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Sieben Heere (Sieben Heere 1)

Sieben Heere (Sieben Heere 1)

Tobias O. Meißner
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Roman

„(...) weitaus mehr als nur ein unglaublich spannender, hintergründiger und herrlich gegen den Strich gebürsteter Fantasy-Roman.“ - phantastisch-lesen.com

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Sieben Heere (Sieben Heere 1) — Inhalt

Mit seinen Bestsellern um »Die Dämonen" schrieb sich Tobias O. Meißner ins Herz der Fantasyleser. Nun beginnt sein neues um eine von Krieg und dunkler Magie geprägte Welt: Nach einer übermächtigen Invasion besetzt eine gewaltige Armee das Land. Sieben Heere, gebildet aus den skrupellosesten, kaltblütigsten Kriegern, unterwerfen Städte und Dörfer. Die Bewohner beugen sich der erdrückenden Macht der Eroberer - doch dann gelingt es einer Gruppe Aufständischer überraschend, einem der Heere empfindliche Verluste zuzufügen. Es ist der Beginn einer Revolution - und eines gewaltigen Krieges, der alle in den Abgrund reißen wird ...

€ 11,99 [D], € 11,99 [A]
Erschienen am 09.11.2015
416 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-97153-9
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Leseprobe zu „Sieben Heere (Sieben Heere 1)“

1

Als das friedliche Land Akitania im Frühherbst von den sieben Heeren Nafarroas eingenommen wurde, hielt die Welt nicht in ihrer Umdrehung inne.
Die Sonne barg nicht ihr Gesicht in den Wolken, Flüsse verhielten nicht ihren Lauf. Kein Wind stemmte sich, kein Regen vergoss Tränen.
Die Besetzung war kein Geschrei, kein Empören, sondern eher ein Rascheln und Wispern.
Das Knarren von Leibgurten. Knistern von hohem Gras. Das rasselnde Schnauben der eigenartigen Tiere, auf denen die Anführer der Nafarroaner über die südlichen Berge, das westliche und nördliche [...]

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1

Als das friedliche Land Akitania im Frühherbst von den sieben Heeren Nafarroas eingenommen wurde, hielt die Welt nicht in ihrer Umdrehung inne.
Die Sonne barg nicht ihr Gesicht in den Wolken, Flüsse verhielten nicht ihren Lauf. Kein Wind stemmte sich, kein Regen vergoss Tränen.
Die Besetzung war kein Geschrei, kein Empören, sondern eher ein Rascheln und Wispern.
Das Knarren von Leibgurten. Knistern von hohem Gras. Das rasselnde Schnauben der eigenartigen Tiere, auf denen die Anführer der Nafarroaner über die südlichen Berge, das westliche und nördliche Meer und die östlichen Wälder in das Land gekommen waren. Nur hier und da schabte Metall gegen Metall. Jemand nieste. Einige fluchten oder lachten.
Es wurde weder gebrüllt noch in rasendem Galopp gestürmt.
Es wurde nicht gekämpft. Nicht verbrannt. Nicht niedergemacht.
All dies war nicht notwendig.
Die Heere Nafarroas kamen, wie der Herbst kommt, langsam und unaufhaltsam, nach und nach alles einfärbend mit ihrem schwarzweißen Rüstzeug aus gebrochenem Licht.
Das friedliche Land Akitania hatte kein nennenswertes Heer. Die Menschen waren Bauern, Händler, Handwerker, Viehhirten, Mundschenke, Baumeister und Dichter.
Wie eine Umwälzung, die so langsam vonstattengeht, dass sie kaum Staub aufwirbelt, trotteten die Truppen Nafarroas zu ihren aberhunderten von neuen Bestimmungsorten, wohlverteilt über das ganze Land, dem gliedernden Plan des Beraterstabes und der Interpreten folgend, den ihre schöne Königin nach mehreren Monaten der reiflichen Erwägung nun in die Tat umzusetzen beschlossen hatte.
Die sieben großen Heere teilten sich auf in den sieben neuen Regionen, bis jeder Einzelne der Soldaren seinen Posten in der Fremde eingenommen hatte, und bis die Fremde keine Fremde mehr war, da sie jetzt ebenfalls dem Land Na­farroa gehörte.


2


Aus dem Dorf Hagetmau war es das Mädchen namens Nendlèce, das die einmarschierende Truppe als Erste zu Gesicht bekam.
Zuerst traute sie ihren Augen nicht. Etwas funkelte zwischen den Bäumen, fing das blonde Licht der Sonne ein und machte etwas ganz anderes daraus. Eine Rüstung. Mehrere Rüstungen. Schwarz und weiß gemusterte Harnische. Helme mit blank glänzendem Kamm.
Dann bemerkte sie das Tier, auf dem der Anführer ritt.
Gesehen hatte sie ein solches Tier noch niemals, nur in den Erzählungen der Älteren und im Hagetmauer Geschichtenbuch beschrieben: Es war eine Mischung aus Pferd und Vogel, mit Federn, die wie Eisenschuppen starrten, und einem Schnabel, so dick, als könnte man damit Türen durchschlagen. Ein Gryph. Ein leibhaftiger Gryph, wie herabgestiegen von dem Wandgemälde, das sie einmal in Maylis betrachtet hatte.
Die Soldaren, die diesem Berittenen folgten, waren zu Fuß, in einer durch Erschöpfung schon leicht unregelmäßig gewordenen Formation. Insgesamt dreißig Mann. In Nendlèces Augen waren dreißig fremde Männer ein ganzes Heer.
Sie mussten aus Nafarroa stammen. Etwas anderes war gar nicht denkbar. Eine umherstreifende Räuberbande in einheitlichen Rüstungen? So etwas gab es nicht. Ein gezähmter Gryph nördlich der Berge von Pyr? Davon hatte sie noch nie gehört.
Aber was machte eine Truppe aus Nafarroa so weit nördlich des Gebirges, das beide Länder unmissverständlich voneinander trennte?
Nendlèce zerbrach sich den Kopf, bis ihr schier die Augen tränten, aber sie konnte sich auf diesen Anblick dennoch keinen Reim machen.
Erst vor wenigen Wochen war sie sechzehn Jahre alt geworden. Immer hatte sie ihr langes, hellbraunes Haar zu einem buschigen Zopf gebunden, damit es ihr beim Rennen in den Wäldern nicht hinderlich wurde. Gerne hätte sie es ganz abgeschnitten und es kurz wie ein Junge getragen, aber ihre Eltern sagten, dass niemand ein solches Mädchen anschauen würde, und sie hofften wahrscheinlich darauf, sie bald an einen wohlhabenderen Händler aus Urgons oder Samadet oder noch weiter weg verheiraten zu können. Dabei war Varlie, ihre große Schwester, auch noch nicht verheiratet, und Varlie war sogar schon 18 Jahre alt, und wenn man ganz genau hinschaute – besonders früh am Morgen – konnte man bereits feststellen, dass sie nicht mehr ganz jung war.
Nendlèce dagegen sah noch sehr kindlich aus, und sie ärgerte sich manchmal darüber, dass ihre kleine Nase ihrem Gesicht etwas Flüchtiges verlieh. Stolz dagegen war sie auf die Narbe, die ihre linke Augenbraue in zwei Hälften teilte. Ger­­ne erzählte sie ortsfremden Markttreibenden, dass das beim Reiten passiert war. So ganz gelogen war das nicht, aber eben auch nur die halbe Wahrheit: Als sie noch sehr klein gewesen war, hatte sie das Schaukelpferd eines befreundeten Mädchens so wild beansprucht, dass sie sich mitsamt dem Holzspielzeug überschlagen hatte. Seitdem hatte sie diese Narbe und trug sie wie ein Ehrenabzeichen der Tapferkeit.
Ansonsten war das aber eine schwierige Sache mit der Tapferkeit. Weil man so vieles dabei falsch machen konnte, über das die Erwachsenen dann schimpften.
Auch jetzt, im Angesicht dieses rätselhaften Heeres, war ihre große Schwester Varlie Nendlèces größter Halt. An wen sonst sollte sie sich wenden? Wem Bescheid geben über die sich durch die Wälder an Hagetmau heranpirschende Truppe von Feinden? Nicht schon gleich Rauthne, der Dorfbyrgherin. Die würde sie nur für ein übermütiges Kind halten und ihr nicht glauben. Auch nicht Mardein, dem Seher und Feuersemanen, denn der hatte die Soldaren nicht kommen sehen, obwohl er doch anscheinend vorausahnend war. Varlie. Varlie allein würde wissen, was zu tun war, weit mehr noch als ihre Eltern, die sicher wieder nur besorgt wären um ihren Hausrat, wie jedes Mal, wenn das Wetter oder die mannigfaltigen Kreaturen der Wildnis Hagetmau zu schaffen machten.
Nendlèce beobachtete den Trupp weiterhin. Sie war sicher, bislang unbemerkt geblieben zu sein. Viel zu klein war sie dazu, viel zu sicher und gewandt beim Pirschen durchs Unterholz. Aber sie traute sich auch nicht heraus aus ihrer wohl verborgenen Position. Viel zu schlecht konnte sie einschätzen, wie gut das Gehör oder die Witterung des Gryph waren.
Sie vergewisserte sich, dass der Trupp auf dem Weg nach Hagetmau blieb. Wartete, bis sich der kleine Heerwurm aus ihrer Sichtweite hinausgeschlängelt hatte. Ein Flecken Gryph­losung war auf dem Weg zurückgeblieben. Wie ein Beweis dafür, dass Nendlèce sich das alles nicht nur eingebildet hatte.
Dann rannte sie los. Wusste, dass der Weg, den die Sol­daren nahmen, sich wand, sich den Gegebenheiten des hü­geligen Terrains anpasste, und kannte selbst einen kürzeren Weg, der unbequemer war und steiler, auf dem sie jedoch das Dorf bestimmt ein Viertel einer Stunde vor den Soldaren erreichen konnte.
Ein Viertel einer Stunde nur, um Hagetmau zu warnen! Um gemeinsam mit Varlie und vielleicht dann auch mit der ältlichen, schnell überforderten Rauthne alles in die Wege zu leiten, was nun zu tun war.
Nendlèce rannte. Die Bäume fetzten an ihr vorüber, das Sonnenlicht flackerte, von Blättern zerhackt. Sie atmete regelmäßig dabei. Unter den Mädchen von Hagetmau gab es keines, das ihr im Rennen oder Reiten etwas vormachen konnte. Nendlèce war die schnellste. Wenigstens das Tragen einer Hose anstatt eines Kleidchens erlaubten ihr ihre Eltern, damit sie sich im Wald besser bewegen konnte. Mit weiten Sätzen wie ein Reh sprang sie über quer liegende Stämme hinweg und überholte somit die Truppe, die sich Hagetmau näherte.



3


Das Dorf wurde für Nendlèce sichtbar. Denn über die dicht bewaldeten Felsen kam sie, anders als die Soldaren, die sich durch tieferes Gelände voranbewegten.
Achtzig Häuser, aus grauen Steinen geschichtet, mit Holz und Gräsern gedeckt. Die markantesten Gebäude und Plätze waren von den Felsen aus alle zu sehen. Die mit rötlichen und schwarzen Holzschindeln verkleidete Ratshalle, in der die Byr­gherin Rauthne alle zwei Wochen die Neuigkeiten des Landes Akitania verkündete, soweit sie ihr denn zu Ohren gekommen waren: Dekrete der Krone, Gerüchte und Entwicklungen aus der Umgegend oder der nächstgelegenen großen Stadt Marmandeh, sogar – für die Bauern besonders inte­ressant – Wetterprophezeiungen von Wolkensemanen. Dann der Marktplatz, den die Hagetmauer scherzhaft Hafen nannten. Hier fand einmal im Monat ein buntes Markttreiben statt, wenn die fahrenden Händler sich für diesen Tag in Hagetmau trafen, bevor sie nach Doazit und Maylis weiterzogen. Am Marktplatz die Stube des Tortenmacherpärchens, die Geschmeideschmiede, die Kleidermacherin, die auch Ausbesserungen und Reinigungen kundig vornahm. Etwas dahinter, aber immer noch am Hauptweg die einzige Schenke Hagetmaus, Das schwarze Lamm. Im nördlichen Bereich des Dorfes schließlich das höchste Bauwerk: der steinerne Glockenturm des kleinen Abelion-Tempels, umgeben von einem sorgsam gepflegten Apfelbaumhain, denn Äpfel waren Abelions heilige Früchte. Alarm konnte man läuten mit dieser Glocke. Falls es brannte. Falls der Fluss Lut empfindlich über die Ufer trat. Oder auch – was noch nie vorgekommen war, zumindest nicht, seit Nendlèce sich erinnern konnte – wenn ein Heer aus Nafarroa anrückte.
Vor dem Dorf der schmale Fluss. Klar und hell durchsprudelte er sein Bett. Die Brücke. Die Brücke konnte man zerstören, das würde die Soldaren aufhalten. Bis auf den Gryph. Der würde sich aufschwingen in die Luft mit seinen wie Metall funkelnden Flügeln und mitten auf dem Marktplatz von Hagetmau niedergehen, zwischen Tortenmacher und Geschmeideschmiede. Und Feuer speien? Konnten Gryphe Feuer speien? Mardein, der Feuersemane, müsste das wissen.
Nendlèces Gedanken überschlugen sich beinahe noch schneller als ihre Füße.
Aber sie schrie die Neuigkeiten nicht hinaus, als sie den Waldhang in weiten, sicheren Sätzen hinabstürmte zum Dorf, die Brücke querte und den südlichen Bereich des Dorfes. Die Hagetmauer, an denen sie vorüberkam, würden sie doch ohnehin nur für verrückt gehalten haben. Für ein Kind halt.
Varlie. Ihre große Schwester Varlie würde wissen, was zu tun war, ob man läuten, hinausschreien, zu den Waffen greifen oder sogar fliehen musste.
Die Haustür stand offen, um die Wohnräume zu lüften.
Nendlèce sprang über die Schwelle ins Innere und rempelte damit beinahe ihre Mutter um. „Kind! Pass doch auf!“, rief die Mutter aus und schnalzte tadelnd.
„Wo ist Varlie?“, fragte Nendlèce ganz atemlos.
„Am Ufer wahrscheinlich. Irgendwo. Treibt sich mit diesem Taugenichts Tautun herum.“
Nendlèce war schon wieder losgelaufen. Sie wusste, wo am Ufer sich Varlie am liebsten aufhielt. Flussabwärts in Richtung der Mühle, wo verblühter Flieder sich weit über das Wasser reckte. Schon auf halbem Weg sah sie ihre Schwester ihr entgegenkommen, mit mürrischem Gesichtsausdruck. Varlie hatte sich ihr hübschestes Kleid angezogen, das mit den aufgestickten Blütenkränzen, aber Tautun war wohl wieder nicht gekommen zur Verabredung. Er „vergaß“ so etwas gerne und oft.
„Nin, was ist los?“, fragte Varlie, die sofort spürte, dass ihre kleine Schwester nicht einfach nur aus Übermut ganz außer Puste war.
„Soldaren!“
„Soldaren?“
„Aus Nafarroa, glaube ich! Dreißig Mann in Rüstungen! Einer reitet auf einem Gryph! Und sie kommen direkt auf Hagetmau zu!“
„Das kann doch nicht sein! Irrst du dich auch nicht?“
„Nein, ich hab sie selbst gesehen.“
„Wo sind sie?“
Nendlèce deutete auf den Weg, den die Soldaren kommen mussten. „Noch etwa ein Viertel einer Stunde entfernt, vielleicht weniger.“
„Das gibt es doch gar nicht.“
Nendlèce sah, wie es in Varlie arbeitete. Varlie war ein auffallend hübsches Mädchen, mit ihren klaren hellen Augen und dem beinahe hüftlangen Haar, das sie im Gegensatz zu ihrer kleinen Schwester meistens offen trug, so auch jetzt, von ein paar Nadeln in Form gesteckt. Aber sie hatte – noch mehr als Nendlèce – etwas Wildes an sich. Etwas Ungestümes und Launisches, das den meisten jungen Burschen im Dorf Angst einjagte. Nur Tautun hatte diesen Zug an ihr wohl eine Zeit lang reizvoll gefunden, denn er war selbst so, jähzornig bis hin zur Unzugänglichkeit. Aber jetzt – alle im Dorf wussten das, nur Varlie wollte es nicht wahrhaben – hatte er Varlie wohl auch schon wieder satt bekommen.
Varlie zeigte weder Furcht noch Besorgnis angesichts der von Nendlèce geschilderten Gefahr. Da war etwas anderes,
das in ihren Augen aufflackerte: Tatendrang. Etwas, das sie von ihrem eigenen, nagenden Kummer ablenken konnte.
„Wir holen uns die Säge. Und dann verständigen wir Rauthne und Mardein.“
„Die Säge? Bist du sicher?“
„Wann, wenn nicht dann, wenn Soldaren kommen?“
Die Säge befand sich seit Generationen im Familienbesitz. Ein Erbstück ihres abenteuer- und rauflustigen Urgroßvaters mütterlicherseits. Die beiden Mädchen wussten genau, wo sie verwahrt war, denn schon oft hatten sie sich auf den Dachboden geschlichen, um dieses eigentümliche Schwert zu bestaunen.
Diesmal schlichen sie nicht. Sie gingen ganz aufrecht und hastig hinein, an ihrer irgendetwas vor sich hin murmelnden Mutter vorbei, nahmen die Stiege nach oben, wo ihre Räume waren, und wo Varlie sich erst einmal unsanft ihres Kleides entledigte, um ebenso wie Nendlèce in Hosen, ein weites Hemd und festere Bundschuhe zu schlüpfen. Dann kramten sie den Truhenschlüssel heraus, kletterten die Leiter auf den Dachboden hoch, schlossen die Truhe damit auf und bargen die Säge aus den Tüchern, in denen sie eingewickelt war wie ein Neugeborenes. Die lange, schwere, leicht gekrümmte Klinge mit den an eine Säge erinnernden Zacken in der Schneide und mit dem kunstvoll gewirkten messingfarbenen Griff, in den die Hand der Trägerin sich einführen musste wie in das Innere einer Seemuschel.
Varlie war diese Trägerin. Immer nur Varlie. Niemals Nendlèce.
Aber es sah gut aus. Das große Schwert schmiegte sich um Varlies Rechte. Nendlèce fand diese Waffe schon beidhändig schwer zu heben, sie konnte sich gar nicht vorstellen, dieses Ding einhändig zu schwingen. Nendlèce war die Schnelle, Varlie von ihnen beiden die Starke.
Sie gingen wieder nach unten. Standen da, mitten im niedrigen, mit Zierrat aus Wäldern und Feldern und allerlei Markttreiben vollgestopften Raum. Geweihe und Felle, kleine Tonkrüge und Kettchen aus der Geschmeideschmiede.
„Was ist denn jetzt los?“, fragte die Mutter. „Ich habe euch doch schon tausendmal gesagt, dass das kein Spielzeug ist! Könnt ihr nicht oder wollt ihr nicht hören?“
„Soldaren kommen. Wir müssen vorbereitet sein“, sagte Varlie mit triumphierendem Unterton. Dann eilten die Schwestern nach draußen und rannten gemeinsam auf die Ratshalle zu, noch bevor ihre Mutter ihnen Einhalt gebieten konnte.

Tobias O. Meißner

Über Tobias O. Meißner

Biografie

Tobias O. Meißner, geboren 1967, lebt als freier Schriftsteller in Berlin. Seine Romane werden von der Kritik hochgelobt. Meißner wurde von der Zeitschrift „Bücher“ als einer der „10 wichtigsten Autoren von morgen“ ausgezeichnet. Bei Piper sind u.a. die apokalyptischen Epen um „Die Dämonen“ sowie...

Pressestimmen
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„(...) weitaus mehr als nur ein unglaublich spannender, hintergründiger und herrlich gegen den Strich gebürsteter Fantasy-Roman.“

Kommentare zum Buch
Die Besetzung eines kleinen Dorfes und seine Folgen
Karin am 23.12.2015

In dem kleinen Dorf Hagetmau in Akitania plätschert das Leben friedlich vor sich hin, als eines Tages ein Heer des Nachbarlandes Nafarroa mit 30 Soldaren einmarschiert. Die Übernahme erfolgt friedlich, der Capitar des Heeres setzt eher auf Kooperation und Diplomatie. Außerdem setzt er die Dorfbewohner darüber in Kenntnis, dass insgesamt sieben Heere ebenfalls die benachbarten Dörfer besetzt halten. Zunächst ändert sich im Tagesablauf der Hagetmauer nicht viel, bis eines Abends zwei Soldaren im Suff erschlagen werden.   Laut dem Klappentext könnte man erwarten, dass in dem Buch hauptsächlich brutale Schlachten geschlagen werden, aber das wird dem Buch meines Erachtens nicht gerecht. Es werden zwar auch unschöne Kampfszenen (welcher Kampf ist schon schön?) beschrieben, aber sie machen nicht den Hauptteil der Handlung aus. Vielmehr kommt das Buch in großen Teilen eher ruhig daher und der fantastische Anteil ist sehr gering. Dennoch ist das Buch alles andere als langweilig, was nicht zuletzt auch an dem genialen Sprachstil des Autors liegt.   Mich erinnert das Buch an ein Strategiespiel, denn die Figuren stehen immer wieder vor der Aufgabe, ihr zukünftiges Schicksal neu durchzuplanen. Ich fand es ungemein spannend, den Bewohnern von Hagetmau bei diesen Planungen zu lauschen, denn sie regten mich zu eigenen Überlegungen und Argumenten an. In einigen Punkten konnte ich den Dorfbewohnern nicht zustimmen und doch kann ich nicht sagen, wie ich mich in der Situation verhalten hätte.   Das Leben in dem 500-Seelendorf Hagetmau war bisher sehr friedlich, beschaulich und bewegte sich in den immer gleichen Bahnen. Die Bewohner hatten in diesem Leben ihren festen Platz. Die Krone, der Akitania unterstellt ist, hat vor Jahren ihr Heer aufgelöst, weil es kein Interesse an Kriegshandlungen hatte. Daher sehen sich die feindlichen Besetzer kaum Widerstand gegenüber. Bis der Tod der beiden Soldaren (nein, es handelt sich hier nicht um einen Schreibfehler, der Autor hat manche Bezeichnungen etwas abgewandelt) das friedliche Dorf in seinen Grundfesten erschüttert. Plötzlich werden die Rollen im Dorf neu verteilt. Können die Hagetmauer das Unmögliche schaffen?   Das ist ein weiterer spannender Punkt in diesem Roman, wie sich die Charaktere unter der neuen Situation entwickeln: schwache Figuren entdecken plötzlich Talente in sich, die ihnen niemand zugetraut hätte, Führungsfiguren geraten dagegen immer mehr unter Druck.   Wie schon oben erwähnt, gibt es auch Kampfszenen, die sogar besonders fies sind, und das nicht, weil sie so blutig sind, sondern eher auf psychologischer Ebene. Mehr möchte ich hier aber nicht verraten.   Dieser Band ist der Auftakt zu einer Trilogie und ich bin nun sehr gespannt, wie es mit Hagetmau und seinen Bewohnern weitergehen wird. 

Piper Verlag am 18.12.2015

„Siebem Heere“ ist als Reihe angelegt und es sollen weitere Bände folgen. Momentan steht allerdings leider noch kein Erscheinungsdatum für den Folgeband fest.

Tim Schmidt am 30.11.2015

Wird es dazu einen weiteren Teil geben?   Grüße Tim

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