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Unsere Überlebensformel

Ulrich Eberl
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Neun globale Krisen und die Lösungen der Wissenschaft

„Klimawandel und Abholzung der Regenwälder, Artensterben und Pandemien, Konsumexplosion und Plastikmüll, Mobilitätskrise, Welternährung und lebenswerte Städte: Ulrich Eberl liefert in seinem neuen Sachbuch eine Zusammenschau der größten Krisen und zeigt die wichtigsten Hebel der Wissenschaft auf, um diese global zu lösen.“ - ZEIT für Forschung

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Unsere Überlebensformel — Inhalt

Projekte für eine bessere Welt

Klimawandel und Abholzung der Regenwälder, Konsumexplosion und Vermüllung der Meere – all das bedroht die Vielfalt des Lebens auf der Erde und mehr noch: unser eigenes Überleben. Die 2020er-Jahre sind die letzte Chance umzusteuern. Viele innovative Ideen geben Hoffnung auf ein besseres Leben nicht gegen, sondern im Einklang mit der Natur. Ulrich Eberl bewertet fachlich fundiert die Lösungsstrategien. Er schildert anschaulich die spannendsten Projekte aus führenden Labors der Welt und stellt die Forscherinnen und Forscher vor, die mit aller Kraft dafür kämpfen, dass sie Wirklichkeit werden.

€ 24,00 [D], € 24,70 [A]
Erschienen am 10.03.2022
416 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
EAN 978-3-492-07085-0
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€ 21,99 [D], € 21,99 [A]
Erschienen am 10.03.2022
416 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-60081-1
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„Klimawandel und Abholzung der Regenwälder, Artensterben und Pandemien, Konsumexplosion und Plastikmüll, Mobilitätskrise, Welternährung und lebenswerte Städte: Ulrich Eberl liefert in seinem neuen Sachbuch eine Zusammenschau der größten Krisen und zeigt die wichtigsten Hebel der Wissenschaft auf, um diese global zu lösen.“
ZEIT für Forschung

Leseprobe zu „Unsere Überlebensformel“

Der Wind des Wandels

Neun Krisen unserer Zeit

Binnen Minuten ist der strahlend blaue Himmel verschwunden. Die Wipfel der Bäume schwingen mit dem plötzlich aufkommenden Wind; dunkle Wolkenberge türmen sich, wo gerade noch die Sonne brannte. Die Luft kühlt spürbar ab. Gewitter, Sturm und Hagel drohen. Der heiße Sommer am See endet mit einem Donnerschlag – und im Radio spielen sie „Wind of Change“ von den Scorpions. Wie lange habe ich diese Rockballade nicht mehr gehört! Vor 30 Jahren war sie unsere Hymne der Wende gewesen – im Taumel der Freude, nachdem die [...]

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Der Wind des Wandels

Neun Krisen unserer Zeit

Binnen Minuten ist der strahlend blaue Himmel verschwunden. Die Wipfel der Bäume schwingen mit dem plötzlich aufkommenden Wind; dunkle Wolkenberge türmen sich, wo gerade noch die Sonne brannte. Die Luft kühlt spürbar ab. Gewitter, Sturm und Hagel drohen. Der heiße Sommer am See endet mit einem Donnerschlag – und im Radio spielen sie „Wind of Change“ von den Scorpions. Wie lange habe ich diese Rockballade nicht mehr gehört! Vor 30 Jahren war sie unsere Hymne der Wende gewesen – im Taumel der Freude, nachdem die Mauer gefallen war, als die beiden Deutschlands eins wurden und der Kalte Krieg für immer zu Ende schien.

Wind of Change. Das passt auch heute wieder. Die Luft knistert von den Unwettern, die uns bevorstehen. Der Ost-West-Konflikt ist wieder da, nur dass diesmal China im Fokus steht, das mit Wirtschaftskraft und Machtpolitik dem 21. Jahrhundert seinen Stempel aufdrücken will. Politische Brandherde überall, Nationalisten und Populisten kommen und gehen, Fakten werden verzerrt und ins Gegenteil verkehrt – doch noch heftigere Stürme ballen sich in der Natur zusammen. In Kalifornien, Südeuropa, Brasilien, Indonesien, Australien und sogar in Sibirien brennen die Wälder. Hitzewellen erreichen Temperaturen, wie sie noch nie gemessen wurden. Gletscher schmelzen in unfassbarem Tempo, Wirbelstürme und Überschwemmungen sind heftiger als je zuvor, ganze Orte versinken im Schlamm. Dürren vernichten Ernten, Korallenriffe sterben noch rascher als Regenwälder – und ein Virus verursacht eine Pandemie, die rund um den Globus nicht nur die Gesundheit von Millionen Menschen attackiert, sondern auch Wirtschaft und Gesellschaft extremen Stresstests aussetzt.

Kein Wunder, dass viele raunen: Die Natur schlägt zurück. Sie hätte auch allen Grund dazu. An Warnungen hat es nicht gefehlt. Vor genau 50 Jahren, im März 1972, veröffentlichten Donella Meadows, Dennis Meadows und Jørgen Randers im Auftrag des Club of Rome – einer Vereinigung von Wirtschaftlern, Wissenschaftlern und Politikern – eine Studie mit dem Titel The Limits to Growth (Die Grenzen des Wachstums).[i] Bis heute ist dieses Werk mit Dutzenden von Millionen Exemplaren eines der erfolgreichsten Bücher aller Zeiten – und eines der umstrittensten. Denn die Autoren prophezeien der Menschheit den Kollaps. Nach ihren Simulationen würden Weltbevölkerung und Industrieproduktion noch einige Zeit wachsen, aber dann käme ein abrupter Absturz: verursacht durch knapper werdende Rohstoffe und Nahrungsmittel sowie durch die Umweltverschmutzung. Dieser Zusammenbruch, so ihre Prognose, würde vermutlich zwischen 2030 und 2050 liegen, aber ziemlich sicher fände er vor dem Jahr 2100 statt.

Die Computerleistung, die den Autoren der Studie zur Verfügung stand, war zwar sehr begrenzt, aber auch Berechnungen, die die Forscher in den 1990er- und 2000er-Jahren durchführten, zeigten ähnliche Ergebnisse. Nur massive Maßnahmen zum Umweltschutz, zum Umbau der Wirtschaft sowie die Wiederverwendung von Rohstoffen, hohe landwirtschaftliche Erträge und niedrige Geburtenraten ergaben Szenarien, unter denen die Weltbevölkerung und der Wohlstand langfristig konstant bleiben können. In einem Interview, das wir für das von mir gegründete Zukunftsmagazin Pictures of the Future bereits vor zwölf Jahren mit Dennis Meadows führten,[ii] zeigte er sich jedoch wenig zuversichtlich, dass die Menschheit den Wandel schafft: „Ich rechne mit schweren Verwerfungen“, prophezeite er. „Meine Modelle zeigen Spannungen wie in einer Erdbebenzone: Man weiß nicht genau, wann etwas passiert. Aber es ist klar, dass es ein Beben mit schlimmen Folgen geben wird.“ Natürlich kann man über Details seiner Modelle streiten. Dennoch scheinen gerade jetzt seine Kassandrarufe aktueller denn je. Haben wir überhaupt eine Chance, dieses Erdbeben noch zu verhindern?

In meiner Jugend hätte ich die Frage mit einem klaren Ja beantwortet. Als kleiner Bub saß ich gebannt vor dem Fernseher, während die Helden der Apollo-Missionen den Mond betraten. „Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit“ – als Neil Armstrong in der Nacht zum 21. Juli 1969 etwas ungelenk aus der Mondlandefähre Eagle kletterte, schien alles möglich. Wenn Menschen zum Mond fliegen können, was sollte uns aufhalten? Diese Begeisterung für Naturwissenschaft und Technik brachte mich später dazu, Physik zu studieren und selbst im Labor zu forschen. Doch schon 1969 hätte man auch alles ganz anders sehen können. Selbst Neil Armstrong sagte, als er gefragt wurde, ob er nicht ein Gefühl der Größe gespürt habe, als er auf dem Mond mit seinem Daumennagel die ferne Erde verdecken konnte: „Nein, im Gegenteil – ich fühlte mich in dem Moment verloren und klein.“ Und der Astrophysiker Carl Sagan schrieb, als er das Foto unseres Planeten mit der dünnen Hülle der Atmosphäre sah, das die Apollo-Astronauten geschossen hatten: „Dieses Foto zeigt uns, dass von außen keine Hilfe kommen wird, um uns vor uns selbst zu retten.“ Auf dieser kleinen, wunderbaren, blauen Murmel existiert alles Leben, das wir kennen – und die Menschheit ist gerade dabei, vieles davon radikal zu zerstören.

Das wichtigere Datum als die Mondlandung

Denn während wir die technischen Großleistungen bewunderten, übersahen wir ein aus heutiger Sicht wichtigeres Datum: Genau zur Zeit der Mondlandungen übertraf nach Berechnungen des Global Footprint Network der ökologische Fußabdruck des Menschen erstmals die Biokapazität der Erde.[iii] Seitdem leben wir auf Pump. Heute nutzen wir die Ressourcen des Planeten 1,7-mal schneller, als sie sich regenerieren können. Wir bräuchten bereits 1,7 Erden – und wenn wir so weitermachen wie bisher, müssten wir 2050 drei Erden zur Verfügung haben. Die Gründe für den Raubbau sind offensichtlich: Seit 1970 hat sich die Weltbevölkerung mehr als verdoppelt. 2050 könnten sogar dreimal so viele Menschen auf der Erde leben wie 1962, zur Zeit meiner Geburt.

Noch schneller als die Weltbevölkerung sind die Wirtschaftsdaten gestiegen. Laut einem 2021 erschienenen Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP)[iv] hat sich die Weltwirtschaft von 1970 bis 2020 fast verfünffacht und der Welthandel verzehnfacht. Unser Rohstoffverbrauch hat sich in dieser Zeit – wie der Energieverbrauch – nahezu verdreifacht, die Herstellung von Kunststoffen sogar verzwanzigfacht. Heute stößt die Menschheit jedes Jahr doppelt so viele Treibhausgase in die Luft wie vor 50 Jahren. Übertroffen werden diese Hiobsbotschaften nur vom Artensterben: Seit 1970 sind laut dem World Wide Fund for Nature mehr als zwei Drittel aller Wirbeltiere – Säugetiere, Vögel, Fische, Reptilien und Amphibien – von der Erde verschwunden.

Viele Wissenschaftler nennen unsere Zeit das Anthropozän, weil der Mensch zur bestimmenden Kraft des Planeten geworden ist. Laut dem UNEP-Bericht verursachen wir massive Veränderungen bei zwei Dritteln der Ozeane und drei Vierteln des eisfreien Landes – bei den Meeren vor allem durch Überfischung und Vermüllung, beim Land, indem wir große Teile in Ackerland, Weideflächen, Nutzwälder, Siedlungen, Straßen und andere Infrastrukturen umwandeln. Doch schon in den 1980er-Jahren waren negative Seiten des technisch Machbaren deutlich sichtbar: 1984 kam es im Pestizidwerk im indischen Bhopal zum schwersten Chemieunfall der Geschichte mit Tausenden von Toten und Hunderttausenden Verletzten. In Deutschland diskutierten wir zur gleichen Zeit vor allem über Waldsterben und sauren Regen. 1985 wurde das Ozonloch über der Antarktis entdeckt, 1986 explodierte der Kernreaktor von Tschernobyl – und das sind nur ein paar drastische Beispiele.

Dennoch schien vieles noch beherrschbar: Grüne Parteien entstanden, Umweltministerien wurden gegründet. Kraftwerke mussten Anlagen zur Rauchgasentschwefelung installieren, für Autos wurden Abgasnormen verschärft und Katalysatoren vorgeschrieben. 1989 trat ein Übereinkommen in Kraft, das die Emission von ozonschädlichen Chemikalien verhinderte, darunter vor allem die als Kühlmittel verwendeten Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) – es wurde von allen Staaten der Vereinten Nationen ratifiziert und gilt bis heute als einer der größten Erfolge des Umweltvölkerrechts. Und nach Tschernobyl und vor allem nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima 2011 beschloss Deutschland, bis Ende 2022 alle Kernkraftwerke abzuschalten.

Als Teile der radioaktiven Wolke von Tschernobyl über Bayern abregneten, arbeitete ich gerade im Garten meiner Eltern in Regensburg. Noch gab es offiziell gar keine Warnungen, aber am Tag darauf überprüfte ich mit einem Messgerät, das uns Physikstudenten der Technischen Universität München in Garching zur Verfügung stand, meine Kleidung und Schuhe: Das rasende Knattern habe ich noch heute im Ohr; der Zeiger war am Anschlag, die Radioaktivität um ein Vielfaches über der natürlichen Strahlung. Kurz danach war das ganze Land in Aufregung: die Böden verstrahlt; Milch, Gemüse, Beeren, Wild – vieles durfte nicht mehr verzehrt und musste vernichtet werden. Mir gab diese Erfahrung den letzten Anstoß, in die Erforschung neuer Energien einzusteigen. Während meiner Diplom- und Promotionsarbeit untersuchte ich die ersten Schritte der Photosynthese, die Umwandlung von Licht in elektrochemische Energie – meine Vision war, neue Erkenntnisse für künftige biologische Solarzellen beitragen zu können (mehr dazu in Kapitel 5).

Auch als ich danach einige Jahre bei Daimler arbeitete und 20 Jahre lang bei Siemens die Kommunikation über Forschung, Innovationen und Zukunftstrends leitete, standen Ressourcenschonung und erneuerbare Energien immer im Fokus. Nachhaltige Mobilität, Brennstoffzellen, Wasserstoff, Wind und Solar, Energieeffizienz bei Gebäuden, Kraftwerken und Industrien, die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch und die Entwicklung „grüner“ Städte – das waren neben Gesundheitsfragen die wesentlichen Themen unserer Zukunftsmagazine HighTechReport und Pictures of the Future. Seit 1992 bei der UN-Konferenz in Rio de Janeiro der Begriff der Nachhaltigkeit wieder ins Bewusstsein gerückt war, war mir klar, dass dies die Aufgabe unserer Generation werden musste: Nachhaltigkeit im umfassenden Sinn, ökologisch, ökonomisch und sozial, also Schutz der Umwelt, Überwindung der Armut und gesellschaftlicher Ausgleich.

1994 konnte ich am Amazonas im Dreiländereck zwischen Brasilien, Kolumbien und Peru noch rosa Flussdelfine, Piranhas, Brüllaffen und Aras erleben, doch beim Flug über den Regenwald sah ich immer wieder dunkle Rauchwolken und Kahlschläge. Ein Jahr später erklärten mir Biologen beim Tauchen am Great Barrier Reef in Australien den ökologischen Reichtum dieser Regenwälder unter Wasser – und zugleich diskutierten sie bereits verheerende Effekte von Umweltverschmutzung und Klimawandel auf die Korallenriffe. Als ich dann im Sommer 1995 in der Süddeutschen Zeitung einen Artikel mit dem Titel „Der bleiche Tod in den Oasen der Meere“ veröffentlichte, war dies in den Medien einer der ersten Beiträge über die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Korallensterben. Inzwischen gehört es zum Allgemeinwissen, dass der Tod der Korallen eine der unmittelbarsten Auswirkungen des Klimawandels darstellt. Seit 1995 hat die Menschheit so viel Kohlendioxid in die Luft geblasen, wie in allen Jahren vor 1990 zusammengenommen. Wenn die Emissionen nicht drastisch sinken, sagen Wissenschaftler, könnten heutige Kinder noch eine Welt erleben, die heißer ist, als sie jemals ein Homo sapiens erfahren hat.

Wind of Change. Wir müssen den Umschwung schaffen, denn die Indizien sind eindeutig: Im Anthropozän ist nicht nur die Vielfalt des Lebens auf der Erde bedroht, sondern das Überleben unserer Zivilisation. Wie aber kann der Wandel noch gelingen? Seit 35 Jahren erforsche ich Zukunftstrends. Manches ist gar nicht so schwer vorherzusagen, denn viele Weichenstellungen, die wir heute treffen, prägen die Welt, in der unsere Kinder leben werden. Die Häuser, die jetzt gebaut werden, stehen in Jahrzehnten noch. Viele Kraftwerke werden auch 2050 noch Energie liefern. Die Zahl unserer Kinder legt fest, wie die Alterspyramiden und damit die Sozial- und Gesundheitssysteme aussehen und welche Mengen an Nahrung und Rohstoffen benötigt werden – und was wir jetzt an Treibhausgasen ausstoßen, wird auch 2050 noch das Klima der Erde beeinflussen. Auch Megatrends sind klar zu erkennen: Dabei geht es nicht um schnelle Entwicklungen wie Smartphones oder Hypes wie in der Internetkultur, sondern um langfristige Trends wie Globalisierung, Verstädterung oder den demografischen Wandel, die praktisch unumkehrbar sind.

Als ich vor zwölf Jahren mein Buch Zukunft 2050 schrieb, beschäftigte ich mich zudem mit den sogenannten Kondratieff-Zyklen.[v] Der russische Wissenschaftler Nikolai Kondratieff hatte in den 1920er-Jahren herausgefunden, dass große Wirtschaftszyklen in langen Wellen von 40 bis 60 Jahren ablaufen – beginnend bei Basisinnovationen über den daraus entstehenden Wohlstandszuwachs, bis sie stagnieren und von der nächsten Welle abgelöst werden. Dieses natürlich stark vereinfachte Konstrukt beschreibt sehr anschaulich, was die Welt in den vergangenen 200 Jahren prägte. Ab 1800 waren es die Dampfmaschine und die Textilindustrie, und um 1870 befand sich der zweite Zyklus auf seinem Höhepunkt: mit den Basisinnovationen Eisenbahn und Stahlindustrie.

Von 1900 bis 1950 drehte sich viel um die Elektrotechnik: Kraftwerke und Stromnetze, elektrisches Licht und Straßenbahnen, Radio, Kühlschrank und Fernseher. Die Jahre 1950 bis 1990 waren dann geprägt von der Boomphase des Automobils und der Petrochemie, des Öls und der Kunststoffe. Derzeit befinden wir uns nahe dem Scheitelpunkt des fünften Zyklus, der etwa 1990 startete und durch die Informations- und Kommunikationstechnik geprägt ist: mit Computern, Internet, Mobilfunk und der Künstlichen Intelligenz, die ich im Buch Smarte Maschinen[vi] beschrieb, als ich mich 2016 als Wissenschaftsautor, Vortragsredner und Zukunftsforscher selbstständig machte.


Einführung

[i]               Dennis L. Meadows mit Donella H. Meadows, Jørgen Randers u. a., The Limits to Growth, Universe Books (1972)

[ii]              Interview Dennis Meadows, „Wir müssen auf ein anderes System umschalten“ in Pictures of the Future, Frühjahr 2010, S. 56 ff.

[iii]              Historische Entwicklung des ökologischen Fußabdrucks: www.overshootday.org/newsroom/past-earth-overshoot-days/

[iv]              UNEP-Bericht „Making Peace with Nature“ (2021): www.unep.org/resources/making-peace-nature

[v]              Ulrich Eberl, Zukunft 2050 – wie wir schon heute die Zukunft erfinden, Beltz & Gelberg (2011)

[vi]              Ulrich Eberl, Smarte Maschinen – wie Künstliche Intelligenz unser Leben verändert, Hanser (2016)

Kapitel 1

Ulrich Eberl

Über Ulrich Eberl

Biografie

Ulrich Eberl, Jahrgang 1962, ist einer der renommiertesten Wissenschafts- und Technikjournalisten deutscher Sprache. Er promovierte an der TU München in Biophysik, arbeitete bei Daimler und leitete 20 Jahre lang bei Siemens die Kommunikation über Forschung, Innovationen und Zukunftstrends. Heute ist...

Ulrich Eberl im Interview

Ihr Buch erscheint genau 50 Jahre nach der berühmten Studie „Die Grenzen des Wachstums“, die der Menschheit im 21. Jahrhundert den Umweltkollaps prophezeit. Wie schlimm ist die Lage heute?
Die Umweltkrisen sind leider sehr real. Vor 50 Jahren überstieg der ökologische Fußabdruck des Menschen erstmals die Biokapazität der Erde, und wenn wir so weitermachen wie bisher, bräuchten wir 2050 drei Erden. Seit 1970 hat sich die Weltbevölkerung mehr als verdoppelt, der Welthandel verzehnfacht, die Herstellung von Kunststoffen verzwanzigfacht. Heute blasen wir jedes Jahr doppelt so viele Treibhausgase in die Luft wie vor 50 Jahren. Noch schlimmer ist nur das Artensterben: Seit 1970 sind mehr als zwei Drittel aller Wirbeltiere – Säugetiere, Vögel, Fische, Reptilien, Amphibien – von der Erde verschwunden.

Und dann führen Staaten auch noch Kriege gegeneinander, sogar wieder in Europa. Bleibt uns überhaupt eine Chance?
Auf jeden Fall, unsere Überlebensformel existiert bereits. Ich bin überzeugt, die 2020er-Jahre könnten das Jahrzehnt werden, in dem wir den weltweiten Umschwung einleiten. Doch dazu müssen die Egoismen und Nationalismen aufhören, denn Umweltkrisen machen nicht an Landesgrenzen halt. Die Vorstellung, dass Krieg nur Politik mit anderen Mitteln sei, ist 200 Jahre alt – und heute der direkte Weg in die Katastrophe. Um eine lebenswerte Zukunft zu schaffen, brauchen wir globale Kooperation, nicht Konfrontation. 

Wie können denn die Lösungen aussehen?
Wir müssen alle Lebensbereiche radikal umgestalten: Energie gewinnen ohne Kohle, mobil sein ohne Öl, heizen ohne Erdgas, bauen ohne Beton, wirtschaften ohne Müll, leben mit der Natur, nicht gegen sie – vieles ist schon auf dem Weg, anderes wird gerade von Forschenden in aller Welt entwickelt. Die wirksamsten Hebel beschreibe ich im Buch. Eine wichtige Erkenntnis dabei: Nicht nur die Krisen, auch die Lösungen hängen eng zusammen. So sind Wind, Sonne und Wasserstoff auf der einen Seite starke Hebel, um den Klimawandel zu bremsen und Autos, Schiffe und Flugzeuge sowie die Stahl- und Chemieindustrie auf die „grüne Schiene“ zu setzen. Zugleich machen sie uns auf der anderen Seite auch unabhängig von Kohle, Öl und Gas – und damit vom Erpressungspotenzial mancher Staaten.   

Für wen haben Sie das Buch geschrieben?
Für alle, die wissen wollen, was man tun kann, um die Welt für uns und unsere Mitgeschöpfe zu einem besseren Ort zu machen. Seit fast 35 Jahren erforsche ich Zukunftstrends und -technologien, vor allem die Lösungswege von Wissenschaft und Technik. Doch das Buch richtet sich keineswegs nur an Studierende, Forschende, Unternehmer:innen und Politiker:innen, sondern an alle, die sich für eine lebenswerte Welt einsetzen. Ich will Mut machen, zu handeln, zu gestalten, selbst aktiv zu werden. Es geht um unser Miteinander als Menschen und die Gesundheit der Umwelt – was könnte es Wichtigeres geben? Zukunft ist nichts, was einfach geschieht. Sie wird gemacht, von uns allen. Wir selbst haben unsere Überlebensformel in der Hand!

Pressestimmen
ZEIT für Forschung

„Klimawandel und Abholzung der Regenwälder, Artensterben und Pandemien, Konsumexplosion und Plastikmüll, Mobilitätskrise, Welternährung und lebenswerte Städte: Ulrich Eberl liefert in seinem neuen Sachbuch eine Zusammenschau der größten Krisen und zeigt die wichtigsten Hebel der Wissenschaft auf, um diese global zu lösen.“

Spektrum der Wissenschaft online

„Statt den Leser mit der Fülle an Informationen zu erschlagen, gelingt es ihm dabei, ein abwechslungsreiches Panorama zu entwerfen, das weder das Ausmaß der Probleme unterschlägt noch billigen Optimismus verbreitet.“

Info-Bulletin umwelt-mediathek

„Der Biophysiker Ulrich Eberl vermacht uns hier ein fulminantes Buch sowohl betreffs seiner breiten Wissensinhalte wie auch der gemeinverständlichen Weise, diese zu vermitteln.“

bild der wissenschaft

„Wer einen umfassenden Überblick über die wissenschaftlich-technischen Errungenschaften zur Lösung der globalen Probleme sucht, der ist bei diesem Buch richtig.“

Schweizerzeit

„Ein Buch, das zum Denken anregt.“

Bunsen-Magazin

„Ein empfehlenswertes Buch, das einen weitgefassten Überblick zu aktuellen Herausforderungen und realistischen Lösungsansätzen in einer ohne wissenschaftliche Vorkenntnisse verständlichen Sprache bietet und als Argumentationshilfe wie als Gesprächsanregung auch außerhalb der Wissenschaft willkommen ist.“

Physik Journal

„Eberl gelingt eine interessante und ausgewogene Übersicht, wie uns Technologien Perspektiven für die Bewältigung der genannten Krisen eröffnen und Wege in eine bessere Zukunft ebnen könnten.“

borromaeusverein.de

„Ähnlich revolutionäre, beeindruckende und anschauliche Beispiele des Fortschritts behandelt Eberl in den Kapiteln Landwirtschaft und Krankheitsbekämpfung. Sein Fazit: Krisen sind lösbar! Seine Begeisterung ist ansteckend.“

saldo

„Anders als andere Autoren verzichtet der deutsche Biophysiker aber auf Alarmismus und Untergangsszenarien und erklärt anschaulich, welche umweltschonenden Techniken in den weltweit führenden Labors entwickelt werden.“

Die Weltwoche

„Pragmatisch und immer wieder auch mit überraschenden Denkansätzen und einem Augenzwinkern skizziert der Autor, was alles mit technologischem Fortschritt gegen die Bedrohungsszenarien unternommen werden kann, damit die Welt lebenswert bleibt.“

Deutschlandfunk „Andruck“

„Was kann man tun, um den Raubbau an der Natur einzudämmen und die Lebensgrundlage für kommende Generationen zu erhalten? Ulrich Eberl sieht die Krise durchaus als Chance, die 2020er-Jahre könnten das Goldene Jahrzehnt des technologischen Wandels werden. Die größte Herausforderung sei jedoch, Widerstände zu überwinden und die Menschen für den technischen Wandel zu gewinnen. Dazu will Eberl einen Beitrag leisten, Zusammenhänge herausarbeiten und die Hebel für die wichtigsten Weichenstellungen identifizieren… Zukunft sei nichts, was einfach passiert, sie werde gemacht, von uns allen, appelliert Ulrich Eberl am Ende seines Buches an seine Leser. Darin zeigt er, was möglich wäre, wenn technisches und wissenschaftliches Know-how konsequent im Sinne von mehr Nachhaltigkeit, Gesundheit und Umweltschutz genutzt werden würden. Manchmal gewinnt die Technikbegeisterung des promovierten Biophysikers ein wenig die Oberhand. Doch insgesamt bietet sein Buch einen kenntnisreichen Einblick in Technologien und Forschungsgebiete, die im Zusammenspiel mit einer bewussteren und solidarischeren Lebensweise künftigen Generationen nicht nur das Überleben, sondern eine lebenswerte Zukunft sichern könnten.“

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