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Das einzig wahre Baby-Handbuch

Emily Oster
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Die ersten vier Jahre - Was an den meisten gut gemeinten Ratschlägen falsch ist und was Sie wirklich wissen müssen

„Ein Baby-Ratgeber, der Mut macht.“ - Süddeutsche Zeitung

Alle Pressestimmen (4)

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Das einzig wahre Baby-Handbuch — Inhalt

„Ein Baby-Ratgeber, der Mut macht.“ - Süddeutsche Zeitung

Frischgebackenen Eltern werden mit einer Vielzahl von gut gemeinten Ratschlägen bombardiert, sei es von Ärzten, Freunden oder im Netz. Von Anfang an müssen sie die richtigen Entscheidungen treffen rund um Füttern, Schlaf und Timing – sonst ist das Kind direkt verloren … Doch wie soll man dazu trotz chronischen Schlafmangels in der Lage sein? Mit den neuesten Zahlen und Daten zu allen wichtigen Fragen der ersten vier Lebensjahre zeigt Emily Oster, dass die gängigen Weisheiten nicht immer wahr sind. Sie entlarvt Mythen über Stillen, Schlaftraining und Spracherwerb und zeigt, was wirklich gilt.

€ 14,00 [D], € 14,40 [A]
Erschienen am 02.11.2020
Übersetzt von: Andrea Kunstmann
400 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-31664-4
Download Cover
€ 13,99 [D], € 13,99 [A]
Erschienen am 02.11.2020
Übersetzt von: Andrea Kunstmann
400 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-99735-5
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Leseprobe zu „Das einzig wahre Baby-Handbuch“

TEIL 1: Aller Anfang ist schwer


Vielleicht verläuft die Geburt Ihres Kindes genau nach Ihren Vorstellungen. Vielleicht bricht aber auch, wie eine meiner Kolleginnen es ausdrückte, „gegen Ende das Chaos aus“. Aber egal wie es letztendlich läuft, ein paar Stunden später werden Sie sich (sofern Sie in einer Klinik entbunden haben) in einem Krankenzimmer wiederfinden. Dieser Raum wird sich vom Kreißsaal oder Entbindungszimmer gar nicht so sehr unterscheiden, nur dass sich darin jetzt eine Person mehr befindet.
Man kann kaum überschätzen, wie sehr sich die [...]

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TEIL 1: Aller Anfang ist schwer


Vielleicht verläuft die Geburt Ihres Kindes genau nach Ihren Vorstellungen. Vielleicht bricht aber auch, wie eine meiner Kolleginnen es ausdrückte, „gegen Ende das Chaos aus“. Aber egal wie es letztendlich läuft, ein paar Stunden später werden Sie sich (sofern Sie in einer Klinik entbunden haben) in einem Krankenzimmer wiederfinden. Dieser Raum wird sich vom Kreißsaal oder Entbindungszimmer gar nicht so sehr unterscheiden, nur dass sich darin jetzt eine Person mehr befindet.
Man kann kaum überschätzen, wie sehr sich die Zeit vor der Geburt von der danach unterscheidet, vor allem, wenn es sich um das erste Kind handelt. Als Penelope zur Welt kam, verbrachten wir ein paar Tage im Krankenhaus. Ich trug einen Bademantel, hielt mein Kind im Arm, versuchte, es zu stillen, und während ich darauf wartete, dass es mir von diversen Untersuchungen zurückgebracht wurde, begann ich, ganz vorsichtig wieder herumzulaufen. Ich habe einige wenige präzise und spezifische Erinnerungen an diese Zeit: Jane und Dave kamen mit einem violetten Plüschbären vorbei, Aude brachte mir ein Baguette – aber insgesamt erscheint mir alles verschwommen wie ein Traum.
Über Penelopes erste Lebenstage notierte Jesse unter anderem: „Emily glotzt ununterbrochen unser Baby an.“ Er hatte recht: Selbst als ich zu schlafen versuchte, hatte ich ihr Bild vor meinen geschlossenen Augen.
An die ersten Stunden und Tage in der Klinik und die ersten Wochen zu Hause hat man häufig nur sehr vage Erinnerungen. (Vielleicht liegt das am Schlafentzug.) Man hat kaum Kontakt zu anderen Menschen (außer man bekommt unwillkommenen Verwandtenbesuch), man verlässt das Haus wenig, man schläft und isst nicht ausreichend, und außerdem ist da plötzlich ein sehr anspruchsvoller kleiner Mensch, der vorher nicht da war. Ein echter Mensch! Ein Wesen, das später mal ein Auto fahren und einen Job haben und einem vorwerfen wird, man habe ihm das Leben ruiniert, weil man es nicht mit anderen Jungs und Mädels zusammen bei Freunden übernachten ließ, wo doch alle anderen durften!
Aber während Sie rund um die Uhr Ihr Kind bewundern oder über den Sinn des Lebens nachdenken, könnten Ihnen ein paar Dinge in die Quere kommen, die Ihnen Entscheidungen abverlangen. Besser, Sie machen sich vorher darüber Gedanken, denn die Tage nach der Geburt Ihres Kindes werden nicht gerade zu Ihren hellsten Momenten gehören. Es ist vielmehr eine sehr verwirrende Phase, wozu noch die vielen sich widersprechenden Ratschläge beitragen, die Sie von professioneller Seite, von Familie und Freunden und aus dem Internet bekommen.
Im ersten Kapitel dieses Teils werden Fragen abgehandelt, die sich im Krankenhaus stellen könnten – beispielsweise zu bestimmten Behandlungen oder zu auftretenden Komplikationen. Im zweiten Kapitel geht es dann um die ersten Wochen zu Hause.
Es gibt rund um Ihr Baby viele wichtige Entscheidungen zu treffen (Stillen, Impfungen, Schlafplatz …), über die Sie sich vermutlich frühzeitig (in manchen Fällen vor der Geburt) Gedanken machen möchten. Doch da diese einen größeren Zeitraum als die ersten Wochen betreffen, habe ich sie für Teil 2 aufgehoben.


1. Die ersten drei Tage
Nach einer Vaginalgeburt verbringen Sie vermutlich zwei oder drei Tage in der Klinik. Nach einem Kaiserschnitt oder einer Geburt mit Komplikationen sind es vielleicht ein paar Tage mehr. Früher lagen Frauen eine Woche oder zehn Tage im Krankenhaus, um sich von der Geburt zu erholen, aber die Zeiten sind definitiv vorbei. In den USA sind die Krankenversicherungen derart knallhart, dass eine meiner Freundinnen allen Frauen nahelegt, besser erst nach Mitternacht zu entbinden, um noch eine weitere Übernachtung bezahlt zu bekommen. (Das setzt allerdings ein Ausmaß an Kontrolle voraus, über das ich beim besten Willen nicht verfügte, obwohl manche Ärzte einen aus diesem Grund extra spät aufnehmen.) In Deutschland liegt die mittlere Verweildauer im Krankenhaus nach einer Geburt bei 3,1 Tagen, das umfasst in der Regel zwei Nächte. (Sie dürfen, wenn alles in Ordnung ist, natürlich auch schon früher nach Hause.) Länger wird es nur in Ausnahmefällen, denn das Krankenhaus muss dies gegenüber den Krankenkassen rechtfertigen.
Je nach Ihrer Veranlagung (und nach Klinik) kann dieser kurze Aufenthalt ein durchaus angenehmer Start ins Elternleben sein oder auch ein wenig frustrierend. In der Klinik haben Sie den großen Vorteil, dass es Leute gibt, die Sie unterstützen und Ihnen auch zeigen können, wie Sie mit Ihrem Baby umgehen sollen. Zum Beispiel gibt es Stillberaterinnen, wenn Sie stillen möchten, und Krankenschwestern oder Hebammen, die darauf achten, wie stark Ihre Blutungen sind und ob mit dem Baby alles in Ordnung ist.
Der Nachteil besteht darin, dass die Klinik nicht Ihr Zuhause ist. Sie haben nicht Ihre gewohnte Umgebung um sich, die Atmosphäre ist manchmal eher bedrückend und das Essen in der Regel furchtbar. Mit Penelope verbrachte ich die vorgesehenen zwei Tage in einem großen Krankenhaus in Chicago. Aus dieser Phase gibt es von mir nur ein Foto, das aber ist wirklich erschreckend. Jesse fand es lustig, eine Ausgabe der US Weekly neben mein Gesicht zu halten, mit Britney Spears und der Schlagzeile „Mein neues Leben“ auf dem Cover. Man kann sagen, dass mein neues Leben mit einem total aufgedunsenen Gesicht begann.
Sie werden in der Zeit wohl vorwiegend rumsitzen, Ihr Baby betrachten und Updates auf Facebook posten. Doch hin und wieder wird jemand hereinkommen und irgendwas mit Ihrem Kind machen wollen. Beispielsweise wird eine riesige Maschine für einen Hörtest hereingeschoben. Man nimmt dem Kind ein paar Tropfen Blut aus der Ferse ab. Und manchmal werden Sie sogar gefragt, was Sie wollen.
Wenn Sie in den USA einen Sohn bekommen, wird Ihnen angeboten, ihn gleich im Krankenhaus zu beschneiden (wie etwa die Hälfte aller US-amerikanischen Jungen, aus teils religiösen, teils medizinischen Gründen). Das ist kein vorgeschriebener Eingriff, sondern eine Entscheidung, die Sie treffen müssen.
Sie können bei solchen Entscheidungen die Ärztinnen und Ärzte um Rat fragen, im Internet nachgucken oder das tun, was Ihre Freunde oder Verwandten getan haben.
Mit meinem Buch möchte ich Ihnen einen strukturierteren Entscheidungsweg vorschlagen. Zuerst bekommen Sie Daten und Fakten. So können Sie völlig unvoreingenommen beurteilen, ob und welche Risiken mit einer bestimmten Behandlung verbunden sind. Welche Vorteile hat sie und wie groß sind die? Manchmal sind die Vorteile verschwindend gering, sodass es wenig Sinn hat, länger darüber nachzudenken. Umgekehrt können mit bestimmten Entscheidungen Risiken verbunden sein, die im Vergleich zu den Gefahren des alltäglichen Lebens winzig klein sind.
Im zweiten Schritt setzen Sie dann diese Fakten in Bezug zu Ihren Präferenzen, das ist ein entscheidender Bestandteil des Entscheidungsprozesses und nicht durch irgendwelche Fakten zu ersetzen. Das ist auch der Grund, warum Sie sich nicht auf die nette Dame im Internet verlassen sollten. Diese Person kennt Ihre Familie nicht, und sie hat auch keine Ahnung, was das Richtige für Ihr Kind ist.
Es ist sinnvoll, alle planbaren Entscheidungen vorher getroffen zu haben. Die erste Zeit im Krankenhaus ist anstrengend und für die Entscheidungsfindung eher weniger geeignet (obwohl – warten Sie mal ab, wie das erst zu Hause sein wird!). Besser, Sie sind vorbereitet und wissen, was auf Sie zukommt, während Sie sich an Ihr „neues Leben“ gewöhnen.
Normalerweise läuft alles glatt, und ein paar Tage nach der Entbindung packen Sie Ihr Baby in seinen Kindersitz und machen sich davon. Doch in dieser Phase können auch ein paar der bei Neugeborenen nicht untypischen Gesundheitskomplikationen auftreten (zum Beispiel Gelbsucht oder starker Gewichtsverlust), zu denen Sie sich verhalten müssen. Wenn Sie sich damit vorab auseinandergesetzt haben, können Sie sich aktiver an den nötigen Entscheidungen beteiligen.


Das Erwartbare

Das erste Bad
Wenn das Baby aus Ihnen herauskommt, klebt ziemlich viel Zeug dran. Ich möchte nicht allzu sehr ins Detail gehen, aber ein großer Teil davon ist Blut; außerdem natürlich ein bisschen Fruchtwasser und eine wachsartige Schicht, die sogenannte Käseschmiere, die das Kind im Mutterleib vor Infektionen geschützt hat. Irgendwann wird wahrscheinlich jemand den Vorschlag machen, all das abzuwaschen.
Ich erinnere mich noch, wie eine Krankenschwester versucht hat, uns zu zeigen, wie wir Penelope in einer Babywanne baden können, es war vermutlich am Tag nach ihrer Geburt. Wir schauten uns alles genau an und kamen überein, dass wir das unmöglich schaffen und lieber warten würden, bis unsere Tochter das allein kann. Wir hielten etwa zwei Wochen durch, dann ertrugen wir die Milchreste nicht mehr, die in Penelopes geballten Fäustchen vergammelten. Wir hielten dieses erste Bad in Bildern fest, auf denen ein völlig panischer Säugling zu sehen ist, der uns diese Untat vermutlich noch immer nicht verziehen hat.
Aber ich schweife ab.
Es war früher üblich, das Neugeborene mehr oder weniger in den ersten Minuten nach der Geburt zu baden, teilweise noch bevor es der Mutter übergeben wurde. Aus zwei Gründen ist man inzwischen davon abgekommen. Erstens geht der Trend dahin, sofort Hautkontakt zwischen Mutter und Kind zu ermöglichen (mehr dazu später) und die beiden nach der Geburt ein paar Stunden in Ruhe zu lassen. Einer der Vorteile dieses unmittelbaren Hautkontakts ist offensichtlich die Erleichterung des Stillens. Aus dem Grund wird vermutlich auch das erste Bad um ein paar Stunden hinausgeschoben. Da es kein Argument für das sofortige Bad gibt, ist dies durchaus sinnvoll. Abgesehen davon fürchtet man, das Baby könne durch das Wasser auskühlen, da Neugeborene manchmal Probleme haben, die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Das Baden und vor allem, dass sie direkt nach dem Herausnehmen aus dem Wasser nass sind, könnte einen negativen Einfluss haben. Dies allerdings wird von der Datenlage nicht gestützt. Die Studien, die das Baden sofort nach der Geburt auswerteten, können keinen Einfluss auf die Körpertemperatur des Säuglings nachweisen.
Es gibt Hinweise darauf, dass die Körpertemperatur von Babys, die mit einem Waschlappen gewaschen werden, kurzfristig (während des Waschens und unmittelbar danach) stärker schwankt, da sie etwas länger feucht und unbekleidet der Luft ausgesetzt sind. Die Schwankung selbst ist gar nicht so sehr das Problem. Sie kann aber als Symptom einer Infektion fehlinterpretiert werden, was womöglich unnötige medizinische Interventionen nach sich zieht. Aus diesem Grund bevorzugen die meisten Kliniken das Wannenbad.
Baden ist somit kein schrecklicher Fehler, es gibt dafür nur abgesehen vom Ekelfaktor keinen guten Grund. Das Blut und die Schmiere kann man zum großen Teil einfach abwischen. Ich weiß nicht, ob ich das verraten sollte, aber mein Sohn Finn wurde im Krankenhaus überhaupt nicht gebadet, und zu Hause warteten wir die familienüblichen zwei Wochen. Das hat ihm offenbar nicht geschadet, und so wie Finn beim ersten Bad reagierte, ist Jesse nach wie vor der Ansicht, dass es immer noch nicht lange genug war.


Blut- und Hörtests
Die Zeit im Krankenhaus wird unter anderem für mindestens zwei Untersuchungen am Neugeborenen genutzt: ein Blutscreening und einen Hörtest. (Nach einer Hausgeburt oder wenn Sie ambulant entbunden haben, kümmert sich die Kinderärztin oder der Kinderarzt bei der entsprechenden Vorsorgeuntersuchung darum. Das Blutscreening kann unter Umständen auch die Hebamme übernehmen.)
Das Blut wird auf eine große Bandbreite von Erkrankungen untersucht, die meisten davon sind Stoffwechselerkrankungen, die die Verarbeitung bestimmter Eiweiße oder die Enzymproduktion betreffen.
Ein gutes Beispiel und die bei diesem Screening am häufigsten entdeckte Krankheit ist die Phenylketonurie, eine genetische Erkrankung, die bei etwa 1 von 10 000 Kindern vorkommt. Den Betroffenen fehlt ein bestimmtes Enzym, das die Aminosäure Phenylalanin in eine andere Aminosäure zerlegt. Weil Eiweiß sehr viel Phenylalanin enthält, müssen betroffene Menschen auf eine eiweißarme Ernährung achten. Sonst kann sich das Eiweiß im Körper, auch im Gehirn anreichern, was zu schweren Erkrankungen (unter anderem geistiger Behinderung) führen und sogar tödlich sein kann. Eine diagnostizierte Phenylketonurie kann man durch eine entsprechende Diät gut in den Griff bekommen, ihre negativen Folgen lassen sich vermeiden. Wenn sie allerdings nicht gleich nach der Geburt entdeckt wird, kann das Hirn sehr schnell Schaden erleiden, da sowohl Muttermilch als auch Milchpulver durchaus relevante Mengen an Eiweiß enthalten. Das heißt, ohne die frühzeitige Blutuntersuchung würde man die Erkrankung zu spät erkennen.
Aus diesen Gründen ist der Test auf diese und weitere Erkrankungen ausgesprochen wichtig für die Gesundheit Ihres Kindes. Dazu reicht ein kleiner Pikser in die Ferse, der mit keinerlei Risiken verbunden ist. Wenn Ihr Baby von keiner dieser Krankheiten betroffen ist (das mit Abstand wahrscheinlichste Szenario), hören Sie nichts mehr davon.
Das Klinikpersonal wird darüber hinaus auch einen Hörtest durchführen, für den ein großer und komplizierter Apparat vonnöten ist. Manchmal wird dieser ins Zimmer gefahren, manchmal wird der Test auch in einem anderen Raum durchgeführt. Relativ viele Kinder (1 bis 3 von 1000) sind von Gehörschäden betroffen. Inzwischen wird immer größerer Wert darauf gelegt, dies frühzeitig festzustellen, da schnelle Hilfe (durch Hörgeräte oder Implantate) den Spracherwerb erleichtert und spätere Behandlungen häufig überflüssig macht.
Wie Sie sich sicher vorstellen können, läuft ein Hörtest bei einem Neugeborenen anders ab als bei einem Erwachsenen: Säuglinge können die Hand nicht heben, wenn sie einen Pieps hören, und ehrlich gesagt verschlafen die meisten von ihnen die Untersuchung. Daher werden Sensoren oder Ohrsonden eingesetzt, mit denen sich feststellen lässt, ob Mittel- und Innenohr die normalen Reaktionen auf bestimmte Töne zeigen.
Diese Tests erfassen Hörschäden sehr zuverlässig (in 85 bis 100 Prozent der Fälle), liefern aber zugleich auch viele falsch positive Ergebnisse. Es gibt bei diesem Test eine geschätzte „Durchfallquote“ von 4 Prozent, während in Wahrheit nur 0,1 bis 0,3 Prozent der Babys tatsächlich Probleme mit dem Hören haben. Die betroffenen Kinder werden in der Regel an ein spezialisiertes Hörzentrum überwiesen, was durchaus sinnvoll ist, da Gehörschäden aus den genannten Gründen unbedingt rechtzeitig diagnostiziert werden sollten. Man darf dabei jedoch nicht vergessen, dass ein Großteil dieser Kinder in Wahrheit gar keine Hörprobleme hat. Wenn Ihr Kind bei der ersten Runde „durchfällt“, sollten Sie noch im Krankenhaus einen zweiten Versuch durchführen lassen, denn dabei werden viele falsch positive Ergebnisse korrigiert.


Rooming-in
In den ersten Tagen im Krankenhaus werden Sie die meiste Zeit gemeinsam mit Ihrem Baby verbringen. Es stellt sich aber die Frage, ob Sie es wirklich rund um die Uhr bei sich haben wollen. Gebären ist extrem anstrengend, und viele Frauen können sehr schlecht schlafen, wenn ihr Kind sich im gleichen Zimmer befindet. In früheren Zeiten wurde auf den Wöchnerinnenstationen Wert darauf gelegt, Frauen zur Erholung und Genesung hin und wieder ein paar Stunden von ihren Kindern zu trennen.
Das ist heute ganz anders. In den letzten Jahrzehnten kamen die „babyfreundlichen“ Kliniken auf. Nun sollte man davon ausgehen, dass dies auf alle Kliniken zutrifft, doch seit Einführung der WHO/UNICEF-Initiative „Babyfreundlich“ im Jahr 1991 ist damit etwas ganz Konkretes gemeint: Es geht darum, durch bestimmte Maßnahmen das Stillen zu fördern. Dazu gehört, die Kinder nur dann mit Säuglingsnahrung zu füttern, wenn es medizinisch notwendig ist, ihnen keine Schnuller zu geben und die Mütter über die Vorteile des Stillens aufzuklären. Ich gehe jetzt nicht genauer auf das Stillen ein, weil dem Thema weiter hinten ein ganzer Abschnitt gewidmet ist. Darin behandle ich auch die höchst kontroverse Schnuller-Weglass-Problematik.
Zusätzlich zu den genannten Punkten müssen die babyfreundlichen Kliniken auch das Rooming-in praktizieren. Das bedeutet, dass Mutter und Kind sich rund um die Uhr im gleichen Raum aufhalten, außer, es ist aus medizinischen Gründen notwendig, das Kind aus dem Zimmer zu holen. Das klingt erst einmal großartig – warum sollte eine Mutter von ihrem Baby getrennt sein wollen? Und es kann auch wirklich ganz wunderbar sein. Als Finn geboren wurde, lag ich in einem Geburtszimmer mit einem riesigen Bett, in dem mein Sohn und ich den ganzen Tag zusammen verbrachten. (Dank an das Women and Infants Hospital in Rhode Island!) Es war darin auch für Jesse noch genug Platz, sodass wir mit Finn zwischen uns abwechselnd schlafen konnten. Ich empfinde diese zwölf Stunden als einen ganz großartigen Start in Finns Leben.
Allerdings ist so etwas nicht die Regel. Normalerweise liegt die Mutter in einem ganz normalen Krankenzimmer und ihr Baby in einer Wiege neben ihr, was deutlich weniger bequem ist. Denn Babys geben jede Menge seltsamer Geräusche von sich, und wenn sie wirklich ununterbrochen neben einem liegen, kriegt man möglicherweise überhaupt keinen Schlaf. Bevor ich Penelope bekam, rieten mir mehrere befreundete Mütter, sie wenigstens für ein paar Stunden auf die Säuglingsstation bringen zu lassen, um etwas schlafen zu können. Was ich auch tat (das Prentice Hospital in Chicago lief damals noch nicht unter „babyfreundlich“).
Es gibt hinsichtlich des Rooming-ins unterschiedliche Ansichten. Es ist allerdings immer schwierig, Empfehlungen abzugeben und Regeln aufzustellen, die die Präferenzen der Betroffenen komplett ausblenden. Andererseits gibt es durchaus Belege dafür, dass Rooming-in für viele Frauen sehr vorteilhaft ist. Wenn eine Frau beispielsweise während der Schwangerschaft Opioide konsumiert hat und ihr Baby am Neonatalen Abstinenzsyndrom (NAS) leidet, kann die Nähe sowohl für das Kind als auch für die Mutter heilsam sein. Es gibt somit durchaus Gründe dafür, sowohl die Frauen als auch die Krankenhäuser dazu zu ermutigen.
Mir jedoch geht es in diesem Buch nicht darum, bestimmte Regeln und Empfehlungen zu kommentieren, sondern auszuwerten, was für Möglichkeiten einem die Forschung eröffnet, vorausgesetzt, man hat die Wahl. Sie können sich also in einem nicht babyfreundlichen Krankenhaus für oder gegen das Baby im Zimmer entscheiden – oder auch von vornherein ein Krankenhaus wählen, das Ihren Präferenzen entspricht.
Die Abwägung ist hier ziemlich klar: Rooming-in bedeutet weniger Schlaf, aber eventuell Vorteile für das Baby. Es ist sozusagen Ihr erster Schlaftest. Sind die Vorteile so groß, dass sie Schlafmangel in den ersten Tagen aufwiegen? Dazu müssen wir mehr wissen, wozu wir Daten brauchen.
Vor allem soll das gemeinsame Zimmer für Mutter und Baby den Stillerfolg verbessern. Doch dafür gibt es nicht allzu viele Belege. Natürlich korreliert beides: Frauen, die ihr Baby im Zimmer behalten wollen, stillen häufiger, doch daraus lässt sich noch lange kein Kausalzusammenhang ableiten, denn diese Frauen sind auch in anderer Hinsicht anders. Vor allem wollen diese Frauen stillen, sie behalten ihr Kind bei sich, um es in Ruhe auszuprobieren. Dann würde der Stillwunsch das Rooming-in nach sich ziehen und nicht umgekehrt.
Sofern es überhaupt Daten gibt, sind die Resultate gemischt. Eine große Schweizer Studie zeigt, dass Babys, die dort in babyfreundlichen Krankenhäusern zur Welt kommen, häufiger gestillt werden als anderswo geborene Kinder. Doch es ist schwer zu sagen, ob dies auf das Rooming-in oder auf andere Faktoren zurückzuführen ist. Denn diese Kliniken unterschieden sich noch in anderen Aspekten, und es konnte nicht überprüft werden, wer sich für diese Art Klinik entscheidet – womöglich vor allem Frauen, die sowieso vorhaben, zu stillen.
Um solche Fragen zu beantworten, wäre der sogenannte Goldstandard eigentlich eine randomisierte Studie. Auf dieses Verfahren werde ich später noch mal ausführlicher zu sprechen kommen, wenn es um das Thema Stillen geht. In diesem Fall müsste das so ablaufen: Man nehme eine Gruppe von Frauen und teile sie nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen mit und ohne Rooming-in. Ansonsten werden sie gleich behandelt. Wegen des Zufallsprinzips könnte man aus einem Vergleich nun zuverlässige Schlüsse ziehen. Wenn die Rooming-in-Gruppe eine höhere Stillquote aufweist, könnte man das Stillen auf das gemeinsame Zimmer für Mutter und Kind zurückführen. Wenn sich die Stillquote nicht unterscheidet, besteht dazwischen eher kein Zusammenhang.
Zu dieser Fragestellung gibt es tatsächlich eine Studie mit 176 Frauen, die nicht besonders ermutigend ausfällt. Es konnte kein Einfluss auf die Stillquote im Alter von sechs Monaten und auf die mittlere Stillzeit nachgewiesen werden. Zwar wurden etwas mehr Babys im Alter von vier Tagen gestillt, doch diese Zahl ist schwer zu interpretieren, da die Forschenden einen Teil der Frauen ermutigten, nach einem festen Zeitplan zu stillen.
Ob das Rooming-in einen positiven Einfluss auf das Stillen hat, lässt sich anhand dieser Daten also nicht richtig beurteilen; bestenfalls werden bestimmte Effekte ausgeschlossen. Von den Kliniken, die das Rooming-in favorisieren, werden Sie jedoch hören, es spräche zumindest nichts dagegen, weswegen man es praktizieren sollte, auch wenn der Nutzen nicht sicher nachgewiesen ist.
Das wiederum muss nicht ganz stimmen: Es könnte auch einen sehr guten Grund geben, sich dagegen zu entscheiden. Frauen sind in den Tagen nach der Entbindung häufig sehr erschöpft. Im Krankenhaus bekommen die Mütter vermutlich mehr Unterstützung als zu Hause, sie können davon profitieren, wenn ihr Kind professionell auf der Säuglingsstation betreut wird. Manche Mütter entscheiden sich vielleicht leichter für diese Möglichkeit, wenn sie wissen, dass die Daten nicht eindeutig für das Mutter-Kind-Zimmer sprechen.
Abgesehen davon könnte mit dem Rooming-in auch ein (kleines) Risiko verbunden sein. Viele Frauen schlafen während des Stillens ein, was umso wahrscheinlicher ist, je müder sie sind. Der Schlafmangel könnte das Risiko erhöhen, dem Baby ernsthaften Schaden zuzufügen, weil die erschöpfte Mutter mit dem Kind im Arm einschläft. Es gibt gegen das Schlafen im gemeinsamen Bett generell Sicherheitsbedenken, egal, ob im Krankenhaus oder zu Hause (dazu mehr in Kapitel 6). Ein Artikel aus dem Jahr 2014 berichtet von 18 Fällen, in denen Säuglinge gestorben sind oder fast gestorben wären, weil sie im Krankenhaus ihr Bett mit der Mutter teilten. Die entsprechende Studie war nicht darauf ausgelegt, generelle Aussagen über Risiken zu treffen, sondern sammelte nur Fallbeispiele, um zu belegen, dass die Möglichkeit bestand.
Eine andere Studie berichtete, dass 14 Prozent der in babyfreundlichen Krankenhäusern geborenen Säuglinge „Gefahr liefen“, aus dem Bett zu fallen, weil ihre Mütter beim Stillen einschliefen. Noch einmal der Deutlichkeit halber: Nicht 14 Prozent der Säuglinge waren tatsächlich gefallen, es waren nur die, bei denen die Krankenschwestern diese Gefahr gesehen hatten.
Die wichtigste Schlussfolgerung aus diesen Ergebnissen lautet aus meiner Sicht folgendermaßen: Wenn die Möglichkeit besteht, Ihr Baby ein paar Stunden auf die Säuglingsstation bringen zu lassen, und Sie das möchten, dann sollten Sie es ohne Schuldgefühle zulassen. Es gibt keine belastbaren Daten, dass dies Ihre Stillbemühungen beeinträchtigen könnte, wenn Ihnen das wichtig ist. Und falls Sie mit Ihrem Baby im Arm einschlafen, weil Sie zu müde waren, es noch hinzulegen, dann bitten Sie um Hilfe.

Emily Oster

Über Emily Oster

Biografie

Emily Oster, Jahrgang 1980, studierte in Harvard und ist heute Ökonomie-Professorin an der renommierten Brown University. Ihre Forschungsschwerpunkte sind u.a. Entwicklungsökonomie und Gesundheitsökonomie. Ihre Forschung wurde in den USA breit in den Medien diskutiert, u.a. in der New York Times,...

Pressestimmen
littleyears.de

„Die zwei wirklich besten Ratgeber für Schwangerschaft und die Babyjahre.“

Süddeutsche Zeitung

„Ein Baby-Ratgeber, der Mut macht.“

The Economist

„Dieses Buch zeigt, dass sich die Perspektive einer Ökonomin im hektischen Chaos der Elternschaft als überraschend hilfreich erweisen kann.“

Amy Schumer

„Emily Oster ist die Freundin, die uns nicht verurteilt, unsere Hand hält und uns durch Schwangerschaft und Mutterschaft führt.“

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