7 Fragen, die den Himmel ziemlich unmöglich machen
Autor Matthias Kluckert über die Philosophie seines humorvollen Romans „Wie der tote Carl eine Revolution auslöste und der Himmel Kopf stand“
In seinem Blogbeitrag spricht Autor Matthias Kluckert über den himmlischen Hintergrund seines neuen Romans und stellt sieben nicht ganz ernst gemeinte Fragen über die Beschaffenheit von Himmel und Hölle:
Eines vorweg: Natürlich weiß niemand, wie der Himmel aussieht und wie er beschaffen ist. Mag sein, dass wir im Jenseits als körperlose Seelen dauerglücklick sind und sich Fragen nach Physik und Logik daher gar nicht stellen.
Dennoch höre ich immer wieder Sätze wie „Im Himmel sehen wir uns wieder“, und wer so was sagt, der malt sich das Jenseits mit kindlicher Naivität aus. Diese Vorstellung eines Lebens nach dem Tod finde ich hochgradig faszinierend - und gleichzeitig voller Widersprüche, eigentlich undenkbar und absolut unmöglich.
Für meinen Roman „Wie der tote Carl eine Revolution auslöste und der Himmel Kopf stand“ habe ich mir meine ganz eigene Version des Himmels gebastelt: Die nämlich, die mir noch am ehesten logisch erscheint. Beim Schreiben haben mich sieben Fragen am meisten beschäftigt:
Demografie-Experten schätzen, dass auf der Erde schon mindestens 108 Milliarden Menschen gestorben sind - 15mal so viele, wie aktuell weltweit leben. Wenn die es alle in den Himmel geschafft haben, muss es dort ganz schön voll sein. Wir sprechen schließlich bei den irdischen Dimensionen von Überbevölkerung. Und die Erdbevölkerung wächst rasant weiter, es gibt ständig noch mehr Menschen - und entsprechend viele Tote. Ob der Himmel darauf wohl vorbereitet ist....? Ich bezweifle es.
Die vorige Frage hätte man vielleicht auch so beantworten können: Es muss gar nicht viel Platz im Himmel sein - es gibt schließlich auch noch die Hölle! Bloß: Wer kommt da eigentlich hin? Und wie lange büßt man für sein irdisches Fehlverhalten? Nehmen wir einen Durchschnittsbürger: Der hat in seinen 80 Jahren auf der Erde sicher ein paar Mal gelogen, womöglich mehrfach seinen Partner betrogen und auch mal was im Kaufhaus geklaut. Aber sollte er deshalb für alle Ewigkeit im Fegefeuer schmoren? Mir zumindest erscheint diese Strafe - zumal, wenn es kein Berufungsverfahren gibt! - ein wenig überzogen.
Stellen Sie sich einen Mann vor, der unverschuldet in einen Verkehrsunfall verwickelt war und dabei so schwer verletzt worden ist, dass ihm beide Beine amputiert werden mussten. 30 Jahre später stirbt dieser Mann und kommt in den Himmel. Muss er auch dort im Rollstuhl fahren? Oder gibt es eine himmlische Wunderheilung? Und falls ja: Sind dann auch die Hässlichen im Himmel schöner und die Dummen klüger? Und was ist, wenn sich einer seine Nase per Schönheits-OP hat korrigieren lassen - ist die im Himmel dann wieder schief?
Wahrscheinlich ist der Himmel so eine Art Schlaraffenland, in dem Milch und Honig fließen und wo einem die Weintrauben direkt in den Mund fallen, oder? Ein ewiges Dasein ohne alle Leckereien mag ich mir jedenfalls nicht vorstellen - denn wie trostlos wäre ein Ort, an dem es bis ans Ende aller Zeiten nicht mal ein einziges Stück Schokolade oder einen Schluck Wein gäbe? Eben. Aber wo gegessen und getrunken wird, da setzt auch die Verdauung ein. Aber muss man im Himmel wirklich aufs Klo? Ich kann's mir nicht vorstellen. Klos sind doch gar nicht himmlisch, oder?
Max und Maria waren 13 Jahre lang glücklich verheiratet. Bis der Tod sie schied, als nämlich Max von einem LKW überfahren wurde. Maria, gerade erst Mite 40, war todunglücklich und trauerte um ihren Max. Irgendwann dann aber, Jahre später, verliebte sie sich in Manfred und heiratete auch den. So weit, so einfach - auf der Erde. Im Himmel allerdings wartet Max sehnsüchtig auf das Wiedersehen mit Maria, und irgendwann sterben auch Maria und Manfred. Dann hat Maria ein Problem: Für wen der beiden soll sie sich entscheiden? Mit welcher Begründung soll sie den anderen verstoßen? Die einfachste Lösung wäre freilich eine Dreiecksbeziehung ...
Ganz egal, wie der Himmel beschaffen ist: Die Wahrscheinlichkeit, dass er für uns moderne Menschen selbsterklärend ist, erscheint mir verschwindend gering. Wahrscheinlich kommt ein jeder mit tausend Fragen dort im Jenseits an: Ist Opa auch da? Gibt's hier Netflix? Wo kann ich ein paar neue Schuhe kaufen? Und so weiter. Irgendjemand muss diese Fragen beantworten - aber in welcher Sprache? Auf Chinesisch, weil das global gesehen die meisten Menschen verstehen? Oder auf Aramäisch, weil das wahrscheinlich Jesus gesprochen hat? Wahrscheinlich muss Gott eine ganze Heerschar an Dolmetschern für so exotische Sprachen wie Bayrisch und Uigurisch bereithalten.
Gibt es nur einen Himmel für alle - oder hat jeder seinen eigenen? Das ist womöglich die schwierigste Frage von allen. Ich zumindest möchte nicht für alle Zeiten einsam sein, sondern hätte gerne ein paar Freunde um mich herum. Aber ob die wohl auch alle in meiner Nähe sein wollen? Und was ist zum Beispiel mit Egon, der seit 48 Jahren heimlich in Irmtraud verliebt ist und sie dauernd durchs Fernglas beobachtet? Für ihn wäre es sicherlich himmlisch, sie im Himmel weiter beobachten (oder womöglich sogar küssen!) zu dürfen. Aber für Irmtraud wäre wohl eher ein Himmel erstrebenswert, in dem Egon Hausverbot hat.
Für meinen „Carl“ habe ich die sieben Fragen alle beantwortet - auf meine Art, und nicht ganz ernst gemeint. Wenn Sie herausfinden möchten, ob Sie dieselben Antworten gegeben hätten: Lesen Sie's. Oder, noch besser: Kaufen Sie's! Da hätten wir dann nämlich beide was davon - und das wäre doch himmlisch, oder?
Matthias Kluckert, geboren 1982, zog es nach einer Kindheit in einem Schwarzwald-Dorf für sein Studium nach Peking; er spricht fließend Chinesisch. Als Journalist schrieb er u.a. für die Politikredaktion der Bild-Zeitung, inzwischen arbeitet er als Kommunikator für ein Industrieunternehmen. Kluckert lebt in Berlin und zahlt Kirchensteuer.
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