„Habe ich Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit?
Das ist gut. Denn das, was ich Ihnen erzählen werde, verdient sie auch. Ich werde mich im Laufe der Geschichte nicht unnötig wiederholen. Ich werde Dinge auch nicht mehrmals erklären, bis sie wirklich jeder verstanden hat. Wenn Sie herausfinden wollen, was tatsächlich mit Sarah, Marc und Henning geschah, müssen Sie aufmerksam lesen.
Jede Aussage im Kopf behalten und jeden Zusammenhang beachten. Sie dürfen nicht abschweifen, sollten nicht mit den Gedanken woanders sein, und ich muss Sie warnen: Nicht jeder in dieser Dreierkonstellation sagt stets die Wahrheit. Manchmal lügen Menschen auch. So sind wir eben, nicht wahr?
Wenn Sie dagegen aufmerksam lesen und mitdenken, wenn Sie Ihre eigenen Schlussfolgerungen ziehen, haben Sie vielleicht eine Chance, vor all den anderen hinter das große Geheimnis zu kommen. Habe ich gerade gesagt, Sie hätten eine Chance? Vergessen Sie’s. Sie haben keine. Nun ja … fast keine.“
Können Sie uns in drei Sätzen erzählen, worum es in „Das Loft“ geht?
Ein ermordeter Mitbewohner und ein unter Verdacht stehendes Paar. Zwei unzuverlässige Erzähler, denen nicht zu trauen ist. Ein Ende, an dem nichts mehr ist, wie es anfangs schien.
In Ihrem Roman geht es um drei Freunde – und um die dunklen Seiten dieser Freundschaft. Befassen Sie sich viel mit Psychologie?
Ich würde eher sagen mit Menschen – die Psychologie kommt dann zwangsläufig ins Spiel. Es ist doch so: Wir alle kommen mit vergleichbaren genetischen Grundeigenschaften zur Welt, entwickeln uns dann aber oftmals in völlig unterschiedliche Richtungen. Warum tun Menschen, was sie tun, und was muss zuvor passieren, damit sie es tun? Das sind die Fragen, die ich mir bei jeder meiner Romanfiguren stelle.
Bei „Das Loft“ entsteht die Spannung nicht durch Action oder brutale Morde, sondern vor allem aus dem Innenleben der Protagonisten. War das eine Herausforderung für Sie?
Ganz sicher, und es hat auch meine Art des Schreibens verändert. Wenn die äußere Handlung zugunsten der inneren reduziert wird, verschiebt sich die Perspektive. Man kann das vielleicht mit der Fotografie ver-gleichen: Äußere Handlung ist Weitwinkel, innere Handlung ist Makro. Hier kommt es viel stärker auf die Details an, die Feinheiten.