Nominierungen und Auszeichnungen für Der junge Doktorand
Ö1: Buch des Monats im Januar 2020
Jurybegründung der Ex Libris Redaktion:
In der Literatur- und Kunstwelt ist es zum Statussymbol geworden, einen Hofstaat von Interpreten um sich zu scharen, die man dann auch schon mal schlecht behandeln darf. Man braucht sie aber auch durchaus, denn die Bedeutung der Kunst ist für Nicht-Experten seit der Moderne zunehmend uneinsichtig geworden und bedarf der Helfer, die sie mundgerecht vorkauen. Je größer nun der Rattenschwanz an Professoren, Doktoranden und Kritikern ist, die ein Kulturproduzent hinter sich herzieht, desto eher besteht für ihn – oder sie – die Chance, eine Eintrittskarte in die Unsterblichkeit zu lösen: „kanonisiert“ zu werden, wie das in der Heiligensprache des Kulturbetriebs heißt. Beide Seiten brauchen einander und profitieren davon.
Genau diese Konstellation hat nun der Berliner Autor Jan Peter Bremer zum Ausgangspunkt seines neuen Romans „Der junge Doktorand“ gemacht. Der Maler Greilach und seine Frau Natascha warten monatelang auf den titelgebenden jungen Doktoranden, von dem viele schon angenommen haben, es handle sich hier bloß um einen Ableger von Becketts Godot. Doch als der Roman anhebt, machen aufleuchtende Autolichter klar, dass es endlich so weit ist und der vorab in der Fantasie ausgeschmückte Heilsbringer eintrifft. Was sich nun in einer Zeitspanne von einem Tag entwickelt, ist ein Kammerstück in Prosa, bestritten von drei Hauptfiguren, deren Perspektiven der Roman abwechselnd einnimmt. Das reicht von kleinen und großen Neurosen bis tief in den Rosenkrieg des alternden Paares hinein. Jan Peter Bremer ist eine feine kleine Satire auf die lächerliche Selbstbezogenheit des Kunstbetriebs und dessen fragwürdige Voraussetzungen gelungen. Seine Darstellung könnte man am besten so umschreiben, als wären Thomas Bernhard und Martin Walser in der Hölle eine Arbeitsbeziehung eingegangen.
Der Roman „Der junge Doktorand“ von Jan Peter Bremer wurde für die Longlist des Deutschen Buchpreis 2019 nominiert. Der Deutsche Buchpreis ist die Auszeichnung für den Roman des Jahres der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und wird von der Stiftung des Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergeben. Der Deutsche Buchpreis wird zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse am 14. Oktober 2019 verliehen. Lesen Sie mehr zur Nominierung auf der Website des Deutschen Buchpreis.
Die karge, hinterlistige Prosa Bremers, seine träumenden, gebrochenen Narrenfiguren, haben dem Autor nicht ganz zu Unrecht den gern bemühten Vergleich mit Kafka und Robert Walser eingehandelt. Dabei sollte sich Bremers Prosa inzwischen selbst genug sein.
Über den Autor
Jan Peter Bremer, 1965 in Berlin geboren, erhielt für einen Auszug aus seinem Roman „Der Fürst spricht“ 1996 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Er nahm Aufenthaltsstipendien im In- und Ausland wahr, unterrichtete am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und veröffentlichte zahlreiche weitere ausgezeichnete Romane, Hörspiele und ein Kinderbuch. Für seinen Roman „Der amerikanische Investor“ (2011) wurde Bremer zuletzt mit dem Alfred-Döblin-Preis, dem Mörike-Preis und dem Nicolas-Born-Preis ausgezeichnet. Er lebt in Berlin.
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