Revolverblatt: Hallo Frau Lang, oder darf ich „Slang“ sagen? Schön, dass Sie für uns Zeit gefunden haben und trotz großer Geheimhaltung bezüglich Ihres Dienstherrn, der ECSB, unsere Fragen beantworten.
Solveigh Lang: Kein Problem. Und „Slang“ reicht vollkommen, jeder nennt mich so.
Revolverblatt: Was ist Ihr Motiv, diesen doch sehr anstrengenden und gefährlichen Job eines Special Agents auszuüben?
Solveigh Lang: Wie sagt man so schön: Weil ich es kann? Nein, im Ernst: Ich hatte eine sagen wir mal durchaus problematische Jugend, und als Eddy (Anm. d. Red.: Eddy Rames, ihr Partner) mich aufgelesen hat, lebte ich mehr oder weniger auf der Straße. Ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich heute bin, und ich würde alles für ihn und Will (Anm. d. Red.: William Thater, der Chef der ECSB) tun, die an mich geglaubt haben, als ich es selbst nicht mehr tat.
Revolverblatt: Wie lang dauerte Ihre Ausbildung und wie sah diese aus?
Solveigh Lang: Die Ausbildung dauert etwa fünf Jahre. Wir sind ja eine sehr kleine Einheit, und als Field Agent wird man zum Generalisten ausgebildet: Forensik bei Scotland Yard, Nahkampf und Waffentechnik bei der GSG9, Anti-Terror-Training in Frankreich und so weiter. Als Einheit der Europäischen Kommission haben wir das Glück, von den Besten lernen zu dürfen - auch außerhalb Europas. Ich war auch zur Ausbildung beim FBI in den USA und für Under-Cover-Einsätze in einem kleinen Land im Nahen Osten, aber darüber darf ich nicht reden.
Revolverblatt: Was war Ihr erster Fall?
Solveigh Lang: Meinen ersten großen Feldeinsatz hatte ich bei der Operation Tempest, einem besonders perfiden Fall von Industriespionage. Wussten Sie, dass man Bildschirme mit einem relativ einfachen technischen Verfahren aus über 300 Metern Entfernung einfach abtasten kann? Sehen Sie, wir vorher auch nicht. Und der Pharma-Hersteller hat sich tatsächlich darüber gewundert, wie die Chinesen an die Formel gekommen waren ...
Revolverblatt: Haben Sie Angst bei diesen gefährlichen Aufträgen?
Solveigh Lang: Natürlich ist uns bewusst, dass wir gefährlicher leben als ein Steuerberater. Im Safe bei der ECSB liegt immer ein Brief an die Angehörigen - für den Fall der Fälle. Wenn ein neuer Mensch in Ihr Leben tritt, und Sie eine neue Version schreiben, dann haben Sie schon ein mulmiges Gefühl. „Lieber Marcel, wenn Du diesen Brief liest …“, das schreiben Sie nicht ohne Gefühle. Aber bei einem Einsatz dürfen Sie keine Angst haben. Weil die Angst Sie lähmt, und dann müssen Sie aufhören.
Revolverblatt: Ihr Job hat ja sehr männliche Aspekte: Wie behalten/pflegen Sie Ihre Weiblichkeit?
Solveigh Lang: (Lacht). Sie stellen vielleicht Fragen. Was wollen Sie wissen: Ob ich mir die Fingernägel lackiere? Ehrlich gesagt ist das Quatsch: Männliche Aspekte, weibliche Aspekte, was heißt das? Nur, weil ich eine Waffe trage, soll das unweiblich sein? Dann fahren Sie mal nach Israel und sagen mir, ob Sie die Soldatinnen unweiblich finden. Mein Job lässt Weiblichkeit durchaus zu, sie ist sogar sehr hilfreich. Glauben Sie mir, ich kriege manchmal schneller Informationen mit einem gezielten Augenaufschlag als einem platzierten Schuss … Ich fühle mich sehr weiblich, das ist die Hauptsache.
Revolverblatt: Wir wissen, Sie haben einen empfindlichen Geruchssinn. Tragen Sie überhaupt Parfüm? Und wenn ja, welches?
Solveigh Lang: Ja, das stimmt. Ich reagiere sehr empfindlich auf Gerüche – positiv wie negativ. Aber klar trage ich Parfüm, eben eines, das mir besonders gefällt. Leider ist es eine Spezialanfertigung von einem kleinen Parfümeur in Paris und sündhaft teuer. Aber für irgendwas muss diese kleine schwarze Karte doch gut sein, oder nicht? Und bitte sagen Sie das nicht Will ...
Revolverblatt: Im Dienst tragen Sie förmliche Kleidung. Sie haben aber auch eine Vorliebe für exklusive Kleider. Wie kleiden Sie sich privat?
Solveigh Lang: Ja, ich gestehe. Vollumfänglich schuldig. Kleider- und Schuhtick wie fast alle Frauen. Aber nicht immer nur Luxus-Klamotten. Ich trage auch mal ein Top von H&M zu einem Rock von Prada, oder umgekehrt. Und in meinem Schrank hängen eine Menge bunter Sommerkleidchen, die ich nie trage – auch das ist glaube ich sehr normal.
Dieses Interview ist ursprünglich auf Revolverblatt erschienen
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