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Dienstag, 22. Juli 2014 von Piper Verlag


Mit einem russischen Jeep durch Sibirien

Wie der Reisejournalist Jacek Hugo-Bader sein Auto fand

Mit potenziellen Geldgebern hatten alle Reisenden ihre liebe Not, Kolumbus, Amundsen, Livingstone und Nansen nicht ausgenommen. Der Chef der Reportage-Redaktion sagte, es komme gar nicht infrage, mich für mehrere Monate ins Ausland zu schicken, weil ich damit das Budget für die Dienstreisen der ganzen Abteilung verschlingen würde.

Also rief ich selbst bei den Marketingchefs jener polnischen Niederlassungen von Autokonzernen an, die ich im Telefonbuch fand, und schickte ihnen schriftliche Kooperationsangebote. Ich benötigte Geld und ein Auto und argumentierte so, dass es keine bessere Reklame für sie geben würde, als wenn das Auto mit mir den Weg zum anderen Ende des eurasischen Kontinents überstehen würde, im Winter, durch ganz Russland – von Warschau nach Wladiwostok.

Toyota, Nissan, Honda, Hyundai, Suzuki, Subaru, Mitsubishi, KIA, alle asiatischen Marken, ebenso Volvo, haben nicht einmal auf meine Einladung geantwortet. Die Franzosen, Fiat und Ford habe ich nicht kontaktiert, weil mein Bruder, der sich mit Autos auskennt, sagte, dass er mich nicht mit einem Auto fahren lasse, das mit einem F anfange. BMW, Mercedes und Land Rover hatten keine „ freien Kraftfahrzeug-Kapazitäten “. Jeep war bereit, ein Auto zu spendieren, aber kein Geld. Mit allen Bedingungen einverstanden war nur die Firma Kulczyk Tradex, der Importeur von Audi, Volkswagen und Porsche.

Sie boten den mächtigen Luxus-Geländewagen Audi Q7 an. Vierradantrieb, 4,2-Liter-Benzinmotor, 350 Pferdestärken, von null auf hundert in sieben Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 240 Kilometer in der Stunde – zweieinhalb Tonnen Bourgeoisie für 350 000 Złoty (87 500 Euro). In meiner Vorstellung sah ich mich, wie ich auf ein Bier vor dem Laden in der heruntergekommenen Kolchose Metschta Iljitscha ( Iljitschs Traum ) vorfahre und mit den Jungs von dort über das Leben plaudere.

Der Winter rückte näher, und ich zögerte immer noch, den Vertrag mit dem Sponsor zu unterschreiben. Die ganze Philosophie meiner journalistischen Arbeit kann ich in einem Wort zusammenfassen: eintauchen. Mit dem Hintergrund verschmelzen, nicht hervorstechen, nicht ins Auge fallen, unbemerkt vorbeihuschen.

In der Kolchose Metschta Iljitscha wäre ich mit meinem Q7 so unauffällig wie ein Außerirdischer. Außerdem ist meine Arbeitsweise sehr sicher, weil ich nicht die Aufmerksamkeit von Ganoven auf mich lenke.

Ich rief den Sponsor an und teilte ihm mit, dass ich das Geld nehmen würde, das Auto würde ich nicht benötigen. So trennten sich unsere Wege.

Verzweifelt ging ich zu meinen Chefs. Ich warf die Landkarte auf den Tisch, schilderte meine Träume, dass ich mich von Kulczyk Tradex getrennt hatte, und sagte, wenn sie mir das Geld nicht gäben, würde ich es mir bei meiner Frau holen (weil sie über das Geld wacht), aber es sei eine Schande, wenn eine arme Frau die Wyborcza sponsern müsse. Sie gaben mir das Geld. Doch für ein Auto reichte es nicht, also musste meine Frau 25 000 Złoty (6250 Euro) vorstrecken.

Ich entschied, dass ich in Moskau ein russisches Auto mit örtlichem Nummernschild kaufe und auf diese Weise, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, in aller Ruhe an den Stillen Ozean gelange.

Von den russischen Autos hat nur der Lada Niva einen Vierradantrieb, aber die einheimischen Spezialisten sagen, dass hinter dem Ural niemand in der Lage ist, ihn ordentlich zu reparieren, sowie der UAS, den mir in jeder Kolchose selbst die Traktoristin mit dem Hammer repariert, weil er angeblich das unkomplizierteste Auto auf der Welt ist.


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