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Männer!

Männer!

Susanne Mayer
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„Dieses Buch ist mehr als ein kleiner Stimmungsaufheller zwischendurch.“ - Freie Presse

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Männer! — Inhalt

Männer! Das ist ein Ausruf des ungläubigen Staunens, des kopfschüttelnden Unglaubens, gelegentlich der Bewunderung. Hat da ein Politiker wirklich seinen Penis als Snapshot gepostet? Sind Männer besonders zärtlich, also mit Hunden? Wie fühlt sich der Weihnachtsmann unter seiner Burka? Wann schlafen sie, die harten Kerle, wie oft weinte Barack Obama? Der Mann gilt als Mitglied des starken Geschlechts, dabei werden seine erstaunlichen, oft zarten Seiten nicht selten übersehen. In Susanne Mayer hat der Mann ein Gegenüber, deren Blick liebevoll und forschend auf ihm liegt und ihm und uns Seiten enthüllt, von denen er oft selber gar nichts geahnt hat. In kurzen, oft schreiend komischen Kapiteln analysiert Susanne Mayer eine Welt, in der Männer die Herren geben sollen, die ihnen im Alltag aber selten etwas schenkt. Eine scharfsinnige Bestandsaufnahme von etwas, das zu oft als Geschlechterkampf beschrieben wird.

€ 10,99 [D], € 10,99 [A]
Erschienen am 02.10.2017
208 Seiten, WMePub
EAN 978-3-8270-7950-3
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Leseprobe zu „Männer!“

Männer erklären


Die Hälfte der Menschheit. Männer gibt es jede Menge. In Deutschland 40 Millionen. Sie treten auf in den Zufallssortierungen Papas oder Chefs, Nachbarn, Kollegen, DJs und CEOs, Taxifahrer, Barmixer, Lehrer. Friseure, Gärtner, Beamte. Politiker oder Lover. Männer sind unter Hoodys versteckt oder schleppen silberne Köfferchen in den ICE, schieben Kinderwagen im Slalom durch eine dichte Menschenmenge, einhändig, oder pressen am Gate ihr Smartphone ans Ohr, bis der Schweiß tropft und das Boarding-Licht flackert und das Bodenpersonal die Krise [...]

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Männer erklären


Die Hälfte der Menschheit. Männer gibt es jede Menge. In Deutschland 40 Millionen. Sie treten auf in den Zufallssortierungen Papas oder Chefs, Nachbarn, Kollegen, DJs und CEOs, Taxifahrer, Barmixer, Lehrer. Friseure, Gärtner, Beamte. Politiker oder Lover. Männer sind unter Hoodys versteckt oder schleppen silberne Köfferchen in den ICE, schieben Kinderwagen im Slalom durch eine dichte Menschenmenge, einhändig, oder pressen am Gate ihr Smartphone ans Ohr, bis der Schweiß tropft und das Boarding-Licht flackert und das Bodenpersonal die Krise kriegt.
Fast alle Chefs sind Männer. Andere sitzen vor der Bank in einer Lache auf dem Pflaster und betätigen den Türdrücker in Erwartung von etwas Bakschisch; schmeißen bei Randale Steine in Schaufenster, grölen nach Fußballspielen auf Bahnhöfen, turnen auf Gerüsten rum; sitzen unter Bäumen, also in Afrika; halten Händchen, vor allem in Indien; stapfen in kappenverstärkten Stiefeln durch den Schotter an der Straßenbaustelle. Fahren noch als Senioren schwere Motorräder, die ihnen bis unter den Rippenbogen reichen. Finden mehrheitlich, es reicht mit der Frauenemanzipation. Tragen aber lange Kleider und Kopftücher, also in Arabien. Reparieren das Klo. Sitzen nächtelang an Gewässern im nassen Gras und halten lange Ruten vor sich hin und schweigen. Was also wäre die Frage zu Männern?
Die Frage wäre: Wie ist es so, Mann zu sein? Heute, wo ja gern auf Männer geschimpft wird, weil sie sich vor ein paar Tausend Jahren das Patriarchat erfunden haben und die Macht heute angeblich mit den klügsten Frauen nicht teilen wollen. Wo immer den jungen Männern lautstark vorgeworfen wird, durch Testosteron-Stau den Weltfrieden zu gefährden, und zwar global, wahlweise alte Männer im Verdacht stehen, nur alte Männer wie Trump zu wählen und so die Demokratie zu schreddern oder den nächsten Weltkrieg zu ermöglichen und sowieso  immer die Schwulenehe abzulehnen, wo also alle Männer immerzu ermahnt, gemaßregelt, zusammengeschustert werden, die Liste reicht von zu wenig Elternurlaub nehmen über zu viele Zigaretten oder Bier bis zu wenigen Arztbesuchen.
Zugegeben, man hätte Männer fragen können, wie sie sich so finden, also von innen gefühlt. Allerdings ist eine Mehrheit von Männern der Meinung, Frauen seien besser im Fühlen. Also 76 Prozent sagen das, laut einer Männerstudie, okay, die ist von Bild der Frau. Dieses Buch ist jedenfalls ein Versuch, Männer durch Beobachtung von außen zu erfassen, durch Beäugung. Gesucht wurde einmal für eine Kolumne „Männer!“ im Feuilleton der Zeit der ethnologische, etwas distanzierte, gleichwohl wohlwollende Blick auf dieses Geschlecht. Als Autorin kam also nur eine Feministin in Frage. Ich.
Ich fand Männer immer toll. Schon als kleines Mädchen fand ich, dass es zu wenig davon gäbe. Mein Lieblingswunsch war nicht die berühmte Schildkrötenpuppe, sondern ein Bruder. Möglichst zwei. Bitte älter. So lernte ich, dass nicht alle Wünsche erfüllt werden können, jedenfalls nicht, soweit sie Männer betreffen.
Ich hatte keinen Bruder und kriegte keinen, schon gar keinen älteren. Männer waren im Dorf meist abwesend. Mein Vater verschwand morgens ins Büro und kam abends spät wieder. Die Bauern des Dorfes tuckerten in der Früh auf den Treckern ihren Äckern zu und kehrten kurz vor dem Dunkelwerden zurück. Der Pfarrer wehte mit fliegender Kutte an einem vorbei, durch die Straßen, dem nächsten Sünder zu, den Lehrer hörte man in der Schule rumbrüllen. Fast wäre ich nur unter Frauen, Müttern, Schwestern, Cousinen aufgewachsen. Es gab aber einen Vetter. Glücklicherweise. Mein liebster Spielkamerad. Erst waren wir beide Kinder, aber einmal spielten wir Mann und Frau. Wir machten uns Betten im Heu, da lagen wir dann nebeneinander und wussten nicht, was daran jetzt so toll sein sollte und was man tun sollte und dachten uns ein anderes Spiel aus. Aber ich lernte einiges Wichtige von diesem jungen Mann.
Einmal überredete er mich, in der Heuscheune auf einem freiliegenden Balken in zwei Stockwerk Höhe zu balancieren. Er redete und redete. Ich jammerte und wimmerte. Er sagte, da sei doch nichts bei. Wer in der Lage sei, auf einem Balken zu balancieren, der auf dem Boden läge, könne dies auch auf einem, der in 10 Meter Höhe in der Luft hinge. Angst sei blöd. Was für Idioten, die nicht denken können. Also Mädchen. Ich lernte so erstens die überlegene Überzeugungskraft der männlichen Vernunft kennen, zweitens, wie sich männliche Rationalität zu realistischer Risikoeinschätzung verhält, nämlich gar nicht. Der Rest ist Verkehrsstatistik. Tödliche Unfälle? Männersache, also in der Regel. Ich stürzte allerdings nicht ab von diesem blöden Balken in 10 Meter Höhe, obwohl ich ein Mädchen war, so viel zu dem, was Hänschen damals über Gender lernte.
Weiß ich jetzt, nach rund 60 Männerkolumnen, mehr über Männer als vorher? Na ja. Jeden Tag begegnen mir ja andere, oft erstaunliche Typen. Ich beäuge sie dann, möglichst unauffällig; versuche zu verstehen, wo so – auf einer Skala zwischen Heiko Maas und Lady Gaga – das typisch Männliche anzusiedeln wäre und wo das Weibliche. Gelegentlich versuche ich, auch den inneren Blick auf das andere Geschlecht zu üben. Geht so: Man stellt sich vor, man sei ein Mann. Wer dazu Hilfe braucht, versteckt sich unter einem Kastenmantel oder in einer Bomberjacke. Cap auf den Kopf. Dann raus. Also – als Mann die Straße runtergehen, wie ist das? Wie setzt man die Füße, wie schaut man als Mann, auf was? Wie gucken die anderen auf einen, wie fühlt sich das an?
Ja, es ist verwirrend. Gelegentlich taucht der Verdacht auf, dass angesichts des Anschwellens der Meere und der Logorrhoe von hässlichen Tweets aus dem Weißen Haus, dem Kollabieren afrikanischer Staaten sowie westlicher Geburtenraten, angesichts der Erwartung des nächsten nordkoreanischen Atomversuchs und der Frage, wer uns welche Daten stiehlt, dass angesichts des ganzen Schreckens der Welt die Geschlechterfragen zum Nebenwiderspruch schrumpfen. Das wäre wirklich sehr schade; schon, weil in Umfragen fast 100 Prozent der Männer sagen, sie hätten totale Lust darauf, im nächsten Leben wieder als Mann dabei zu  sein. Stark, oder nicht?
Susanne Mayer, im August 2017

 


Zärtliche Blicke


Vorweg klärende Worte. Eine Frau schreibt über Männer. Das wirft bange Fragen auf, etwa die: Wie steht sie überhaupt zu Männern? Behelfsweise will ich eine Postkarte beschreiben, das Geschenk einer Freundin. Die Karte zeigt eine Frau mit dunklem Haar. Kurzer Pony, über dem Pony steht die Frage: „Mann oder Hund?“ Unter dem Kinn steht die Antwort: „Die Frage ist doch, lasse ich mir meinen Teppich versauen oder gleich mein ganzes Leben?“
Man kann sich das Kichern vorstellen, das die Übergabe dieser Karte begleitete, irgendwas mit „Hab ich gesehen, musste ich gleich an dich denken“, geheuchelte Entschuldigungen im Stile von „Ist natürlich irgendwie gemein …“.
Ja! Das trifft es. Gemein! So ist es! Ein Hund versaut einem nicht den Teppich. Einen Teppich kann man einrollen, falls nötig, auch mal zwei, drei Jahre lang wegpacken. Zu lang? Wahr ist auch: Zwei, drei Jahre mit einem Mann spielen sich nicht nur auf dem Teppich ab. Der Gegensatz Mann – Hund ist an den Haaren herbeigezogen, andersherum: Mit Hund lassen sich an Männern sehr schöne Seiten entdecken, unerwartete, vielleicht sogar für sie selber.
Etwa neulich. „Ach, Mutter!“, seufzte da ein älterer Herr aus der Tiefe seiner Seele beim Anblick des Tieres, „guck doch mal, ach je.“ Worauf über dem Kopf seiner Lady eine imaginierte Sprechblase aufpuffte, in der die Frage blinkte: „Wann hat er mich zuletzt so zärtlich angesehen?“ Ja, wann? Oder damals die Kinder? Standardvorwurf, muss sie ja gar nicht mehr formulieren. Zu wenig gekümmert! Aber wie viel Zeit war denn im Leben eines Mannes, der heute der letzten Etappe entgegenschlendert, am Arm seiner Frau, die es mit ihm ausgehalten hat, während er das Geld ranschaffte, im Office klare Kante zeigte, es wird ja viel erwartet von Männern, die so weit aufsteigen, dass sie später im Ruhestand diese teuren orangefarbenen Cordhosen tragen. Auch so eine Demütigung. Anziehen, was einem hingelegt wird. Aber jetzt kommt da was auf vier pflaumigen Pfoten daher, und etwas öffnet sich im Mann, was? Sagen wir, so eine Ahnung, von etwas anderem. Etwas Verpasstem?
Es geht nicht nur um Altersmilde. Es steckt vielleicht, Statistiken über mangelhaft ausgeprägte Fürsorglichkeit des männlichen Geschlechts hin oder her, es steckt in jedem Kerl. Hamburger S-Bahnsteig Jungfernstieg. Zwei junge Typen – im Blaumann mit Gebrauchsspuren. Auf ihren Schultern liegt ein stählerner T-Träger, damit winden sie sich die Treppe hoch. Man fragt sich, wer den wohl gleich an den Kopf kriegt, da bellt der eine den anderen an: „Digger, pass doch mal auf Bello auf!“ Digger knurrt: „Hab ich doch gesehen. Is voll süß!“ Voll süß? Das sind nicht die Schlagzeilen, die man von Männern kennt, die Stahlkappen an den Schuhen tragen.
Es ist, als würde so eine Hundeschnauze etwas anstupsen, das unter testosterongehärteten Muskelpaketen vergraben ist, vielleicht eine ins Genom hineingezwirbelte Erinnerung an Urzeiten, in denen das Leben sehr schön war. Davon lebt übrigens eine ganze Gattung der Sachbuch-Literatur. Mann zieht los mit Hund; durch Wälder, über Hügel, es ist wohl eine Variante des Cowboy-Narrativs. Bisschen jagen, nachts teilt man sich das Lager, ein entspanntes Rücken-an-Rücken. Keiner fährt rot lackierte Krallen aus oder will, dass man fünf Halbe auf ex kippt. Einfach mal durchschnaufen, nur pennen.
Apropos, kürzlich setzte sich ein Penner in der S-Bahn zu mir. Das ist nicht immer angenehm, beim Thema politisch korrekte Empfindung kann meine Nase noch dazulernen. Der Typ war aber sehr nett. Wollte wissen, wie es so ist, mit Hund. Ob ein junger Hund durchschläft. Wie lange es dauert, bis er stubenrein ist. Was man füttert. Kann man ihn alleine lassen, schadet ihm das. Themen, die ich mit dem Buch Erstes Jahr mit Baby vor langer Zeit abgelegt zu haben glaubte und jetzt mit diesem Penner hin und her wendete, es war wirklich interessant. Bis er sich plötzlich vorbeugte und sagte: „Darf ich mal fragen: Wie teuer ist eigentlich so ein Hund?“
Männer! Gehen doch leicht einen Schritt zu weit.

 


Das große Schweigen


Kaum hatte sich herumgesprochen, dass eine Autorin sich für Männer interessiert, also jetzt professionell, da passierte es. Location: Gemeindesaal. Zeit: nach der Chorprobe. Ein Tenor nähert sich, mit Buch. Nichts von Bach, eher etwas mit Piratenschiff drauf. Ein Krimi! Der Mann trägt das Buch vor sich her wie eine Monstranz, er hält es mir mit beiden Händen beschwörend hin. Er nickt, ich nicke. Beidseitiges Schweigen. Er sagt: „Männer!“ Ich sage: „Danke!“ Pause. Ah, noch was. Er sagt: „Hab da was gehört!“ Okay. Nicken. Und: Cut!
Gänsehautschauer! Zum ersten Mal habe ich an einer echten Männerunterhaltung teilgenommen! Danke! Danke! Dieses nur Hingeworfene, dann das tiefe Schweigen. Dafür sind Männer ja bekannt. Neulich, im Café Newport, leiser Jazz, da sitzt ein Herr und liest Zeitung. Liest, blättert um, liest. Rechts von ihm drei Japanerinnen, sie sind wie weiche Birnen auf ihren Barhockern platziert, zu deren Füßen sich Einkaufstüten stapeln, als hätte der Wirbelsturm Sandy sie herangeweht. Links, an der Wand, drei weitere Frauen, langbeinige Wesen mit blonden Strähnen in Reithosen, eine Spezialität der Hansestadt. Die Japanerinnen beugen sich zu ihren Tüten und zerren etwas hervor, unter Gekicher zeigen sie Kleidungsstücke wie Blüschen, Höschen etc. Sie reichen sie weiter und herum, viele Ohs und Ahs. Der Mann liest ungerührt weiter. Die Reithosenmädels halten ihre iPhones hoch, Gekreische bricht aus im Stile von „Oh, ist der süß“ und „Zeig noch maaaal“. Der Herr blättert um. Er liest. Hört er das Geschnatter? Würde er auch gerne mal wo schrill kreischen? Oder seinen Freunden die neuen Socken zeigen, die niedlichen Boxershorts?
Die männliche Aura des Schweigens hat etwas sehr Geheimnisvolles – schon weil Männer in Wahrheit unablässig reden. Wie schaffen sie es, den Eindruck zu erwecken, sie würden schweigen, während sie so viel reden? Steinbrück! 89 hochdotierte Vorträge in 150 Wochen, plus 237 ohne Honorar, aber wenn Honorar, dann schon mal 15 000 Euro pro Stück, irgendwie jedenfalls so viel geredet, dass in einem Jahr eine halbe Mille zusammengequasselt wurde. Goldene Worte! Clinton, jetzt Obama, einmal vor der Wallstreet reden, halbe Mille. Männer sind die Wortführer der Nation, in Gemeinderäten, Vorständen, überall derselbe Sound: Männer reden. Man kann nicht ausschließen, dass Männer in Vorständen auch mal schweigen; vielleicht nur deshalb keine Frauen dabeihaben wollen, damit die das nicht ausplappern, dass Männer in der Chefetage auch mal schweigen. Aber öffentlich! In britischen Zeitungen werden 78 Prozent der Kommentare von Männern abgegeben. Auf der Euro Finance Week in Frankfurt werden am Wochenende 82 männliche Redner die Krise erklären, eine Anzeige in der FAZ, dem Blatt für kluge Köpfe, zeigt zarte und pausbäckige, schmunzelnde, verkniffene, bärtige, glatzköpfige, bebrillte Männer, mit roten und pinken und gestreiften und gepunkteten Krawatten. Und acht Frauen. Drei von den acht Frauen sind blond, zwei dunkelhäutig. Unter den 82 Männern ist ein Farbiger, auch interessant.
Reden, Schweigen. Der Übergang vollzieht sich in der Art einer Kippschaltung. An, dann aus. Im Newport saßen neulich allerdings zwei Männer beieinander, die auch sehr viel redeten, man musste einfach ein bisschen lauschen: „Habe ich Müller gesagt, er solle …“ und „Da wird er aber …“ Ob sie auch gerne mal über was anderes reden würden als über das Controlling von Müller? Manchmal reden Männer ja auch nur darüber, wie jetzt Hertha gespielt hat oder Pauli, man kann das natürlich nicht wirklich reden nennen, der Ethnologe Claude Lévy-Strauss hat mal ausgeführt, wie Männer miteinander kommunizieren, indem sie Frauen tauschen, also jetzt in der Ur-Gruppe, womöglich, das ist jetzt nicht Lévy-Strauss, tauschen sie Frauen, damit sie nicht selber reden müssen – weil sie wissen, dass Frauen das Schnattern dann gern übernehmen. Wenn keine Frauen da sind: tauschen Männer Fußballergebnisse, Zahlen, ohne viele Worte.
In der New York Times schrieb der Schriftsteller Ben Schrank, er verspüre so eine Sehnsucht nach der Intimität mit Dan, seinem Buddy. Kinderbilder über dem Artikel zeigten Ben mit Buddy im Alter von sechs Monaten süß sabbernd in die Kamera blickend. Wie also kam es, dass sie sich mit 30 nur noch ab und zu trafen, ein paar Worte tauschten, dann dieses harte Lachen entwickelten, fragte sich Ben, woher dieses menschliche Bellen? Mit 40 sich gar nicht mehr trafen? Wie schaffte es seine Frau, fragte sich Ben, sich mit ihrer besten Freundin ständig zu zanken, dann wieder zu versöhnen? Selbst Obama, klagt Ben Schrank, habe doch nur einen Freund, und zwar Michelle.
Es klang, als habe Ben Schrank Angst, so zu enden wie der Herr, der neulich vor der Bäckerei saß. Er saß in einem Meer von leeren Stühlen. Es war feucht, wie es oft in Hamburg ist, in München würde man dazu Regen sagen. Er saß da, schweigend.
Was lief in ihm ab? Die Endlosmonologe seiner Frau? Die von Müller gestern? Reden, die er einmal gehalten hatte? Vor dem Team? Vor sich selbst? Man hätte ihn natürlich fragen können. Wetten: 9 zu 1, er hätte nichts gesagt.

Susanne Mayer

Über Susanne Mayer

Biografie

Susanne Mayer, geboren 1952, ist Kulturreporterin und Literaturkritikerin der Wochenzeitung Die Zeit, in deren Feuilleton ihre freche Kolumne „Männer!“ erscheint. Für ihre Arbeiten wurde sie 1985 mit dem Theodor-Wolff-Preis sowie 1990 und erneut 1994 mit dem Emma-Journalistinnen-Preis ausgezeichnet....

Pressestimmen
Freie Presse

„Dieses Buch ist mehr als ein kleiner Stimmungsaufheller zwischendurch.“

MDR Kultur

„Susanne Mayer findet den richtigen Ton zur richtigen Zeit. (…). Ihr Buch kommt in einem wunderbar leichten und erfrischend unverkrampften Tonfall daher. Sie schreibt klug, witzig und ironisch.“

hr2 Kultur

„Hinreißend und kurzweilig.“

Inhaltsangabe

Männer erklären

Zärtliche Blicke

Das große Schweigen

Piraten und Zimmermännchen

Image: Walross

Samtige Globuli

Unsere Moppel

Hoodie-Alarm

Nasenalarm

Kurze Fragen

Wahre Helden und andere

Senior, in Nude

Das Geheimnis

Nur Nettes!

Helden in der Josef-Rolle

Heinrich und andere

Reue? Klaro. Wie?

Fuchs vor Gänsen

Gut in Förmchen

Große und andere Tiere

Bärtiges

Praktische Erwägungen

Ein bisschen Aua

Teure Typen

Was uns anmacht

Muskelspiele unter Brokat

Echte Kerle

Sixpacks mit Berstschutz

Scharfe Hunde

Schweine und andere Tiere

Weiche Teile 

Tun oder nicht tun 

Streng der Nase nach

Verschuldet, aber sexy

Ausgeschlafene Typen

Locke oder Glatze

Schenkel in Marmor

Master masculinus

No Smile

Heult doch! Oder nicht?

Camouflage als Stil

Der Typ mit dem Sack

Helphelphelp

New Style

Patriarchat auf High Heels

Good guys, bad guys

Boys will be boys

Den Motor ölen

Alle so nackt hier

Schläfer und andere Typen

Adam revisited

Mittig betont

Klein, fett, doof

Die Tränen des Barack Obama

Territoriale Aggression

Reine Gefühlssache

Voll die Opfer

Buben und Streiche

Kopftuch oder Fell

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