Hallo David! Dein Roman „Im Schatten der Giganten“ ist gerade in Deutschland erschienen. Wie findest du das?
Äußerst aufregend! Es ist das erste Mal, dass eines meiner Werke übersetzt wurde, was einen echten Meilenstein für einen Autor bedeutet. Und ich freue mich natürlich darüber, dass ich mit „Im Schatten der Giganten“ eine völlig neue Leserschaft erreiche.
Kannst du uns kurz beschreiben, um was es in deinem Roman geht?
„Im Schatten der Giganten“ erzählt die Geschichte des Schurken Easie Damasco, der zu Beginn des Romans gehängt werden soll. Der Grund: Easie hat Lebensmittel vom Versorgungszug des Warlords Moaradrid gestohlen. Zu seinem Glück – oder vielleicht eher Unglück – wird Damasco gerettet und in Moaradrids Armee zwangsrekrutiert, um gegen seine eigenen Leute zu kämpfen. Auf der Seite des Feindes macht Easie eine schockierende Entdeckung: Der Warlord setzt Giganten als Geheimwaffe ein – geheimnisumwobene Kreaturen, die vor Jahrhunderten verschwanden. Als Easie gezwungen wird, die Bekanntschaft des gutherzigen Riesen Salzleck zu machen, der gegen seinen Willen gefangen gehalten wird, findet sich plötzlich eine eher unorthodoxe Lösung für ihrer beider Probleme: Easie stielt Salzleck – und raubt nebenbei das Zelt von Moaradrid aus. Doch unter dessen Schätzen befindet sich ein Gegenstand, der sehr viel wertvoller als jede Münze ist – etwas, das der Tyrann bis ans Ende der Welt verfolgen würde …
Klingt aufregend! Mit Easie Damasco hast du auf jeden Fall eine Figur geschaffen, die bei uns im Verlag alle Herzen im Sturm erobert hat. Er muss unglaubliche Hindernisse überwinden und gibt sich trotzdem nie geschlagen. Schätze, du hattest Spaß mit ihm?
Damasco Leben einzuhauchen war ein großes Vergnügen. Das liegt vor allem daran, dass er vor nichts und niemanden Respekt hat. Egal wie gut oder böse seine Mitmenschen sind, er missachtet sie alle. In jeder Situation ist seine erste Reaktion Spott, und danach muss er sich meist einen Weg suchen, um Land zu gewinnen. Es ist spannend, über einen Fantasy-Helden zu schreiben, der keine Lust aufs Kämpfen hat und dem Klugheit mehr bedeutet als Körperkraft. Dieses Konzept als Autor durchzuspielen, ist eine tolle Herausforderung und macht einfach Spaß.
Wie viel David Tallerman steckt eigentlich in Easie Damasco – und wie viel Jack Sparrow? Immerhin hat das SFX Magazine ihn als Alter Ego des berühmten Piraten interpretiert.
Zum Glück habe ich nicht allzu viel gemeinsam mit Damasco – schließlich ist er ein Schurke! Aber sein Sinn für Humor ist meinem ähnlich, und ich teile seine Meinung, dass man Tieren gegenüber toleranter sein sollte als Menschen. Damasco ist ein Grenzgänger, der sich in seiner ganz eigenen Welt bewegt – was wiederum sehr der Perspektive eines Schriftstellers entspricht!Was die Verwandtschaft zu Jack Sparrow betrifft: Ich mag die Filme, würde sie aber nicht als Einfluss werten. Ehrlich gesagt habe ich das nie in Betracht gezogen, bis SFX diese Deutung auf den Tisch gebracht hat. Die eine oder andere Ähnlichkeit fällt mir nachträglich natürlich auf.
Wie hast du es geschafft, dass „Im Schatten der Giganten“ veröffentlicht wurde? Hast du mit einem Agenten zusammengearbeitet oder dein Manuskript selbst an den Verlag „Angry Robot“ geschickt, in der Hoffnung, dass man dein Talent entdecken würde?
Ich hatte sehr viel Glück. Ich kenne den „Angry Robot“-Lektor Lee Harris von früher – und er kennt meine Werke, denn er hatte bereits ein paar meiner Kurzgeschichten veröffentlicht. 2010 war ich auf dem UK Fantasycon, um ein paar Leseproben an Verlage zu verteilen, als ein gemeinsamer Freund mir vorschlug, mit Lee zu reden. Der wollte nichts von meiner Leseprobe wissen, bat mich aber, meinen Text auf dem offiziellen Weg einzureichen. Das habe ich getan – und Lee mochte „Im Schatten der Giganten“ so sehr, dass er den Text an seinen Kollegen Marc Gascoigne weiterleitete. Marc machte mir schließlich ein Angebot – und ab dem Zeitpunkt nahm mich auch die Zeno Agentur bei sich auf.
Laut deiner eigenen Aussage erstreckt sich dein Werk von „Comic-Fantasy bis Horrorschocker, von politischer Science-Fiction bis Geschichten über mechanische Grizzlybären, die auf dem Mond gegen Nazi-Delphine kämpfen“. Was hat dich dazu gebracht, einen Roman wie „Im Schatten der Giganten“ zu schreiben?
Ich liebe es, in allen Genres unterwegs zu sein. „Im Schatten der Giganten“ war einfach die richtige Idee zur richtigen Zeit, und zwar als ich mich bereit fühlte, ein größeres Projekt jenseits der Kurzgeschichten und Comics in Angriff zu nehmen. Das Grundgerüst von „Im Schatten der Giganten“, nämlich dass Damasco den Riesen Salzleck als Fluchtmöglichkeit missbraucht, fiel mir spätnachts ein, und mir war sofort klar, dass diese Story das Potenzial hatte, in Romanform erzählt zu werden.
Manche Schriftsteller arbeiten als Drehbuchautoren, was klar als Gewinn zu werten ist, wenn man Romane schreibt. Welche Vorteile bringt es, wie du freiberuflicher IT-Techniker zu sein?
Ich kann schnell tippen! Und weil ich viel unterwegs sein muss, verbringe ich meine Zeit oft in Zügen. Dadurch habe ich gelernt, überall und unter allen Umständen zu schreiben, was äußerst hilfreich ist – gerade wenn man Deadlines zu beachten hat. Darüber hinaus hat mein Job vor allem einen großen Vorteil: Er bezahlt Rechnungen.
Welche Pläne hast du für die Zukunft? Arbeitest du an neuen Büchern, und um was wird es darin gehen?
Im Moment kümmere ich mich um die Korrekturen für meinen dritten Damasco-Roman und um ein paar Comic-Projekte. Eines davon, „Endangered Weapon B”, erscheint diesen Sommer. Danach plane ich, einen Science-Fiction-Roman zu schreiben, und gegen Ende des Jahres werde ich ein Erster-Weltkrieg-Science-Fiction-Buch beginnen. Dieses Projekt wird ganz anders als alles, was ich bislang gemacht habe. Ach, der Horror-Roman, den ich nach „Im Schatten der Giganten“ verfasst habe, dürfte zu der Zeit auch veröffentlicht werden. Und noch mal so viele Projekte habe ich bereits im Kopf – ich bleibe eben gern in Bewegung!
Was machst du jenseits des Schreibens? Wie sieht ein freier Tag im Leben des David Tallerman aus?
Die letzten zwei Jahre habe ich ausschließlich mit dem Verfassen der Easie-Damasco-Romane verbracht. Ich kann mich kaum erinnern, was ich davor in meiner Freizeit unternommen habe! Ach ja, ich glaube, ich war oft wandern. Ein perfekter Tag würde also so aussehen, dass ich mit meiner Freundin wandern gehe, hoch ins North Yorkshire Moor, mit ihr ein Restaurant aufsuche und danach zuhause einen Film sehe, während wir eine Flasche Wein trinken.
Danke für das Interview!
Das Interview führte Beatrice Lampe für den Piper Verlag.
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