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Gebrauchsanweisung für BerlinGebrauchsanweisung für Berlin

Gebrauchsanweisung für Berlin

Jakob Hein
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Gebrauchsanweisung für Berlin — Inhalt

Der echte Berliner ist wie ein glücklich Verliebter, er ruht in sich, seine Welt ist abgeschlossen. Was soll es auch groß zu sagen geben? Berlin ist die beste Stadt der Welt. Stimmt vielleicht sogar, schließlich ist die ganze Welt zu Gast. Denn Berlin ist im Fokus, nicht nur im politischen. Die Stadt wandelt sich wie keine andere, Ost und West sind Geschichte, Flughäfen werden geöffnet und geschlossen, die In-Viertel wechseln beinah so schnell wie die angesagten Lokale. Aber einiges bleibt dann doch gleich, und auch darauf wirft der Fast-Berliner Jakob Hein einen einsichtsreichen und humorvollen Blick, er lauscht der Berliner Schnauze und flaniert durch die Viertel, er kostet Döner und Currywurst und genießt die Kunst. Am Ende wissen Sie, was es heißt, wenn einer sagt: Ick bin ein Berliner.

€ 16,00 [D], € 16,50 [A]
Erschienen am 13.04.2015
208 Seiten, Flexcover mit Klappen
EAN 978-3-492-27661-0
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€ 12,99 [D], € 12,99 [A]
Erschienen am 13.04.2015
208 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-97038-9
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Leseprobe zu „Gebrauchsanweisung für Berlin“

Notwendige Geständnisse. Statt eines Vorworts

Es ist jetzt schon ein paar Jahre her, seit ich mich das erste Mal an eine Gebrauchsanweisung für Berlin wagte. Das Unterfangen erschien mir damals ungeheuerlich, vorsorglich erklärte ich mein Scheitern zu Beginn des Buches. Aber wie so oft war Berlin wieder einmal freundlicher zu mir, als ich befürchtet hatte. Ein paar Verbesserungsvorschläge wurden mir unterbreitet, einiges kritisiert, doch im Großen und Ganzen wurde das Buch sehr freundlich aufgenommen in der Stadt. Erleichtert wischte ich mir über die [...]

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Notwendige Geständnisse. Statt eines Vorworts

Es ist jetzt schon ein paar Jahre her, seit ich mich das erste Mal an eine Gebrauchsanweisung für Berlin wagte. Das Unterfangen erschien mir damals ungeheuerlich, vorsorglich erklärte ich mein Scheitern zu Beginn des Buches. Aber wie so oft war Berlin wieder einmal freundlicher zu mir, als ich befürchtet hatte. Ein paar Verbesserungsvorschläge wurden mir unterbreitet, einiges kritisiert, doch im Großen und Ganzen wurde das Buch sehr freundlich aufgenommen in der Stadt. Erleichtert wischte ich mir über die Stirn – es war noch einmal gut gegangen.

Aber als Berichterstatter über die Stadt machte mir bald etwas ganz anderes Sorgen : Die Stadt, die ich doch gerade erst so treffend porträtiert hatte, verschwand vor meinen Augen : Statt ihrer tauchten Geschäfte auf, in denen nur noch Englisch gesprochen wurde, Restaurants, die genießbare Speisen servierten, der Hundedreck verschwand von den Bürgersteigen. Erst glaubte ich an modische Strömungen, Entwicklungen, die der Lauf der Zeit bald wieder korrigieren würde. Doch irgendwann musste ich einsehen : Berlin hatte sich schon wieder verändert. Hatte ich geglaubt, fünfzehn Jahre nach dem Mauerfall ein Buch über die Stadt schreiben zu können, das über einige Jahre Bestand haben könnte, dann hatte ich mich getäuscht.

Um der Stadt weiter gerecht werden zu können, um das aktuelle Berlin zu beschreiben, musste ich mich wieder und wieder auf den Hosenboden setzen. Ich musste lesen und verstehen, was passiert, und versuchen, das sich stetig verändernde Berlin einzufangen. Dabei komme ich mir vor wie ein Fotograf, der den Auftrag für das Porträtfoto einer großen Familie hat, aber kein Blitzlicht. Erneut möchte ich vorsorglich mein Scheitern angesichts der Dimension der Aufgabe erklären.

Es stellt sich ein Grundproblem : Was habe ich überhaupt zum Thema Berlin zu sagen ? Schließlich bin ich kein Berliner. Sicher, im Ausland gebe ich mich als Berliner aus. Ob es nun in Tallinn, Milwaukee oder Potsdam ist, die Anfrage nach meiner Herkunft beantworte ich stets ohne Wimpernzucken mit : „ Berlin. “ Nach einem Wimpernzucken und einem landestypischen Getränk würde ich mich im Ausland sogar zu der Behauptung versteigen, ein Berliner zu sein. Im Stadtgebiet selbst habe ich gelernt, wesentlich zurückhaltender zu agieren und absolut niemals, unter keinen Umständen, zu behaupten, ein Berliner zu sein.

Schon meine Eltern sind keine echten Berliner, es geht sogar so weit, dass mein Vater Hochdeutsch spricht. Man muss sagen, dass ich eine echte Chance hatte, weil meine Eltern sich in Berlin kennenlernten. Unglücklicherweise gingen sie dann nach Leipzig, um zu studieren. Angeblich sollen die Studienmöglichkeiten dort damals sehr gut gewesen sein. Spätestens hier offenbarte sich ihr grob mangelhafter Lokalpatriotismus. Ein echter Berliner würde niemals irgendetwas in Leipzig sehr gut finden. Akzeptabel vielleicht, einigermaßen passabel, aber doch nicht sehr gut. Meine Eltern nahmen sogar in Kauf, dass mein in Leipzig geborener Bruder im Kindergarten Sächsisch lernte. Man kann daran ablesen, wie egoistisch sie ihre eigenen Ziele über das Wohl ihrer Kinder stellten. Schließlich aber ging mein Vater zurück nach Berlin, mein Bruder war gerade vier Jahre alt geworden. Nun hätte es wenigstens ein gutes Ende für ihr zweites Kind nehmen können. Aber nein, meine Frau Mutter musste nach dem erfolgreichen Abschluss ihres Studiums auch noch promovieren.

So kam es, wie es kommen musste : Ich wurde im Oktober 1971 in Leipzig geboren. Es wäre ja nichts dagegen einzuwenden gewesen, wenn das Schicksal für mich das Leben eines Leipziger Jungen vorgesehen hätte. Doch nur ein paar Monate nach meiner Geburt zog meine Mutter mit uns zurück nach Berlin. Das war der Anfang aller Probleme. Denn in Berlin läuft es ähnlich wie in den USA : Wer auf dem Staatsgebiet geboren ist, hat automatisch Mitbürger-Status. Alle anderen haben ein Problem. In meinem Kindergarten in Berlin-Treptow ließ man mich glücklicherweise in Ruhe, im Gegensatz zu meinem Bruder, der von den anderen Kindern Kekse und Lutscher dafür angeboten bekam, doch mal irgendetwas zu sagen, weil es so lustig klang, wenn er sprach. Wahrscheinlich schwor er deshalb damals der verbalen Kommunikation für immer ab. Er ist heute Mathematiker.

Doch sobald meine Mitschüler in der Grundschule verstanden hatten, was ein Geburtsort ist, begannen die peinlichen Befragungen. Besonders die Mitschüler, die sonst überhaupt nichts vorzuweisen hatten, sonnten sich jetzt in ihrem Stolz, durch Geburtsrecht echte Berliner zu sein. Und das mit großem Erfolg : Keine noch so gute Zensur konnte meine Schande reinwaschen. Was blieb mir als Sachse anderes übrig, als mich durch gute Leistungen anzubiedern, in der Hoffnung, dass vielleicht einmal meine Kinder oder doch wenigstens deren Kinder dazugehören würden. Dass ich unsportlich war, erschwerte das Problem, steht aber auf einem anderen Blatt.

Ich haderte ernsthaft mit diesem Schicksal. Noch schlimmer wurde es, als wir endlich die begehrten Personalausweise bekamen. Wurde bei den anderen über das Passfoto gelacht, war es bei mir immer der Geburtsort. Dabei wollte ich komischerweise nie woanders geboren sein. Es gab kein Krankenhaus in Berlin, in dessen Kreißsaal ich meine Geburt hineinwünschte. Schließlich war meine Geburt in Leipzig vonstattengegangen, und wenn meine Mutter jemanden in Berlin geboren hätte, dann sicher nicht mich. Ich wünschte mir nur einen lockereren Umgang meiner Kameraden mit diesem Umstand. Das änderte sich leider erst, als der Sex plötzlich als mächtiges Thema in unser Leben trat. Dennoch : Für eine kleine Frotzelei auf einer Party war mein Geburtsort noch immer gut genug.

Erst nachdem ich einige Zeit in den USA gelebt hatte, wo ich Menschen traf, deren Vater in Indien und deren Mutter in Wisconsin geboren waren, gewann ich etwas Souveränität im Umgang mit diesem Thema. Und wenn mich heute jemand fragt, woher ich komme, erzähle ich ihm entweder eine verkürzte Version des Obenstehenden, oder ich sage : „ Berlin. “

Aber wissen Sie was ? Gerade aufgrund dieser Geschichte halte ich mich für einen nicht einmal so ungeeigneten Berichterstatter. Es ist sowieso unmöglich, ein Buch über Berlin zu schreiben, mit dem auch nur eine kleinere Gruppe von Berlinern zufrieden wäre. Deswegen ist die Lokalliteratur weitgehend nach Stadtbezirken geordnet. Es gibt Bücher über Pankower Ärzte, Weddinger Gaststätten und Köpenicker Seen.

Ein besonders grimmiger Kneipenbesucher sagte mir sogar einmal, dass man auch meiner Sprache noch meinen Geburtsort anhören würde. Das würde zwar bedeuten, dass ich in meinen ersten sechs Lebensmonaten nicht nur das Sprechen erlernt haben müsste, sondern auch noch einen Dialekt unverrückbar angenommen hätte, den vierzig Jahre in einem anderen Sprachgebiet nicht mehr hätten überformen können. Die Annahme, ich hätte so früh und so vollendet sprechen gelernt, würde zwar einiges in meiner Biografie erklären, aber trotzdem halte ich diese Annahme für wenig wahrscheinlich.

Schließlich ist es so : Ein echter Berliner würde sich doch niemals dazu herablassen, einem anderen etwas über Berlin zu erzählen. Immerhin hat eine Vielzahl echter Berliner geholfen, dieses Buch besser zu machen. Nach dem ersten Erscheinen bekam ich erstaunlich wenig Gewaltandrohungen und erfreulich viele sachdienliche Hinweise. Ich hatte das Toleranzedikt und den Satz, dass „ jeder nach seiner Fasson selig werden solle “, beide Friedrich dem Großen zugeschrieben, die Oranienburger Straße und Oranienstraße verwechselt ( beim Sprechen passiert mir das andauernd, in Wirklichkeit verwechsele ich die Meile in Mitte und die Kreuzberger Straße nie miteinander ) und dergleichen Unverzeihliches mehr. Ein bedeutender Professor schrieb mir wutentbrannt, dass ich den Aufstiegskampf von Hertha BSC in die Bundesliga übertrieben dargestellt habe. Da dieser Kampf nur neunzehn Jahre gedauert habe, sei das von mir verwendete Wort „ jahrzehntelang “ eine schamlose Übertreibung. Außerdem sei Hertha viel besser geworden, im Moment befinde man sich in der Tabelle sogar vor den, wie der Gelehrte schrieb, „ Scheiß-Bayern “. Als ich ein paar Wochen später die Zeit fand, dem geschätzten Professor zu antworten, war Hertha längst schon wieder in die zweite Hälfte der Tabelle abgesunken, stieg in der Saison ab, und Bayern wurde Meister.

Doch egal, was passiert, der echte Berliner ist wie ein glücklich Verliebter, er ruht vollkommen in sich, seine Welt ist abgeschlossen, das Leben in Ordnung. Überlegen Sie selbst : Wie viele Romane gibt es über glücklich Verliebte ? Der Berliner hat kein Bedürfnis, irgendjemandem etwas über seine Stadt zu erzählen. Was soll es groß zu sagen geben ? Berlin ist die beste Stadt der Welt, wer was anderes behauptet, bekommt Schläge.[1]

Da muss schon so ein halbseidener Sachse kommen, der sich selbst beweisen möchte, irgendetwas mit Berlin zu tun zu haben – verzweifelte Wischversuche am Schandfleck der eigenen Herkunft. So richtig wird mir das in der Stadt keiner abnehmen, aber den Versuch ist es wert.

Kommse rin, könnse rauskiekn !

Ich hab noch einen Koffer in Berlin
der bleibt auch dort, und das hat seinen Sinn
auf diese Weise lohnt sich die Reise
und wenn ich Sehnsucht hab, dann fahr ich wieder hin.

Text : Aldo v. Pinelli/Musik : Ralph M. Siegel ( 1951 )

Schon bevor Sie das Stadtgebiet Berlins mit eigenen Füßen betreten, könnten Sie fast alles über diese Stadt wissen. Besonders wenn Sie mit dem Flugzeug kommen, landen Sie mittendrin in allem, was Berlin ausmacht. Denn normalerweise hätten Sie auf dem neuen Zentralflughafen Berlin-Brandenburg International landen müssen. Seit 1991 läuft das Planungsverfahren für einen neuen, größeren Berliner Flughafen, der die drei bisherigen Flughäfen Tegel, Tempelhof und Schönefeld ablösen sollte. Vernünftig wäre es gewesen, diesen Flughafen auf dem weiten Brandenburger Land, etliche Meilen außerhalb des Stadtgebiets, zu bauen, so wie das alle anderen Großstädte tun. Aber wie der berühmte Berliner Schwabe Brecht gesagt hat : „ Kein Vormarsch ist so schwer wie der zurück zur Vernunft. “

Als Zugeständnis an die Taxiunternehmer und aufgrund von lokalen Befindlichkeiten ( ein Berliner Flughafen muss auf Berliner Grund und Boden stehen, was, wenn die Russen wiederkommen ? ) setzte der CDU-Senat unter dem Bürgermeister Diepgen die Planung für Schönefeld durch – bis zur Eröffnung war es ja noch viele Wahlperioden hin. Und tatsächlich fielen erst Diepgens Nachfolger Wowereit die Probleme auf die Füße, die sich aus dem Bau eines Flughafens mitten in einem städtischen Ballungsraum ergeben. Vermeintlich war das Flughafendesaster sogar ein wesentlicher Grund für dessen Rücktritt. Es scheint fast kein Detail zu geben, das bei der Flughafenplanung glatt gelaufen wäre. Es stellte sich sogar heraus, dass der vorgesehene internationale Flughafencode BBI, mit dem man jahrelang Werbung gemacht hatte, schon seit Jahrzehnten an einen Provinzflughafen im Osten Indiens vergeben ist.

Der absolute Tiefpunkt war schließlich im Juni 2012 erreicht. Nach sechsjährigen Bauarbeiten sollte der Flugbetrieb am Abend des 2. Juni in Tegel und dem alten Schönefelder Flughafen eingestellt und der neue Flughafen am Morgen des 3. Juni 2012 eröffnet werden. Zu diesem Zweck waren 3000 LKWs angemietet und eine fünfstündige Sperrung der Stadtautobahn beantragt worden. Das alles hinderte die Stadt natürlich nicht daran, für den 3. Juni außerdem eine große Fahrradsternfahrt zu genehmigen, für die der Autoverkehr in der Innenstadt zu weiten Teilen lahmgelegt werden musste.

Kurzum : In der Hauptstadt des Zuspätkommens, der Heimat der Nieselprieme und Arbeiterdenkmäler sollte ein logistischer Weltrekord gestemmt werden, den sich selbst disziplinierte Völker in Asien oder Süddeutschland nicht zugetraut hätten. Statt eines Weltrekords legte Berlin eine historische Bauchlandung hin : Drei Wochen vor der Eröffnung wurde alles abgesagt, und selbst drei Jahre nach der geplanten Eröffnung zeichnet sich nicht ab, wann jemals die Eröffnung stattfinden wird, ernsthafte Stimmen bezweifeln schon längst, ob jemals ein Flughafen dort entstehen wird, wo jetzt die Gebäude vor sich hinmodern. Dabei wurde das ganz große Desaster sogar noch durch die Insubordination einer misstrauischen Mitarbeiterin verhindert : Sie beantragte die Verlängerung der Betriebserlaubnis für den Flughafen Tegel über den Juni 2012 hinaus. Denn wäre die ausgelaufen, hätte man sich einem Monate währenden Neugenehmigungsverfahren unterziehen müssen.

Zum Glück haben Sie jedoch aktuell noch die Wahl, ob Sie mit dem Flugzeug auf einem der immerhin zwei derzeit in Betrieb befindlichen Flughäfen einfliegen, ob Sie mit der Bahn auf einem der dreizehn Fern- und Regionalbahnhöfe[2] eintreffen oder ob Sie mit dem Auto nach dem Überqueren der Stadtgrenze noch etwa eine Stunde auf der Autobahn unterwegs sind, bis Sie Ihr Ziel erreichen. In diesem Fall werden Sie sogar Zeuge eines Geheimnisses, das man in Berlin nur sehr schwer vor der Außenwelt verbergen kann. Wenn Sie auf der Autobahn fahren und plötzlich vor der Entscheidung stehen, ob Sie die Ausfahrt „ Berlin-Zentrum ( Zoo ) “ nehmen oder ob Sie noch geradeaus weiterfahren in Richtung „ Berlin-Zentrum ( Alexanderplatz ) “, dann wird es offensichtlich : Die Stadt Berlin gibt es nicht.

Das sollte einen aber nicht dazu bewegen, auf dem Absatz kehrtzumachen und den langen Weg zurück nach Hause anzutreten, um dort das Reisebüro auf Schadensersatz zu verklagen. Denn natürlich gibt es so etwas wie „ Berlin “, aber das Ganze ist eben nicht eine Stadt, sondern ganz viele Städte. Dieses Leitmotiv wurde schon bei der Stadtgründung eingeführt. Die Siedlung an der Spree wurde um 1230 von Anfang an als Doppelstadt Berlin-Cölln in den märkischen Boden gesetzt. Obwohl beide Städte von einer gemeinsamen Stadtmauer umgeben waren, hieß die Siedlung um das Nikolaiviertel nördlich der Spree Berlin, die Siedlung um den Molkenmarkt und die Fischerinsel nannte man Cölln. Während der letztere Name wohl am ehesten auf Sentimentalität der Bewohner zu ihrer alten Heimat am Rhein zurückzuführen ist, gibt es keine schlüssige Erklärung für den Namen Berlin. Da die Stadt ins Sumpfland gesetzt wurde, vermutet man, dass die slawische Bezeichnung barl ( Sumpf ) den Wortkern bildet. Die Berliner lösten das Problem auf typisch pragmatische Weise : Sie wählten ab 1280 kurzerhand den Bären als ihr Wappentier und hatten fortan eine gute Erklärung für den Namen und einen guten Widerpart zum Cöllner Adler.

Mit dem Wachstum der Stadt wurden nach und nach auch die Siedlungen jenseits der Stadtmauer mit in das entstehende Gebilde Berlin einbezogen. Dennoch führte das nie dazu, dass diese neu eingemeindeten Orte ihre Eigenständigkeit völlig aufgaben. Ganz im Gegenteil : Bis heute gibt es eine Spandauer und eine Köpenicker Altstadt. Das Leben Neuköllns spielt sich rund um den Hermannplatz ab, der wichtigste Weißenseer Bezugspunkt ist der Antonplatz. Jeder Stadtteil hat sein eigenes Fest, seine eigenen Sehenswürdigkeiten und sogar so etwas wie eine eigene Mentalität. Daher gibt es in Berlin mehr als acht „ Berliner Straßen “ und immerhin drei „ Königswege “. Dieser Umstand ist eine wichtige Einnahmequelle für die Berliner Taxifahrer. Setzt sich der erkennbar Ortsfremde ins Taxi und wünscht, in die Fontanestraße gefahren zu werden, wird der geschäftstüchtige Taxifahrer diejenige der sechs Berliner Fontanestraßen ansteuern, die am weitesten von seinem aktuellen Standort entfernt ist.

Zwischen vielen Bezirken, also mitten in der Stadt, gibt es sogar so etwas wie Stadtränder. Hier stehen plötzlich Kleingartensiedlungen und große Einkaufszentren mit Parkplätzen, sodass man meinen könnte, die Stadt schon verlassen zu haben, bis dann plötzlich der nächste Bezirk folgt.

Die einzelnen Bezirke teilen sich noch in kleine Unterbezirke auf, die irgendwann im Rahmen von Reformen zusammengeschlossen wurden und so klingende Namen wie „ Französisch Buchholz “ oder „ Pichelsberg “ tragen. Die Bewohner dieser Bezirke legen größten Wert auf diese Bezeichnungen, so wird kein Rudower freiwillig zugeben, dass er eigentlich im Bezirk Neukölln wohnt. Den aktuellen Rekord hält dabei der Bezirk Treptow-Köpenick, der fünfundzwanzig offiziell ausgewiesene Unterbezirke führt. Und diese zerfallen schließlich in kleine Viertel, die sich meist um einen zentralen Platz oder die wichtigste Straße herum gruppieren.

„ Kiez ! “, werden Sie jetzt vielleicht ausrufen. „ Diese Viertel heißen in Berlin doch Kiez ! “ Ja, früher konnte man ohne schlechtes Gewissen „ Kiez “ zu jenen Wohnvierteln sagen. Aber mittlerweile ist dieser Begriff so von Immobilienmaklern, Politikern und anderen Sprachzerstörern vereinnahmt worden, dass man als Berliner schon keine Lust mehr hat, den Begriff überhaupt noch zu benutzen. Was früher einfach nur „ mein Viertel “ hieß, ist heute auf Dutzenden Wahlplakaten, Werbesendungen und Bürgeransprachen verkommen. Wer „ Kiez “ sagt, meint heute häufig : „ Hallo, wir kommen zwar mit einem schicken Auto und fahren damit nachher wieder zu unseren Villen nach Schmargendorf oder doch gleich nach Westdeutschland nach Hause, aber jetzt machen wir mal einen auf Volksnähe, um euch primitiven Eingeborenen irgendwelche Glasperlen zu verkaufen. Kiezkultur, Kiezbüro, Kiezberatung. Kiez ! Kiez ! Kiez ! “

Schade um den „ Kiez “, war eigentlich mal ein schöner Begriff.

Natürlich müssen alle Berliner zähneknirschend zugeben, dass die größten Sehenswürdigkeiten der Stadt und die meisten Touristen in dem Bezirk sind, der heute Mitte heißt und der das gesamte Gebiet der alten Doppelstadt Berlin-Cölln und noch etwas mehr umschließt ( seit der letzten Bezirksreform sogar den alten Wedding ). In Mitte führt „ Unter den Linden “ auf das Brandenburger Tor zu, hier stehen Fernsehturm, Bode-, Pergamon- und Altes Museum, zwei Opern, Deutsches Theater und Berliner Ensemble. Dennoch wird der Steglitzer trotzig ausrufen : „ Aber bei uns ist es auch schön ! “

Die Stadt Berlin ist mithin ein Mikromodell des Föderalismus; wer wissen will, wie das geht, dass Türken, Westafrikaner, Ostasiaten und sogar West- und Ostdeutsche gemeinsam auf einem Gebiet leben, der sollte diese Stadt studieren. Wer sich ihr nähern will, tut das am besten, indem er von außen nach innen vorgeht, vom Stadtrand zur Mitte.

Berlin ist umgeben von einer homogenen Zone von Reihenhaussiedlungen, dem sogenannten Speckgürtel, der auf brandenburgischem Hoheitsgebiet steht. In den Reihenhäusern wohnen Berliner, die der Strahlkraft der Wüstenrot-Sonne gefolgt sind. Sie arbeiten in der Regel weiterhin in der Stadt und nehmen an Diskussionen gern in der Rolle von Berlinern teil, immer in der Hoffnung, nicht als Brandenburger Pendler erkannt zu werden.

Der Übergang in das Berliner Stadtgebiet vollzieht sich schleichend. Denn die peripheren Bezirke der Stadt sehen sich als eigenständige Verwaltungseinheiten. Ob es die Köpenicker, die Spandauer oder die Reinickendorfer sind, sie haben ihre eigene Zeitung, sie haben ihre eigenen Läden, und wenn sie einmal im Jahr mit dem Bus nach Mitte fahren, rüsten sie sich wie für eine Reise und sagen : „ Ich fahre heute mal in die Stadt. “

Weiter hinein ins Zentrum findet man eine Handvoll Bezirke, die sich samt und sonders als das eigentliche Zentrum Berlins sehen. Im gutbürgerlichen Westen sind das Steglitz, Tiergarten und Charlottenburg. Hier hat man die Wende und den Fall der Mauer mit Bedauern zur Kenntnis genommen und hofft immer noch darauf, dass es sich um eine vorübergehende Mode handelt, ähnlich wie Schlaghosen. Das mentale Zentrum trägt seinen Namen „ Kaufhaus des Westens “ seit 1989 mit besonders trotzigem Stolz.

Der Norden Neuköllns und der Wedding sind zwei Gegenden, in denen sich eine deutsche Minderheit von beachtlicher Größe in einem ansonsten sehr orientalisch geprägten Umfeld wohlfühlt. Beides waren Arbeiterbezirke, deren ursprüngliche Funktion verloren gegangen ist. Die ehemaligen Arbeiter sind jetzt vor allem Arbeitslose, und die wichtigsten Unternehmer der Gegend verkaufen Döner, Mobiltelefone oder den Traum vom schnellen Glück. Man bekommt hier jederzeit Pide, Hummus und Sesamöl, könnte aber Schwierigkeiten bekommen, wenn man eine Bockwurst möchte. Die Grundschulen in Wedding und Neukölln können das Konzept einer Europaschule nur als kleinkariert verlachen. In einer Klasse finden sich häufig genauso viele Nationen und Muttersprachen wie Schüler, und etwas Deutsch spricht häufig nur der Lehrer.

In den letzten Jahren hat der nördliche Norden Neuköllns eine vollkommen unerwartete Entwicklung genommen. Zunächst taufte man diese Gegend wegen ihrer Nähe zu Kreuzberg in „ Kreuzkölln “ um ( Immobilienmakler-Sprech ), um die Wohnungen dann an junge EU-Ausländer zu vermieten. Hier fand die Berliner Hipster-Bewegung ihr Hauptquartier – alte Jacken und alte Hüte konnte man hier leicht kaufen und sich damit in alte Kneipen setzen. Nur auf die Idee, das Ganze ironisch zu meinen, war vor ihnen noch niemand gekommen. Bald verdrängten vegane Imbisse und schicke Burgerläden die Mobilfunkshops. Die Mieten im Norden Neuköllns sind heute besonders unverschämt, vor allen Dingen, wenn man eine Bruchbude mit Ofenheizung nicht als ironisches Zitat, sondern als Zumutung empfindet.

Besucher aus anderen Stadtbezirken wie Charlottenburg oder Hohenschönhausen schauen erstaunt auf die fremdländischen Namen und Geschäfte. Deshalb bilden sich manche Jugendlichen in Neukölln und im Wedding ein, in einem Ghetto zu leben, und singen schaurige Lieder von ihrem Gangsterleben. In echten Ghettos würden es diese Gangster aus Neukölln wohl keine vier Minuten lang aushalten.[3] Aber auch die Fernsehsender glauben ihnen ihre vorpubertären Räuberpistolen und schicken regelmäßig Filmteams dorthin, um den sozialen Brennpunkt Deutschlands zu filmen. Meistens aber passiert absolut nichts Aufregendes, sodass die Kameraleute ihre Kameras schräg und wacklig halten müssen, damit die Aufnahmen von einkaufenden Rentnern und Spaziergängerinnen mit Kinderwagen wenigstens ein bisschen aufregend aussehen.

Am Ostrand wollen die Bezirke Marzahn und Hellersdorf möglichst nichts von Ghetto hören. Die Architektur wirkt auf Außenstehende beeindruckend : Ein großes Betonquadrat schließt sich an das nächste große Betonquadrat an. Diese großen Betonquadrate bestehen wieder aus kleineren Betonquadraten, die wieder aus Betonquadraten zusammengesetzt sind. Darin wohnen Leute. Alle Haustüren öffnen sich in riesige Innenhöfe, in deren Mitte sich meist ein Spielplatz befindet. Es gab das Gerücht, dass die DDR solche Siedlungen baute, weil sie dort mithilfe von zwei Panzern problemlos zwei Dutzend Mietshäuser militärisch kontrollieren konnte. Denn spätestens seit dem 17. Juni 1953 gab es ein tiefes Misstrauen der ostdeutschen Regierung gegenüber ihrer eigenen Bevölkerung.

Wer dachte, dass nach der Wende alle aus den Wohnsilos wegziehen würden, hatte sich getäuscht. Zwar vollzieht sich ein langsamer Wandel der Einwohnerstruktur, und es wird allmählich ein Westberliner Ausländeranteil in diesen Wohngebieten erreicht, aber deswegen ziehen die meisten noch lange nicht aus. Im Gegenteil, zum zwanzigjährigen Jubiläum des Stadtbezirks Marzahn erschienen Liebesgedichte der Einwohner unter dem Titel : „ Mein Kästchenkiez “. Die Infrastruktur dort wird durch die verbesserten Einkaufsmöglichkeiten eher angenehmer, und die Mieten bleiben konkurrenzlos niedrig. Zudem zählen die Gärten der Welt und das dort gelegene Krankenhaus zum Besten, was Berlin zu bieten hat.

Der Nordosten von Berlin ist mit S- oder U-Bahn nur ein paar Minuten vom Stadtzentrum entfernt, leidet aber irgendwie an seiner, sagen wir mal, gefühlten Entfernung zur Innenstadt. Wer in Pankow oder Weißensee wohnt, ist irgendwie jwd; janz weit draußen. Die Bewohner akzeptieren dieses Bild leider zunehmend selbst, und so wird man in diesen Bezirken kaum einmal etwas Exotischeres als eine Zucchini in den Gemüseläden finden und wird dort häufig Kaffee mit Sahne als „ Cappuccino “ serviert bekommen. Dabei sind es wunderschöne und grüne Bezirke, und ich wage, ihnen das nahende Schicksal der im Folgenden vorgestellten Bezirke Prenzlauer Berg und Friedrichshain vorauszusagen.

Wie die Bewohner aller anderen Bezirke sind auch die von Prenzlauer Berg und Friedrichshain der Überzeugung, im eigentlichen Zentrum von Berlin zu wohnen. Diese Arbeiterwohnsiedlungen für heute nicht mehr existierende Industriebetriebe waren das Marzahn der Gründerjahre. Nirgendwo in Europa gab es eine so hohe Zahl von Einwohnern pro Quadratkilometer. Das aus heutiger Sicht Gute an der ganzen Sache besteht darin, dass von der Gründerzeit bis zur Nachwendezeit kein Handwerker diese Häuser betrat, es sei denn, er wohnte dort. Dadurch waren die Wohnungen am Ende der DDR in einem Zustand, den höchstens Punks und Regimekritiker akzeptabel fanden, alle anderen ließen sich gern mit Vollkomfort in den Platten versorgen. Punks und Regimekritiker wurden nach der Wende zu Studenten und Politikern und der Prenzlauer Berg zu einem Edel-Sanierungsgebiet. Besonders der Kollwitzplatz wurde so lange hartnäckig als Geheimtipp in allen Illustrierten und Reiseführern gehandelt, bis auch noch der letzte Neuankömmling dort seine Wohnung suchte. Als schließlich die Mieten so hoch kletterten, dass dort nur noch Neuankömmlinge wohnen konnten, wanderte der Geheimtipp-Pokal in den benachbarten Friedrichshain, wohin dann die Studenten zogen. Hier gab es noch viele leer stehende Wohnungen mit Ofenheizung und Außentoilette, die niemand sonst haben wollte. Aber inzwischen sind die Studenten dort auch schon Akademiker, die Häuser können noch moderner saniert werden als im fünfzehn Jahre alten Prenzlauer Berg, und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis nur noch Zugezogene im Friedrichshain wohnen. Als Geheimtipp galt Neukölln, aber dort ist kaum noch freier Wohnraum zu finden, der aktuelle Träger des Geheimtipp-Wanderpokals ist wohl am ehesten der Wedding.

Bewohner von Mitte gibt es praktisch überhaupt nicht. Von hundert Menschen, die sich in Mitte aufhalten, sitzen fünfundzwanzig an einem Schreibtisch, zehn liegen in einem Hotelbett, zweiundzwanzig kaufen ein, achtzehn sitzen in einer Cocktailbar, acht stehen auf einem Bahnhof, und sieben sitzen in einem Theater oder Kino. Der Rest schweigt und hält still, denn wenn ein Vermieter entdeckt, dass in so einer Lage noch normale Mieter wohnen, wird er sofort etwas dagegen unternehmen. Der Vorteil daran ist, dass die Besucher der Stadt die Mitte Berlins ganz für sich allein haben, mit all ihren Museen, Kirchen, Opern und Geschäften. Welche andere Stadt kann das schon bieten ?

Es gibt überhaupt keinen Grund, sich in Berlin als Tourist zu verstecken. Wenn Sie einer sind, freuen Sie sich einfach darüber, dass Sie hier sind, und die Berliner sollten sich mit Ihnen freuen. Die Stadt ist nämlich auf zwölf Generationen hinaus verschuldet, und wenn nicht in nächster Zeit eine Ölquelle unter dem Zoo gefunden wird oder sich unverhofft der Boden unter dem Alexanderplatz öffnet und eine Diamantmine freigibt, sind und bleiben die Touristen der wichtigste und im Wesentlichen einzige Wirtschaftsfaktor auf Jahre hinaus. Kommen Sie also gern vorbei, es gibt hier unendlich viel zu entdecken. Jeder Hinterhof erzählt eine Geschichte und manchmal ziemlich laut. Der Berliner Abend geht erst nachts los, dafür aber bis in den frühen Morgen, und ein letztes Bier kann man rund um die Uhr trinken. Und lassen Sie sich nicht von den grimmigen Gesichtern abschrecken, das ist nur unser Versuch, Sie anzulächeln.

[1] Frank Steffel, einem Berliner Teppichhändler, gelang es 2001 während eines der legendär glücklosesten Wahlkämpfe um das Amt des Regierenden Bürgermeisters von Berlin ausgerechnet München als „ die schönste Stadt Deutschlands “ und „ heimliche Hauptstadt Deutschlands “ zu bezeichnen. Für die Berliner konnte es nichts Schlimmeres geben. Steffel wurde einer der Väter des Erfolgs seines Gegenkandidaten Wowereit, für den mit dieser Wahl ein 13-jähriges Regnum begann.


[2] Alexanderplatz, Bahnhof Flughafen Berlin-Schönefeld, Charlottenburg, Friedrichstraße, Gesundbrunnen, Hauptbahnhof, Lichtenberg, Ostbahnhof, Schöneweide, Spandau, Südkreuz, Wannsee, Zoologischer Garten.


[3] Der damalige Bundesinnenminister Schäuble ließ sich 2006 zu der Aussage hinreißen, dass Neukölln ein Slum sei. Daraus kann man ablesen, dass er mindestens eine von diesen beiden Lebenswelten nicht kennt.


Jakob Hein

Über Jakob Hein

Biografie

Jakob Hein, geboren 1971 in Leipzig, wuchs in Berlin auf, wo er heute als praktizierender Arzt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen lebt. Neben den Bestsellern „Mein erstes T-Shirt“, „Formen menschlichen Zusammenlebens“ und „Herr Jensen steigt aus“ erschienen unter anderem von ihm sein...

Kommentare zum Buch
Bitte besser recherchieren
Resa am 28.06.2015

Lieber Herr Hein, ich habe - als Ur-Westberlinerin Jahrgang 1959, die ab 1973 (!) regelmäßig die DDR und Ost-Berlin bereist hat - heute Ihr Buch gelesen. Vieles von dem, was Sie geschrieben haben, ist mir bekannt - aber natürlich nicht alles. Was mich aber überrascht hat, waren einige für mich klar erkennbare Ungenauigkeiten. Als erstes bin ich darüber gestolpert, dass Sie geschrieben haben, dass der neue große Flughafen auf Wunsch der Taxifahrer und von Diepgen in Schönefeld sein sollte - weil dies ein Teil Berlins ist! Dabei ist Schönefeld ganz klar und immer schon NICHT in Berlin!!! Dann fand ich Ihre Beschreibung der BVG nicht angemessen - bei aller "ironischer Beschreibungsfreiheit" ist finde ich es wirklich nicht okay, sich über die Preisgestaltung des öffentlichen Nahverkehrs in Berlin aufzuregen. Ein Blick auf andere Orte in Deutschland zeigt, dass die Preise dort deutlich höher sind. Lübeck z.B. - mit 250.000 Einwohnern kleiner als die meisten Bezirke Berlins - nimmt für ein normales Ticket im ÖPNV mit 2,70 Euro mehr als die BVG für ganz Berlin!   Verwundert hat mich auch Ihre Erklärung zur Berlin-Blockade - Sie schrieben sinngemäß, dass im Jalta-Vertrag festgelegt worden sei, dass die Sektorenaufteilung von Berlin 1948 wieder zurückgenommen werden sollte. Diese Begründung für die Blockade ist mir neu - und ich habe keine Belege dafür gefunden. Vielleicht können Sie mir eine Erklärung liefern?   Mit freundlichen Grüßen I. Resa-Thomas

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