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Schwarzwaldstrand (Hubertus-Hummel-Reihe 10)

Schwarzwaldstrand (Hubertus-Hummel-Reihe 10)

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Ein Fall für Hubertus Hummel

„Gespickt mit einer ordentlichen Portion Lokalkolorit und Schwarzwälder Dialekt schicken Rieckhoff und Ummenhofer auch diesmal wieder all ihre liebevoll erdachten Krimihelden ins Rennen. (...) Entstanden ist ein köstliches Stückchen Schwarzwaldkrimi zum Schmunzeln und Feixen - und vor allem zum "in einem Rutsch" durchlesen.“ - Allgemeine Zeitung

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Schwarzwaldstrand (Hubertus-Hummel-Reihe 10) — Inhalt

Von wegen Geheimtipp: Als Oberstudienrat Hubertus Hummel mit seiner Familie auf dem Campingplatz in Italien ankommt, hat sich dort bereits der halbe Schwarzwald versammelt. Und schon bald ist es mit der Urlaubsfreude endgültig vorbei, denn am Strand wird eine Tote gefunden! Gemeinsam mit seinem alten Bekannten Hauptkommissar Winterhalter verfolgt Hummel die Spur des Verbrechens, die bis in die Heimat führt …

€ 11,00 [D], € 11,40 [A]
Erschienen am 15.10.2013
288 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-30419-1
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Leseprobe zu „Schwarzwaldstrand (Hubertus-Hummel-Reihe 10)“

1. Schlaflos am Lido

Und so etwas nannte sich nun Urlaub …

Hubertus Hummel schüttelte seinen von Schweißperlen übersäten Kopf und wendete sein Kissen in der Hoffnung, doch noch ein trockenes Plätzchen darauf zu finden. Es fühlte sich an wie ein vollgesogener Schwamm.

Die Luft im Wohnwagen stand. Gefühlt waren es an die vierzig Grad.

Tropisch war diese erste Urlaubsnacht an der Adria allemal.

Hubertus stöhnte und wälzte sich auf der Suche nach einer neuen Schlafstellung. Dabei wackelte der Wohnwagen, den der Lehrer sich von seinen Nachbarn geliehen und dann [...]

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1. Schlaflos am Lido

Und so etwas nannte sich nun Urlaub …

Hubertus Hummel schüttelte seinen von Schweißperlen übersäten Kopf und wendete sein Kissen in der Hoffnung, doch noch ein trockenes Plätzchen darauf zu finden. Es fühlte sich an wie ein vollgesogener Schwamm.

Die Luft im Wohnwagen stand. Gefühlt waren es an die vierzig Grad.

Tropisch war diese erste Urlaubsnacht an der Adria allemal.

Hubertus stöhnte und wälzte sich auf der Suche nach einer neuen Schlafstellung. Dabei wackelte der Wohnwagen, den der Lehrer sich von seinen Nachbarn geliehen und dann zuckelnd in Richtung Venedig gesteuert hatte.

Schlaflos am Lido !

„ Aua ! Verdammt “, zischte er, als sein Enkel, der sich zwischen seine Ehefrau Elke und ihn ins „ Gräble “, die Mulde in der Mitte der beiden Matratzen, gezwängt hatte, ihm bei einer Körperdrehung ins Gesicht trat.

Hubertus schob das Beinchen des Vierjährigen behutsam beiseite und hielt sich die schmerzende Nase.

Wo war eigentlich Martina ?

Seine Tochter hatte doch eigentlich nur noch einen Cocktail in der Strandbar nehmen wollen, war nun aber schon seit mindestens drei Stunden überfällig.

Und die Großeltern durften sich mal wieder um den Enkel kümmern …

Dabei hatte Hubertus in diesen Ferien so sehr auf Zweisamkeit mit Elke gehofft. Es sollte ein Versöhnungsurlaub nach der letzten sehr ernsten Ehekrise werden. Diese hatten sie paradoxerweise überwunden, indem sie gemeinsam den Mörder von Elkes ehemaligem Liebhaber, Rechtsanwalt Dr. Guntram Bröse, überführt hatten.

Auf dem idyllischen Schwarzwälder Westweg waren die beiden sich abseits von allem Trubel wieder nähergekommen.

Elke war es gewesen, die bald danach angeregt hatte, endlich mal wieder einen gemeinsamen, ausgedehnten Sommer­urlaub zu machen.

Hubertus hatte dafür seinen heimatlichen Schwarzwald im Blick gehabt – Elke hingegen das Mittelmeer.

„ Ich wollte schon immer mal Campingurlaub machen “, hatte Tochter Martina freudig verkündet und einen von Bekannten empfohlenen „ Vier-Sterne-Campingplatz “ in der Nähe von Venedig ins Spiel gebracht.

„ Die halbe Nachbarschaft ist dort schon gewesen – der soll ideal für Familien sein “, hatte Elke zudem erfahren.

Camping.

Das hatte er zuletzt in der katholischen Jugendgruppe ­gemacht – und zwar sechs Tage lang bei durchgehend strömendem Regen.

Na ja, immerhin versprach ein Wohnwagen etwas mehr Komfort als das klapprige Igluzelt damals.

Hubertus Hummel hatte sich also gebeugt.

Das bereute er nun. Die hochgeklappten Fenster brachten ihm keinerlei Kühlung, da es windstill und draußen ähnlich heiß wie drinnen war. Stattdessen ließen sie ihn an den Nebengeräuschen der Nachbarwohnwagen teilhaben. Das Schnarchen von Platz A17 war inzwischen unüberhörbar, nachdem vor fünf Minuten von dort noch unverständliche Gesprächsfetzen herübergedrungen waren. Das Surren der Klimaanlage von A19 übertönte das Schnarchen allerdings.

Hätten sie nicht wenigstens auch einen etwas besseren Wohnwagen mit Klimaanlage mieten können ? Aber nein, es musste die durchgelegene Mühle der Sauers sein, für die man auch noch dreiste 30 Euro Miete pro Tag berappen musste (Originalton des Nachbarn: „ Des isch aber än subber Freundschaftspreis. “) Zuzüglich der 85 Euro Stellplatzgebühr für den Campingplatz. Das machten summa summarum satte
115 Euro am Tag.

115 Euro ! Dafür hätte man doch schon fast ein gutes Hotelzimmer bekommen. Und allemal ein ordentliches Ferienhäuschen.

Drei Wochen hatten sie gebucht.

Ein Irrsinn !

115 Euro mal 21 Urlaubstage, das machten … Er sparte sich lieber die Rechnung. Ihm war auch so klar, dass Preis und Leistung in keinem Verhältnis standen.

Der Ärger ließ ihn zusätzlich schwitzen.

Erstmals seit der Versöhnung war auch Elke Adressatin dieses Ärgers.

Warum musste sie es immer so kompliziert machen ?

Nie konnte sie den einfachsten Weg gehen. Das war schon früher so gewesen. Wenn er nur an den ersten gemeinsamen Urlaub dachte – damals, nach dem zweiten Semester. Interrail – durch sechs europäische Länder …

Über diese Gedanken schlummerte Hubertus dann endlich ein, doch schon wenige Augenblicke später ließ eine Männerstimme ihn wieder hellwach werden.

„ Tesoro. Sei bellissima. Ti amo. Dammi un bacio “, säuselte jemand.

Er musste direkt vor ihrem Wohnwagen stehen !

Hubertus hörte schmatzende Geräusche.

„ Nicht, Marco “, entgegnete eine ihm gut bekannte Frauenstimme. „ Das ist mir zu stürmisch, mein Lieber. “

Mein Lieber ?

Da ließ man seine Tochter ein paar Stunden aus den Augen, und schon warf sie sich dem erstbesten Italiener an den Hals.

Immerhin war sie verheiratet !

Über den Zustand von Martinas Ehe mit seinem alten Freund Didi war Hubertus allerdings nicht so recht auf dem Laufenden. Genau genommen wollte er es auch nicht sein. Überhaupt nicht.

Didi war jedenfalls zu Hause in Deutschland geblieben. Unter den üblichen Ausreden: viel Arbeit, keinen Urlaub bekommen und so weiter.

„ Amooore “, säuselte Marco unbeirrt weiter. Man hörte in ­seiner vibrierenden Stimme förmlich, wie er jetzt zur Sache gehen wollte.

„ Voglio fare l’amore con te ! “

Hubertus’ Italienischkenntnisse beschränkten sich zwar auf das Notwendigste – Pane, Pizza, Pasta und Grazie –, aber um „ fare l’amore “ als „ Liebe machen “ zu übersetzen, dafür brauchte er kein Wörterbuch.

„ Langsam, Marco “, sagte seine Tochter. Doch der Klang ­ihrer Stimme verriet Hubertus, dass Marcos Säuseleien ihr nicht ausreichend Unbehagen bereiteten.

„ Wir kennen uns doch eigentlich gar nicht. “

Eben !, wollte Hubertus schon empört hinzufügen.

Doch statt Marco wegzuschicken, folgten nun noch weitere Schmatzgeräusche.

„ Amooore ! “

Martina antwortete mit einem zögerlichen „ Nicht doch, Marco … “

Nun reichte es Hubertus: „ Nix da amore “, rief er, fuhr hoch und riss die Wohnwagentür auf. „ Du jetzt ab ins Bett “, versuchte Hummel seine Tochter mit einem kommandoartigen Stakkato in den Wohnwagen zu zitieren, und ließ dabei bewusst außer Acht, dass Martina längst volljährig war.

„ Du jetzt gehen. Heute finito amore “, bemühte sich Hubertus bei Martinas neuem Freund um ein kommunikatives ­Kauderwelsch aus Deutsch und Italienisch.

Eigentlich verachtete er Menschen, die mit Ausländern so sprachen, als hätten sie es mit kleinen Kindern zu tun. Als Deutschlehrer war er normalerweise darum bemüht, komplette Sätze zu bilden – Subjekt, Objekt, Prädikat. Unter diesen Umständen war sein Verstand jedoch ebenso wenig wach wie der Rest seines verschwitzten Körpers.

Mit einer wischenden Handbewegung versuchte Hummel zu unterstreichen, dass sich der Einheimische aus dem Staub zu machen hatte.

„ Mi scusi “, verbeugte sich der junge Mann mit seinem ­schicken weißen Anzug. „ Sono Marco, de Barkeeper vonne de Strandbar. Abbe isch das Frollein Tochter nur nack Ause begleitet. “ Er verbeugte sich erneut, diesmal noch tiefer.

„ Soso, nur nach Hause begleitet … Und wie war das mit amore ? “, begann Hubertus, den jungen Mann ins Verhör zu nehmen.

Bevor Marco antworten konnte, ging Martina allerdings ­dazwischen:

„ Papa, du bist ja so was von peinlich. Ich bin dreiundzwanzig, wenn ich dich daran erinnern darf. Und ich kann schon sehr gut auf mich alleine aufpassen. Du brauchst hier nicht den Lageraufseher zu spielen “, hielt sie ihm eine Standpauke.

„ Pssst ! “ und „ Ruhe ! “ kam es vereinzelt schon von den umliegenden Wohnwägen.

Auch A17 schnarchte nicht mehr.

„ Ci vediamo domani, Marco “, verabschiedete sich Martina, die für Italienisch offenbar mehr Talent hatte als Hubertus. Dann drückte sie ihrem verblüfften Begleiter demonstrativ ­einen Kuss auf die Backe …

Hubertus brummte ein schnelles „ Buonanotte “ hinterher und zog die Türe leise zu, nachdem Martina in den Wohn­wagen gehuscht war.

Seine Tochter stürmte ins hintere Abteil und knallte wutentbrannt die Schiebetür zu.

Elke und Maximilian waren nicht aufgewacht – zum Glück.

Hubertus verzichtete auch wegen der weit geöffneten Fenster auf eine Vater-Tochter-Diskussion und bemühte sich, endlich Schlaf zu finden.

Ein leichtes, kühlendes Lüftchen vom Meer begünstigte das Vorhaben nun. Das Rauschen des Wassers tat ein Übriges. ­Hubertus begann zu dösen.

Doch wieder waren es Nachtschwärmer, die ihn plötzlich hellwach werden ließen. Sie gaben durchdringende Surrgeräusche von sich und versetzten Hubertus kleine Nadelstiche – ­offenbar eine Folge der offenen Tür der vorigen Minuten.

Schon bald hatte er mindestens ein halbes Dutzend Stiche.

„ Schnooke “, zischte er den alemannischen Fachausdruck.

Mücken ! Das war also nun der „ Campingurlaub im Einklang mit der Natur “, wie Elke sich ausgedrückt hatte.

Er schlug um sich, traf aber doch meist ins Leere. Man hörte sie angreifen, die Surrgeräusche wurden lauter, tückischerweise wusste man aber nie so recht, wo genau sie gerade waren.

Er hörte durch die dünne Schiebetür den leisen Atem Martinas und war sich sicher, sie würde im Schlaf lächeln. Von wem sie träumen würde, war nicht schwer zu erraten.

Hummel wollte das Licht nicht anschalten, um die anderen nicht zu wecken, nahm sich stattdessen eine Taschenlampe und eine Zeitschrift zur Hand und begab sich auf die Jagd. Er zog die Fliegengitter herunter. Nach einer weiteren halben Stunde und rund zwei Dutzend platt gedrückten Insekten­kadavern auf seiner Zeitschrift hatte er den heldenhaften Eindruck, sich und seine Familie vor dem nächtlichen Luftangriff gerettet zu haben.

Nun dauerte es tatsächlich nur noch wenige Sekunden, bis Hubertus völlig erschöpft einschlief.

Er träumte von Mücken. Mücken, die auffallend weiß gekleidet waren und den Kopf eines jungen Italieners hatten.

Mücken, die ihn berühren, ihn küssen wollten !

Immer wieder. „ Amooore ! “

Hubertus Hummel schlief nur wenig in dieser Nacht.


2. Harald

Schlipp, schlapp. Immer wieder: schlipp, schlapp.

Das durchdringende Geräusch, das die Flipflop-Sandalen
der Frühaufsteher auf dem Weg zum Toilettenhäuschen machten – immer wieder unterbrochen von durchdringenden » Mooor­-
geeeen «-Rufen –, ließ Hubertus schon viel früher wach werden, als er es eigentlich vorgehabt hatte.

Ein Blick auf den Wecker bestätigte ihn: 7 Uhr 30.

Für die Ferien viel zu früh !

Höchstens drei bis vier Stunden Schlaf hatte er heute Nacht bekommen. Er fühlte sich gerädert, zumal die Matratzen der Sauers nicht gerade den Anforderungen seines überstrapazierten, bereits von mehreren Bandscheibenvorfällen gezeichneten Rückens entsprachen.

Und denen seines Gewichts auch nicht. 120,2 Kilogramm hatte vor zwei Jahren das letzte offizielle Wiegen in einer Kurklinik ergeben. Seitdem hatte es sich vermutlich noch das eine oder andere zusätzliche Gramm an seinem Bauch gemütlich gemacht.

Hubertus sehnte sich nach seinem eigenen Bett.

Noch zwanzig Nächte.

Immerhin war die Morgenluft etwas weniger drückend. ­Eigentlich ja auch ganz positiv, dass er schon so früh wach war. Denn das Vorzelt musste schleunigst aufgebaut werden, bevor der Campingplatz zum Glutofen wurde. Sauers hatten ihm dafür eine handgeschriebene Kurzanleitung mitgegeben.

Hubertus öffnete die Wohnwagentür, wurde sogleich mit zwei „ Mooorgeeen “ von den Nachbarn rechts (Schnarcher) und links (Klimaanlage) bombardiert. Er bemühte sich, freundlich zu nicken, und simulierte mit den Lippen irgendeine Begrüßung. Zu mehr war er noch nicht fähig.

Nach einer Stunde, die er mit ausgiebiger Morgentoilette, einem kurzen Strandspaziergang sowie einer Tasse selbst zubereitetem Espresso verbracht hatte, fühlte er sich besser, ja, beinahe fit für den ersten Urlaubstag. Das Vorhaben Vorzelt konnte beginnen.

Dass er nun doch getrödelt hatte, ärgerte ihn etwas. Denn zum einen hatte inzwischen wieder jemand am Temperaturregler gedreht. Die Sonne brannte bereits jetzt unbarmherzig. Warum nur hatte Elke auf einen Sonnenplatz bestanden ?

Im Schwarzwald, am Titisee oder Schluchsee etwa, hätte man das aushalten können. Hier nicht !

Zum anderen saßen die Nachbarn von gegenüber bereits beim Frühstück und schienen Hubertus’ Vorzelt-Aufbaumanöver als willkommene Abwechslung von ihrem Fernseher zu betrachten, der zu dieser frühen Tageszeit bereits den halben Zeltplatz beschallte.

Immer wieder schauten sie gebannt – mal grinsend, mal winkend – zu ihm herüber. Hubertus glaubte, an ihrem Gesichtsausdruck ablesen zu können, dass sie nur auf einen Fehler von ihm warteten.

Sein Ehrgeiz war geweckt. Die konnten lange warten …

Seine Familie schlief erstaunlicherweise noch immer, weshalb er die Zeltstangen ganz behutsam aus den Stoffsäcken nahm und sie auf den Boden legte.

Wohnwagenbesitzer Sauer war wirklich ein sehr ordnungsliebender Mensch.

Das spiegelte sich nicht nur in seinem allmorgendlich akribisch gekehrten Gehweg in Villingen wider, sondern auch in der Kennzeichnung der Zeltstangen. Jedes Ende war mit Buchstaben-Zahlen-Kombinationen versehen. Die Kurzanleitung war ebenfalls eindeutig: „ A1 auf A1 stecken. A2 auf A2 und so weiter. “

Hubertus kam gut voran. Die Campingnachbarn würden nichts zu lästern haben.

Ohne fremde Hilfe und unter schweißtreibenden Turnübungen schaffte es Hummel, das Gestänge aufzustellen. Die Nachbarn grinsten kauend zu ihm herüber.

Im Fernseher lief offenbar Super RTL oder etwas Ähnliches. Hektische Comics ohne jede Handlung.

Euch wird das Grinsen gleich vergehen, dachte sich Hubertus. Denn jetzt musste nur noch die Plane drüber, schon war alles fix und fertig.

Doch genau damit begannen die Probleme: Diese musste durch eine Schiene an der Oberkante des Wohnwagens gezogen werden.

Dafür brauchte er eine Leiter. Und vermutlich auch Helfer, denn die Zeltplane war schwer wie Blei. Das bereits befestigte und festgeschraubte Gestänge war dabei außerdem eigentlich eher hinderlich. Wie sollte er das schwere Ding über das schon fertig aufgestellte Vorzeltgestänge hieven ?

Hummel, der sich sein T-Shirt ausgezogen hatte und nur noch eine Turnhose trug, schwitzte unbotmäßig.

Er behalf sich mit einem wackligen Campingstuhl – die Grinser um Hilfe zu bitten kam nicht infrage –, stellte sich auf diesen und versuchte, das Vorzelt durch die Rille zu schieben. Doch als er ansetzte, es schwungvoll anzuheben, gab der Stuhl unter lautem Krachen nach. Hubertus landete auf dem von Pinienzapfen übersäten Sandboden. Die Zeltplane begrub ihn unter sich.

Unter lauten Flüchen und mit etlichen Kratzern am ganzen Körper krabbelte er hervor.

Während sich bei der offenbar dreiköpfigen Familie gegenüber das Schmunzeln zu einem Gelächter auswuchs, hatte der direkte Nachbar zur Linken ein Einsehen: „ Hallo ! Ich bin der Dietmar “, gab sich der Schnarcher von nebenan zu erkennen. „ Aus Furtwangen. Und du ? Auch Schwarzwald, hab ich recht ? “ Er trug einen glänzenden, schwarzen Trainingsanzug und wirkte im Gegensatz zu Hubertus durchtrainiert. Die Haare hatte er akkurat gescheitelt, sein Gesichtsausdruck war dominiert von einem Dauerlächeln. Typ Verkäufer …

„ Aus VS. Ich bin Hubertus “, entgegnete Hummel mit schmerzverzerrtem Gesicht. Eigentlich wäre es ihm lieber gewesen, erst mal per Sie zu sein. Gleich per Du, das war ihm prinzipiell unsympathisch. Und eigentlich fuhr man nicht nach Italien, um dann neben jemandem zu wohnen, der aus einem Nachbarort stammte …

„ Hast du dir wehgetan ? “

Hummel blickte auf den weitaus schickeren Wohnwagen von Dietmar, was den Schmerz gleich noch verstärkte. In einem solchen Gefährt mit Doppelachse und Klimaanlage würde er sicher auch gut schlafen. Den Spoiler am Auto würde er hingegen nicht benötigen. Vermutlich war dieser Dietmar Autoverkäufer – vielleicht machte er in Anbetracht seiner Campingbehausung aber auch eher in Wohnmobile und Wohnwagen. In Anbetracht Tausender deutscher Camper hier sicher ein einträgliches Geschäft.

„ Geht schon “, stöhnte Hubertus. „ Ich habe nur gerade versucht, die Zeltplane anzubringen. Ist gar nicht so leicht. “

„ Allerdings. Ich versuch’s mal – hab ein paar Jahre Erfahrung. “

Also doch Wohnmobil-Verkäufer ?

Er hätte es schlechter treffen können, dachte sich Hummel nun. Dietmar wirkte in seiner Sportlichkeit ein bisschen wie ein Exfußballer oder so etwas – ein hilfsbereiter allerdings.

Er war mit seiner Frau oder Freundin hier. Von der Brünetten hatte Hubertus bislang aber nur ein Kopfnicken wahrgenommen. Sie war wohl ein paar Jahre jünger als der Gatte, so Mitte, Ende dreißig. Kinder hatten sie offenbar nicht. Zumindest waren keine zu sehen oder zu hören.

Obgleich er selbst mit Kleinkind angereist war, beruhigte Hubertus das. Er war im Urlaub, da störten fremde Kinder nur – auch wenn es sicher nicht politisch korrekt war, so etwas zu denken. Dann lieber diese etwas spießigen, aber hoffentlich eher unaufdringlichen Zeitgenossen. Vielleicht war es auch gar nicht so schlecht, neben einem Landsmann zu wohnen. Wobei Hubertus unter Landsmann einen Schwarzwälder und nicht etwa nur einen Deutschen verstand.

„ Sag mal “, meinte Dietmar, nachdem er Hubertus von der Plane befreit hatte. „Wie bist du denn eigentlich so versichert ? “

Und schon waren die positiven Gedanken von eben Makulatur. Ein Versicherungsfuzzi – na prima.

Doch aus dem Lidohimmel wurde ihm flugs ein rettender Engel gesandt. Zumindest empfand es Hubertus in diesem Moment so.

Alexander Rieckhoff

Über Alexander Rieckhoff

Biografie

Alexander Rieckhoff, geboren 1969 und aufgewachsen in Villingen, studierte Geschichte und Politikwissenschaft in Konstanz und Rom und ist zurzeit als Fernsehredakteur beim ZDF in Mainz beschäftigt. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Mainz. Gemeinsam mit Stefan Ummenhofer hat er mehrere...

Stefan Ummenhofer

Über Stefan Ummenhofer

Biografie

Stefan Ummenhofer, geboren 1969 und aufgewachsen in Villingen und Schwenningen, studierte Politikwissenschaft und Geschichte in Freiburg, Wien und Bonn. Er ist als Journalist und Autor tätig und lebt mit seiner Familie bei Freiburg. Gemeinsam mit Alexander Rieckhoff hat er mehrere erfolgreiche...

Interview mit Rieckhoff & Ummenhofer

Wenn die Ermittlerfigur urlaubsreif ist, dann hilft nur eins: die Koffer packen und den Tatort verlegen, zum Beispiel an die sommerliche Adria.


Hallo Herr Rieckhoff, hallo Herr Ummenhofer! Hatten Sie schöne Sommerferien? 

Rieckhoff/Ummenhofer: Danke der Nachfrage, sieht man mal davon ab, dass Ummenhofers Sohn ihm aus Versehen im Hotelpool beim Tauchen eine klaffende Kopfplatzwunde versetzt hat: Ja.

Studienrat Hubertus Hummel verlässt in „Schwarzwaldstrand“ seine gewohnte Umgebung. Ihn verschlägt es an die Adria, um Familienurlaub zu machen. War er nach all den Fällen endlich urlaubsreif?

Hubertus Hummel ist eigentlich immer urlaubsreif. Diesmal wurde er gegen seinen Willen an die Adria mit geschleppt.Aber das kennen wir doch alle: Der Urlaubsort wird danach ausgesucht, was dem Familienfrieden am ehesten dient – die Stimme der Ehemänner gilt da eher weniger...

Ein Schwarzwaldkrimi, der an der Adria spielt. Wie kamen Sie auf die Idee? 

Zu dieser Jahreszeit tummeln sich auf bestimmten italienischen Campingplätzen deutlich mehr Schwarzwälder als zu Hause. Also die identischen Personen –nur noch dichter aufeinander... Da ist ein Mord vorprogrammiert! 

Hand auf‘s Herz. So wie Sie den Alltag auf dem Campingplatz mit all seinen Marotten entlarven, muss mindestens einer von Ihnen verdeckte Milieustudien betrieben haben oder bekennender Hardcore-Camper sein.

Na gut, wir räumen es ein: Rieckhof fhat jahrelang den Hummel gemacht und mit seinen Liebsten einen Wohnwagen am Lido durchgeschwitzt.Ummenhofer ist erklärter Campinggegner und voller Vorurteile. Das machte das Schreiben von „Schwarzwaldstrand“ noch interessanter.

Vielerorts stehen jetzt die Herbstferien an. Können Sie den Schwarzwald als Urlaubsziel empfehlen?

Den Schwarzwald können, ja müssen wir uneingeschränkt als Urlaubsort empfehlen. Und was die Anzahl der Morde betrifft: Die Zahl der Touristen steigt im Schwarzwald stark an, die der Morde bleibt gleich, nämlich einer pro Jahr in unseren Büchern. Das heißt: Auf die Zahl der Menschen berechnet sinkt die Kriminalitätsquote. Deshalb: willkommen in Hubertus Hummels Heimat!

Weitere Titel der Serie „Hubertus-Hummel-Reihe“

Viel Lokalkolorit, eine kräftige Portion Humor und Krimispannung sind die Ingredienzien der erfolgreichen Schwarzwald-Krimis des Autorenduos Rieckhoff und Ummenhofer. In der Hauptrolle: der unorthodoxe Studienrat Hubertus Hummel.

Pressestimmen
Markgräfler Bürgerblatt

„›Schwarzwaldstrand‹ gehört zu den allerbesten Krimis des Genres und wer glaubt, das sei nicht zu toppen, der muss die beiden Autoren mal bei einer Lesung, ach was, bei einem ihrer als Lesung getarnten Happenings erlebt haben.“

Gäubote

„Die Fälle aus dem Schwarzwald bersten vor Komik.“

Allgemeine Zeitung

„Gespickt mit einer ordentlichen Portion Lokalkolorit und Schwarzwälder Dialekt schicken Rieckhoff und Ummenhofer auch diesmal wieder all ihre liebevoll erdachten Krimihelden ins Rennen. (...) Entstanden ist ein köstliches Stückchen Schwarzwaldkrimi zum Schmunzeln und Feixen - und vor allem zum "in einem Rutsch" durchlesen.“

Mittelbadische Presse

„Es geht so chaotisch wie lustig zu, es trieft nur so von herrlichen Klischees und Vorurteilen und die typischen Absurditäten.“

Südwest Presse - Neckar Chronik

„Unbestreitbar amüsant und macht Laune (...). Der Unterhaltungswert ist hoch.“

Schwarzwälder Bote

„Humorvoll.“

Schwarzwälder Bote

„Literarische Aktionskünstler. (...) Unbestreitbar amüsant und macht Laune. (...) Der Unterhaltungswert ist hoch.“

Schwarzwälder Bote

„Rieckhoff und Ummenhofer stehen für pralle Unterhaltung.“

Südkurier

„Beste Unterhaltung und Comedy.“

Schwarzwälder Bote

„Viele humorvolle Feinheiten zwischen den Zeilen.“

myheimat.de

„Ich kann dieses lesenswerte Buch wirklich nur empfehlen. Ein spannender und witziger Krimi.“

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