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Losleben

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Katharina Finke
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Vom Mut, loszulassen und als Familie die Welt zu entdecken

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Losleben — Inhalt

Als Familie loslassen

Vom Mut, als Familie zu reisen, und der Freiheit, die eigenen Träume zu verfolgen

Sieben Jahre lang reist Katharina Finke ohne festen Wohnsitz und nur mit dem Nötigsten ausgestattet als Journalistin um die Welt. Als sie mit ihrem Freund David in Südostasien unterwegs ist, stellt sie fest, dass sie schwanger ist. Bei aller Freude fragt sie sich auch: Ist Elternsein mit einem Leben auf Reisen und mit Konsumverzicht vereinbar? Was bedeutet es, die eigene Freiheit aufzugeben und die stärkste aller möglichen Bindungen einzugehen?

Katharina Finke erzählt von ihrer turbulenten Schwangerschaft, den Reisen mit Kind und dem Mut, sich als Familie von festgefahrenen Denkweisen zu lösen. Sie berichtet, wie das Muttersein vieles verändert und ein ganz neues Glück mit sich bringt: das Abenteuer, gemeinsam frei zu sein.

€ 17,99 [D], € 17,99 [A]
Erschienen am 01.09.2021
240 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-99957-1
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Leseprobe zu „Losleben“

PROLOG
Berlin Flughafen Schönefeld. Wie fast immer mit dabei: mein Rucksackrollkoffer, den ich beim Einchecken aufgegeben habe, und mein schwarzer Rucksack. Ich trage ihn auf dem Rücken über meinem Wollmantel. Der ist grau, genau wie das Wetter in Berlin. Einen Schal brauche ich trotz der Kälte nicht, denn der vordere Teil meines Körpers wird von etwas beziehungsweise jemand anderem gewärmt: meiner Tochter Yva. Ich habe sie mir in einer Babytrage umgebunden. Während Yvas Papa David den Kinderwagen beim Sperrgepäck aufgibt, probieren wir im [...]

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PROLOG
Berlin Flughafen Schönefeld. Wie fast immer mit dabei: mein Rucksackrollkoffer, den ich beim Einchecken aufgegeben habe, und mein schwarzer Rucksack. Ich trage ihn auf dem Rücken über meinem Wollmantel. Der ist grau, genau wie das Wetter in Berlin. Einen Schal brauche ich trotz der Kälte nicht, denn der vordere Teil meines Körpers wird von etwas beziehungsweise jemand anderem gewärmt: meiner Tochter Yva. Ich habe sie mir in einer Babytrage umgebunden. Während Yvas Papa David den Kinderwagen beim Sperrgepäck aufgibt, probieren wir im Duty-Free-Bereich gemeinsam Sonnenbrillen an. Ich setze ihr immer wieder viel zu große Modelle auf ihre kleine Nase, und sie lächelt mich an. Dieses kleine Spiel zum Zeitvertreib macht uns beiden großen Spaß. Kaufen werde ich aber keine. Unser Kind braucht mit sechs Monaten noch keine Sonnenbrille, denke ich mir – auch wenn wir auf dem Weg in eine Gegend sind, wo die Sonne viel häufiger scheint als in Deutschland: nach Portugal.
Für unsere erste Flugreise zu dritt haben wir extra ein Land ausgesucht, das nicht zu weit weg liegt und uns vertraut ist. David und ich sind zuvor schon in Portugal gewesen, ich habe vor einigen Jahren mehrere Monate dort gelebt und noch viele gute Freund*innen im Land.
Es war damals eine Station in meinem Prozess des Loslassens: von Gewohnheiten, Sichtweisen, Erwartungen und Ängsten. Und von Besitztümern. Ich bin nach meinem Abitur nach England gezogen, um mich dort um Lara, ein autistisches Mädchen, zu kümmern, anschließend habe ich an verschiedenen Orten der Welt gelebt: New York, Peking und Lissabon. Ich bin rund um den Globus gereist, habe fast alle Kontinente besucht. Dabei merkte ich, dass ich weniger brauchte, als ich gedacht hatte und mir die Konsumwelt vorgaukelte. Das brachte mich schließlich dazu, mich im Sommer 2012 von fast meinem kompletten Besitz zu trennen.
Übrig blieben nur mein Rollkoffer, ein zweiter Koffer, ein kleiner schwarzer Rucksack, ein Umzugskarton und mein Fahrrad. Auch Möbel und die eigene Wohnung gab ich auf. Ich schrieb Artikel über meine Veränderung und später ein Buch: LOSLASSEN – wie ich die Welt entdeckte und verzichten lernte.
Inzwischen sind Babytrage und Kinderwagen dazugekommen. Beides secondhand. So wie die anderen Dinge für Yva. Es sind nicht viele Sachen, die wir benötigen, aber mehr als ohne Tochter. Für einige ist das ein Grund, kein Kind zu bekommen: Ressourcen schonen. Laut einer Umfrage der New York Times gilt diese Einstellung für jedes dritte kinderlose Paar. Denn je weniger Menschen auf der Welt leben, desto weniger wird konsumiert. Heute gibt es rund acht Milliarden Menschen. Tendenz steigend. Für die ersten sieben Milliarden Menschen haben wir dreißigtausend Jahre gebraucht. Laut UNO-Berechnungen werden wir für die nächsten zwei Milliarden etwa vierzig Jahre benötigen. Die Weltbevölkerung wächst demnach mit fünftausendfacher Geschwindigkeit.
Die große Mehrheit entscheidet sich jedoch nicht aus ökologischen Gründen gegen das Kinderkriegen, sondern weil sie auf ihr bisheriges Leben nicht verzichten möchte. Eltern zu werden bedeutet auch: Abstriche zu machen und die eigene Selbstbestimmung für eine gewisse Zeit aufzugeben. Ich wollte trotzdem gern Mutter werden. Der Prozess des Loslassens hat mir gezeigt, dass es viele verschiedene Arten gibt, mein Leben zu gestalten und mit Freiheit und Sicherheit umzugehen. Ich habe gelernt, dass zu viel Individualismus eher etwas mit Selbstsucht als mit Selbstliebe zu tun hat. Dass es nicht nur wichtig ist, achtsam mit sich selbst zu sein – sonder auch mit anderen und der Umwelt. Und: dass es sich lohnt, an immateriellen Lebensaspekten, wie Freund*innen und Familie, festzuhalten. Wieso also nicht eine eigene Familie gründen?
Als andere davon erfuhren, dass ich Mutter wurde, hörte ich immer wieder: „Deinen Lebensstil als Minimalistin, die aus zwei Koffern lebt und immer auf Reisen ist, den wirst du dann aufgeben müssen.“ Manche schoben noch vorsichtig ein „Oder?“ hinterher. Einerseits hätte ich gern trotzig „Doch!“ geantwortet. Wieso? Um ihnen und mir etwas zu beweisen? Um mich mit einem Trendbegriff wie Minimalismus zu schmücken, den ich selbst nicht einmal mag? Oder weil ich noch nicht wusste, was mich erwartete, weil ich Angst vor dem Muttersein hatte und das anderen gegenüber nicht zugeben wollte?
Nein! All das waren nicht die Gründe. Ich konnte kein „Doch“ entgegnen, weil die Antwort nicht so einfach war. Es würde sich ganz sicher etwas verändern, wenn ich Mutter bin. Aber ich konnte noch nicht sagen, wie mein Leben mit Kind aussehen würde. Die Entscheidung, ein Kind zu haben, unterscheidet sich von anderen, die meist graduell getroffen werden und sich zumindest theoretisch rückgängig machen oder abändern lassen. Zum Beispiel lässt sich der Entschluss, wo und wie ich leben möchte, zu einem späteren Zeitpunkt noch anpassen. Ein Kind kann man nicht rückgängig machen. Ein Kind ist kein Versuch, kein Experiment. Genau deswegen entsprach es mir allerdings auch, ein Kind zu bekommen. Ich bin niemand, der vor einer neuen und ungewohnten Situation zurückschreckt. Auch dann nicht, wenn es um existenzielle Dinge geht. Im Gegenteil: Ich empfinde Unsicherheit nicht als Bedrohung, sondern als Chance. Ich war neugierig darauf, wie es sein würde, Mutter zu sein – mit allen Höhen und Tiefen.
Vielleicht auch, weil ich wusste, dass es auf der Welt viele unterschiedliche Perspektiven dazu gibt. Um diese Sichtweisen soll es in diesem Buch auch gehen, weshalb jedem Kapitel das Zitat einer Person vorangestellt ist, eines Elternteils, mit dem ich auf meinen Reisen über seinen persönlichen Freiheitsbegriff gesprochen habe.
Ohne zu viel vorwegzunehmen: Das Leben verändert sich mit Kind, aber es hört nicht auf. Ganz im Gegenteil. Viele Veränderungen sind nur temporär, andere großartige Dinge bleiben. Außerdem haben viele Eltern und Kinder die Option, ihre Zukunft so zu gestalten, wie es ihnen gefällt. Sie können entscheiden, welchen Stellenwert sie füreinander in ihrem Leben einnehmen, wie viel Freiheit sie aufgeben und wiedererlangen und sich gegenseitig zugestehen wollen. Auch welche Rolle Verantwortung, Zeit und Geld spielen und was Achtsamkeit in ihrer Gemeinschaft bedeutet. Ich erzähle von anderen Optionen des Familienlebens und Elternseins und möchte Inspiration geben, die eigene Perspektive zu erweitern. Dabei berichte ich auch von meinem eigenen Weg, was aber nicht bedeutet, dass er der beste ist. Auf keinen Fall. Es ist nur mein Weg, ein Plädoyer fürs LOSLEBEN! Vom Mut, andere Wege zu gehen, sich von den festgefahrenen Denkweisen im Kopf zu lösen, und Spaß zu haben!

BANGLA BABY
Indien ∙ Thailand ∙ Myanmar ∙ Bangladesch
„Freiheit bedeutet für mich: selbst entscheiden zu können, wo und wie ich lebe, welchen Job ich habe und wen ich liebe.“

Ich habe das Manuskript für LOSLASSEN gerade abgegeben, da packe ich erneut meinen Koffer. Ziel: Südostasien. Dieses Mal nicht nur Indien, sondern auch Thailand, Myanmar und Bangladesch. David begleitet mich. Anlass der Reise sind wie meistens Recherchen und ein kurzer Urlaub. Außerdem wollen wir endlich Amila, die Protagonistin meines Debüts, wiedertreffen, um ihr das Buch zu zeigen. Das wird nicht leicht werden, da ihr Mann nichts davon erfahren darf. Es geht in dem Buch um Gewalt gegen Frauen in Indien und konkret um die Geschichte von Amila und ihr Familienleben: Sie wurde als Kind verschleppt, zwangsverheiratet und im Alter von zwölf Jahren Mutter. Seitdem sind körperliche Arbeit, Sex auf Kommando und Prügel ihr tägliches Los. „Die fünffache Mutter hat in der indischen Gesellschaft keine Wahl auf ein anderes Leben“, erklärte uns vor einigen Jahren Raj, der eine Nichtregierungsorganisation leitet und sich um Frauen wie Amila kümmert. Um bei dieser Reise mindestens zweimal die Chance auf einen Besuch bei Amila zu haben, wählen wir Neu-Delhi als Start- und Endpunkt unserer Reise.
Als wir am Flughafen der indischen Hauptstadt ankommen, ist leider mein Rucksackrollkoffer verschwunden. David nimmt seinen großen Rucksack vom Gepäckband, und nachdem es abgeschaltet ist, laufe ich mehrmals hin und her, um die neben das Band gestellten Gepäckstücke zu inspizieren. Doch von meinem: keine Spur.
David schaut mich erwartungsvoll an und fragt: „Und?“ Ich zucke mit den Schultern und sage: „Keine Ahnung, ich geh mal zu Lost & Found.“
So zwänge ich mich durch das Menschengetümmel, denn wie überall in Neu-Delhi ist auch am Flughafen immer sehr viel los. Ich habe den Eindruck, dass es heute besonders extrem ist, vor allem beim Fundsachenschalter. Dort hat sich eine beachtliche Traube von Menschen angesammelt, die wild gestikulieren und das Personal anschreien. Das reagiert mit stoischem ununterbrochenem langsamem Kopfschütteln, das größtes Verständnis zum Ausdruck bringen soll. An die Reihe kommen werde ich hier so schnell aber nicht.
Also muss ich anders an Informationen gelangen. Zum Glück erkenne ich in dem Tumult zwei Männer aus unserem Flieger wieder. Einen Schweizer und einen Inder. Ersterer klärt mich auf, dass zahlreiche Gepäckstücke nicht angekommen sind. Durch die Flugverschiebungen – wir haben ungewollt eine Nacht in Amsterdam verbracht – hat es wohl etwas Chaos gegeben. Dann redet der Schweizer weiter auf den indischen Flughafenbeamten ein, um ihm zu verdeutlichen, wie wichtig sein Gepäck sei.
Damit ist er nicht der Einzige. Alle, die hier rumfuchteln, versuchen zu erklären, warum ihre Sachen besonders wichtig sind. Für mich etwas unverständlich. Ein Inder zählt den Schmuck und die Markenklamotten auf, die sich in seinen Schalenkoffern befinden. Wozu er das alles so dringend braucht, frage ich mich.
Als der Inder zum gefühlt hundertsten Mal anfängt, seine Goldketten aufzuzählen, wendet sich der Flughafenbeamte sichtlich genervt von ihm ab und fragt mich: „Lady, you have also been on this flight – have you lost stuff?“
Ich bejahe, ich war in dem Flieger und vermisse meine Sachen. Der Beamte gibt mir ein Formular, das ich brav ausfülle, anschließend bekomme ich eine Bearbeitungsnummer. Ich gehe zurück zu David. Wir schnappen uns ein Taxi, das uns zu unserem Hostel in Paharganj in der Nähe von der New Delhi Railway Station bringt.
Am nächsten Tag erkundige ich mich an der Rezeption, ob mein Koffer inzwischen eingetroffen ist.
„Nein, und es wird noch einige Tage dauern“, lautet die Antwort. Der Grund: Diwali, einer der wichtigsten Feiertage in Indien. Das Lichterfest ist wie Weihnachten und Silvester zusammen.
Nun beginne ich das erste Mal über den Inhalt meines Koffers nachzudenken. Fast alles, was ich besitze, befindet sich darin. Zwar nur Materielles, aber einiges, was ich behalten habe, hat auch einen immateriellen Wert, weil ich es mit sehr schönen Erlebnissen verbinde oder es von Freund*innen oder jemandem aus der Familie geschenkt bekommen habe. So wie den goldenen Ring meiner Oma, den ich seit ihrem Tod an meinem Finger trage und der nun schön in der Sonne glänzt. Mir wird bewusst, dass diese persönlichen Dinge auch für mich nicht so leicht ersetzbar wären, und ich kann die aufgeregten Menschen am Flughafen nun etwas besser verstehen. Ich würde den Verlust verkraften, es wäre nicht das erste Mal, dass etwas für mich Wertvolles abhandenkommt. Dennoch bin ich froh, als mein Rucksackrollkoffer kurz vor unserer Weiterreise noch auftaucht.
Wir wollen Amila wiedersehen. Raj, der uns bei unseren letzten Reisen zu ihr gebracht hat, reagiert nun nicht mehr auf unsere Nachrichten. Also wollen wir es ohne ihn versuchen. Mit einem von den vielen bunt bemalten Bussen, auf denen hinten häufig Horn please (Bitte hupen) steht, fahren wir zu einer Freundin von Amila in Rajasthan. Sie begrüßt David, die Übersetzerin und mich freundlich, gibt uns Kekse und Chai. Dann erzählt sie uns, dass wir Amila heute leider nicht sehen können, weil Raj versucht, unser Treffen mit allen Mitteln zu verhindern. Auf einmal fordert er Geld für seine Vermittlung und versucht ganz offensichtlich, aus ihrem Leid und dem der anderen Frauen Profit zu schlagen. Es erschüttert mich, dass Raj sich so stark verändert hat. Ursprünglich habe ich ihm sehr vertraut, weil er – anders als viele in Indien – immer wieder betont hat, dass ihm seine Ideale wichtiger seien als Profit und Ruhm. Nun ist genau das leider nicht mehr der Fall.
Enttäuscht reisen wir – ohne die Übersetzerin – weiter in den Westen des Landes. Dort wollen wir an einen Ort, an dem wir noch nie zuvor gewesen sind: in die Wüste. Statt drei Stunden im Flieger zu sitzen, verbringen wir zwanzig Stunden in drei Zügen, um die knapp achthundert Kilometer nach Jaisalmer hinter uns zu bringen.
Dort angekommen, werden wir mit einem Geländewagen in die Wüste Thar gefahren. Auf dem Weg in Richtung der pakistanischen Grenze gabeln wir noch zwei andere Paare in der Stadt auf. Das eine kommt aus der Ukraine und kennt sich schon jahrelang; das andere stammt aus den USA und hat sich gerade erst getroffen. Die Frau, die in Las Vegas lebt, erzählt, dass sie sich in Indien zur Yoga-Lehrerin ausbilden lässt und ihren Begleiter dabei kennengelernt hat.
Plötzlich hält der Fahrer an und sagt: „Hier kommen wir mit dem Jeep nicht mehr weiter – bitte alle aussteigen!“
Wir stehen am Rande der Wüste im Sand. Die Sonne brennt, es ist keine Wolke am Himmel zu sehen. Über einen Sandhügel am Horizont kommen zwei Männer mit Kamelen im Schlepptau auf uns zu: der Nomade Sambhu mit seinem Sohn Nabu, beide leben seit ihrer Geburt in der Wüste. Ihr größter Besitz: die Kamele und die Freiheit. Das gefällt mir. Sambhu und Nabu helfen uns auf die Kamele und zeigen uns, wie wir am besten mit den Tieren umgehen. Dabei ist eins besonders wichtig: Gelassenheit. Auch das gefällt mir gut. Dann schreiten wir gemeinsam in die Wüste hinein. Die Kamele sind so ruhig und sanft, dass sich das Reiten auf ihnen wie Schweben anfühlt.
Wir lassen die trockenen kleinen Büsche, die vereinzelt aus dem Sand hervorblitzen, hinter uns und gelangen in einen Teil der Wüste, der noch sehr unberührt ist: im Sand nur zarte Muster vom Wind gezeichnet. Die Luft ist so klar und die Sonne heiß. Die einzigen Schatten hier werfen wir selbst mit den Kamelen. Nach etwa einer Stunde halten wir an.
„Hier bleiben wir heute Nacht“, sagt Sambhu.
„Hier?“, fragt der Amerikaner. „Hier ist doch nichts!“
„Genau“, antwortet Sambhu stoisch.
Während die Pärchen Selfies machen, setze ich mich auf die Spitze einer Düne und schaue in die Ferne.
Ich kann sehr gut nachempfinden, warum die Nomaden sich für diese Lebensform entschieden haben. Die Weite und Freiheit sind etwas ganz Besonderes. Nachdem David ein paar Fotos gemacht hat, setzt er sich neben mir in den Sand, legt seinen Arm um mich und fragt: „Mehr brauchen wir nicht, oder?“
Statt einer Antwort küsse ich ihn und bin dankbar für diesen Moment. Noch mehr für die Gewissheit, dass wir diese Stimmung, egal wo wir sind, in uns tragen, uns dieses Lebensgefühl zueinandergebracht hat und immer noch verbindet. Die Sonne geht langsam unter, und wir schauen ihr dabei zu.
Als wir uns umdrehen, sehen wir, dass Sambhu und Nabu drei Betten im Sand aufgebaut haben. Sogar mit weißer Bettwäsche – was für ein Luxus mitten in der Wüste. Wir setzen uns zu den anderen und trinken gemeinsam mit ihnen Chai, während Sambhu und Nabu das Abendessen zubereiten. Sie schneiden Zwiebeln und Gemüse, braten beides über dem Feuer an, garen den Reis und machen Roti (Brot). Dazu gibt es selbst gemachtes Chutney.
Nach dem Essen sitzen wir zusammen um das Feuer und unterhalten uns. Es erinnert mich an einen ganz besonderen Moment im indonesischen Dschungel: Dort habe ich mit einer Freundin und dem allernötigsten Gepäck auf einem einfachen Boot gehaust, und wir waren wie jetzt nur von der Natur und ein paar Weggefährten umgeben. Ich schaue in den Himmel, damals war er übersät mit funkelnden Sternen. Heute hängt ein leuchtender Vollmond genau über uns am Firmament, weshalb es auch, obwohl es Nacht ist und wir uns mitten in der Wüste befinden, immer noch sehr hell ist.
In Augenblicken wie diesem bin ich glücklich. Es braucht dazu nur Menschen, die ich liebe, und das Gefühl von Freiheit. Das ist für mich mein Zuhause, egal wo ich bin auf der Welt. In solchen Momenten wird mir immer wieder bewusst, wie reich mich meine Erfahrungen machen, was ich alles erlebt habe und vor allem, dass niemand mir diesen Reichtum mehr nehmen kann. Er wird nie erschöpft werden. Im Gegenteil: Er wird jeden Tag größer. Auch in dieser Nacht.
Die Wärme der Sonne weckt uns am nächsten Morgen. Die Luft ist immer noch klar und rein. Ich atme tief ein. So gut habe ich schon lange nicht mehr geschlafen und so frei noch nie zuvor. Zum Frühstück gibt es Toast, Bananen und Chai. Dann geht es mit den Kamelen und anschließend mit dem Jeep zurück nach Jaisalmer.
In der Nacht fahren wir mit dem Zug nach Jodhpur. Die Fahrt ist zum Glück deutlich kürzer als die letzte: fünfeinhalb Stunden, aber ein Kontrastprogramm zu der vorherigen. Ich bin schlagartig müde, und nicht nur das: Mir ist übel, ich habe Kopfschmerzen und sehr starke Magenkrämpfe. Ich glaube, dass ich mir beim Essen etwas eingefangen habe. Möglicherweise einen Delhi Belly, wie die Magenverstimmung, die sich in Indien viele Tourist*innen zuziehen, genannt wird. Ich bin mir sicher, dass es mir, sobald ich mich ausruhen kann, wieder besser geht. Doch dem ist nicht so.
Ich komme in die Notaufnahme. Dort bin ich umgeben von Menschen, die wimmern, bluten und schreien. Mir – besser David, da er mein männlicher Begleiter ist – werden ein paar Fragen gestellt. Das kenne ich schon von meinen vorherigen Reisen nach Indien. Genau wie die Zustände im Krankenhaus, denn es ist nicht mein erster Besuch dort. Ich bitte darum, nicht im Krankenhaus bleiben zu müssen.
„Auf Ihre Verantwortung“, sagt der behandelnde Arzt.
Und so fahre ich nach einer Infusion mit Kanüle in der Hand zurück in die Unterkunft und lege mich schlafen. Leider nur für ein paar Stunden. Dann muss ich durch den Trubel der Stadt zurück zum Krankenhaus. Ruhe kehrt keine ein. Es ist viel los in der Klinik. Mir bleibt jedoch keine andere Option, mein Zustand ist immer noch unklar.
Für eine zweite Infusion komme ich wieder in die Notaufnahme. In das Bett vom Vortag, was ich am Blut auf den Laken erkenne. Vollkommen erschöpft beobachte ich das Treiben um mich herum, bis David mit meinen Medikamenten zurückkommt. In indischen Krankenhäusern müssen alle Patient*innen sie selbst organisieren. Aber vielen fehlt auch für Medizin das Geld, sie können gar nicht behandelt werden und sterben. Durch meine Besuche in Indien habe ich gelernt, dass ich bedauerlicherweise nicht immer helfen kann. In kraftlosen Momenten wie diesem fällt es mir besonders schwer, so eine Realität zu akzeptieren.
Normalerweise strotze ich vor Energie und Tatendrang. Doch beides wird gerade durch meinen Krankheitszustand ausgebremst. Deswegen entscheiden wir uns, den Urlaub, der für das Ende der Reise geplant war, vorzuziehen und nach Thailand zu reisen. Ich bin froh, dass ich die Busfahrten und den Flug dorthin überstehe. Mir ist immer wieder übel, was auf den vorherigen Reisen durchaus schon vorgekommen ist, aber nie hatte ich so zu kämpfen wie jetzt. Wir verbringen fast zwei Wochen auf der Insel Koh Phayam in der Andamanensee. In einem kleinen, einfach ausgestatteten Bungalow. Vollkommen ausreichend für uns. Gerade für mich, da ich sehr viel schlafe, um mich zu erholen. Häufig nicke ich schlagartig ein, sogar mitten im Gespräch, was David sehr überrascht.
Wenn ich gerade nicht schlafe, erkunden wir die Insel. Meist zu Fuß. Bei fünf Kilometern Länge und zehn Kilometern Breite ist das gut machbar. Wir laufen durch den Dschungel und pausieren ab und zu an einem der Strände, um in dem glasklaren türkisfarbenen Wasser zu baden. Entdecken riesige Seesterne, prächtige Muscheln und Fische.
An den weißen Sandstränden sind wir meist ganz allein, suchen unter den Palmen etwas Schatten und lauschen dem Rauschen des Meeres, das wir fast überall auf der Insel hören, weil sie so klein und ruhig ist. Ich erhole mich so gut, dass wir uns entscheiden, nun doch – wie geplant – nach Myanmar weiterzureisen.

Myanmar liegt von unserer Insel lediglich dreißig Kilometer entfernt. Aber direkt mit dem Boot können wir nicht dorthin, weil der Grenzübergang nur von Ranong aus möglich ist. So müssen wir mit dem Boot zurück nach Ranong und von dort aus mit einem anderen Boot nach Myanmar. Ich bin noch nie zuvor übers Wasser in ein Land eingereist.
Bevor wir an Bord dürfen, müssen wir die thailändische Emigration passieren, was aber harmlos ist. Für die Überfahrt über den Fluss Pak Chan zahlen wir einen Euro pro Person. Dann steigen wir mit zehn weiteren Fahrgästen in ein Kanu und bekommen vom Fahrer Schwimmwesten. Ganz hektisch animiert er uns, sie so schnell wie möglich anzuziehen. Mitten auf dem Wasser halten wir an einer klitzekleinen Insel. Der Fahrer steigt aus, nimmt allen die Pässe ab und verschwindet damit in einer Hütte, die gerade so auf die Insel passt. Er kommt zurück, behält die Pässe, verlässt noch einmal ein paar Wellen weiter das Boot und verschwindet in einer anderen Hütte, die ebenfalls gerade so auf die Mini-Insel passt. Das sind die beiden Checkpoints, an denen wir nicht aussteigen dürfen. Da das kleine Boot stark schwankt, halten wir unser Gepäck gut fest. Mir ist wieder einmal übel, und ich hoffe, dass ich mich nicht übergeben muss. Als wir weiterfahren, signalisiert uns der Fahrer, dass wir unsere Schwimmwesten ausziehen sollen. Erst in diesem Moment begreife ich, dass sie nicht der Sicherheit, sondern unserer besseren Sichtbarkeit an den Checkpoints dienen. David und ich behalten sie trotzdem an und ernten dafür grimmige Blicke vom Fahrer.
Nach einer guten Stunde in der Mittagshitze kommen wir auf dem Festland an. Dort müssen wir zur Immigration. Wir legen unseren Onlineantrag zusammen mit dem Pass vor. Der wird abgestempelt, und wir dürfen weiter. Begrüßt werden wir von einem Schild: „Warmly Welcome and Take Care of Tourists.“
Ob die englische Übersetzung der burmesischen Buchstaben, die für mich auf den ersten Blick nur aussehen wie eine Aneinanderreihung von Kreisen, Verschnörkelungen und Punkten, bedeutet, dass man sich um Tourist*innen kümmern oder sich vor ihnen in Acht nehmen soll, ist unklar. Vielleicht auch deswegen, weil der Süden von Myanmar erst seit wenigen Jahren zugänglich ist. Das merken wir zum Beispiel an dem dürftigen Angebot an Unterkünften. Bei den Einheimischen privat zu wohnen ist trotzdem strengstens verboten.
Unsere Reise geht weiter in den Norden: erst nach Myeik, dann nach Dawei. Mit dem Bus fahren wir nach Hpa-An und Bago, verbringen Weihnachten in Bagan und reisen schließlich weiter nach Mandalay.
Da meine Periode nun schon lange überfällig ist und meine Schläfrigkeit und Übelkeit eher noch zunehmen, will ich einen Schwangerschaftstest besorgen. Aber wo? Drogerien gibt es keine, und in Apotheken gucken die Burmes*innen mich nur komisch an. Deswegen frage ich einige Frauen auf der Straße, ob sie mir helfen können. Die meisten sprechen kein Englisch, weshalb die Kommunikation schwierig ist. Aber nachdem drei Frauen unabhängig voneinander auf kleine Schuppen zeigen, die ansonsten Tabak und Klopapier verkaufen und wie burmesische Kioske aussehen, steuern wir einen solchen an. Mit wenigen englischen Wortfetzen, dafür umso mehr Gestik – vor allem dem Andeuten eines Bauches – bekomme ich eine Karte. Sie sieht so aus wie die Zettel, die in Deutschland an Laternenpfählen oder im Supermarkt hängen und von denen man sich die Telefonnummer beispielsweise von Babysitter*innen abreißen kann. Hier dienen die kleinen Streifen dazu, darauf zu urinieren. Ich nehme sicherheitshalber einen Zettel mit, auch wenn ich nicht wirklich überzeugt bin. Am Abend kommen wir an einem Shoppingcenter vorbei. Dort versuche ich noch einmal mein Glück und bekomme in einer Apotheke einen Schwangerschaftstest, wie ich ihn aus Deutschland kenne: ein Stab aus Plastik, der einem Fieberthermometer ähnelt, bei dem sich nach dem Urinieren in einem Fenster etwas rosa färben soll. Entweder ein oder zwei schmale Balken.
Ich bin so ungeduldig, dass ich gleich auf der Toilette des Shoppingcenters verschwinde. Ergebnis: negativ – nicht schwanger. Mein Gefühl sagt mir aber etwas anderes. Ich lese die Bedienungsanleitung noch einmal, habe aber alles richtig gemacht. Auf dem Papierstreifen vom burmesischen Kiosk, den ich direkt danach ausprobiere, kann ich nichts erkennen, also schmeiße ich beide Tests in den Müll.
In den nächsten Tagen reisen wir weiter. Doch als wir in Myanmars größter Stadt Yangon ankommen, beschäftigt mich das Thema immer noch, und da übermorgen Silvester ist und wir die Ladenöffnungszeiten hier nicht kennen, besorge ich vorsorglich noch einen Schwangerschaftstest. Am nächsten Morgen stehe ich sehr früh auf, gehe ins Bad, und das Ergebnis ist positiv: Ich bin schwanger.
David schläft noch, ich will ihn nicht wecken, also lege ich mich zurück ins Bett. Aber ich kann nicht mehr schlafen, weil mir unendlich viele Gedanken durch den Kopf schießen: Was bedeutet das nun? Muss ich sofort nach Deutschland? Ist es das Ende meines Lebens aus zwei Koffern? Das Ende meines selbstbestimmten Lebens? Das Ende meiner Freiheit?
Nach langem Körper- und Gedankenwälzen rüttle ich an David, um ihn zu informieren. Ich sage nichts, sondern halte ihm nur den Test unter die Augen. Er ist noch gar nicht richtig wach, schaut auf den Test, guckt mich an und fragt: „Echt jetzt?“ Ich nicke.
David ist schlagartig munter, strahlt und nimmt mich in den Arm: „Wie schön! Wie schön! Wow, wie schön!“
Ich lächle zwar, aber nicht so überzeugt wie er, und sage: „Ja …“
„Das klingt nach einem Aber“, hakt David nach.
„Ist doch irgendwo komisch, oder?“, entgegne ich.
„Ja, eine vollkommen neue Situation – aber so schön.“
„Schon, aber es wird sich auch einiges ändern!“
„Das bekommen wir schon hin“, sagt er, schaut mir tief in die Augen und streichelt meinen Handrücken.
Ich sage nichts, stehe auf und mache einen Kaffee. David verschwindet unter der Dusche. Als er zurückkommt und ich mit meinem Kaffeebecher in der Hand nachdenklich durch die Fenster über Yangon schaue, fragt er: „Was besorgt dich denn? Wovor hast du Angst?“
„Keine Ahnung“, sage ich, „ich habe viele Fragen.“
„Welche denn?“
„Muss ich jetzt meinen Lebensstil aufgeben, sesshaft werden und mich anpassen?“
„Verstehe“, sagt David. „Ja, vielleicht brauchen wir – oder zumindest einer von uns – nun einen festen Job.“
„Vielleicht auch nicht“, sage ich zuversichtlich.
„Bist du dir denn ganz sicher?“, fragt David.
„Keine Ahnung“, sage ich noch einmal. „Ich habe noch nie einen Schwangerschaftstest gemacht, der positiv war.“
Gewissermaßen steht es unentschieden. Ein negatives, ein positives Ergebnis. Ich will auf Nummer sicher gehen und einen weiteren Test machen. Aber erst am nächsten Morgen. Meine Internetrecherche hat ergeben, dass die Konzentration von humanem Choriongonadotropin (hCG), dem Schwangerschaftshormon, im Morgenurin am höchsten ist. Das hCG könnte auch die Ursache für die Müdigkeitsattacken sein, die ich in den vergangenen Wochen hatte. Und die Übelkeit. Da ich einen empfindlichen Magen habe und mir auf vorherigen Reisen hin und wieder auch übel wurde, habe ich erst gedacht, es sind die Nachwehen meiner Krankheit aus Indien.
Am nächsten Morgen wache ich abermals früh auf. Ich bin unruhig und will den Test machen. Das Ergebnis ist wieder positiv. Nun ist die Sache wohl so eindeutig, wie sie ohne einen ärztlichen Befund sein kann. Erneut startet in meinem Kopf das Gedankenkarussell.
„Frohes Neues!“, sagt David, als er aufwacht und ich schon wieder am Fenster stehe. Als er näher kommt, mich anschaut und meine leicht feuchten Augen bemerkt, fragt er: „Was ist los?“ Dann entdeckt er den Test.
„Mein Leben hört jetzt auf“, sage ich.
„Ach Quatsch“, sagt David, „es verändert sich.“
„Du hast gut reden, du bist ja auch sieben Jahre älter, Versuch dich mal in meine Lage zu versetzen. Was hast du gemacht, als du gerade mal einunddreißig Jahre alt warst?“
David hält kurz inne, überlegt und sagt: „Okay, ich weiß, was du meinst.“
„Nein, du verstehst gar nichts“, sage ich hochemotional und bitte ihn, mich allein zu lassen.
Obwohl er schon dabei ist, das Zimmer zu verlassen, rufe ich ihm hinterher: „Lass mich in Ruhe!“
Es ist keine leichte Situation. Seit ich denken kann, will ich Mutter werden. Als ich mich direkt nach dem Abitur um Lara, ein geistig und körperlich behindertes Mädchen in England, kümmerte, konnte ich so viel Nähe zu ihr aufbauen und so viel Verantwortung für sie übernehmen, dass ich seither ein eigenes Kind möchte. Damals habe ich allerdings auch schnell realisiert, dass der Zeitpunkt für mich noch nicht gekommen ist.
Und jetzt? Ist es immer noch zu früh? Jetzt, wo es so weit sein soll, habe ich neben der Freude auch negative Gefühle. Damit hätte ich niemals gerechnet. Gerade ich, die nie verstanden hat, warum manche Menschen die Geräusche von Kindern schlimmer finden als Baulärm. Ich, die sich immer die Herausforderungen des Mutterseins bewusst gemacht hat: wie Eltern es schaffen, ruhig zu bleiben, obwohl sie das Kind zur Weißglut treibt, und dass sie ihre Eigenständigkeit nun einmal – wenn auch nur temporär – aufgeben müssen. Aber genau das ist es, was mich jetzt, wo die Angelegenheit real wird, am meisten besorgt.
Kann ich die größtmögliche aller Bindungen eingehen? Auf immer mit einem Kind verbunden sein? Nie loslassen? Oder ist es einfach ein anderes Loslassen? Denn das Kind wird immer mein Kind bleiben, und dennoch werde ich es loslassen müssen. Und in Bezug auf mein bisheriges Leben: Was muss und was will ich davon loslassen?
Die Angst, meine eigene Freiheit aufzugeben, mischt sich mit einem anderen negativen Gefühl der Überforderung: Abgesehen von der Zeit mit Lara habe ich bislang wenige Erfahrungen mit Kindern gesammelt. Es gibt zahlreiche Aspekte, die mich so wahnsinnig verunsichern. Angefangen beim Windelwechseln über die Erziehungsfragen bis hin zu der Tatsache, dass ich sehr oft Entscheidungen für das Kind werde treffen müssen und nie sicher sein kann, ob sie richtig oder falsch sind. Wer definiert denn überhaupt dieses Richtig oder Falsch?
Bei meinen Reisen ist mir klar geworden, dass in den verschiedenen Ländern auf der Welt Elternschaft durchaus unterschiedlich gelebt wird. Was aber bedeutet das für mich? Obwohl meine Gedanken angestrengt durch meinen Kopf kreisen, finde ich keine Antwort. David kommt zurück und merkt, wie sehr mich das Thema beschäftigt. Er versucht trotz meiner Schroffheit, wieder auf mich zuzugehen, was ich ihm hoch anrechne. „Ich bin einfach überfordert“, sage ich und schweige einen Moment. „Tut mir leid“, schiebe ich dann vorsichtig hinterher.
„Ich weiß“, sagt er und nimmt mich in den Arm. „Du musst auch nicht alles können oder wissen und erst recht nicht immer gleich im ersten Augenblick.“
Seine Worte tun mir gut, und so treibe ich vor mich hin, an unserem letzten Tag in Myanmar und am ersten Tag des neuen Jahres. Was für ein Neujahr!
Am nächsten Tag holt mich der Pragmatismus wieder ein. Denn unsere Reise geht weiter: nach Bangladesch.

Als wir in Dhaka ankommen, fahren wir mit einem Taxi zu einem Freund von David, Shamim. David hat ihn bei seinem ersten Besuch in Bangladesch kennengelernt und versprochen, dass er während seines nächsten Aufenthalts bei seiner Familie zu Gast sein wird. Nun stehen sie im Türrahmen und warten auf uns: Shamim, seine Frau Sumi, ihre Zwillingsjungs und die zwei älteren Töchter. Die älteste, zwölf Jahre alt, spricht sehr gut Englisch, besser als Shamim. Sie zeigt uns das Zimmer, in dem wir schlafen, und das dazugehörige Bad. Ohne Dusche, dafür gibt es einen Eimer mit kaltem Wasser, mit dem wir uns abspülen können.
Dann setzen wir uns ins Wohnzimmer und unterhalten uns, so gut es geht. Sumi verschwindet in der Küche, um das Mittagessen vorzubereiten. Als wir sie fragen, ob wir helfen können, werden wir nur mit verneinenden Blicken abgestraft. Das Essen ist scharf. Mir kommt es noch deutlich schärfer vor als in Indien, ich vertrage es auf jeden Fall nicht. Ob es an der Schwangerschaft liegt oder meinem erkrankten Magen-Darm-Trakt, ich weiß es nicht.
In der Zwischenzeit rufe ich bei meiner Frauenärztin in Berlin an, um zu fragen, ob ich nun zurückfliegen muss. Die Sprechstundenhilfe erklärt mir nett, dass es in einem frühen Stadium der Schwangerschaft nicht ratsam sei zu fliegen und daher auf ein paar Wochen mehr oder weniger nicht ankäme. Nur Folsäure solle ich mir besorgen.
Wir haben uns für ein Recherchestipendium beworben und es bekommen. Obwohl ich sensibler bin als sonst, will ich die Arbeit durchziehen. Auf dem Weg zu unseren Interviews warten wir in endlos erscheinenden Staus und dichten Smogwolken. Ich kenne Staus von anderen Orten auf der Welt, aber nicht so extrem wie in der Hauptstadt Bangladeschs: für eine Strecke, für die wir normalerweise fünfzehn Minuten brauchen, benötigen wir das Dreifache der Zeit. Ich habe mir Dhaka immer schon als einen Moloch vorgestellt. Doch dass es so schlimm ist, hätte ich wirklich nicht gedacht: laut, dreckig und anstrengend. David sagt, dass sich der Zustand der Stadt seit seinem letzten Besuch definitiv verschlechtert habe. Die Abgase sind so intensiv, dass wir uns beide eine Atemmaske besorgen wollen. Shamim zeigt uns, wo wir sie bekommen. Wir fragen ihn bei der Gelegenheit nach der Folsäure. David sagt, dass ich sie brauche, weil ich Vegetarierin sei. Shamim lächelt nur und überredet uns hin und wieder dazu, bei seiner Familie zu essen. Immer wieder gibt es scharfe Speisen, was mir alles andere als guttut. Aber wir wollen nicht unhöflich sein.
Für unsere Recherche reisen wir in die Sundarbans, die größten Mangrovenwälder der Welt. Sie und ihre Bewohner*innen sind vom Bau eines Kohlekraftwerks bedroht. Gerade als wir mit Betroffenen vor Ort sprechen wollen, bleibe ich im Schlamm stecken. Ich kralle mich an eine Wurzel, die aus dem Boden ragt, und meine Kräfte verlassen mich. Es sieht für die anderen wahrscheinlich so aus, als wäre ich nur ausgerutscht, aber ich habe keine Energie mehr. Ich spüre, dass dies nicht allein an der Schwangerschaft liegen kann. David hilft mir auf, stützt mich, und ich beiße die Zähne zusammen, damit wir das Treffen mit den Menschen hier nicht absagen müssen.
Es ist anstrengend zu stehen; wenn es möglich ist, setze ich mich. Meine Kleidung ist inzwischen von grauem Schlamm bedeckt, aber das stört mich nicht, ich habe andere Sorgen. Ich bin kraftlos, alles dreht sich, meine Magenkrämpfe werden schlimmer, steigern sich ins Unerträgliche.
Mir ist klar, dass ich die Reise abbrechen, mir schnell Hilfe suchen muss. Hier gibt es kein gutes Krankenhaus. Ich muss zurück nach Dhaka. Die beste Option ist der Zug, auch wenn das bedeutet, mindestens sieben Stunden dicht gedrängt zwischen Hunderten Menschen zu sitzen. Allein von der Vorstellung werde ich schon fast ohnmächtig.
Zum Glück bekommt David für mich ein Ticket im Schlafwagen und ich bin froh, als ich dort liege. Für sich selbst kann er leider keins ergattern und sitzt in einem normalen Waggon mit allen anderen. Er kommt immer wieder zu mir, um nach mir zu sehen, will die anderen Gäste in meinem Abteil aber auch nicht stören. Nach ein paar Stunden fragt er mich, ob er sich kurz zu mir legen kann. Er sei auch erschöpft. Kein Wunder, denn er hat unser Gepäck getragen und alles organisiert, weil ich zu schwach bin. Obwohl fast kein Platz mehr ist – das Bett im Zug ist fünfzig Zentimeter breit –, will ich ihm die Bitte natürlich nicht ausschlagen. Er klettert zu mir auf die Liege, und wir kauern uns zusammen. Bewegen ist nun nicht mehr möglich, aber das will und kann ich ohnehin nicht mehr. Ich spare all meine Kraft für den Weg vom Bahnhof zum Krankenhaus in Dhaka.
Dort werden David viele Fragen gestellt: Wo genau ich Schmerzen habe? Ob ich Allergien hätte? Er übernimmt das Antworten für mich, das kennen wir ja schon aus Indien. Vor lauter Kraftlosigkeit habe ich ohnehin seit Stunden nichts mehr gesagt. Unmittelbar bevor sie mir ein Schmerzmittel verabreichen wollen, erklärt David, dass ich womöglich schwanger sei, wonach bislang noch niemand gefragt hat.
In einem Rollstuhl werde ich auf die Etage gebracht, wo sich die Gynäkologie befindet. Bereits nach kurzer Wartezeit werde ich reingerufen. Nicht nur damit habe ich Glück, auch mit der Ärztin. Sie ist sehr sanft, macht einen Ultraschall und fragt mich dann: „Wissen Sie, was dieses Geräusch ist?“
„Nein“, antworte ich.
„Das ist der Herzschlag Ihres Kindes“, sagt sie lächelnd.
Ich zittere und breche in Tränen aus.
„Wo ist denn der Vater?“, fragt sie weiter.
„Draußen“, stottere ich immer noch unter Tränen, „ich wusste nicht, dass er mit reinkommen darf.“
„Aber klar, ich hole ihn.“
David kommt herein und sieht mich entsetzt an, weil ich nach wie vor so stark weine und kein Wort rausbringe.
„Ist alles okay? Was hat sie denn?“, fragt er.
Die Ärztin fragt auch David nach dem Geräusch. Er hat genau wie ich keine Ahnung. Seine Reaktion ist ähnlich.
Nun wissen wir, dass wir ein Kind bekommen, und liegen uns weinend in den Armen. Was wir aber immer noch nicht wissen, ist, warum es mir so schlecht geht. Allein an der Schwangerschaft kann es nicht liegen. Die Gynäkologin gibt mir ein verträgliches Schmerzmittel und schickt uns mit den besten Wünschen in eine andere Etage des Krankenhauses. Im Wartebereich sinnieren David und ich darüber, wie wir mit der Neuigkeit umgehen wollen. Ein Kind – so konkret und real war es noch nie.
Dann steht die nächste Untersuchung an. Das Ergebnis: schwere Gastritis. Ähnlich wie in Indien. Aber ich fühle, dass ich noch etwas anderes habe. Mir kommt es so vor, als ob es hier keine differenzierten Diagnosen gäbe, und ich nehme an, dass ich die erst in Deutschland bekommen werde. Zunächst kann ich nichts anderes tun, als im Krankenhaus zu bleiben und mich auch nach der Entlassung weiter zu schonen.
Wir überlegen, ob wir unsere Eltern und Freund*innen über die Schwangerschaft informieren sollen. Aber wir wollen sie nicht beunruhigen. Zumal wir annehmen, dass sie uns bitten würden, nach Deutschland zurückzukehren. Das ist auch für uns eine Überlegung, aber wir wollen unsere Arbeit zu Ende bringen. Die Tage vor der Abreise bleiben wir in einem Hotel in Dhaka. Shamim und seine Familie haben dafür zum Glück Verständnis.
Als ich wieder einigermaßen bei Kräften bin, fliegen wir zurück nach Indien. Erst für ein paar Interviews nach Kalkutta, dann zurück nach Neu-Delhi, wo wir bei unserer Ankunft vor vier Monaten bereits Amila treffen wollten. Seitdem hat sich für mich viel verändert. Vor allem dadurch, dass ich nun selbst ein Kind bekomme, hat das Treffen mit Amila, die schon in jungen Jahren aufgrund mehrfacher Vergewaltigung Mutter wurde, eine andere Bedeutung bekommen.
Aber auch in anderer Hinsicht bin ich viel sensibler. Die Geruchsempfindlichkeit macht mir besonders zu schaffen. Kein Wunder: In Indien riecht es intensiv nach einem Mix aus Curry, Zigarettenrauch, verbranntem Müll, Abgasen, Urin und Räucherstäbchen. Ich muss mich ständig übergeben. Und jedes Mal weiß ich nicht, ob es an der Schwangerschaft oder an der Magenentzündung liegt. Etwas zu essen zu finden, das ich vertrage, ist nicht leicht. Meine Kraft lässt immer mehr nach. Der Lärm und die Hektik in der indischen Hauptstadt geben mir den Rest. Für mich heißt es nur noch: durchhalten. Ich zähle die Tage bis zum Abflug und freue mich schon sehr auf die Rückkehr nach Deutschland. So sehr wie noch nie zuvor.
Trotzdem bündele ich meine restliche Energie, um Amila noch einmal zu treffen. David ist sehr skeptisch. Aber ich sage: „Ich bin nicht so viele Kilometer gereist, um jetzt meine vorerst letzte Chance zu vertun, sie zu sehen.“
Also machen wir uns noch einmal auf den Weg. Meine Aufregung steigt mit jedem Kilometer, den wir uns dem Treffpunkt nähern. Einer einfachen Busstation. Wir fahren hinein, ich entdecke Amila schon durchs Fenster und freue mich sehr. Auch sie erkennt uns sofort und läuft auf uns zu. Sie hat eine ihrer zwei Töchter dabei. Die erste Frage, die mir durch den Kopf schießt: „Hat der Vater nun auch die Töchter vergewaltigt?“ Das war beim letzten Mal, als ich beide gesehen hatte, Amilas größte Angst.
„Mir geht es viel besser, weil mein Mann erkrankt und dadurch deutlich passiver ist“, erzählt Amila.
Das beruhigt mich. Ich zeige ihr das Buch, und sie sieht es sich an. Aber da sie weder lesen noch schreiben gelernt hat, kann sie nicht viel damit anfangen. Sie ist viel entzückter von unseren anderen Geschenken. Die Auswahl war uns sehr schwergefallen, denn sie durften nicht zu viel kosten, weil das zu auffällig wäre und ihr Ärger einbringen könnte. Am Ende haben wir uns für das Nützlichste entschieden: Kleidung und Lebensmittel.
„Wann kommt ihr wieder?“, fragt Amila beim Abschied.
„Ich weiß es nicht“, antworte ich.
Auf der Busfahrt zurück geht mir vieles durch den Kopf. Ich hätte mir gewünscht, Amila mehr helfen zu können durch meine Arbeit. Wieder wird mir klar, wo der Journalismus an seine Grenzen stößt und dass ich für keine gemeinnützige Organisation arbeite. Amila versteht das nicht. Weil wir mehr Geld haben als sie, denkt sie, es wäre für uns möglich, sie regelmäßig zu besuchen. Aber ich kann natürlich nicht ständig nach Indien fliegen, um sie zu sehen. Immerhin beruhigt es mich zu wissen, wie stark sie ist. Ich erinnere mich an eine Unterhaltung mit ihr, die aus einem Pippi-Langstrumpf-Buch der schwedischen Schriftstellerin Astrid Lindgren stammen könnte. Als Pippis Freunde Annika und Tommy ihr sagen: „Der Sturm wird stärker“, antwortet sie nur: „Das macht nichts, ich auch.“ Ähnlich hat es Amila für sich selbst und ihr Leben formuliert.
Ich schaue durch die Fensterscheiben des Busses und sehe Kinder im Dreck spielen oder betteln. Abermals wird mir bewusst, dass in Indien viele Kinder sehr anders aufwachsen als in Deutschland oder andernorts. Es gibt hier viele Sachen nicht, die in den wohlhabenden Ländern selbstverständlich sind. Kinderprodukte wie Kinderwagen, Babytrage, Hochstühle, Schnuller und Windeln werden nur von der Ober- und Mittelschicht genutzt, erzählen mir indische Freund*innen. Normalerweise werden Kinder mit Stoffwindeln gewickelt, zur Not wird improvisiert, und die Windeln werden selbst gemacht. So wie auch andere Pflegeprodukte wie zum Beispiel Cremes aus Sandelholz.
„Getragen werden Babys in der Regel auf dem Arm oder in einem Schal“, erzählen mir indische Eltern. „Auch Betten werden üblicherweise später angeschafft, weil die Kinder häufig bis zum Schulalter im Elternbett schlafen.“
Stillen ist stark verbreitet, meist, bis das Kind ein Jahr alt ist. Dabei soll die Brust nicht gezeigt werden, sie wird daher mit einem Sari oder einer Dupatta verdeckt, also den typisch indischen Kleidungsstücken.
Für viele Kindersachen wird die ökonomischste Option gewählt, was häufig auch die ökologischste ist, weil nicht extra etwas angeschafft werden muss. Vieles in Indien wird mehrfach wiederverwertet. Das führt dazu, dass der Subkontinent im Vergleich zu Europa oder den USA einen deutlich besseren ökologischen Fußabdruck hat. Und das, obwohl das Thema Nachhaltigkeit dort nur für sehr wenige eine Rolle spielt.
Sich in Gruppen zu treffen, um über Kinderthemen zu sprechen, ist eher die Ausnahme, und Hebammen sind selten; Unterstützung bekommen Mütter von der Familie und von Tagesmüttern, Hausangestellten oder durch externe Optionen der Kinderbetreuung. Auch das natürlich nur, wenn sie es sich leisten können.
„Die Landbevölkerung hat oft nicht einmal das Geld, um ihre Kinder im Krankenhaus zu gebären“, so Madhulika, eine indische Bekannte. „Deshalb ist eine Hausgeburt in Indien meist ein Zeichen von Armut.“ Manchen Familien geht es so schlecht, dass die Mütter unmittelbar nach der Geburt wieder arbeiten müssen. Und ihre Kinder auch, sobald sie irgendwie in der Lage dazu sind.
Mutterschutz besteht in der Regel nur wenige Tage vor dem Entbindungstermin. Auf dem Land sind es nur wenige Stunden. Der Zeitraum wird wie die Elternzeit vom Arbeitgeber festgelegt. Letztere ist in der Regel unbezahlt und beträgt maximal neun Monate. Für Väter noch deutlich weniger. Sie hören traditionellerweise nicht auf zu arbeiten für die Kinder.
„Gewöhnlich machen Väter Hausaufgaben oder spielen kurz mit den Kindern, für alles andere ist meistens die Mutter zuständig“, erklärt mir Madhulika. „Das geht sogar so weit, dass Väter auf einigen Spielplätzen verboten sind.“
„In Indien soll der Vater abwesend, die Mutter immer präsent sein. Aber wir versuchen, diese Tradition zu ändern“, sagt Amitesh, ein indischer Bekannter. „Das ist aber gar nicht so leicht. Denn es gibt fast alle Informationen nur für Mütter – die Männer stehen außen vor. Ein Austausch ist meist nur innerhalb der Familie möglich und für diejenigen, die Zugang zum Internet haben.“
„Das Netz wird von der Ober- und Mittelschicht“, so Madhulika, die dieser selbst angehört, „häufig auch dafür genutzt, um zu zeigen, wie toll die eigenen Kinder sind.“
„Die ungebildete Bevölkerung in Indien hingegen macht sich im schlimmsten Fall gar keine Gedanken um ihre Kinder“, ergänzt Madhulika, die ihre Tochter adoptiert hat, „was auch daran liegt, dass sie häufig als finanzielle Belastung gesehen werden.“
Aufklärung wird in Indien viel zu wenig betrieben, wodurch viele Fragen tabu bleiben. Fragen, die auch ich mir derzeit stelle: Warum bin ich schwanger? Weil ich meine Gene weitergeben will? Nein. Aus biologischem Trieb? Ich glaube nicht. Aus Langeweile? Sicher nicht. Um Anerkennung zu erhalten, zum Beispiel indem ich in den sozialen Medien mit meinem Kind angebe? Auch ein klares Nein. Davon will ich mein Kind unbedingt fernhalten. Weil ich mir von meinem Kind eine bedingungslose Liebe erhoffe, die ich anders nicht bekommen kann? Nein, das setzt jedes Kind im Vorfeld schon unter wahnsinnigen Druck. Weil ich durch die Verantwortung neue Perspektiven bekomme? Ja, das finde ich interessant, aber es ist definitiv nicht meine Motivation, um Mutter zu werden. Als Ausrede, um mich nicht auf mich konzentrieren zu müssen? Nein, die Selbstreflexion ist mir zu wichtig, darauf möchte ich nicht verzichten.
Wieso denn dann? Warum bekomme ich ein Kind? Aus Liebe zu David? Oder weil ich die Schwangerschaft, wie vieles in meinem Leben, auf mich habe zukommen lassen?
Kann sein. Ich habe nicht die eine Antwort und glaube auch nicht, dass ich sie brauche. Trotzdem fühlt sich der Sprung ins kalte Wasser diesmal anders an als sonst. Intensiver und, um ehrlich zu sein, auch beängstigender – vielleicht weil ein neues Leben entstehen wird.

Katharina Finke

Über Katharina Finke

Biografie

Katharina Finke ist Autorin und freie Journalistin. Sie arbeitet für verschiedene Medien und berichtet vor allem über Nachhaltigkeits- und Menschenrechtsthemen von zahlreichen Orten auf der Welt. 2015 erschien ihr erstes Buch „Mit dem Herzen einer Tigerin“, in dem sie sich mit Gewalt gegen Frauen in...

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