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Dem Dschungel entkommen

Dem Dschungel entkommen

Yossi Ghinsberg
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Überlebenskampf im Urwald Boliviens

Mit einem Vorwort von Daniel Radcliffe

„Yossi muss sich allein durch den gefährlichen Dschungel kämpfen und es wird für ihn ein harter Überlebenskampf, dessen Ausgang ungewiss ist. Und dieser Bericht ist an Spannung kaum zu überbieten, von daher lohnt es sich, mit dem Lesen durchzuhalten!“ - vonmainbergsbuechertipps.wordpress.com

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Dem Dschungel entkommen — Inhalt

Die spannende Überlebensgeschichte eines jungen Backpackers

Buch zum Film: „Jungle“ - Yossi Ghinsburgs packender Überlebenskampf mit Daniel Radcliff in der Hauptrolle
Auf seiner Reise durch Bolivien trifft der Anfang zwanzigjährige Yossi Ghinsberg auf Marcus und Kevin, die wie er als Backpacker unterwegs sind. Alle drei suchen das wahre Abenteuer und entschließen sich zu einer Expedition in den Dschungel am bolivianischen Oberlauf des Amazonas. In Karl, der seit längerer Zeit im Land lebt, finden sie anscheinend den idealen Guide. Doch dessen Künste als Dschungelführer erweisen sich bald als gefährlich lückenhaft. Kevin und Yossi beschließen, alleine auf dem Rio Tuichi in die Zivilisation zurückzukehren. Durch einen furchtbaren Unfall werden auch sie getrennt. Ohne Messer und Feuerzeug, mit spärlichem, halb verfaultem Proviant beginnt Yossis verzweifelte dreiwöchige Odyssee durch die grüne Hölle.

„Wenn mich etwas an Yossi beeindruckt hat, dann seine Überzeugung, dass dieser Überlebenswille und die Kraft, die er im Regenwald abrufen konnte, in jedem von uns stecken.“ Daniel Radcliffe

€ 18,00 [D], € 18,50 [A]
Erschienen am 01.03.2017
Übersetzt von: Werner Waldhoff
320 Seiten, Klappenbroschur
EAN 978-3-492-40624-6
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Leseprobe zu „Dem Dschungel entkommen“

1. Kapitel
Im selben Boot


Wäre ich nicht zufällig in Puno über Marcus gestolpert, hätte ich vielleicht niemals Kevin kennengelernt und wäre auch Karl nie über den Weg gelaufen. Wenn ich Karl an jenem Morgen in La Paz nicht begegnet wäre, hätte Kevin vielleicht Weihnachten mit seiner Familie verbringen können, und der arme alte Marcus würde immer noch mit seiner Freundin Südamerika bereisen. Aber so sind die Dinge nun einmal nicht gelaufen.
Als ich in der peruanischen Stadt Puno ankam, schmerzte mein Knie ziemlich stark. Jeder Schritt tat schrecklich weh. [...]

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1. Kapitel
Im selben Boot


Wäre ich nicht zufällig in Puno über Marcus gestolpert, hätte ich vielleicht niemals Kevin kennengelernt und wäre auch Karl nie über den Weg gelaufen. Wenn ich Karl an jenem Morgen in La Paz nicht begegnet wäre, hätte Kevin vielleicht Weihnachten mit seiner Familie verbringen können, und der arme alte Marcus würde immer noch mit seiner Freundin Südamerika bereisen. Aber so sind die Dinge nun einmal nicht gelaufen.
Als ich in der peruanischen Stadt Puno ankam, schmerzte mein Knie ziemlich stark. Jeder Schritt tat schrecklich weh. Ein französischer Rucksacktourist, ein Muchilero, wie sie hier genannt werden, bot mir Kokablätter zum Kauen an.
„Nimm ein paar“, sagte er. „Dann fühlst du dich besser.“ Ich steckte ein paar Blätter in den Mund und zerkaute sie auf dem eigenartigen kleinen Stein, einem weiteren Geschenk des Franzosen. Der Stein fermentiert die Blätter im Mund. Ohne den Stein gibt es keine Fermentation, keinen Effekt, keinen Rausch. Alles was es bei mir bewirkte, war, dass meine Zunge und mein Gaumen taub wurden.
Am nächsten Morgen stand ich früh auf und fühlte mich tatsächlich besser. Das Boot zur Insel Taquile sollte um acht Uhr ablegen. Ich hätte zwar direkt nach Cuzco fahren können, von wo aus alle Muchileros ihre Ausflüge zur legendären Stadt Machu Picchu, der einstigen Inkastadt, begannen, aber ich zog es vor, einen kleinen Umweg zu machen und die sagenumwobene Insel zu besuchen.
Taquile erhebt sich aus dem Titicacasee, dem höchstgelegenen schiffbaren See der Welt. Die Ufer des Sees waren zwar schmutzig, doch wenn man seinen Blick auf den Horizont richtete, schaute man über das glänzende Wasser. Bergige Inseln ragten aus dem Dunst, der über dem See lag. Es war ein wundervoller Anblick.
Ich hatte keine Schwierigkeiten, die Fähre zu finden. Das heißt, eigentlich fand sie mich.
„Taquile oder Los Uros?“, fragte mich ein kleiner Junge.
„Taquile“, antwortete ich.
Er führte mich zu einem Boot, auf dem bereits mehrere Leute warteten. Es waren einige junge Deutsche und eine Gruppe französischer Jugendlicher, die im selben Hotel wohnten wie ich. Ich suchte mir einen Platz dicht am Heck und schlug ein Buch auf.
Es wurde schnell Zeit, abzulegen. Der Bootsführer, ein Indianer, streckte einen langen Stab hinaus, den er sowohl als Steuerruder als auch als Ruder benutzte, und winkte dem Jungen zu, das Seil loszumachen, das den Bug des Schiffes sicherte, und uns vom Kai abzustoßen.
„Espera, espera“, rief ein vom Laufen atemloser Muchilero und kletterte in das Boot. „Fast hätte ich es verpasst“, sagte er auf Spanisch zu dem Indio. „Gracias.“
Er setzte sich neben mich, und als ich zur Seite rückte, um ihm Platz zu machen, lächelte er mich an. „Du bist Israeli“, meinte er auf Englisch.
Ich schaute auf das Buch, das ich gerade las. Es war Albert Camus’ Ein glücklicher Tod in einer englischen Übersetzung. Ich war erstaunt. „Wie hast du das erraten?“
„Ich wusste es sofort. Ihr Israelis seid in Scharen unterwegs.“
„Ich heiße Yossi“, sagte ich.
„Freut mich, dich kennenzulernen. Ich bin Marcus. Ich bin direkt vom Bahnhof hierhergekommen. Ein Glück, dass ich das Boot noch erwischt habe. Ich hätte sonst einen ganzen Tag auf das nächste warten müssen.“
Marcus redete weiter, als wären wir alte Freunde. „Die Zugfahrt war schrecklich. Ich habe Juliaca heute früh verlassen. Es ist unmöglich, im Zug etwas zu essen zu bekommen. Ich habe keinen einzigen Bissen zu mir genommen. Hoffentlich kommen wir schnell zu der Insel. Ich sterbe vor Hunger.“
Ich holte ein Brötchen, etwas Käse und eine Apfelsine aus meinem Rucksack und bot sie ihm an.
„Danke“, sagte Marcus. „Mir ist aufgefallen, dass Israelis alles teilen, was sie haben. Ich weiß das zu schätzen.“
Er bereitete sich aus dem Brötchen und dem Käse ein Sandwich zu und aß es heißhungrig. Die Orange war sein Nachtisch.
„Ich werde es wiedergutmachen, wenn wir die Insel erreicht haben.“
„Vergiss es“, sagte ich ihm. „Ich habe gehört, dass Taquile sehr teuer sein soll. Wenn du einverstanden bist, können wir heute Abend zusammenbleiben und unser Essen teilen.“
„Abgemacht.“
Marcus wandte sich an die Deutschen und unterhielt sich lebhaft mit ihnen in ihrer Sprache. Dann redete er mit den Franzosen, auf Französisch. Er hatte ein einnehmendes Wesen, und im Nu waren wir alle miteinander bekannt, sprachen miteinander und scherzten wie er.
„Bist du ein Deutscher?“, fragte ich.
„Schweizer“, gab er zurück.
Wir hatten die Insel fast erreicht, als das Boot eine Panne hatte. Der Motor starb einfach ab. Der Bootsführer hatte die Ursache des Problems schnell herausgefunden, und in kürzester Zeit bekam er den Motor wieder zum Laufen. Marcus bemerkte jedoch, dass der Mann sich während der Reparatur den Finger verletzt hatte, und holte ein Erste-Hilfe-Set aus seinem Rucksack. Er desinfizierte den Finger des Indios und bat mich, einen Streifen Pflaster abzuschneiden. Doch nein, meine Bemühungen waren nicht präzise genug. Er nahm die Rolle selbst und schnitt einen genaueren Streifen ab – einfach so – und legte dann den Verband weiter an. Der Bootsführer dankte es ihm mit einem breiten Lächeln.
Kurze Zeit später legten wir in Taquile an. Vom Kai stiegen wir einen steilen Weg zum Dorf hinauf, der in den harten Felsen hineingeschlagen war. Je höher wir kamen, desto mehr rang ich nach Luft. Ich machte zwei Schritte und blieb stehen. Ging weiter und blieb stehen.
„Immer mit der Ruhe“, meinte Marcus aufmunternd. „Wir haben keine Eile.“
„Und was ist mit dir?“, wollte ich wissen.
„Ach, die Schweizer Alpen“, erwiderte er lächelnd. „Ich habe dort meinen Dienst abgeleistet.“
In dem Dorf suchten wir uns ein Zimmer. Es hatte Lehmwände und eine hölzerne Plattform als Bett. Wir breiteten unsere Schlafsäcke aus und bereiteten uns eine Mahlzeit zu. Marcus machte auf einem kleinen Kerosinbrenner, den er bei sich trug, Kaffee; ich teilte die Brötchen und belegte sie sorgfältig mit Käse, Zwiebeln und Tomaten. Obwohl wir uns gerade erst kennengelernt hatten und trotz der Tatsache, dass ich eigene Pläne hatte, begann Marcus eine Reise zu planen, die wir zusammen machen könnten.
„Ich habe Machu Picchu noch nicht gesehen“, erklärte ich ihm. „Ich werde deshalb nach Cuzco zurückfahren.“
„Nein, nein, komm mit mir nach La Paz“, meinte er drängend.
„Machu Picchu“, wiederholte ich, „und dann will ich durch Brasilien reisen. Ich habe vor, von Puerto Maldonado aus hinüberzufahren, das ist nicht weit von Cuzco entfernt, über den Río Madre de Dios. Er fließt durch Peru und Bolivien und mündet in den Amazonas.“
Von da aus sah mein Plan vor, dem Amazonas zu seiner Mündung nahe Belém an der Atlantikküste zu folgen. Ich zeigte ihm die Route auf der Landkarte. „Es gibt dort viele interessante Dörfer auf dem Weg, und außerdem liebe ich den Dschungel. Warum kommst du nicht mit?“
„Danke für das Angebot. Der Plan klingt großartig, nach einem richtigen Abenteuer, aber ich bin am Ende meiner Reise. Ich werde noch ein bisschen in La Paz bleiben, vielleicht ein paar kleinere Abstecher machen und möglicherweise ein paar handgemachte Jacken kaufen, die ich mit zurück in die Schweiz nehmen kann. So etwas Anspruchsvolles will ich nicht mehr unternehmen.“
Taquile war für uns anders als andere peruanische Dörfer, und es war sehr leicht, einen taquilanischen Inselbewohner von einem peruanischen Indio zu unterscheiden. Die Insulaner wirkten vornehmer, sauberer, attraktiver und gesünder. Sie kleideten sich auch anders. Sie trugen alle denselben Hut, dieselbe bestickte Weste, eine Chaleco, und weite Hosen mit einem bestickten Gürtel. Die Stickereien von Taquile sind wegen ihrer Schönheit und ihrer guten Qualität in ganz Lateinamerika berühmt und werden ausschließlich von den Männern hergestellt. Die Frauen spinnen die Wolle und färben sie.
Die Insel ist eine Art Gemeinde, besteht aus ungefähr fünfzig Familien und wird von einem Gemeinderat verwaltet. Das Leben ist ruhig. Die Männer sitzen da, sticken und tratschen, während die Frauen die Felder bestellen. Der Boden ist felsig und schwer zu bebauen, und es wächst kaum etwas außer Kartoffeln. In dem Dorf selbst gibt es einen kleinen Lebensmittelladen und zwei, drei Restaurants. In einem davon trafen Marcus und ich die Gruppe französischer Jugendlicher von dem Boot.
Sie waren zu fünft. Drei Mädchen, Dede, Annick und Jacqueline, und zwei Jungen, Jacques und Michel. Wir tranken den örtlichen Mate, einen Kräutertee, von dem es in ganz Lateinamerika zahlreiche Variationen gibt, und plauderten. Sie zogen es vor, französisch zu sprechen, und ich verstand kein Wort, aber Dede lächelte mich an, und ich lächelte zurück. Sie war ein bisschen mollig, mit einem hübschen Gesicht und kurzem Haar, das ihr ein schelmisches Aussehen verlieh. Sie lächelte wieder, und ich bat sie, sich neben mich zu setzen, und begann, auf Englisch mit ihr zu reden.
Das Abendessen war köstlich. Es gab grobkörniges Brot, für jeden zwei Eier, gebratene Kartoffeln und Yucca. Zum Nachtisch gab es noch eine Tasse Mate. Die Einheimischen glauben, dass er die Wirkung der großen Höhe lindert. Dann gingen wir nach Hause. Ein Muchilero schläft zwar beinahe jede Nacht in einem anderen Bett, aber jeder Ort, an dem er haltmacht, ist sein Zuhause.
Marcus und ich gingen zurück in unser Zimmer. Er packte seine Churango aus und stimmte sie. Die Churango ist ein kleines Musikinstrument, das einer Mandoline ähnelt, aber es wird aus dem Panzer eines Gürteltiers und Holz gemacht. Marcus spielte hervorragend, und ich hörte verzaubert zu.
„Und jetzt hör dir dieses Stück an, Yossi“, meinte er. „Ich habe es für ein Mädchen geschrieben, das ich geliebt habe. Sie hieß Monica. Sie war neun Jahre lang mit mir zusammen, und nun hat sie mich verlassen.“
„Weit, weit weg von meinem Herzen …“, begann er traurig zu singen.
Ich hatte Marcus erst vor Kurzem kennengelernt, und schon teilte er die intimsten Geheimnisse mit mir. Monica war die Liebe seines Lebens gewesen. Als sie sich kennengelernt hatten, war sie vierzehn gewesen und er fünf Jahre älter. Seitdem waren fast zehn Jahre vergangen. Marcus war Lehrer geworden, und Monica hatte studiert. Sie fand, dass er einen zu engen Horizont hatte, und hatte ihn aufgefordert, ihn zu erweitern, zum Beispiel durch Reisen. Deshalb war er nach Südamerika gereist. Aber … aus den Augen, aus dem Sinn. Als Marcus weg war, hatte sie sich in einen anderen verliebt. Das Lied war so trübselig und wurde aus einem so gebrochenen Herzen vorgetragen, dass ich selbst ganz traurig wurde.

Wir verbrachten den nächsten Tag auf Taquile mit den Franzosen. Ich mit der lächelnden Dede, Marcus mit Annick. Dann nahmen wir alle das Boot zurück nach Puno.
Der Titicacasee war stürmisch, und wir mussten Schutz in den Uros suchen. Das sind schwimmende Inseln aus Tatora-Schilf. (Thor Heyerdahl hatte sein Schiff „Ra“ aus solchem Schilf gebaut.) Schließlich schafften wir es bis nach Puno. Wir waren zwar völlig durchnässt, aber bester Laune.
In Puno ging ich wieder in mein altes Hotel, und Marcus zog bei mir ein. Erneut kochte er Tee auf seinem Kerosinbrenner.
„Also, was meinst du, Yossi? Willst du morgen wirklich nach Cuzco reisen?“, fragte er.
„Ja“, antwortete ich. „Ich habe mir schon die Abfahrtszeiten für den Morgenzug geben lassen.“
„Ich verstehe dich nicht“, wandte er ein. „Warum kommst du nicht mit nach La Paz, nur für eine Woche? Du kannst dann doch immer noch nach Peru zurückfahren.“
„Ich würde gern mitkommen, wirklich“, sagte ich. „Aber ich kann meine Pläne nicht ändern. Ich will Machu Picchu nicht verpassen, und ich habe nicht genug Geld, um mir beides anzusehen.“
Marcus wollte nicht aufgeben. „Sieh mal, Yossi. Du hast dein Essen mit mir geteilt, ohne mich überhaupt zu kennen. Jetzt möchte ich dir einen Besuch in La Paz spendieren.“ Er steckte zwei Finger in den Saum seines Hosenbeins und förderte ein paar Geldscheine zutage. Er hielt mir dreißig Dollar hin. „Bitte, nimm das Geld, Yossi. Es bedeutet mir nichts. Es ist nur dann etwas wert, wenn du es benutzt, um mitzukommen.“
„Ich kann das nicht annehmen, Marcus“, antwortete ich verlegen. „Ich weiß das zu schätzen. Ehrlich. Aber du besitzt nichts weiter als deinen Rucksack auf dem Rücken, genau wie ich, und es gibt nicht den geringsten Grund, warum ich dein Geld nehmen sollte.“
Marcus begann ein Gedicht aufzusagen. Ich erinnere mich nicht an den Namen des Dichters, aber ich werde niemals den Inhalt noch die Art vergessen, wie er es rezitierte. Es handelte von einem Mann, der von keinem etwas annehmen wollte und deshalb nie lernte, wie man schenkte.
Am nächsten Morgen saßen wir alle im Bus nach La Paz. Marcus, ich und die fünf französischen Muchileros.

Yossi Ghinsberg

Über Yossi Ghinsberg

Biografie

Ist in Israel geboren und aufgewachsen. Während seines dreijährigen Militärdienstes bei der israelischen Marine auf dem Roten Meer freundete er sich mit Beduinen der Wüste Sinais an, deren Philosophie und nomadischer Lebensstil ihn tief beeindruckten. Anschließend reiste er zwei Jahre lang als...

Daniel Radcliffe über „Jungle” - Dem Dschungel entkommen

Wenn ich ein Drehbuch lese, das angeblich auf einer wahren Geschichte basiert, dann frage ich mich automatisch: „Okay, wie viel davon ist wirklich wahr?“

Drehbuchautoren neigen dazu, jede wahre Geschichte, selbst wenn sie noch so unglaublich ist, weiter auszuschmücken, den Protagonisten Hindernisse in den Weg zu legen oder romantische Nebenhandlungen zu erfinden. Als ich das Drehbuch zu „Jungle“, der Filmversion von „Dem Dschungel entkommen“, gelesen habe, habe ich deshalb sofort gedacht: „Naja, einiges davon ist wohl überzeichnet, das kann ja gar nicht alles stimmen – so viel kann doch einer allein gar nicht durchmachen!“ Aber dann habe ich das Buch gelesen, das Sie gerade in Händen halten. Und mir ist klar geworden, dass der Drehbuchautor Justin Monjo nicht nur nicht übertrieben hat, sondern dass er sogar einige der extremeren Passagen des Buchs weggelassen hat, eben weil das Kinopublikum niemals glauben würde, dass sie so passiert sein könnten.

Es ist schier unglaublich, was Yossi Ghinsberg in den Wochen allein im Amazonas-Regenwald durchgemacht hat. Wenn man sein Buch liest, versetzt man sich unwillkürlich in seine Lage und fragt sich: „Hätte ich das auch gepackt? Wäre ich auch fähig gewesen, mich immer weiterzuschleppen?“ Natürlich würden wir das gern von uns glauben – aber mal ehrlich, wahrscheinlich hätten wir es nicht geschafft. 

Oder vielleicht doch! Yossis Geschichte ist nämlich vor allem deshalb so faszinierend, weil er absolut kein Überlebenskämpfer war. Er war kein Bear Grylls und kein Ray Mears, und er war auf solche Situationen nicht vorbereitet. Er überlebte nur dank seines Instinkts, seines Muts und seiner inneren Stärke. Ich durfte Yossi während der Dreharbeiten kennenlernen, und wenn mich etwas an ihm beeindruckt hat, dann seine Überzeugung, dass dieser Überlebenswille und die Kraft, die er im Regenwald abrufen konnte, in jedem von uns stecken. Er glaubt fest daran, dass unter den richtigen Bedingungen und mit der richtigen Einstellung jeder von uns diese Zähigkeit und diesen Willen mobilisieren und damit die schwierigsten Situationen überwinden kann. 

Auch wenn kaum jemand von uns jemals in eine derart extreme Lage geraten wird wie Yossi (hoffe ich zumindest!), ist es doch eine beruhigende Vorstellung, dass wir etwas in uns haben, das in solchen Momenten erwacht, etwas Wildes und Natürliches, das sich nie unterkriegen lässt. Damit hätten wir eine Chance. Für Yossi gab es nur diese eine Chance. Aber zum Glück brauchte er nicht mehr. 

Medien zu „Dem Dschungel entkommen“
Pressestimmen
vonmainbergsbuechertipps.wordpress.com

„Yossi muss sich allein durch den gefährlichen Dschungel kämpfen und es wird für ihn ein harter Überlebenskampf, dessen Ausgang ungewiss ist. Und dieser Bericht ist an Spannung kaum zu überbieten, von daher lohnt es sich, mit dem Lesen durchzuhalten!“

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