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Mittwoch, 09. April 2014 von


Interview mit Ben Peek

Ben, erst mal vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Kannst du uns ein wenig über dich und deinen Werdegang zum Schriftsteller erzählen?

Hey, kein Problem, das mache ich doch gern. 

Ich lebe mit meiner Partnerin, der Fotografin Nikilyn Nevins, in Australien, genauer gesagt in Sydney. Wir haben eine Katze und jede Menge Bücher. Da sich die Katze jeglicher Ordnung widersetzt, versuchen wir wenigstens unseren Bücherregalen ab und zu eine, wenn auch ungewöhnliche, Neuordnung zu verpassen. Zurzeit richten wir die Bücher nach dem Geburtsdatum der Autoren aus, was gelegentlich dazu führt, dass ich die entsprechenden Leute per E-Mail mit der höflichen, aber ein wenig aufdringlichen Frage nach ihrem Geburtstag belästigen muss. 

Schriftsteller wurde ich wohl aufgrund meiner absoluten Unfähigkeit, es für längere Zeit in einem anderen Job auszuhalten. Ich war mal Filmvorführer, dachte eine Weile daran, die akademische Laufbahn einzuschlagen (ich besitze einen Doktortitel), und habe sporadisch als Lehrer gearbeitet. Aber das waren alles Dinge, die ich neben dem Schreiben machte. Meine erste Liebe galt immer der Literatur, und sie war stets ein Teil von mir, egal, wo ich mich gerade befand. 

Ein Freund sagte mir kürzlich, ich hätte nicht gerade den einfachsten Weg zum Schriftsteller gewählt, und das stimmt schon, denn es gab viele Höhen und Tiefen. Vor ein paar Jahren war ich nahe daran, alles hinzuschmeißen, aber ich schaffte es immer wieder, zu meiner großen Liebe zurückzufinden und mich an ihr festzuhalten. Machen wir es kurz. Man kann letztlich noch so schöne Reden über Talent, Erfahrung, Kunst oder sonst was in Bezug auf die Schriftstellerei und den Werdegang eines Schriftstellers schwingen — wenn diese Liebe fehlt, dann hat man schon verloren.

Der erste Band deiner Trilogie Immolation erscheint in Kürze unter dem Titel Verflucht („Ära der Götter“ Band 1) in Deutschland. Wovon handelt der Roman?

Verflucht ist in einer Welt ohne Götter angesiedelt. Nur ihre Leichen liegen noch überall auf dem Planeten verstreut. 

Jahrtausende zuvor hatten sie sich eine verheerende Schlacht ge-liefert, die schreckliche Folgen für alle Sterblichen hatte. Einmal zerschellte dabei die Sonne, und die Welt blieb eine Woche lang in Dunkel getaucht, was zu Hungersnöten und Tod führte. Und ein anderes Mal stürzte ein riesenhafter Gott sterbend ins Meer, sodass sein Blut das Wasser vergiftete und schwarz färbte. 

Die Sterblichen aber lebten weiter und passten sich an. Die Leichen der Götter wurden zu einem Teil der Landschaft, und die Menschen kamen irgendwie auch ohne höchste Wesen zurecht. Es gab allerdings Männer und Frauen, die sich als Götter ausgaben, solche, die daran glaubten, sich eines Tages in Götter zu verwandeln, und diejenigen, die Angst davor hatten, die Götter könnten zurückkehren. 

Der wichtigste Schauplatz von Verflucht, dem ersten Band der „Ära der Götter“-Trilogie, ist die Stadt Mireea, die auf den Bergen von Ger errichtet wurde. Diese Berge sind nichts anderes als ein gigantisches Hügelgrab über dem Leichnam des Gottes Ger, der einst über die Elemente herrschte. Mireea entstand, als das Goldfieber Scharen von Glücksrittern in die Gegend trieb, und entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer der blühendsten Handelsstädte des Planeten. Nun jedoch wird sie von einer Invasion aus Leera bedroht, einer Nation unter der Führung von Priestern, die erneut einen Gottesstaat errichten wollen. Natürlich wehrt sich Lady Wagan, die Herrscherin von Mireea, mit allen Mitteln gegen diese Übernahme. Sie hat Söldner angeheuert, die Bewohner der Stadt bewaffnet und ihren Kämpfern die Vollmacht erteilt, alles Nötige in die Wege zu leiten. Und das ist, wie der Leser bald erkennen wird, ein echtes Problem für die Leeraner. 

Die Schicksale dreier Personen verflechten sich in Verflucht („Ära der Götter“) zu einem Erzählstrang. Die junge Ayae erlernt das Handwerk einer Kartografin. Zaifyr ist ein Fremder, der allein in die Stadt kommt und gegen seinen Willen in die politischen Machtkämpfe hineingezogen wird. Und Bueralan steht an der Spitze einer Gruppe von Saboteuren, die angeheuert wurden, um den Vormarsch des Leeraner-Heeres, wenn möglich, zu verlangsamen. 

Verflucht („Ära der Götter“) ist dein erster „klassischer“ Fantasy-Roman. Wie bist du nach all den anderen Projekten, die du gemacht hast, zum Fantasy-Genre gekommen?

Ich bin mit Fantasy aufgewachsen und dem Genre gilt in mancher Hinsicht meine erste und ursprüngliche Leidenschaft. Das aller¬erste Buch, das ich von meinem eigenen Geld kaufte, war der Auftakt der Chronik der Drachenlanze von Margaret Weis und Tracey Hickman. Ich besitze das zerfledderte Paperback-Exemplar immer noch. Mein äl-tester Freund (wir kennen uns seit der ersten Klasse) erstand den zweiten Band der Serie, weshalb ich jahrelang nur den ersten und den dritten Band hatte. Irgendwann schenkte er mir seinen zweiten Band, und auch den hüte ich bis heute. 

Mit Anfang zwanzig entfernte ich mich dann von der klassischen Fantasy. Das passierte ganz einfach, ohne besonderen Grund. Ich entdeckte andere Autoren, andere Genres, und auch die Sachen, die ich selbst schrieb, tendierten in andere Richtungen. Ich befasste mich beispielsweise mit politischen Fragen und experimentellen Arbeiten, wie Black Sheep und Twentysix Lies / One Truth zeigen. Dennoch wäre es falsch zu behaupten, ich hätte die Fantasy völlig links liegen lassen. Lange Zeit versuchte ich mich an einer Reihe von Kurzgeschichten in der Manier von Fritz Leibers Fafhrd und der Graue Mausling, deren Helden Allandros und Balor hießen. Ich verkaufte vielleicht ein halbes Dutzend, und wenn man bedenkt, wie viel Zeit ich investierte, war der Gewinn eher marginal. Ich fürchte, dass bestenfalls eine Handvoll Leute die Sachen wirklich lasen. 

Aber mein erstes klassisches Fantasy-Werk war tatsächlich Verflucht („Ära der Götter“). Davor schrieb ich Beneath the Red Sun, einen Roman, dem ich im Grunde viel verdanke, weil er mich um ein Haar dazu gebracht hätte, die Schriftstellerei ganz aufzugeben. Ich hatte ihn noch in der Zeit vor der Weltwirtschaftskrise verfasst und auch einen Verlag gefunden, der Interesse zeigte. Aber dann wurde das Manuskript irgendwie nie gelesen und ich verließ meine Literaturagentur, da die Zusammenarbeit nicht so recht klappte. Etwa zur gleichen Zeit machte sich die Weltwirtschaftskrise bemerkbar. Alles geriet ins Stocken und es dauerte eine Weile, bis ich einen anderen interessierten Verlag gefunden hatte und ein neues Angebot bekam. Doch auch diesmal scheiterte die Sache, noch bevor der Vertrag unterzeichnet war. Zu dieser Zeit hatte ich keine Agentur, fand aber kurz darauf wieder eine Agentin. Als die Zusammenarbeit jedoch nicht recht Früchte trug, reagierte sie nach einer Weile weder auf meine E-Mails noch auf meine Anrufe. Schließlich kündigte sie den Vertrag mit ein paar höflichen, nichtssagenden Textbausteinen und ich stand sozusagen auf der Straße.

Es war, salopp gesagt, eine echte Scheißzeit und ich sah mich ge-zwungen, einen Schritt zurück zu tun und allen Ernstes zu überlegen, ob und wie es nun weitergehen sollte. 

Damals kamen mir all die Bücher in den Sinn, die ich als Kind ge-lesen und geliebt hatte und die mich bewogen hatten, Schriftsteller zu werden. Ich begann, nach diesem Fantasy-Roman zu suchen, den ich mit sechzehn geschrieben hatte, aber das Laufwerk, auf dem ich ihn gespeichert hatte, gab es längst nicht mehr und der Papierausdruck war ebenfalls verschwunden. Mein Dasein als Schriftsteller geriet total ins Wanken, es schien mir nicht gut zu tun. Ich verkroch mich immer mehr und zermarterte mir den Kopf, was ich eigentlich wollte. Etwa um diese Zeit heiratete eine Freundin von mir oben in Darwin und ich flog hin, um an der Feier teilzunehmen. Darwin ist eine kleine Stadt mit vielen Vororten, in der man ewig braucht, um an sein Ziel zu kommen, aber das ist okay, denn die Tropenhitze, die hier herrscht, macht ohnehin ziemlich träge. Eines Tages, als ich mit meiner Bekannten wegen irgendwelcher Hochzeitsvorbereitungen durch die Gegend fuhr und meinen Wachträumen nachhing, zogen an meinem geistigen Auge unsterbliche Götter vorbei, die sich in jahrhundertelangen Fehden wilde Schlachten lieferten. Und ich dachte an meine Bücher und beschloss, dem Schreiben eine letzte Chance zu geben. 

Als ich nach Sydney zurückkehrte, fand ich die Idee immer noch gut. Ein Fantasy-Roman, der all die Geschichten aufgriff, die ich als Kind geliebt hatte, und all die Themen hinzufügte, die ich als Erwachsener lieben gelernt hatte ... Und am Ende hatte ich einen neuen Agenten, ein neues Verlagsangebot, schrieb Fantasy und war als Autor so glücklich wie nie zuvor. 

Du hattest bestimmt mit einer einfacheren Antwort gerechnet, nicht wahr?

Wie gehst du beim Schreiben deiner Romane vor? Steht die gesamte Serie im Entwurf bereits fest, oder lässt du dir Spielraum für neue Entwicklungen hinsichtlich Plot und Figuren?

Ich weiß in etwa, wie die Geschichte endet. Ich kenne die Schluss-Szene des Buches, aber die Gesichter in dieser Szene ändern sich von Zeit zu Zeit. 

Mit festen Plänen habe ich es nicht so. Ich skizziere die Grundzüge und lasse dann der Entwicklung des Plots freien Lauf. Das hat vor allem damit zu tun, dass ich meine Texte ständig umforme. Ich kann eine Szene fünf- bis sechsmal ändern und zu guter Letzt den ganzen Roman neu schreiben. Das ist am Anfang besonders schlimm und lässt erst gegen Ende nach, wenn alle Weichen bereits gestellt sind. Aber ja, ich verbessere viel und höre erst auf damit, wenn ich es regelrecht nicht mehr sehen kann.
Was mein Tagespensum betrifft, so korrigiere ich meist vormittags die Sachen vom Vortag — immer vorausgesetzt, dass ich unterrichtsfrei habe. Am Nachmittag mache ich dann mit dem neuen Text weiter. Wenn ich pro Tag etwa tausend Wörter schaffe, bin ich einigermaßen zufrieden mit mir.  

Wie steht es um die Fantasy- und SF-Fangemeinde in Australien? Ist sie ebenso groß wie in Europa oder den USA? Hast du Kontakt zu anderen Fantasy-Autoren?

Australien ist in Wahrheit ziemlich klein. Jonathan Strahan beschrieb es einmal als einen Anruf lang und einen Anruf breit, und daran hat sich bis heute nicht viel geändert. 

Ich kenne zwar den einen oder anderen Autor, aber die meiste Zeit lebe ich eher zurückgezogen. Eine Ausnahme ist Rjurik Davidson, zu dem ich seit Jahren Kontakt pflege. 

Gibt es bereits Pläne, die Bücher zu verfilmen oder als TV-Serie herauszubringen?

Nein. 
Ich meine, wenn es dazu kommen sollte, warum nicht, aber darum ging es mir nie. Wenn es mein Wunsch gewesen wäre, aus dem Stoff einen Film oder eine TV-Serie zu machen, hätte ich gleich ein Drehbuch geschrieben.
 
Was ist dein nächstes Projekt?

Nun, derzeit schreibe ich den zweiten und anschließend wohl den dritten Band der „Ära der Götter“-Trilogie. Danach, so hoffe ich, wird es irgendwie mit Fantasy-Büchern weitergehen. Die Welt, die ich erschaffen habe, ist riesig, und ich habe noch jede Menge cooler Ideen, aber jetzt müssen wir erst mal sehen, wie sich das Ganze entwickelt. 

Daneben habe ich jedoch noch einige andere Projekte in Arbeit. Meine Partnerin und ich arbeiten gerade an einem Roman über Sydney, einer Mischung aus Photographie und Prosa, und dann be-schäftigt mich noch meine Kurzgeschichtensammlung Dead Ameri-cans. Der fünfzigste Jahrestag der Ermordung John F. Kennedys hat bei uns eine Bücherschwemme zu diesem Thema ausgelöst, und das Ganze könnte mich reizen — hat aber ebenfalls keine Priorität. 

Jetzt gilt es erst mal, diese Serie zu vollenden und zu hoffen, dass sie begeisterte Leser findet. Immer schön eines nach dem anderen. 

Wie können deine Leser Kontakt zu dir aufnehmen?

Ich habe einen Blog, einen Facebook- und einen Twitter-Account. Jeder kann vorbeischauen und Hallo sagen. Alles wird gut, Leute.

Herzlichen Dank, Ben, dass du dir so viel Zeit für uns genommen hast.

Gern geschehen. 
 


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