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Roger Federer

René Stauffer
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Die Biografie

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Roger Federer — Inhalt

„Roger Federer ist das Größte, was ich in mehr als 40 Jahren Tennis erlebt habe.“John McEnroe
Ausgehend vom 18. Grand-Slam-Titel in Melbourne erzählt diese Biografie die Geschichte eines genialen Ballvirtuosen, der doch immer ganz bei sich geblieben ist. Als einer von wenigen Journalisten kennt René Stauffer den „Planet Federer“ ganz unmittelbar. Er begleitete sowohl Federers überraschenden Saisonabbruch im Sommer 2016, sowie das Comeback und die erfolgreiche Bewältigung der großen Krise. Stauffer beschreibt eindringlich, welche Menschen, Trainer und Mentoren für diese Ausnahmekarriere wichtig waren und warum Roger Federers Einfluss dies- und jenseits des Centre Court auch das Ende seiner aktiven Karriere überdauern wird.

Die neue umfassende Biografie des Tennis-Genies

Exklusiv und persönlich: Federers Methoden, seine wichtigsten Menschen, sein Erfolgsgeheimnis

€ 25,00 [D], € 25,70 [A]
Erschienen am 30.11.2023
400 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
EAN 978-3-492-07292-2
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€ 14,00 [D], € 14,40 [A]
Erschienen am 02.12.2021
368 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-31841-9
Download Cover
€ 19,99 [D], € 19,99 [A]
Erschienen am 30.11.2023
400 Seiten
EAN 978-3-492-60575-5
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Leseprobe zu „Roger Federer“

Ein persönliches Wort vorab

Wenn dieses Buch erscheint, ist es beinahe 23 Jahre her, seit ich Roger Federer zum ersten Mal live auf dem Platz gesehen habe. 23 Jahre voller Superlative, die aus dem fünfzehnjährigen Teenager einen Mann werden ließen, dem nach sowieso schon unglaublichen Erfolgen ein noch unglaublicheres Comeback gelang. Dass ich selbst das Glück hatte, diese einzigartige Karriere so lange und so nah, wie für einen Journalisten möglich, begleiten zu können, kommt mir manchmal selbst wie ein Märchen vor. Dabei hatte ich ganz früh eine andere [...]

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Ein persönliches Wort vorab

Wenn dieses Buch erscheint, ist es beinahe 23 Jahre her, seit ich Roger Federer zum ersten Mal live auf dem Platz gesehen habe. 23 Jahre voller Superlative, die aus dem fünfzehnjährigen Teenager einen Mann werden ließen, dem nach sowieso schon unglaublichen Erfolgen ein noch unglaublicheres Comeback gelang. Dass ich selbst das Glück hatte, diese einzigartige Karriere so lange und so nah, wie für einen Journalisten möglich, begleiten zu können, kommt mir manchmal selbst wie ein Märchen vor. Dabei hatte ich ganz früh eine andere Richtung eingeschlagen. Denn Tennis war ursprünglich nur meine zweite Liebe.

Meine erste gehörte dem Eishockey, bevor ich den TC Weinfelden mit seinen drei Plätzen entdeckte, neben einer Brauerei und dem Giessenbach gelegen, abgeschirmt durch Mauern und Hecken. Die mondän wirkende Anlage – Tennis war damals noch der Sport der Schönen und Reichen – hatte auf mich eine magische Anziehungskraft. Diese stieg noch dadurch, dass ich selbst nicht Tennis spielen durfte. Ich war seit meiner frühen Jugend im Eishockeyverein, und zwei Klub-Mitgliedschaften waren laut meinen Eltern einfach nicht drin. Also gingen mein Bruder Kurt und ich aufs Eisfeld, während Jeannine, meine ältere Schwester, in den Tennisklub durfte.

Immerhin bekam ich durch sie einen, wenn auch losen, Bezug zum Tennis und zum Klub sowie einen Vorwand, ihn zu betreten. Immer öfter schlich ich mich auf die Betonstufen der kleinen Tribüne auf dem Dach des Klubhauses. Zuerst nur, wenn sie spielte, doch da mich nie jemand wegschickte, kam ich bald auch, um irgendwelchen Hobbyspielern zuzuschauen. Gebannt versuchte ich ihre Spielzüge zu verstehen und stellte mir vor, wie ich selber einmal dort unten stehen und Bälle schlagen würde.

Meine Schwester muss meine Sehnsucht gespürt haben. Ich durfte gelegentlich eines ihrer alten Rackets ausleihen, um auf dem Vorplatz unseres Hauses Bälle gegen eine Wand zu schlagen. Aus kurzer Distanz, wieder und wieder, bis mein Puls raste, der Schweiß rann und die Mutter zum Abendessen rief. Der Schläger war ein Prachtexemplar – aus feinem, glänzendem Holz, mit der Unterschrift eines gewissen Stan Smith.

Stan Smith? Das war für mich damals nur ein Name, aber einer, der meine Fantasie ankurbelte. Was wusste ich schon von der Tenniswelt? Nichts. Es war die Zeit des Schwarzweiß-Fernsehens, Sportübertragungen waren selten, und wenn, dann kamen sie vom Fußball, Skifahren oder gelegentlich vom Boxen. Was waren das für Abenteuer, wenn sich die ganze Familie mitten in der Nacht in der Stube traf, um schlaftrunken zu verfolgen, ob es Cassius Clay vielleicht diesmal erwischen würde … Auch in den Zeitungen fand Tennis damals kaum statt, anders als Fußball, Eishockey, Skifahren oder Formel 1.

Wann ich zum ersten Mal TV-Bilder aus Wimbledon zu sehen bekam, weiß ich nicht mehr. Aber ich erinnere mich genau, dass mich der Centre Court mit seinen gedeckten Tribünen, seiner idyllischen, noblen Anlage und seiner Atmosphäre sogleich faszinierte. Die Szenerie wirkte für mich wie eine Offenbarung: Also doch, Tennis war wichtig, hatte seine Gefolgschaft, hatte sogar seine Pilgerstätte! Wimbledon erschien mir wie eine Kathedrale, mit Tausenden von Leuten, die – wie ich im TC Weinfelden – konzentriert und gebannt den Flug der Bälle und den Kampf zweier einsamer Gegner verfolgten.

Diese ruhige, gepflegte Sportstätte, in der alles organisiert war, alles seinen Platz hatte, während zwei Ausnahmekönner sich mit Ball und Schläger vor einer faszinierten Zuschauermasse duellierten, mit Athletik, Taktik, Ballgefühl, Ausdauer, Nervenstärke, Cleverness und Fairness – das war für mich ein Blick in eine Welt, von der ich nicht gewusst hatte, dass sie existierte. Einmal Wimbledon erleben, nur einmal, dachte ich. Als ich Jahre später Sportjournalist wurde, trug meine erste Wimbledon-Vorschau den Titel: „Die Tennisgötter ziehen in ihren Tempel ein“.

Der TC Weinfelden ist inzwischen einer Einfamilienhaussiedlung gewichen und an den Rand des Städtchens verdrängt worden. Wie hätte ich damals, allein auf den Betonstufen, ahnen können, dass dies meine Berufung sein würde: vom Spielfeldrand aus zu verfolgen, was auf Tennisplätzen geschieht? Dass der Tenniszirkus auch zu meiner Welt und die Grand-Slam-Turniere zu meiner zweiten Heimat werden sollten? Wie hätte ich mir vorstellen können, dass das Schweizer Tennis bald von einer gewaltigen Erfolgswelle erfasst – und ich von ihr mitgetragen würde? Dass sich gerade irgendwo in Südafrika eine Beziehung anbahnte, aus der der erfolgreichste Schweizer Sportler überhaupt hervorgehen würde, und dass ich selbst das Privileg haben würde, seine Entwicklung von Juniorentagen an – und erst noch beruflich – hautnah mitzuerleben?

Als ich zu Beginn der Achtzigerjahre über Tennis zu schreiben begann, verfolgte ich fasziniert, wie John McEnroe, Boris Becker und Stefan Edberg auf Wimbledons Rasen zu Champions wurden und die Goldtrophäe entgegennehmen durften. Als Heinz Günthardt 1985 – im Jahr von Beckers Wimbledon-Märchen – bis ins Viertelfinale vordrang, war das für die Schweiz eine Sternstunde und für mich als Reporter ein Highlight. Federer war damals knapp vier Jahre alt. Meine verwegensten Träume gingen zu jener Zeit gerade so weit, dass ich mir vorzustellen versuchte, wie es wäre, wenn ein Schweizer die Top Ten und/oder ein Grand-Slam-Finale erreichen würde. Nur eines, und er durfte es sogar verlieren …

Wie hätte ich darauf spekulieren können, dass es ein Landsmann von mir sein würde, der auf den größten Centre Courts für Triumphe und Tränen sorgen und im Mittelpunkt stehen würde? Und dabei auch noch eine der nettesten Personen sein würde, denen ich je begegnen sollte?

Dann nahm das helvetische Tenniswunder Fahrt auf. Günthardt, der seine Karriere wegen des Hüftleidens mit 27 abbrechen musste, war der Pionier, er erweckte die Schweizer Tennisszene aus dem Dornröschenschlaf. Dann kam Jakob Hlasek, der Ende der Achtzigerjahre zum ersten Top-Ten-Spieler und Masters-Teilnehmer des Landes wurde. Danach Marc Rosset, der Olympiasieger von 1992, der mit Hlasek in das Davis-Cup-Finale vorstieß und erster Grand-Slam-Halbfinalist der Schweiz wurde. Martina Hingis ließ als Sechzehnjährige die Schweiz 1997 zur Grand-Slam-Sieger-Nation werden, errang allein im Einzel fünf Major-Trophäen und wurde die jüngste Nummer 1 ihrer Sportart.

Und schließlich kam er, Federer, der größte Sportler, den unser kleines Land je hatte und wohl auch haben wird, und der beste Botschafter, den man sich nur vorstellen kann. Dass in seinem Sog mit Stan Wawrinka auch noch ein dritter Schweizer Grand-Slam-Sieger auftauchte, war schon fast surreal.

Die vorliegende Biografie ist mein zweites Buch über Federer. Das Tennisgenie wurde erstmals 2006 publiziert, mehrfach ergänzt, übersetzt und überarbeitet. Es endet in der jüngsten Fassung nach seinem 17. Grand-Slam-Titel in Wimbledon 2012. Je mehr Zeit danach verging, umso klarer schien sich abzuzeichnen, dass das nächste große Kapitel der Rücktritt sein würde.

Doch auch die Tennisgötter müssen beeindruckt gewesen sein von Federers Beharrlichkeit. Und so bescherten sie ihm in einem Alter, in dem die meisten längst zurückgetreten sind, ein Comeback, wie selbst er es sich nicht hätte ausmalen können, ließen ihn noch einmal an märchenhaften Erfolgen teilhaben und die Tennisgeschichte noch einmal umschreiben. Sie lieferten mir damit die Motivation und Vorlage, Federers Biografie von Grund auf neu zu schreiben. Denn nun war klar, dass ein oder zwei zusätzliche Kapitel nicht mehr reichen würden, um seiner Karriere, seinem Leben und seiner Bedeutung für den Tennissport gerecht zu werden. Zu vieles war in den über zehn Jahren geschehen, das sich inzwischen viel klarer analysieren und einstufen ließ. Zu schön und wundersam war die Geschichte seiner Rückkehr.

Mit seiner Offenheit und Zugänglichkeit hat Federer mir und meinen Kollegen die Arbeit immer wieder erleichtert und sehr angenehm gemacht, mit dieser einmaligen Mischung aus Erfolg, Menschlichkeit, Fairness und einer Geduld, mit der er Tag für Tag, Turnier für Turnier, den Alltag vieler Menschen bereicherte. Mein Dank geht vor allem an ihn – auch wenn er sich letztlich an dieser Biografie nicht aktiv beteiligt hat. Denn entweder macht er etwas mit vollem Einsatz, oder gar nicht. Durch diese Geradlinigkeit ist die Arbeit mit ihm so angenehm. Mein Dank geht auch an seine Eltern Lynette und Robbie, an Severin Lüthi, Pierre Paganini und an Tony Godsick, der wie Federer alles mit einer Prise Humor zu nehmen versteht. Mein Dank geht an die unzähligen Weggefährten, die mithalfen, all die Wochen, Monate und Jahre auf dem Tenniscircuit zu einer unvergesslichen Reise werden zu lassen. Insbesondere an Simon Graf, Heinz Günthardt und Daniel Huber, die mir auch bei diesem Buch zur Seite standen. Mein Dank geht an die zahllosen Interview- und Gesprächspartner, die bereit waren, ihre Erfahrungen und ihr Wissen mit mir zu teilen. Er geht an den Piper Verlag, insbesondere an Anne Stadler, Angela Gsell und Steffen Geier. Und schließlich geht mein größter Dank an meine wunderbare Familie, an Eni und Jessica, die es immer wieder klaglos hinnehmen, dass ich oft meinen Koffer packe, nachdem ich ihn eben erst ausgeräumt habe, um irgendwo die Spur Federers aufzunehmen.

Müllheim, Februar 2019


Teil 1: Das Comeback

1. Das Ende naht

Am 26. Juli 2016 verbreitet Roger Federer über die sozialen Netzwerke Twitter und Facebook eine Nachricht, die die Tenniswelt erbeben lässt und Fans in Panik versetzt: Er habe sich entschlossen, die Saison abzubrechen. Einfach so, mitten im Jahr, und das auch noch kurz vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro, die seit Langem ein Fixpunkt in seiner Planung sind. Unter Zuckerhut und Corcovado wollte er doch Olympiasieger im Einzel werden! Dazu hätten sich ihm neben Stan Wawrinka und Martina Hingis auch in den Doppel-Disziplinen hervorragende Medaillenchancen eröffnet. Jetzt wird er außerdem auch noch die US Open verpassen, die Swiss Indoors, die ATP Finals in London … Wird er überhaupt noch einmal zurückkommen?

Federer steht zwei Wochen vor seinem 35. Geburtstag, im Tennis ein biblisches Alter. Er hat fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. 17 Grand-Slam-Titel von Melbourne über Paris und Wimbledon bis New York, 71 andere große Turniere, über 100 Millionen Dollar Preisgeld, ein Vielfaches davon an Sponsoring- und Nebeneinnahmen. Er ist Davis-Cup-Sieger, sechsfacher Champion der ATP Finals, vierfacher Weltsportler des Jahres, Olympiasieger im Doppel und hat 302 Wochen lang die Weltrangliste angeführt, länger als jeder andere Tennisspieler. Zudem ist er inzwischen vierfacher Vater und Leiter der stets wachsenden Roger Federer Foundation sowie Geschäftspartner mit Tony Godsick in der Agentur Team8.

Doch nun zeigt sein Körper unübersehbare Abnutzungserscheinungen, nach zwanzig Jahren auf dem Circuit, nach über 1200 Partien auf Profiniveau und den gewaltigen Belastungen, denen ein Spitzenspieler sich unterwerfen muss auf einer globalen Tour, die nur wenige Wochen im Jahr ruht.

Das Unheil beginnt Ende Januar 2016. Am Tag nach seinem Ausscheiden im Halbfinale der Australian Open gegen Novak Djokovic ist er im Crowne-Hotel in Melbourne daran, ein Bad für seine Mädchen Myla und Charlene einlaufen zu lassen, da spürt er ein Klicken im linken Knie. „Es geschah bei einer ganz einfachen Bewegung, einer, die ich sicher schon eine Million Mal gemacht habe“, erzählt er später. Er flaniert mit seiner Familie an diesem Tag noch durch den Zoo von Melbourne, aber merkt, wie das Knie anschwillt. Nach dem Rückflug in die Schweiz lässt er es untersuchen. Die Diagnose trifft ihn wie ein Keulenschlag: Der Meniskus ist angerissen, ein arthroskopischer Eingriff unvermeidbar.

Federer empfindet den Vorfall als massiven Einschnitt in sein Leben. „Ich hatte gedacht, dass ich ohne Operation durch meine Karriere kommen würde. Es war ein Schock und eine Enttäuschung, als ich das hörte.“ Als er nach der Operation aufwacht, bekommt er es mit der Angst zu tun. Das Knie fühlt sich seltsam an, als ob es nicht mehr sein eigenes wäre. Der Schreck ist kurz, aber heftig. War es das mit seiner Karriere?

Zwölf Tage geht er an Krücken, er muss zuerst wieder Vertrauen in sein Knie finden. Doch täglich zeigen sich Fortschritte, die ersten Wochen der Therapie in der Schweiz verlaufen gut. Federer reagiert erfreut und ungeduldig. Nur sieben Wochen nach der Operation fliegt er nach Miami, wo er bereits auf die Tour zurückkehren will. Er muss seinen Start aber wegen Magenproblemen kurzfristig absagen.

Drei Wochen später klappt es in Monte-Carlo mit der schnellen Rückkehr auf die Courts. Er erreicht sogar das Viertelfinale, in dem er nur knapp Jo-Wilfried Tsonga unterliegt. Er ist zwar noch weit weg von seiner Normalform und sein Körper nicht wirklich bereit, doch er versucht es weiter. In Madrid zwickt es ihn im Rücken, und er muss auch dieses Turnier auslassen. Doch so schnell gibt er nicht auf. In Rom quält er sich durch zwei Partien, ehe er sich eingestehen muss, dass mit dem linken Knie etwas nicht stimmt.

„Etwas muss nach Monte-Carlo passiert sein“, spekuliert er später. Er entschließt sich schweren Herzens, auf die French Open zu verzichten. Damit verpasst er nach 65 Grand-Slam-Turnieren hintereinander – ein Rekord – erstmals eines der wichtigsten vier Turniere. Die nach Paris beginnende kurze Rasensaison, üblicherweise der Höhepunkt seines Jahres, beginnt mit Niederlagen gegen Dominic Thiem in Stuttgart und Alexander Zverev in Halle auch nicht wie erwünscht.

Federer durchlebt schwierige Zeiten, und auch in Wimbledon findet er nicht zu seiner Form. Dafür zeigt sich hier wieder einmal seine Kampfkraft. Im Viertelfinale wehrt er gegen den Kroaten Marin Čilić drei Matchbälle ab und gewinnt 6:7, 4:6, 6:3, 7:6, 6:3. In der Runde danach reicht es ihm gegen den Kanadier Milos Raonic aber nicht mehr zum Sieg. Er scheidet am 8. Juli im Halbfinale aus, nach einer 2:1-Satzführung und einem Sturz, nach welchem Spekulationen aufkommen, er habe sich dabei sein linkes Knie neu verletzt.

Als er achtzehn Tage später den Saisonabbruch verkündet, ist die Frage unvermeidbar und naheliegend: War es das? Sieht so das Ende seiner einmaligen Karriere aus? Einfach so: aus, fertig, Schluss, Goodbye? Kein letztes Feuerwerk, keine Abschiedsemotionen, kein weiterer Grand-Slam-Titel? Inzwischen schon vier Jahre lang ist er einem solchen nun vergeblich nachgejagt, wobei oft nur sehr wenig fehlte. Mir fallen die Worte seines Vaters Robert ein, der mir auf die Frage, wie lange er seinen Sohn noch spielen sehe, im Frühling 2016 antwortete: „Es kann noch ein paar Jahre dauern. Aber es könnte auch schnell gehen. Man weiß nie.“

Und doch: In Federers Mitteilung zu seiner ausgedehnten Pause deutet nichts darauf hin, dass dies der Anfang vom Ende sein könnte. „Ich brauche einfach viel mehr Zeit, um mein Knie zu therapieren.“ Den Entscheid habe er mit seinen Ärzten und seinem Team gefällt, einstimmig. Telefonisch erreiche ich Tony Godsick, seinen Manager. Er beschwichtigt: „Wenn er einige Jahre weiterspielen und sich nicht stets um seinen Körper und Verletzungen sorgen will, muss Roger eine Pause einschalten, leider mitten in der Saison. Das bedeutet kurzfristige Opfer, um langfristige Ziele zu erreichen“, sagt er. Und schiebt nach: „So gesehen, ist das für seine Fans sogar eine gute Nachricht.“ Schöne Worte, doch sollen sie nicht einfach besänftigen, die Öffentlichkeit beruhigen und Federer Zeit verschaffen, um den richtigen Moment zu finden, den Rücktritt zu verkünden?

Danach wird es rasch ruhig um ihn, wie immer, wenn er in sein Privatleben abtaucht. Die Schweizer Delegation reist derweil nicht nur ohne ihren designierten Teamleader, Weltstar und Hoffnungsträger nach Brasilien, sondern auch ohne Stan Wawrinka, den anderen herausragenden Schweizer Tennis-Champion. Wenigstens retten Martina Hingis und Timea Bacsinszky die Ehre der helvetischen Tennisspieler mit dem Gewinn der Silbermedaille im Frauendoppel.

Irgendwann in diesen Wochen unterhält sich Federer mit seiner Frau Mirka tatsächlich darüber, ob die Zeit für seinen Rücktritt wohl jetzt gekommen sei. „Es war bei einem Abendessen, als wir einmal allein am Tisch saßen“, schildert er die Szene. „Ich kann mich nicht erinnern, ob ich sie fragte, ob ich aufhören soll oder ob sie denke, dass ich noch etwas Bedeutendes gewinnen könne. Und sie sagte: Wenn du es noch gern und richtig machst und dich gut fühlst, sehe ich keinen Grund, weshalb du nicht noch einmal ein großes Turnier gewinnen oder alle schlagen solltest.“ Damit sei das Thema schon beendet gewesen. „Darauf sagte ich: Okay, und was ist nun der Plan mit den Kindern morgen?“

René Stauffer

Über René Stauffer

Biografie

René Stauffer, aufgewachsen in Weinfelden im Kanton Thurgau, schreibt seit 1981 über Tennis und war zuletzt Sportredakteur des Tages-Anzeigers und der Sonntags-Zeitung. Der Tennisexperte – bei über 100 Grand-Slam-Turnieren zugegen – begleitete Roger Federers gesamte Karriere und veröffentlichte...

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