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Drive my heart insane Drive my heart insane - eBook-Ausgabe

Marie L. Felice
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— Opposites attract mit einem Bad Boy in Miami
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Drive my heart insane — Inhalt

Eine Liebesgeschichte, die das Herz zum Rasen bringt. Für Leser:innen von Mercedes Ron und Simone Elkeles

„›Wie tief steckst du in der Scheiße?‹, fragte ich und beobachtete die Scheinwerfer im Rückspiegel, die uns mit rasender Geschwindigkeit verfolgten. Mein Herz klopfte schnell, der Atem ging flach. ›Verdammt tief‹, flüsterte er.“

Als die ehrgeizige Kriminologiestudentin Grace durch einen unglücklichen Zufall ins Visier der berüchtigten Gang Reyes del sur gerät, scheint ihr Schicksal besiegelt. Doch Tyler García, ein attraktives Bandenmitglied, hilft ihr in letzter Sekunde zu entkommen - und riskiert dadurch auch sein eigenes Leben. Auf der Flucht aus Miami durch die gefährlichen Straßen Floridas erkennen sie, dass nur ihre Zusammenarbeit die kriminellen Machenschaften der Gang stoppen kann. Zwischen illegalen Autorennen, polizeilichen Verfolgungsjagden und der ständigen Angst von den Reyes entdeckt zu werden, kommen sich die beiden näher. Und es ist nicht nur die Gefahr, die Graces Herz schneller schlagen lässt. Können sie und Tyler ihre Unterschiede überwinden und gemeinsam überleben?

€ 19,00 [D], € 19,60 [A]
Erscheint am 01.08.2025
380 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-50883-4
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€ 4,99 [D], € 4,99 [A]
Erscheint am 01.08.2025
384 Seiten
EAN 978-3-377-90259-7
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Leseprobe zu „Drive my heart insane“

Kapitel 1
Tyler

Nur noch fünfhundert Meter.

Fünfhundert Meter, bis ich diesen messerscharfen Blick in meinem Rücken nicht mehr spüren musste, der mich immer und überall fand. Sie hatten mich ausfindig gemacht, vierzig Meilen von Fort Lauderdale entfernt. Denn sie besaßen ihre Augen und Ohren überall. Auch im Süden Miamis.

Mein Herz klopfte schneller, als ich um die nächste Straßenecke bog. Ich wollte keine Aufmerksamkeit erregen und hielt meinen gleichmäßigen Schritt, während ich Wohnhäuser und Einfahrten passierte. Wahrscheinlich gehörte er zu den Black [...]

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Kapitel 1
Tyler

Nur noch fünfhundert Meter.

Fünfhundert Meter, bis ich diesen messerscharfen Blick in meinem Rücken nicht mehr spüren musste, der mich immer und überall fand. Sie hatten mich ausfindig gemacht, vierzig Meilen von Fort Lauderdale entfernt. Denn sie besaßen ihre Augen und Ohren überall. Auch im Süden Miamis.

Mein Herz klopfte schneller, als ich um die nächste Straßenecke bog. Ich wollte keine Aufmerksamkeit erregen und hielt meinen gleichmäßigen Schritt, während ich Wohnhäuser und Einfahrten passierte. Wahrscheinlich gehörte er zu den Black Dawgs, war ein verbündeter Späher von Raúls Leuten. Die Goldkette mit dem verschlungenen Ornament-Anhänger hatte ihn verraten. Und ich betete inständig, dass er keine Waffe bei sich trug. Denn alles, was sie kannten, war pure blutige Gewalt.

Mit schweißnassen Händen erreichte ich die letzte Hauptstraße vor meinem Ziel. Die University of Miami. Als kein Auto in Sicht war, überquerte ich die Fahrbahn und steuerte auf das Dickicht zu. Zweige kratzten über meine nackten Arme, und beinahe blieb ich mit meiner Hose an den Dornen eines Busches hängen. Fluchend riss ich mich los und sprang über die hüfthohe Mauer, bis ich auf dem Parkplatz landete. Und jetzt nichts wie weg.

Mit einem kurzen Schulterblick prüfte ich, ob ich den unbekannten Verfolger abgehängt hatte. Dann marschierte ich vorbei an den parkenden Autos und bog hinter dem nächsten Gebäude ab.

Dieses Unileben war wie ein anderes Universum. Palmenblätter raschelten im Wind, es roch nach frisch gemähtem Gras, und verschiedenste Sprachen von international Studierenden flogen an mir vorbei. Hinter hohen bodentiefen Fenstern lernten Studenten an Schreibtischen mit aufgeschlagenen Büchern und Collegeblocks vor ihren Nasen. Andere tippten konzentriert etwas in ihre Laptops. Mein Leben hätte auch so unbeschwert sein können, dass meine größte Sorge gewesen wäre, die nächste Prüfung zu bestehen. Aber dieses sorgenfreie Leben hatte ich schon mit fünfzehn aufgegeben. Durch eine falsche Entscheidung. Für die ich bis heute büßen musste.

Im Gehen zog ich meinen Hoodie aus dem Rucksack und streifte ihn mir umständlich über den Kopf. Mein Basecap zog ich mir tief ins Gesicht. Bei siebenundzwanzig Grad nicht gerade das angenehmste Outfit. Aber ich hatte die Hoffnung, dass der Kleidertausch es für meinen Verfolger schwerer machte, mich wiederzuerkennen. Dann bog ich um die Hausecke und erreichte einen weitläufigen Platz, auf dem sich pfirsichfarbene Sonnenschirme aneinanderreihten. Darunter saßen Studierende an runden Metalltischen und unterhielten sich beim Mittagessen. In der Mitte plätscherte ein Springbrunnen vor sich hin. Das hier musste der Hauptcampus sein. Suchend ließ ich meinen Blick über die Fakultäten wandern, versuchte etwas von den Google-Bildern wiederzuerkennen. Dabei sprang mir ein Gebäude ins Auge, dessen Eingang von antik aussehenden Säulen aus Sandstein gestützt wurde. Das musste es sein, mein Ziel. Als ich näher trat, erkannte ich die in der Wand eingelassenen Buchstaben. Institut für Kriminologie. Endlich.

Noch einmal sah ich mich prüfend um. Dann zog ich die schwere Tür auf und verschwand im kühlen Flur, in dem es nach Beton und sauberen Fliesen roch.

Meine Lunge fühlte sich eng an, denn ich wusste, dass ich nicht mehr dem nachgehen konnte, weswegen ich hergekommen war. Das Risiko war zu groß, erwischt zu werden. Aber ich sollte mich schleunigst verstecken. An einem Ort, an dem mich der Späher nicht vermutete.

Ohne darüber nachzudenken, stieg ich die Treppenstufen ins nächste Stockwerk hinauf und marschierte geradewegs auf den nächsten Hörsaal zu. Auf einem Bildschirm neben dem Eingang leuchtete der Titel der aktuellen Vorlesung, die schon seit fünfzehn Minuten im Gange war. Theorien der Kriminalistik und Kriminologie. Na, wenn das mal nicht ein Volltreffer war. Mit klopfendem Herzen und flachem Atem legte ich die Hand an die Metallklinke und drückte sie nach unten.

Eine ältere Herrenstimme schallte mir entgegen. So lautlos wie möglich zog ich die Tür hinter mir zu und setzte einen Fuß vor den anderen. Der bereits ergraute Dozent in weißem, gebügeltem Hemd und Anzughose stand auf einer kleinen Erhebung am Ende des langen, fensterlosen Raumes. Hinter ihm erstreckte sich eine überdimensionale PowerPoint-Folie, die ein Beamer auf die Wand projizierte. In den amphitheaterähnlichen Reihen davor saßen vereinzelt Studenten, die aufmerksam zuhörten und sich Notizen machten.

Ich visierte einen der Sitze in der hintersten Reihe an, die ansonsten vollkommen leer war. Von hier aus würde mich niemand bemerken und ich könnte mich heimlich herausschleichen, sobald die Gefahr vorbei war.

Gerade als sich meine Hand um die gepolsterte Stuhllehne legte, erhob der Dozent seine Stimme.

„Entschuldigung“, dröhnte es durch den Lautsprecher. „Sie da oben!“

Überrascht sah ich auf und blickte geradewegs in alte strenge Augen. Fuck.

„Ja, genau Sie“, wiederholte er. Zwischen seinen Brauen hatte sich eine tiefe Falte gebildet. „Wenn Sie schon zu spät zur Vorlesung kommen, setzen Sie sich bitte nach vorne, damit Sie noch etwas vom Stoff mitbekommen, ja?“ Er deutete mit einer ausladenden Bewegung auf einen Sitz vor sich. „Das heutige Thema ist von besonderer Relevanz.“

Ich sah ihn regungslos an, fühlte mich ertappt. Das konnte jetzt nicht sein Ernst sein. Behaupteten nicht alle, dass man an der Universität so anonym war?

Kurz überlegte ich mich trotzdem auf den hinteren Platz zu setzen. Was kümmerte es mich schon, was dieser Mann über mich dachte? Aber ich wollte nicht unnötig Aufmerksamkeit erregen oder gar aus der Vorlesung geschmissen werden. Also nickte ich stattdessen und setzte widerwillig einen Schritt nach dem anderen die Treppenstufen hinunter. Die Blicke der anderen Teilnehmenden folgten mir. In einer der mittleren Reihen ließ ich mich, mit zwei Sitzen Abstand, neben einem Typen nieder, der gerade etwas in seinen Collegeblock kritzelte.

„Und nehmen Sie sich was zum Schreiben heraus“, fügte der Professor an mich gewandt hinzu. „Heute werden Sie einiges notieren müssen.“

Auch das noch. Warum genau hatte ich gedacht, dass es eine gute Idee war, mich hier reinzusetzen?

Mit zusammengepressten Zähnen rüttelte ich am Reißverschluss meines Rucksacks, um irgendeine Attrappe zu finden, die mich wie einen Studenten aussehen ließe. Jedoch fand ich nur einen Kassenbon meines letzten Tankbesuchs. Kein Notizbuch, keinen Laptop, keinen Stift. So einen Mist brauchte ich sonst auch nicht. Seufzend ließ ich meinen Rucksack wieder fallen.

Während der Dozent eine Folie weiterklickte und seinen Vortrag fortsetzte, flogen meine Augen wieder zum Typen neben mir. Mit seinem weiten Balenciaga-Shirt und den perfekt sitzenden Locken sah er aus wie jemand, der auf TikTok Mädels den Kopf verdrehte. Er hatte eine Federtasche vor sich liegen, aus der Kugelschreiber und Fineliner in unterschiedlichsten Farben hervorlugten.

„Psst“, machte ich, sodass er fragend aufschaute. „Schieb mir mal ’n Stift rüber.“

Der Lockenkopf schaute skeptisch zum Kassenbon, den ich mit der unbedruckten Rückseite vor mir ausgebreitet hatte. Wahrscheinlich hielt er mich für den unfähigsten Studenten der Zeitgeschichte oder hatte einfach nur Mitleid mit mir. Wortlos reichte er mir einen Kugelschreiber.

„Danke.“ Ich sah wieder nach vorn auf die Präsentationsfolie.

Geschichte der Kriminalistik in Florida stand in der Überschrift. Immerhin ein halbwegs interessantes Thema. Keine Ahnung, was ich jemals studiert hätte, wenn ich die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Vielleicht Maschinenbau, um ein Ingenieur für Cadillac oder Dodge zu werden. So wie es sich meine Mom immer für mich gewünscht hatte. Innerlich wollte ich auflachen: ich und studieren.

Unruhig wippte der Stift in meiner Hand auf und ab. Insgeheim betete ich, dass der Black Dawg nicht die Hörsäle ablief. Sonst hätte ich ein ernsthaftes Problem.

„Und genau deswegen ist Ihre zukünftige Arbeit so wichtig, meine Damen und Herren.“ Der Dozent spazierte melodramatisch über die Bühne und musterte jeden Einzelnen von uns. „Wie sieht es aus? Hat jemand von Ihnen einen Lösungsansatz, wie die Kriminalität in Florida zurückgehen könnte?“

Für einen Augenblick erwiderte niemand etwas, dann meldete sich der Lockenkopf neben mir.

„Bitte“, forderte der Dozent ihn auf.

„Professor Wellington, ich denke, dass die Nähe zu Südamerika in unserem Bundesstaat das Problem ist. Genau wie in Kalifornien die Nähe zu Mexiko, verstärkt es den illegalen Drogen- und sogar Menschenhandel. Drogen der Kartelle aus dem Ausland erreichen uns auf schnellstem Wege über die Häfen. Man könnte die Kriminalität in Florida durch strengere Grenzkontrollen eindämmen.“

Der Dozent dachte über seine Antwort nach. „Ein guter Ansatz von Ihnen. Grenzkontrollen könnten vorübergehend Drogenkriminalität senken, doch die Kartelle finden andere Wege, ihre Geschäfte fortzusetzen. Es findet eine Verschiebung der Kriminalität statt auf andere weniger überwachte Orte oder gar andere Transportwege. Ein umstrittenes Thema, dem wir uns in der nächsten Vorlesung widmen werden. Gibt es andere Vorschläge?“

In der Reihe vor mir meldete sich ein Mädchen mit rotgoldenen Haaren, die glänzend lang über ihre schmalen Schultern fielen. Sie saß in einem beige-braun karierten Blazer mit dem Rücken zu mir gewandt. Mehrere ausgedruckte Zettel lagen vor ihr, in denen Klebezettel hafteten und Worte mit einem leuchtend grünen Textmarker hervorgehoben waren.

„Zunächst einmal, müssen die Waffengesetze verschärft werden“, antwortete sie. „Wenn der Zugang weiterhin so einfach bleibt, wird sich keine Reduzierung von Schießereien und Waffengewalt zeigen. Aber viel wichtiger ist es, an der Wurzel des Problems anzusetzen und die Prävention zu fördern. Armut bekämpfen, die Arbeitslosigkeit senken und mehr Zugang zu Bildung schaffen, damit …“

Den Rest hörte ich nicht mehr. Denn während ich immer noch neugierig die Zettel auf ihrem Tisch studierte, ließ mich etwas stutzig werden. Ein ausgedrucktes Schwarz-Weiß-Foto schaute dazwischen hervor. Und wenn ich mich nicht täuschte, war das darauf ein Phantombild von Kian?! Was zum …?!

„Danke, das ist genau das, was ich hören wollte.“

Unwillkürlich blieb mein Blick an dem Mädchen hängen, das sich nun zufrieden zurücklehnte. Wahrscheinlich gehörte sie zu der Sorte Studentinnen, die ihr Studium viel zu ernst nahmen. Aber warum, zur Hölle, hatte sie ein ausgedrucktes Fahndungsfoto von Kian in ihren Unterlagen?

Ich rutschte zur Seite, um einen besseren Blick auf ihre Notizen zu erhaschen, doch gerade in diesem Moment, schob sie die Blätter zusammen und positionierte den Stapel sorgfältig vor sich.

Es dauerte noch eine ganze Stunde, bis die Vorlesung vorbei war. Seufzend schob ich meine fragwürdigen Scheinnotizen auf dem Kassenbon wieder in die Untiefen meines Rucksacks. Papierrascheln und das Zippen von Reißverschlüssen erfüllten den Raum, als die Studenten um mich herum aufstanden und den Hörsaal verließen. Auch das Mädchen vor mir erhob sich, nahm ein Blatt von ihrem Tisch und ging auf das Pult des Professors zu, der gerade dabei war, die Technik abzubauen. Nun konnte ich einen ungehinderten Blick auf ihre ausgebreiteten Unterlagen werfen. Ich lehnte mich nach vorn und kniff die Augen zusammen, um das Geschriebene besser erkennen zu können. Entstehung und Verbreitung organisierter Kriminalität in Fort Lauderdale – politische Lösungsansätze am Fallbeispiel der Straßengang Reyes del sur.

Ich hielt den Atem an. Also hatte ich mich doch nicht getäuscht. Sie schrieb über uns.

Shit.

Warum gerade wir?

Und was wusste diese Studentin über uns?

Wieder sah ich zu der Rothaarigen und dem Dozenten, die vertieft in seinen Laptop schauten und über irgendetwas diskutierten. Das war meine Chance. Von der Uni suspendieren konnten sie mich nicht, ebenso wenig wie anzeigen. Ich würde aus der Stadt verschwunden sein, bevor mir irgendjemand etwas anhängen konnte.

Der Typ neben mir, der mir seinen Kugelschreiber geborgt hatte, war bereits aus dem Hörsaal verschwunden und hatte offensichtlich vergessen, dass ich ihm noch etwas schuldig war. Zu meinem Glück. Absichtlich ließ ich den Kugelschreiber über die Tischkante fallen, sodass er mit einem klick! in der Reihe vor mir auf dem Boden landete. Direkt unter dem Tisch der Studentin. Perfekt.

Ich nahm meinen Rucksack und umrundete die Sitze, bis ich ihren Platz erreichte. Erneut linste ich zu den beiden nach vorne, doch sie beachteten mich nicht. Also zückte ich mein Handy aus der Tasche meiner Shorts und fotografierte die erste Seite ihrer Papiere ab. Dann wendete ich das Blatt geräuschlos und fotografierte Seite zwei. Seite drei, Seite vier.

Als ich Blatt fünf zur Hand nehmen wollte und prüfend aufblickte, durchbohrten mich die Augen der Studentin. Fuck.

Mit zusammengezogenen Brauen kam sie auf mich zumarschiert, während der Dozent sich wieder seiner Technik zuwandte.

„Kann man dir helfen?“, fuhr sie mich an.

Ich tat so, als rückte ich ihre Unterlagen zurecht.

„Sorry, ich wollte nur meinen Stift aufheben und hab dabei deine Blätter auf den Boden geworfen“, erklärte ich beiläufig. „Hab’ sie wieder hingelegt.“

Als sie mich erreichte, wanderten ihre Augen misstrauisch zu dem Handy in meiner Hand. Sie kaufte mir die Antwort eindeutig nicht ab. „Du hast das gerade nicht abfotografiert, oder?“

„Warum sollte ich etwas über…“ Ich tat so, als läse ich den Titel zum ersten Mal. „Entstehung und Verbreitung organisierter Kriminalität in Fort Lauderdale abfotografieren?“

„Vielleicht weil du noch nach einem Thema für deine Masterarbeit suchst?“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. Dabei versuchte ich nicht auf das hübsche Dekolleté zu achten, das sich mir einladend entgegenschob. Ihre Augen sprühten so giftige Funken wie die matchagrüne Farbe ihrer Iris. Blasse Haut, rosige Wangen, übersät von Sommersprossen, leicht gerötete Lippen. Eigentlich fand ich die Rothaarige ganz süß, auch, wenn sie mich gerade erbost ansah.

Ich stieß einen verächtlichen Laut aus. „Ich habe bereits ein Thema. Und so gut ist deins nun auch nicht, um es kopieren zu wollen.“

Sie verengte die Augen zu Schlitzen. Jetzt hatte ich wohl ihren Stolz verletzt, nachdem sie so akribisch in der Vorlesung mitgemacht hatte.

„Und was ist dein Thema?“

Natürlich hatte ich keinen blassen Schimmer, worüber man solche Arbeiten schrieb. Aber ich war geübt darin, vorzugeben jemand zu sein, der ich nicht war.

„Tja, das wüsstest du wohl gern.“ Ich wollte mich an ihr vorbeidrängen, doch sie stellte sich mir in den Weg. Düster sah ich auf sie herab.

„Offensichtlich hast du keinerlei Ahnung, wovon du sprichst.“

Am liebsten wollte ich die Augen verdrehen und sie einfach beiseiteschieben. Ich hatte keinen Nerv dazu mit ihr zu diskutieren, in der Zeit, in der ich anderen Dingen auf den Grund gehen wollte.

„Na schön“, sagte ich gespielt seufzend. „Rekrutierung von Gangmitgliedern auf den Straßen Floridas – Gefahren für Kinder und Jugendliche.“

Etwas stolz und selbstzufrieden sah ich sie an. In ihrer Miene regte sich nichts, doch ich hoffte, dass sie mir den Titel abkaufte.

„Ich habe dich hier noch nie gesehen“, stellte sie fest, ohne mich aus den Augen zu lassen.

„Bin viel unterwegs“, entgegnete ich. „Und sitze – anders als du – immer in der letzten Reihe.“

Ich spürte ihre beleidigte, hitzige Energie, doch sie erwiderte nichts, schien mit sich zu ringen.

Das machte es zu einem leichten Spiel für mich.

„Wenn du mich jetzt entschuldigst.“ Demonstrativ hielt ich meinen neuen Kugelschreiber hoch. „Ich muss jetzt weiter zur nächsten Vorlesung.“

Sie trat immer noch nicht zur Seite, wie ein schlecht gelaunter Türsteher, der mich nicht in den Nachtclub lassen wollte, weil ich nicht den bescheuerten Dresscode erfüllte. „Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens?“

„Nein, Spanisch, zweites Wahlfach“, log ich und drängte mich zwischen der Studentin und der engen Sitzreihe vorbei. Dabei streifte meine Hüfte ihr Becken.

Ihr Mund öffnete sich empört, doch ich war schneller.

„Bis zur nächsten Vorlesung“, verabschiedete ich mich.

„Warte!“, rief sie mir hinterher, doch ich schaute nicht zurück und beschleunigte meinen Schritt.

Nichts wie raus hier.

Ihren Blick spürte ich noch bis zur Tür auf mir. Bohrend und eiskalt. Ein Gefühl, das mich wirklich immer begleitete.



Kapitel 2
Grace

Ich wusste ganz genau, dass der Typ mit dem unschuldig aufgesetzten Hundeblick Fotos von meiner Masterthesis gemacht hatte.

Knielange olivgrüne Cargoshorts, übergroßer schwarzer Hoodie mit Aufdruck des Miami Heat Basketballteams. Dunkles kurzes Haar, das an den Seiten kürzer zulief, tiefdunkelbraune Augen, vielleicht eins achtzig groß, Under Armour-Rucksack. Sein Äußeres brannte sich messerscharf in mein Gedächtnis ein.

Wie erstarrt schaute ich ihm hinterher. Ich wollte ihm hinterherrennen und ihn stellen, doch meine Beine waren wie angefroren. Diese blöde Feigheit würde ich nie loswerden, wenn es wirklich darauf ankam.

Er drückte die schwere Eingangstür auf und verschwand dahinter, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Ich presste die Zähne so fest aufeinander, dass es wehtat.

Weg war sie. Die Chance, einen Betrüger auffliegen zu lassen. In mir brodelte es.

Wenn ich diesen Idioten noch einmal vors Gesicht bekam, würde ich ihn nicht so leicht davonkommen lassen. Das nahm ich mir fest vor.

„Fuck“, stieß ich aus und schlug mein Heft auf den Holztisch. Warum hatte ich ihn nicht dazu aufgefordert die Bilder sofort zu löschen? Wieso war ich nicht standhaft geblieben?

Weil ich nicht taff genug war.

Die Realität traf mich hart und packte mein weiches, sensibles Herz. Denn mein Traum war vielleicht nichts als nur eine mutige Vorstellung von mir selbst. Wahrscheinlich würde ich niemals einen Job an der Front der Strafverfolgung bekommen, wenn ich weiterhin so feige war. Auch der beste Studienabschluss könnte mir nicht weiterhelfen. Aus mir würde wohl nie eine Ermittlerin werden. Vielleicht sollte ich wirklich in der Kriminalanalyse oder in der Forschung bleiben, und im Hintergrund ermitteln …

Professor Wellington sah fragend durch seine randlose Brille auf. „Alles in Ordnung bei Ihnen, Ms. West?“

„Ja“, erwiderte ich so unbeschwert wie möglich. Ich wollte nicht von meinem Dozenten darüber belehrt werden, wie unglaublich fahrlässig es war, sensible Unterlagen rumliegen zu lassen. Im Prinzip war es mein Fehler, dass der Typ sich Zugang zu der Arbeit verschafft hatte, an der ich bereits Wochen und Monate arbeitete. Wer weiß, was er jetzt mit diesen Informationen anstellte.

„Wie Sie meinen“, antwortete Professor Wellington und nickte noch einmal zum Abschied. „Dann bis nächste Woche.“ Er nahm seine Aktentasche und verließ den Raum über den Seiteneingang.

Schwer ausatmend packte ich meine Sachen zusammen, warf mir meinen Rucksack über die Schulter und stapfte als Letzte aus dem Hörsaal. Vielleicht war meine Gelegenheit auch noch nicht verpufft, und der Idiot schwirrte hier irgendwo herum. Ein kleiner Funke der Hoffnung flammte in mir auf. Und dann könnte ich mir beweisen, dass ich nicht zu verweichlicht war, einen Kleinkriminellen zu stellen. Wenn auch nur sehr kleinkriminell.

Meine Schritte beschleunigten sich im Flur des Institutsgebäudes. Ich warf einen Blick auf die roségoldene Smartwatch an meinem Handgelenk. Elf Uhr fünfundvierzig. Eine Zeit, in der die Vorlesungen und Seminare endeten. Studenten strömten aus den Räumen und erschwerten mir die Sicht auf mein Ziel. Aufmerksam scannte ich jedes Gesicht ab, das an mir vorbeiflog, doch ich konnte den Idioten im Basketball-Hoodie nicht mehr ausfindig machen. Mist.

Kurz entschlossen verließ ich das Institutsgebäude und trat auf den Campus. Draußen herrschte die erdrückende, schwere Septemberhitze Miamis, und die Mittagssonne stand so hoch am Himmel, dass ich eine Hand an die Stirn legen musste, um etwas zu erkennen. Es roch nach Salzwasserluft, heißem Betonboden, und ein Windhauch wehte Essensduft aus der Kantine zu mir herüber. Studenten unterhielten sich über ihre letzte Vorlesung und zwei Universitätsmitarbeiter leerten gerade die Mülleimer aus.

Etwas berührte mich am Arm, und ich zuckte erschrocken zusammen.

Als ich mich umdrehte, schaute ich in die strahlenden Augen meiner Freundin Sienna. Ihre honigblond gewellten Haare lagen in einem Zopf zusammengebunden, sodass ihre markanten Gesichtszüge und hohen Wangenknochen zur Geltung kamen. Als sie mein erschrockenes Gesicht sah, legte sie sich entschuldigend eine Hand aufs Herz.

„Sorry“, sagte sie schnell. „Ich wollte dich nicht überfallen.“

Erleichtert atmete ich auf und begrüßte sie mit einer kurzen Umarmung. „Du bist’s, zum Glück. Ich dachte schon, du wärst meine eigenartige Begegnung von vorhin.“

„Eigenartige Begegnung?“ Eine volle, fein gekämmte Augenbraue wanderte in die Höhe.

„An dir ist nicht zufällig ein Typ mit dunklen Haaren, olivgrünen Shorts und schwarzem Miami Heat Hoodie vorbeigelaufen?“

„Darauf habe ich nicht geachtet. Wieso?“

„Irgendjemand, den ich noch nie zuvor gesehen habe, saß eben in unserer Vorlesung.“ Wieder wanderte mein Blick über den Campus. „Am Ende der Stunde bin ich nach vorne zum Professor gegangen, um ihn was zu meiner Masterarbeit zu fragen. Und als ich später zu meinem Platz gehen wollte, hat dieser fremde Typ einfach Bilder von meiner Thesis gemacht!“ Meine Stimme schwang eine Oktave höher.

Jetzt, wo ich es laut aussprach, bekam ich wieder einen leichten Anflug von Panik. Ob er es abschreiben und als seine eigene Arbeit einreichen wollte? Mein Herz klopfte schneller. Es steckten so viele Nerven und Hunderte von Stunden in diesen Seiten. Und es hing so viel von diesem Ergebnis ab. Es entschied zum Teil über meine Karriere, auf die ich jahrelang hinarbeitete. Schließlich war da dieses Jobangebot von der Miami Police als Kriminalanalystin, was ich nach dem Praktikum mündlich zugesichert bekommen hatte. Wenn ich wollte, durfte ich vielleicht sogar die Polizeiausbildung starten und mich mit den Jahren zur Ermittlerin hocharbeiten. Es waren zwei vielversprechende Optionen. Und ich würde nicht zulassen, dass dieser Fremde sie sich zu eigen machte!

Siennas azurblaue Augen weiteten sich. „Bitte, was? Denkst du, er studiert mit dir?“

Unschlüssig wiegte ich den Kopf hin und her. „Zumindest nicht Kriminologie. Er hätte mir schon mal irgendwo begegnet sein müssen.“

„Und was hast du gemacht?“

„Das ist es ja: Nichts“, stöhnte ich frustriert und wünschte, ich hätte eine andere Antwort geben können. „Ich habe ihn darauf angesprochen, er hat sich rausgeredet und ist einfach abgehauen.“ Es klang selbst in meinen Ohren irgendwie lahm. Studierte ich überhaupt das Richtige?

„Du hättest ihn direkt beim Professor melden müssen!“

„Ich weiß, ich weiß“, sagte ich seufzend. „Irgendwie bin ich in eine Art Schockstarre gefallen.“

Sienna seufzte, während wir uns langsam wieder in Bewegung setzten. „Was für ein dreister Typ. Vielleicht haben wir Glück und begegnen ihm auf unserem Weg zur Bib, und dann machen wir ihm die Hölle heiß.“

Jeden Dienstag trafen wir uns nach unseren Vorlesungen, um gemeinsam produktiv zu sein. Sienna studierte Jura im vorletzten Semester. Durch ein paar überschneidende Module in meinem Bachelor hatten wir uns kennengelernt und herausgefunden, wie gut wir zusammen lernen konnten. Auch, wenn wir uns dabei nur gegenseitig mit unserer Anwesenheit unterstützten. Was mir gerade sehr gelegen kam, um mich von dem Vorfall eben abzulenken. Immerhin musste ich in sechs Wochen meine Thesis abgeben.

In der Bibliothek fanden wir zwei freie Arbeitsplätze an einem Fenster mit Ausblick auf den Campus und den Lake Osceloa. Auf der anderen Seite des künstlich angelegten Sees säumten sich Palmen, dahinter ragten die Studentenwohnheime in die Höhe. Es roch nach Büchern und Teppichboden. Über uns brummte ein Ventilator an der Decke und fächerte uns angenehm frische Luft zu.

Sienna lehnte sich zu mir herüber. „Kommst du eigentlich heute Abend zum Training, oder tut deine Schulter noch weh?“

„Es geht wieder nach der Woche Pause“, antwortete ich mit gesenkter Stimme und fasste mir automatisch an die Stelle, die letzte Woche noch höllisch geschmerzt hatte. In unserem Krav Maga Kurs, zu dem Sienna und ich schon seit über zwei Jahren gingen, hatte sie mich als meine Trainingspartnerin versehentlich an der Schulter zu Boden gezogen. Aber das gehörte zum Kampfsport eben dazu. Und solange ich damit Handgriffe und Bewegungen erlernte, die meine Selbstsicherheit erhöhten, nahm ich das gern in Kauf.

Sienna nickte. „Gut, denn ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn du wegen mir noch mehr Stunden verpassen würdest. Außerdem müsste ich sonst wieder mit Timothy trainieren, der mich aus Versehen gern auch mal woanders trifft.“

„Bloß nicht!“ Ich verzog das Gesicht. „Kommst du nach dem Training mit in die Sportsbar?“

„Hm, eigentlich muss ich lernen … Gehst du?“

„Ich war ewig nicht mehr bei unserem monatlichen Treffen, also denke schon.“

Sienna wackelte mit den Augenbrauen. „Vielleicht kannst du mehr über unseren neuen heißen Trainer erfahren und mir berichten.“

Ein Kichern entfuhr mir, bevor wir uns wieder unserer Arbeit widmeten.

Ich kramte meine Overhead-Kopfhörer aus dem Rucksack hervor, die über den neuesten Liebesroman von Ana Huang und einer Dose Erdbeeren verstaut waren. Dann setzte ich sie auf und spielte die Regengeräusche auf dem Handy ab, bevor ich mein Word-Dokument öffnete. Gründlich las ich den letzten Absatz, den ich geschrieben hatte, doch auch mit einem frischen Blick auf die Worte, fiel mir nicht ein, wie ich den Text fortsetzen konnte. Ich hatte mich festgefahren, denn die bestehende Literatur gab nicht genug der Informationen her, die ich benötigte.

Sie müssen sich mehr auf das Wesentliche konzentrieren, Ms. West, hatte Professor Wellington nach der Vorlesung zu mir gesagt. Fokussieren Sie sich mehr auf die Gang, die Sie als Fallbeispiel ausgewählt haben. Vielleicht sollten Sie in Betracht ziehen, die Methode von einer literaturbasierten Arbeit auf eine empirische umzuschwenken und Interviews, Umfragen und mündliche Primärquellen zu verwenden. Sie könnten Gespräche mit Polizeibeamten führen oder in einem gesicherten Rahmen mit Sozialarbeitern und ehemaligen oder Angehörigen von Gangmitgliedern.

Innerlich wollte ich auflachen. Als wenn ich einfach so meine halbe Thesis umschreiben und schnell noch jemanden für ein Interview finden könnte, der mir Einblicke in Gangstrukturen, deren Verbreitung und organisierte Kriminalität gab, aus denen ich dann Lösungsansätze und Theorien entwickeln konnte. Ich könnte höchstens die Polizei aus Fort Lauderdale kontaktieren. Vielleicht hatten sie einen Experten unter sich, der bereit war, mir weiterzuhelfen.

Mit der Maus klickte ich auf den Google-Button, dann tippte ich die verantwortliche Polizeistation in die Suchleiste ein und verfasste eine E-Mail, in der ich Informationen, ein mögliches Interview und Statistiken für eine Datenverarbeitung anfragte.

Bevor ich weiter über das Schreiben nachdenken konnte, fehlte mir noch einiges an Recherche. Vielleicht gab es aktuelle Vorfälle, die ich in die Arbeit mit einbeziehen konnte. Also gab ich als Nächstes Kriminalität Fort Lauderdale ein. Einige Artikel waren schon etwas älter.

Schießerei mit fünf Todesopfern.

Zahl der Autodiebstähle nimmt wieder zu.

 Stadt will mehr Geld in lokale Sicherheit investieren.

Und tatsächlich gab es einen neuen Vorfall, zu dem mir sämtliche Artikel angezeigt wurden. Gerade erst vor ein paar Stunden veröffentlicht.

Unbekannte überfallen Unternehmersohn und verletzen ihn dabei schwer, las ich die Überschrift.

Eine Gruppe aus drei mutmaßlichen Tätern brach in die Villa des Geschäftsführers von MIA Logistics ein und überraschte dabei den einundzwanzigjährigen Sohn, der sich allein im Haus befand. Ein Notruf war von seiner Smartwatch ausgelöst worden. Nach Eintreffen der Polizei waren die Täter bereits geflüchtet. Das Opfer wurde mit schweren Körperverletzungen ins Krankenhaus gebracht und kämpft derzeit ums Überleben. Das Motiv der Täter ist noch ungeklärt.

 

Ein unangenehmer Schauer lief mir den Rücken herunter, während ich auf den Bericht starrte. Durch mein Studium war ich daran gewöhnt, mich mit Negativschlagzeilen auseinanderzusetzen, doch es ging mir jedes Mal unter die Haut. Besonders, wenn etwas in meiner Heimatstadt passierte. Dabei ereignete sich der Vorfall nicht mal im gefährlichen Teil der Stadt.

Vierzehn Jahre hatte ich auf der ärmeren Seite Fort Lauderdales in Angst leben müssen, bis Mom endlich Steven geheiratet hatte und wir in sein Haus in West Palm Beach ziehen konnten. Ein deutlich sichererer Ort.

Vielleicht wäre es mir ergangen wie meiner früheren Schulfreundin Ava. Als ihr Vater an Leberzirrhose starb und ihre Mutter auch endgültig dem Alkohol verfiel, wurde sie mit nur vierzehn Jahren Mitglied einer der gefährlichsten Gangs der Gegend. Ich hatte Ava vor zwei Jahren auf der Straße wiedergetroffen. Ein Wrack ihrer selbst. Der Ausdruck in ihren Augen war grau und leer gewesen. Und ich wünschte, ich hätte etwas für sie tun können. Doch war man erst einmal drinnen, kam man nicht mehr heraus. So lief das im Untergrund.

Mein Herz zog sich zusammen. Ich konnte mich so unglaublich glücklich schätzen, aus Lauderdale Lakes rausgekommen zu sein. Durch Mom und Steven. Wahrscheinlich würde ich heute nicht hier sitzen und studieren, wenn sie nicht versucht hätten, uns in Sicherheit zu bringen. Und dafür war ich ihnen jeden Tag dankbar.

Und nun saß ich hier, auf der anderen Seite. Durchstöberte wissenschaftliche Arbeiten und Blätter über die Eindämmung und Prävention von Gangkriminalität. Hatte das Privileg, mich theoretisch damit zu beschäftigen, was andere am eigenen Leib erlebten. Und wer weiß, vielleicht konnte ich wirklich etwas bewegen. Auch wenn es nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung war.

Und mit einem Mal war sie wieder da. Meine Motivation.

Eine lange Zeit im Studium hatte ich vergessen, wofür ich all das hier machte. Die schlaflosen Nächte vor dem Schreibtisch und Wochenenden, an denen ich durchweg gelernt hatte, anstatt mit meinen Freunden auszugehen. Das viele Geld, das ich in dieses Studium investiert und die unzähligen Stunden im Café, die ich dafür gearbeitet hatte.

Ich wollte den Menschen helfen, ein sicheres Leben aufzubauen. Und die Kriminalität in Florida ein für alle Mal zu verbannen.

Marie L. Felice

Über Marie L. Felice

Biografie

Marie L. Felice, geboren 1997 in einer Kleinstadt an der Ostseeküste, schrieb ihren ersten Roman mit nur zwölf Jahren in einem Nachmittagskurs in der Schule. Vier Jahre später begeisterte sie zehntausende Leser auf Wattpad mit einem romantischen Thriller, bevor sie ein Auslandsjahr als Au-pair in...

Veranstaltung
Lesung
Freitag, 22. August 2025 in Rostock
Zeit:
19:00 Uhr
Ort:
Thalia Buchhandlung,
Breite Str. 15-17
18055 Rostock
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