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Schürzenjäger (Westfalen-Krimis 1)

Schürzenjäger (Westfalen-Krimis 1)

Katharina Gerwens
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Ein Westfalen-Krimi

„Katharina Gerwens schreibt detailgetreu und liebevoll über ihre Heimat und deren eigenwillige Bewohner.“ - E-Magazin "Sonntag"

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Schürzenjäger (Westfalen-Krimis 1) — Inhalt

Als bei der Polizei in Kalverode ein Puppenschrank abgegeben wird, in dem eine Puppe mit leeren Augenhöhlen steckt, glaubt man an einen schlechten Scherz. Doch wenig später taucht eine Frauenleiche auf, der ebenfalls die Augen fehlen. Dann stößt man auf eine weitere grausig zugerichtete Puppe, und die junge Polizistin Annalena Brandt befürchtet den nächsten Toten. Ihr Kollege Markus Wissing allerdings hat ganz andere Sorgen: Niemand darf erfahren, dass die Tote ohne Augen seine heimliche Geliebte war …

€ 8,99 [D], € 8,99 [A]
Erschienen am 14.02.2013
368 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-95917-9
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Leseprobe zu „Schürzenjäger (Westfalen-Krimis 1)“

1. Kapitel


Später würde Markus Wissing sich Vorwürfe machen. Er hätte das Ausmaß der Bedrohung gleich erkennen und vor allem sofort reagieren müssen. Aber so war das Leben: Im Nachhinein wusste man vieles besser, und die guten Ratschläge der anderen kamen auch erst dann, wenn man ihrer nicht mehr bedurfte. Und die Frage, ob wirklich hätte etwas verhindert werden können, würde ohnehin für immer unbeantwortet bleiben.
Vor ihm stand eine alte Dame mit ihrer Enkeltochter. »Da müssen Sie sofort wat machen. Verstehn Sie, dat is Sachbeschädigung, und außerdem [...]

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1. Kapitel


Später würde Markus Wissing sich Vorwürfe machen. Er hätte das Ausmaß der Bedrohung gleich erkennen und vor allem sofort reagieren müssen. Aber so war das Leben: Im Nachhinein wusste man vieles besser, und die guten Ratschläge der anderen kamen auch erst dann, wenn man ihrer nicht mehr bedurfte. Und die Frage, ob wirklich hätte etwas verhindert werden können, würde ohnehin für immer unbeantwortet bleiben.
Vor ihm stand eine alte Dame mit ihrer Enkeltochter. „Da müssen Sie sofort wat machen. Verstehn Sie, dat is Sachbeschädigung, und außerdem hinterlässt es Spuren auf einer Kinderseele, nicht wahr, meine Süße?“
Das Kind hatte gleichgültig mit den Schultern gezuckt, und der Kriminalhauptmeister hatte die Großmutter reden lassen, geistesabwesend genickt und dabei überlegt, ob er wirklich mit diesem riesigen Papier- und Bücherberg in sein neues Büro umziehen sollte. Insgeheim jubilierte er. Ein eigenes Zimmer – nur für ihn. Ein Neuanfang. Mitten auf dem graubraunen Resopalschreibtisch stand bereits ein Strauß Maiglöckchen. Steffi hatte sie gestern Abend für ihn geschnitten, und ihr intensiver Duft erfüllte die ganze Dienststelle.
Er unterdrückte ein ungeduldiges Seufzen. Wenn es nach ihm ginge, hätte die alte Schachtel gleich wieder heimgehen können. Kinderkram! Inzwischen hatte die resolute Matrone das angebliche Beweisstück aus ihrer gigantischen Einkaufstasche gewuchtet. Empört hielt sie ihm die etwa vierzig mal vierzig Zentimeter große Kiste unter die Nase.
Er warf einen kurzen Blick darauf. „Ja?“
„Schauen Sie sich dat mal an. Eine Schande!“
„Gut.“
Er betrachtete das kleine Mädchen. Es war höchstens vier und hatte zwei straff geflochtene Zöpfe, die steif vom Kopf abstanden. Er fragte sich, wann er zuletzt so riesige blaue Augen gesehen hatte. Sollte es tatsächlich möglich sein, durch die Augen bis auf den Grund einer Seele zu blicken, so war diese Kinderseele noch bar jeder Blessuren.
Das sorgfältig geschreinerte, quadratische Kästchen war etwa fünfzehn Zentimeter tief und aus violett schimmerndem Pflaumenholz gefertigt. Irgendjemand hatte es liebevoll abgeschliffen und poliert und die zwei in zierlichen Scharnieren hängenden Flügeltüren mit winzigen messingfarbenen Türdrückern bestückt. Markus Wissing hatte keine Kinder, aber als er dieses Objekt in der Hand hielt, wünschte er sich eine Tochter, der er diesen wunderbaren Puppenschrank hätte schenken können. Laut und vernehmlich seufzend fragte er sich, warum die besorgte Oma dieses herrliche Fundstück nicht direkt an ihre Enkelin weitergegeben hatte. Das hätte ihm eine Menge Arbeit erspart und der Lütten garantiert besser gefallen als ein Ausflug ins Kommissariat.
„Interessant“, murmelte er, drehte und wendete die Kiste, lächelte Großmutter und Enkelin an und bemühte sich um seinen freundlichsten Ton. „Wo haben Sie denn das gefunden?“
„Am Dorfbrunnen, mitten auf dem Marktplatz.“
Markus Wissing nickte. „Und wann war das?“
„Heute Morgen. Direkt nach dem Spargeleinkauf. Wissen Sie, ich kaufe ja nur an dem Stand von der Overbeck meinen Spargel. Da können die anderen sagen, was sie wollen, Stefanie Overbeck hat eindeutig die beste Qualität. Mag sein, dass sie den aus Holland holt, aber was geht’s mich an? Hauptsache, er schmeckt, oder?“ Sie warf ihm einen Blick zu, bei dem ihm heiß und kalt wurde. Genau so hatte er sich als Kind gefühlt, wenn er bei einer Lüge ertappt wurde. „Ich meine, ich will den Spargel doch essen und nicht mit dem reden“, ergänzte die alte Dame.
Dann fischte sie die Plastiktüte mit dem Spargel aus ihrem großen Einkaufskorb und hielt sie ihm unter die Nase. „Riechen Sie mal! Also wie ich da so stehe und sie mir meine Bestellung abwiegt, da sehe ich das Ding da auf dem Brunnenrand. ›Was ist das denn?‹, habe ich gefragt. Wie man eben so fragt, wenn einem was komisch vorkommt. Und die Steffi hat dann auch dahin geguckt und gesagt: ›Keine Ahnung, gehört mir nicht.‹ Also hab ich es mir geholt.“
Markus Wissing starrte sie an. Sie hatte Stefanies Namen auch jetzt wieder so eigenartig betont, dass es ihm verdächtig vorkam. Er schluckte und bemühte sich um Sachlichkeit. „Aha, neben dem Spargelstand von der Frau Overbeck also“, hielt er fest und nickte nachdenklich.
Das kleine Mädchen starrte begierig auf das Objekt in den Händen des Beamten. Er hätte es ihr am liebsten geschenkt.
„Machen Sie es doch endlich mal auf“, verlangte die alte Dame energisch.
Markus Wissing runzelte die Stirn und fragte, strenger als er wollte: „Haben Sie da etwa schon reingeguckt?“
„Na klar“, verkündete die Großmutter des Kindes selbstbewusst. „Und erschrocken haben wir uns, zu Tode erschrocken. Nicht wahr, Marie?“
Das kleine Mädchen zog die Stirn kraus und nickte. Ihre mittelblonden Zöpfchen wippten. „Ein bisschen schon.“
Kriminalhauptmeister Markus Wissing machte sich auf eine tote Ratte oder eine kopflose Taube gefasst. Als kleiner Junge hatte er diese Art von Scherzen besonders geliebt. Einmal hatten sie eine komplette, von den Katzen mit Genickbissen erlegte Mäusefamilie in eine Pralinenverpackung gebettet und am Pfarrhof darauf gewartet, dass die Haushälterin des Pastors die Schachtel zum Sonntagskaffee öffnete. Bedauerlicherweise hatten sie dann aber doch genau diesen Augenblick verpasst. Aber der Pfarrer hatte in seiner Sonntagspredigt davon gesprochen. „Mit dem Tod spielt man nicht! Der Tod ist groß.“ Da war er genauso rot geworden wie vorhin, als die Alte ohne Vorwarnung von Stefanie zu erzählen begann. Er dachte an sie, an ihren Marktstand und an ihre durchgeknöpften Kleider mit dem wunderbaren Darunter, und ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
„Dann wollen wir mal sehen.“ Er zog an den winzigen Griffen des puppenschrankähnlichen Gegenstandes und öffnete die Flügeltüren.
„Das ist nicht lustig“, ermahnte ihn die fürsorgliche Großmutter, setzte sich die Lesebrille auf die Nase, beugte sich vor und hielt warnend einen Zeigefinger in die Luft: „Also für mich ist das ein Fingerzeig. Aber mich fragt ja keiner.“
Das kleine Mädchen stand mit gefalteten Händen neben seiner Großmutter und schien den Atem anzuhalten.
Wissing verschlug es die Sprache. In der Kiste lag eine nackte Puppe aus den Fünfzigerjahren mit sanft lächelndem Mund, leeren Augenhöhlen und einem rosafarbenen Söckchen am linken Fuß.
Wissing untersuchte den glatten Plastikkörper. „Was soll das denn?“
„Das zu beantworten ist Ihr Geschäft, deshalb sind wir ja zu Ihnen aufs Revier gekommen“, triumphierte die Alte.
Er nahm die Puppe aus dem Kistchen und drehte sie um. Jemand hatte in die glänzenden Pobacken des Zelluloidkörpers die Buchstaben „O“ und „S“ eingeritzt.
Wissing zog die Nase kraus und fuhr sich durch das dunkle Haar. „O und S, was könnte das heißen?“
„Das müssen Sie herausfinden“, forderte die resoluteste aller Großmütter und griff mit der linken Hand nach ihrer riesigen Einkaufstasche und mit der Rechten nach der Enkelin. „Komm, Marie, der Kommissar muss nun ermitteln.“


Es war Samstag um elf Uhr fünfundvierzig, und Markus Wissing hätte eigentlich bis spätestens zwölf Uhr seinen Schreibtisch geräumt haben wollen.
Das konnte er nun vergessen. Er nahm das Holzkästchen und trug es in den Raum, der ab übermorgen sein eigenes Büro sein würde. Auf dem fast zwei Meter breiten Schreibtisch stand bereits sein aufgeklappter Laptop. Horst Toplischek, der Kollege aus der Kriminaltechnischen Untersuchung, war damit beschäftigt, ein neues Programm zu installieren. „Hey, Markus“, sagte er. „Soll ich dir ein neues Passwort verpassen? Falls nicht, dann logg dich hier bitte mit deinem alten ein.“
Markus beugte sich vor und hielt den Atem an. Der Mundgeruch seines Kollegen war unerträglich. Schnell tippte er „THE_ MA01“ in den Rechner, eine Verbindung aus den Abkürzungen seines Vornamens und dem seiner Frau Thekla. Auf dem Bildschirm wurden acht kleine schwarze Pünktchen sichtbar.
Er ging zum geöffneten Fenster, stellte das Holzkistchen auf die Fensterbank, öffnete eines der kleinen Flügeltürchen und hielt die Puppe hoch.
„Wie findest du das?“
Horst Toplischek blickte kurz auf, strich sich über den ergrauenden Bart und murmelte: „Nett.“ Dann wandte er sich wieder dem Computer zu.
„Frau Heidschulte hat’s gebracht“, meinte Markus Wissing stöhnend. „Als wichtiges Beweisstück. Jetzt muss ich diesen Quatsch auch noch protokollieren.“
Kollege Toplischek blieb gelassen. „Kenn ich, hat mein Sohn mit seiner kleinen Schwester ihrer Puppe auch mal gemacht. Da gab’s dann aber ’nen richtigen Rüffel.“ Er grinste. „Na super, da hast du ja was für die Neue, da weiß sie gleich, wo’s langgeht.“
Markus grinste. „Das ist überhaupt die Idee.“
„Na bitte, wenn du mich nicht hättest! Und jetzt mach mal hinne und räum deinen Schreibtisch da drüben leer, dann kann ich da schon mal der ihren Rechner installieren – unsereiner will ja auch mal Feierabend haben. Und weißt du was, wir geben ihr das Passwort ›Püppchen_2.5‹ – weil sie ja am zweiten Mai bei uns anfängt.“
„Eine gute Idee. Dann wissen wir immer, wann für uns das neue Leben begann. Die Zusammenarbeit mit einer studierten Kriminalhauptkommissarin.“ Er schüttelte sich. „Kannst du ihr nicht noch ein kleines Spielchen auf den Rechner installieren – damit sie uns nicht nervt, wenn nix los ist. Was weiß ich, Tetris oder so?“
Horst Toplischek wurde blass. „Das hättste auch früher sagen können. Ich hab grad alle vorinstallierten Spiele gelöscht.“
„War nur ein Scherz. Die soll hier arbeiten. Arbeiten, wie wir alle.“
Markus Wissing beugte sich über den Maiglöckchenstrauß auf seinem neuen Schreibtisch und ging beschwingt in sein ehemaliges Zimmer zurück. Der Papierberg auf dem zu räumenden Arbeitsplatz war in der Zwischenzeit leider nicht geschrumpft. Er griff nach einem Umzugskarton und schaufelte alles hinein. Ein bisschen wehmütig war ihm schon zumute. Fast zwölf Jahre hatte er hier gesessen, und wenn er hochsah, hatte er in das stets beleidigt wirkende Gesicht von Jörg Ottenhöver geblickt. Dieses grundsätzlich schlecht gelaunte Gegenüber war nun der Neuen vorbehalten. Sollte die sich an Jörg die Zähne ausbeißen.
„Neue Besen kehren gut! Ha, ha, ha“, murmelte er und gab dem Umzugskarton einen Tritt. Ihr gemeinsamer Chef Ewald Schmeing hatte gut reden. Der würde in knapp zwei Jahren in Rente gehen, und dann hatten er und Jörg sich ganz allein mit der Neuen herumzuschlagen, die nicht nur viel jünger war als sie, sondern auch noch ihre Vorgesetzte sein würde. Wenigstens hatte er dann sein eigenes Zimmer und konnte die Tür hinter sich schließen. Ein Zimmer mit Maiglöckchenduft.
Vierundzwanzig war die Neue erst, genau zwanzig Jahre jünger als er und mindestens elf Jahre von Jörg entfernt. Er und Jörg hatten es noch ganz klassisch hingekriegt: Sie hatten alles von der Pike auf gelernt und sich brav über die Laufbahn des mittleren Polizeivollzugsdienstes, über Kriminalmeister und Kriminalobermeister bis zum Kriminalhauptmeister hochgearbeitet.
Aber die Neue kam mit einem Diplom in der Tasche und einem besonders guten Zeugnis von der Kriminaltechnischen Schule des BKA in Wiesbaden. Was sollten sie hier mit so einer? Hier war doch nix los! Kriminaloberrat Ewald Schmeing hatte seinem alten Freund, dem pensionierten Schuldirektor, damit garantiert einen Gefallen tun wollen. „Hol doch die Kleine her, sie kann zu dir ins Haus ziehen. Dann bist du nicht mehr so allein, und ich habe eine kompetente Nachfolgerin. Mit meinen Jungs kommt deine Annalena schon klar. Da bin ich mir ganz sicher.“ Markus konnte sich das Altherrengespräch gut vorstellen. Und jetzt hatten sie den Salat.
Er würde ihr die Kiste aufs Auge drücken. Ein Püppchen für das Püppchen. Da sollte sie mal zeigen, was sie beim BKA gelernt hatte.
Fast vergnügt stapelte er nun weitere Papiere und schichtete Plastikkörbchen aufeinander. Für ihn lief es gut. Er bekam sein eigenes Büro, und Annalena Brandt durfte sich jeden Tag den miesepetrigen Ottenhöver anschauen, während er seine Nase in jene Blumensträuße tauchte, die Stefanie für ihn pflückte. Das war doch was.
„Hey, warum hast du die Alte denn nicht zu mir geschickt?“ Horst Toplischek stand vorwurfsvoll mitten im Raum. „Ich hab doch grad diese Fortbildung gemacht, weißt schon, in zeugenzentrierter Befragung. Vielleicht hat deine Oma das Ding ja gar nicht gefunden, sondern selbst gebastelt. Einfach um ein bisschen Aufmerksamkeit zu kriegen. Es gibt von allem. Auch so was. Hab ich gelernt.“
„Du kriegst den nächsten Zeugen, versprochen!“
Horst Toplischek nickte zufrieden. „Dann mach ich mal Feierabend.“
„Tu das!“
Zeugenbefragung! Markus Wissing grinste. Ausgerechnet der! Vis-à-vis von Horst Toplischek und gnadenlos dem Mundgeruch ausgeliefert, hätten vermutlich die Unschuldigsten alles zugegeben, um bloß wieder frische Luft schnappen zu können. Demonstrativ riss er das zweite Fenster seines zukünftigen Büros auf und lüftete ausgiebig.
Die Holzkiste mit der nackten Puppe landete im leeren Regal seines noch leeren Arbeitszimmers, lag dort achtundvierzig Stunden lang unbeachtet herum, und Markus Wissing sollte sich im Laufe seines Lebens immer wieder fragen, ob nicht alles anders gekommen wäre, wenn er rechtzeitig reagiert und sich mit der Angelegenheit befasst hätte. Aber auf das, was dann wirklich geschah, wäre er sowieso niemals gekommen.


Der letzte Tag. Annalena Brandt sah sich in ihrer kleinen Wiesbadener Wohnung um. Als sie vor zweieinhalb Jahren hier eingezogen war, hatte sie gemeint, eine Ewigkeit läge vor ihr. Aber nun, da die Ausbildung abgeschlossen war, kam es ihr im Rückblick wie ein kurzweiliger Nachmittag vor. Um sie herum standen gepackte Kisten und Koffer. Das Apartment war möbliert gewesen, und jetzt, da sie Schränke und Regale leer geräumt und Poster von der Wand genommen hatte, wirkten die Kiefernbretter, der helle Einbauschrank mit seinen leeren Fächern und die kleine, nackte Küche ärmlich und ziemlich heruntergekommen.
Sie ging zum Fenster und hielt nach dem Wagen der Spedition Ausschau, bei der sie einen Beiladeplatz gebucht hatte. Kein größeres Auto in Sicht. In einem Anflug von Aktionismus beschloss sie, ihr Hab und Gut bis zum Aufzug zu schleppen. So würden die Spediteure nicht sehen, wie beengt sie gelebt hatte. Wer weiß, was die sonst erzählten, und was dann wieder in Kalverode geredet wurde. Angeblich zerrissen die sich jetzt schon an den abendlichen Stammtischen wegen ihrer Rückkehr das Maul.
Keuchend blieb sie im Hausflur neben ihren Kartons stehen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sie sah sich die Ladung an. Eigenartig, sie reiste mit der gleichen Anzahl von Kisten und Koffern ab, mit der sie auch angereist war. Ein Leben, in dem äußerlich nichts dazugekommen, aber auch nichts verschwunden war. Innerlich aber war sie gereift, zumindest ging sie davon aus. Sie hatte alle Prüfungen beim Bundeskriminalamt bestanden und hatte nun den akademischen Grad einer Diplom-Verwaltungswirtin, was sich jedoch, wenn sie ehrlich war, so langweilig und bieder anhörte, als wäre sie damit für die Aufsicht in einer Werkskantine prädestiniert.
Egal. Am Montag würde sie ihre erste Stelle bei der Polizeiinspektion Kalverode antreten und sich auf dem dortigen Revier das Wort Kriminalhauptkommissarin an das Türschild heften. „Kriminalhauptkommissarin Annalena Brandt“ oder besser umgekehrt? Erst Annalena Brandt und dann die Berufsbezeichnung? Sie wusste es nicht.
Wieder einmal fragte sie sich, ob es richtig gewesen war, sich ausgerechnet für Kalverode zu bewerben. Es war von Anfang an klar gewesen, dass sie den Job bekommen würde, schließlich leitete der beste Freund ihres Vaters die Dienststelle, und Ewald Schmeing hatte natürlich dafür gesorgt, dass sie eine Zusage erhielt. Er verkaufte sie schon als seine Nachfolgerin mit einer Einarbeitungszeit von zwei Jahren.
Kalverode. Würde sie sich dort überhaupt durchsetzen können? Alles so nah, alles so vertraut und jeder mit jedem bekannt, und ihr Vater, meine Güte, ihr Vater kannte ja alle und wusste von allen alles. Waren das gute Voraussetzungen? Egal. Sie hatte sich entschieden. Hoffentlich richtig.
Ihre Kommilitonen hatten darauf geachtet, die ersten Dienstjahre in großen Städten und so weit entfernt wie möglich von ihrem Heimatort zu absolvieren. Nur Annalena ging an den Platz ihrer Kindheit zurück. Weil sie sentimental war, weil ihr Vater dort lebte und – so warf sie sich nun vor – weil sie naiv war.
Durch das offen stehende Fenster des Treppenhauses sah sie den bestellten Lastwagen in die Einfahrt biegen und bekam mit einem Mal Panik. Kalverode. Das konnte nicht gut gehen. Niemals!
Kriminaloberrat Ewald Schmeing hatte seinem Begrüßungsschreiben an sie ein Organigramm der Dienststelle beigelegt. Ursprünglich hatte sie gedacht, er wolle sie damit willkommen heißen und vorab über Kollegen und Zuständigkeiten informieren. Jetzt aber fürchtete sie, dass dieser so sorgfältig gezeichnete Überblick von Personen und Dienstgraden als Warnung gedacht war: Schließlich waren ihr die künftigen Kolleginnen und Kollegen bekannt und vertraut, entweder als Geschwister einstiger Schulfreundinnen oder als Mitglieder des Kirchenchors und des Laientheaters. Bis auf die Sachbearbeiterin des Reviers kannte sie alle. Und, was noch schlimmer war: alle kannten sie.
Besonders gut konnte sie sich an Jörg Ottenhöver erinnern, mit dem sie sich laut Plan des Kriminaloberrates ab Montag ein Büro teilen würde. Als sie sieben und er achtzehn war, hatte er sie im Stadtpark aus einem Eisloch des Ententeichs gefischt und ihr das Leben gerettet. Es war ihr erster und einziger Versuch gewesen, Schlittschuh zu laufen. Seitdem hatte er einen besonderen Platz in ihrem Herzen – als ihr ganz persönlicher Schutzengel.
In diesem Moment öffnete sich die Aufzugstür, und die Mitarbeiter der Spedition verfrachteten Annalenas Fuhre in ihren Transporter. Sieben Kisten und zwei Koffer. Ihr Leben von zweieinhalb Jahren.
Sie nahm ihren Rucksack und ging durch die Verdistraße bis zur nächsten Bushaltestelle. Erstmals war ihr ein wenig mulmig zumute. Worauf hatte sie sich da eigentlich eingelassen? Während der Bus am Kurpark entlangfuhr, entdeckte Annalena Pavillons, die unter blau blühenden Glyzinien zusammenzubrechen drohten, und wie so oft dachte sie auch jetzt wieder, dass sie viel zu selten in dieser schönen Stadt spazieren gegangen war.
Ab heute war es definitiv zu spät.


In Frankfurt und in Düsseldorf musste sie umsteigen. Die Bahnhöfe rochen nach großer Welt und Freiheit. Sogar der Bahnhof von Münster hatte noch das Flair einer Großstadt. Aber sie wusste, wohin sie kommen würde: in die tiefste Provinz. Die Passagiere des Regionalexpress, in den sie in Münster umgestiegen war, hatten einer nach dem anderen den Zug verlassen. Fast hätte Annalena in Dülmen die Verbindung der Prignitzer Eisenbahngesellschaft nach Coesfeld verpasst und sich ein Taxi suchen müssen. Aber der holländische Zugführer hatte sie rennen sehen und mit breitem Grinsen auf sie gewartet. Grenzübergreifende Freundlichkeit.
In Coesfeld war sie gemeinsam mit acht Personen in den Bus gestiegen. Jetzt, eine Haltestelle vor dem Rathaus Kalverode, war sie der letzte Fahrgast und hatte das Empfinden, sich aus dem Mittelpunkt des Geschehens direkt ans Ende der Welt katapultiert zu haben. Aber sie hatte es ja nicht anders gewollt.


Der Tag war sonnig und beinahe sommerlich gewesen. Endlich legte sich die Dämmerung über Kalverode – Feierabend! Er fühlte sich erschöpft. Schon lange hatte er nicht mehr so konzentriert und intensiv gearbeitet wie an diesem Nachmittag, aber er hatte seine Feuerprobe bestanden. Es war schneller und einfacher gegangen, als er gedacht hatte. Er war nun mal ein guter Handwerker. Da konnten sie sagen, was sie wollten, und um den Rest würden sich die anderen kümmern.
Nun zündete er sich eine Zigarette an und verspürte so etwas wie Zufriedenheit. Alles perfekt geplant und durchgeführt. Am morgigen 1. Mai würde er in aller Ruhe seinen kurzen Ausflug machen und mal wieder richtig durchatmen können. Um diese Jahreszeit roch die Welt intensiver als sonst. Als hätten auch die Gerüche ihren Winterschlaf gehalten, um nun zu erwachen und sich mit aller Wucht zu entfalten. Das verwirrte ihn. Gerüche verrieten so viel. Er ging durch die Stadt und wusste alles.
Die Dämmerung machte den Ort auch nicht hübscher. Sein Wagen parkte mit heruntergelassenen Fenstern auf dem gepflasterten Kirchplatz und wurde von einer milden Brise durchlüftet. Er hatte das Gefühl, dass alles an ihm nach den Tinkturen seiner Kindheit stank. Er hasste diesen Geruch. Konzentriert blies er den Rauch gegen beide Handflächen, und legte sich die zu einem Dach gefalteten Hände vor Mund und Nase.
Die Kamera hing vor seiner Brust. Während er durch die menschenleeren Straßen ging, fühlte er sich wie eine Figur aus einem Zwanzigerjahre-Film: den Mantelkragen hochgeschlagen, einen breitkrempigen Hut weit in die Stirn hineingezogen und im Mundwinkel eine brennende Zigarette. Für den Bruchteil einer Sekunde fühlte er sich stark und unbesiegbar.
Hinter den Fenstern der Einfamilienhäuser huschten geschäftige Schatten. Mindestens zwei in jedem Häuschen. Hier lebte man nicht allein, das gehörte sich nicht. Wer allein lebte, hatte Schuld auf sich geladen.
In diesem Moment überholte ihn der Überlandbus und hielt an der einzigen Haltestelle des Ortes, direkt vor dem Rathaus. Die Kirchturmuhr schlug exakt zehn Mal, viermal für die volle Stunde und sechsmal für den Sechsuhrschlag. Eine einzige Passagierin stieg aus dem Autobus. Der Fahrer hob die Hand zum Gruß und steuerte mit seinem nun komplett leeren und festlich ausgeleuchteten Gefährt die nächste Haltestelle im nächsten Ort an. Wenn dort niemand stand, würde er direkt bis in die Niederlande fahren, geradewegs nach Enschede. Vermutlich wohnte er dort, womöglich in einem Haus direkt neben dem Busbahnhof. Na, dann guten Abend, dachte er und murmelte es auf Niederländisch vor sich hin: „Goedenavond!“ Das hörte sich irgendwie weicher an als auf Deutsch.
Dann nahm er die Fremde in Augenschein und folgte ihr unauffällig. Sie trug einen schweren Rucksack auf den Schultern und sah aus, als könnte sie eine perfekte Kandidatin für Marinas Persönlichkeitsveränderungsprogramm sein. Sie bewegte sich wie eine junge Frau und kleidete sich wie eine „Trutscheltrulla“. So nannte seine derzeitige Lebensgefährtin all jene, die sich ihrer Meinung nach zu spießig anzogen. Und in Kalverode gab es viele davon.
Das Mädel vor ihm trug eine schwarze Flanellhose und einen bordeauxroten Anorak. Dazu altmodische, aber sorgfältig geputzte Lederschnürschuhe. Ihr mittelblondes Haar war rechts gescheitelt, die Brille altbacken. Leicht vornübergebeugt und mit festen und zielsicheren Schritten bog sie in die Agnesstraße ein und steuerte auf das Haus des pensionierten Schuldirektors zu. Helmut überholte sie, murmelte erneut „Goedenavond!“ und nahm aus den Augenwinkeln das sehr junge und erstaunt lächelnde Gesicht der Fremden wahr. Sie blickte zu einem dunklen Fenster hoch und winkte jemandem zu.
Er blähte seine Nasenflügel. Sie roch nach Unsicherheit, Einsamkeit und Verschwiegenheit – und ein klein wenig nach Vanille und Mottenkugeln. Er wusste, was das bedeutete.
„Die Annalena kehrt zu ihrem Vater zurück“, hieß es bei den Tratschtanten von Kalverode. „Geht in die Welt raus, studiert und kommt zurück, um den alten Dackel zu betütteln. Was für ein Leben.“
Die junge Frau betätigte die Türklingel, woraufhin in der Diele des Lehrerhauses ein Licht entzündet wurde. Wenig später öffnete ein älterer Herr mit Gehhilfe die Tür.


Sie hatte gewusst, dass der Vater hinter dem großen Wohnzimmerfenster sitzen und auf die Straße schauen würde. Warum sollte sich ausgerechnet das ändern? Als Kind hatte Annalena gedacht, dass er pausenlos Besuch erwarte und in ewiger Vorfreude eines bedeutenden Empfangs lebe. Jetzt wusste sie es besser. Walter Brandt wartete täglich in den zwei Stunden, die den Tag von der Nacht trennten, auf den Abend, um „den Tag abzuhaken“. Als trüge er die Verantwortung für die Zeiteinteilung auf der Welt und als läge es an ihm, mit leichten Handbewegungen die Dämmerung über das verschwindende Tageslicht zu streichen. Damals war Annalena so stolz auf ihn gewesen. Er selbst nannte es seine Nachdenkstunden, aber worüber er nachdachte, verriet er weder Tochter noch Frau.
Beide hielten ihn für allwissend.
Als sie mit ihrem Rucksack die Straße überquerte und das dunkle Fenster sah, hinter dem sie ihren Vater wusste, begriff sie, dass genau das der Grund war, warum sie sich nach Kalverode hatte versetzen lassen. Es tat einfach gut, erwartet zu werden. Sie war wieder zu Hause.


Sie erkannte Jörg Ottenhöver auf den ersten Blick und staunte doch, wie heftig er in die Jahre gekommen war. Ein mittelalter Schutzengel mit Bauchansatz, Haarausfall und Brille. Harmlos und vermutlich um einiges schutzbedürftiger als sie selbst. Er blickte so betrübt hoch, als habe er gerade von einem Justizirrtum erfahren und fühle sich schuldig. Sie lächelte.
„Kollegin Brandt?“ Gebeugt stand er auf und gab ihr förmlich die Hand. Offensichtlich hatte er keine Ahnung mehr von der Rolle, die er in ihrem Leben gespielt hatte. Steif wies er auf ihren Schreibtisch, der dem seinen gegenüberstand. Dort duftete in einem mit Wasser gefüllten Einmachglas ein Strauß weißer Flieder. Halbherzig murmelte Polizeihauptmeister Jörg Ottenhöver: „Na, dann mal auf gute Zusammenarbeit!“
Es klang so, als meine er das genaue Gegenteil. Annalena ließ sich nichts anmerken: „Ebenso. Und danke für die Blumen.“
Sie öffnete eine Schublade, verstaute ihre Handtasche und setzte sich. Dann versuchte sie, den Computer hochzufahren. Er blinkte und wartete auf die Eingabe eines Passwortes. Sie tippte ihren Namen: Nichts geschah.
Es war eigenartig still. Ihr einstiger Schutzengel fixierte sie. Sie räusperte sich, wies auf den Fliederstrauß und versuchte sich an einem Scherz: „Wer hat denn da für mich diesen kleinen Diebstahl auf sich genommen und den Flieder aus dem Garten meines Vaters geholt? Da wächst nämlich der gleiche.“
Schweigen und Räuspern.
Annalena wurde rot. Na, wunderbar. Ein Anfang wie aus dem Lehrbuch. Und zwar aus dem Lehrbuch fürs Fettnäpfchentreten.
Hinter sich spürte sie den riesigen Wandspiegel, der ihr schon beim Betreten des Raumes aufgefallen war. Sie hasste Spiegel. Spiegel waren Verräter. So oft war sie schon, wenn sie sich schön und schlank und stark fühlte, in ihr eigenes Spiegelbild hineingelaufen und, augenblicklich eines Besseren belehrt, von genau diesem Anblick korrigiert worden.
„Sei vorsichtig“, hatte ihr Vater sie am Vorabend bei einem Glas Wein gewarnt. „Halt dich zurück, und lass die anderen auf dich zukommen. Die werden nicht begeistert sein, dass ausgerechnet du die neue Kollegin bist. Du hast studiert und in ihren Augen die Weisheit mit Löffeln gefressen, während sie sich langsam bis zum Hauptwachmeister hochgearbeitet haben: Schritt für Schritt, von Besoldungsgruppe zu Besoldungsgruppe. Den ganzen steinigen Dienstweg. Und jetzt kommst du und hast gleich eine höhere Gehaltsstufe als beide zusammen, zumindest wird das vermutet. Und, was noch schlimmer ist: Ich hatte fast jeden deiner Kollegen in meiner Schule. Dafür kannst du zwar nichts, aber wenn du sie anschaust, sehen sie meinen strengen Blick und sind wieder die kleinen Jungs. Also, stell die Weichen richtig. Von Anfang an. Und sei freundlich und zugewandt.“
Jetzt hatte sie also bereits ihren Schutzengel verärgert. Seufzend beugte sie sich über ihren Rechner.
„Ich kann mir kein Passwort einrichten, und er nimmt auch kein neues an. Haben Sie mir vielleicht schon eines gegeben?“
„Keine Ahnung.“ Jörg Ottenhöver hob die Schultern. „Ich war am Wochenende nicht da, der Wissing hat sich um alles gekümmert.“ Er beugte sich vor und rief in Richtung der geschlossenen Tür des Nachbarzimmers: „Markus? Markus, komm! Aber sofort!“
„Ist die etwa schon da?“, schallte es zurück.
„Exakt, so isses.“
Aus dem Nebenzimmer war Gepolter zu hören. Dann öffnete sich die Tür, und Markus Wissing stand im Raum. Ein Mann wie ein Erdbeben. Auch ihn hatte Annalena seit unzähligen Jahren nicht mehr gesehen. Damals hatte er einer jungen Frau, die bei den Brandts als Hausmädchen angestellt war und dort in einer kleinen Dachwohnung wohnte, den Hof gemacht. Annalena erinnerte sich noch an die schmucke Uniform des Polizeianwärters und an das Motorrad, mit dem er verwachsen zu sein schien und dessen Motor er niemals abstellte. Zumindest war es ihr so vorgekommen.
Jetzt trug der einstige Polizeianwärter keine Uniform, sondern Jeans und ein kariertes Hemd, von dem die obersten drei Knöpfe geöffnet waren und eine behaarte Brust erahnen ließen. „Ich dachte, Akademiker kommen immer eine Viertelstunde zu spät“, begrüßte er sie.
Annalena schluckte und schwieg. Eine weitere falsche Bemerkung, und sie hätte es sich mit beiden Kollegen verdorben.
„Unsere diplomierte Kommissarin kommt nicht innen Rechner rein“, erklärte Jörg Ottenhöver. „Hast du da vielleicht schon was gemacht, dich eingeloggt, ein Passwort vergeben oder so?“
„Jaja, warte.“ Er ging zur Pinnwand. „Und zwar mit dem hier. Schauen Sie mal.“
„Püppchen_2.5“ las Annalena laut vor und sah ihn fragend an.
„Das hat nichts mit Ihnen persönlich zu tun, sondern damit, dass ich schon eine Recherche für Sie habe. Sozusagen als Einstiegsgeschenk. Und damit ich das nicht vergesse, hab ich die Erinnerungsfunktion gleich als Passwort genommen.“ Er wandte sich an seinen Kollegen. „Oma Heidschulte hat am Samstag ein Objekt vorbeigebracht.“
Jörg Ottenhöver verdrehte die Augen. „Ach was. Mord, Totschlag oder Aliens? Die kommt mindestens einmal im Monat. Was steht diesmal an?“
Markus Wissing wandte sich an die neue Kollegin. „Ich würde sagen: Großes ED. Machen Sie das für uns? Die große erkennungsdienstliche Erfassung mit allem Drum und Dran?“
Sie nickte. „Klar“, sagte sie, stand auf und reichte ihm die Hand. „Aber erst würde ich mich gern vorstellen.“
„Wir wissen doch alle schon, wer Sie sind.“ Er lachte ein wenig zu laut. „Wurde ja auch Zeit, dass mal eine Studierte zu uns kommt und uns zeigt, wo’s langgeht. Jetzt bringe ich Ihnen erst mal das Objekt, das zumindest eine hier im Ort in große Erregung versetzt hat, nämlich Oma Heidschulte.“
Annalenas frühzeitig gealterter Schutzengel am Schreibtisch gegenüber fixierte sein Spiegelbild in ihrem Rücken und nickte bedächtig. „Wenn das man gut geht.“ Sie hatte keine Ahnung, was er damit meinte.

Katharina Gerwens

Über Katharina Gerwens

Biografie

Katharina Gerwens wuchs in einem Dorf im Münsterland auf. Nach ihrer Ausbildung zur Journalistin arbeitete sie in verschiedenen Verlagen und ist heute als freie Autorin tätig. Sie lebt mit Mann und Katze in Niederbayern. Gemeinsam mit Herbert Schröger verfasste sie eine Reihe von...

Weitere Titel der Serie „Westfalen-Krimis“

Die Polizisten Markus Wissing und Annalena Brandt ermitteln in den Krimis der Autorin Katharina Gerwens im Westfälischen – liebenswert, pointiert und witzig!

Pressestimmen
E-Magazin "Sonntag"

„Katharina Gerwens schreibt detailgetreu und liebevoll über ihre Heimat und deren eigenwillige Bewohner.“

Udo Jürgens

„Diese Frau kann wirklich schreiben. Ich glaube, ich kann das beurteilen, denn ich habe einige ihrer wunderschönen Liedertexte vertont und auch gesungen.“

Kommentare zum Buch
wenig überzeugend
Kai Drath am 27.05.2013

voller Freude stürzte ich mich auf das Buch, da ich ja die anderen Bücher aus Kleinöd gelesen und für gut befunden hatte. Aber ach, welch Enttäuschung!!! Kein Witz, hölzerne Dialoge, kein Esprit...... Ich fragte mich ständig, wie das sein kann, da die anderen Bücher doch so anders, so gut waren. Dann, beim genaueren Hinsehen kam mir die Eingebung: da fehlt doch was, der Co-Autor ist nicht dabei. Und der scheint bei diesem Team der federführende gewesen zu sein. Kann nur besser werden LG Kai

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