Evil Games – Wer ist ohne Schuld? (Kim-Stone-Reihe 2)
Kriminalroman
„Ein Katz-und-Maus-Spiel, das seinesgleichen sucht! Ein brillanter, absolut packender und psychologisch ausgefeilter Thriller voller Finessen (...) Patricia Highsmith Nachfolgerin heißt Angela Marsons!“ - General-Anzeiger Magdeburg
Evil Games – Wer ist ohne Schuld? (Kim-Stone-Reihe 2) — Inhalt
Niemand ist ohne Schuld.
Als DI Kim Stone zu einem Leichenfund gerufen wird, ist für sie schnell klar: Hier handelt es sich um einen Racheakt, denn der Tote saß jahrelang wegen Vergewaltigung im Gefängnis. Tatsächlich bekennt sich das damalige Opfer Ruth bald zu der Tat. Sie konnte es nicht ertragen, ihn wieder auf freiem Fuß zu wissen. Doch DI Stone zweifelt an Ruths Geständnis und sucht deshalb deren Therapeutin Dr. Thorne auf. Diese scheint Ruth manipuliert zu haben, nur kann DI Stone es nicht beweisen. Ein grausames psychologisches Katz-und-Maus-Spiel beginnt, bei dem es nur einen Gewinner geben kann …
Leseprobe zu „Evil Games – Wer ist ohne Schuld? (Kim-Stone-Reihe 2)“
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Black Country – März 2015
Noch drei Minuten.
Ein größerer Zugriff im Morgengrauen war kaum vorstellbar. Sie hatten monatelang ermittelt, und jetzt waren Kim Stone und ihr Team so weit. Die Leute vom Jugendamt standen auf der anderen Straßenseite in Position, bereit, auf ihr Zeichen hin das Haus zu betreten. Zwei kleine Mädchen würden die nächste Nacht nicht hier schlafen.
Noch zwei Minuten.
Sie drückte einen Knopf am Funkgerät. „Alle in Position?“
„Warten auf Ihre Anweisung, Guv“, antwortete Hawkins. Sein Team, das zwei Straßen weiter parkte, stand bereit, [...]
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Black Country – März 2015
Noch drei Minuten.
Ein größerer Zugriff im Morgengrauen war kaum vorstellbar. Sie hatten monatelang ermittelt, und jetzt waren Kim Stone und ihr Team so weit. Die Leute vom Jugendamt standen auf der anderen Straßenseite in Position, bereit, auf ihr Zeichen hin das Haus zu betreten. Zwei kleine Mädchen würden die nächste Nacht nicht hier schlafen.
Noch zwei Minuten.
Sie drückte einen Knopf am Funkgerät. „Alle in Position?“
„Warten auf Ihre Anweisung, Guv“, antwortete Hawkins. Sein Team, das zwei Straßen weiter parkte, stand bereit, die Rückseite des Gebäudes zu sichern.
„Alles klar, Guv“, sagte Hammond aus dem Wagen hinter ihr. Er war im Besitz des „großen Schlüssels“, der für einen schnellen, wenn auch ohrenbetäubenden Zutritt sorgen würde.
Noch eine Minute.
Kims Hand ruhte über dem Türgriff. Ihre Muskeln spannten sich an, Adrenalin rauschte in ihren Adern angesichts der bevorstehenden Gefahr. Ihr Körper traf die Wahl zwischen Kampf oder Flucht. Als hätte Flucht je zur Debatte gestanden.
Sie drehte sich zu ihrem Partner um, der das Wichtigste hatte: den Haftbefehl.
„Bryant, sind Sie bereit?“
Er nickte.
Kim sah zu, wie der zweite Zeiger auf zwölf rückte. „Zugriff“, rief sie ins Funkgerät.
Acht Paar Stiefel donnerten über den Bürgersteig und drängten sich um die Haustür. Kim war als Erste da. Sie trat zur Seite, als Hammond mit der Ramme auf die Tür losging. Der billige Holzrahmen setzte den drei Tonnen kinetischer Energie nicht den geringsten Widerstand entgegen.
Laut Anweisung liefen Bryant und ein Constable direkt die Treppe hinauf ins Elternschlafzimmer, um den Haftbefehl zu präsentieren.
„Brown, Griff, ins Wohnzimmer und in die Küche. Nehmen Sie alles auseinander, falls es nötig ist. Dawson, Rudge, Hammond, Sie kommen mit mir.“
Das Haus war in null Komma nichts von dem Lärm erfüllt, mit dem Schranktüren aufgerissen und Schubladen herausgezerrt wurden.
Oben knarrten Fußbodendielen, und eine Frau setzte zu einem hysterischen Wimmern an. Kim achtete nicht darauf und gab den beiden Mitarbeitern vom Jugendamt das Zeichen, ins Haus zu kommen.
Sie stand vor der Kellertür, die durch ein Vorhängeschloss gesichert war.
„Hammond, Bolzenschneider“, rief sie.
Der Beamte trat neben sie und schnitt das Schloss fachmännisch auf.
Dawson ging als Erster hinein und tastete an der Wand nach einem Lichtschalter, doch er fand nichts.
Ein Trichter aus Licht aus dem Flur fiel auf die Steinstufen. Dawson ging hinunter, schaltete seine Taschenlampe ein und richtete sie dahin, wo Kim die Füße aufsetzte. In der Luft lag der Geruch nach abgestandenem Rauch und Feuchtigkeit.
Hammond ging in eine Ecke, wo ein Scheinwerfer stand, und schaltete ihn ein. Sein Strahl war auf die Mitte des Raumes gerichtet, wo eine quadratische Gymnastikmatte lag. Direkt dahinter stand ein Stativ und in der gegenüberliegenden Ecke ein Kleiderschrank. Kim öffnete ihn. Er enthielt etliche Kleidungsstücke, darunter eine Schuluniform und Badeanzüge. Auf dem Boden des Kleiderschranks lag Spielzeug: Schwimmreifen, Wasserball, Puppen.
Kim kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit.
„Rudge, machen Sie Fotos“, befahl sie.
Hammond klopfte an alle vier Wände, um zu prüfen, ob es irgendwo ein Geheimversteck gab.
In einer Nische in der hintersten Ecke stand ein Tisch mit einem Computer. Darüber drei Regale. Auf dem obersten stapelten sich Zeitschriften, deren dünne Rücken keinen Hinweis auf ihren Inhalt gaben, doch Kim wusste, um welche Art Zeitschriften es sich handelte. Auf dem mittleren Regal drängten sich Digitalkameras, Minidiscs und Reinigungsmaterial. Auf dem untersten Regal zählte sie siebzehn DVDs.
Dawson nahm die Erste, die mit Daisy geht schwimmen beschriftet war, und steckte sie in das CD-ROM-Laufwerk. Der leistungsstarke Computer erwachte schnell zum Leben.
Auf dem Bildschirm erschien Daisy, die Achtjährige, in einem gelben Badeanzug, den Schwimmreifen um ihre winzige Taille. Die dünnen Arme hatte sie eng um den mageren Oberkörper geschlungen.
Es schnürte Kim die Kehle zu. Sie wollte den Blick losreißen, doch das ging nicht. Sie wollte sich selbst gegenüber so tun, als könnte sie das, was gleich passieren würde, verhindern, aber das konnte sie natürlich nicht, denn es war ja schon passiert.
„W… was jetzt, Daddy?“, fragte Daisy mit bebender Stimme.
Sämtliche Aktivitäten im Keller stoppten. Alles erstarrte. Kein Laut kam von den vier abgehärteten Polizeibeamten, sie waren wie gelähmt durch die Stimme des kleinen Mädchens.
„Wir spielen nur ein kleines Spiel, Schätzchen“, sagte Daddy und kam ins Bild.
Kim schluckte und brach den Bann. „Schalten Sie das ab, Dawson“, flüsterte sie. Sie wussten alle, was als Nächstes passierte.
„Scheißkerl.“ Mit zitternden Händen holte Dawson die DVD wieder heraus.
Hammond starrte in die Ecke, und Rudge wischte bedächtig die Linse seiner Kamera sauber.
Kim riss sich zusammen. „Leute, wir sorgen dafür, dass dieses Stück Scheiße für das bezahlt, was er getan hat. Das verspreche ich Ihnen.“
Dawson holte die Formulare heraus, um jedes einzelne Beweismittel aufzulisten. Er hatte eine lange Nacht vor sich.
Von oben hörte Kim einen Tumult. Eine Frau schrie hysterisch.
„Guv, können Sie raufkommen?“, rief Griff.
Kim warf einen letzten Blick in die Runde. „Nehmt die Bude auseinander, Leute.“
Sie traf den Beamten an der obersten Stufe der Kellertreppe. „Was gibt’s?“
„Die Frau verlangt ein paar Erklärungen.“
Kim schritt zur Haustür, wo eine Frau Mitte vierzig stand, einen Morgenrock um ihre hagere Gestalt. Die Mitarbeiter vom Jugendamt setzten ihre zwei verängstigten Töchter gerade in einen Fiat Panda.
Wendy Dunn spürte Kim wohl hinter sich und drehte sich zu ihr um. Rot geschwollene Augen in einem bleichen Gesicht. „Wo bringen Sie meine Kinder hin?“
Kim musste sich sehr beherrschen, sie nicht zusammenzuschlagen. „Von Ihrem kranken, perversen Ehemann weg.“
Die Frau raffte den Morgenmantel am Hals zusammen und schüttelte wild den Kopf. „Ich hab nichts gewusst, ich schwör’s Ihnen, ich hab nichts gewusst. Ich will meine Kinder wiederhaben. Ich hab nichts gewusst.“
Kim neigte den Kopf. „Ehrlich? Die Frauen wissen nie was, bis man ihnen die Beweise unter die Nase hält. Sie haben noch keine Beweise gesehen, nicht wahr, Mrs. Dunn?“
Ihr Blick schoss hin und her, aber immer an Kim vorbei. „Ich schwöre Ihnen, ich weiß von nichts.“
Kim beugte sich vor, das Bild von Daisy noch frisch vor Augen. „Sie sind eine verlogene Schlampe. Sie haben es gewusst. Sie sind ihre Mutter, und Sie haben zugelassen, dass man sie für immer zerstört. Ich wünsche Ihnen, dass Sie für den Rest Ihres armseligen, verdammten Lebens keinen Frieden mehr finden.“
Bryant trat neben sie. „Guv …“
Kim riss den Blick von der zitternden Frau los und drehte sich um.
Über Bryants Schulter blickte sie in die Augen des Mannes, der dafür verantwortlich war, dass zwei kleine Mädchen die Welt niemals so sehen würden, wie sie sie sehen sollten. Alles andere im Haus verblasste, und ein paar Sekunden lang war es, als wären sie beide ganz allein.
Sie sah ganz genau hin, bemerkte die labbrige, überschüssige Haut, die wie geschmolzenes Wachs an seinem Kiefer hing. Sein Atem ging schnell und mühsam, sein massiger Körper war bei der geringsten Bewegung erschöpft.
„Zum Teufel … Sie können … verdammt noch mal … nicht … einfach hier … reinkommen und machen … was Sie wollen.“
Sie trat auf ihn zu, obwohl jede einzelne Zelle ihres Körpers davor zurückschrak, die Entfernung zu ihm zu verringern. „Ich habe einen Haftbefehl, in dem steht, dass ich das durchaus kann.“
Er schüttelte den Kopf. „Verschwinden Sie … aus meinem Haus … sonst rufe ich … meinen Anwalt an.“
Sie holte die Handschellen aus ihrer Gesäßtasche. „Leonard Dunn, ich nehme Sie fest wegen des Verdachts der Misshandlung eines Kindes unter dreizehn durch Penetration, der sexuellen Misshandlung eines Kindes unter dreizehn und der Nötigung eines Kindes unter dreizehn, sich an sexuellen Handlungen zu beteiligen.“
Ihr Blick bohrte sich in seine Augen. Sie sah Panik.
Langsam öffnete sie die Handschellen, und Bryant packte Dunns Unterarme, damit sie sie ihm anlegen konnte.
„Sie müssen keine Aussage machen, aber es kann Ihrer Verteidigung schaden, wenn Sie bei der Befragung etwas verschweigen, worauf Sie sich bei Gericht dann berufen wollen. Alles, was Sie aussagen, hat Beweismittelcharakter.“
Sie schloss die Handschellen, wobei sie sorgsam darauf achtete, die behaarte, weiße Haut nicht zu berühren. Dann schleuderte sie seine Arme von sich und sah ihren Partner an.
„Bryant, schaffen Sie mir diesen widerlichen, kranken Scheißkerl aus den Augen, bevor ich etwas tue, was wir beide noch bereuen.“
2
Sein Aftershave stieg Kim in die Nase, bevor er in Sicht kam.
„Verschwinden Sie, Bryant, ich bin nicht zu Hause.“
Mit seinen eins dreiundachtzig bückte er sich unter dem halb hochgezogenen Rolltor der Garage durch.
Sie drehte ihren iPod leiser, und die silbrigen Klänge des Winters aus den Vier Jahreszeiten von Vivaldi verstummten.
Sie schnappte sich einen Lappen, wischte sich damit die Hände ab und setzte jeden Zentimeter ihrer Körpergröße ein – immerhin maß sie ein Meter fünfundsiebzig –, um ihm direkt in die Augen zu sehen. Ihre rechte Hand fuhr instinktiv durch ihre kurzen schwarzen Haare. Bryant wusste schon, dass sie das immer machte, bevor sie sich in die Schlacht stürzte. Die andere Hand stemmte sie in die Seite.
„Was wollen Sie?“
Er trat vorsichtig um die Motorradteile herum, die wie nach einer Explosion auf dem Garagenboden verstreut lagen.
„Himmel, was wird das denn mal, wenn es groß ist?“
Kim folgte seinem Blick durch die Garage. Für ihn sah es aus wie eine kleine Ecke eines Schrottplatzes, ein vergessener Schatz. Es hatte fast ein Jahr gedauert, sämtliche Einzelteile zusammenzusuchen, um dieses Motorrad zu bauen, und sie konnte es kaum erwarten.
„Eine BSA Goldstar von 1954.“
Seine rechte Augenbraue wanderte nach oben. „Wenn Sie es sagen.“
Sie sah ihm in die Augen und wartete ab. Das war nicht der Grund für seinen Besuch, und das wusste sie genauso gut wie er.
„Sie waren gestern Abend nicht dabei“, sagte er und hob den Auspuffkrümmer vom Boden auf.
„Exzellente Beobachtung, Sherlock. Sie sollten sich überlegen, Detektiv zu werden.“
Er lächelte, wurde dann aber wieder ernst. „Wir haben gefeiert, Guv.“
Sie senkte den Blick. Hier zu Hause war sie nicht Detective Inspector, und er war nicht Detective Sergeant. Sie war Kim, und er war Bryant, ihr Arbeitskollege und Freund, wenn sie denn einen Freund hatte.
„Na ja, egal. Wo waren Sie?“ Seine Stimme wurde weicher. Sie hatte eigentlich mit Vorwürfen gerechnet.
Sie nahm ihm den Auspuff ab und legte ihn auf die Werkbank. „Ich hatte keinen Grund zu feiern.“
„Aber wir haben ihn doch gekriegt, Kim.“
Jetzt sprach er als Freund zu ihr.
„Ja, aber sie nicht.“
Sie griff nach der Zange. Irgendein Idiot hatte einen Stehbolzen mit einem falschen Gewinde in das Kurbelgehäuse gedreht.
„Nicht genug Beweise, um sie vor Gericht zu bringen. Sie behauptet, sie hat nichts gewusst, und die Staatsanwaltschaft hat nichts gefunden, was das Gegenteil beweist.“
„Dann sollten sie die Köpfe aus den Ärschen ziehen und gründlicher suchen.“
Sie setzte die Zange am Ende des Stehbolzens an und drehte vorsichtig.
„Wir haben unser Bestes getan, Kim.“
Ihr Blick bohrte sich in seine Augen. „Er ist ein kranker Scheißkerl. Womit redet sie sich raus?“
Er zuckte die Achseln. „Sie beharrt darauf, dass sie nichts gewusst hat, dass es keine Anzeichen gab.“
Kim wandte den Blick ab. „Anzeichen gibt’s immer.“
Sie drehte die Zange behutsam und versuchte so, den Stehbolzen zu lösen, ohne den Krümmer zu beschädigen.
„Wir kriegen sie nicht ins Wanken. Sie bleibt dabei.“
„Sie wollen mir also erzählen, dass sie sich nie gewundert hat, warum die Kellertür abgeschlossen war? Und dass sie nicht ein einziges Mal ein bisschen früher nach Hause gekommen ist als sonst und das Gefühl hatte, irgendetwas stimmte nicht?“
„Aber wir können es nicht beweisen. Wir haben alle unser Bestes getan.“
„Dann war’s nicht gut genug, Bryant. Nicht mal annähernd. Sie war ihre Mutter. Sie hätte sie beschützen müssen.“
Sie wandte mehr Kraft auf und drehte die Zange gegen den Uhrzeigersinn.
Der Stehbolzen riss ab, und Teile davon fielen in den Auspuffkrümmer.
Sie donnerte die Zange an die Wand. „Verdammt, ich hab fast vier Monate gebraucht, um den verdammten Auspuff aufzutreiben.“
Bryant schüttelte den Kopf. „Nicht die erste Schraube, die Sie überdreht haben, was, Kim?“
Trotz ihrer Wut zupfte ein Lächeln an ihren Mundwinkeln.
„Und bestimmt auch nicht die letzte.“ Sie schüttelte den Kopf. „Können Sie mir die Zange rüberreichen?“
„Und wie heißt das Zauberwort? Haben Ihre Eltern Ihnen keine Manieren beigebracht, junge Dame?“
Kim schwieg. Sie hatte von allen sieben Pflegeelternpaaren ziemlich viel gelernt, aber viel Gutes war nicht dabei gewesen.
„Das Team hat sich aber sehr darüber gefreut, dass Sie ein paar Runden ausgegeben haben.“
Sie nickte und seufzte. Ihre Leute hatten sich den Abend im Pub verdient. Sie hatten hart gearbeitet, um einen soliden Fall aufzubauen. Leonard Dunn würde die Welt da draußen für sehr lange Zeit nicht mehr wiedersehen.
„Wenn Sie bleiben, können Sie sich auch nützlich machen und Kaffee holen gehen … bitte.“
Kopfschüttelnd ging er durch die Tür, die in die Küche führte. „Haben Sie schon welchen aufgesetzt?“
Kim antwortete nicht. Wenn sie zu Hause war, war immer ein Kaffee aufgesetzt.
Während er in der Küche herumhantierte, wunderte sie sich nicht zum ersten Mal darüber, dass es von seiner Seite keinerlei Animositäten gegeben hatte, als sie viel schneller befördert worden war als er. Bryant war sechsundvierzig und hatte kein Problem damit, Befehle von ihr entgegenzunehmen, obwohl sie eine Frau und obendrein zwölf Jahre jünger war als er.
Bryant reichte ihr einen Becher und lehnte sich an die Werkbank. „Ich hab gesehen, dass Sie wieder gebacken haben.“
„Haben Sie einen probiert?“
Er brach in schallendes Gelächter aus. „Nein, lieber nicht. Ich würd gern noch ein Weilchen leben, und ich esse nichts, von dem ich den Namen nicht weiß. Die sehen aus wie afghanische Landminen.“
„Das sind Kekse.“
Er schüttelte den Kopf. „Warum plagen Sie sich damit so ab?“
„Weil ich in der Küche eine absolute Niete bin.“
„Ach ja, klar. Natürlich. Sind wohl wieder mal abgelenkt worden, was? Haben ein bisschen Chrom gesehen, der poliert werden musste, oder eine Schraube, die …“
„Haben Sie am Samstagvormittag wirklich nichts Besseres zu tun?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, die Frauen in meinem Leben lassen sich die Fingernägel machen. Also, nein, ich hab tatsächlich grad nichts Besseres zu tun, als Sie zu nerven.“
„Na gut. Kann ich Sie dann was Persönliches fragen?“
„Ich bin glücklich verheiratet, und Sie sind meine Chefin, also lautet die Antwort Nein.“
Kim stöhnte. „Gut zu wissen. Aber viel wichtiger ist doch, warum Sie nicht den Mumm aufbringen, Ihrer Frau zu sagen, dass Sie nicht riechen wollen wie die Umkleidekabine einer Boyband?“
Er schüttelte den Kopf und senkte den Blick zu Boden. „Geht nicht. Ich habe seit drei Wochen nicht mit ihr gesprochen.“
Erschrocken drehte Kim sich um. „Warum nicht?“
Er hob den Kopf und grinste. „Weil ich sie ungern unterbreche.“
Kim schüttelte den Kopf und sah auf ihre Uhr. „Okay, trinken Sie Ihren Kaffee aus und verschwinden Sie.“
Er leerte seine Tasse. „Ich liebe Ihre subtile Art, Kim“, sagte er und ging zum Garagentor, wo er sich noch einmal umdrehte. Seine Miene fragte, ob es ihr gut ginge.
Sie brummte als Antwort.
Als sein Wagen davonfuhr, seufzte Kim tief. Sie sollte den Fall innerlich loslassen. Bei dem Gedanken daran, dass Wendy Dunn zugelassen hatte, dass ihre Mädchen sexuell missbraucht wurden, tat ihr der Kiefer weh. Angesichts der Tatsache, dass die beiden kleinen Mädchen zu ihrer Mutter zurückkehren würden, wurde ihr übel. Dass sie wieder in der Obhut der Person sein würden, die sie hätte beschützen sollen, würde ihr keine Ruhe lassen.
Kim warf den schmutzigen Lappen auf die Werkbank und ließ das Rolltor hinunter. Sie musste ihre Familie besuchen.
„Ein Katz-und-Maus-Spiel, das seinesgleichen sucht! Ein brillanter, absolut packender und psychologisch ausgefeilter Thriller voller Finessen (...) Patricia Highsmith Nachfolgerin heißt Angela Marsons!“
„Ein Katz-und-Maus-Spiel, das seinesgleichen sucht! Ein brillanter, absolut packender und psychologisch ausgefeilter Thriller voller Finessen, der die LeserInnen an tiefe Abgrände führt und für feuchte Hände sorgt. Patricia Highsmiths Nachfolgerin heißt Angela Marsons!“
„Ein genialer Thriller, der sehr mit der Psyche spielt, dabei aber ohne viel Blut und Gemetzel auskommt.“
„Atemlose Spannung, unbedingt lesen.“
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