Dunkle Wolken über Alberta (DreadfulWater ermittelt 1)
Ein Kanada-Krimi
„Dieses alltägliche Setting und die oftmals skurrilen, interessanten und gut herausgearbeiteten Charaktere machen das Buch sehr lesenswert.“ - bn Bibliotheksnachrichten
Dunkle Wolken über Alberta (DreadfulWater ermittelt 1) — Inhalt
Ermittler wider Willen: mit kanadischer Gelassenheit löst er jeden Fall.
Der indigene Polizist DreadfulWater hat in Kalifornien mehr gesehen, als ihm lieb ist. Daher kehrt er zurück in das kleine, ruhige Örtchen Chinook nahe der Grenze zwischen den USA und Kanada. Seinen Lebensunterhalt verdient er als Landschaftsfotograf. Eigentlich. Denn immer wieder braucht Sheriff Hockney Unterstützung im unterbesetzten Polizeirevier. Was mit Tatort-Fotos beginnt, artet gerne mal in umfängliche Ermittlungen aus. Der aktuelle Fall: In einem Mietwagen wurde die Leiche eines Mannes gefunden, der bei der anstehenden Umweltkonferenz einen Vortrag halten sollte. Sheriff Hockney bittet mal wieder DreadfulWater um Hilfe. Und der ganze Ort hilft wiederum ihm bei den Ermittlungen – ob er nun will oder nicht.
Leseprobe zu „Dunkle Wolken über Alberta (DreadfulWater ermittelt 1)“
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Vom Gepäckband steuerte Bob Tatum mit seinem Rollkoffer auf direktem Weg den Mietwagenschalter an. Er versuchte, die Steifheit aus Rücken und Beinen zu bekommen. Der Flug von Seattle nach Great Falls war pünktlich gewesen, aber dann hatte der Anschlussflieger nach Chinook irgendein technisches Problem gehabt und knapp fünf Stunden auf dem Rollfeld gestanden.
Immer wieder ein Vergnügen.
Er hatte neben einer dürren Blondine gesessen, die ihre zig Einkaufstaschen wie Zierkissen um sich herum drapiert hatte. Tatum hatte versucht, sie bestmöglich zu [...]
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Vom Gepäckband steuerte Bob Tatum mit seinem Rollkoffer auf direktem Weg den Mietwagenschalter an. Er versuchte, die Steifheit aus Rücken und Beinen zu bekommen. Der Flug von Seattle nach Great Falls war pünktlich gewesen, aber dann hatte der Anschlussflieger nach Chinook irgendein technisches Problem gehabt und knapp fünf Stunden auf dem Rollfeld gestanden.
Immer wieder ein Vergnügen.
Er hatte neben einer dürren Blondine gesessen, die ihre zig Einkaufstaschen wie Zierkissen um sich herum drapiert hatte. Tatum hatte versucht, sie bestmöglich zu ignorieren, hatte sich ans Fenster gelehnt und den Nacken schmerzhaft verdreht, während die Dame eine Schachtel mit Designer-Label nach der anderen hervorgeholt und Zellophan und Klebeband abgefummelt hatte. In der Enge der kleinen Maschine hatte es sich angehört, als würde sie ein Blechdach abdecken.
Und dann dieses Sandwich.
Die Flugbegleiterin hatte es als „Schinken-Käse-Baguette“ angepriesen. Tatum war nie in Frankreich gewesen, trotzdem war er sich sicher, dass dieses Brötchen mit einem Baguette rein gar nichts zu tun hatte. Ein Salatblatt wäre nett gewesen. Vielleicht eine Tomatenscheibe. Nicht der kleinste Klecks Senf oder Ketchup, um dem Ganzen einen Hauch von Geschmack oder Würze zu geben. Allerdings war das Sandwich so groß wie ein kleines Holzscheit, und wann immer er einen Bissen nehmen wollte, quoll dicke weiße Schmiere aus beiden Seiten.
Mayonnaise war das nicht gewesen. Da war er sich sicher.
Der junge Mann am Mietwagenschalter hieß dem goldenen Namensschildchen zufolge „Orem“.
„Hab reserviert, auf Tatum.“
„Mr Tatum …“ Orem starrte auf seinen Computerbildschirm. „Aus Seattle …“
„Kompaktklasse.“
Orem starrte immer noch auf den Bildschirm. „Sie haben Glück, Mr Tatum, Sie bekommen ein Upgrade. Spitze, oder?“
Mietwagen-Upgrades gehörten nebst der Bordverpflegung, verspäteten Anschlussflügen und nervigen Sitznachbarinnen zu den vielen kleineren Ärgernissen beim Reisen. Tatum war seit Jahren landauf, landab unterwegs, aber Kompaktklasse hatte er sage und schreibe ein einziges Mal bekommen. Sonst war er immer „upgegradet“ worden – so nannten es die Mietwagenfirmen, wenn sie einem das Gefühl geben wollten, den Jackpot geknackt zu haben. Als wäre ein größerer, schwerfälliger Spritfresser der Sechser im Lotto.
„Ich hab Kompakt reserviert.“
„Im Moment haben wir leider keine Kompaktklasse hier, aber Sie kriegen einen Suburban ganz ohne Aufpreis.“
Tatum stellte sein Gepäck am Boden ab und schloss die Augen. „Gibt’s eine Alternative?“
„Der ist wirklich sehr geräumig. Und hat ein Schiebedach.“
„Irgendwas Kleineres?“
Orem sah fast gekränkt aus, so als hätte Tatum ihm soeben die Freundschaft gekündigt. „Tja, wir hätten noch einen Jeep Cherokee … Der ginge in Richtung Kompaktklasse.“
Der Vorteil an Regionalflughäfen war, dass man alles zu Fuß erreichen konnte, nur war der Nachteil entsprechend, dass es dort keinen Shuttle gab, der einen ohnehin schon erschöpften und entnervten Passagier mitsamt Reisegepäck vom Terminal zum Mietwagenparkplatz brachte.
Die spätabendliche Luft war abgekühlt. Tatum zerrte seinen Koffer in Richtung Parkplatz und fragte sich – nicht zum ersten Mal –, ob sein Leben anders verlaufen wäre, wenn er sein Studium abgeschlossen hätte. Er hatte drei Jahre Soziologie im Hauptfach studiert, als ihm Kathleen in die Quere gekommen war und mit ihr der Job in der Firma ihres Vaters. Die Firma hatte einen guten Eindruck gemacht. Und Kathleen auch.
Die Mietwagen standen aufgereiht nebeneinander wie Pferde an einer Pferdestange. Von Kompaktklasse keine Spur. Der schwarze Suburban sah eher nach Elefant aus als nach Pferd. Wenn es nach Tatum gegangen wäre, hätte er einen Sportwagen gefahren, irgendwas Wendiges, Schnelles. Nur dass in Sportwagen selten genügend Platz war für eine Ehefrau, drei Kinder und einen sechsstelligen Hypothekenkredit. Sobald er in Rente ginge und die Kinder aus dem Haus wären, würde er sich vielleicht einen gebrauchten Jaguar oder besser noch eine Corvette zulegen. Ein älteres Modell, mit klassisch gerippten, rot-weißen Ledersitzen.
Auf dem Parkplatz standen zwei Jeeps direkt nebeneinander. Er warf einen Blick auf den Schlüsselanhänger, aber da stand lediglich „Jeep“. Kein Kennzeichen, nichts – kein Hinweis darauf, welches von den Pferdchen seins war. Auch die Farbe war im Dunkeln schwer zu erkennen, allerdings sah einer von beiden aus, als könnte er grün sein. Die Farbe der Hoffnung. Mit dem würde er es zuerst versuchen.
Der Wagen war nicht abgeschlossen. Als Tatum die Fahrertür aufzog, versuchte er, sich zu erinnern, ob es Dienstag oder Mittwoch war.
Der Mann, der auf dem Fahrersitz zusammengesackt war, sah nicht so aus, als würde er es Tatum in allernächster Zeit verraten.
Tatum stand in der offenen Tür und sah hoch zum Himmel. Genau das mochte er so sehr am Westen: dass es immer noch Orte gab, an denen die Welt den Anschein hatte, riesig und vielversprechend zu sein.
„Entschuldigung …“
Für einen kurzen Moment überlegte Tatum, den Mann wach zu rütteln, doch dann stieg ihm der Geruch in die Nase. Und zwar nicht die übliche Mietwagenmischung aus Lufterfrischer und Kunststoffpflege. Das hier schmeckte er fast auf der Zunge – leicht bitter, wie Kupfer, mit einem unangenehmen Beigeschmack, der ihn erneut an das Flugzeugsandwich erinnerte.
„Alles in Ordnung bei Ihnen?“
Tatum hatte in der Firma mal an einem Erste-Hilfe-Kurs teilgenommen, als Teil eines Arbeitssicherheitsprogramms. Er versuchte, sich ins Gedächtnis zu rufen, wie das mit der Reanimation funktionierte. Schritt eins: überprüfen, ob der Patient ansprechbar war. Er hatte den Patienten angesprochen. Schon zwei Mal. Schritt zwei, wenn er sich recht erinnerte: Kopf in den Nacken legen und checken, ob der Patient atmete. Wenn nicht: Nase zukneifen und Mund-zu-Mund-Beatmung einleiten. Schritt drei hatte etwas mit Druck auf den Brustkorb zu tun.
Er hatte noch nie eine Leiche gesehen, und er war sich nicht sicher, ob er jetzt eine vor sich sah, aber was immer dieser Mann für ein Problem hatte – Tatum bezweifelte, dass Erste Hilfe hier noch etwas ausrichten würde. Oder anders: Nach dem widerwärtigen Gestank zu urteilen, der ihm aus dem Jeep entgegenschlug, würde er über Schritt eins hinaus nichts weiter unternehmen.
Bedächtig schob Tatum die Tür wieder zu – nur für alle Fälle, nicht dass der Mann doch schlief und Tatum ihn weckte. Dann sah er ein letztes Mal hoch zum kalten Himmel, wo die Sterne leuchteten, und stapfte zurück zum Terminal.
2
Thumps DreadfulWater kauerte unter dem dunklen Tuch und studierte das spiegelverkehrte und kopfstehende Bild des Flusses und der Berge auf der Mattscheibe seiner Laufbodenkamera. Es war kühl draußen. Und es war still. Das einzige Geräusch kam von den Mücken, die ihn umkreisten und auf ihm landen wollten, und Thumps fiel prompt wieder ein, was er am Frühling nicht mochte.
Viecher.
Nicht alle natürlich. Stech- und Kriebelmücken, um genau zu sein. Die kamen immer in Schwärmen – erst die Kriebelmücken, dann die Stechmücken. Kriebelmücken lebten und legten Eier an fließenden Gewässern – ausgerechnet dort, wo es einige der besten Motive gab –, während die Stechmücken für eine warme Mahlzeit überall hingingen.
Thumps kam unter dem Tuch hervor, schlug nach einer Handvoll Blutsauger, die sich wie Dartpfeile in seinen Nacken gedrillt hatten, und scheuchte diejenigen weg, die sich vorne aufs Objektiv gesetzt hatten. Dann stellte er Blende und Belichtung ein, spannte den Auslöser, zog den Schieber raus, drückte ab und schob den Schieber wieder rein.
Die traurige Wahrheit bei der Fotografie war, dass selbst das beste Objektiv ein gutes menschliches Auge nur unzureichend ersetzte. Unter dem Himmelsdach, das sich um einen herum erstreckte, fühlte man sich klein und einsam und seelenruhig. Nicht mal das weltbeste Foto konnte auch nur annähernd einfangen, was man von einem Felsvorsprung über einem Flusstal vor sich sah, wenn das Licht durch die Wolken brach – vom Pfeifen des Windes und dem Geruch von Beifuß in der Luft ganz zu schweigen.
Was ein Landschaftsfoto einfangen konnte, war die romantische Verklärung – ein bestimmtes Gefühl, das man sich an die Wand hängen konnte, um sich an einen eingebildeten Moment zu erinnern, in dem der peitschende Wind ausgeblendet war und sich der Beifußgeruch auch nicht mit den Dieselabgasen der Trucks vermischt hatte, die sich auf der Interstate vorbeiwälzten.
Normalerweise fühlte er sich beim Fotografieren wie frisch belebt, doch heute waren der Ausflug zum Fluss und der Aufstieg anstrengend gewesen. Er hatte keine Ahnung, warum. Klar, Kamera, Rucksack und Stativ waren keine Leichtgewichte, aber das war noch nicht alles. Claire hätte natürlich gesagt, es seien Depressionen, aber auch nur, weil sie Depressionen mochte und sie nicht – wie Männer – als Schwäche betrachtete, als eine Art Kontrollverlust.
Entsprechend war er nicht depressiv. Er fühlte sich nicht depressiv. Tatsächlich war sein Leben in jüngster Zeit gar nicht übel gewesen. Claire war zur Abwechslung mal wieder nett zu ihm, und er hatte endlich seine Küche aufgeräumt, was ihm immer guttat. Es ging doch nichts über frisch sortierte Gewürze, Cornflakes-Schachteln und Konservendosen, um sich wieder wie jemand zu fühlen, der sein Leben im Griff hatte.
Trotzdem war diese Erschöpfung nervtötend. Es war, als hätte ihn jemand zur Ader gebeten und ausbluten lassen. Die andere Sache war, dass er immer wieder dringend pinkeln musste. Beides war ganz plötzlich gekommen. Dann hatte er einen Fehler gemacht und Archimedes Kousoulas von der Aegean-Buchhandlung in Chinook davon erzählt.
„Wann warst du zuletzt beim Arzt?“, hatte Archie gefragt.
„Ich brauche keinen Arzt.“
Archies Brille war zu groß für sein Gesicht. Er sah damit aus wie eine griechische Schleiereule. Er war die Art von Freund, die jeder haben sollte – ob man ihn nun wollte oder nicht.
„Über fünfzig lässt du dich als Mann besser alle zwei Jahre durchchecken.“
„Ich bin noch keine fünfzig.“
„Du siehst aus wie fünfzig.“
Archie hatte mehrere Medizinbücher aus dem Regal gezogen, Thumps’ Symptome nachgeschlagen und sich an eine Diagnose gewagt.
„Schwanger bist du nicht. Also ist es entweder Krebs, die Schilddrüse oder Diabetes.“
„Archie …“
„Könnte natürlich auch alles drei sein.“
Das Licht über dem Fluss war heller geworden. So konnte der Film die Kontraste nicht mehr einfangen. Thumps sah sich nach Wolken um, die das grelle Licht filtern könnten, sodass es wieder weicher wirkte, aber der Himmel war klar und unerbittlich.
Ein Jahr zuvor war Thumps für eine Woche in Toronto bei einem Fotografieseminar mitsamt Ausstellungen, Workshops und Vorträgen gewesen. An einem Nachmittag war er durch die Stadt geschlendert und hatte in der Nähe der Kreuzung Queen und Church einen Laden entdeckt, in dem Fotoequipment von Leuten verkauft wurde, die fast ausschließlich unter dreißig waren. Ein einziger Typ war etwa in Thumps’ Alter gewesen.
„Ich bin John“, stellte er sich vor. „Sie sehen nach Film aus.“
„Vier-mal-fünfer Laufbodenkamera“, erwiderte Thumps, „Dagor-Objektiv von Goerz.“
„Sauber. Und jetzt überlegen Sie, ob Sie nicht langsam auf Digital umrüsten wollen.“
Thumps zuckte mit den Schultern. „Wär das genauso gut wie Film?“
„Nein“, antwortete John. „Bloß anders. Was wiegt Ihr Zeug?“
„Knapp zwanzig Kilo.“
„Mit Stativ?“
„Dreiundzwanzig.“
„Das wär in etwa, worauf es hinausläuft“, sagte John. „Wollen Sie die Vier-mal-fünf in Zahlung geben?“
„Eher nicht.“
„Gut, weil die nichts mehr bringt.“
Thumps sah sich die digitalen Nikons und Canons und Fujis im Regal hinter dem Verkaufsschalter an. Sie sahen kompakt aus. Und leicht.
„Die Großen haben sowieso aufgehört, Film und Fotopapier zu produzieren. Die Chemikalien gibt’s auch nicht mehr lange. Noch fünf Jahre oder so, und das alles könnte Geschichte sein. Erinnern Sie sich noch an elektrische Schreibmaschinen? Die meisten Kids, die hier arbeiten, haben nie eine gesehen.“
„Ich mische die Bäder selbst.“
„Klar“, sagte John, „hab ich auch so gemacht. Hab echt gern im Dunkeln gesessen und mit meinen Messbechern hantiert wie ein verrückter Professor. Die Dämpfe haben mir dann irgendwann die Leber zerfressen.“
John berechnete für Thumps einen Komplettpreis für einen Nikon-Korpus, drei Objektive, eine Canvas-Kameratasche und ein leichtes Stativ mit Schnellwechselplatte. „Wissen Sie, was das Einzige ist, was sich in der Fotografie nicht verändert hat?“
„Was?“
„Sie kostet ein Vermögen.“
Okay. Für heute war Schluss mit dem Fotografieren. Sobald Thumps den Rucksack geschultert hatte, machte sich sein Magen bemerkbar. Zeit fürs Frühstück. Die beste Mahlzeit des Tages. In Chinook gab es dafür zwei Möglichkeiten, zumindest wenn es nach Thumps ging. Entweder bereitete man es sich selbst zu, oder man ging ins Al’s. Thumps war durchaus imstande, sich ein anständiges Frühstück zu machen, aber einer der Vorzüge des modernen Lebens war nun mal, dass es auch jemand anders für einen zubereiten konnte. Besonders wenn dieser Jemand Alvera Couteau war – oder Al, wie alle in der Stadt sie nannten.
Normalerweise wurden derlei gemütliche Lokale in spannenden, wenn auch abgelegenen Orten wie Chinook und mit dem entsprechenden Ruf, man könne dort für kleines Geld richtig gut essen, im Sommer gestürmt, sodass die Einheimischen hinter zig Touristen mit ausladenden Rucksäcken und Reiseführern Schlange stehen mussten. Doch obwohl Chinook von genügend Touristen besucht wurde, verirrten sich nur die wenigsten davon ins Al’s.
Unter anderem weil das Café nicht ganz leicht zu finden war. Es quetschte sich zwischen die Fjord Bakery und Sam’s Laundromat und war nicht ausgeschildert – abgesehen von dem Schildkrötenpanzer, den Preston Wagamese mit Heißkleber neben der Eingangstür befestigt und „Food“ draufgepinselt hatte.
Hier und da tauchten sogar Touristen auf, aber die gingen auch sofort wieder. Nicht dass das Café irgendwie einschüchternd gewirkt hätte. Im Grunde war es eher unauffällig. Kaum mehr als ein schmaler, lang gezogener Schlauch mit Sitznischen aus Pressspan auf der einen Seite und einem lindgrünen Resopaltresen mit klapprigen Barhockern aus zerkratztem Chrom und rotem Kunstleder auf der anderen Seite.
Um ganz sicherzugehen, war es immer dunkel. Licht fiel bloß durch das Fenster neben dem Grillofen. Außerdem war es leicht klamm. Und dann die süßlichen Geruchswirbel und -ströme, die durch das Lokal wogten: mal Bratfett, mal verbrannter Toast, schwarzer Kaffee und Schweiß. In Thumps’ Vorstellung fühlten sich Leute, die hier erstmals spontan von draußen hereinkamen, als wären sie unter Wasser geraten.
Stammgäste saßen am Tresen so nah am Grill und an der Kaffeemaschine wie nur möglich. Das Al’s würde in nächster Zeit wohl kaum in einem dieser Hochglanzblättchen mit Restaurantempfehlungen stehen. Trotzdem war das Essen allererste Sahne.
Al war eine der wenigen auf dieser Welt, die wussten, wie man Rühreier machte. In den meisten anderen Lokalen wurden komplett einwandfreie Eier mit Milch oder Wasser versaut und diese unselige Mischung dann in einer Teflonpfanne zubereitet. Das Geheimnis perfekter Rühreier war aber, dass man die Eier bloß leicht mit der Gabel kläpperte und sie dann au naturel in eine heiße Gusspfanne mit geschmolzener Butter gab – und wenn sie gerade anfingen zu stocken, gab man ein Stück kalte Butter dazu. Das verlangsamte den Garprozess, sodass die Eier am Ende eine weiche, leckere Masse bildeten.
Bis Thumps im Al’s ankam, war das Lokal auch schon wieder leer. Er steuerte seinen Lieblingsplatz an – den siebten Hocker von hinten – und ließ sich darauf nieder.
„Du hast die anderen verpasst.“ Al schlenderte am Tresen entlang auf ihn zu. „Kaffee?“
„Definitiv“, antwortete Thumps.
„Warst du wieder Fotos machen?“
„Ich bin Fotograf. Das ist mein Beruf.“
„Warst mal Polizist“, wandte Al ein. „Das war auch mal dein Beruf.“
„Schon klar. Aber jetzt bin ich keiner mehr.“
„Du siehst ein bisschen müde aus.“
„Fotografie ist harte Arbeit.“
„Versuch’s vielleicht mal mit B12“, sagte Al. „Soll gut sein für die Energie.“
„Mit meiner Energie ist alles in Ordnung“, erwiderte er. „Ich brauch bloß was zu essen.“
„Dein Kumpel meint, es ist Krebs.“
Man konnte auch draußen auf der Shadow Ranch frühstücken. Dort sah es gepflegter aus, die Portionen waren größer, und es kümmerte keinen, selbst wenn man mit dem Kopf unterm Arm hereinkam. Nur war das Essen nicht so gut.
„Archie erzählt einen Scheiß.“
„Weiß ich.“ Al winkte mit der Kaffeekanne in Thumps’ Richtung. „Den neuen Herd schon gekauft?“
„Noch nicht.“
„Muss ein Vermögen kosten.“
In Wahrheit sogar mehr als das. Als Thumps den Bungalow an der Water Street gekauft hatte, war ein Elektroherd drin gewesen, und der hätte auch ausgereicht, allerdings passte es Thumps nicht, wie lange die Herdplatten brauchten, bis sie heiß waren, wie ungleichmäßig sie Hitze abgaben, wenn er ein Sößchen anrührte, und wie sich alles irgendwie ganz leicht nach Alu und brüchig anfühlte, wenn er einen Topf auf die Platte stellte.
Vier Platten. Wie konnte jemand mit vier Platten anständig kochen? Wenn man eine große Pfanne auf die vordere Platte stellte, waren die daneben und die hintere doch schon halb bedeckt.
Sechs. Nur mit sechs Platten konnte man kochen. Und mit Gas. Allerdings nicht mit diesen gedeckelten Dingern, bei denen die Flamme bloß aus winzigen Düsen kam wie bei einem Schweißbrenner.
Offen. Das war das Geheimnis. Die Flammen mussten gleichmäßig über die Unterseite der Pfanne rollen können – nur so entstand auch gleichmäßige Hitze.
„War’s das Teil im Schaufenster bei Chinook Appliances?“ Al schnaubte. „Das setzt Danielle im Leben nicht runter.“
„Das Nachfolgermodell kommt demnächst.“
„Schau dir mal diese Induktionsdinger an.“
Induktionsherde waren der letzte Schrei. Und Thumps hatte sich welche angeschaut. Aber da kochte er lieber in einem Mikrowellenofen ohne Tür.
„Diese Elektromagnetsache soll schneller sein als ’ne Fritteuse.“
„Bin mir nicht so sicher, ob das gesund ist.“
„Das haben sie über Mikrowellen auch gesagt.“ Al warf sich ein sauberes Geschirrtuch über die Schulter. „Gehst du zur Konferenz?“
„Konferenz?“
„Diese große Wassergeschichte im Buffalo Mountain Resort“, erklärte Al. „Hat Archie dich noch nicht angemeldet?“
Allmählich war ihm Archies Name für diesen Vormittag zu oft gefallen. „Du weißt, was ich esse, oder?“
„Klar.“
„Meinst du, ich könnt’s bekommen?“
„Archie sagt, ich soll dir die Kartoffeln einkürzen“, meinte Al. „Nur falls es Diabetes ist.“
„Kartoffeln sind Gemüse.“ Thumps stützte sich schwer auf die Ellbogen. „Gemüse ist gesund.“
„Kartoffeln sind ja wohl eher Stärke.“ Sheriff Duke Hockney war in der Tür aufgetaucht. Das Licht in seinem Rücken wollte ebenfalls herein, war aber nicht mutig genug, sich an dem Mann vorbeizuzwängen. „Himmel, DreadfulWater, Sie sehen ja fertig aus!“
„So sieht er immer aus“, gab Al zurück. „Kaffee, Sheriff?“
Auf zwei gegen einen konnte Thumps verzichten. „Ich würde besser aussehen, wenn ich was zu essen bekäme.“
„Suchen Sie sich eine Ehefrau.“ Hockney zog sich die Hose zurecht und hievte sich auf einen Hocker.
Al schüttelte den Kopf. „Ziemlich hoher Preis für was zu essen.“
„Was Sie nicht sagen.“
Hockney war schon Sheriff von Chinook gewesen, da hatte Thumps noch gar nicht hier gewohnt, und er war sich halbwegs sicher, dass Duke auch noch Sheriff sein würde, wenn er selbst längst wieder weg wäre. Dukes Ehefrau, Macy, war anscheinend der Ansicht, ihr Mann sehe aus wie John Wayne, allerdings lag das bloß an seinem Gang: breitbeinig und raumgreifend. Die meiste Zeit sah er eher aus wie ein Büffel mit zu kurzen Ärmeln.
„Wissen Sie noch, diese Konferenz, zu der Macy und ich immer fahren?“
„Strafverfolgung? In Toronto?“
„Ganz genau.“
Thumps wusste, dass Toronto für Duke nicht gerade ein Traumziel war, aber Macy mochte die Stadt. Und weil die Gemeinde Chinook Dukes Aufenthalt bezahlte, konnte Macy ihrem Mann immer noch einen Kurzurlaub abquatschen, obwohl seine Vorstellung von einem Urlaub eher darin bestand, mit einem Bier in der Hand hinter dem Haus zu sitzen.
„Die findet neuerdings in Las Vegas statt.“ Hockney nahm einen Schluck. „Frauchen ist nicht begeistert.“
„Mag sie Vegas nicht?“
„Findet sie geschmacklos.“
„Vegas ist geschmacklos.“ Al schenkte ihnen Kaffee nach. „Also hat Macy für Duke einen Antiterrorgipfel in Costa Rica rausgesucht. Schönes Resort direkt am Strand.“
Thumps zuckte mit den Schultern. „Klingt doch nicht schlecht.“
Hockney zog den Zuckerpott zu sich heran und zerschrammte das Resopal. „Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie ein Arschloch sind?“
„Regenwald, Strand, Sonne“, sagte Thumps, „was ist daran so verkehrt?“
„Haben Sie eine Ahnung, wie viel Macys Ticket mich kostet? Und schon mal was von Leptospirose gehört?“
„Das ist eine Tropenkrankheit“, erklärte Al. „Ziemlich fies.“
„Und dann Chagas“, fuhr Duke fort, dem die Richtung zu gefallen schien. „Kriegt man von Blutsaugerwanzen, die einem im Schlaf ins Gesicht beißen und dann in die Bisswunde kacken. Klingt das für Sie immer noch nicht schlecht?“
„Dann fahren Sie halt nicht.“
„Muss ich aber.“ Duke riss beide Hände hoch. „Sonst wird das mit ihr die Hölle!“
„Okay“, sagte Thumps, „dann fahren Sie.“
„Er kann nicht“, ging Al dazwischen. „Er hat keinen, der hier für ihn einspringt, wenn er weg ist.“
Schlagartig wurde Thumps hellhörig.
„Tja, ich nehme an, wenn ich nach Costa Rica muss und so tun, als wäre ich Terrorexperte, dann wäre es doch das Mindeste, dass Sie so tun, als wären Sie Sheriff.“
„Sheriff?“
„Kommissarischer Sheriff.“ Hockney schob die Hand in die Tasche, angelte eine Dienstmarke heraus und schob sie über den Tresen. „Sie waren mal Cop. Gerüchten zufolge sogar ein halbwegs guter.“
„Ich will aber nicht kommissarischer Sheriff sein.“
„Tja“, sagte der Sheriff, „und ich will nicht nach Costa Rica.“
„Im Leben nicht.“
„Sie sind nur ein bisschen außer Übung.“
„Nicht außer Übung“, sagte Thumps. „Außer Diskussion.“
Duke beugte sich vor und nahm sich ein Stück von Thumps’ Toast. „Und wie der Teufel will, ist etwas passiert, womit Sie direkt wieder im Spiel wären.“
3
Als Duke die Abfahrt zum Flughafen Chinook nahm, hatte Thumps sämtliche guten Argumente vorgebracht, die ihm hatten einfallen wollen, warum er nicht Sheriff spielen konnte.
„Sie haben vier Leute unter sich.“
„Haben nicht genug Erfahrung“, sagte Hockney.
„Was ist mit Lance Packard?“ Thumps versuchte, ganz ruhig und rational zu klingen. „Lance wäre geeignet.“
„Sie erinnern sich – diese große Strafverfolgungskonferenz in Toronto, zu der Macy mich immer schleppt?“
„Die nach Las Vegas verlegt wurde?“
„Vegas und Costa Rica sind gleichzeitig“, sagte der Sheriff. „Und Packard übernimmt Vegas.“
Allmählich machte sich Verzweiflung in Thumps breit. „Was ist mit Andy?“
Andy Hopper war länger Hockneys Stellvertreter gewesen, als Thumps denken konnte. Andy war eine dieser bewundernswerten Mischungen aus Bigotterie und Ignoranz – ein arroganter Schnösel, der keine eigene Meinung hatte und sie trotzdem überall kundtat.
„Hopper hat gekündigt“, sagte Duke. „Schon vergessen?“
„Klar“, sagte Thumps, „aber der würde aushelfen, wenn Sie ihn fragen.“
„Er verkauft jetzt Gebrauchtwagen für Norm Chivington.“
„Und ich mache jetzt Fotos.“
Hockney parkte vor dem Terminal. „Würden Sie Andy ein Auto abkaufen?“
„Darum geht es nicht.“
„Aber Sheriff soll er sein, wenn es nach Ihnen geht?“ Hockney schüttelte den Kopf. „Wie wär’s, wir befördern Sie direkt zu meinem Vertreter? So können Sie sich schon mal an den Posten gewöhnen.“
Der junge Mann am Schalter trug eine schwarze Anzughose und ein rotes Sakko über dem weißen Hemd mit Krawatte. Dem goldenen Schildchen zufolge hieß er „Orem“. Thumps fragte sich, ob Andy Hopper ebenfalls Sakko tragen musste, wenn er Autos verkaufte. Und ob er ein Namensschild hatte.
„Ich bin Sheriff Hockney.“ Routiniert zückte Duke seine Dienstmarke.
Orem stellte sich an seinen Computer. „Provinz oder County?“
„Was?“
„Für den Behördenrabatt“, erklärte Orem. „Mit oder ohne Navi?“
„Ich brauche kein Auto.“ Hockney holte sein Notizbuch hervor und blickte kurz darauf hinab. „Ein Bob Tatum hat eine Leiche in einem Ihrer Fahrzeuge gemeldet.“
„Oh, das“, sagte Orem. „Das war ein Missverständnis. Der Typ war nur betrunken.“
„Tatum?“
„Nein, der Typ im Auto.“
„Ist schon ein Unterschied, ob jemand betrunken oder tot ist.“
„Die Zentrale war nicht begeistert“, sagte Orem, „das kann ich Ihnen versichern.“
Hockney lehnte sich an den Schalter, legte die Hände flach auf den Tresen und winkelte die Ellbogen ab. „Warum fangen wir nicht noch mal von vorne an?“
„Sicher“, sagte Orem. „Mr Tatum sollte mit dem Flieger aus Great Falls um zehn nach sechs hier ankommen, aber der Flug hatte Verspätung. Fast fünf Stunden. Ist das zu fassen? Er wollte Kompaktklasse, nur hatten wir keine da, also haben wir ihn upgegradet. Das ist bei uns Usus.“
„Dann gab es also gar keine Leiche?“
„Es war quasi mitten in der Nacht“, erklärte Orem. „Auf dem Parkplatz waren zwei Jeeps übrig, ein blauer und ein grüner. Mr Tatum dachte, der grüne wäre seiner.“
„Und in dem war die Leiche?“
„Da war keine Leiche.“ Orem blickte geradezu wehmütig drein. „Mr Lester war bloß … unpässlich.“
Thumps hätte am liebsten eingeworfen: „Zwar nicht tot, aber total stramm“, doch Orem schaffte es auch ganz gut alleine, den Sheriff zur Weißglut zu bringen.
„Lester?“
Orem fingerte kurz am Computer herum. „James Lester. Aus Sacramento.“
„Irgendeine Vorstellung, wie dieser James Lester sturzbetrunken in einem Ihrer Fahrzeuge gelandet ist?“
„Er hatte es gemietet.“ Orem sah erst Duke an, dann Thumps. „Da war er natürlich noch nicht betrunken. Das war vor zwei Tagen. Als er hier ankam.“
Hockney drehte sich zu Thumps um. „Warum versuchen Sie es nicht mal?“
Thumps hatte gerade über seinen neuen Herd nachgedacht und darüber, wie viel einfacher es wäre, über einer offenen Flamme eine schöne Essigreduktion herzustellen.
„Hat Lester den Wagen zurückbringen wollen?“
„Glaub ich nicht.“ Orem sah erneut im Computer nach. „Er hätte den Wagen noch für weitere vier Tage gehabt.“
„Dann hat er vielleicht jemanden abholen wollen.“
„Sie meinen so was wie … eine Frau?“
„Sicher“, sagte Thumps. „So was wie eine Frau.“
„Vielleicht war er ja deshalb betrunken.“ Jetzt nahm Orem Fahrt auf. „Vielleicht kam sie nicht, vielleicht hat sie ihm ja eine E-Mail geschickt oder eine SMS, dass sie mit ihm Schluss macht.“
Thumps warf Hockney einen flüchtigen Blick zu. Noch steckte die Waffe des Sheriffs im Holster.
„Und als Lester kapierte, dass er gerade die Liebe seines Lebens verloren hat, da hat er vielleicht beschlossen, seinen Kummer zu ertränken?“
Hockney schnaubte. „Seinen Kummer ertränken?“
„Okay“, ging Thumps eilig dazwischen. „Sie sind also zu dem Wagen gelaufen und haben ihn geweckt.“
„Oh, nein, hab ich nicht“, sagte Orem. „Ich hab Mr Lester gar nicht gesehen. Wir dürfen den Schalter nicht unbeaufsichtigt lassen. Normalerweise sind wir hier zu zweit, aber nachts, wenn kaum was los ist, will Mr Chivington nicht mehr Leute als nötig bezahlen.“
Schlagartig war Duke wieder im Rennen. „Chivington?“
„Der Geschäftsführer.“
„Geschäftsführer? Norm Chivington?“ Dukes Augen leuchteten. „Dann gehört diese Mietwagenfirma also Norm Chivington?“
„So ist es“, sagte Orem. „Sowie Mr Tatum mir das Problemchen geschildert hatte, hab ich Mr Chivington angerufen. Er kam vorbei und hat sich um alles gekümmert.“
„Das glaub ich gern“, sagte Hockney, „das glaub ich nur zu gern.“
Thumps sah sich in der Halle um. An einer Wand hing ein großes Poster mit einem glücklichen Pärchen am Strand. Das Meer war unglaublich blau, der Sand unglaublich weiß, der Mann und die Frau unglaublich knackig. Eine Szene, wie sie nur Photoshop hervorbringen konnte.
„Es war nicht Mr Tatums Schuld“, sagte Orem. „Das hätte jeder von uns falsch interpretiert.“
Duke nickte. „Was meinen Sie, DreadfulWater? Hätten Sie das auch falsch interpretiert?“
„Klar. Besoffen und tot sind ja fast dasselbe.“ Thumps zeigte auf eine Überwachungskamera an der Wand hinter Orem. „Vielleicht könnten wir uns mal das Video ansehen.“
„Leider“, sagte Orem, „funktioniert die nicht.“
„Natürlich nicht.“ Hockney schüttelte den Kopf. „Gibt’s Kameras auf dem Parkplatz?“
„Nein“, antwortete Orem. „Aber es gibt jemanden, der dort nachts seine Runde dreht. Manchmal stellen die Leute einen Wagen dort ab und vergessen zu bezahlen.“
„Und dieser Jemand checkt die geparkten Wagen?“
„Randy, glaub ich, oder Sandy …“
„Andy?“, schlug Thumps vor.
„Genau“, sagte Orem, „Andy. Der arbeitet für Chivington. Also, nicht hier, sondern draußen, als Händler.“
Als sie zurück im Sheriff’s Office waren, steuerte Thumps erst mal ohne Umwege die Toilette an. Dass der Harndrang so unvermittelt kam, machte ihm am meisten zu schaffen. In einem Moment war noch alles in Ordnung, und im nächsten musste er auch schon die Beine in die Hand nehmen, damit kein Malheur passierte. Vielleicht hatte Archie doch recht, vielleicht sollte er sich mal durchchecken lassen.
„Sie dürften sogar auf meinem Stuhl sitzen.“ Duke goss sich eine Tasse Kaffee ein.
Thumps hatte keine Vorstellung, wie viel Kaffeepulver Hockney in die alte Espressokanne löffelte und wie lange er den Kaffee vor sich hin köcheln ließ. Aber ihm reichte schon, was er am Ende dabei herauskommen sah.
„Und Sie dürften meinen Kaffee trinken.“
Thumps sah Duke dieses Gebräu schon seit Jahren trinken, ohne dass der Mann jemals mit der Wimper gezuckt hätte. „Gehen Sie eigentlich zum Check-up?“
„Zu was für einem Check-up?“
„Beim Arzt.“
Duke stellte seine Kaffeetasse gefährlich nah an der Tischkante ab. Auch der Tisch zuckte nicht mit der Wimper. „Bammel vor dem, was Archie gesagt hat?“
„Warum fragen Sie eigentlich nicht Archie, ob er Sheriff spielen will?“
„Warum weise ich Sie nicht jetzt gleich in Ihren neuen Job ein?“
„Ich brauche keine Einweisung“, sagte Thumps. „Ich brauche einen neuen Herd.“
„Sie spielen hier in meiner Abwesenheit Sheriff, und ich spendiere Ihnen den neuen Herd.“ Hockney streckte ihm die fleischige Hand entgegen.
„Sie spendieren mir den Herd?“
„Klar“, sagte der Sheriff. „Wie viel kann der schon kosten?“
Thumps schmunzelte, schrieb den Preis auf einen Post-it-Block und schob ihn über den Schreibtisch.
Ungläubig starrte der Sheriff die Summe an. „Das ist nicht Ihr Ernst.“
„Doch“, sagte Thumps. „Friss oder stirb.“
Hockney starrte immer noch die Summe an, als sein Telefon klingelte.
„Ja? Sheriff’s Office?“
Wer auch immer in der Leitung war, schien nonstop auf Hockney einzureden. Als er schließlich auflegte, war er eindeutig nicht mehr zu Späßen aufgelegt.
Duke schob den Post-it-Block zurück zu Thumps. „Sie erinnern sich noch, dass Sie meinten, Sie wären in Sachen Polizeiarbeit außer Übung?“
Thumps schloss die Augen. „Was kommt als Nächstes?“
Duke stand auf und schob seinen Gürtel zurecht. „Sie wissen, was man über Übung sagt?“
„Thomas King hat einen großartigen Kriminalroman geschrieben, der mit ethnischen Vorurteilen ebenso virtuos spielt wie er in den punktgenauen Dialogen seinen trockenen Humor zu platzieren weiß. Und mit dem häufig zögerlichen Ermittler DreadfulWater hat King eine Figur geschaffen, von der man gern mehr lesen möchte.“
„Dieses alltägliche Setting und die oftmals skurrilen, interessanten und gut herausgearbeiteten Charaktere machen das Buch sehr lesenswert.“
„Thomas King hat ein Händchen für Dialoge – und für seine Charaktere.“
„Ein unterhaltsamer, kritischer und spannender Krimi im tollen Kanada-Setting, dem unbedingt schnell die anderen Teile folgen müssen!“
„Zart liest man bei King zwischen den Zeilen, dass die indigene Bevölkerung Kanadas durchaus noch um ihre Rechte kämpfen muss.“
„Leichtfüßig, voller Rhythmus und liebenswert ist ›Dunkle Wolken über Alberta‹ ein Leseerlebnis für alle Fans von Coen-Humor.“
"Großartige grummelige Dialoge und mörderisch witzige Einzeiler"
Hallo, Bin ein Hillerman Fan und habe alle gelesen.War auf der Suche nach weiteren Autoren die über indigene Völker schreiben. Da begegnete mir Thomas King. Ich bin begeistert. Kam nicht mehr weg von diesem Buch. Knochentrockener Humor, hab so gelacht und das bei einem Krimi. Thomas King erzählt wunderbar, interessante Charaktere und auch noch spannend. Der Roman hat alles. Die Schatten im Wald hol ich mir auch noch. Bitte übersetzt auch alle weiteren Bücher von ihm. Das Buch ist auch sehr schön aufgemacht mit dem Bild auf der Innenklappe. Mit freundlichen Grüßen Susanne Ast
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