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Die Geschichte eines einfachen Mannes — Inhalt
Ausgezeichnet mit dem Literaturpreis der Stadt Fulda für das beste Debüt des Jahres
Unser Erzähler ist vom Glück geküsst. Er, der Junge aus einfachem Hause, spürt, dass das Schicksal Großes mit ihm vorhat. Erst als Helmut Kohl 1998 die Wahl verliert, zeigt seine Zuversicht Risse. Wird nun alles schlechter? Nach dem Abitur macht er sich voller Euphorie und dennoch maximal besorgt auf die Reise nach ganz oben. Um ein Haar erlebt er mit seiner Band den großen Erfolg, beginnt beinahe eine steile akademische Karriere, fast findet er das Glück in der Liebe und tänzelt dabei ständig am Abgrund. Doch wenn man ihm glauben will – und nichts wünscht er sich mehr –, wird am Ende alles gut für ihn.
Timon Karl Kaleyta erzählt von einem, der auszieht, um die Welt für sich zu gewinnen. Irisierend, funkelnd, schöner als der schöne Schein!
"Pausenlos gelacht und immerzu gelitten - ich kann Timon Karl Kaleyta fühlen." - Christian Ulmen
"Timon Karl Kaleyta ist ein so überragend guter Liedtexter - muss der jetzt wirklich auch noch ein Buch schreiben? Ich meine: JA!"- Benjamin von Stuckrad-Barre
"Eine anmutige Frechheit über unsere Klassengesellschaft." - Samira El Ouassil
"Man wünscht sich unter jede von Kaleytas Wahrheiten einen Beat." - Peter Richter
Begegnet man Timon Karl Kaleyta, wird eines schnell klar: Er ist einer, dem zu jedem Gedanken eine Geschichte einfällt, der alles weiterspinnt, der die Welt um sich herum als einen einzigen Romanstoff zu betrachten scheint. Bei unserem Treffen in der Kunstgalerie von Johann König in Berlin, einer ehemaligen katholischen Kirche im brutalistischen Baustil, winkt er mich durch eine Türe herein wie in den Backstagebereich einer Theatervorstellung. In den nächsten Stunden sprechen wir nicht nur über seinen Roman. Irrsinnig komische Anekdoten über seine geplatzte Karriere als Musiker reihen sich an tieftraurige Episoden, von denen er fast noch beschwingter erzählt – Geschichten über seine Zeit in der Galerie gehen über in eine Hymne auf den Aufsteiger- und Hochstaplerroman. Irgendwann kommt Johann König dazu, und mich beschleicht das Gefühl, das Stück hat bereits begonnen…
„Die Geschichte eines einfachen Mannes“ heißt dein erster Roman. Was ist denn der einfache Mann für ein Typ?
TK: Er ist so ein Hans im Glück. Vor allem ist er auf eine naive Weise von seinen Talenten überzeugt und davon, dass sich für ihn alles zum Guten wenden wird. So macht er sich zu Beginn des Romans überhaupt keine Gedanken darum, was er nach dem Abitur, das er als einziges Kind einer Arbeiterfamilie gemacht hat, tun soll. Er vertraut darauf, dass ihm alles schon irgendwie in den Schoß fallen wird. Was immer er anfängt, tut er meist mit unerschütterlichem Optimismus, immer wieder ist er sicher: Du bist ein vom Glück Geküsster. Das ist sein Prinzip, auch wenn im Fortgang der Ereignisse eigentlich immer mehr Indizien dagegensprechen.
Der Witz ist auch: Er hält sich vermutlich selbst für einen einfachen Mann, kokettiert damit bisweilen sogar, wenn man aber ehrlich ist, macht er die Dinge vor allem unnötig kompliziert.
Der Ton des Erzählers erinnert an die großen Schelmen- und Hochstaplerfiguren. Ist der Protagonist ein Cousin von Felix Krull oder Barry Lyndon?
TK: Ich habe mich immer für Figuren interessiert, die auf abseitigen Wegen von ganz unten nach ganz oben kommen wollen. Für Figuren, die gar nicht daran glauben, dass sie es schwerer haben als andere. Unser Protagonist denkt, dass er es in allem zu größtem Erfolg bringen kann, wenn er es nur versucht. Doch anstatt WIRKLICH mal etwas gezielt in Angriff zu nehmen, schlittert er immer nur in die nächste Sache rein. Auf diese Weise wird er um ein Haar erfolgreicher Musiker, obwohl er vollkommen unmusikalisch ist; er begeistert sich zwischenzeitlich für ein einfaches Leben mit vermeintlich exotischer Frau und Stiefkind in Madrid; und eine Weile glaubt er an die große Hochschulkarriere, bis er schließlich, genauso leidenschaftlich, all seine Hoffnung in eine Anstellung als Hausmeister legt. Er lässt sich nie unterkriegen und schreckt auch vor List und Egoismus nicht zurück, die er zwar ungeniert zur Schau stellt, aber gar nicht als solche erkennt.
Nebenbei ist das Buch ein Roman über die erste Phase unseres Jahrtausends, inwiefern würdest du sagen, ist der Protagonist eine Figur seiner Zeit?
TK: Ich glaube, unser Freund begreift nicht, dass sich die Zeiten ändern. Die gute Laune der Neunziger will er sich genauso wenig ausreden lassen wie den Individualismus der Nullerjahre. Er ist ein Zuspätgekommener, irrt sich ständig, in sich selbst, in seinen Talenten, in der Zeit – im Grunde ist er mit allem stets zehn Jahre zu spät dran. Und immer, wenn ihm das vage zu Bewusstsein kommt, stürzt er sich nur umso beherzter in die falsche Richtung.
Beim Blick in deine Biografie stellt man fest, dass es gewisse Überschneidungen gibt zwischen dir und deinem Helden. Auch du hattest eine Karriere als Musiker, auch du hast in Bochum, Madrid und Düsseldorf studiert, auch du hast mir bei unserem ersten Treffen von einem tiefen Fall und von deiner Zeit in einer Kunstgalerie erzählt… Wie wichtig ist eigentlich die Unterscheidung zwischen Wirklichkeit und Fiktion?
TK: Ich habe so viele unterschiedliche Versionen meiner Geschichte erzählt, dass meine Frau mittlerweile die Augen verdreht, wenn sie es im Gespräch mit anderen anhören muss. Und ich kann selbst kaum mehr sagen, was davon stimmt und was nicht. Ich denke aber, es spielt keine Rolle. Mein weiser Freund Vincent, den es so ähnlich auch im Buch gibt, sagte neulich zu mir: „Es geht nicht um die Wirklichkeit, sondern darum, wie es WIRKLICH gewesen ist.“ Ich verstehe zwar nicht ganz, was er damit meint, aber ich glaube, er hat wie immer recht.
Nun kommt Johann König hereinspaziert, ruft ein lautes „HALLO!“ in den Ausstellungsraum – der Chef ist da, an der Hand seine Tochter Greta. Sie kommen an unseren Tisch, man begrüßt sich überschwänglich, scherzt und lacht.
Ihr beiden seid auf vielfältige Weise verbunden, arbeitet miteinander und kennt euch schon eine ganze Weile. Wie kam das eigentlich zustande?
JK: Wir kennen uns jetzt schon fünf, sechs Jahre? Du bist, glaube ich, direkt nach deiner gescheiterten Musikkarriere in Berlin gestrandet. Wir haben uns von Anfang an gut verstanden, du warst dir für keine Arbeit zu Schade, muss man sagen. Lange wusste ich auch gar nicht, dass du Musik gemacht hast, und war dann echt erstaunt. Später warst du sogar mein Personal Assistant… (lacht) Ich habe dich hin und her gescheucht, dich rund um die Uhr angerufen und Stress gemacht, du musstest mein ganzes Leben organisieren!
TK: Das war natürlich Horror, denn ich kann ÜBERHAUPT nicht organisieren. Gerade war ich selbst noch halbwegs erfolgreicher Künstler, und plötzlich – sozusagen als Strafe – mit 35 am anderen Ende der Nahrungskette. Ich war vollkommen überfordert, wusste ehrlich gesagt noch nicht mal, was eine Galerie genau macht.
JK: Assistent für einen halbblinden Galeristen! Ich weiß z.B. noch, wie ich damals von der Kunstmesse in Paris auf den letzten Drücker zum Flughafen musste, und mein Moto-Taxi, das DU organisieren musstest, kam nicht…
TK: Am Telefon hast du mich wahnsinnig angebrüllt, und ich habe, glaube ich, geweint. Eine Stunde später habe ich gekündigt, aber nur vorübergehend... Rückblickend war es wirklich ein Glück, dass wir uns kennengelernt haben. Es hätte für mich alles auch sehr viel schlimmer ausgehen können.
JK: In deinem Roman verschlägt es den Protagonisten, nachdem all seine Träume geplatzt sind, auch in eine Galerie für Gegenwartskunst. Der Galerist, Korbinian Escher, ist ein cholerischer Typ, er will eigentlich nur Geld verdienen und verlangt bedingungslosen Einsatz. Man weiß nicht so recht, was man von ihm halten soll. Ich hoffe, das bin nicht ich! Und ich hoffe, ganz so schlimm war es für dich dann doch nicht … (lacht)
TK: Aber im Grunde ist ER es doch, der unseren Freund nach einem Leben voller Fehlentscheidungen vor dem Untergang rettet. Ohne Escher wäre er auf der Straße gelandet. Er verdankt ihm alles, und das zahlt er dem Galeristen mit maximaler Aufopferung, Selbstausbeutung und Loyalität zurück.
JK: Aber er zahlt einen hohen Preis dafür, nicht wahr? Er gibt sich selbst vollkommen auf.
TK: Schwer zu sagen. Vielleicht ist es genau das, was er insgeheim immer wollte… Sich ganz und gar aufopfern.
Da der Roman nun fertig ist und die „Geschichte des einfachen Mannes“ erzählt. Was wünschst du ihm am Ende des Buchs?
TK: Er soll bitte genau so weitermachen wie bisher und sich nicht beirren lassen. Ich zähle auf ihn.
„Kaleytas Debüt ist (...) so nervig wie lustig, so absurd wie treffsicher.“
„Der Autor (...) erzählt (...) in der Attitüde eines lauteren Schelms. Dabei leiten ihn zwei erfrischende Anachronismen: eine vermeintlich antiquierte Sprache, die aber eigentlich bloß elegant ist, sowie die Sympathie für eine Figur, die nicht daran glaubt, dass sie es schwerer hat als andere.“
„Traurig-komischer Debütroman“
„Es gibt zwei wirklich originelle Liebesgeschichten in diesem Buch über eine zuverlässig zu spät kommende Generation.“
„Vergnüglicher Debütroman“
„Unterhaltungswert hat das Buch auf jeden Fall.“
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