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Depressionen bei Kindern

Symptome und Hilfe bei Depression von Kindern und Jugendlichen

Dienstag, 22. September 2015 von Professor Dr. med. Franz Joseph Freisleder


Woran erkennt man eine Depression bei Kindern und Jugendlichen?

Die Depression ist eine häufige psychische Störung, die in allen Lebensabschnitten auftreten kann. Bei ihr stehen länger andauernde Zustände mit ausgeprägter Niedergeschlagenheit und Bedrücktheit im Vordergrund ( lateinisch deprimere = niederdrücken ). Depressivität ist oft das Leitsymptom bei den sogenannten affektiven Störungen ( Stimmungsstörungen ).

Während bei den seltener betroffenen jüngeren Kindern die eigentliche depressive Symptomatik durch Lustlosigkeit, Kreativitätsmangel, leichte Reizbarkeit und eine Neigung zu körperlichen Beschwerden wie Bauch- oder Kopfweh überlagert wird, gleicht sich die depressive Symptomatik von Schulkindern und Jugendlichen mit fortschreitendem Alter derjenigen von erwachsenen Patienten immer mehr an.

Bereits ab dem frühen Jugendalter besteht bei einer Depression das Risiko der Suizidalität. Suizidale Gedanken und Handlungen von Jugendlichen müssen immer sehr ernst genommen werden.

Selbstverletzendes Verhalten wie Ritzen oder Schneiden der Haut ist etwa ab dem 13. Lebensjahr ein relativ verbreitetes Symptom – nicht selten im Rahmen einer depressiven Störung.

Mädchen sind davon häufiger als Jungen betroffen.

Anders als die anderen
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Was die Seele unserer Kinder krank macht

Jedes Kind kann es treffen. Nicht nur solche aus Risikofamilien, sondern auch Kinder aus intakten Elternhäusern können Opfer seelischer Erkrankungen werden. ADHS und Schizophrenie, Depressionen und Essstörungen sind Ausdruck schwerer psychischer Störungen. Doch ebenso gibt es "normale" kindliche Verhaltensweisen, die Eltern zwar nerven mögen, aber mit Verständnis und Geduld wie von selbst wieder verschwinden. Franz Joseph Freisleder erzählt anschaulich und mit großem Einfühlungsvermögen aus seiner jahrzehntelangen Praxis als Kinder- und Jugendpsychiater. Gemeinsam mit dem Journalisten Harald Hordych hat er Schlüsselfälle entwickelt, die zeigen, worauf es ankommt. Seine Botschaft an die Eltern: Jedes Kind hat eine echte Chance im Leben – sofern man sich der Gefährdung bewusst ist, gemeinsam mit seinem Kind kämpft und ihm hilft, wann immer es Hilfe braucht.

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Symptome einer Depression bei Kindern & Jugendlichen

Ein betroffener Jugendlicher …


• … empfindet keine Freude mehr, ist bedrückter und niedergeschlagener Stimmung
• … ist lust- und antriebslos, hat das Interesse an früheren Aktivitäten verloren und erlebt einen Leistungsabfall in der Schule
• … verspürt unabhängig von der Tageszeit Müdigkeit und Konzentrationsschwäche
• … neigt dazu, sich von seinen Bezugspersonen zurückzuziehen
• … leidet unter Schuldgefühlen, Ängsten, Selbstvorwürfen und vermindertem Selbstvertrauen
• … klagt oft über Ein- und Durchschlafstörungen und diverse körperliche Beeinträchtigungen
• … empfindet nicht selten Appetitmangel oder -steigerung
• … zeigt manchmal selbstverletzendes Verhalten, zum Beispiel durch Ritzen oder Schneiden der Haut – aber: Selbstverletzendes Verhalten ist nicht grundsätzlich Ausdruck einer suizidalen Absicht ; oft dient es dem Loswerden von innerer Spannung, der Selbstbestrafung oder der Aufmerksamkeitssuche
• … beschäftigt sich möglicherweise mit dem Thema Tod und Suizid ; kündigt einen Suizid in Tagebüchern, Briefen oder Chatrooms an ; verfolgt konkrete Planungen ; eventuell wurden bereits in der Vergangenheit Suizidversuche unternommen

Wieso entstehen Depressionen bei Kindern & Jugendlichen?

Mögliche Ursachen einer Depression:


Genetische Dispositionen können eine Bedeutung haben

Ungünstige Entwicklungsbedingungen wie inkomplette Familienstrukturen ( zum Beispiel durch Scheidung oder Verlust eines Elternteils ), psychische Erkrankungen bei den Eltern ( zum Beispiel Depression, Alkohol- oder Drogensucht ), emotionale Vernachlässigung, sexueller Missbrauch, Armut, soziale Ausgrenzung und schulische Überforderung sind wesentliche Faktoren für die Entwicklung einer Depression bei Kindern und Jugendlichen

• Zusätzliche psychische Störungen des Kindes beziehungsweise des Jugendlichen erhöhen sein Depressionsrisiko; das gilt vor allem dann, wenn diese Störung( zum Beispiel Lese-Rechtschreib-Störung, ADHS, Essstörung, Suchtstörung etc. ) nicht erkannt und entsprechend behandelt wurde

• Der Einfluss von äußeren Faktoren als Depressionsauslöser ist umso stärker, je jünger die Betroffenen sind

• Wichtig : Bereits im Jugendalter gibt es auch meist phasenhaft verlaufende depressive Zustandsbilder ohne erklärbare äußere Verursachung ( endogene Depression )

Psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen

Ein Interview mit Franz Joseph Freisleder, Ärztlicher Direktor des Heckscher Klinikums München, Deutschlands größter und führender Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Er beantwortet im Interview die wichtigsten Fragen zu seelischen Erkrankungen, die Eltern haben können: Welches Verhalten von Kindern ist normal, was nicht, wo muss ich eingreifen, wie kann ich meinem Kind helfen, wenn es in einer schwierigen Situation (Spielsucht, sexuelle Reifestörung, Essstörung etc.) ist?

Es hat den Anschein, als hätten psychischen Störungen in den letzten 20 Jahren bei Kindern und Jugendlichen stark zugenommen – warum ist das so?

Es hat tatsächlich in erster Linie den Anschein, als ob psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter zugenommen haben. So dramatisch, wie es oft in den Medien dargestellt wird, sehe ich die Situation eigentlich nicht. Was sich geändert hat, ist, dass wir psychischen Krankheiten sehr viel offener und interessierter entgegen treten, dass wir achtsamer geworden sind. Das hat einen positiven Aspekt, denn wir wissen, wenn wir seelische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen rechtzeitig identifizieren, eröffnet uns das auch gleichzeitig eine Chance, helfend einzugreifen und Fehlentwicklungen zu verhindern. 

Welche Faktoren spielen bei psychischen Erkrankungen von Kindern eine Rolle?

Meistens hat eine Erkrankung nicht nur eine Ursache, sondern es ist oft das Zusammentreffen von verschiedenen Faktoren, die eine Störung anstoßen oder verfestigen. Interessant ist dabei, dass es eigentlich jede Familie treffen kann und wir beim ersten Hinschauen überhaupt nicht sagen können, was der Grund dafür ist, dass ein Kind eine psychiatrische Symptomatik entwickelt. 

Wir müssen im Rahmen des diagnostischen Prozesses den Fall analysieren, dabei stoßen wir nicht selten darauf, dass das Kind eine bestimmte Veranlagung mitbringt: zu einer Depression, zu einer Zwangserkrankung, zu einer Essstörung. Dazu gesellen sich dann ungünstige Umstände: ein Konflikt in der Familie, eine schwierige Situation in der unmittelbaren Umgebung des Kindes, z.B. schulische Überforderung, Erkrankung oder Tod einer Bezugsperson, Trennung. So muss ein Bündel von Faktoren zusammenkommen, damit sich aus einer schwierigen Situation eine krankhafte Störung entwickelt.

Welche sind die häufigsten psychischen Störungen und wie sind die Heilungschancen? 

Die häufigsten psychischen Störungen, die wir in der Klinik sehen, sind sicherlich noch einmal etwas anders geartet als diejenigen, die in der Praxis des Kinder- und Jugendpsychiaters auftreten. Wir sehen die schwierigeren Fälle, bei denen die Symptome ausgeprägter sind, bei denen schon eine längere Vorgeschichte besteht. 

Was wir am häufigsten sehen, sind Kinder und Jugendliche mit depressiv suizidalen Zustandsbildern, die etwa nach einem Selbstmordversuch in die Klinik eingeliefert werden. 

Was uns heute große Sorgen macht, ist, dass es sich meistens nicht um einfache Krankheitsbilder handelt, sondern um die Kombination von unterschiedlichen Krankheitsbildern, die sich zu einem Problembereich ausgebildet haben, z.B. das depressive Kind, das schon längere Zeit eine Teil-Leistungsstörung, d.h. eine Lese-Rechtschreib-Störung oder eine Rechenstörung, hatte, die bis dato unentdeckt geblieben ist, ein depressives Kind, das über eine längere Zeit ein Aufmerksamkeitsdefizit oder eine Hyperaktivitätsstörung hatte, oder ein Kind mit einer dekompensierten Essstörung, das schon länger unter Stimmungsproblemen gelitten hat. Dieses Problem der Komorbidität bedeutet für uns in der Klinik eine große Herausforderung. 

Auf der anderen Seite ist es mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass uns in der Klinik immer wieder Kinder und Jugendliche begegnen, die uns von besorgten Eltern wegen einer Problematik, bei der sie Schlimmeres vermuten, vorgestellt werden, bei denen wir den Eltern nach einem genaueren Kennenlernen sagen können: Macht euch nicht so große Sorgen. 

Hier handelt es sich sicherlich um eine Verhaltensauffälligkeit, um ein Problem, das sich herausgebildet hat, das aber Ausdruck einer normalen Krise in schwierigen Entwicklungsjahren in der Pubertät oder in einer anderen problematischen Übergangszeit im Kindes- und Jugendalter ist. In solchen Fällen können wir den Eltern sagen, dass hier pädagogische Veränderungen sinnvoll sind. 

Es ist wichtig, mit dem Kind besser ins Gespräch zu kommen, mit den Erziehern im Kindergarten, mit Lehrern, mit guten Freunden und Bekannten abzuklären, was dem Problem vielleicht zu Grunde liegt, was die Eltern im täglichen Umgang mit dem Kind in letzter Zeit vielleicht versäumt oder vernachlässigt haben. Es ist ein wichtiger Grundsatz für mich in der Klinik, den Eltern zu signalisieren: nicht jede Auffälligkeit bei eurem Kind ist eine Störung. Hier kann man häufig mit kleinen Maßnahmen wichtige Veränderungen bewirken.  

Natürlich fragen uns Eltern immer wieder, wie die Störung ausgehen wird: Verliert das Kind den Tick, den Zwang, die psychotische Symptomatik. Dazu muss man sagen: Das Wort „Heilung“ bei psychischen Störungen ist ein bisschen problematisch, weil wir seit vielen Jahren wissen, dass es Krankheitsbilder gibt, die im Kinder- und Jugendalter beginnen, und die das betroffene Kind möglicherweise ein ganzes Leben lang begleiten werden. 

Das klingt ein bisschen pessimistisch, aber auf der anderen Seite kann man sagen, dass es eine nicht geringe Zahl von Störungen gibt, die in diesem Alter auftreten, die eine günstige Prognose haben, die manchmal ohne großes Zutun milder werden, vergehen, oder die bei rechtzeitiger Diagnose und rechtzeitig eingeleiteten Therapiemaßnahmen sehr günstig verlaufen. 

Das kann man oft bei psychischen Erkrankungen nicht im Moment der Diagnosestellung sagen, aber eines wissen wir auf jeden Fall: Es gibt keine Störung im Kindes- und Jugendalter – auch nicht bei chronischen Krankheiten – bei der es nicht berechtigte Aussichten gibt, dass wir durch sinnvolle Therapiemaßnahmen eine wichtige Stütze für das Kind und seine Entwicklung anbieten können. Deshalb ist es immer angezeigt, die Familie auf einen Weg zu führen, auf dem sie mit Hoffnung weitergehen kann. 

Wie können Familien sich selbst helfen?

Ein ganz wichtiger Tipp ist in diesem Zusammenhang, dass Eltern aufmerksam bleiben sollten. Sie sollten mit frei schwebender aber nicht übertriebener Aufmerksamkeit ihr Kind im Auge behalten, so dass sie zwar nicht auf jede kleinste Veränderung achten, aber auf solche, bei denen das Kind gewohnte Lebensstile verändert, sich zurückzieht, Kontakte aufgibt. 

Als zweiter Tipp: Mit dem Kind im Gespräch bleiben, sich mit dem Partner – so vorhanden – über Veränderungen des Kindes austauschen. Bei alleinerziehenden Eltern wäre es gut, wenn sie im Freundeskreis Ansprechpartner hätten. Es ist hilfreich, mit Erziehern, Lehrern und Freunden des Kindes im Bezug zu bleiben und sozusagen immer darauf zu achten, den unmittelbaren Kontakt zum Kind nicht zu verlieren. 

Dann ist der Schritt möglich, professionelle Hilfe hinzuzuziehen, wenn die Eltern verunsichert sind. Das kann der Kinderarzt oder der Schulpsychologe sein. In einem zweiten Schritt kann das gegebenenfalls zur Kontaktaufnahme mit dem Kinder- und Jugendpsychiater oder -Therapeuten führen, der sich aus professioneller Sicht ein exaktes Bild von der Problematik des Kindes macht. 

Worum geht es in diesem Buch und für wen haben Sie es geschrieben?

Uns, das heißt meinem Co-Autor Harald Hordych und mir, geht es darum, in erzählerischer Weise zehn Fälle von Kindern und Jugendlichen zu schildern, die ganz spezielle psychische Erkrankungen haben. Es soll kein Lehrbuch oder Sachbuch sein, sondern wir wollen damit zum Beispiel Eltern ansprechen, die mit einem psychisch kranken Kind zusammenleben, oder die sich Gedanken machen, weil gerade etwas nicht so läuft, wie sie es sich wünschen. 

Wir glauben, dass es auf Interesse stoßen könnte bei allen, die mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten. Aus dem Wissen durch den langjährigen Umgang mit psychisch kranken Kindern und Jugendlichen haben wir Fälle konstruiert, aus denen man jede Menge darüber erfahren kann, wie solche Störungen verlaufen. Das Schöne dabei ist, dass die Fälle doch signalisieren: Es lohnt sich immer mit solchen Kindern zu arbeiten, weil sich immer eine Menge erreichen lässt.

(Videotranskription)

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