Fight. Smile. Love.
Alles, was du brauchst, ist in dir
„Eine unterhaltsame Lektüre“ - Westfälische Nachrichten
Fight. Smile. Love. — Inhalt
In 13 Schritten zu mehr Lebensglück
Nachdem Gela Allmann bei einem Fotoshooting in Island 800 Meter in die Tiefe stürzte und dem Tod nur knapp entkam, kämpfte sie sich Stück für Stück zurück ins Leben. Dabei machte sie die Erfahrung, dass man aus schmerzhaften und anspruchsvollen Situationen am meisten lernt, wenn man diese annimmt und wieder positiv nach vorne blickt. Die Autorin lässt uns an ihrem Weg teilhaben und legt in ihrem 13-Punkte-Plan dar, wie man mit Herausforderungen umgehen kann. Heute weiß sie: Den Mut, die Kraft und das Vertrauen, neue Wege zu gehen, findest du am Ende in dir. Du musst dich nur trauen hinzuschauen, dann kann die großartige Reise zu dir selbst beginnen.
„Acht Jahre ist der Unfall nun her und immer noch macht Gela Fortschritte. Sogar das rechte Bein, das am schlimmsten in Mitleidenschaft gezogen wurde, trainiert sie so effektiv, dass es weiter an Stabilität und Sensibilität zunimmt. Gela akzeptiert nicht einfach einen Zustand, sie gibt nicht auf, holt immer noch ein bisschen mehr raus. Das ist es, was sie, ihre Geschichte und auch ihr Buch ausmacht: Sie hört nie auf, geht die Dinge mit einer immensen Lebensfreude an und macht alles, was sie tut hundertprozentig.“
Jan Frieling – Physiotherapeut
„Gela ist für uns eine super inspirierende Frau und das liegt nicht nur an der außergewöhnlichen Geschichte, die sie zu erzählen hat. Sie geht mit Liebe und einem offenen Herzen durch die Welt und lässt diese mit ihrer Energie und ihrer Einstellung zu einem besseren Ort werden.“
Anna und Lisa Hahner (Hahnertwins)
„Gela war für mich von Anfang an ein Vorbild. Nach ihrem Unfall durfte ich sie besser kennenlernen. Mich fasziniert es jedes Mal aufs Neue, wie sie in schlimmen Situationen im Leben einfach immer positiv bleibt. Gela ist eine wahre Frohnatur und ich verbringe gerne Zeit mit ihr. Nach einem Gespräch mit ihr fühle ich mich immer total geerdet und positiv. Gela schafft es, die Leute für sich zu gewinnen und mit ihrer positiven Art einzunehmen.“
Johanna Hiemer - Österreichische Staatsmeisterin Skibergsteigen Individual und Sprint 2022
„Ich habe selten einen Menschen wie Gela kennengelernt. So unfassbar sportlich, umwerfend herzlich und lebensbejahend. Wie sich dieser schöne, vor Lebensfreude strotzende Körper aus der Katastrophe zurück ins Leben geholt hat, ist unbeschreiblich und eine große Inspiration, sicher nicht nur für mich. Wer Gela Allmann zuhört und liest, tankt Optimismus!“
Marlene Lufen – TV-Moderatorin
„Gela Allmann hat uns allen gezeigt, dass man aus einer schwierigen Situation, auch dann, wenn man wirklich total am Boden ist, noch positive Kraft schöpfen kann. Das hat mich definitiv inspiriert.“
Benedikt Böhm: Speedbergsteiger
„Gela ist für mich eine unglaubliche Inspiration! Wie sie sich nach ihrem Unfall zurückgekämpft hat und was sie vor allem mental für eine Stärke daraus entwickelt hat, beeindruckt mich zutiefst. Dazu ist sie immer mit einem Strahlen im Gesicht unterwegs! Einfach ein toller Mensch, den man unglaublich gern in seiner Nähe hat. Ich freue mich schon auf weitere tolle Abenteuer mit ihr!“
Miriam Neureuther – ehemalige Biathletin
Leseprobe zu „Fight. Smile. Love.“
1 Weinen ausdrücklich erwünscht Keiner muss immer stark sein!
Fragen, die in diesem Kapitel beantwortet werden
Wie schaffst du es, Schmerz, Trauer, Wut, Angst und Enttäuschung in einem sinnvollen Maß auszuleben?
Wie schaffst du es, dieses sinnvolle Maß zu erkennen?
Was kannst du in schmerzhaften Situationen konkret tun?
Wieso ist Weinen Balsam für die Seele?
Endlich zu Hause. Zu Hause in unserer Wohnung. Ein halbes Jahr hatte ich nach meinem schweren Bergabsturz mit stationären Klinikaufenthalten verbracht. Ein halbes Jahr voll mit Operationen, [...]
1 Weinen ausdrücklich erwünscht Keiner muss immer stark sein!
Fragen, die in diesem Kapitel beantwortet werden
Wie schaffst du es, Schmerz, Trauer, Wut, Angst und Enttäuschung in einem sinnvollen Maß auszuleben?
Wie schaffst du es, dieses sinnvolle Maß zu erkennen?
Was kannst du in schmerzhaften Situationen konkret tun?
Wieso ist Weinen Balsam für die Seele?
Endlich zu Hause. Zu Hause in unserer Wohnung. Ein halbes Jahr hatte ich nach meinem schweren Bergabsturz mit stationären Klinikaufenthalten verbracht. Ein halbes Jahr voll mit Operationen, Hiobsbotschaften, Schmerzen, Tiefschlägen und dem unerbittlichen Kampf zurück auf meine zwei Beine. Ich war durch die Hölle gegangen und jetzt bereit für den Himmel. Nach sechs Monaten mit sehr eingeschränkter Bewegungsfreiheit und quasi ohne jegliche Privatsphäre war ich endlich wieder frei. Wie lange hatte ich den Moment herbeigesehnt, wieder zu Hause in meinem eigenen Bett schlafen zu können? Nicht mehr jede Nacht das Piepsen irgendwelcher Geräte zu hören, das Tapsen der emsigen Krankenschwesternfüße auf den langen sterilen Krankenhausfluren und schließlich das Öffnen der eigenen Zimmertür, wenn die Schwester nachts um zwei Uhr hereinkommt, um den Blutdruck zu messen. Wie sehr hatte ich mich auch in der darauffolgenden Reha nach einer freien, selbstbestimmten Zeiteinteilung meines Tages gesehnt? Ohne eng getaktete Pläne, die mir genau vorgaben, wann ich wo zu sein hatte und wann ich die Trainingsräume wieder zu verlassen hatte. Die ganze Zeit über hatte ich mich so nach meinem Zuhause gesehnt, danach, mein eigenes Leben wieder frei zu leben, so wie ich es vor meinem Unfall getan hatte. Ich wollte wieder ich sein. Die Entlassung aus den stationären Einrichtungen war immer eines meiner großen Ziele gewesen, neben all den Gipfeln natürlich, die ich danach so schnell wie möglich wieder erklimmen wollte. Irgendwie hatte sich über die ganze lange Zeit in meinem Kopf dieses Mantra manifestiert: „Wenn ich entlassen werde und nach Hause darf, ist alles wieder gut.“ Vielleicht war das im Nachhinein betrachtet etwas naiv.
Die schwerste Zeit lag hinter mir, das stimmte natürlich. Schließlich ist niemand gern im Krankenhaus und lässt Woche für Woche chirurgische Eingriffe über sich ergehen. Elf Operationen hatte ich bisher hinter mich gebracht. Und trotzdem fühlte ich mich hier, in der neu gewonnenen Freiheit plötzlich einfach nur leer, müde und irgendwie ziellos. Ich wusste gar nicht, wie ich den neuen Raum füllen sollte. Hatte ich vergessen, wie man lebte? So fremdgesteuert, wie ich in letzter Zeit gewesen war, war das durchaus denkbar.
„Ich bin in der Arbeit, mach dir einen coolen Tag und genieß deine Unabhängigkeit!“, verabschiedete sich mein Freund Marcel an diesem Morgen, während er voll Zuversicht und Energie die Haustür öffnete und heraustrat.
„Logo, mache ich!“ Ich nickte und rang mich zu einem Lächeln durch. Schließlich hatte Marcel etwas positiven Spirit meinerseits verdient! Er musste ebenso erleichtert sein wie ich, dass dieses Kapitel endlich vorbei war. „Mein Freund“ war eigentlich seit zwei Monaten mein Mann, aber irgendwie war unsere Hochzeit so in meinem körperlichen „Kampf zurück“ untergegangen, dass ich unseren neuen Status noch gar nicht wirklich realisiert hatte. Marcel hatte im letzten halben Jahr so sehr mit mir gelitten, gebangt und gehofft, und wann immer er es einrichten konnte, war er an meiner Seite gewesen. So viele Urlaubstage hatte er geopfert und noch mehr Abende und freie Stunden, um an meinem Krankenbett zu wachen. Er hatte sein soziales Leben auf ein Minimum heruntergefahren, um mich fast täglich zu besuchen und auf andere Gedanken zu bringen. Ich fühlte ihm gegenüber eine unglaubliche Dankbarkeit, die ich gar nicht in Worte fassen konnte. Marcel war es, bei dem ich mich abends ausgeweint hatte, wenn nichts mehr ging. Er war diesen langen Weg gemeinsam mit mir gegangen und hatte mich nie hängen lassen. Er war definitiv mit dafür verantwortlich, dass ich wieder dort stand, wo ich heute stehe. Nun war es an der Zeit, dass wieder etwas mehr Normalität in meinen, aber auch in seinen Alltag kam.
Von der Couch im Wohnzimmer aus starrte ich aus dem Fenster. Marcel war in der Zeit, in der ich in der Klinik war, mit all unseren Habseligkeiten hierhergezogen. Über zehn Jahre hatten wir zusammen in einer schönen Wohnung im Münchner Stadtteil Sendling gewohnt, unser neues Eigenheim befand sich nun im nahe gelegenen Umland östlich der Stadt. Meine Freunde und Familie hatten ihm beim Umzug geholfen und die neue Wohnung komplett eingerichtet. Ich sah mich um, ließ meinen Blick durch den ganzen Raum schweifen. Nett hatten sie es gemacht, einige dekorative Highlights gesetzt, neue Teile dazugekauft. Ich hatte eigentlich nichts auszusetzen. Vielleicht hätte ich es ähnlich eingeräumt, hätte ich es selbst gemacht. Trotzdem konnte ich in diesem Moment nicht behaupten, dass ich mich hier zu Hause oder besonders wohlfühlte. Ich hätte aber auch nicht sagen können, wo es mir in diesem Moment besser gegangen wäre. Oder doch? Ich schloss die Augen und atmete einmal tief ein. Gedanklich stand ich auf einem Berggipfel. Meine Hand lehnte am Gipfelkreuz, das mir Halt gab. Der Wind blies mir um die Nase, meine langen blonden Haare tanzten in einer kleinen Böe und strichen mir immer wieder sacht über meine Wangen. Ich war ganz allein und weit weg von allem, frei und unbeschwert. Ganz leicht fühlte ich mich dort oben, voll Energie und Elan. Ich öffnete die Augen und richtete meinen Blick wieder auf die kleinen, jungen Tannen, die draußen aus dem lichten Wald durch das große Fenster in mein Blickfeld traten. Ich lächelte bei ihrem Anblick.
Das würde sich sicher alles bald wieder normalisieren, und ich würde dieses seltsame Unbehagen abstreifen können. Damals, als wir Ende 2013 den Kaufvertrag für die Wohnung unterschrieben hatten, hatte ich mich schließlich so darauf gefreut! Darauf, etwas weiter raus aus der Stadt zu ziehen, in unsere eigenen vier Wände, mit mehr Platz und einer Umgebung, von der aus man direkt von der Haustüre aus mit dem Rad ins Grüne starten konnte, ohne sich von Ampel zu Ampel durch den Münchner Stadtverkehr zu schieben. Doch nun saß ich hier, und der Funke sprang irgendwie nicht über. Die Stadt fehlte mir kein bisschen, auch wenn ich die Vorzüge des Stadtlebens während meiner Studienzeit durchaus genossen hatte. Auch zu ländlich war es in der neuen Umgebung nicht. Oder war vielleicht genau das das Problem? Dass es irgendwie nicht Fisch, nicht Fleisch, nichts Halbes und nichts Ganzes war? Wir sahen zwar den Wald vom Fenster aus, doch mir fehlte die Weite hier in diesem Münchner Vorort. Für mich hätte es gern noch viel ländlicher sein können. Ich sehnte mich nach der Natur und der Ruhe, die diese für mich immer ausstrahlte.
Im Dachauer Hinterland im beschaulichen Markt Indersdorf in einem großen Haus mit Garten aufgewachsen, war ich es von klein auf gewohnt gewesen, ständig draußen unterwegs zu sein und Platz und Weite zu haben, wenn ich einen Fuß vor die Haustür gesetzt hatte. Statt in diesem Moment glücklich darüber zu sein, dass wir nun zumindest nicht mehr mitten in der Stadt lebten, frustrierte mich plötzlich die neue Wohnlage. Ich versuchte, die Gedanken darüber schnell wieder wegzuwischen, hatte ich doch in letzter Zeit viel schwerwiegendere Themen im Kopf gehabt. Es fühlte sich fast schon beschämend an, nun wegen des Wohnorts unglücklich zu sein, wo ich doch froh und dankbar sein musste, überhaupt am Leben zu sein. War es da nicht egal, wo ich lebte, wo es mir doch eigentlich an nichts fehlte und wir ein schönes Zuhause hatten?
Außerdem gab es jetzt doch Wichtigeres. Immer noch konnte ich nur mit Krücken gehen, und auch mein gesundheitlicher Kampf zurück ins Leben war noch lange nicht beendet. Von nun
an jedoch war ich auf mich allein gestellt, was die Organisation meiner weiteren ambulanten Reha und insgesamt meines Lebens betraf. In Kliniken und stationären Reha-Einrichtungen lebt man ein bisschen wie unter einer Glasglocke, gut behütet und abgeschirmt vom normalen Leben, und es wird einem der Rücken freigehalten, sodass man sich voll und ganz auf die eigene Genesung konzentrieren kann. Alle Trainingsgeräte sind fußläufig zu erreichen. Man braucht kein Auto, keine Bahn, um erst einmal zur Trainingsstätte zu kommen, es gibt immer eine warme Mahlzeit, ohne dass man sich mit Krücken in die Küche stellen oder mit Einkaufstasche durch den Supermarkt humpeln muss. Ich hatte das, um ehrlich zu sein, bisher komplett ausgeblendet und dieses „Nach-Hause-Kommen“ in meiner Vorstellung geradezu glorifiziert. Die neuen Herausforderungen, die das alles mit sich brachte, hatte ich nicht sehen wollen. Das wurde mir erst jetzt so richtig bewusst. Hier war niemand, der mir tagsüber das Essen zubereitet oder mich anderweitig entlastet hätte. Marcel ging wieder zur Arbeit, meine Eltern wohnten weiter weg. Freunde oder Bekannte ums Eck hatte ich in der neuen Nachbarschaft noch keine. Es war ja auch an der Zeit, dass ich mich wieder allein organisieren konnte und es schaffen würde, den Weg zur Reha mit der Bahn und zu Fuß selbst in Angriff zu nehmen. Jetzt, wo das erste Ziel erreicht war. Doch auch wenn ich bis dato eine Meisterin darin gewesen war, mir das alles schönzureden, war es gar nicht so sehr die Angst vor der nächsten körperlichen Herausforderung, die mich so aufwühlte. Ich spürte, dass ein ganz großer Kraftakt erst noch vor mir lag, ein ganz anderer, der mit meiner Genesung und der Organisation drum herum nichts zu tun hatte. Alles um mich herum – bis auf die neue Wohnumgebung – schien genauso zu sein wie vorher, und doch war alles anders. Ich war anders. Wo sollte die Reise nun hingehen?
Sollte ich wieder in meinen alten Job als freie TV-Redakteurin und Moderatorin bei einer Münchner Produktionsfirma zurück? Das Angebot stand zumindest. Ich meine, das war doch toll. Ich wusste es sehr zu schätzen, dass mich meine beruflichen Partner nicht hängen ließen und ich vor zwei Wochen sogar schon wieder ein Fotoshooting von der Reha aus absolviert hatte. Aber wollte ich das überhaupt? Wollte ich wieder zurück in meinen „alten“ Job? Wer sollte ich künftig sein, wenn ich nicht Gela, die „Supersportlerin“ und das „Model“ war? Wie würde mein Leben aussehen? Wollte ich hier wirklich wohnen bleiben? Ich wusste es nicht. Ich wusste plötzlich gar nichts mehr. Ich hatte überhaupt keine Vision im Kopf. Alles war leer. Da kam kein Bild, ich konnte mich selbst nicht mehr sehen.
Doch diesen Gedanken wollte ich mich nicht hingeben, schließlich war ich gerade dem Tod von der Schippe gesprungen. War jetzt nicht die Zeit, einfach nur dankbar zu sein und das Leben zu genießen, das mir noch einmal geschenkt worden war? Dankbar zu sein, dass alle zu mir hielten? Dass ich als Selbstständige direkt wieder eine Jobperspektive hatte? Dankbar für meinen Mann, meine Familie und meine Freunde, die mich umsorgten und für mich da waren? Ich schämte mich dafür, dass diese Dankbarkeit gerade nicht aufkommen wollte und ich mich gedanklich an scheinbar so banalen Kleinigkeiten aufrieb. Aber waren es wirklich Kleinigkeiten? Der Wohnort? Der Job? Die Perspektive? Der Blick auf mich selbst? Im letzten halben Jahr war alles so weit in den Hintergrund gerückt. Nichts hatte mehr Platz gehabt, außer die stetige Verbesserung meiner Gesundheit im Hier und Jetzt. Mit 120 Prozent hatte ich Tag für Tag an dieser Genesung gearbeitet, war jeden Tag nur mit dem einen Ziel aufgestanden: wieder fit werden! Und jetzt ploppten all diese Themen plötzlich auf. Ich war überfordert. Es war aber auch skurril: Knallhart hatte ich das letzte halbe Jahr durchgezogen, oft gnadenlos mir selbst gegenüber. Und jetzt auf einmal war ich mut- und kraftlos. Jetzt, wo ich nicht mehr unter OP-Schmerzen litt oder mich auf den Reha-Geräten abmühen musste, sondern auf der heimischen Couch saß und hinaus auf die Tannenspitzen blickte, die sachte im Wind wippten.
Plötzlich liefen mir Tränen die Wangen hinunter. Wie Sturzbäche sprudelten sie nur so aus mir heraus. Ich erlaubte mir, meinen seelischen Schmerz und die Enttäuschungen zu spüren und zu weinen. Ich wusste noch nicht, wo die Reise hingehen würde und ob ich den Mut und die Kraft haben würde, mich mit all den nun aufkommenden Themen zu konfrontieren, aber das war im Moment auch gar nicht nötig. Es war einfach nur wichtig, den Schmerz, den ich noch gar nicht richtig zuordnen konnte, einfach zu spüren. Ihn herauszulassen. Das tat verdammt gut.
Sobald ich mich halbwegs wieder gefangen hatte, schlüpfte ich in meine Sportklamotten und stellte mich auf den Crosstrainer, den ich mir extra für meine Reha-Zeit zu Hause zugelegt hatte, und begann, Gas zu geben. So schnell ich konnte, zog und drückte ich mit den Armen und Beinen, um die Trainingsmaschine voll in Fahrt zu bringen. Der Schweiß tropfte mir von der Stirn, hinunter auf den Boden und begann, dort Pfützen zu bilden. Doch das war mir egal. Ich wollte nur weitermachen, schnaufte laut und energisch ein und aus, ein und aus, ein und aus. Ich kam in meinen ganz eigenen rhythmischen Flow. Ich spürte, wie die Energie wiederkam. Mit jeder Bewegung auf dem Crosstrainer fand ich mehr zurück in meine Kraft und wurde innerlich ruhiger. Meine Gedanken konnten abfließen. Ganz klar: Sport zu treiben und mich auszupowern war meine ganz persönliche Art der Meditation, mein persönliches Ventil, das mir half, mich wieder einzunorden und aufgestaute Gefühle rauszulassen.
Ich war und bin fast süchtig danach, intensiv Sport zu treiben. Vielleicht liegt es sogar nahe zu denken: „Ach, das ist doch ein tolles Ventil, das hätte ich auch gern. Hat sicherlich auch einige nette Nebeneffekte.“ Vielen Menschen fehlt ja eher die Motivation, sich überhaupt zum Sport aufzuraffen. Sport zu treiben ist wichtig und toll, keine Frage. Aber sicherlich ist auch Sport nur zu einem gewissen Maß gesund, und heute weiß ich, dass ich Schmerz und Überforderung oft mit zu viel Sport verdrängt habe, anstatt mich ernsthaft damit zu konfrontieren. Von Läufern wird ja auch gern behauptet, dass sie einfach nur vor etwas weglaufen. So weit möchte ich nicht gehen, aber eine selbstkritische Betrachtungsweise ist immer sinnvoll. Und wenn ich heute ein zu starkes Bedürfnis habe, laufen zu gehen oder generell Sport zu machen, frage ich mich, ob es Dinge in meinem Leben gibt, vor denen ich gerade weglaufen möchte und ob es nicht besser wäre, mich mit ihnen zu konfrontieren. Auch wenn es schmerzt und ich im ersten Schritt nur weinen oder schreien möchte, muss genau das manchmal auch sein.
In meinem Fall war die Frustration darüber, dass ich nun zwar wieder zu Hause, aber immer noch nicht wieder richtig fit war, immens. Ich konnte noch nicht mal ohne Krücken gehen, und der Weg, der noch vor mir lag, schien mir unendlich lang. Meine Stärke, die mich durch das letzte halbe Jahr getragen hatte, war aufgebraucht. Ich wusste plötzlich nicht einmal mehr, ob ich überhaupt noch stark sein wollte, wie ich hier so saß – zu Hause und doch nicht zu Hause. Ich wusste nicht mehr, wo ich hingehörte.
Die Kunst liegt darin, Trauer abfließen zu lassen, aber nicht in Selbstmitleid zu ertrinken.
Die Psychologin hatte mir in der Klinik gesagt: „Du hast etwas verloren – dein bisheriges Leben –, also darfst du auch trauern, weil etwas weg ist, weil etwas fehlt.“ Mir hat diese Aussage damals extrem geholfen. Bisher hatte ich mich Woche für Woche, Tag für Tag durchgebissen. Aber jetzt merkte ich, dass ich einfach mal durchhängen wollte. Und das ist auch wichtig und ab und an notwendig. Jeder Akku muss von Zeit zu Zeit geladen werden. Wenn wir ein Leben lang nur auf dem Gaspedal stehen, werden wir uns irgendwann überschlagen. Wichtig ist nur, dass wir in dieser Trauer, in dieser Planlosigkeit nicht langfristig stecken bleiben und nicht in Selbstmitleid zerfließen. Ich ließ sie also zu, die destruktiven Gedanken – zumindest eine Zeit lang, und es tat verdammt gut. So konnte ich alle in mir aufkommenden negativen Emotionen in Form von Tränen und Sport abbauen und mich innerlich reinigen.
Lass Frust, Wut und Schmerz heraus!
Dass es Situationen im Leben gibt, in denen wir einfach nur heulen, schreien oder wütend irgendwo dagegentreten wollen, kennen wir alle. Wenn uns das Leben mal wieder alles abverlangt, wir verzweifelt sind und nicht mehr weiterwissen, wir versagen, aufgeben wollen und uns alleingelassen fühlen. Vielleicht haben wir auch Liebeskummer oder einen geliebten Menschen verloren, oder wir stehen vor Herausforderungen, die wir glauben, einfach nicht allein bewältigen zu können. Wir haben Angst, fühlen uns unsicher und leer. Uns fehlen der Mut und die Kraft, Dinge wieder positiv zu sehen und energisch anzupacken. Manchmal weiß man auch gar nicht so genau, wo diese Leere herkommt, sie ist einfach da und nimmt uns völlig ein. Ein andermal reicht nur eine banale Kleinigkeit, die das Fass zum Überlaufen bringt oder uns von jetzt auf gleich explodieren lässt.
Aber – und diese Botschaft ist absolut zentral: Wir dürfen alles rauslassen! Natürlich sollen wir nicht den ganzen Tag
herumschreien oder uns langfristig Trauerphasen hingeben und in Selbstmitleid ertrinken, es ist vielmehr ganz wichtig, immer wieder auch positiv nach vorne zu schauen. Aber wenn sich etwas in uns aufgestaut hat und wir uns erst einmal Luft machen müssen, ist das im ersten Schritt völlig okay. Diese Botschaft betrifft vor allem all die, die sich selten oder nie erlauben, ihre Emotionen in diesem Bereich auszuleben und Schwäche nur schwer zulassen können. Auch Männer dürfen und sollen weinen. Genauso, wie liebevolle Frauen und Mütter ihre Wut herausschreien dürfen, wenn es ihnen danach besser geht. Denn ungelebte und unausgesprochene Emotionen sind die schlimmsten. So habe ich es zumindest erlebt. Ich habe viel zu oft Dinge nicht aus- oder angesprochen und Trauer und Wut nicht zulassen können.
Jeder geht mit Stress- oder Konfliktsituationen unterschiedlich um, doch im Grunde gibt es drei Varianten: Entweder wir weinen, wir werden wütend, oder, und das ist wohl die am weitesten verbreitete Variante, wir werden still und machen die Sache irgendwie mit uns selbst aus.
Was bist du für ein Typ? Ich bin heute die, die sich entweder still umdreht und geht oder aber direkt zu weinen anfängt. Je nachdem, ob ich mir die Tränen noch verkneifen kann, bis ich den Raum verlassen habe, oder ob ich denjenigen, der mir gegenübersteht, so gut kenne und ihm genügend vertraue, um die Tränen einfach laufen zu lassen. Früher ist mir das mit dem Weinen meist sehr schwergefallen. Heute weiß ich, wie reinigend es sein kann, sich einen Moment lang einfach fallen zu lassen und sich seinen Gefühlen hinzugeben.
Emotionen sind prinzipiell etwas Wunderbares. Sie sind der Spiegel unserer Seele, sie drücken aus, was wir fühlen, sie helfen uns, uns mitzuteilen, wenn Worte keinen Platz mehr finden. Und sie sind so viel stärker und oft auch aussagekräftiger, als es ein Wort je sein könnte. Negative Emotionen herauszulassen ist unendlich wichtig, um wieder Platz für Positives zu schaffen und unsere Seele zu reinigen. Leider haben wir oft verlernt oder trauen uns nicht, diese Emotionen auch authentisch zu leben.
Vorwort
1 Weinen ausdrücklich erwünscht
Keiner muss immer stark sein!
Lass Frust, Wut und Schmerz heraus!
2 Die Sache mit der Akzeptanz
Ist man ein Versager, wenn man Ziele loslässt?
Lass los und akzeptiere!
3 Neue Chancen sehen
Every change is a chance!
Nimm einen Perspektivwechsel vor – erkenne neue Möglichkeiten!
4 Me, myself and I
„Alles, was du brauchst, ist in dir!“ – Stefan Allmann
Nimm dir Zeit für dich! Schau hin!
5 What if I fall, darling? But what if you fly?
Wer weiterkommen will, muss seine Ängste überwinden, seine Grenzen neu setzen, seine Komfortzone verlassen und losgehen!
Komm ins Handeln, überwinde Grenzen, sei mutig!
6 Hintern zusammenkneifen und durch
Der Einzige, der es dir übel nehmen wird, wenn du für dich und dein Leben Verantwortung übernimmst, ist dein eigenes Ego!
Übernimm Verantwortung für deine Wünsche und Visionen!
7 Jetzt geht’s an die Träume und Luftschlösser
„Die größte Gefahr für die meisten Menschen besteht nicht darin, dass ihr Ziel zu hochgesteckt ist und sie es verfehlen könnten, sondern dass es zu niedrig ist und sie es erreichen.“ – Michelangelo
Definiere deine Ziele und Visionen!
8 Punkt, Punkt, Komma, Strich
Halte dir deine Visionen, Träume und Ziele vor Augen und schaffe Verbindlichkeiten. Hilf dir somit selbst, dich darauf zu fokussieren.
Visualisiere deine Ziele!
9 A bissl was geht allerweil
Lasse dich von deinen eigenen großen Visionen nicht erschlagen. Denke Step by Step.
Mach dir einen realistischen Etappenplan!
10 Willst du mit mir gehen?
Du kannst lange Wege immer auch alleine gehen, aber du wirst niemals so erfolgreich sein wie in einem starken Team.
Stell dir ein Team zusammen!
11 Die Gedanken sind frei
»Situationen machen nicht glücklich oder unglücklich – es sind deine Gedanken darüber.« – Eckhart Tolle
Sei positiv! Programmiere deine Gedanken!
12 Dieses Kribbeln im Bauch
Wenn du dein „Warum“ kennst und für eine Sache wirklich brennst, musst du dir keine Gedanken mehr um deine Motivation, deinen Antrieb und deine Disziplin machen.
Kenne dein „Warum“ und sei ausdauernd!
13 Warum ich mich über jeden Sonnenstrahl freue, der mich an der Nase kitzelt
»Mit dem Bewusstsein für die Begrenztheit unserer Lebenszeit wächst die Fähigkeit, sich auf das zu konzentrieren, was Freude macht!« – Sven Voelpel
Sei dankbar!
Nachwort
Dank
Quellen
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