde doch jetzt nicht schlecht werden? Es war nicht die Tränenflüssigkeit des Toten gewesen, die ihre Übelkeit verursachte, sondern der Anblick seines kindlichen Gesichts, auf dem nicht einmal Bartstoppeln sprossen.

Der Unglückliche war kein Soldat, sondern ein Hitlerjunge wie ihr Bruder, die Armbinde verriet es. An seinem Gürtel ein leeres Pistolenholster. So weit war es jetzt also gekommen. Sie machten die Kinder zu Kanonenfutter. Annie versuchte, nicht an Ernst zu denken. Das Herz polterte ihr wie ein trockener Erdklumpen in der Brust. Sie rang nach Atem, fasste sich. Nicht versagen!

„Hilfe, sofort Hilfe!“ Der Schrei ging durch Mark und Bein. Zwei Männer brachten eine Bahre im Laufschritt heran. Es roch nach verkohltem Fleisch. Der Verwundete war kohlschwarz, an den Beinen fehlte der Hosenstoff. Er wimmerte. „Flammenwerfer!“, rief der Sanitäter. Sie stellten die Bahre ab und hetzten wieder davon. Annie sah starr auf den Mann mit den Brandwunden hinab. Seine Bewegungen waren stark verlangsamt.

Was sollte sie tun? Sie wusste nicht, was sie tun sollte!

„Schwester Julia?“, rief sie und fummelte eine Morphinampulle aus ihrer Schürzentasche.

Eine halbe Stunde später, vielleicht waren auch Stunden verstrichen, versiegte der Strom der Verwundeten. Über das Warum mochte sie nicht nachdenken. Waren die anderen Kämpfer, selbst die Sanitäter tot? In Gefangenschaft? Abgeschnitten von den Zuwegen ins Lazarett?

Die Verwundeten lagen jetzt schon dicht an dicht. Selbst zwischen den Betten auf dem Boden kauerten zitternde und weinende Männer. Schmerzmittel gab es nur noch für die ganz schlimmen Fälle.

Annie fürchtete sich vor dem Moment, wenn den Sterbenden der letzte Weg nicht mehr erleichtert werden konnte. Würde man sie erschießen wie verwundete Gäule? Oder sie in einen anderen Raum schaffen, damit ihr Leid die Moral der leichter Verwundeten nicht weiter beeinträchtigte?

Annie verteilte Wasser, wechselte Verbände. Auf ihrem Gesicht war ein Lächeln festgefroren, das sogar manchmal erwidert wurde. Ein Soldat griff nach ihrer Hand und blickte ihr fest in die Augen. Seine waren moosgrün und so voller Schrecken, dass sie es nicht über sich brachte, sich ihm grob zu entziehen. Stattdessen setzte Annie sich auf den Rand seines Feldbettes.

Er sagte etwas. Leise, zu leise. Annie beugte sich vor.

„Sie sollten nicht hier sein“, krächzte er.

„Wie ist es dort draußen?“

„Schlimm“, erwiderte er, das Krächzen zu einem Flüstern gedämpft. „Keiner weiß mehr, was er tut. Die Amerikaner rücken vor, Engländer, Kanadier. Sie zerstückeln unsere Linien, wir haben von allem zu wenig.“ Er drückte ihre Hand, fest und fester, bis es wehtat, doch Annie hielt stand. „Sie müssen fort, Sie und die anderen Fräuleins, der Feind wird …“

Annie strich ihm über das verschwitzte Haar. „Ich bin freiwillig hier, und ich werde nirgendwo hingehen.“

„Aber … Fräulein!“ Er hob den Kopf, fasste nach seinem Halsverband und begann zu husten. Blut lief ihm aus dem Mund. Annie griff beherzt unter seine Schultern und richtete ihn auf. Granatsplitter hatten sich bis in seine Luftröhre gebohrt und waren erst in der letzten Nacht entfernt worden. Sein Hustenanfall dauerte quälend lange. Schließlich sank er in die Kissen zurück und schloss erschöpft die Augen. „Müssen fort“, murmelte er. „Fort.“

„Ruhen Sie sich aus, nicht sprechen.“ Sie strich ihm noch einmal übers Haar und erhob sich.

 

„Amerikaner! Amerikaner!“ Die schrille Kinderstimme drang durch Mark und Bein.

Annie stürzte mit den anderen an die Fenster. Dort rannte mit hochrotem Kopf ein zehnjähriger Junge in kurzen Hosen herum und wiederholte aus vollen Lungen die schreckliche Neuigkeit. Die Amerikaner waren da!

Neben Annie schluchzte Krankenschwester Julia laut auf. Sie war nur wenige Jahre älter als sie und mit ihrer sonst ruhigen, aber stets souveränen Art ein echtes Vorbild. Doch heute war es Annie, die die Fassung bewahrte. Sie biss sich auf die Unterlippe und nahm Julias Hand in ihre. Es war so weit. Für sie würde der Krieg, dieses endlose Leid, noch heute enden. Doch zu welchem Preis? Dem Tod? Sie hatte Schauergeschichten über die Alliierten gehört und gelesen, die Zeitungen waren voll davon. Auch in den Radiosendern wurde der Ton immer schriller, je näher die Feinde heranrückten. Durchhalteparolen wechselten sich mit Berichten über Blutbäder ab. Angeblich wurden weder Frauen noch Kinder verschont. Flüsterleise hingegen erzählte man sich hinter vorgehaltener Hand ganz anderes. Besonders die Amerikaner wären freundlich, verteilten Süßigkeiten an die Kinder und stellten Kriegsgefangene nicht an die Wand.

Im Lazarett wich die Stille, die sich für Augenblicke über sie gelegt hatte, erst gemurmelten Gesprächen, dann wachsender Unruhe.

Gewehre wurden durchgeladen, letzte Munition hervorgekramt. Die Verwundeten bewegten sich wie im Fieber, manchen wurde jetzt erst klar, dass sie ihre Waffen nicht bei sich hatten. „Jeder Mann, der gehen kann, hinaus!“, brüllte plötzlich einer. „Verkaufen wir ihnen jeden Zentimeter deutschen Boden so teuer, wie wir können. Unser Blut für das Reich, Heil Hitler!“

„Heil Hitler“, ertönte es vielstimmig, doch viele der Männer klangen unsicher, müde.

„Nein!“, rief Annie. „Keiner von euch muss kämpfen!“

Jemand schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Es war der Arzt, dem sie vor einigen Tagen das Glas mit Erdbeeren gereicht hatte. „Halten Sie den Mund, Fräulein“, zischte er. „Halten Sie um Gottes willen den Mund!“

Annies Wange brannte wie Feuer, doch es war nicht der Schmerz, der sie verstummen ließ, sondern der Schock über die eigene Achtlosigkeit. Sie hatte etwas ausgesprochen, das sie allenfalls hätte denken dürfen.

Einige Soldaten starrten sie ungläubig an, besonders die jüngsten. Sie waren noch beseelt von all den Heldengeschichten aus Schule und Hitlerjugend und fieberten der Begegnung mit dem Feind entgegen. Ihre Verwundung musste ihnen wie ein Fehler vorkommen, eine Schuld, die sie nun in einem letzten Gefecht tilgen konnten.

„Das Fräulein Neumann ist vor Sorge um ihre Patienten wohl ein wenig hysterisch geworden“, sagte der Arzt nun in lehrerhaftem Ton. „Zurück an die Arbeit.“ Er klatschte in die Hände. „Und wer kämpfen kann und will …“, er wies demonstrativ zur Tür. „Ehre dem Vaterland!“

Eine erschreckend große Anzahl der jungen Männer folgte seinem Fingerzeig. Manche humpelten, andere stützten ihre Kameraden auf dem Weg hinaus. Keinen von ihnen würde Annie lebend wiedersehen. Sie stieß ein Gefühl schrecklicher Erschöpfung zurück, das sich ihrer bemächtigen wollte, dann nickte sie Doktor Breil zu. „Meine Front ist hier, bei den Verwundeten, entschuldigen Sie meinen Ausbruch.“

„Wir müssen nun alle stark sein.“ Breil ließ sich nichts anmerken. „Bereiten sie den OP-Raum vor. Wir machen so lange weiter, bis sie uns eine Waffe auf die Brust setzen, um uns davon abzuhalten.“

Annie folgte Julia in das Zimmer, in dem seit Tagen eine Operation nach der anderen stattfand. An den Wänden hingen noch immer romantische Gemälde von Bergen und idyllischen Weihern. Wo einst ein Sofa gestanden hatte, befand sich nun ein heller Fleck an der Tapete, davor zwei Rollwagen mit desinfiziertem Besteck. Annie begann, den Metalltisch abzuwischen, auf dem operiert werden sollte.

Julia öffnete die beiden Fenster sperrangelweit. Kühle Luft strömte hinein, doch sie konnte den zum Schneiden dicken Gestank von Körpersäften und Desinfektionsmitteln kaum vertreiben. Säuerlich stieg er aus einem Mülleimer auf. Am Morgen war ein Bauchschuss gebracht worden, die Eingeweide an mehreren Stellen perforiert. Sie hatten nicht mehr helfen können. Annie erinnerte sich bereits kaum noch an die Operation, das Gesicht des Jungen hatte sie längst vergessen … oder niemals angesehen? Sie wusste nicht, was schlimmer war.

„Ich bringe das raus“, sagte sie und griff nach dem stinkenden Mülleimer.

Julia verstellte ihr den Weg und senkte die Stimme zu einem bloßen Flüstern. „Wag es nicht, jetzt zu verschwinden.“

Annie schüttelte schnell und heftig den Kopf. Das war ihr nicht einmal in den Sinn gekommen. „Auf keinen Fall.“

Nicht zu kämpfen, war eine Sache. Aber sich einfach aus dem Staub zu machen, während andere Menschen auf ihre Hilfe angewiesen waren? Das war unvorstellbar.

Sie trug den Eimer hinter das Haus zu einer einfachen Abfallgrube. Rauch reizte ihre Nase. Die Erde unter den Fußsohlen vibrierte von Artillerieschlägen. Gewehrfeuer ratterte ohne Unterlass, war aber noch so weit entfernt, dass sie die Richtung nicht klar bestimmen konnte.

Annie setzte sich auf die Treppenstufen und nahm einen Brief aus ihrer Tasche. Er war von ihrer Mutter und erst am Vortag eingetroffen, darin ein Foto von der ganzen Familie. Zwei Jahre war es alt und ihr wohlvertraut. Sie strich über die Gesichter ihrer Lieben. Charlotte, Ernst und sie standen hinter den Eltern, alle schauten gerade in die Kamera, als würde jeder für sich porträtiert.

Annie überflog den kurzen Brief, obwohl sie den Inhalt auswendig kannte. Wenn sie die Worte ihrer Mutter las, gelang es ihr, auch deren Stimme im Geiste heraufzubeschwören.

Angeblich ging es ihnen den Umständen entsprechend gut, sie solle sich nicht sorgen. Fritz Schleßmann, der Gauleiter von Essen, hatte am 25. März Plakate anbringen und Flugblätter verteilen lassen. Eines davon lag dem Brief bei. Annie faltete es auseinander, las erneut:

An die Bevölkerung der Kreise Duisburg, Oberhausen, Dinslaken und Rees!

Der Feind hat auf dem rechten Ufer des Niederrheins Brückenköpfe errichtet. Es muss damit gerechnet werden, dass er unter Einsatz seiner schweren Bomber und schwerster Artilleriewaffen, wenn auch nur vorübergehend, weiter vorrückt und in unsere Großstädte eindringt. Der Feind wird mit brutalster Härte wieder herausgehauen werden. Kein Mittel wird gescheut, unsere niederrheinische Heimat, unsere Städte an Ruhr und Niederrhein, wieder freizukämpfen. In diesem Kampfgebiet dürfen Frauen und Kinder nicht mehr sein. Verpflegung, Wohnung, Brot, Milch, Wasser, Licht usw. werden ausfallen. Lebensmöglichkeiten wird es nicht mehr geben. Die totale Räumung ist daher zwingendes Gebot!

 

Und sie war hier, am linken Rheinufer. Eine Frau von vielen. An eine Rückeroberung glaubte niemand mehr. Annie legte das Flugblatt auf die Treppe und beschwerte es mit einem Stein. Dann trat sie kurz auf die Allee. Es roch nach Harz. Zersplitterte Linden, so weit der Blick reichte. Bei manchen waren die Stämme noch intakt, die Kronen aber von Artilleriebeschuss zerfetzt, andere endeten in einem Meter Höhe, aufgeplatzt, als wären sie von innen zerrissen worden. Wieder andere ähnelten Regenschirmen nach einem Sturm. Die langen Hauptäste noch mit dem Stamm verbunden, aber von einer gewaltigen Kraft abgeknickt wie Streichhölzer.

Eine Familie hetzte vorbei, die Frau drückte ein weinendes Kind an ihre Brust, ein alter Mann und ein Junge zerrten gemeinsam einen Karren hinter sich her, hoch beladen mit Kisten und Bündeln. Indes donnerte es unablässig, und die Luft schmeckte scharf, nach Rauch und verbranntem Öl.

Zwei Wochen lang hatten die Alliierten auf dem Westufer ihre Stellungen mit künstlichem Nebel aus beißendem Qualm verhüllt und darin ihre Truppen zusammengezogen. Vor zwei Tagen, am 23. März, waren sie übergesetzt, in Booten, Amphibienfahrzeugen und schwimmenden Panzern, die „Büffel“ oder „Bison“ hießen, Annie konnte und wollte es sich nicht merken. Noch waren sie nicht da.

Der Bauernhof, in dem ihr Lazarett nun, nach einer halsbrecherischen Flucht erst aus Büderich, dann aus Bislich nahe Wesel, aufgeschlagen war, lag weitab zwischen Feldern am Ende einer Alleestraße.

Mit weißen Laken, die sie als Kreuz angeordnet und mit Stöcken in der Wiese festgemacht hatten, versuchten sie, sich vor Angriffen aus der Luft zu schützen. Bislang waren sie von einem Bombardement verschont geblieben. Was vielleicht auch daran lag, dass die Gebäude in einer kleinen Senke und nicht auf einem Hügel lagen, anders als viele andere Höfe, die sich dadurch besser als Verteidigungsposten eigneten.

Für Annie und die anderen bedeutete es aber auch, dass sie nicht weit sehen konnten, nur ein Stück die Allee hinunter, an der sich kleine Wohnhäuser reihten, die fast alle verlassen waren.

Es ratterte und knallte, dann schwoll in nördlicher Richtung ein Glühen an, als sei der Horizont in Brand gesteckt worden. Das Dröhnen schwerer Bomber wurde laut. Die Alliierten hatten die absolute Lufthoheit und nutzten sie aus. Hier feuerte keine Flak mehr, waren alle Scheinwerfer erloschen.

„Gott steh uns bei“, murmelte Annie, dabei war sie nicht einmal gläubig.

Als sie die Stufen zurück ins Haus ging, fühlten sich ihre Knie ein wenig weich an. Sie würden sich nicht in einen Schutzraum zurückziehen können, wenn es losging. Ein flüchtiger Blick auf die Uhr zeigte, dass sie nur wenige Minuten draußen gewesen war.

Zurück im OP-Raum stellte sie den Mülleimer an seinen Platz und seifte sich in einer Schüssel die Hände ein. Sie würde bei der nächsten Operation helfen, auch wenn sie es sich noch vor Wochen nicht hatte vorstellen können.

„Alle bereit?“ Doktor Breil betrat das Zimmer in einem frischen Kittel. Hinter ihm wurde eine Bahre hereingeschoben. Der Soldat wimmerte, die Kleidung so voller Blut, dass Annie nicht einmal erraten konnte, wo er getroffen war.

„Retten wir diesen armen Kerl“, sagte Breil und blickte Annie dabei prüfend an.

„Retten wir ihn“, erwiderte sie und fühlte sich plötzlich wieder stark genug.

Der nächste Morgen

Es waren keine neuen Verwundeten mehr gekommen. Vierundfünfzig Mann versorgten sie nun mit zwei Ärzten, fünf erfahrenen Krankenschwestern und einem halben Dutzend Helferinnen wie Annie. Ursprünglich hatten sie in drei Schichten gearbeitet, dann in zwei, und schließlich schlief und aß, wer gerade Gelegenheit dazu hatte.

Annie hatte sich einfach im Flur auf den Boden gelegt und eine grobe Decke um sich geschlagen. Sie war fast sofort eingeschlafen, obwohl Artillerie und Haubitzen unablässig feuerten.

Als sie nun wach wurde, war es im Gebäude geradezu unheimlich still. So leise, dass sie sogar die Drossel hören konnte, die draußen die heraufziehende Dämmerung begrüßte. Annie setzte sich auf und rollte ihre Decke zusammen. Wie immer nach einer Nacht auf dem Boden schmerzte ihre Hüfte, doch das würde schnell vergehen. Sie stand auf und lief an schlafenden Männern und Frauen vorbei in die Küche. Dort, wo noch vor Kurzem einfache Bauersleute ihre Mahlzeiten eingenommen hatten, kochten zwei Helferinnen nun für jeden im Lazarett zumindest eine warme Mahlzeit am Tag. Zwei riesige Töpfe standen blank gescheuert auf dem Boden. Es duftete nach Pfefferminztee, den sie alle tranken, seitdem sogar der Ersatzkaffee ausgegangen war, Muckefuck, der aus Getreide und Zichorienwurzel gebraut wurde und zumindest bitter schmeckte. An guten Tagen hatten sie ihn mit mehrfach aufgebrühtem Kaffeepulver verfeinert. Doch heute war kein guter Tag.

Annie begrüßte die beiden Köchinnen mit einem Nicken, goss sich eine Tasse Tee ein und umschloss sie mit beiden Händen. Selbst in der Küche war es kalt. Ein Blick aus dem Fenster verriet Frost, der weißpelzig jeden Grashalm überzog.

Ilse, die ältere der beiden Frauen, verrührte in einer Schüssel Mehl und Wasser zu einem Brei. Kein Zweifel, es würde wieder Milchsuppe mit Mehlklößen geben, mit etwas Glück ergänzt durch Rosinen oder Backpflaumen. Viel mehr gaben ihre Vorräte nicht her. Die Milch brachte jeden Morgen ein freundlicher älterer Herr vorbei, der sich selbst von den heranrückenden Feinden nicht vertreiben ließ.

Annies Finger begannen, von der angenehmen Wärme zu kribbeln. Sie nahm sich etwas Zwieback und tunkte ihn in den Pfefferminztee.

Jeder Bissen und jeder Schluck schien ihr im Hals stecken zu bleiben, doch sie wusste, dass sie frühstücken musste, solange es noch möglich war. Vielleicht bekäme sie an diesem Tag kein weiteres Mal Gelegenheit dazu, überhaupt etwas zu essen. Nach langen Stunden im OP fühlte sich ihr Magen zudem oft an, als sei er zu einem kleinen, harten Brocken zusammengeschrumpft. Sie war einfach nicht für diesen Beruf gemacht.

Annie war gerade wieder im Flur angelangt, als draußen plötzlich ein Maschinengewehr losratterte. Glas ging zu Bruch. Jemand begann zu jaulen wie ein verletzter Hund. Nichts Menschliches war mehr an diesem Laut schierer Agonie.

Annie stellte ihre Tasse auf den Boden, zog einen Kittel vom Stapel und lief dann den Schreien entgegen. Sie wusste selbst nicht, woher sie die Ruhe nahm. Im leer geräumten Wohnzimmer des Hofes krampfte und zuckte ein Mann auf dem Boden. Er war von seinem Bett am Fenster gefallen. Überall Glas, überall Blut, der Mann blutete vor ihren Augen aus, doch da krachten schon die nächsten Schüsse.

Doktor Breil packte Annie am Arm. „Kommen Sie!“ Er zog sie einfach mit sich, und sie stolperte hinterher. Was wollte er von ihr, wo sollte sie hin? Annie pochte das Herz in der Brust, als sei es plötzlich zu groß. Es tat weh, nahm ihr die Luft zum Atmen. Sie keuchte.

Neben ihr schlugen Kugeln ein, zischten wie wütende Hornissen an ihrem Gesicht vorbei. Bohrten sich draußen in die Wand und durch die Fenster in den Flur. Bilder fielen von den Wänden, überall Glas.

Weiter, geduckt weiter. Breil drückte ihr ein Verbandstuch in die Hand, dann stieß er die Vordertür auf und begann zu winken. Jetzt erst ließ er sie los.

Annie winkte mit und konnte gleichzeitig kaum glauben, was sie dort sah. Panzer. Amerikanische Panzer. Sie hatten auf der Allee angehalten. Das Rohr des vordersten schwenkte gefährlich von einer Seite zur anderen. Soldaten, die wohl Augenblicke zuvor noch marschiert waren, lagen auf dem Boden und feuerten südwärts auf ein kleines Gebüsch.

„Doctors, no shoot!“, rief Breil neben ihr und wedelte hektisch mit beiden Händen. „No shoot, doctors.“

Doch die Amerikaner schossen gar nicht auf sie, sondern auf den letzten Widerstand, der sich unten formiert hatte. Annie glaubte, die Verwundeten zu erkennen, die am Vorabend das Lazarett verlassen hatten. Dann gab es einen fürchterlichen Knall, der Panzer zuckte wie ein großes, träges Tier, und das kleine Widerstandsnest hörte auf zu existieren. Büsche, Menschenteile und Erdbrocken flogen ohne Unterschied in die Luft. Eine Weile prasselten noch Äste zu Boden, dann jubelten die amerikanischen Soldaten und erhoben sich langsam. Aus dem Rohr des Sherman-Panzers stieg noch immer ein wenig Rauch.

Doktor Breil winkte ein paar weitere Male und wiederholte seinen Ruf, dann wandte er sich an Annie. „Machen Sie weiter, ich halte die Kerls da drin davon ab, uns alle ins Unglück zu stürzen.“

Annie blieb eine Erwiderung im Hals stecken, dann war sie plötzlich allein, und nur wenige Dutzend Meter vor ihr rückten die amerikanischen Panzer vor. Das schlaffe hellblaue Tuch in ihrer Hand kam ihr plötzlich wie ein schlechter Witz vor. Sie dachte an all die Schreckensnachrichten, die sie über mordende und vergewaltigende Alliierte gehört hatte. Zivilisten bedeuteten ihnen nichts.

Annies Beine zitterten, fühlten sich an, als würden sie im nächsten Augenblick unter ihr einknicken.

Ihre Hände krampften um den Stoff, der zwischen ihren Fingern zu reißen drohte. Ein Blick über die Schulter zum Lazarett. Hinter den Fenstern blasse Gesichter.

Doktor Breil riss einen Mann zurück, ohrfeigte ihn, wie er einen Tag zuvor sie geohrfeigt hatte. Annie zuckte zusammen und war plötzlich wieder in der Lage, sich zu bewegen.

„Doctor!“, rief sie. „Nicht shoot!“

Sie wedelte mit dem hellblauen Laken. Ein Soldat, dem der Helm ein wenig schief auf dem Kopf saß, kam zu ihr und verzog den Mund zu einem breiten Grinsen. „Keine Angst, Miss!“

Kurz zuvor

Nathan Corbin lief mit großen Schritten auf den Bauernhof zu. Die Aussicht, bald das Tagesziel erreicht zu haben, gab ihm wieder ein wenig Elan zurück. Sie hatten nur einen Mann verloren, einer war verwundet, und die beiden MG-Nester, auf die sie seit dem Morgen gestoßen waren, hatten sie im Feuer der Artillerie schnell geräumt.

Der Mann, der sie führte, war umsichtig und erfahren. Mit dem Leben seiner Soldaten ging er achtsam um. Schonte die Männer, wenn es keinen Grund gab, waghalsig zu agieren. Sie waren hier, um deutschen Grund und Boden zu erobern und Widerstandsnester auszuräuchern, nicht um Orden zu gewinnen. Ein hochdekorierter toter Mann war immer noch ein toter Mann, womit weder ihm noch seiner Familie gedient war.

Dies brachte dem Corporal den Respekt seiner Leute ein, und wenn er den Sturm befahl, dann gaben sie alles.

Mit Schwimmpanzern waren sie drei Tage zuvor über den Rhein gesetzt, Welle um Welle hatten Zigtausende alliierte Soldaten in breiter Front den Fluss überquert, der ihnen allen wie ein gewaltiges, kaum zu überwindendes Hindernis vorgekommen war. Sie hatten sich vor einem zweiten D-Day gefürchtet, doch es war einfacher gewesen, als sie es sich je erträumt hatten. Die lange Vorbereitung und das Bombardement hatten sich ausgezahlt.

Nathan war froh, zumindest jetzt bei seiner Einheit zu sein. In den vergangenen Wochen hatten sie ihn mal hierhin und mal dorthin geflogen, um seine Fähigkeiten als Übersetzer zu nutzen. Seine Mutter war Deutsche und hatte ihm die Sprache von klein auf beigebracht, was ihm mittlerweile den Posten eines Verhöroffiziers eingebracht hatte.

„Corbin, nach vorn!“, rief Corporal Jamesson nun. Die Luftaufklärung hatte sie bereits informiert, dass der Hof als Lazarett fungierte. Nur deshalb war er nicht bombardiert worden. Sie konnten nur hoffen, dass es keine Falle der Nazis war, die immer verzweifelter Widerstand leisteten.

Wie noch vor wenigen Minuten, als sie aus einem schlecht getarnten Verhau auf sie geschossen hatten. Der Panzer machte kurzen Prozess mit ihnen.

Körperteile durch die Luft fliegen zu sehen, rührte Nathan kaum noch an. Doch er sah auch nicht genauer hin, wenn er nicht musste. Besonders dann nicht, wenn er ahnte, dass ihnen die Nazis wieder Kinder und alte Männer entgegengeworfen hatten. Dann nagten bittere Schuldgefühle an ihm.

Hinter Nathan ratterten die Ketten der Shermans. Es war ein gleichmäßiges, betäubendes Geräusch. Daher hörte er auch nicht, was die beiden Menschen riefen, die vor dem Haus standen und mit Bettlaken fuchtelten. Beide trugen weiße Kittel. Also wirklich ein Lazarett?

Als der Mann nun hastig im Haus verschwand, bekam Nathan ein klammes Gefühl und fasste sein Gewehr fester.

Ein Stück trabte er im Laufschritt, um sich von seinen Kameraden abzusetzen.

„Doctor, nicht shoot!“, rief die junge Frau in einem Kauderwelsch aus Englisch und Deutsch, während hinter ihr an den Fenstern Bewegungen zu erahnen waren. Schützen oder Gaffer?

Nathan blickte kurz über die Schulter zu den anderen. Ja, sie hatten es auch gesehen. Der Panzer schwenkte auf das Gebäude ein, hielt an. Kameraden schlossen auf. Sie würden Nathan den Rücken sichern. Eine schöne Illusion. Falls die Nazis aus dem Gebäude feuerten, würde er sich keine Gedanken mehr um seine Zukunft machen müssen.

Nathan ließ das Gewehr los, sodass es nur noch am Tragriemen baumelte, und hob die Hände zu einer beschwichtigenden Geste. „Keine Angst, Fräulein!“, sagte er, und das Lächeln kam wie von allein, so hübsch, wie sie war mit ihren geheimnisvollen grünbraunen Augen, der hohen Stirn, dem dunkelblonden Haar, das ein wenig zerzaust war. Er sah sofort, dass sie fürchterliche Angst hatte. Und trotzdem stand sie hier vor ihm. Das war mutig. Eine Frau wie sie sollte keine Angst vor ihm haben müssen.

Nachdem er sie angesprochen hatte, weiteten sich ihre Augen staunend. Das Tuch rutschte ihr aus den Händen. „Sie sprechen Deutsch?“

„Ja, aber nur ich.“ Er fasste sich an die Brust. „Nathaniel Corbin.“

„Annemarie … Annie“, sagte sie schnell.

„Nun, Annie, wie viel Mann sind da drin, wie viele Ärzte, Schwestern?“

„Ungefähr fünfzig Verwundete, zwei Ärzte …“, begann sie aufzuzählen, und Nathan rief die Übersetzung Wort für Wort weiter. Annie blickte hektisch hin und her, als sei sie nicht sicher, ob sie das Richtige tat. Oder wartete sie gar auf ein verabredetes Zeichen, um die Falle zuschnappen zu lassen? Nathan bekam ein ungutes Gefühl bei der Sache. Er hätte dem Fräulein so gerne geglaubt. Dennoch war er bereit, ihr bei der kleinsten falschen Regung eine Kugel in den Kopf zu jagen. Eine Bewegung hinter dem Fenster. Als sei es verabredet, machte Annie einen Schritt zur Seite.

Aus.

Nathans Hände zuckten zum Gewehr.

Rebecca Maly

Über Rebecca Maly

Biografie

Rebecca Maly, geboren 1978, arbeitete als Archäologin, sowie in Köln und Los Angeles beim Film, bevor sie sich ganz der Schriftstellerei widmete. Gespräche mit indianischen Freunden und ausgedehnte Reisen im Westen der USA inspirierten sie zu diesem Roman. Unter ihrem realen Namen Rebekka Pax...

INTERVIEW mit Rebecca Maly

Liebe Rebecca Maly, wie kamen Sie auf die Idee zu diesem Romanprojekt? 

Die Idee kam mir bei einer Archäologischen Ausgrabung im Kriegsgefangenenlager in Rheinberg, an der ich teilgenommen habe. Nachdem ich erfahren hatte, dass dort neben deutschen Soldaten auch viele Frauen inhaftiert waren, die eine Uniform trugen, darunter auch Lazaretthelferinnen, entwickelte sich die Geschichte fast wie von selbst in meinem Kopf. 

Was fanden Sie bei der Recherche besonders interessant?  

Ich fand es faszinierend, in die Vergangenheit meiner Heimatstadt einzutauchen. Ich stellte fest, dass auch altbekannte Ecken, die ich seit frühester Kindheit kenne, noch Geheimnisse bergen können. Ich sehe die Stadt seitdem mit ganz anderen Augen. Mülheim war eine der ersten Städte, die aus der Kohle ausgestiegen ist, aber in meinem Roman versuche ich, die Zechenlandschaft wieder ein wenig lebendig werden zu lassen. 

Was ist das Wichtigste, das Sie erzählen wollten?  

Mein Ziel war es, das Leben ganz normaler, einfacher Menschen zu zeigen, deren Träume und Ziele sich gar nicht so sehr von unseren eigenen unterscheiden, obwohl die äußeren Umstände nicht schlimmer hätten sein können. 

Wieviel von der Geschichte in Ihrem Roman ist tatsächlich so passiert? 

Tatsächlich sehr, sehr viel. Meine Recherche war recht umfangreich, und ich habe mir nur ganz wenige künstlerische Freiheiten erlaubt. Der historische Hintergrund ist also sehr wirklichkeitsgetreu, während meine Protagonisten alle fiktiv sind. 

Weitere Titel der Serie „Töchter des Ruhrpotts“

In der bewegenden Familiensaga von Rebecca Maly müssen zwei Schwestern, die sich während der Nazizeit entzweit hatten, nach dem Krieg ihr Zuhause in einer kleinen Bergbausiedlung im Ruhrpott wiederaufbauen und Vergebung lernen.

Pressestimmen
Ruhr Nachrichten

„Rebecca Maly setzt auf gründliche Recherche der spannenden Geschehnisse damals im Ruhrgebiet.“

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