Cyril Avery
Roman
„Runde Charaktere und spritzige Dialoge machen ›Cyril Avery‹ enorm lesenswert. Ein großer Roman über Liebe und Freundschaft, aber auch über Lüge, Sorge und Trauer.“ - Nürnberger Zeitung
Cyril Avery — Inhalt
Seit seiner Geburt steht Cyril Averys Leben unter einem ungünstigen Stern. Als uneheliches Kind hat er nämlich keinen Platz in der konservativen irischen Gesellschaft der 1940er Jahre. Ein exzentrisches Dubliner Ehepaar nimmt ihn in die Familie auf, doch auch dort findet er nicht das Zuhause, nach dem er sich sehnt. In dem katholischen Jungeninternat, auf das sie ihn schicken, lernt er schließlich Julian Woodbead kennen und schließt innige Freundschaft mit ihm. Bis er mehr für den rebellischen Lebemann zu empfinden beginnt und auch dieser Halt für ihn verloren geht. Einsam und verzweifelt verlässt Cyril letztendlich das Land – ohne zu wissen, dass diese Reise über Amsterdam und New York ihn an den Ort führt, nach dem er immer gesucht hat: Heimat.
Können Sie uns kurz beschreiben – natürlich ohne dabei zu viel zu verraten –, worum es in Ihrem Roman „Cyril Avery“ geht?
Das Buch erzählt die Geschichte eines jungen Mannes namens Cyril, den unehelicher Sohn einer jungen Frau vom Land. Von 1945 bis 2015 verbrachte er sein Leben in Dublin. Cyril ist schwul, und seine Lebensgeschichte spiegelt auch die Irlands wider – wie sich ein Land verändert, weiterentwickelt und im Laufe der Zeit selbstbewusster und fortschrittlicher wird.
In Ihren Romanen entführen Sie den Leser an die unterschiedlichsten Handlungsorte. So spielt das „Das Haus zur besonderen Verwendung“ beispielsweise im Russischen Zarenreich, „Das Vermächtnis der Montignacs“ in London Anfang des 20. Jahrhunderts und „Die Geschichte der Einsamkeit“ in Ihrer Heimat Irland. Für „Cyril Avery“ haben Sie erneut Irland als Kulisse gewählt. Gab es dafür einen bestimmten Grund?
Ja, den gab es. Ich hatte etwa 18 Monate vor dem Volksentscheid zur gleichgeschlechtlichen Ehe in Irland mit dem Schreiben des Romans begonnen. Ich war beeindruckt davon, wie sich mein Land innerhalb so kurzer Zeit verändert hatte. Homosexualität wurde erst entkriminalisiert, als ich zur Uni ging, und doch waren wir Iren es, die sich innerhalb von 25 Jahren als erstes Land der Welt durch eine öffentliche Abstimmung für die gleichgeschlechtliche Ehe aussprachen. Wie hatten wir es geschafft, so weit zu kommen? Wie hatte sich Irland, diese Bastion des Konservativen und des Katholizismus, so stark verändert? Das war es, was mich interessierte und worüber ich schreiben wollte.
Im Vergleich zu Ihren anderen Romanen schlägt „Cyril Avery“ nicht nur tragische, sondern auch ungewohnt komische Töne an. Wie kam es dazu?
Da es sich um einen recht langen Roman handelte, war ich der Meinung, dass er nicht nur von Leid durchsetzt sein durfte, und so entschloss ich mich, Cyril zu einer ziemlich optimistischen Figur zu machen. Das Leben legt ihm zahlreiche Steine in den Weg, aber er verfällt nicht in Trauer, sondern geht unbeirrt seinen Weg. Darüber hinaus wollte ich auch mit Cyrils Adoptiveltern, Charles und Maude Avery, komische und exzentrische Elemente schaffen, die der Leser vielleicht unterhaltsam findet.
Die Figuren in Ihrem neuen Roman sind sehr facettenreich gezeichnet – insbesondere der Protagonist und Namensgeber des Buches Cyril Avery. Lassen Sie sich bei der Figurenkonzeption von Menschen aus ihrem Umfeld inspirieren? Haben Sie eventuell sogar eigene Erfahrungen oder Charakterzüge in Cyril und seiner Geschichte verarbeitet?
Ich wollte, dass Cyril eher Irland an sich verkörpert als mich selbst. In der ersten Hälfte des Buchs, die zwischen 1945 und 1973 spielt, ist Cyrils sexuelle Identität ebenso mit Angst besetzt wie das Thema Sex an sich, wie jede andere Form von Intimität. Obwohl Cyril nicht religiös ist, ist er Teil einer Gesellschaft, bei der die Kirche im Zentrum aller persönlichen Entscheidungen steht. In der zweiten Hälfte, die von der Zeit zwischen 1980 und 2015 erzählt, ist er stolz auf seine Identität und fürchtet sich nicht mehr.
In den Abschnitten des Buchs, in denen sich Cyril erstmals seiner Sexualität stellt – er hat Angst, da er nicht weiß, wie die Gesellschaft darauf reagieren wird – habe ich meine eigenen Erfahrungen durchaus eingebracht. Für jeden heranwachsenden Menschen, der sich seiner Homosexualität bewusst wird, ist das eine schwierige Phase. Ich habe versucht, möglichst viele meiner eigenen Emotionen einfließen zu lassen.
Alle denken übrigens, dass Maude auf einer realen Person basiert. Aber nein, sie ist lediglich ein Produkt meiner Fantasie! Wobei sie tatsächlich ein gutes Beispiel dafür wäre, wie weibliche Autoren innerhalb des Literaturbetriebs mit der Zeit immer weniger respektiert worden sind.
Sie mussten für den neuen Roman sicherlich weitreichende Recherchen unternehmen. Sind Sie dabei auf Informationen gestoßen, die Sie überrascht oder schockiert haben?
Tatsächlich musste ich nicht im gleichen Umfang recherchieren wie für meine vorherigen Romane, die noch stärker auf historischen Ereignissen aufbauten. Ich habe die Lebensgeschichten homosexueller Menschen in Dublin in den 50er und 60er Jahren erforscht, auch einige Gerichtsprozesse, die zu dieser Zeit stattfanden. Der Abschnitt, der die meiste Recherche erforderte, ist das Kapitel zu New York im Jahr 1987, in der es um die AIDS-Krise geht. In diesem Zusammenhang bin ich auf viele Informationen gestoßen, die für die dortigen Figuren wichtig wurden. Ich glaube, wir sind uns gar nicht mehr bewusst, was für ein Schrecken AIDS damals für die Leute war.
„Boyne gelingt mit ›Cyril Avery‹ ein großartiges, mitreißendes Epos, in dem die Spannung bis zum Epilog erhalten bleibt.“
„Runde Charaktere und spritzige Dialoge machen ›Cyril Avery‹ enorm lesenswert. Ein großer Roman über Liebe und Freundschaft, aber auch über Lüge, Sorge und Trauer.“
„John Boyne erzählt rührend von der Suche nach dem Lebensglück – und von irischem Wandel.“
„Geradezu monumental ist ›Cyril Avery‹: 70 Jahre gesellschaftskritische Lektüre, von Irland über Amsterdam bis hin nach New York, von der hkriegszeit 1945 bis 2015. (…) Was für eine Mischung!“
„Tragikomisch, enthüllend und einfühlsam: John Boynes ›Cyril Avery‹ ist ein grandioses irisches Sitten- und Gesellschaftsgemälde.“
„Ein packender Roman.“
„Man wird sehr schnell warm mit den Charakteren in diesem Buch und kann irgendwann gar nicht mehr aufhören zu lesen. Das Ganze ist spannend, rührend und großartig geschrieben.“
„Gewohnt präzise, einfühlsam und ohne überbordende Emotionen erzählt Boyne erneut die Geschichte eines Außenseiters.“
„(…) ein Werk, das als gesellschaftskritischer Abriss eines Landes im Wandel ebenso überzeugt wie als Entwicklungs- und bisweilen auch als Schelmenroman.“
Ein gewaltiges und nachhaltig wirkendes Meisterwerk ist dem irischen Bestseller-Autor John Boyne (47) mit seinem hervorragenden Roman „Cyril Avery“ gelungen, der im Mai im Piper-Verlag erschien. In leichtem Erzählton nimmt sich Boyne auf 740 Seiten eines auch in unserer doch scheinbar so aufgeklärten Gesellschaft noch immer für viele schwierigen und heiklen Themas an – der Homosexualität und Homophobie. Unbegreiflich ist es deshalb, dass der Verlag in Klappentext des Buches nicht ein einziges Mal diese Begriffe nennt, sondern nur oberflächlich in eine Handlung einführt, die dem Autor doch nur als Mittel zum Zweck dient. Boynes Hauptfigur Cyril Avery ist schwul. In seiner ersten Lebenshälfte wird Cyril von der Gesellschaft als Krimineller verachtet, in der zweiten als Aussätziger gemieden. In einem für dieses Thema erstaunlich lockeren, oft humorvollen, manchmal ironisch-lakonischen Sprachstil – auch dem Übersetzer Werner Löcher-Lawrence gebührt hier ein großes Lob! – gelingt es dem Autor, uns dieses komplexe Thema auf eine sehr tiefgehende, trotzdem leicht verständliche und empathische Weise nahezubringen, uns am Denken und Fühlen homosexueller Männer, an ihren leidvollen Erfahrungen im Wandel der Zeit teilhaben zu lassen. In leicht lesbarer Schilderung des unruhigen und aufreibenden Lebens des Iren Cyril Avery lernen wir das katholische Irland von 1945 bis in die Sechziger Jahre kennen, in dem Staat und Politik noch von der Kirche gelenkt werden. Wir begegnen religiösem Eifer, einer oft damit einhergehenden Doppelmoral und provinzieller Rückständigkeit. Einerseits steht dort Homosexualität unter Strafe, und Schwule werden öffentlich von der Polizei gejagt. Andererseits wird Liebe unter Männern als schlechtes Gedankengut abgetan oder schlicht ignoriert. „In Irland gibt es keine Homosexuelle“, lässt Boyne einen Arzt in den Sechziger Jahren feststellen. Cyrils zweite Station ist das liberale Holland der Siebziger Jahre. Dort findet er endlich einen festen Partner, zu dem er sich öffentlich bekennen darf. Doch er sieht auch die Kehrseite solcher Freizügigkeit – die Sexsklaverei mit Strichjungen. In den Vereinigten Staaten der Achtziger Jahre wiederum versetzt der todbringende Aids-Virus die Gesellschaft in Schrecken – eine „Schwulenseuche“, wie der Großteil der Gesellschaft glaubt. Auch dort werden Homosexuelle wieder pauschal ausgegrenzt und geächtet. „Reagan kann Schwule nicht ausstehen. Er wird nicht mal zugeben, dass es sie gibt“, wird dem Präsidenten nachgesagt. Erst im neuen Jahrhundert – viele Jahre nach seiner Rückkehr in die irische Heimat – erfährt Cyril Avery endlich als 70-Jähriger, nur wenige Wochen vor seinem Tod, seinen seelischen Frieden. Nach einer Volksabstimmung ist seit 2015 die gleichgeschlechtliche Ehe in Irland gesetzlich erlaubt. John Boynes Roman ist ein emotionales, beherztes Plädoyer für Toleranz gegenüber Minderheiten, egal ob sexuell, ethnisch oder religiös begründet. Ihm ist es mit „Cyril Avery“ auf eindrucksvolle Art gelungen, das sonst eher in Sachbüchern oder wissenschaftlichen Werken behandelte Thema gleichgeschlechtlicher Liebe in einer spannenden Handlung darzustellen, die jeden ansprechen und viele zum weiteren Nachdenken anregen dürfte.
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