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Schuldig

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Jodi Picoult
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Roman

Mit Illustrationen von Dustin Weaver

„Ungewöhnlich, aber toll: der Roman ist mit Graphic-Novel-Elementen durchsetzt.“ - Neue am Sonntag (A)

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Schuldig — Inhalt

Die 14-jährige Trixi ist Daniels Augenstern. Er liebt seine Tochter mehr als sich selbst. Der freiberufliche Comiczeichner schafft für Trixi eine Welt voller Heldengeschichten, während seine Frau Laura an der Universität Karriere macht. Wie brüchig aber das Glück der Familie ist, wird ihm nur allzu bald klar: Trixi kommt eines Abends vollkommen aufgelöst nach Hause. Die unschuldige Liebe ihres Freundes Jason hat sich in rohe Gewalt verwandelt. Wenig später stirbt der Junge unter mysteriösen Umständen, Trixi flieht vor den Konsequenzen der Ereignisse nach Alaska. An einen Ort, der ihrem Vater sehr vertraut ist. Endlich muss er sich seiner  Vergangenheit stellen und macht seiner Frau ein erschütterndes Geständnis …

€ 11,99 [D], € 11,99 [A]
Erschienen am 31.03.2011
Übersetzt von: Klaus Timmermann, Ulrike Wasel
416 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-95262-0
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Leseprobe zu „Schuldig“

Für Nick und Alex Adolph
(und ihre Eltern Jon und Sarah),
weil ich ihnen versprochen habe,
dass ich es eines Tages tun würde.


Im Anbeginn der Zeiten,
als Menschen und Tiere auf Erden lebten,
konnte ein Mensch, so er wollte, ein Tierwesen werden und ein Tier ein Menschenwesen.
Manchmal waren sie Menschen
und manchmal Tiere,
und dazwischen gab es keinen Unterschied.
Alle sprachen dieselbe Sprache.
Zu jener Zeit waren Worte noch Magie.
Der menschliche Geist besaß geheimnisvolle Kräfte.
Ein zufällig gesprochenes Wort
konnte Seltsames bewirken.
So wurde es [...]

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Für Nick und Alex Adolph
(und ihre Eltern Jon und Sarah),
weil ich ihnen versprochen habe,
dass ich es eines Tages tun würde.


Im Anbeginn der Zeiten,
als Menschen und Tiere auf Erden lebten,
konnte ein Mensch, so er wollte, ein Tierwesen werden und ein Tier ein Menschenwesen.
Manchmal waren sie Menschen
und manchmal Tiere,
und dazwischen gab es keinen Unterschied.
Alle sprachen dieselbe Sprache.
Zu jener Zeit waren Worte noch Magie.
Der menschliche Geist besaß geheimnisvolle Kräfte.
Ein zufällig gesprochenes Wort
konnte Seltsames bewirken.
So wurde es unversehens lebendig,
und was die Menschen sich wünschten, konnte geschehen –
sie mussten es nur aussprechen.
Niemand hatte dafür eine Erklärung:
Es war einfach so.


Edward Field, Magic Words
inspiriert durch die Inuit


PROLOG


23. Dezember 2005


Wenn du merkst, dass deine Tochter verschwunden ist, breitet sich eine Eiseskälte in deiner Magengrube aus, deine Beine tragen dich nicht mehr. Dein Herz ist nur ein einziges tiefes Dröhnen. Ihr Name, scharfkantig wie Metallspäne, verfängt sich zwischen deinen Zähnen, noch während du versuchst, ihn mit einem Schrei hinauszupressen. Die Angst haucht dir mit der Stimme eines Ungeheuers ins Ohr: Wo hast du sie zuletzt gesehen? Ist sie weggelaufen? Wurde sie entführt? Und dann, zum Schluss, schnürt sich dir die Kehle zu, wenn du begreifst, dass du einen Fehler gemacht hast, den du niemals wiedergutmachen kannst.


Daniel Stone war das zum ersten Mal vor zehn Jahren passiert, während eines Besuchs in Boston. Seine Frau nahm an einem Kolloquium in Harvard teil, und sie nutzten die Gelegenheit für einen kleinen Familienurlaub. Während Laura in ihrer Arbeitsgruppe saß, schob Daniel Trixies Buggy über das Kopfsteinpflaster des Freedom Trail. Sie fütterten die Enten im Park, und als Trixie selbst auch Hunger bekam, steuerte Daniel einen Imbiss an der Faneuil Hall an. Er war einige Augenblicke unaufmerksam gewesen, hatte versucht, den Cheeseburger und sein Portemonnaie mit einer Hand zu halten. Als er wieder einen Blick in den Buggy warf, war sie weg.
Bis heute kann Daniel sich nicht an alles erinnern. Wie lange hatte es zum Beispiel gedauert, bis das Polizeiaufgebot an der Faneuil Hall eintraf und mit der Suche nach einer Vierjährigen mit blauen Augen und rotblonden Haaren begann? Woran er sich noch gut erinnerte, waren die anderen Mütter, die ihre Kinder enger an sich zogen, als wäre sein Unglück ansteckend. Und an die Fragen, mit denen ihn der Detective bombardierte: Wie groß ist Trixie ? Wie viel wiegt sie ? Was hat sie an ? Haben Sie ihr je erklärt, sie soll nicht mit fremden Leuten mitgehen? Die letzte Frage konnte Daniel nicht beantworten. Hatte er mit ihr darüber gesprochen oder es bloß vorgehabt? Wusste Trixie, dass sie schreien und weglaufen sollte? Wäre sie laut genug, schnell genug?
Die Polizisten sagten ihm, er solle sich hinsetzen, damit sie wüssten, wo sie ihn notfalls finden könnten. Daniel nickte, sprang aber gleich wieder auf, sobald sie ihm den Rücken zukehrten. Er sah in jeder Imbissbude nach. Er schaute unter sämtliche Tische. Er stürmte in die Damentoilette und rief Trixies Namen. Er spähte unter die Rüschenbehänge der Verkaufswagen für Modeschmuck, Socken mit Elchaufdruck und Reiskörner, auf die man seinen Namen schreiben lassen konnte. Dann rannte er weiter.
Der Vorplatz war voller Menschen, die keinen Schimmer hatten, dass nur ein paar Meter von ihnen entfernt eine Welt aus den Fugen geraten war. Ahnungslos machten sie ihre Einkäufe, bummelten, lachten, während Daniel an ihnen vorüberhastete. Die Mittagszeit war vorbei, und die meisten Angestellten waren wieder an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt. Tauben pickten die letzten Krümel aus den Ritzen zwischen den Pflastersteinen. Und neben der sitzenden Bronzefigur des legendären Basketballtrainers Red Auerbach hockte Trixie auf der Bank und lutschte am Daumen.
Bis zu dem Moment, als Daniel sie erblickte, war ihm gar nicht bewusst gewesen, wie viel von ihm selbst durch ihr Verschwinden abgetrennt worden war. Er verspürte die gleichen Symptome wie in dem Augenblick, als er ihr Verschwinden bemerkt hatte: zittrige Beine, Sprachlosigkeit, völlige Bewegungsunfähigkeit. „Trixie“, sagte er schließlich, und dann lag sie in seinen Armen, knapp fünfzehn Kilo süße Erleichterung.


Jetzt – zehn Jahre später – war Daniels Tochter schon sehr viel länger verschwunden als nur vierundzwanzig Minuten. Seit mehr als vierundzwanzig Stunden.
Daniel zwang seine Gedanken zurück in die Gegenwart und drosselte die Geschwindigkeit des Snowmobils, als sich der Pfad vor ihm gabelte. Sogleich peitschte der Schneesturm wie durch einen Schlot – er konnte nicht einen Meter weit sehen, und als er sich umdrehte, war seine Spur bereits verweht, eine unberührte Fläche. Die Yupik-Eskimos hatten ein Wort für diese Art von Schnee, der einem in die Augen biss und wie ein Pfeilhagel auf die nackte Haut traf: pirrelvag. Der Ausdruck stieg aus Daniels Kehle auf, verblüffend wie ein zweiter Mond, Beweis dafür, dass er früher schon einmal hier gewesen war, so überzeugend er sich das Gegenteil auch eingeredet hatte.
Er kniff die Augen zusammen – es war neun Uhr morgens, aber im Dezember gab es in Alaska kaum Tageslicht. Sein Atem hing vor ihm wie Gaze. Durch den Schneevorhang hindurch meinte er für einen kurzen Moment ihr leuchtendes Haar sehen zu können – einen Fuchsschwanz, der unter einer Wollmütze hervorlugte –, aber so rasch, wie er aufgetaucht war, verschwand er auch wieder.
Die Yupik hatten auch ein Wort dafür, wenn es so kalt draußen war, dass man Wasser aus einer Tasse in die Luft schleudern konnte und es hart wie Glas wurde, ehe es auf den gefrorenen Boden schlug: cikuq’erluni. Eine falsche Bewegung, dachte Daniel, und alles um mich herum zersplittert. Also schloss er die Augen, gab Vollgas und überließ sich ganz seinen Instinkten. Sogleich kehrten die Stimmen der Alten, die er einmal gekannt hatte, zu ihm zurück – Tannennadeln sind auf der Nordseite der Bäume härter; auf flachen Sandbänken wölbt sich das Eis –, Hinweise, wie man sich orientieren konnte, wenn die Welt um einen herum eine andere Gestalt annahm.
Plötzlich musste er daran denken, wie sich Trixie damals vor der Faneuil Hall an ihn geschmiegt hatte, als sie wieder vereint waren. Ihr Kinn hatte sich knapp über seine Schulter geschoben, und ihr Körper war vor lauter Vertrauen ganz schlaff geworden. Obwohl sie ihm verloren gegangen war, hatte sie sich darauf verlassen, dass er sie sicher nach Hause brachte. Rückblickend erkannte Daniel, dass sein eigentlicher Fehler an jenem Tag nicht darin bestanden hatte, Trixie für einen Moment aus den Augen zu lassen. Nein, sein Fehler war gewesen zu glauben, man könne geliebte Menschen von einem Moment auf den anderen verlieren, wo es doch in Wirklichkeit ein Prozess war, der Monate, Jahre, ihr ganzes Leben lang dauerte.


Es war so kalt, dass die Wimpern gefroren, kaum dass man ins Freie trat, und sich die Nasenlöcher anfühlten, als wären sie aus gesprungenem Glas. Es war eine Kälte, die einen Menschen durchdrang wie ein Fliegengitter. Trixie Stone fröstelte auf dem gefrorenen Flussufer unterhalb des Schulhauses in Tuluksak, das als Checkpoint-Zentrale diente, sechzig Meilen von der Stelle entfernt, wo das geliehene Snowmobil ihres Vaters einen Schriftzug durch die Tundra pflügte, und sie suchte nach Gründen, warum sie dort bleiben sollte, wo sie war.
Leider gab es mehr Gründe – bessere Gründe –, wieder zu gehen. Erstens war es ein Fehler, zu lange an einem Ort zu bleiben. Zweitens würden die Leute früher oder später spitzkriegen, dass sie nicht die war, für die man sie hielt, erst recht, wenn sie jede Aufgabe verbockte, die sie ihr gaben. Aber wie hätte sie denn wissen können, dass alle Schlittenführer, die Musher, während des Kuskokwim-300-Rennens an mehreren Punkten auf der Strecke zusätzlich Stroh für ihre Hunde bekommen sollten, auch hier in Tuluksak? Oder dass man einem Musher zwar zeigen durfte, wo Futter und Wasser gelagert waren, dass man ihm aber nicht beim Füttern der Hunde helfen durfte? Nachdem sie sich diese beiden Patzer geleistet hatte, war Trixie dazu degradiert worden, die aus den Teams ausgeschiedenen Hunde zu beaufsichtigen, bis die Buschpiloten kamen, um sie zurück nach Bethel zu fliegen.
Bislang war erst ein Hund ausgeschieden, ein Husky namens Juno. Erfrierungserscheinungen – so die offizielle Begründung des Mushers. Der Hund hatte ein braunes und ein blaues Auge, und der Gesichtsausdruck, mit dem er Trixie anstarrte, ließ vermuten, dass er sich ungerecht behandelt fühlte.
Trixie fragte sich, ob sie Juno dem Musher mit dem restlichen gestohlenen Geld aus dem Portemonnaie abkaufen könnte. Sie dachte, die weitere Flucht wäre vielleicht leichter, wenn sie einen Begleiter hätte.
Sie überlegte, was Zephyr und Moss und die anderen zu Hause in dem anderen Bethel – Bethel in Maine – wohl sagen würden, wenn sie sie jetzt sehen könnten, wie sie auf einer Schneewehe hockte, getrockneten Lachs aß und auf das wilde, vielstimmige Gebell lauschte, das den nächsten Hundeschlitten ankündigte. Wahrscheinlich würden sie denken, sie habe den Verstand verloren. Sie würden sagen: Wer bist du, und was hast du mit Trixie Stone gemacht? Eine Frage, auf die sie selbst gern die Antwort wüsste.
Sie sehnte sich danach, in ihren alten Flanellschlafanzug zu schlüpfen, der schon so oft gewaschen worden war, dass er sich weich anfühlte wie ein Rosenblütenblatt. Sie sehnte sich danach, in den vollen Kühlschrank zu schauen, sich an einem Song im Radio sattzuhören, das Shampoo ihres Vaters zu riechen und über die Teppichkante in der Diele zu stolpern. Sie wollte wieder zurück – nicht bloß nach Maine, sondern zum Anfang des Septembers.
Trixie spürte die Tränen in ihrer Kehle aufsteigen, und sie wollte nicht, dass irgendwer das merkte. Also legte sie sich auf die Strohmatte, fast Nase an Nase mit Juno. „Weißt du“, flüsterte sie, „ich bin auch mal zurückgelassen worden. “
Ihr Vater wusste nicht, dass sie sich an den Tag vor der Faneuil Hall erinnerte, aber sie tat es – manchmal zu den seltsamsten Zeiten. Zum Beispiel, als sie im Sommer an den Strand gefahren waren und sie das Meer roch. Da bekam sie auf einmal fast keine Luft mehr. Oder ihr wurde plötzlich schlecht bei Hockeyspielen oder im Kino oder an anderen Orten, wo sich viele Menschen drängten. Trixie erinnerte sich auch daran, dass sie den Buggy vor der Faneuil Hall einfach stehen gelassen hatten – ihr Vater hatte sie auf dem Arm zurück ins Hotel getragen. Und als sie nach ihrer Rückkehr nach Hause einen neuen Buggy gekauft hatten, weigerte Trixie sich, darin zu sitzen.
Aber an eines erinnerte sie sich nicht, nämlich wie sie an jenem Tag in Boston überhaupt verloren gegangen war. Trixie hatte keine Erinnerung daran, wie sie aus dem Buggy geklettert war und sich durch das aufgewühlte Meer aus Beinen bewegt hatte. Sie wusste noch, dass sie einen Mann auf einer Bank gesehen und gehofft hatte, er könnte ihr Vater sein, doch er entpuppte sich als eine sitzende Statue. Trixie war zu der Bank gegangen, und als sie sich neben den Mann setzte, merkte sie, dass seine Metallhaut warm war von der Sonne, die den ganzen Tag daraufgeschienen hatte. Sie hatte sich an die Statue geschmiegt und sich mit jedem zittrigen Atemzug gewünscht, gefunden zu werden.
Diesmal hatte sie genau davor die meiste Angst.

Jodi Picoult

Über Jodi Picoult

Biografie

Jodi Picoult wurde 1967 in Long Island, New York, geboren. Sie studierte zunächst in Princeton Kreatives Schreiben, später machte sie in Harvard einen Masterabschluß in Pädagogik. Bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete, arbeitete sie als Texterin und Lehrerin. Bereits in Princeton lernte Jodi...

Pressestimmen
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„Ungewöhnlich, aber toll: der Roman ist mit Graphic-Novel-Elementen durchsetzt.“

ECHO (A)

„Ein Buch, in dem es bis zur letzten Seite vor Spannung prickelt, das den Leser nicht mehr loslässt. Wieder ein hervorragendes Buch von Jodie Picoult!“

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