Gemeinsam finden wir das Glück
Roman
Gemeinsam finden wir das Glück — Inhalt
Dem 13-jährigen Bror fällt die Decke auf den Kopf. Seine Eltern streiten unentwegt, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Scheidung ins Haus steht. Bror will weg – aber wohin? Er findet Zuflucht bei der 60-jährigen Jane, die ein großes Herz für verletzte Tiere und gestrandete Seelen hat. Gemeinsam mit der 29-jährigen Theresa, die ebenfalls an einem Wendepunkt in ihrem Leben steht, stellen sie sich den Schatten ihrer Vergangenheit und machen sich auf, ihr Glück zu finden.
Leseprobe zu „Gemeinsam finden wir das Glück“
1. Kapitel
Ein Elternpaar, das keine Luft bekommt, und ein Junge, der einen Entschluss fasst
Bror hört sie durch die Wand hindurch. Jeden Abend. Es beginnt ganz leise, am Anfang klingt es fast gemütlich, so als würden sie sich darüber unterhalten, welchen Film sie sich heute Abend ansehen wollen. Wobei sie natürlich nicht über Filme reden, sondern über ganz andere Dinge. Sie unterhalten sich zunächst ruhig – bis etwa zehn Uhr. Danach ist es eine Weile ziemlich laut, bis elf (sie glauben nämlich, dass Bror zu dieser Zeit schläft), um gegen halb zwölf [...]
1. Kapitel
Ein Elternpaar, das keine Luft bekommt, und ein Junge, der einen Entschluss fasst
Bror hört sie durch die Wand hindurch. Jeden Abend. Es beginnt ganz leise, am Anfang klingt es fast gemütlich, so als würden sie sich darüber unterhalten, welchen Film sie sich heute Abend ansehen wollen. Wobei sie natürlich nicht über Filme reden, sondern über ganz andere Dinge. Sie unterhalten sich zunächst ruhig – bis etwa zehn Uhr. Danach ist es eine Weile ziemlich laut, bis elf (sie glauben nämlich, dass Bror zu dieser Zeit schläft), um gegen halb zwölf mucksmäuschenstill zu werden (denn da sind sie vom Streiten so ausgepowert, dass sie es nicht mehr fertigbringen, laut zu reden).
Jetzt ist es Viertel nach zehn. Happy Hour. Kotz dich aus, so viel du willst, und das völlig kostenlos. Vielleicht kommt es dich später mal teuer zu stehen, aber was macht das schon, wenn jetzt Happy Hour ist?
„Ich brauche Luft zum Atmen, verdammt noch mal! Ich kriege keine Luft, verstehst du? Das alles hier erstickt mich. Ich könnte kotzen!“
„Meinst du, du bist der Einzige, der hier keine Luft kriegt? Ich arbeite den ganzen Tag, operiere stundenlang ohne Pause. Schreibe Arztbriefe, spreche mit Patienten und Angehörigen, und dann gehe ich einkaufen, um . . .“
„Wie einkaufen? Ich kaufe doch immer ein! Wann hast du zuletzt eingekauft? Sag es mir!“
„Ich war gestern im ICA Maxi, verdammt!“
„Tatsächlich? Haha! Das kann gar nicht sein, denn da war ich im Coop!“
„Wieso kann ich nicht im ICA Maxi gewesen sein, nur weil du im Coop warst?“
Bror beugt sich vor zu seinem Plattenspieler. Er besitzt tatsächlich einen Plattenspieler von 1969, den er von seinem Opa geerbt hat. Vorsichtig lässt Bror die Nadel auf der Vinylplatte landen. Anfangs kratzt es ein bisschen, doch dann erfüllt Serge Gainsbourgs heisere Stimme mit Ces petits riens sein Jungenzimmer. Es tut gut, einem französischen Mann zuzuhören, der von lauter kleinen Dingen singt, während die Eltern im Zimmer nebenan streiten. Bror studiert das Plattencover. Vor einem intensiv roten Hintergrund blickt Serge schlaftrunken in die Kamera, den Mund leicht geöffnet, das schwarze Haar perfekt geschnitten.
Entschlossen steht Bror aus dem Bett auf, steckt seine nackten Füße in die Lederhausschuhe, nimmt eine Schere aus der mittleren Schreibtischschublade und geht zum großen Spiegel neben dem Kleiderschrank. Man muss den Stil wahren. Auch als es Serge richtig mies ging, hat er den Stil gewahrt. Er hat weiter seine stylishen Zigaretten geraucht, ja, er hat sich sogar geweigert, die krankenhauseigenen Decken zu benutzen, sondern hat darauf bestanden, sich eine Markendecke von zu Hause mitzubringen.
Vorsichtig schneidet sich Bror den Pony und die Haare an den Ohren, hebt sorgfältig die Strähnen vom Boden auf und wirft sie in den Papierkorb. Er bewundert seine Anzüge, die ordentlich auf Kleiderbügeln im Schrank hängen. Wie können manche Leute nur solche Meisterstücke verschenken? Sie hängen im Secondhandladen der Heilsarmee und warten nur auf Bror. Sie sind aus schwarzem Samt mit schmalen weißen Streifen, sonnengelb mit rotem Seidenrevers oder schwarz mit Seemannsknöpfen. Fünfzig Jahre alte Anzüge aus Frankreich, vielleicht ein bisschen zu groß für einen Dreizehnjährigen, aber seine Oma näht sie um, damit sie passen. Die Krawatten haben ohnehin eine Einheitsgröße, und dass die Hüte zu groß sind, macht nichts, sie sehen trotzdem ganz schön elegant aus.
„Wie damals, als du den Termin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie verschlafen hast. Wie kannst du so was vergessen? Immerhin geht es um deinen eigenen Sohn!“
„Hör mal zu, ich vergesse doch nicht meinen eigenen Sohn!“
„Wie würdest du das denn bezeichnen, wenn er ganz allein dasitzt und mich anruft? Natürlich mich. Dich würde er nie anrufen, du gehst ja sowieso nicht ans Telefon.“
„Herrgott, wie lange willst du eigentlich noch darauf herumreiten? Es ist zwei Jahre her, zwei Jahre.“
So. Jetzt sieht er elegant aus. Ziemlich genau wie Serge im Jahr 1962. Routiniert schüttelt Bror eine Schokoladenzigarette aus einem kleinen goldenen Etui und lässt sie lässig im Mundwinkel hängen. Manchmal tun ihm seine Eltern leid, denen vom Schicksal ein Sohn wie er zugeteilt wurde. Zwei erfolgreiche Menschen, Ärzte, gut aussehend, begabt, sozial kompetent – und ausgerechnet die bekommen einen Sohn, der das genaue Gegenteil von ihnen ist: frankophil, will am liebsten allein sein, Musik von Serge hören, Albert Camus lesen, Romane schreiben, Schokoladenzigaretten rauchen, sich durch alte französische Erzählungen buchstabieren und überholte Synonymwörterbücher studieren, um sich so exakt wie möglich auszudrücken. Er kann sich ja nicht mal normal anziehen, ihr armer Sohn. Während andere Dreizehnjährige in ausgebeulten Jeans, Kapuzenpullis und schmutzigen Sneakers herumlatschen, entscheidet sich Bror für einen seiner leidlich erhaltenen gebrauchten Anzüge, Lackschuhe und den roten Mohairschal aus dem Jahre 1959.
Anfangs war es einfach nur charmant, auf eine etwas altkluge Art, damals, als Bror und seine Großeltern die ganzen Sommerferien in Frankreich verbrachten, Musik hörten, französisches Essen genossen und in dem schiefen Häuschen in den provenzalischen Bergen wohnten. Mama Jenny und Papa Ivan lachten herzlich über das neue Interesse ihres Sohnes. Erleichtert waren sie auch, dass er angenehme Sommertage verlebte, obwohl sie pausenlos arbeiteten. Doch als Bror älter wurde, war es plötzlich nicht mehr so charmant. Es war eher . . . ungewöhnlich und, genau genommen, etwas seltsam. Die Freude verwandelte sich in schlechtes Gewissen und Besorgnis.
Die Eltern wollten ihm helfen. Im Lauf der Jahre gab es ziemlich viele Sitzungen beim Kinder- und Jugendpsychologen, aber wenn es um dreizehnjährige Frankophile geht, kann man nun mal keine vernünftigen Diagnosen stellen.
Keine Diagnose bedeutet keine Lösung. Keine Lösung bedeutet, dass Mama und Papa sich im Zimmer neben seinem anschreien. Ihre Streiterei ist eskaliert. Aus einem dumpfen Knurren vor einem halben Jahr ist mittlerweile ein ordentliches Bellen geworden. Es ist Brors Schuld. Das ist ihm klar. Er mag zwar seltsam sein, aber dumm ist er nicht.
Bror weiß, was seine Eltern brauchen. Sie brauchen Ruhe. Zu zweit. Weit weg von ihm, vom ICA Maxi und von dem großen Haus, das ständig aufgeräumt werden muss. Sie brauchen frische Luft zum Atmen, damit sie nicht ersticken. Denn bei ihren Auseinandersetzungen geht es oft darum, dass sie bald ersticken. Vielleicht sollte Bror ihnen eine Sauerstoffflasche kaufen?
„Aber für diese Einladung nach Stanford hast du genug Zeit, oder?“
„Wieso ich? Du fährst doch auch, wir wollen doch beide hin! Aha, und jetzt wird diese Stanfordgeschichte auch schon zum Problem! Aber vielleicht ist es besser, wenn du allein fährst, dann bleiben Bror und ich zu Hause. Genau, das ist bestimmt viel besser, dann kannst du nämlich dort tiiief durchatmen und . . .“
Wenn sie nicht endlich Zeit zu zweit bekommen, werden sie sich scheiden lassen. So ist es. Das ist eine Tatsache. Eine Tatsache bedeutet, dass etwas unumstritten ist und als fest beschlossen gilt.
Bror legt sich wieder aufs Bett, wickelt sich in die Tagesdecke, streicht sich über den Kopf, befühlt mit den Fingern den frisch gestutzten Haaransatz. Dickes Haar hat er immer schon gehabt, in dunklem Kastanienbraun. Grüne Augen. Die Augen seiner Mutter. Den Magen seines Vaters. Papa hat ständig Magenschmerzen, eine Art Sodbrennen. Brors Magen tut ebenfalls weh. Ein brennender, dröhnender Schmerz. Auch das ist eine Tatsache. Es tut besonders weh, wenn auf der anderen Seite der Wand gestritten wird. Wenn es drüben leise ist, dann herrscht auch in Brors Magen Ruhe. Es gibt unsichtbare Verbindungsfäden zwischen ihnen, die dazu führen, dass der Säuregehalt in Brors Magen in einer Art Wechselwirkung mit der Stimmung jenseits der Wand steht.
Aber Bror hat einen Plan. Er wird nicht mit nach Stanford kommen. Seine Eltern sollen allein hinfahren, ihre Gastvorlesungen halten, in einem kuschligen Hotel wohnen, bei Mondschein in aller Ruhe miteinander reden, Cocktails trinken, zusammen lachen, zusammen tief durchatmen, einen ganzen Monat lang nicht zum ICA Maxi fahren. Dreißig Tage nicht an Bror denken müssen. Das ist eine Tatsache. Mama und Papa müssen miteinander durchatmen, damit sie sich nie, nie scheiden lassen. Und Bror weiß genau, was er tun wird.
2. Kapitel
Life is like an Imbissbude
Ich muss an diesen Film mit diesem Tom Hanks denken. Forrest Gump heißt er, jetzt weiß ich es wieder. Am Anfang sitzt Forrest auf einer Bank, hat eine Schachtel Pralinen auf den Knien und schwafelt irgendwas davon, dass das Leben sei „wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie, was man kriegt“. Was für ein beschissenes Gesülze. Das Leben ist wie eine Imbissbude. Du weißt genau, was du kriegst. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn du einen Neunziggrammburger bestellst, bekommst du einen Neunziggrammburger. Ein Hotdog ist ein Hotdog. Und wenn du was Interessanteres haben willst, dann gibt es das nicht. Es sei denn, du findest zufällig Krabbenmayonnaise ein kleines bisschen interessant. Mickrige, wässrige Dosenkrabben, Farbstoffe, Mayonnaise und Möhren in einer Pampe, die du auf eine große Grillwurst kippst. Die ganzen Zeitschriften und Fernsehsender wollen uns normale Menschen dazu bringen, dass wir die Story von der Pralinenschachtel glauben. Aber mich legen sie nicht rein.
Routiniert lässt Tessan ihre große Sonnenbrille so aus dem Haar fallen, dass sie weich auf der Nase landet. Sie lehnt den Kopf gegen die Wand und hält ihr perfekt geschminktes Gesicht in die Sonnenstrahlen, nimmt einen letzten Zug von der Zigarette, die sie dann unter ihrem Pfennigabsatz austritt, ehe sie die Schürze zurechtzupft und zurück in die Imbissbude geht.
Ein Mann in weißgefleckter Arbeitskleidung ist herangeschlurft und starrt hohläugig das Menü an. Tessan bindet ihr seit Jahrzehnten kaputtblondiertes Haar zu einem Pferdeschwanz und öffnet ein paar Knöpfe ihrer engen schwarzglänzenden Bluse, wodurch der Busen wie frisch geschlagenes Kartoffelpüree herausquillt. Mein Gott, ist es heiß. Mit ihren gebleichten Zähnen lächelt sie den weiß gefleckten Mann jenseits der kleinen Luke breit an.
„Und, was Leckeres gefunden?“
„So ’ne Riesenwurst mit extra Krabbenmayonnaise. Oder nein, doch lieber Gurkenmayonnaise.“
„Helles Brot oder mit Körnern?“
„Helles ist okay.“
„Röstzwiebeln?“
„Ja. Und ’ne Schokomilch.“
Tessan legt eine Riesenwurst auf die Grillplatte, dreht sie mit der Grillgabel, während sie das helle Hotdogbrot in den Toaster steckt. Die schwarze Lederhose sitzt an den Oberschenkeln wie eine Wurstpelle und lässt den Schweiß in kleinen Rinnsalen die Beine hinunterlaufen. Den ganzen Arbeitstag Pfennigabsätze zu tragen, das ist vielleicht auch nicht ideal, zumindest nicht aus ergonomischem Gesichtspunkt, aber was den Umsatz betrifft, erfüllen sie ihre Funktion. Die Imbissbude ist nicht zuletzt wegen Tessan bekannt, wegen ihrer Kurven und ihrer engen Blusen. Verlierst du deinen Stil, dann verlierst du auch die Kunden. Tessan zieht eine Schokomilch aus dem Kühlschrank, schüttelt sie ein paarmal, was ihre sämtlichen Armreifen zum Rasseln bringt, und reicht dem Mann die Flasche.
„Neunundvierzig Kronen macht das, bitte.“
Wenn jemand ein Symbol für mich in dieser Imbissbude finden müsste, dann wären das diese roten heißen Würstchen aus Dänemark. Sie sehen so bunt, stark und fröhlich aus mit ihrer knallroten Pelle. Wenn man reinbeißt, erwartet man einen wunderbar intensiven Geschmack, aber nein, es schmeckt einfach nur langweilig. Das ist meine Pralinenschachtel.
In den letzten drei Schulklassen war ich eine von den ganz Angesagten. Ich selbst habe mich zwar gar nicht so empfunden, aber die anderen. Die haben nämlich nur diese coole rote Würstchenpelle gesehen. Während ich mit dem langweiligen Geschmack im Inneren leben musste. Besonders cool habe ich mich nie gefühlt, aber ich habe begriffen, welche Codes gelten und wie man ihnen entspricht, und außerdem habe ich ziemlich früh einen großen Busen bekommen. Was rein statusmäßig eine echt gelungene Kombi war. Die Jungs kamen und gingen. Na ja, genau genommen sind sie vor allem immer wieder gegangen. Und ich war dankbar, dass jemand mich wollte, und hab sie machen lassen, worauf sie gerade Lust hatten.
Und dann kam Freddy, der King der Schule, der alle Mädels liebte. Das tut er bis heute. Freddy ist bei mir geblieben. Auch wenn er manchmal kurze Abstecher zu anderen macht, bin ich es, zu der er immer wieder zurückkommt. Wir sind echte Klassiker, Freddy und ich. In den oberen Schulklassen unter den Coolsten – und heute saulangweilig.
Neulich Abend sind zwei Mädels – oder vielleicht sollte ich besser sagen, zwei Frauen – zur Imbissbude gekommen und haben vegetarische Grillwürstchen bestellt. Die eine habe ich wiedererkannt, und es hat sich herausgestellt, dass wir jahrelang in dieselbe Klasse gegangen sind. Mein Gott, und ich wusste nicht mal mehr, wie sie heißt. Jetzt ist sie Architektin oder so in einem bekannten Architekturbüro in Stockholm, man wohnt in Södermalm, einem echt angesagten Stadtteil, und ihr Mann nimmt gerade Elternzeit. Alles ist total gleichberechtigt bei ihnen, und alles klang wirklich ganz super. Das hat sie mir erzählt, während ich ihre Sojabratwurst gegrillt und die Kakaomilch geschüttelt habe. Ich weiß ja, was sie die ganze Zeit gedacht hat. Dass es sich irgendwie gut anfühlt, mich da in der Imbissbude zu sehen. Noch immer im selben Vorort, mit derselben Frisur wie damals. Und sogar mit demselben Gehalt, wenn ich genau nachdenke. Jetzt ist sie das erfolgreiche Aschenputtel, und ich bin die fiese Stiefschwester, die sich die Fersen abhackt, um in diese Glaspantöffelchen zu passen. Aber gut, das muss ich aushalten. Ich hab ja meinen Spaß gehabt.
Manchmal kommen sie hierher, die Leute, die was aus ihrem Leben gemacht haben, und ich darf ein bisschen an ihnen schnuppern. Sie riechen wie ein riesiger Bahnhof. Jede Menge Gleise, man kann reisen, wohin man will, es gibt sogar Züge, die ins Ausland fahren. Abenteuer. Sie erleben Abenteuer, und ich hocke hier. Manche haben ihren Spaß noch vor sich, andere haben ihn schon hinter sich. Ich gehöre zur zweiten Kategorie. So ist es eben.
„Einmal große Pommes mit extra Gewürzsalz. Können wir zwei Gabeln kriegen?“
Zwei Teenies hängen draußen vor der Luke herum, kauen mit weit geöffnetem Mund Kaugummi und werfen ihre Ponyfransen synchron nach hinten. Tessan nickt und legt die kleinen Plastikgabeln auf den Tresen, kippt tiefgefrorene Pommes in den Frittierkorb und senkt ihn ins heiße Öl hinab.
„Und viel Ketchup!“, rufen die Mädels.
Tessan nickt wieder, lässt das Öl von den Pommes abtropfen, taucht sie noch einmal hinein, zieht sie hoch, ein letztes Abschütteln, dann lässt sie die fettigen Kartoffelstäbchen auf einen Pappteller gleiten und gibt reichlich Gewürzsalz drüber.
Keine Ahnung, warum ich gerade jetzt ständig über so was nachdenke. Das Leben oder wie man es nennen soll. Seit Monaten geht das schon so. Ich käue die Sachen immer und immer wieder. Dabei ist das gar nicht meine Art. Vielleicht eine Dreißigjahreskrise? Ich werde bald dreißig und wohne fünfzehn Meter rechts vom Haus, in dem ich aufgewachsen bin. Mein Arbeitsplatz liegt weitere hundertfünfzig Meter entfernt. In meinem ganzen Leben habe ich mich nie weiter als in einem Radius von einem Kilometer bewegt. Freddy und ich sind seit fünfzehn Jahren zusammen! Mit ein paar Unterbrechungen natürlich, Freddy steht noch immer auf viele Frauen. Aber er hat ja so ein schlechtes Gewissen, wenn er wieder mal Mist gebaut hat. Was hat er schon an Rosen und so nach Hause geschleppt! Ich könnte ein ganzes Zimmer mit getrockneten Rosensträußen füllen. Richtig süß und romantisch. Wobei das in unserem Fall ja nicht so ganz stimmt.
Wie lange stehe ich eigentlich schon in dieser Imbissbude? Zwölf Jahre? Ja, das müsste hinhauen. Eigentlich wollte ich Köchin werden. Ich habe mich sogar für einen Ausbildungsplatz als Köchin beworben, aber meine Zeugnisse waren genauso dürftig wie mein Selbstvertrauen, weshalb ich nicht genommen wurde.
Ein fröhlicher Chilene steckt den Kopf durch die Luke der Imbissbude, so gut es geht.
„Ein Big-Macho-Mucho-Menü, bitte. Ohne eingelegte Gurken.“
„Darf es stattdessen ein bisschen mehr Salat sein?“
„Ach, nicht nötig.“
Am Anfang habe ich es probiert. Ich habe versucht, ein bisschen was anderes anzubieten in dieser kleinen Imbissbude. Ich habe unterschiedliche Soßen zusammengemixt, habe neue Salate ausprobiert, ja, ich habe mir sogar einen eigenen Burger ausgedacht. Tessans French Burger. Mit diesen säuerlichen Gürkchen, einer Dijonsoße . . . Aber niemand wollte meine französischen Burger. Niemand wollte meine selbst ausgedachten Soßen oder Salatkreationen. Deshalb habe ich damit aufgehört und stattdessen meine Bluse aufgeknöpft. Das hat besser funktioniert. Wie immer.
Zu Hause ist es dasselbe. Ich habe ein paar französische Kochbücher und probiere manchmal Rezepte daraus. Freddy kriegt die Krise, nennt mein Essen „Türkenfraß“ und geht stattdessen runter zur Pizzeria. Die Betreiber, die seine Calzone machen, sind Türken, deshalb kapiere ich seine Logik nicht so ganz. Aber Logik ist vielleicht auch nicht Freddys stärkste Seite.
Zu Hause bei Mama war es genauso. Ständig dieses Gezeter, dass ich mithelfen soll. Ich musste täglich kochen, weil meine Mutter den ganzen Tag irgendwelche Büros geputzt hat. Schon als Neunjährige habe ich für mich und Mama gekocht. Ich habe Nudeln gemacht und in der Mikrowelle Fleischbällchen aufgetaut. Dann habe ich irgendwann hinter den ganzen Tüten mit Knorr-Bratensoße Omas alte Kochbücher aus den Vierzigern entdeckt, und plötzlich hatte ich das Gefühl, in eine ganz andere Welt zu blicken. Roastbeef vom Elch mit Sauergemüse, Hechtquenelles mit Schnittlauchbutter, in Butter und Sirup gebratene Kohlrouladen . . . Es kam mir so vor, als würde ich einen spannenden Roman lesen. Ausgerechnet ich, wo ich doch nie die Geduld oder die Kraft gehabt habe, ein ganzes Buch zu Ende zu lesen, ausgerechnet ich saß da wie verzaubert vor diesen alten Kochbüchern, in denen es nicht mal Fotos gab.
Ich weiß noch genau, wie ich versucht habe, nach einem dieser Rezepte sogenannte Schornsteinfeger zu braten. In einer Bratpfanne habe ich die Heringe so stark angeröstet, dass der Rauchmelder angesprungen ist. In der Wohnung hat es wochenlang nach angebranntem Fisch gerochen, und meine Mutter ist fast wahnsinnig geworden. Sie ist mit nichts klargekommen, was aus dem Rahmen fiel. Wie damals, als ich Kohl blanchiert habe, um diese Kohlrouladen zu machen, von denen ich gelesen hatte. Ich habe den Kohl zu lange kochen lassen, und es wurde leider nur klebrige Kohlsuppe daraus. Trotzdem habe ich probiert, das Hackfleisch in den Kohlmatsch einzurollen. Als Mama nach Hause kam, gab es nur sirupartige Kohlpampe zu essen, auf dem ganzen Stockwerk stank es nach Kohl, und ich hatte die Hälfte unseres wöchentlichen Essensbudgets verpulvert. Mama hat mehrere Tage nicht mit mir gesprochen. Das heißt, außer wenn sie mich wegen irgendwas angeschrien hat.
Nein, bloß nicht loben, niemals ermutigen. Dann könnte die Tochter ja auf die Idee kommen, sie wäre etwas Besonderes, und das muss man in jedem Fall verhindern. Platz, Therese, schön auf dem Teppich bleiben! Herzlichen Glückwunsch, Mama, deine Erziehung ist wirklich gelungen! Ich käme niemals auf die Idee, etwas Besonderes zu sein, ich versuche nicht, mich interessant zu machen, und ich bleibe immer schön auf dem Teppich.
Ein Typ im Kapuzenpulli mit kläffendem Schäferhund klopft an die Scheibe.
„Zwei Hundertfünfziggrammburger zum Mitnehmen.“
„Wird gemacht.“
3. Kapitel
Tausche französische Poesie gegen erfrischende Teamentwicklung
Hat man die Position des Schwächeren inne, ist es erstaunlich leicht, jemanden in die Irre zu führen. Wer hält schon Kinder für clever? Und wer glaubt denn, dass Kinder ganz genau wissen, was sie tun, und dass sie durchaus einen Schritt Vorsprung haben könnten? Die Wahrheit ist, dass Kinder einen ganzen Marathon Vorsprung haben können, ohne dass einer der Erwachsenen das Geringste vermutet.
Bror hat einen Plan. Und dieser Plan ist wasserdicht. Er hat sogar schon eine To-do-Liste erarbeitet.
1. Alles für das Segelcamp organisieren.
2. Eine interessante Sommerunterkunft für mich finden.
3. Mama und Papa ohne mich in die USA schicken.
4. Das Abenteuer meines Lebens erleben und ein Buch darüber schreiben.
5. Leicht sonnengebräunt nach Hause kommen und Mama und Papa vom Segelcamp erzählen.
6. Mama und Papa hören auf, sich zu streiten, und verlieben sich wieder ineinander.
Die To-do-Liste steht auf der ersten Seite seines in Leder gebundenen schwarzen Tagebuchs. Danach folgen lauter leere Seiten. Seiten, die während seines Abenteuers gefüllt werden sollen. Denn so ist es – wenn man Schriftsteller werden will, gibt es nichts, worauf man warten sollte. Man muss springen, mitten ins Leben hinein. Wie Serge Gainsbourg. Schon als Elfjähriger hat er geraucht und Aktbilder von Verkäuferinnen gemalt. Wären ebenso phantastische Lieder entstanden, wenn er um neun Uhr abends artig ins Bett gegangen wäre und immer das getan hätte, was die Erwachsenen ihm vorgeschrieben haben? Nein, eben. Und Bror ist viel zu lange viel zu brav gewesen.
So, Moment . . . Ruhig und systematisch liest Bror den Text in seinem Computer durch. Doch, jetzt dürfte er alles berücksichtigt haben, was seine Eltern sich für ihn erträumen. Wie man sich eine eigene Website baut, hat er schon in der Fünften im Informatikunterricht gelernt, und was das Aussehen dieser Seite betrifft, reicht das allemal. Seine Eltern würden ohnehin keinen größeren Unterschied bemerken. Sorgfältig listet Bror die Namen und Telefonnummern von allen Betreuern auf. Doppelnamen klingen vertrauenerweckend. Lars-Inge. Maj-Lis . . . Und Östen. Östen ist gut, ein richtiger Seglername. Dazu die Telefonnummern. Seine Eltern würden sowieso nicht anrufen. Aus drei Gründen: Sie sind zu gestresst, sie leiden beide an einer leichten Form von Telefonphobie, vor allem aber vertrauen sie Bror blind. Sie würden niemals einen der Betreuer anrufen, sie würden Bror fragen. Und sich auf seine Antwort verlassen.
In Brors Magen brennt es ein klein wenig vor schlechtem Gewissen, aber dann liest er seinen Text noch einmal durch und spürt, dass er es genau richtig macht. Gemeinschaftsgeist, Teamentwicklung, Musik, soziales Miteinander. Sie werden keinen Moment zögern. Bror wird ganz bestimmt in das Segelcamp fahren dürfen, das es gar nicht gibt – zumindest nicht außerhalb der Phantasie seiner Eltern. Ein perfektes Camp für ihren dysfunktionalen Sohn, in dem er all das lernen wird, was ihm ihrer Meinung nach fehlt. Frische Luft bekommt er obendrein, und das Ganze findet in den Stockholmer Schären statt, zusammen mit lauter Kindern aus reichem Hause. Dem kleinen Akademikerknaben aus Lund werden die neuen erfolgreichen Freunde guttun. Und Mama und Papa können ruhigen Gewissens nach Stanford fahren und ihre Beziehung reparieren. Einen ganzen Monat lang müssen sie sich keine Sorgen um ihn machen.
Bror wird brav Ansichtskarten schreiben, E-Mails verschicken und simsen, wie gut es ihm die ganze Zeit geht. Wie viele neue Freunde er gefunden hat, wie braun gebrannt er ist – und womöglich wird er auf diesem Segelcamp sogar eine Freundin finden. Das ist eine gute Idee. Denn im Innersten glauben seine Eltern vermutlich, dass er homosexuell ist. Bror merkt es an den Suggestivfragen seiner Eltern, ob er sich vielleicht verliebt habe, und an ihren Beteuerungen, dass es völlig in Ordnung sei, sich in jemanden vom selben Geschlecht zu verlieben. Unglaublich, wie sie ihn mit all ihren Erwachsenenbegriffen behelligen. Bror ist dreizehn. Er ist nach wie vor ein Junge. Seine Sexualität hat noch keine bestimmte Richtung. Er ist frei.
Entschlossen klickt Bror auf „Drucken“, zieht das Blatt aus dem Drucker und geht mit festen Schritten in die Küche.
Herzlich willkommen beim sommerlichen Segelmonat auf Sandhamn! The Magic Month! Jetzt ist wieder die Gelegenheit, auf der Ostsee segeln zu lernen. Vollpension in der Jugendherberge Gammelgården. Das Abendessen am Wochenende genießen wir natürlich im altehrwürdigen Restaurant Sandhamn. Selbstverständlich üben wir im Magic Month nicht nur Segeln, sondern auch soziales Miteinander, wir lernen, auf eigenen Beinen zu stehen, und am abendlichen Lagerfeuer machen wir viel Musik. Bring unbedingt dein Lieblingsinstrument mit! Wir organisieren Karaoke-Abende und Comedyshows mit jeder Menge guter Laune, aber auch eher sportliche Abendaktivitäten. Die Fußballspiele zwischen den Kursteilnehmern und den erwachsenen freiwilligen Helfern machen immer wieder Spaß. Viel Teamentwicklung und ein angenehmer Gemeinschaftsgeist! Tagsüber segeln wir, abends essen wir gut und amüsieren uns königlich. Willkommen zu The Magic Month!
Kosten für einen Monat: 15 000 Kronen – Barzahlung zu Beginn des Kurses.
Haben Sie noch Fragen? Dann melden Sie sich bitte bei Maj-Lis, Lars-Inge oder Östen – wir helfen Ihnen gern weiter! Die jeweiligen Telefonnummern finden Sie unter „Kontakt“.
Papa Ivan und Mama Jenny tauschen Blicke aus (allein schon so was, das haben sie seit ewigen Zeiten nicht mehr getan – eins zu null für den Jungen im Anzug da drüben). Schweigend kaut Bror an seinem geschmacklosen Quinoa mit Mango und Lachs. Ivan schiebt sich die Brille auf die Nasenspitze, legt die Serviette aus der Hand und mustert seinen Sohn auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches.
„Bror, willst du denn wirklich an so etwas teilnehmen?“
„Ja.“
„Klar, es klingt ausgesprochen nett, aber . . . Ich bin wohl einfach nur etwas schockiert. Ein Segelcamp?“
Ivan legt das Blatt beiseite und nimmt einen Schluck Mineralwasser. Jenny schnappt sich den Zettel und liest ihn ein weiteres Mal aufmerksam durch.
„Ein ganzer Monat? Ein bisschen zu lang für meinen Geschmack.“
Schweigend schluckt Bror ein etwas zu großes Stück Lachs hinunter. „Das ist doch gerade das Gute. Ich bekomme die Chance, neue Menschen kennenzulernen. Und zwar richtig, nicht nur für eine Woche. Im Lauf eines ganzen Monats hat man wirklich Zeit, einander näherzukommen.“
Bror zupft die Leinenserviette auf seinen Knien zurecht. Es wäre schade, ausgerechnet diesen Anzug zu bekleckern, ein tadelloses Original von einem der besseren französischen Herrenausstatter der Fünfzigerjahre.
„Teamentwicklung?“ Ivan sieht wieder seinen Sohn an.
„Na ja, man lernt eben, als Gruppe zusammenzuarbeiten. Das ist es doch, was mir Probleme bereitet, darüber haben wir doch immer wieder gesprochen. Es wird mir guttun, mich selbst in genau diesem Punkt herauszufordern.“
„Karaoke? Fußball?“
Vielleicht hat er doch ein bisschen dick aufgetragen. Erst jetzt, als er die gelinde gesagt verblüfften Mienen seiner Eltern sieht, spürt Bror, wie schwierig es ist, sie davon zu überzeugen, dass er es wirklich ernst meint. Es ist Zeit, schwereres Geschütz aufzufahren.
„Ich habe es satt, anders zu sein. Aber hier zu Hause fällt es mir so schwer, mich zu verändern, denn hier glauben alle schon zu wissen, wer ich bin. In den Sommerferien kann alles Mögliche passieren, das kann man doch in jedem Jugendroman nachlesen. Bitte, gebt mir diese Sommerferien, um normal zu werden. Ich bitte euch darum.“
Jetzt tauschen sie wieder Blicke aus. Mama und Papa. Jenny und Ivan. Das am Ende war ein Schlag unter die Gürtellinie. Dessen ist er sich voll bewusst. Aber es ist Brors einzige Chance.
Das Esszimmer, in dem sie sitzen, ist wirklich hübsch, der Diamant ihrer wunderschönen Jugendstilvilla. Das Haus würde in eines dieser eleganten Einrichtungsmagazine passen. Jenny hat sich durchaus bemüht, hat sogar einen Innenarchitekten beauftragt, der zu ihnen nach Hause gekommen ist und Floskeln gemurmelt hat wie: „Es ist immer richtig, Antiquitäten und modernes Design zu mischen . . . Ein Kristallkronleuchter ist eine gute Investition . . . Bücher symbolisieren Klugheit und Wärme . . . Eine französische Landküche kommt nie aus der Mode . . .“ Zusammen haben Jenny und der Innenarchitekt ein in jeder Hinsicht gemütliches Heim geschaffen. Nur schade, dass die Bewohner sich trotzdem nicht wohlfühlen. Es spielt leider gar keine Rolle, wie groß oder anheimelnd die französische Landküche ist, wenn die Menschen, die dort essen sollen, am liebsten woanders wären.
„Aber willst du denn nicht mit uns nach Stanford fahren, Bror? Wir haben uns doch schon so lange darauf gefreut, wir drei. Oder etwa nicht?“ Jenny legt ihre schmale, blasse Hand auf Brors. „Und du hast dir sogar einen Kurs ausgesucht, den du besuchen wolltest. Der ist längst gebucht und bezahlt. Zwei Wochen über französische Poesie. Freust du dich denn gar nicht darauf?“
Ivan wischt sich den Mund mit der Leinenserviette ab und betrachtet seinen Sohn, der sich räuspert, um sich an einer Erklärung zu versuchen.
„Ich will nicht nach Stanford. Ich will am Segelcamp teilnehmen und beim Karaoke-Abend mitmachen. Mit Gleichaltrigen. Ich will ohne meine Eltern ein Abenteuer erleben, das genau richtig für mich ist, ich will meinen ersten Kuss bekommen, ich will etwas über Teamentwicklung lernen. Ich will die französische Poesie aufgeben.“
Durchschauen sie ihn? Merken sie, dass er lügt? Oder mögen sie seine Lüge so sehr, dass sie beschließen, sie nicht zu sehen? So funktioniert es normalerweise bei Eltern. Wie sonst sollten sich Jugendliche sinnlos betrinken können, ohne Ausgangsverbot zu bekommen?
„Aber fünfzehntausend Kronen in bar, klingt das nicht unseriös?“
„Nein, Papa, ganz im Gegenteil. Ich habe mich informiert. Der Grund dafür, dass sie das Geld bar haben wollen, ist, dass es schon immer so war. Dieses Segelcamp gibt es seit fünfundsiebzig Jahren, also lange vor der Erfindung der Kreditkarte. Immer sind die Kinder mit einem Umschlag angereist, in dem sich die Kursgebühr befand. Außerdem bedeutet das auch eine Garantie gegenüber dem Kunden. Damit der Kunde nicht betrogen wird. Die Barzahlung basiert also ebenso auf Tradition wie auf reiner Ehrlichkeit.“
Jenny lacht ein bisschen. „Mein Gott, Bror, du bist doch erst dreizehn. Musst du denn so . . . so feierlich reden? Außer uns dreien sitzt hier doch keiner. Nur du, deine Mama und dein Papa.“
„Seine Sprache zu pflegen ist ein bisschen wie Schuhpflege. Sie lässt darauf schließen, wie dein Inneres aussieht. Oder zumindest darauf, wie du sein willst.“
„Mag sein, aber es gibt doch wohl irgendwelche Grenzen, was die Redegewandtheit betrifft.“
„Nein, das finde ich nicht. In dieser Hinsicht bin ich ziemlich grenzenlos.“
Schweigend essen sie weiter. Das Silberbesteck stößt klingend gegen die Porzellanteller. Jenny nimmt einen letzten Bissen und tupft sich den Mund ab.
„Was meinst du, Ivan? Ich weiß nicht so recht, wie ich das einschätzen soll. Ein ganzer Monat ohne einen Erwachsenen, mit dem du vertraut bist, Bror. Ob das wirklich so gut ist?“
Ivan steht auf und beginnt den Tisch abzuräumen. Er stapelt die Teller systematisch und legt das Besteck auf dem obersten ab. Auf dem Weg vom Esszimmer in die französische Landküche hört Bror ihn rufen: „Wenn der Junge in ein Segelcamp fahren und neue Freunde kennenlernen will, dann darf er das natürlich. Seinem Wortschatz könnte das auch ganz guttun.“
Aus der Küche ertönt ein leises Lachen, während Ivan die Spülmaschine öffnet und das Geschirr einräumt. Mit einem vorsichtigen Lächeln sieht Bror seine Mutter an, die von der anderen Seite des Tisches zurücklächelt. Als er schluckt, kommt es ihm so vor, als würde es im gesamten Esszimmer widerhallen. Hilfe, sie sind drauf reingefallen. Jetzt gibt es kein Zurück.
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