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Maibock (Anne-Loop-Reihe 5)

Maibock (Anne-Loop-Reihe 5)

Jörg Steinleitner
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Ein Fall für Anne Loop

„In diesem bereits fünften Fall ›seiner‹ Polizistin Anne Loop verwebt Steinleitner wohlbekannte Schauplätze des Tegernseer Tals und süffisante Spitzen auf lokale und nationale Politiker mit witzigen Wortspielen und aberwitzigen Handlungssträngen.(...) Das ist saukomisch.“ - Tegernseer Zeitung

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Maibock (Anne-Loop-Reihe 5) — Inhalt

Eine Bootsfahrt über den Alpensee – romantischer könnten sich Fiorella und Thorsten Franke ihre Flitterwochen kaum vorstellen. Doch beim Blick über die Reling trauen sie ihren Augen kaum: Ein lebloser Körper schwimmt geistergleich hinter dem Schiff her! Sieht so die weiß-blaue Urlaubsidylle aus? Für Anne Loop, die zuständige Polizistin, stellen sich noch ganz andere Fragen: Wer ist der Tote im Nadelstreifenanzug? Und besteht ein Zusammenhang mit dem hinterfotzigen Maibaum-Diebstahl, der die Seegemeinden gerade in Aufruhr versetzt?

€ 8,99 [D], € 8,99 [A]
Erschienen am 09.03.2015
304 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-96793-8
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Leseprobe zu „Maibock (Anne-Loop-Reihe 5)“

O'Zapft is

Dass eine Leiche in einem Nadelstreifenanzug hinter dem Linienboot eines bayerischen Bergsees hergezogen wird, ist kein Ding der Unmöglichkeit. Jedoch ist ein derartiger Vorgang aus mathematischer Sicht höchst unwahrscheinlich.
Unwahrscheinlicher sogar noch als jene schon fast märchenhaft anmutende Vorstellung, dass einmal eine Bayerin Bundeskanzlerin werden könnte.
Wahrscheinlicher aber, als dass eines Tages beim Starkbieranstich am Münchner Nockherberg alkoholfreies Starkbier ausgeschenkt werden wird. Eine derartige Katastrophe werden wir [...]

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O'Zapft is

Dass eine Leiche in einem Nadelstreifenanzug hinter dem Linienboot eines bayerischen Bergsees hergezogen wird, ist kein Ding der Unmöglichkeit. Jedoch ist ein derartiger Vorgang aus mathematischer Sicht höchst unwahrscheinlich.
Unwahrscheinlicher sogar noch als jene schon fast märchenhaft anmutende Vorstellung, dass einmal eine Bayerin Bundeskanzlerin werden könnte.
Wahrscheinlicher aber, als dass eines Tages beim Starkbieranstich am Münchner Nockherberg alkoholfreies Starkbier ausgeschenkt werden wird. Eine derartige Katastrophe werden wir auch in tausend Jahren – also dann, wenn man aufgrund der sich anbahnenden chinesischen Dominanz auf der Welt Schweinsbraten mit Stäbchen wird essen müssen – nicht erleben.
Man kann daher festhalten, dass die statistische Wahrscheinlichkeit von Nadelstreifenleichen hinter Linienbooten auf bayerischen Bergseen in etwa zwischen jener des bayerischen Bundeskanzlertums und jener des alkoholfreien Starkbiers liegt. Dies könnte nun Wellnessgefühle in Ihrem Astralkörper auslösen. Aber halt – entspannen Sie sich nicht zu früh! Es ist gerade das Frivole am Freistaat Bayern, dass hier Dinge geschehen, die anderswo undenkbar wären (zum Beispiel auch, dass man ein Lebensmittel namens Leberkäs herstellt, das alles enthält, nur keine Leber und keinen Käse).
Es gibt für Sie daher überhaupt keinen Grund, sich Wellnessgefühlen hinzugeben: Die so schreckliche wie aus statistischer Sicht unwahrscheinliche Geschichte, um die es nun geht, ist Verbrechen für Verbrechen nämlich tatsächlich genau so passiert; und deshalb bitte ich um Verständnis, dass ich Sie Ihnen mit der Präzision einer bayerischen Bierzapfanlage einschenke – pardon: erzähle. O’zapft is!


Eins
Mittwoch

Alles fing damit an, dass die frisch vermählte Fiorella Franke ihrem Mann Thorsten ein „Ich liebe dich, Thorsti“ ins Ohr hauchte. Viele Menschen, insbesondere bayerische Männer, würden, spräche man sie als „Thorsti“ an, unweigerlich die Nase rümpfen und sich für einen Selbstverteidigungskurs bei der Volkshochschule anmelden – aber gut: Dieser „Thorsti“ Franke stammte aus Leipzig, und in dieser prachtvollemanzipierten Stadt, in der Richard Wagner das Licht der Welt erblickte und Johann Sebastian Bach das Zeitliche segnete, ist es wohl üblich, sich einander direkt nach der Hochzeit solcherlei Zärtlichkeiten zuzuflüstern. Zumal, wenn sie von temperamentvollen und tollkühn blondierten Florentinerinnen in die ostdeutsche Ohrmuschel geatmet werden. Thorsten Franke entfuhr auf das Liebeshauchen seiner Gattin hin ein leises, freudiges Kichern. Die bayerische Sommersonne aber schien trotz dieser anrührenden Leipziger Zärtlichkeit unverdrossen weiter, und zwar mit einer Energie, die gefühlt mittels Solartechnik mehrere Atomkraftwerke zu ersetzen in der Lage gewesen wäre. Hinter den beiden Turteltauben lag die Bootsanlegestelle der östlichen Seegemeinde T., vor ihnen die Große Rundfahrt über den See, welche als Nächstes in der südlichen Seegemeinde R. Station machen würde.
[Man entschuldige mir die Verschleierung der Tatortnamen; aber es handelt sich hier um den staubtrockenen Bericht zu einem wahren und dazu noch hochkomplexen Kriminalfall, in den mindestens zwei mafiaähnliche Organisationen – in Bayern nennt man sie „Trachtenvereine“ – verwickelt sind. Die Verschleierung dient meinem und Ihrem Schutz, denn durch Ihr Weiterlesen machen Sie sich natürlich unweigerlich zu Komplizen, stehen mithin einbeinig im Gefängnis. Überlegen Sie es sich also gut, denn: Ein bayerischer Knast ist kein Whirlpool!]
Thorsten Franke wollte seiner vollbusigen italienischen Eroberung just eine Zärtlichkeit erwidern, da kreischte die Sechsundzwanzigjährige schrill auf. Sofort riss der Gatte – übrigens gewandet in ein klassisches, rotweiß kariertes Tischdeckenhemd, welches man drei Tage nach der Hochzeit in einem jener sogenannten Trachtenläden, die es an dem See zuhauf gab, erstanden hatte – den Kopf herum. Natürlich wacht ein frisch verheirateter Mann über das Glück seiner Braut wie der Bock über seine Rehe. Und man darf hier nichts beschönigen: Fiorella Frankes Schrei klang nach Angst, Gefahr und Tod. Nun lassen sich Leipziger in aller Regel von wenig, wenn nicht sogar von gar nichts umhauen. Doch was Thorsten Franke in diesem entscheidenden Moment erblickte, ließ auch ihm sofort das Blut in den Adern stocken: Mit einem Abstand von etwa vier Metern trieb hinter dem Linienboot, das wenige Minuten zuvor zur Großen Rundfahrt abgelegt hatte, ein menschlicher Körper. Dieser schwamm mit den Füßen voraus hinter dem Schiff her. Was war da los?
Als Thorsten Franke die Augen zusammenkniff, um genauer zu sehen, erkannte er, dass der leblose Körper von einem Strick gezogen wurde, welcher am Schiff befestigt sein musste. Der Anblick des Nadelstreifenanzugmannes hatte etwas Geisterhaftes und war genau das Gegenteil von dem, was man sich erhofft, wenn man nach der Vermählung seine Flitterwochen in einem bayerischen Naturparadies genießen will. Eine schöne Frau aus der Stadt Michelangelos möchte eine Woche nach ihrer Hochzeit keine Leiche im Wasser entdecken, nicht einmal, wenn sie einen Leipziger geheiratet hat. Als frisch verheiratete Frau träumt man von enthusiastischen Küssen in blühenden Bergwiesen, von händchenhaltenden Wanderungen vorbei an einsamen Almen, und von Begegnungen mit ehrlichen Landmenschen, die das Herz am rechten Fleck tragen und deren Gesichter graue Alm-Öhi-Bärte zieren, die bis zum Knie hängen.
Und jetzt das!
Sofort nachdem Fiorella Franke – geborene Bocca di Leone, was zu Deutsch „Löwenmäulchen“ heißt, für den vorliegenden Fall aber höchstwahrscheinlich keinerlei Bedeutung hat – den Schrei ausgestoßen hatte, fiel die kleingewachsene Toskanerin in Ohnmacht, und Thorsten Franke begann, verliebt wie er war, mit einer intensiven Mund-zu-Mund-Beatmung. Doch auch die Mitpassagiere, welche sich zeitgleich im hinteren Teil des Boots aufgehalten hatten, blieben nicht untätig. Aufgescheuchten Hühnern gleich eilten sie herbei – neben den eher unauffälligen Einheimischen waren dies insbesondere ein Pärchen aus Massachusetts, eine Witwe aus Altötting mit ihrer pubertierenden Tochter, ein schwäbischer Fensterunternehmer namens Achleitner, vier Damen mit aufgepumpten Lippen, ein Tennistrainer aus Bochum mit Kondomen in der linken Tasche seiner weißen Tennishose und ein russischer Oligarch. Da Thorsten Franke bei seiner Mund-zu-Mund-Beatmung keinen Wechsel der Beatmungsperson akzeptierte, wandte sich die Aufmerksamkeit sogleich wieder der Ursache der Ohnmacht zu: dem leblosen Körper im Nadelstreifenanzug!
„Anhalte! Anhalte! Da isch einer über Bord gange“, rief sogleich der Schwabe Achleitner, der schon seit Monaten Stammgast am See war. Angeblich zwecks Burnout-Prophylaxe, tatsächlich aber war er auf Frauenjagd. Sein Ruf wurde von den anderen Mitreisenden aufgegriffen, und so dauerte es höchstens eine gute Minute, bis Kapitän Tom Strobl das Linienboot gestoppt hatte und nach achtern kam, um die Katastrophe zu begutachten.
„Ja, sauber“, brummte der Schiffer mit der den Bewohnern jenes paradiesischen Bergtals angeborenen, für alle Auswärtigen unerklärlichen Grantigkeit.
„Den müsset Se rausziehe“, forderte der Schwabe Achleitner gschaftelhuberisch, „vielleicht läbt är noch“, und riss den Kapitän ungeduldig am Hemd. Mit dem Satz „Was hier an Bord passiert, entscheide immer noch ich, du Gelbfüßler“ und einer ruckartigen Bewegung seines muskulösen Oberkörpers befreite sich Tom Strobl von der schwäbischen Zecke. Der dicke Fensterunternehmer strauchelte, fiel und landete direkt neben dem Schoß des äußerst engagiert zu Werke gehenden Ersthelfers Thorsten Franke. Doch sofort war Achleitner wieder im Besitz seiner Orientierung und konstatierte trocken und mit Blick auf den schönen italienischen Kopf, an dem sich Frankes Lippen festgesaugt hatten: „Des isch jetzt fei koi Mund-zu-Mund-Beatmung mehr, sondern regelrechtes Geknutsche.“
„Wir sind frisch verheiratet, Sie Schwabe!“, lautete zutreffend die einzig mögliche Antwort, und sie verließ derart testosteronangereichert den Mund dieses „Thorsti“, dass der Fensterunternehmer sogleich verstummte. Brünftige Böcke und brünftige Männer sind in etwa gleich gefährlich.
Zum Glück für die junge Ehe verfehlte die Erste Hilfe ihre Wirkung nicht: Schon nach Minuten flüsterte Fiorella Franke mit zauberhaftem italienischem Akzent: „Thorsti, du küsst wie ein junger Gott.“ Dabei lächelte sie ihren Retter verträumt an.
„Wir fahren jetzt weiter zum nächsten Halt und ziehen den dann raus. Da ist eh nichts mehr zu retten“, brummte Tom Strobl. Der Satz war mehr eine Handlungsanweisung an sich selbst als eine Unterrichtung der Passagiere. Er ging mit dem breiten Gang des Bergschiffers zurück zur Brücke, ließ das Linienboot wieder anfahren, und wenige Minuten später legte es beim Strandbad der Gemeinde R. an. Bereits auf der Fahrt dorthin hatte Strobl die in der westlichen Seegemeinde B. ansässige Polizeidienststelle verständigt. Deren Ermittlerteam, bestehend aus dem bärtigen Inspektionschef Kurt Nonnenmacher, dem jungen und in Frauendingen unerfahrenen Sepp Kastner und der für bayerische Verhältnisse viel zu schnell denkenden und handelnden Rheinländerin Anne Loop, hatte sich auch sofort auf den Weg gemacht – nachdem Kurt Nonnenmacher die obligatorische Dose Reis ausgelöffelt hatte, welche ihm seine fürsorgliche Gattin Helga jeden Morgen mitgab, um den nervösen Magen in Schach zu halten. Anne, deren Äußeres viele im Tal an eine gewisse Hollywood-Schauspielerin und Superfrau-Adoptivmutti erinnerte, hätte ihren Chef gerne zu höherem Tempo angestachelt, aber Kurt Nonnenmacher hatte nur geraunzt, dass der Strobl gesagt habe, dass die Leiche ohnehin tot sei und seine, also Nonnenmachers Magenproblematik in diesem Fall definitiv Vorrang genieße, auch wegen der Krankenkasse.
Als die Polizisten die Anlegestelle erreichten, war an der beliebtesten Uferpromenade des Millionärssees noch nicht viel los. Lediglich ein Sanitätsfahrzeug und ein gutes Dutzend staunender Schaulustiger standen am Anlegesteg. Mit großen, wenig filigranen Schritten pflügte sich Kurt Nonnenmacher einen Weg durch die aus Flipflop-Teenagern, Pradataschen-Tanten, Bequemschuh-Graujacken und Goldkettchen-Society-Ladys bestehende Herde. Anne und Sepp Kastner folgten ihm mit ernstem Blick und angehaltenem Atem, denn es stand eine mörderische Parfümmixtur in der Luft.
Der Mann im Nadelstreifenanzug ruhte bereits auf den Planken, der Sanitäter schüttelte mit den Worten „Der ist tot wie eine Weißwurscht um Mitternacht“ den Kopf, und Nonnenmachers Blick fiel auf einen gut fünfzigjährigen, kurzhaarigen Mann mit Fotoapparat im Anschlag, in dessen linkem Mundwinkel ein Zigarillo qualmte. Nonnenmachers Gesichtszüge verfinsterten sich zu einem Ausdruck, aus dem die reine Mordlust sprach.
„Warum bist jetzt du bittschön vor uns da, Schellinski? Wie kann das sein? Ich hab dir schon hundertmal gesagt, dass der Polizeifunk nicht abgehört wird, zefix!“
„Zufall, Kurt, reiner Zufall, ehrlich“, fränkelte der Mann. Es handelte sich um den Reporter der ansässigen Lokalzeitung. „Ich wollt grad a baar Bassanten fragen, was die von denen neuen Uferstegen halten, da denk ich mir: Was siech ich denn da? Des ist doch a Leich! Und dazu noch im Nadelstreifenanzug! Da denk ich weiter und denk mir: Des ist doch a Mordsschtory für die Zeidung! Bloß deshalb bin ich da, Kurt …“
„Ja, ja … wer’s glaubt, wird selig“, schrie Nonnenmacher wütend. „Diesen Schmarren, von wegen dass du bloß zufällig hier vorbeigekommen bist, glaubt dir doch kein Mensch. Du hast den Polizeifunk abgehört, Brief und Siegel. Und jetzt schleich dich, Schellinski, oder ich lass dich wegen Störung polizeilicher Ermittlungen gemäß Paragraph hundertvierundsechzig StPO festnehmen!“
„Etzad geh, Kurt, ich du den Bolizeifungg wirklich net abhören, und desweideren mach ich doch bloß mein’ Job!“, jammerte der Lokalzeitungsreporter mit heiserer Stimme. Um seinen Kopf hatte sich eine Rauchwolke gebildet.
Nonnenmacher schüttelte den Schädel und murmelte zornig: „Polizei bieselt im Dunkeln“ – das war nämlich die Schlagzeile gewesen, mit der Schellinger seinen Bericht über den letzten großen Fall im Tal garniert hatte; darüber hatte er ein Foto des im Wald urinierenden Polizeichefs gesetzt. Diese Hirschkuss-Geschichte war schon über ein Jahr her, aber noch immer sprachen die Leute Nonnenmacher auf seinen beeindruckenden medialen Auftritt als brunzender Ermittler an. Es war zum Evangelischwerden!
Während der Auseinandersetzung des Inspektionschefs mit dem freien Journalisten hatten sich Anne Loop und Sepp Kastner neben dem leblosen Körper niedergekniet. Die Sanitäter hatten sämtliche Wiederbelebungsversuche eingestellt, und der Linienbootskapitän Tom Strobl kämpfte mit den Tränen.
„Was ist passiert?“, fragte Anne den um Fassung ringenden Mann.
„Scheißdreck, der hing hinten am Boot!“ Strobl schnäuzte in ein Papiertaschentuch. „Aber jetzt seh ich’s erst: Das ist der Gerry!“
„Gerry? Kennen Sie auch seinen Nachnamen?“, erkundigte sich Anne vorsichtig.
„Ja klar, der Adamo Gerry, also eigentlich Gerold Adamo. Mitglied in unserm Trachtenverein ›Die Wallberger‹.“
„Und wie kam Herr Adamo dahin, also ich meine, wie kann es sein, dass er da hinten am Schiff hängt?“ Anne sah den Kapitän aufmerksam an. Er hatte blaue Augen und mochte Mitte dreißig sein.
„Keine Ahnung, der hing halt da. Am Strick, am Schiff … Ich hab den bloß rausgezogen und abgeschnitten. Der Strick hängt noch hinten dran. Ich hab damit nix zum tun.“
Anne warf einen Blick auf den Rest des Seils, das am rechten Fußgelenk des Toten festgebunden war. Es war ein normaler Strick, wie er von Bauern verwendet wurde, um Kälber vom Stall in den Viehanhänger zu führen.
Nun schob sich der russische Oligarch, der mit an Bord gewesen war, nach vorn. Sein Haar war ebenso schwarz wie sein Rollkragenpullover. Am Handgelenk erblickte Anne eine riesige Uhr eines Genfer Herstellers. Das war eines der Erkennungszeichen der Reichen und oft auch Schönen. Kastner wollte sich dem imposanten Mann schon in den Weg stellen, da ergriff jener das Wort: „Errr“, der Oligarch deutete auf Kapitän Tom Strobl, „hätte frrrüher müssen halten an. Errr nicht hat gehalten an, er gefahren weiter. Mann war da lange in Wasser, Captain hätte müssen retten.“
„Sie Russland?“, erkundigte sich Kastner. Er kannte den Akzent, weil der herrliche Bergsee in den vergangenen Jahren immer mehr zum Anziehungspunkt für russische Urlauber geworden war. Was Kastner auch logisch erschien: Warum sollte nicht auch der steppengewohnte Russe, der seinen Durst das ganze Jahr über mit Desinfektionsmittel – genannt Wodka – löschen musste, einmal eine Sehnsucht nach grünen Wiesen und einem vernünftigen Bier verspüren?
„Da“, antwortete der Fremde. Kastner wusste, dass das „Ja“ heißen sollte und konnte gerade noch dem Impuls widerstehen, den Millionär zu verbessern. Der Mann wiederholte seine Anschuldigung gegen Strobl, und Anne und Kastner wandten sich wieder dem Kapitän zu.
Der spürte die Blicke und stammelte etwas hilflos: „Der war schon tot. Garantiert. Der hat keinen Zucker mehr gemacht, der Gerry. Wenn ich den früher rausgezogen hätt, dann wär er jetzt trotzdem tot.“


Jörg Steinleitner

Über Jörg Steinleitner

Biografie

Jörg Steinleitner, geboren 1971 im Allgäu, studierte Jura, Germanistik und Geschichte. Er absolvierte die Journalistenschule in Krems/Wien und ließ sich 2002 nach Stationen in Peking und Paris als Anwalt in München nieder. Bei Piper veröffentlichte er die Anne-Loop-Krimis, die Krimiserie um den...

Medien zu „Maibock (Anne-Loop-Reihe 5)“


Pressestimmen
Tegernseer Zeitung

„In diesem bereits fünften Fall ›seiner‹ Polizistin Anne Loop verwebt Steinleitner wohlbekannte Schauplätze des Tegernseer Tals und süffisante Spitzen auf lokale und nationale Politiker mit witzigen Wortspielen und aberwitzigen Handlungssträngen.(...) Das ist saukomisch.“

Der Westallgäuer

„Auf satirische Art nimmt Steinleitner Klischees der Branche auf und mischt sie mit bayerischer Gesellschaftskritik. (…) leichte Unterhaltung als Krimikomödie. Den Zuschauern hat es gefallen.“

Murnauer Tagblatt

„Jörg Steinleitner ließ eine Leiche im Nadelstreifenanzug hinter einem Ausflugsdampfer über den Tegernsee treiben und ging damit frontal auf die Lachmuskeln des Publikums los.“

Gießener Allgemeine

„Ein Ohrenschmaus, (...) ein Spiel mit Rollen und Stimmen und mimischer Höchstleistung. (...) Seinen rund um den Tegernsee angesiedelten Krimi würzt Steinleitner mit jeder Menge Lokalkolorit und Sprachwitz. In schräger Handlung treibt er unter Hochspannung seine überspitzten Figuren durch den Wald, plagt sie mit Gerüchten über ein Nackt-Yoga-Zentrum und schließlich ins Verderben.“

Allgäuer Zeitung

„Humor aus echten Lebenssituationen… Geschmackvoll und lebensecht, genauso feinsinnig und treffsicher wie die Beschreibungen des Romans.“

Garmisch-Partenkirchner Tagblatt

„Das Satire-Theater war sehr unterhaltsam.“

Garmisch-Partenkirchner Tagblatt

„Ein hinterfotziger Maibaum-Diebstahl, ein verdächtiger Jagdunfall und allerlei Brauchtaum – pralles Oberbayern eben. Viele Verwicklungen, ehe man sich zum vernüglichen Happy-End durchgelesen hat.“

Garmisch-Partenkirchner Tagblatt

„Im neuen Krimi von Jörg Steinleitner ist erneut das pralle Oberbayern versammelt. Und am Ende ist alles ganz anders als gedacht.“

Murnauer Tagblatt

„Im neuen Krimi von Jörg Steinleitner ist erneut das pralle Oberbayern versammelt. Eine bewährte Kombination aus augenzwinkernder Beschreibung bayerischer Verhältnisse und das gleichzeitige Staunen darüber. Und wie so oft bei dem Autor vom Riegsee ist gerade das, was besonders haarsträubend erscheint, keine Erfindung.“

Süddeutsche Zeitung

„Jörg Steinleitners Regionalkrimis sind klassische Schwänke und letztlich auch Parodien (…) Im Verlauf der Ermittlungen treten auf: der etwas zwielichtige russische Oligarch Witali Wurslokowski, ein nicht minder zwielichtiger Trachtenverein, ein liebestoller Landrat, die Popsängerin Janet Lollipop und der Schlagersänger Hanni Hirlwimmer, den man schon von diversen anderen Anne-Loop-Abenteuern kennt.“

IN München

„Auch für seine fünfte Ermittlungsarbeit schickt Steinleitner seine unerschrockene Anne Loop wieder an die Bussi-Bussi-Front (…) Es ist das Steinleitner-Prinzip des permanenten Augenzwinkerns, Übertreibens und Dick-Obatzns: Auch bei diesem Alpenkrimi läuft mal wieder der innere ZDF-Film wie von selbst ab.“

Bayern im Buch

„Ein reichlich schräger Alpen-Krimi.“

Trendguide Tegernseer Tal

„Ein hinterfotziger Maibaum-Diebstahl, ein verdächtiger Jagdunfall und eine Bankerleiche im Tegernsee. Steckt hinter all dem die Trachtenmafia? Oder hängt sogar der Landrat mit drin? Anne Loop, Polizistin in Bad Wiessee, erwartet ein heißer Sommer in der weißblauen Urlaubsidylle. Ein Mordsspaß.“

IN München

„Die wirklich atemberaubenden Lesungen sollte man nicht verpassen: Steinleitner baut seine Buchvorstellungen zum großen Musik-Mundart-Spektaktel aus, szenisch aufbereitet von und mit Victoria Mayer sowie begleitet von abartigen Klängen von Helmut Sinz und seinen Eigenbauinstrumenten.“

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