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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Martina Winkelhofer
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Skandale und Intrigen an Europas Königs- und Kaiserhäusern

— Europäischer Adel und Königshäuser

„So interessant (...), dass man noch tüchtig was lernt beim Blicken hinter die Kulissen.“ - Schnüss - Das Bonner Stadtmagazin

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Eine feine Gesellschaft — Inhalt

Von Glamourprinzessinnen, feschen Offizieren und royalen Ehebrechern

Verhängnisvolle Heiratsallianzen, heimliche Liebesabenteuer, Luxus-Callgirls, gepeinigte Kinder, skrupellose Erzieher, gelangweilte Thronfolger und Playboy-Prinzen: Europas Königs-und Kaiserhöfe im 19. Jahrhundert waren „eine feine Gesellschaft“. Zahllose Affären erschütterten die europäischen Herrscherhäuser und das neue Phänomen der Massenmedien lieferte den schockierten Untertanen immer neue Skandal- und Klatschgeschichten.

Zwischen der Welt der Kaiser und Könige des ausgehenden 19. Jahrhunderts und heute steht eine Zeit des radikalen gesellschaftlichen Wandels, die den Blick auf die Realität in den Herrscherhäusern Europas vor 1918 verstellt. Was übrig bleibt, ist ein verklärtes Bild royalen Lebens, von stolzen Herrschern, schönen Prinzessinnen und weisen Regenten. Doch die Wirklichkeit sah ganz anders aus.

Martina Winkelhofer führt den Leser hinter die höfischen Kulissen und erzählt spannend und detailreich von Europas Dynastien am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Erstmals führt die Autorin Themen aus zahlreichen europäischen Ländern zusammen und schafft so einen einmaligen Blick hinter die höfischen Kulissen.

€ 14,00 [D], € 14,40 [A]
Erschienen am 01.08.2016
304 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-30881-6
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Leseprobe zu „Eine feine Gesellschaft“

Vorwort


Schmutzige« Briefe kursierten am Kaiserhof und blamierten die Vornehmsten der Gesellschaft. Anonyme Pamphlete berichteten von ausschweifenden Orgien und einem mysteriösen Wunderheiler. Ein Thronfolger wurde vor Gericht geladen. Eine Kronprinzessin ging mit dem Hauslehrer durch, eine Königstocher klagte vor Gericht ihr Erbe ein und die teuersten Kurtisanen Europas rühmten sich, Kaisern und Königen ihre Preise für eine Nacht mit ihnen zu diktieren. Prinzen weigerten sich zunehmend, ihrer hohen Stellung wegen auf Liebe zu verzichten, und brachten [...]

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Vorwort


Schmutzige« Briefe kursierten am Kaiserhof und blamierten die Vornehmsten der Gesellschaft. Anonyme Pamphlete berichteten von ausschweifenden Orgien und einem mysteriösen Wunderheiler. Ein Thronfolger wurde vor Gericht geladen. Eine Kronprinzessin ging mit dem Hauslehrer durch, eine Königstocher klagte vor Gericht ihr Erbe ein und die teuersten Kurtisanen Europas rühmten sich, Kaisern und Königen ihre Preise für eine Nacht mit ihnen zu diktieren. Prinzen weigerten sich zunehmend, ihrer hohen Stellung wegen auf Liebe zu verzichten, und brachten damit dynastische Heiratsallianzen zu Fall. Und viele Prinzessinnen pochten zunehmend auf ihr Recht auf persönliches Glück und ein Mindestmaß an Freiheit. Dazu kamen noch unzählige Ehedramen, skandalöse Affären und dramatische Zustände in den königlichen und kaiserlichen Kinderstuben.

In den letzten Jahrzehnten vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs häuften sich Skandale an Europas Königs- und Kaiserhäusern dramatisch. Sie alle trugen eine enorme gesellschaftliche Sprengkraft in sich. Gekrönte Häupter in ganz Europa schienen die hohen Ansprüche, die ihre Stellung verlangte, nicht mehr erfüllen zu können. Dazu gesellte sich eine zunehmend selbstbewusster werdende Öffentlichkeit, die nicht mehr bereit war, über skandalöses Verhalten ihrer Monarchen hinwegzusehen. Und die neu aufkommenden Massenmedien zerrten ab nun Pikantes und Skandalöses aus Europas Königshäusern ins gleißende Schweinwerferlicht, so dass nun jeder geradezu eingeladen wurde, sich ein Urteil über jene zu bilden, die an der Spitze der alteuropäischen Gesellschaftspyramide standen.


Lange Zeit galten Skandale nicht als geeignetes Forschungsobjekt. Zu banal schien eine nähere Beschäftigung mit königlichem Fehlverhalten. Doch seit einiger Zeit rücken Skandale in den Fokus der Forschung. Denn sie stehen für wesentlich mehr als nur schlechtes Benehmen der Eliten: Skandale zeigen Schmerzgrenzen einer Gesellschaft und einer Zeit auf. Skandale signalisieren, wo alt hergebrachtes Verhalten oder Selbstverständnis nicht mehr akzeptiert wird. Skandale stehen deshalb auch immer für gesellschaftliche Veränderungen. Sie sind ein Indikator dafür, was eine Gesellschaft noch bereit ist zu akzeptieren – und was eben nicht mehr. Sie erzählen von menschlichen Schwächen, die das Potenzial in sich bergen, ganze gesellschaftliche und politische Systeme ins Wanken zu bringen.

Aber, ist das nicht alles viel zu privat? Welche Relevanz haben häusliche Skandale oder ein skandalöses Privatleben in Europas Herrscherhäusern? Die Antwort ergibt sich aus der Sonderstellung, die Könige und Kaiser im alten Europa einnahmen. Ein Monarch stand deshalb an der Spitze eines Landes, weil ihn der Zufall der Geburt – oder, je nach Lesart, die göttliche Vorsehung – an diese Position gebracht hatte, die Frage der Qualifikation wurde nicht gestellt. Und genau deshalb konnten Monarchen auch nicht auf eine Trennung zwischen öffentlicher und privater Person plädieren. Sie konnten ihre Rolle nicht ablegen wie ein abgewählter Politiker und sich ins Privatleben zurückziehen, denn sie verkörperten die Monarchie. Damit hatte jede einzelne ihrer Handlungen, ob politisch oder privat, weitreichende Konsequenzen. Das Leben der gekrönten Häupter und ihrer Familien spielte sich immer mehr unter den kritischen Augen ihrer Untertanen ab. Und je gefährdeter ihr Thron wurde, desto besser mussten sich Royals den Erwartungen ihrer Bürger anpassen.

Es ist aber auch eine Geschichte des „Obenbleibens“ in einer Welt, die sich rasant änderte, und handelt von den Schwierigkeiten, die eigenen Traditionen an eine neue Zeit anzupassen. Damit wird ein vermeintlich altes Thema wieder aktuell: Wie gehen Menschen mit politischen und gesellschaftlichen Veränderungen um? An welchen Werten soll man festhalten, wenn eine Neuorientierung gefragt ist? Im Fall der gekrönten Häupter hieß das: Ist die traditionelle königliche Kindererziehung überhaupt noch zeitgemäß? Kann man dynastische Heiratsvorgaben einfach so über den Haufen werfen? Wie lebt man unter dem Vergrößerungsglas der Medien? Und, muss ein Monarch auch in einer immer freier werdenden Gesellschaft stets Vorbild sein?


Dieses Buch will europäische Geschichte aus einer anderen Perspektive erzählen. Nicht die große Politik des ausklingenden alten Europas, sondern deren Protagonisten und ihre privaten Irrungen sollen im Mittelpunkt stehen. Denn es waren die Könige und Kaiser, die bis zum Ersten Weltkrieg das Schicksal dieses Kontinents formten. Vieles, das auf den ersten Blick privat scheint, ist eben nicht privat, sondern hat weitreichenden Einfluss auf die Gesellschaft. Wenn sich etwa ein Monarch nicht an die strikten Heiratsvorgaben seiner Dynastie hielt oder wenn ein katholisches Herrscherhaus Scheidungen zuließ, dann handelte es sich eben nicht nur um individuelle Fehlleistungen, sondern um viel mehr: um den Verlust der Glaubwürdigkeit. Und Glaubwürdigkeit war die einzige Währung, mit der Monarchen im Zeitalter der aufkommenden Demokratisierung noch punkten konnten.

Nicht eine abstrakte und theoretische Einführung in die Sozialgeschichte von Europas Herrscherhäusern war das Ziel der vorliegenden Arbeit, vielmehr sollte dem Leser ein Einblick in das private Leben der Mitglieder der europäischen Herrscherhäuser mit all ihren Widersprüchen geboten werden. Es wird von Menschen erzählt, die zwar mit dem sprichwörtlich goldenen Löffel aufgewachsen sind, persönlich aber manchmal tragisch versagten. Von Menschen, die eine Vorbildfunktion einnehmen sollten, an den Vorgaben ihrer hohen Stellung aber oftmals scheiterten. Es handelt aber auch von Menschen, die nicht mehr bereit waren, für ihr Land und ihre Dynastie auf persönliches Glück (und manchmal auch nur auf Vergnügen) zu verzichten – und damit oftmals weitreichende Krisen auslösten.


In diesem privaten Spannungsfeld wurde das Schicksal des alten Europa besiegelt – nicht zuletzt deshalb lohnt es sich, einen Blick hinter die Kulissen der europäischen Herrscherhäuser zu werfen.

Wien, Oktober 2014

Martina Winkelhofer

Über Martina Winkelhofer

Biografie

Martina Winkelhofer, Dr. phil. für Geschichte und Kunstgeschichte (Universität Wien), ist Expertin für die Geschichte der Habsburgermonarchie und die Familiengeschichte europäischer Herrscherhäuser. Sie hat Standardwerke zum franzisko-josephinischen Kaiserhof und zur Alltagsgeschichte des Adels...

Martina Winkelhofer über "Eine feine Gesellschaft"

Dieses Buch will europäische Geschichte aus einer anderen Perspektive erzählen. Nicht die große Politik des ausklingenden alten Europas, sondern deren Protagonisten und ihre privaten Irrungen sollen im Mittelpunkt stehen. Denn es waren die Könige und Kaiser, die bis zum Ersten Weltkrieg das Schicksal dieses Kontinents formten. Vieles, das auf den ersten Blick privat scheint, ist eben nicht privat, sondern hat weitreichenden Einfluss auf die Gesellschaft.

Wenn sich etwa ein Monarch nicht an die strikten Heiratsvorgaben seiner Dynastie hielt oder wenn ein katholisches Herrscherhaus Scheidungen zuließ, dann handelte es sich eben nicht nur um individuelle Fehlleistungen, sondern um viel mehr: um den Verlust der Glaubwürdigkeit. Und Glaubwürdigkeit war die einzige Währung, mit der Monarchen im Zeitalter der aufkommenden Demokratisierung noch punkten konnten.

 Es wird von Menschen erzählt, die zwar mit dem sprichwörtlich goldenen Löffel aufgewachsen sind, persönlich aber manchmal tragisch versagten. Von Menschen, die eine Vorbildfunktion einnehmen sollten, an den Vorgaben ihrer hohen Stellung aber oftmals scheiterten.

Es handelt aber auch von Menschen, die nicht mehr bereit waren, für ihr Land und ihre Dynastie auf persönliches Glück (und manchmal auch nur auf Vergnügen) zu verzichten – und damit oftmals weitreichende Krisen auslösten.

In diesem privaten Spannungsfeld wurde das Schicksal des alten Europa besiegelt – nicht zuletzt deshalb lohnt es sich, einen Blick hinter die Kulissen der europäischen Herrscherhäuser zu werfen. 

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