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Das Ende der Mittelschicht

Daniel Goffart
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Abschied von einem deutschen Erfolgsmodell

„Für Kinder der Mittelschicht, die wissen wollen, wie sie nicht Opfer der Digitalisierung werden und einen fairen Ausgleich schaffen.“ - Focus

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Das Ende der Mittelschicht — Inhalt

„Die Digitalisierung wird die Mittelschicht vernichten.“ Joe Kaeser, Siemens-Chef, 2016

„Die Digitalisierung wird die Mittelschicht vernichten.“
Joe Kaeser, Siemens-Chef, 2016

Wir Kinder aus der Mittelschicht besuchten gute Schulen, studierten kostenfrei und freuten uns über Festanstellung, Altersvorsorge und Kündigungsschutz. Wir hatten bezahlten Urlaub und demonstrierten gegen Volkszählung und Überwachungsstaat. Wie naiv wir waren! Heute entmündigt Deutschland sich selbst – mit jedem Klick bei Google und Facebook.
Der Überwachungskapitalismus verändert die Spielregeln in Staat und Wirtschaft. Eine Handvoll Internetkonzerne besetzt den öffentlichen Raum und drängt die arbeitende Mitte in die digitale Leibeigenschaft. Anhand von zahlreichen Fakten und Gesprächen mit Experten aus Politik und Wirtschaft zeigt Daniel Goffart, dass unsere Freiheit in akuter Gefahr ist. Ein engagierter Aufruf, sich gegen die „asozialen“ Medien zu wehren und die Macht der digitalen Alchimisten und ihrer Algorithmen zu beschneiden.

€ 12,00 [D], € 12,40 [A]
Erschienen am 03.05.2021
416 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-31630-9
Download Cover
€ 11,99 [D], € 11,99 [A]
Erschienen am 02.04.2019
416 Seiten, WMePub
EAN 978-3-8270-7983-1
Download Cover
„Die Revolution 4.0 wird zum digitalen Vernichtungsfeldzug auf dem Arbeitsmarkt, ist sich Daniel Goffart sicher. Doch wie begegnet man dem? Goffart zeigt, wie die Wertschöpfung im Zeitalter der Digitalisierung gerecht verteilt werden kann ...“
Buchreport Express
„Das Ende der Mittelschicht ist ein starkes Debattenbuch. Genau das braucht es in Zeiten des Brexits, des Freihandelsstreits, der Globalisierung und der Umwälzungen im Arbeitsmarkt. Es wird von den Entscheidungsträgern in Berlin genauso gelesen werden wie von politisch interessierten Bürgern. Ein Weckruf zur rechten Zeit.“
Handelsblatt

Leseprobe zu „Das Ende der Mittelschicht“

Inhaltsverzeichnis

 

Prolog – Von den Babyboomern bis zur Generation Golf: Die Wohlstandskinder geraten unter Druck

1. Der verkannte Charme des deutschen Durchschnitts – Warum die Mittelschicht trotz ihrer Erfolge zum Auslaufmodell wird

2. „Wir schaffen das!“ – Wirklich? – Die Versäumnisse der Politik und der selbstzufriedenen Deutschen

3. Jobkiller Digitalisierung – oder: Die Illusion der Vollbeschäftigung

4. Wer bietet mehr? – Die gewagten Verheißungen der digitalen Optimisten

5. Die Plattformökonomie – Zerstörer mit beschränkter Haftung

6. Schöne neue [...]

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Inhaltsverzeichnis

 

Prolog – Von den Babyboomern bis zur Generation Golf: Die Wohlstandskinder geraten unter Druck

1. Der verkannte Charme des deutschen Durchschnitts – Warum die Mittelschicht trotz ihrer Erfolge zum Auslaufmodell wird

2. „Wir schaffen das!“ – Wirklich? – Die Versäumnisse der Politik und der selbstzufriedenen Deutschen

3. Jobkiller Digitalisierung – oder: Die Illusion der Vollbeschäftigung

4. Wer bietet mehr? – Die gewagten Verheißungen der digitalen Optimisten

5. Die Plattformökonomie – Zerstörer mit beschränkter Haftung

6. Schöne neue Arbeitswelt – oder: Freiheit als Falle. Von Clickworkern, digitalen Nomaden und der Mensch-Maschine

7. Vom Auto zur App? – Warum die deutsche Industrie in Lebensgefahr ist. Chancen und Risiken der Revolution 4.0

8. Der perfekte Sturm – Warum Demografie, Digitalisierung und Niedrigzinsen die Altersversorgung der arbeitenden Mitte zerstören

9. Von der Kita bis zum Capital Club – Die Privatisierung der Bildung entwertet das Aufstiegsversprechen

10. Geschlossene Gesellschaft – Members only – Drei Generationen nach der „Stunde null“ bleibt die Elite in Deutschland wieder unter sich – und wird immer reicher

11. Geht Demokratie ohne Mittelschicht? – Eine breite Mittelschicht ist das Rückgrat der Demokratie, aber Angst, Verunsicherung und Wut lähmen die Politik und befördern die Radikalen

12. Marketing, Manipulation, Machtmissbrauch – Die unheimliche Wirkung der Algorithmen reicht von der digitalen Entmündigung der breiten Massen bis zur Gefährdung der freien Marktwirtschaft und der Demokratie

Ausblick: Was muss getan werden? – Revolutionen kennen keine Regeln, aber ohne Regeln droht die nächste Revolte. Roadmap für den Weg zum digitalen Gesellschaftsvertrag

Zum Schluss: „Lassen Sie uns reden!“ – Interview mit Bundesarbeitsminister Hubertus Heil

Quellenverzeichnis

 

Prolog

Von den Babyboomern bis zur Generation Golf: Die Wohlstandskinder geraten unter Druck

Wir waren immer viele – in der Klasse, im Hörsaal und später im Beruf. Die Geburtenrate stieg in den Sechzigerjahren steil an, der Höhepunkt wurde 1964 erreicht. Nie zuvor und auch nie mehr danach kamen in der Bundesrepublik so viele Kinder zur Welt. Wir Sechziger und später auch die Siebziger wurden jahrelang in Containerbauten unterrichtet, weil man mit dem Neubau von Schulen nicht nachkam. Vierzig und mehr Schüler in einem Klassenraum waren keine Ausnahme, sondern die Regel. Es war laut, eng und stickig. Wir lernten, uns im Gedränge zurechtzufinden und auch durchzusetzen.

Als wir erwachsen wurden, stapelten sich unsere Bewerbungsmappen in Wäschekörben, aber das war egal, denn irgendwie hat fast jeder aus der Generation der „Babyboomer“ und der nachfolgenden Jahrgänge seinen Platz gefunden. Wir besuchten gute öffentliche Schulen, studierten kostenfrei an funktionierenden Universitäten oder erlernten wie unsere Väter und Mütter einen Beruf, der uns ernähren und die Ausbildung unserer Kinder sichern sollte. Irgendwann erfüllte sich vielleicht sogar der Traum vom Häuschen im Grünen oder von der eigenen Wohnung in der Stadt. Für unsere Gesundheit wurde gesorgt, wir konnten wochenlang in Urlaub fahren, und die Rente war sicher.

Wenn Ihnen das bekannt vorkommt, dann sind Sie vermutlich 40 Jahre oder älter, stammen aus der breiten deutschen Mittelschicht und merken seit Längerem, dass Ihnen dieses so erfolgreiche und vertraute Lebensmodell immer mehr abhandenkommt. Sie hören zwar von den riesigen Chancen der Globalisierung und lesen viel über den Segen der digitalen Zukunft; aber Sie sehen auch die wachsende Kluft zwischen den kühnen Visionen der Start-up-Philosophen und Ihren eigenen Berufserfahrungen. Sie horchen auf, weil in den Talkshows immer häufiger das Wort disruption geraunt wird. Und Sie vermuten völlig zu Recht, dass Politiker und Wirtschaftsführer uns über das wirkliche Ausmaß dieser angekündigten „Zerstörung“ bewusst im Unklaren lassen.

Eigentlich wollen Sie sich von diesen Debatten nicht verunsichern lassen, denn Ihr Leben ist in den vergangenen zwanzig Jahren schon anstrengend genug geworden. Vielleicht hatten Sie im Stillen sogar einmal auf eine Atempause von der Globalisierung gehofft. Aber die rasanten Veränderungen an Ihrem Arbeitsplatz und der Blick in unsere Nachbarländer belehren Sie eines Besseren. Tief drinnen wissen Sie, dass wir trotz des bisherigen Wandels gerade erst am Anfang eines neuen Zeitalters stehen. Und Sie ahnen, dass zwischen Ihrer beginnenden Verunsicherung und der wachsenden Enttäuschung, Angst und Wut vieler Mitbürger ein Zusammenhang bestehen könnte.

Dabei ist vieles von dem, was uns in den kommenden zwanzig Jahren noch bevorsteht, schon von kritischen Wissenschaftlern, engagierten Managern und weitsichtigen Politikern erkannt und aufgeschrieben worden. Meist geschieht das aber nur isoliert und in einzelnen Sektoren. Die einen erforschen die umwälzenden Veränderungen der Arbeit und den ersatzlosen Wegfall ganzer Berufsbilder. Andere wiederum analysieren, ob und wie weit unsere auf Maschinen, Anlagen und Autos beruhende Industrie in der digitalen Revolution überleben kann. Wenn ein Mercedes künftig nur noch ein großes Handy mit Batterie und Rädern ist, werden die Deutschen nicht mehr viel daran verdienen.

Genauso drängend sind die Fragen nach den Konsequenzen dieser ökonomischen Umwälzungen für unsere Sozialsysteme. Diese beruhen vollständig auf dem nunmehr bedrohten Lebensmodell der Mittelschicht – dem jahrzehntelangen Dauerarbeitsverhältnis in Festanstellung. Biografische Brüche, Jobverlust oder Zeiten von Selbstständigkeit, Weiterbildung und beruflicher Neuorientierung sind im deutschen Sozialsystem eigentlich nicht vorgesehen. Sie werden bei der Rentenversicherung rein technisch als „Ausfallzeiten“ betrachtet, weil in solchen Phasen keine regelmäßigen Beiträge gezahlt werden können. Auch der Schutz vor Lebensrisiken wie Krankheit oder Arbeitslosigkeit beruht auf regelmäßigen Beiträgen und ist für den ganz überwiegenden Teil der Berufstätigen nur finanzierbar, wenn sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer die ständig steigenden Kosten teilen. Wie aber können diese Solidarsysteme überleben, wenn die klassische Festanstellung nicht mehr der Normalfall ist, sondern nur eine von vielen Beschäftigungsformen?

Hinzu kommt das bekannte, aber in absehbarer Zeit trotzdem kaum lösbare demografische Problem unserer überalterten Gesellschaft. Renten- und Lebensversicherungen sind jetzt schon unter starken Druck geraten. Und natürlich fragen sich jenseits von Rentenberechnungen und Versicherungsstatistiken viele Sozial- und Politikwissenschaftler mit wachsender Sorge, wie dieser massive Wandel der Arbeitswelten auf unser Zusammenleben und auf unsere Demokratie einwirkt.

Nicht zuletzt müssen wir künftig mit einer massiven Einschränkung unserer bürgerlichen Freiheit leben. Sie ist bereits in vollem Gange und geschieht schrittweise, fast unbemerkt. Doch es ist nicht der Staat, der unsere Freiheitsräume beschneidet. Das von Liberalen und Linken lange gepflegte Feindbild der übermächtigen Staatsmacht ist zumindest in Deutschland überholt. Heute sind es die großen Internetkonzerne, die unsere Selbstbestimmung bedrohen, die uns immer mehr erfassen, analysieren und manipulieren. Das Schlimme ist, dass wir das alles irgendwie wissen und trotzdem täglich an unserer digitalen Entmündigung mitwirken. Wer kennt nicht dieses Ohnmachtsgefühl, wenn beim Anklicken einer Website oder einer App wieder einmal dem neuesten Update zugestimmt werden muss? Manchmal rafft man sich auf und beginnt, in einem Akt digitalen Ungehorsams die mehrseitigen „Erläuterungen“ zu lesen. Doch was folgt daraus? Vielleicht verweigert man einmal die erbetene Zustimmung und verlässt aus Protest die betreffende Seite. Aber oft genug gibt es keine sinnvolle Alternative, oder es fehlt gerade wieder einmal die Zeit, um danach zu suchen. Also bleibt man bei Google, Amazon & Co. Man stimmt allen Updates „freiwillig“ zu und ahnt, dass sich unser Freiheitsraum damit jedes Mal ein Stückchen mehr verengt.

Das ist nicht übertrieben. Wer den entsprechenden Einstellungen bei Google und anderen Anbietern nicht ausdrücklich widersprochen hat, wird jetzt schon bei jedem Schritt und bei jeder Fahrt „getrackt“, also digital verfolgt oder, freundlich gesagt, „begleitet“. Natürlich erhält man dann irgendwann als „Service“ auch jede Menge „Angebote“ entlang seiner Wegstrecke und wird ständig mit bezahlten „Informationen“ versorgt. Doch was ist das, wenn man genauer hinsieht? Eine gut gemeinte „Empfehlung“? Eine Erweiterung meiner Möglichkeiten? Oder die mit Algorithmen gesteuerte Überwachung der Nutzer, um sie zu besseren, sprich gefügigen Konsumenten zu machen?

Wir stehen damit erst am Anfang. Angesichts der neuen Dimensionen in der virtuellen Welt kann ich nur mit einem müden Lächeln an 1987 zurückdenken. Damals wurde mit großen Demonstrationen gegen die „Volkszählung“ protestiert, weil sie als Ausforschung durch den Staat empfunden wurde. Waren wir früher zu naiv, oder ist man heute zu sorglos? Vermutlich beides.

Dabei stellen sich die Fragen des Persönlichkeitsschutzes dringender denn je. Allerdings bestehen die Antworten der allermeisten Konsumenten nur in gleichgültigem Schulterzucken, vor allem bei jungen Leuten. „Ist halt so“, heißt es dann, „kostet ja auch nichts“ oder „kann man eh nichts gegen machen“. Doch was geschieht mit meiner persönlichen Freiheit, wenn ich in der neuen Welt überall digitale Spuren hinterlasse? Wo bleiben meine Rechte als Kunde, wenn ich schon beim zweiten Aufruf eines Produkts im Internet erkennen muss, dass der Preis für das Angebot gestiegen ist? Wie kann es sein, dass Firmen wie Cambridge Analytica und Facebook durch das Sammeln und Verknüpfen von Millionen Daten sogar die Wahlen in den USA manipulieren können – ohne dass dies zu irgendeiner rechtlichen Konsequenz führt? Werden wir überhaupt noch in der Lage sein, unsere fortschreitende digitale Entmündigung in allen Lebensbereichen zu verhindern?

Es ist absehbar, dass jede Tätigkeit, jede Transaktion künftig digital erfasst wird. Spätestens mit der Abschaffung des Bargelds sind wir dann in der Hand großer Unternehmen, die unsere Einkäufe abwickeln, unsere Transaktionen beobachten und unsere Finanzen analysieren. Eine Horrorvorstellung. Dagegen ist die düstere Vision von George Orwells 1984 nicht mehr als ein etwas altbacken klingender Science-Fiction-Roman.

Wir müssen gar nicht weit in die Zukunft schauen, um die vielen bedenklichen Veränderungen zu erkennen. Sie sind nicht nur auf die digitale Welt beschränkt. Unbestreitbar ist schon jetzt ein Auseinanderdriften der Gesellschaft zu spüren, nicht nur bei der Vermögensverteilung. Die einst so homogene Mittelschicht spaltet sich auf. Sie zerfällt in einzelne Gruppen, die sich am höchst unterschiedlichen Erfolg der verschiedenen Bildungswege und Berufsbilder orientieren. Damit verbunden sind stärkere Spreizungen bei den Einkommen sowie eine zunehmende Ausdifferenzierung der Lebensstile. Die wachsende Kluft zwischen Stadt und Land spielt dabei eine bedeutende Rolle. Regelmäßig beklagen Politiker, Verbände und Unternehmer, dass die ländlichen Lebensräume den Anschluss verlieren und immer mehr zurückfallen. Aber eine Entwicklung zum Besseren oder gar eine Trendumkehr ist nicht erkennbar.

Jahrzehntelang wurde die deutsche Nachkriegsgesellschaft auf Grafiken in Form einer Zwiebel dargestellt. Die Ober- wie die Unterschicht waren nur als kleine Zipfel erkennbar; die überwiegende Zahl der Menschen fand sich in der großen bauchigen Mitte wieder. Heute müssten die Grafiker die Form unserer Gesellschaft eher als Birne zeichnen. Aus dem kleinen Zipfel der Unterschicht ist eine breite Masse geworden, die sich ohne großen Übergang bis zur schmaler gewordenen Mitte fortsetzt.

Auch der abnehmende Kontakt und Austausch zwischen den verschiedenen Gruppen deutet auf die Erosion der Gesellschaft hin. Während in der alten Bundesrepublik die Ober- und Mittelschichten noch direkte Berührungen bei der Ausbildung, der Kultur und auch beim Sport hatten, ist heute ein zunehmender Absonderungsprozess zu beobachten. Das beginnt bereits im frühen Kindesalter. Die explosionsartige Zunahme privater Kitas, privater Schulen und privater Universitäten entwertet nicht nur den seit Jahrzehnten chronisch unterfinanzierten öffentlichen Bildungsbereich; sie führt im weiteren Lebensverlauf auch zur Herausbildung abgeschirmter Zirkel und Gesellschaftskreise, in denen die Elite und ihre Zöglinge weitgehend unter sich bleiben können.

Die ehemals breite Mittelschicht hingegen schrumpft kontinuierlich, wie alle einschlägigen Studien belegen. Das Versprechen auf „Wohlstand für alle“, ausgelöst durch das „Wirtschaftswunder“ und eine jahrzehntelange Kultur der Stabilität und Teilhabe, ist schon jetzt Vergangenheit. Kaum noch eingelöst wird auch das „Aufstiegsversprechen“, das jedem unabhängig von seiner Herkunft soziale Mobilität ermöglichen sollte. Unsere Eltern empfanden den Satz „Mein Kind soll es einmal besser haben“ noch als Verpflichtung und Lebensauftrag. Davon ist nur wenig geblieben. Die soziale Durchlässigkeit nimmt immer weiter ab. Wer heute in den sogenannten bildungsfernen Schichten zur Welt kommt oder in Deutschland mit einem Migrationshintergrund aufwächst, hat nur geringe Chancen auf einen sozialen Aufstieg.

Bereits Ende der Neunzigerjahre wurde die „Deutschland AG“ zerschlagen, ein Netzwerk von Verflechtungen zwischen großen Banken, Versicherungen und Industrieunternehmen. Mit ihr verschwand das ausbalancierte und konsensorientierte Modell des „rheinischen Kapitalismus“, das auch in der Wirtschaft von dem rheinischen Motto „Leben und leben lassen“ geprägt war. An seine Stelle trat das Diktat des Shareholder Value. Der Untergang des Traditionskonzerns Mannesmann und die Invasion der „Heuschrecken“ in Gestalt von Firmenjägern und Investmentfonds waren die für jedermann sichtbaren Zeichen einer radikalen Veränderung.

Die garantierten Beschäftigungssicherheiten der arbeitenden Mittelschicht schwanden, und der bundesdeutsche Wohlfahrtsstaat alter Prägung wurde durch einen „Gewährleistungsstaat“ ersetzt. Dieser gewährleistet inzwischen nur noch eine Grundversorgung als Absicherung gegen Lebensrisiken wie Krankheit und Arbeitslosigkeit, ermöglicht aber nicht mehr den Statuserhalt. Ausschlaggebend waren die Hartz-IV-Gesetze der Agenda 2010. Das Reformpaket war zwar ökonomisch erfolgreich; dennoch sind die Sozialkürzungen bis zum heutigen Tag umstritten, weil sie zum Sinnbild für die neue Zeit der Unsicherheit und Auflösung wurden. Kein Wunder, dass die SPD als selbst ernannte Partei der Arbeitnehmer immer noch schwer an diesem Erbe trägt und ständig neue Versuche unternimmt, den als solchen empfundenen „Agenda-Fluch“ abzuschütteln.

Schon mit Einsetzen der Globalisierung hörte Deutschland auf, eine Mittelstandsgesellschaft im klassischen Sinne zu sein. Mittlerweile übt die Mittelschicht fast überhaupt keinen echten Einfluss mehr auf die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung des Landes aus. Das Kapital und seine Eigentümer lassen sich von den traditionellen Machtinstrumenten und Interessenvertretern der Mittelschicht nicht mehr beherrschen. Sichtbarster Ausdruck dafür ist der massive Bedeutungsverlust von Gewerkschaften und Volksparteien.

Die Globalisierung löste die Mittelschicht aus ihrer alten nationalen Wirtschafts- und Binnenordnung heraus und setzte sie einem scharfen internationalen Wettbewerb aus, dessen weltweite „Wertschöpfungsketten“ Flexibilität und Anpassung erzwangen. Für den Großteil der deutschen Arbeitnehmer hatte diese Entwicklung einen Verlust an Sicherheit und Wohlstand zur Folge. Die lange Phase der Reallohnverluste in Deutschland zwischen den Jahren 2000 und 2010 spricht für sich. Oftmals wird dabei übersehen, dass durch die Koppelung der Altersversorgung an die Lohnentwicklung auch Millionen Rentner unter dem Strich mit weniger Geld auskommen mussten.

Dass die Deutschen und damit vor allem die arbeitende Mitte sich nicht gegen diese Lohnspirale nach unten wehrten, ist wohl nur mit der langen Konsens- und Stabilitätskultur der Bundesbürger zu erklären – mit der wir in Europa allerdings eine bemerkenswerte Sonderstellung einnehmen. Während nämlich neben den deutschen Arbeitnehmern nur noch Griechen und Portugiesen nach Abzug der Inflation weniger Geld erhielten, stiegen die Reallöhne seit Einführung des Euro in Spanien, Irland, Italien und Frankreich deutlich an.

Diese besondere Form des „Maßhaltens“ und die enorme Verdichtung und Rationalisierung der Arbeitsprozesse sind gewichtige Gründe, warum die deutsche Industrie international so wettbewerbsfähig ist. Qualitativ hochwertige Produkte, gepaart mit einer optimierten Herstellung bei insgesamt moderaten Personalkosten im Verhältnis zur Produktionsmenge, sind die Ingredienzen des deutschen Exporterfolgs. Doch der gute Wille, die Zuverlässigkeit und die lange Bescheidenheit beim Thema Lohnzuwachs haben der deutschen Mittelschicht nicht genützt. Am Erfolg ihrer Arbeitgeber sind die allermeisten Beschäftigten nicht beteiligt. Sie profitieren weder von den kräftig gestiegenen Aktienkursen noch von den guten Gewinnen ihrer Unternehmen. Das ist einzig und allein den Eigentümern und den Vorständen vorbehalten. Die angestellten Manager lassen sich ihre Arbeit nicht nur mit üppigen Gehältern, sondern zusätzlich noch mit Aktienoptionen und Bonuszahlungen vergolden. Dagegen ist die seit Jahren geforderte „Beteiligung der Arbeitnehmer am Produktivkapital“ eine Phantomdebatte geblieben.

Während sich zwischen 2000 und 2010 die Gehälter in den deutschen Vorstandsetagen mehr als verdoppelten, lebt der Großteil der Arbeitnehmer inzwischen von der Hand in den Mund. Eine Familie mit Durchschnittseinkommen hat heute kaum noch die Möglichkeit, ihre angespannte Lage durch Sparen und Vermögensbildung zu verbessern oder angesichts der demografischen Bedrohung etwas für das Alter zurückzulegen. Der finanzielle Abstieg dieser Menschen ist absehbar. Immer mehr Ökonomen warnen vor der Gefahr einer grassierenden Altersarmut, ohne dass jedoch etwas Durchgreifendes passiert.

Die „Normalität“ ist das Fundament des Mittelstands, doch diese Normalität bröckelt. Zu verschwinden drohen die Normalarbeitsverhältnisse, die Normalbürger, die Normalbiografien, der Normalarbeitstag und der als „Otto Normalbürger“ bezeichnete Durchschnittskonsument. Immer mehr Menschen arbeiten stattdessen in „unnormaler“, also in sogenannter „atypischer Beschäftigung“. Dazu zählen geringfügige und befristete Arbeitsverhältnisse, Zeit- und Leiharbeiter sowie Teilzeitkräfte mit weniger als 20 Wochenstunden. Ihre Zahl steigt von Jahr zu Jahr. Heute trifft es mehr als jeden fünften Beschäftigten, was insgesamt 7,7 Millionen Menschen entspricht.

Dabei stehen die wirklich umwälzenden Veränderungen noch bevor. Die Digitalisierung aller Lebensbereiche wird die beschriebene Entwicklung zu einer armen neuen Mittelschicht noch einmal radikal beschleunigen. Die Revolution 4.0 ist nicht bloß eine nahtlose Fortführung der vorangegangenen wirtschaftlichen Umbrüche, sondern ein radikaler und in seiner Geschwindigkeit und Ausbreitung gemeinhin völlig unterschätzter Wandel. Wir stehen am Beginn der digitalen Epoche und wollen nicht wahrhaben, dass es die Welt, wie wir sie kannten, in wenigen Jahren nicht mehr geben wird.

Warum? Dutzende Studien prophezeien die Vernichtung von Millionen Jobs sowie einen durch digitale Transparenz und Vergleichbarkeit erzwungenen gnadenlosen Wettbewerb. Hunderte Berufe, die jetzt noch einen festen Platz in unserem Alltag haben, werden durch künstliche Intelligenz und die Verknüpfung der Computersysteme überflüssig.

Am Anfang dieses digitalen Vernichtungsfeldzugs stehen die einfachen Jobs. Aber auch die Berufe im Dienstleistungssektor übernimmt künftig Kollege Computer. Im Touristikbereich ist das schon deutlich zu erkennen, und auch bei Banken und Versicherungen vollzieht sich ein tief greifender Wandel. In vollem Gange ist die Veränderung bereits bei den Medien – kaum eine Branche wurde durch den Siegeszug des Internets so früh und so nachhaltig durchgeschüttelt wie das Geschäft mit Zeitungen, Büchern und Magazinen.

Auf die westlichen Industrieländer rollt ein digitaler Tsunami zu. Das McKinsey Global Institute schätzt, dass allein durch hoch entwickelte Algorithmen und denkende Maschinen in den kommenden Jahren weltweit 140 Millionen Wissensarbeiter (!) durch Technik ersetzt werden. Die einfachen Tätigkeiten sind da schon gar nicht mehr mit eingerechnet.

Natürlich werden durch die Digitalisierung aller Produkte und Lebensbereiche auch neue Arbeitsplätze entstehen. Es fällt zwar schwer, den Prophezeiungen der Optimisten über eine angeblich bevorstehende Vollbeschäftigung zu glauben. Aber ein Blick in die Wirtschaftsgeschichte zeigt in der Tat, dass im Zuge der Umbrüche vergangener Jahrhunderte stets die Beschäftigung zunahm und auch ganz neue Arbeitsbereiche entstanden. Möglich wurde das, weil die Produktivität der Arbeit durch den technischen Fortschritt kontinuierlich erhöht wurde. Diese steigende Produktivität schlug sich auch in einer wachsenden Zahl von Arbeitsplätzen nieder.

Als Beispiel mag der berühmte „Heizer auf der E-Lok“ dienen, der in den politischen Debatten der Vergangenheit stets als Sinnbild des Strukturwandels galt. Zwar wurden durch die Umstellung von Dampf- auf Elektrozüge alle Männer arbeitslos, die zuvor die Kohle vom Tender in die Heizkessel der Lokomotiven geschaufelt hatten; umgekehrt aber führte die Elektrifizierung der Eisenbahnen dazu, dass immer mehr Züge fuhren, immer mehr Gleise gebaut und immer mehr Stellwerke erforderlich wurden. Das alles war nur mit mehr Arbeitskräften zu schaffen.

Bei diesem Beispiel aus der alten Industriewelt gibt es allerdings einen gewaltigen Unterschied zur Digitalisierung: Während man früher den arbeitslos gewordenen Heizer nahtlos für den Bau neuer Gleisstrecken und Bahnhöfe einsetzen konnte, ist es in unserer komplexen technischen Welt von morgen mehr als fraglich, ob solche direkten, gleichzeitig stattfindenden Jobwechsel noch gelingen.

Ein Berufskraftfahrer, der in naher Zukunft durch selbstfahrende Autos arbeitslos wird, oder eine Verkäuferin, die durch automatische Kassen ihren Job verliert, schaffen wohl nur in Ausnahmefällen eine Umschulung zum Webdesigner oder zur Programmiererin. Im Zuge der Digitalisierung werden gleichzeitig alte Jobs verschwinden und neue entstehen. Aber diejenigen, die ihre alte Arbeit verlieren, werden nicht diejenigen sein, die den Anforderungen der neuen Arbeitsplätze gerecht werden.

Diese „Ungleichzeitigkeit“ wird in wenigen Jahren zuerst jene treffen, deren Tätigkeit durch Maschinen ersetzbar ist oder deren Berufsbilder durch technische Neuerungen verschwinden. Massiv gefährdet sind alle, die heute nur eine gering qualifizierte Arbeit ausüben und älter als 40 Jahre sind, mithin eine Umschulung oder Weiterbildung nur sehr viel schwerer absolvieren können als junge Menschen.

Damit stellt sich die große gesellschaftliche und politische Frage der digitalen Zukunft: Was soll mit der enormen Anzahl von Menschen geschehen, denen der digitale Wandel die Arbeit nimmt und für die es in der neuen Arbeitswelt keine Alternative oder keine neue berufliche Perspektive gibt?

Natürlich wird man versuchen, so viele Betroffene umzuschulen, wie es nur geht. Aber es ist eine Illusion zu glauben, dass die Mehrheit der heute Geringqualifizierten in der hochkomplexen Welt der Hochleistungs-IT vermittelbar sein wird. Überlässt man diese digital Aussortierten dann sich selbst und riskiert damit eine weitere Verarmung eines wachsenden Teils der Gesellschaft? Oder alimentiert man die Opfer der Ungleichzeitigkeit, so weit es geht, aus den sozialen Sicherungssystemen, bis diese irgendwann unter der Last Millionen Betroffener zusammenbrechen?

Ganz neu wird sich in der nahen digitalen Zukunft auch die Frage stellen, ob unsere heute schon polarisierte, gereizte und in Teilen sogar gespaltene Gesellschaft eine weitere Verschärfung der sozialen Situation aushalten würde. Welche Wahlentscheidungen wären zu erwarten? Was würde es für die politischen Entscheidungsträger und unsere Demokratie bedeuten, wenn die populistischen und radikalen Parteien weiteren Zulauf durch das wachsende Heer enttäuschter und hoffnungsloser Menschen erhielten, denen sich in der neuen Welt kaum noch eine Perspektive bietet?

Selbst diejenigen, die im Arbeitsleben bleiben und sich in ihrem Job behaupten können, müssen mit einer ganz neuen Berufswelt zurechtkommen. Vor allem die Struktur der Arbeit wird sich vollkommen verändern. Aus den verbleibenden Arbeitnehmern werden „Projektteilnehmer“. Die noch von Menschen zu erledigenden Dienstleistungen werden in immer kleinere Einheiten zerlegt und in weitaus stärkerem Maße als bisher an Fremdfirmen beziehungsweise Selbstständige vergeben.

Die Arbeit der Zukunft wird entweder in Mega-Konzernen oder Mikro-Unternehmen stattfinden, die auf ein industrielles Öko-System mit Millionen wertschöpfender Einzelunternehmer zurückgreifen können. Dieses Heer der Digitalnomaden wird in einer global vernetzten Plattformökonomie im weltweiten Wettbewerb ihre mobile und jederzeit verfügbare Dienstleistung zum günstigsten Preis anbieten müssen. Die sozialversicherungspflichtige Festanstellung als klassische Lebensgrundlage der Mittelschicht ist damit endgültig Vergangenheit. Wir werden uns künftig nicht nur auf eine sehr viel höhere Zahl von Modernisierungsverlierern und auf ein digitales Prekariat einstellen müssen, sondern auch auf eine neue, aber ärmere und wesentlich kleinere Mitte. Die Digitalgesellschaft der Zukunft wird ein äußerst heterogenes und fragiles Gebilde darstellen, das mit der Stabilität und der Größe der klassischen Mittelschicht nicht mehr zu vergleichen ist.

 

Man kann dieser These sicher einige ökonomische, technische oder sozialpolitische Argumente entgegensetzen – sie werden im weiteren Verlauf des Buchs genannt. Volkswirte, Informatiker und Politikwissenschaftler beschäftigen sich höchst kontrovers mit diesem Thema. Streit und Konflikte sind programmiert. Es gibt aber auch kluge und gebildete Menschen, die der technischen Veränderung mit Ruhe und philosophischer Gelassenheit entgegenblicken. Sie lassen sich nicht von der Sorge um die Zukunft anstecken, denn ihre Hoffnung ist die Utopie.

Sie stellen ungewöhnliche Fragen wie diese: Was ist so schlimm daran, wenn die Computer künftig die Arbeit übernehmen? Haben wir Menschen dann nicht viel mehr Zeit und bedeutend weniger Stress? Besteht dann nicht die einmalige Gelegenheit, unsere freigesetzte Energie wesentlich sinnvoller einzusetzen als für die schnöde Erwerbsarbeit – etwa für ehrenamtliche Aktivitäten, für gesellschaftliche, künstlerische oder karikative Aufgaben? Oder einfach nur für unsere persönlichen Belange, für die Pflege von Freundschaften, für die Vertiefung familiärer Bindungen. Könnten wir dann nicht endlich einmal mit echter Muße unsere Bildung auffrischen, kreativ sein und den persönlichen Horizont erweitern? Und wäre die Welt nicht eine viel bessere, wenn möglichst viele Menschen so leben könnten, ohne Erwerbszwang, befreit von eintöniger und sinnentleerter Arbeit? Würde so nicht der Bildung, der Erkenntnis und einem neuen, altruistischen Zeitgeist zum Durchbruch verholfen? Ist am Ende nicht sogar die Digitalisierung die entscheidende Voraussetzung für eine wirklich humane Arbeitswelt und die Herausbildung einer Gesellschaft, die nach humanistischen Idealen strebt?

Der Nachteil an sozialen Utopien ist, dass sie selten mit ökonomischen Grundlagen in Übereinstimmung gebracht werden. Karl Marx ist die wohl berühmteste Ausnahme unter den Philosophen, und er hat es auf eine intellektuell eindrucksvolle Weise versucht. Aber wir mussten weder seine gesammelten Werke lesen noch seinen 200. Geburtstag abwarten, um den dramatischen Misserfolg seiner Utopie im realen Leben zu verfolgen. Mit der Berliner Mauer brach nicht nur ein schändliches Bauwerk zusammen, sondern auch das marxistische Theoriegebäude. Die klassenlose Gesellschaft ist nicht nur gescheitert, sie hat nie existiert, denn auch im Sozialismus sicherten sich Parteikader und Funktionäre weitgehende Privilegien.

Die Menschen sind eben nicht gleich, sondern höchst unterschiedlich. Sie wollen Freiheit, aber auch Sicherheit. Beide Wünsche stehen in einem enormen Spannungsverhältnis zueinander.

Von den vielen Gesellschaftsmodellen im Verlauf unserer Geschichte ist es der Demokratie mit einer freien, sozialen und ökologischen Marktwirtschaft bislang noch am besten gelungen, die widerstreitenden Interessen zwischen wirtschaftlicher und individueller Freiheit sowie sozialer Sicherheit und Gerechtigkeit auszutarieren. Die spannende Frage wird sein, ob dieser Ausgleich in der digitalen Marktwirtschaft der Zukunft auch noch gelingt. Die Folgen eines Scheiterns will man sich nicht ausmalen.

Wir brauchen deshalb viele kluge Köpfe, die neue Ideen und sicher auch Utopien entwickeln, damit wir passende Antworten auf die veränderten ökonomischen und sozialen Bedingungen der digitalen Gesellschaft finden. Vielleicht wird es mithilfe der künstlichen Intelligenz möglich sein, unsere Computer und Maschinen eines Tages so zu programmieren, dass sie weitgehend autonom Dienstleistungen und Produkte hervorbringen, von deren Verwertung wir dann unser Leben in einer weitgehend arbeitsfreien Welt finanzieren können. Wer weiß?

Möglich ist vieles, wenn neue Technik und neues Denken zusammentreffen. Als 1972 der Bericht des Club of Rome die vermeintlichen Grenzen des Wachstums aufzeigte, sahen viele im Verzicht die einzige Möglichkeit, eine weitere Zerstörung des Planeten abzuwenden. Die Wissenschaftler waren in ihren Untersuchungen zu dem Ergebnis gelangt, dass bei anhaltendem Bevölkerungswachstum und einer stetigen Zunahme von Industrialisierung, Umweltverschmutzung, Nahrungsmittelproduktion und Rohstoffausbeutung die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Verlauf der nächsten hundert Jahre erreicht werden.

Eine signifikante Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Umweltverbrauch galt damals noch als Utopie. Knapp fünfzig Jahre später wissen wir es besser. Mittlerweile ist es in vielen Industriezweigen durch technische Entwicklungen gelungen, Herstellung und Nachhaltigkeit zu vereinen. Mehr Wohlstand und weniger Umweltverschmutzung sind möglich. Die Energiebranche beispielsweise ist auf dem besten Weg, immer mehr Strom zu produzieren, ohne die Luft zu verpesten.

Vielleicht ermöglicht in weiteren fünfzig Jahren ein Quantensprung bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz die Schaffung einer weitgehend arbeitsfreien Welt mit einer ausreichenden Lebensgrundlage für alle Menschen. Allerdings stellt sich bei dieser Utopie die Frage, wo dann das Zentrum der künftigen Entscheidungen liegen wird: in den mit künstlicher Intelligenz vollgestopften Hochleistungscomputern gewaltiger Rechenzentren oder immer noch im menschlichen Gehirn? Werden dann die Computer herrschen oder noch die Menschen?

Daniel Goffart

Über Daniel Goffart

Biografie

Daniel Goffart, geboren 1961, begann als Rechtsanwalt, arbeitete im Management eines deutschen Konzerns und schreibt seit mehr als zwanzig Jahren über politische und ökonomische Fragen. Seine Artikel erschienen in großen Tageszeitungen. Goffart leitete beim Handelsblatt das Ressort »Wirtschaft &...

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„Der Leser spürt: Das geht mich unmittelbar an.“

Focus

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rezensionen.ch

„Daniel Goffart hat mit diesem Buch einen sehr gewichtigen Beitrag geleistet, um die derzeitigen Herausforderungen für die Politik, Gesellschaft und Wirtschaft schonungslos zu identifizieren und aufzuzeigen, dass nicht nur das Ende der Mittelschicht droht, sondern auch unser aller Freiheit in akuter Gefahr ist.“

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