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Krimikätzchen

Krimikätzchen

Spannende Katzengeschichten

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Krimikätzchen — Inhalt

Kätzchen auf der Mörderjagd

Katzen – die geheimnisvollsten und unergründlichsten aller Tiere. Sie kommen auf leisen Samtpfoten angeschlichen, und das Jagen liegt ihnen im Blut. Wenn Sie sich zusammen mit ihren zweibeinigen Gefährten auf Mörderjagd begeben, siegt Eleganz über Grobheit und Raffinesse über rohe Gewalt. Doch der größte Vorteil der pelzigen Detektive: Sie haben neun Leben. „Krimikätzchen“ vereinigt mörderisch gute Geschichten mit Charme und Stil für alle Katzenliebhaber und Krimibegeisterte.

€ 10,00 [D], € 10,30 [A]
Erschienen am 06.07.2020
Herausgegeben von: Jone Heer
256 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-31607-1
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Leseprobe zu „Krimikätzchen“

Sophie Winter

Felix, oder: Oh Lord, won’t you buy me
a Mercedes Benz


Bald. Es würde nicht mehr lange dauern. Bald würde es so weit sein. Felix hob die schwarze Nase in den lauen Wind und nahm Witterung auf. Bald. Im Frühjahr war das Gefühl am stärksten. Im Winter fast gar nicht vorhanden. Im Sommer schon eher. Aber jetzt, seit den ersten warmen Tagen …

Er sprang auf die Gartenbank und von da aus auf das Fensterbrett, das bereits in der milden Morgensonne lag, streckte die Hinterpfote in die Luft und pflegte das, was Eric Klöten nannte und Inge Kronjuwelen. [...]

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Sophie Winter

Felix, oder: Oh Lord, won’t you buy me
a Mercedes Benz


Bald. Es würde nicht mehr lange dauern. Bald würde es so weit sein. Felix hob die schwarze Nase in den lauen Wind und nahm Witterung auf. Bald. Im Frühjahr war das Gefühl am stärksten. Im Winter fast gar nicht vorhanden. Im Sommer schon eher. Aber jetzt, seit den ersten warmen Tagen …

Er sprang auf die Gartenbank und von da aus auf das Fensterbrett, das bereits in der milden Morgensonne lag, streckte die Hinterpfote in die Luft und pflegte das, was Eric Klöten nannte und Inge Kronjuwelen. Seit einigen Tagen nahm seine Unruhe täglich zu. Aber er konnte sich beherrschen. Er ließ es langsam angehen. Denn alles kam auf den richtigen Zeitpunkt an.

„Was ist los mit dir?“, hatte Zeus gequengelt, als er sich heute früh weggeduckt hatte, statt mit ihm zu spielen.

„Lass mich in Ruhe, Wischmopp“, hatte er geknurrt und sofort ein schlechtes Gewissen gehabt. Zeus war zwar klein und ziemlich hässlich, aber auch Hunde verdienen Respekt. Sogar wenn einer so albern aussieht wie ein Bichon Frisé. Und von sich behauptet, er sei in Wirklichkeit ein Coton de Tuléar. „Du verstehst das nicht“, hatte er vorsichtshalber hinzugefügt. Aber Zeus war bereits beleidigt abgezogen. Umso besser.

Felix setzte sich auf und nahm die Straße ins Visier. Die Dorfstraße war nicht stark befahren, sie war ja auch keine Durchgangsstraße, obwohl einige Autofahrer sie als Abkürzung benutzten. Fremde fuhren hier nur durch, wenn sie sich verfahren hatten. Oder wenn sie „die schöne Gegend genießen wollten“, wie Eric zu sagen pflegte, der ein sentimentales Verhältnis zu Harley-Davidson-Fahrern und Cabrios hatte.

Cabrios. Autos, die oben offen waren. Auf deren Lederpolster gut riechende Damen mit Kopftüchern saßen und deren Fahrer Lederhandschuhe trugen. O ja, Felix wusste ganz genau, was ein Cabrio war. Und in dieser Hinsicht teilte er Erics Vorliebe.

Er legte den Kopf auf die Vorderpfoten und schloss die Augen. Da war er wieder, dieser Duft. Seine Nase bebte. Oder bildete er sich nur ein, ihn zu riechen? Diesen Duft nach Lexol-Lederpflege und Benzin. Nach Milch und Mäusen. Nach Zigarettenrauch und Motoröl. Er spürte die kräftige Zunge seiner Mutter, die ihn wie eine Bratwurst hin- und herwendete, bis sie ihn von oben bis unten sauber geleckt hatte. Die Krallen seiner drei Geschwister, die mit ihm balgten. Die schwielige Hand von Anton, eine ölverschmierte Pranke, in der man unendlich sanft ruhte. Und die geschickten Finger von Toby, die zum Spielen lockten.

Das war sein Leben gewesen. Bis zu jenem Tag, an den er nicht denken wollte. Auch jetzt nicht. Nie wieder. Und dennoch …

„Wach auf, du Penner! Der Morgen ist schon halb vorbei! Komm endlich in die Gänge!“

Felix öffnete ein Auge. Zeus stand mit rotierendem Schwanz vor der Gartenbank und sah zu ihm hoch.

„Ich schlafe nicht“, sagte Felix und gähnte. „Ich denke. Du solltest das auch mal ausprobieren.“

„Denken! Denken! So’n Quatsch!“, kläffte Zeus, sprang auf die Gartenbank und versuchte, Felix’ peitschenden Schweif zwischen die Zähne zu nehmen.

Felix spitzte die Ohren. Ja, vielleicht sollte man aufstehen. Vielleicht war es heute so weit. Der Zeitpunkt war nah.

„Na gut, du Nervensäge“, zischte er, sprang von der Fensterbank und setzte sich in Bewegung. Schon um zu zeigen, wer hier der Schnellere war. Zeus japste vor Glück und jagte davon. Wer der Jäger und wer der Verfolgte war, konnte bald niemand mehr unterscheiden. Nur Felix wusste, dass er sich nie, niemals von einer kläffenden Töle jagen lassen würde. Er hetzte Zeus ums Grundstück, so lange, bis er das richtige Signal hörte.

Und das ließ nicht auf sich warten.

„Ein Auto“, japste Zeus, der die Dorfstraße hochlief. „Wir müssen …“

Doch während Zeus im Straßengraben verschwand, setzte Felix sich in ganzer Größe mitten auf die Straße und wartete.

Und tatsächlich. Auf der staubigen Dorfstraße näherte sich ein rotes, schlankes Auto. Oben offen. Ein Cabrio. Und natürlich hielt es, als der Fahrer Felix sah. Sie hielten immer.


„Was hat er bloß wieder? Er setzt sich auf die Straße und tut so, als ob er vor nichts und niemandem Angst haben müsste!“ Inge war auf die Straße getreten und machte scheuchende Bewegungen mit beiden Armen. „Geh da weg, du Idiot!“, rief sie.

„Was für ein Prachtkerl!“, sagte der Mann, der aus dem Auto gestiegen war. „Ist das Ihrer?“

„Ja, und er hat einen Tick. Er …“

Der Mann lachte. „Ja, das sehe ich.“

Felix war durchs offene Seitenfenster ins Auto gesprungen. Es war – fast perfekt, dachte er, während er auf die Rückbank kletterte und am Polster roch. Gepflegtes Leder. Ein Hauch Parfüm. Und da war noch etwas. Er sog den Duft tief ein.

„Felix! Wirst du wohl?“

Der Mann lachte. „Lassen Sie ihn nur. Ich wollte mich sowieso ein wenig umschauen. Was für ein idyllisches Dorf!“

So was kam bei Inge gut an, dachte Felix und ließ sich auf dem Lederpolster nieder. Sie liebte Komplimente, auch wenn sie nicht ihr galten. Egal: Das verschaffte ihm ein paar ruhige Minuten.

„Und Ihr Kätzchen hier …“

Kätzchen? Fast hätte Felix sich zu seiner vollen Größe erhoben und einen Buckel gemacht.

„Er ist ein Kater. Er heißt Felix.“

„Hätte ich mir ja denken können. Bei dem Dickkopf.“ Der Mann lachte leise. „Das sieht mir ganz nach einer Sibirischen Waldkatze aus. Das lange Deckhaar. Das gestromte Fell …“

„Ach, ein Rassekater ist der bestimmt. Der hat mehr als eine.“ Jetzt lachte Inge.

„Und er liebt Autos?“

„Wie man sieht! Was meinen Sie, wie oft er schon in irgendein Auto geklettert und mitgefahren ist!“

In irgendein Auto? Nur in Cabrios. Und nur in ganz bestimmte. Sie mussten ein gewisses Alter haben. Und den dazugehörigen Geruch.

„Hier in der Gegend weiß mittlerweile jeder, wo das verrückte Vieh hingehört, das so gern blinder Passagier spielt.“

„Seltsam. Ich habe noch nie gehört, dass Katzen eine Leidenschaft fürs Autofahren hätten.“

„Felix hasst Autofahren – jedenfalls wenn es zum Tierarzt geht. Und wenn es unser Auto ist. Aber bei fremden Wagen …“

„Ich werde aufpassen, dass er rechtzeitig wieder aussteigt“, versprach der Mann.

„Wir haben uns schon oft gefragt, warum Felix diese seltsame Vorliebe hat. Vielleicht liegt es ja daran, dass er in einer Autowerkstatt geboren wurde?“

„Ach. Wie interessant.“

„Eines Tages hat seine Mutter ihren ganzen Wurf angeschleppt und auf dem Rücksitz eines alten Mercedes abgelegt, der restauriert werden sollte.“

„Nein!“

Felix hob den Kopf. Klang der Mann etwa missbilligend? Bis vor wenigen Minuten hatte er ihn eigentlich noch sympathisch gefunden, aber jetzt …

„Doch! Die Männer aus der Werkstatt haben die vier Purzelchen geliebt. Und das Muttertier verwöhnt. Es waren so schöne Tiere.“

Mutter war die Schönste. Bessy. Er spürte ihr duftendes Fell an seiner Wange, die seidenweichen, langen Tressen, silbern und rotgold, mit denen man so wunderbar spielen konnte. Mimi war ihr am ähnlichsten gewesen. Und Felix … „Du kommst ganz nach deinem Vater“, hatte seine Mutter geschnurrt, wenn er zwischen ihren Pfoten lag. „Er hatte Barthaare wie ein chinesischer Mandarin.“ Was immer das war. Aber es klang beeindruckend. „Sein Pelz berührte fast den Boden. Er war so majestätisch. Ach …“ Felix hatte nie mehr nach seinem Vater gefragt. Er war auch so glücklich. Bis zu jenem Tag, an den er nicht denken mochte.

„Und dann …“ Inge räusperte sich. „Mein Mann hat Felix mit nach Hause gebracht, nachdem das Unglück passiert war.“

„Oh?“

Felix legte sich die Pfote über das Ohr. Er wollte das nicht hören. Er kannte die Geschichte. Er war schließlich dabei gewesen. Der kalte Luftzug. Ein Geruch nach abgestandenem Zigarettenrauch und Fusel. Die grobe, raue Stimme: „Was habt ihr euch denn dabei gedacht? In meinem Auto? Weg mit dieser Schweinerei!“ Er würde nie vergessen, wer und was ihn aus dem Paradies vertrieben hat. Nicht den Mann. Und nicht das Auto.


Er schüttelte sich, roch noch mal an dem weichen Leder und sprang geräuschlos aus dem Auto. Inge und der Mann unterhielten sich noch immer, als er längst wieder ins Haus geschlüpft war, um ein paar Bissen zu sich zu nehmen.

Danach verprügelte er Zeus, der das aus irgendeinem Grund für einen Liebesbeweis hielt, und lief mit ihm einträchtig hinunter zur Flussaue. Felix hatte Lust auf eine fette kleine Maus. Und Zeus liebte es, die vielen Maulwurfshügel zu zerstören, eine wenig appetitliche Beschäftigung, aber Hunde waren nun mal so.

Der Tag war noch nicht gekommen. Aber er würde kommen.


In der Nacht weckten ihn schreckliche Laute. Ein hohes Wimmern. Ein markerschütternder Schrei. Felix brauchte eine Weile, bis er begriff, dass er sich selbst hörte. Du hast geträumt, sagte er sich mit hämmerndem Herzen. Nur ein Traum. Es ist nichts.

Aber es war der Albtraum seines Lebens gewesen. Auf ihrer wilden Flucht aus der schützenden Autowerkstatt hinaus in einen nasskalten Februarmorgen hatte er Mutter und Geschwister aus den Augen verloren. Ziellos war er durch einen Urwald aus Blech und Eisen und geborstenen Autopolstern geflohen, der sich hinter dem Werkstattgebäude erstreckte. Erst nach Stunden hörte er den Ruf seiner Mutter, die ein trockenes Plätzchen in einem verbeulten Wrack gefunden hatte, durch dessen zerborstene Fenster es eisig zog. Dort warteten auch zwei seiner Geschwister, nass und zitternd. Nur Mimi fehlte. Und obwohl Bessy sie suchte, rief und lockte, war sie auch am nächsten Tag nicht erschienen. Dafür fehlte jetzt Momo. Und ein paar Tage später lag Felix allein neben Bessy. Und schließlich war auch Bessy nicht mehr.

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