Ein Plädoyer für eine offene Gesellschaft
Stimmen für die Demokratie
Ob in der Türkei, in den USA oder in den europäischen Nachbarstaaten: Autoritäre Regimes sind auf dem Vormarsch. Angesichts der aktuellen weltpolitischen Entwicklungen und mit Augenmerk auf das Wahljahr 2017 ist es umso wichtiger eine Stimme zu erheben und öffentlich einzutreten für eine offene und vielfältige Gesellschaft.
Achtzehn namhafte Autorinnen und Autoren des Piper Verlags möchten genau das tun und stellen sich und uns die Frage, was es heißt, demokratische Werte zu verteidigen. Entstanden ist die Anthologie „Wir haben die Wahl“, die am 1. August im Piper Verlag erscheint. Die Gedanken und Konzepte der versammelten Beiträge sind so vielfältig wie die Demokratie selbst.
Persönlich und nachdenklich machend, aufwühlend und kritisch möchten Andreas Altmann, Lamya Kaddor, Hape Kerkeling, Stephan Orth, Gisa Pauly, Jörg Steinleitner, Su Turhan und viele weitere Piper-Autorinnen und -Autoren ein Zeichen für eine Gesellschaft der Freiheit und Akzeptanz setzen.
Alle Beitragenden und Mitwirkenden, ob Drucker, Setzer oder Grafiker, haben auf ein Honorar verzichtet. Die gesamten Erlöse aus diesem Buch werden an gemeinnützige Organisationen gespendet: an die Münchner „SchlaU-Schule“, die junge Geflüchtete darin unterstützt, ihr Menschenrecht auf Bildung wahrzunehmen und das „Theater Grenzenlos“, ein inklusives Theaterprojekt, das unbegleitete minderjährige Geflüchtete und Münchner Schülerinnen und Schüler zusammenbringt.
Am 18. September 2017 wird „Wir haben die Wahl“ Münchner Abiturjahrgängen im Verlagsgebäude des Piper Verlags vorgestellt. Die Autoren Georg M. Oswald, Su Turhan, Tobias O. Meißner und Jörg Steinleitner werden in diesem Rahmen mit den Schülerinnen und Schülern u.a. über Demokratie und die Aufgaben der Politik diskutieren.
Vorwort von Verlegerin Felicitas von Lovenberg
Literatur gilt als Kunst, die Zeit braucht, um auf Ereignisse und Entwicklungen zu reagieren. Zwar erweisen sich Romane und Erzählungen oft als prophetisch, doch lässt sich das naturgemäß erst im Nachhinein feststellen. Einer engagierten Literatur hingegen wird oft die breite Anerkennung versagt. Dabei ist es keineswegs so, dass Schriftsteller zu aktuellen Ereignissen schweigen. In diesem Herbst haben wir in Deutschland die Wahl.
Zum ersten Mal, seit vor zwei Jahren Hunderttausende Menschen bei uns Zuflucht suchten, also seit jenen Ereignissen, die als „Flüchtlingskrise“ erst ins öffentliche Bewusstsein und dann bei Wikipedia eingegangen sind. Erstmals auch seit den Terroranschlägen von Paris, Nizza, Brüssel und Berlin, seit der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staaten und seit dem Verfassungs- referendum in der Türkei, das Recep Tayyip Erdog˘an zum de facto Alleinherrscher macht. Es ist die erste Bundestagswahl seit dem deutlichen Erstarken von Rechtspopulisten in vielen europäischen Ländern; in Österreich, den Niederlanden und Frankreich hätten es ihre Vertreter zuletzt beinahe bis in höchste Staatsämter gebracht, während in Russland, Ungarn oder der Türkei Antidemokraten bereits an der Macht sind. Bei uns holt derweil die AfD (Alternative für Deutschland) bei Landtagswahlen mehr Stimmen als die Grünen, und Anhänger der Pegida-Bewegung rufen auf offener Straße fremden- und islamfeindliche Parolen.
Die Idee zu diesem Buch entstand im Piper-Lektorat aus Gesprächen mit unseren Autorinnen und Autoren, die diese Entwicklungen besorgt, empört, verstört und in einigen Fällen sehr persönlich betrifft, weil sie selbst erleben oder erlebt haben, was es heißt, Ziel von Rassismus, Hasskommentaren und ausgrenzender Aggression zu sein.
Die Schriftsteller wollen ein Zeichen für Solidarität, Freiheit und Toleranz setzen – und wir als Verlag mit ihnen.
In diesem Band erheben zahlreiche Piper-Autorinnen und -Autoren ihre Stimme, darunter Andreas Altmann, Bruno Jonas, Lamya Kaddor, Hape Kerkeling, Stephan Orth, Georg M. Oswald, Gisa Pauly, Michael Peinkofer, Kai Strittmatter und Su Turhan. Es geht in den Texten nicht darum, Strategien zur Flüchtlingsfrage zu entwerfen, Leitplanken einer Leitkultur aufzuzeigen oder überhaupt Ratschläge zu erteilen. Vielmehr ist das Anliegen der Texte, durch Reflexion das Bewusstsein dafür zu schärfen, was derzeit auf dem Spiel steht. Es geht darum, wie wir gemeinsam und als Einzelne dazu beitragen können, dass die politischen und gesellschaftlichen Werte der Demokratie erhalten und gelebt werden, also darum, die Welt, so wie sie ist, „wohnlicher einzurichten“, wie Andreas Altmann es mit Bertolt Brecht mitreißend formuliert.
So vielfältig wie die Verfasser und ihre Temperamente sind die Texte. Ob erzählerisch angelegt oder autobiografisch, satirisch, wütend oder nachdenklich – alle sind sehr persönlich. In ihren Texten treten die Autorinnen und Autoren ein für die Rechte und Werte, die das Wesen unserer freiheitlichen Gesellschaft ausmachen, und sie wenden sich gegen die Bequemlichkeit jener Einstellung, dass es auf den Einzelnen nicht ankomme. In manchen Texten klingt Angst an, in anderen Zweifel, in den meisten jedoch wird das beschworen, was die Gesellschaft im Innersten zusammenhält: Menschlichkeit, Empathie, guter Wille. Und eigentlich alle sind davon überzeugt, dass unsere Demokratie stark genug ist, um souverän und besonnen, aber eben auch selbstkritisch
auf Versuche der Ausgrenzung einzelner Gruppen zu reagieren. Hape Kerkeling besingt den Ort, wo es nicht sexy oder schrill zugeht, nicht gruselig oder aufregend, da, wo der gute Durchschnitt zu Hause ist und die Gesellschaft ganz bei sich: die Mitte als Bollwerk.
Diese Anthologie will aufrütteln, anregen und berühren, abei aber auch animieren, appellieren und unterhalten. Der Prozess ihres Zustandekommens ist der beste Beweis für die Kraft eines gemeinsamen Anliegens. Die gesamten Erlöse aus diesem Buch werden an gemeinnützige Einrichtungen gespendet, und alle Beiträger haben auf ein Honorar verzichtet, ebenso Grafiker, Setzer, Papierlieferanten und Drucker.
In diesem Buch sind aus jedem Lektorat des Piper Verlags, aus Literatur und Sachbuch, aus Unterhaltung, Fantasy und von Malik, Autorinnen und Autoren vertreten, sodass sich in der Bandbreite der Verfasser auch die Vielfalt des Verlagsprogramms spiegelt – und die Vielfalt einer Gesellschaft, die es zu verteidigen lohnt.
Felicitas von Lovenberg,
im Sommer 2017
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