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Leben in Nordkorea

Bandis Erzählungen aus der Diktatur unter Kim Jong Un

Freitag, 21. April 2017 von Piper Verlag


Die erste unzensierte Stimme aus der Diktatur

„Denunziation“ ist die Sammlung von sieben Geschichten, die in den Neunzigerjahren zur Zeit der Diktatur von Kim Il-sung und Kim Jong-il entstanden. In schlichter Poesie und mit feinem Sinn für Humor erzählt der Autor von einem Leben, das vom totalitären Regime durchdrungen ist.
Da ist der junge Bauer, dem die nötige Reisegenehmigung fehlt, um seine sterbende Mutter in einer nahen Provinz zu besuchen. Und die Ehe eines jungen Ingenieurs droht an den vererblichen Hierarchien zu zerbrechen. Der Autor der Geschichten klagt an, macht keinen Hehl aus seiner Wut auf das Regime. „Denunziation“ ist ein einzigartiger Blick in ein abgeschottetes Land und ein so mutiges wie beeindruckendes Stück Literatur.
 

Bandi, zu Deutsch „Glühwürmchen“, ist das Pseudonym eines nordkoreanischen Schriftstellers. Als erstem Autor aus Nordkorea gelang es ihm, ein regimekritisches Manuskript über die Grenze in den Süden zu schmuggeln – denn als Dissident soll er weiterhin unerkannt in seinem Land leben. Würde seine Identität enttarnt, sähe er dem sicheren Tod entgegen.

Leben in Nordkorea - Erzählungen aus einem abgeschotteten Land

Im Vorwort der koreanischen Ausgabe (dem Nachwort des deutschen Buchs) erläutert Do Hee-Yoon, Vorsitzender einer Hilfsorganisation für nordkoreanische Flüchtlinge, was über die Identität des unter Pseudonym schreibenden Schriftstellers Bandi bekannt ist und wie es seiner Organisation gelang, die bereits aus den Neunziger-jahren stammenden Erzählungen nach Südkorea zu schmuggeln.
Dort wurden sie 2014 unter dem Titel „Go-Bal“ im Verlag Chogabje publiziert, 2016 erschien „Denunziation“ in Frankreich und Portugal, mittlerweile sind die Rechte in weitere 13 Länder verkauft.

Worin genau besteht die Arbeit Ihrer NGO (nichtstaatliche Organisation)?
Wir bemühen uns um eine Verbesserung der Menschrechtssituation in Nordkorea und suchen zu diesem Zweck den Dialog mit Menschen, die in Nordkorea leben oder aus Nordkorea geflohen sind. So kam es auch zur Kontaktaufnahme mit Bandi. Mehr zu unserer Arbeit findet sich auf unserer Website. Dort fassen wir unsere Aktivitäten in englischer Sprache zusammen.

In Ihrem Vorwort erfährt man einige biographische Details zu Bandi. Macht ihn das nicht identifizierbar?
95 Prozent der Biographie ist verändert, einschließlich der Angaben zu seinem Alter oder zu seinem Wohnort. Eine Maßnahme, die allein seinem Schutz dient. Die bleibenden 5 Prozent sind wahr: Er lebt als Schriftsteller in Nordkorea und schreibt weiterhin im Verborgenen.

Sind seine Manuskripte überarbeitet worden?
Die Erzählungen in „Denunziation“ sind eine detailgetreue Wiedergabe dessen, was Bandi  geschrieben hat. Der Text wurde allerdings in zweierlei Hinsicht überarbeitet: Nordkoreanische Wendungen wurden in ihre südkoreanischen Entsprechungen übertragen. Und alle Eigennamen von Personen, Städten und Regionen wurden verändert, um eine Identifizierung durch die nordkoreanischen Behörden auszuschließen. 

Stimmt es, dass sich Bandis Einstellung gegenüber dem nordkoreanischen Regime nach der großen Hungersnot verändert hat? Lässt sich dieser Wandel  in den Erzählungen nachvollziehen?
Ich glaube, Bandi stand dem nordkoreanischen System schon länger kritisch gegenüber. Einige Kurzgeschichten datieren offenbar aus der Zeit vor der Hungersnot. Danach schien Bandi jedoch endgültig davon überzeugt, dass das nordkoreanische System keine Zukunft hat. Die Geschichten, die eindeutig nach der Hungersnot geschrieben wurden, lassen diesen Schluss zu.

DenunziationDenunziation

Erzählungen aus Nordkorea

Bandi ist das Pseudonym des ersten literarischen Dissidenten aus Nordkorea. Sein Buch ist die Sammlung von sieben Geschichten, die unter riskanten Umständen aus dem Land gelangt sind. Mit feinem Sinn für Humor erzählt der Autor vom Leben unter dem totalitären Regime. Da ist der junge Bauer, dem die Reisegenehmigung fehlt, um seine sterbende Mutter zu besuchen. Und die Ehe eines jungen Ingenieurs zerbricht an den vererblichen Hierarchien. Der Autor der Geschichten klagt an, macht keinen Hehl aus seiner Wut. Ein einzigartiger Blick in ein abgeschottetes Land und ein mutiges Stück Literatur.

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