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Das späte Geständnis des Tristan Sadler

Das späte Geständnis des Tristan Sadler

John Boyne
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Roman

„Ein lesenswertes Buch.“ - radio dreyeckland

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Das späte Geständnis des Tristan Sadler — Inhalt

Das Leben mit der Schuld ...
London, 1919. Er hat lange mit sich gerungen, doch endlich wagt er den Schritt: Tristan Sadler reist nach Norwich, um mit Marian Bancroft zu sprechen – der Schwester seines toten Kameraden Will, mit dem er Seite an Seite im Ersten Weltkrieg gekämpft hat. In der kleinen Stadt im Osten Englands trifft er die eigenwillige Frau schließlich in einem Café und erzählt ihr von Will: von der ersten Begegnung im Ausbildungslager Aldershot, von der Schiffspassage nach Nordfrankreich, vom Leben und Sterben im Grabenkampf, aber auch von der Freundschaft und dem Halt, den sich die beiden jungen Männer gaben.

Und vor allem legt Tristan Sadler Zeugnis darüber ab, wie Will sein Leben einsetzte, um sich trotz unmenschlicher Bedingungen einen Rest von Menschlichkeit zu bewahren

„Greifen Sie zu John Boyne, Das späte Geständnis des Tristan Sadler. Ja, altmodisch, ja, sehr leise, ja, junge verzweifelte Männer im grausamen ersten Weltkrieg, nein, keine Minute langweilig. Erst die Träume, dann die Sehnsucht nach einem sinnvollen Leben, nach Liebe, auch der Glaube an den Sinn, das Vaterland verteidigen zu müssen, dann die brutale Ausbildung, dann der Krieg, die Angst, die Schmerzen, die Zerstörungen an Leib und Seele, die Schuld. ... Das ist kein Buch über vergangene Zeiten, sondern über ewige bürgerliche Borniertheit.“ Elke Heidenreich, Die Welt

€ 14,00 [D], € 14,40 [A]
Erschienen am 17.09.2013
Übersetzt von: Werner Löcher-Lawrence
336 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-30255-5
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Leseprobe zu „Das späte Geständnis des Tristan Sadler“

Norwich, 15./16. September 1919


Die ältere Dame mit dem Fuchs um den Hals, die mir im Zugabteil gegenübersaß, erinnerte sich an einige der Morde, die sie über die Jahre begangen hatte.

„Da gab es den Pfarrer in Leeds“, sagte sie mit der Andeutung eines Lächelns, während sie sich mit dem Zeigefinger auf die Unterlippe klopfte. »Und die Jungfer aus Hartlepool, die über ihr tragisches Geheimnis stolperte. Die Londoner Schauspielerin natürlich, die sich mit dem Mann ihrer Schwester einließ, als der von der Krim zurückkam. Das war ein lasterhaftes Ding, das [...]

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Norwich, 15./16. September 1919


Die ältere Dame mit dem Fuchs um den Hals, die mir im Zugabteil gegenübersaß, erinnerte sich an einige der Morde, die sie über die Jahre begangen hatte.

„Da gab es den Pfarrer in Leeds“, sagte sie mit der Andeutung eines Lächelns, während sie sich mit dem Zeigefinger auf die Unterlippe klopfte. „Und die Jungfer aus Hartlepool, die über ihr tragisches Geheimnis stolperte. Die Londoner Schauspielerin natürlich, die sich mit dem Mann ihrer Schwester einließ, als der von der Krim zurückkam. Das war ein lasterhaftes Ding, das konnte mir keiner vorwerfen. Aber die Hausangestellte vom Connaught Square, dass ich die umgebracht habe, bedauere ich. Die war eine hart arbeitende Person mit solider nördlicher Herkunft, die hatte so ein brutales Ende vielleicht nicht verdient.“

„Das ist eine meiner Lieblingsgeschichten“, antwortete ich. „Wenn Sie mich fragen, hat sie sich die Sache selbst eingebrockt. Die Briefe gingen sie nichts an.“

„Wir kennen uns, oder?“, fragte sie, beugte sich etwas vor und verengte die Augen, um mein Gesicht nach vertrauten Zügen abzusuchen. Der Geruch von Lavendel und Gesichtscreme schlug mir entgegen, ihr Mund war boshaft blutrot geschminkt. „Ich habe Sie schon mal gesehen.“

„Ich arbeite für Mr Pynton bei Whisby Press“, erklärte ich ihr. „Mein Name ist Tristan Sadler. Wir sind uns vor ein paar Monaten bei einem literarischen Mittagessen begegnet.“ Ich streckte meine Hand aus, und sie starrte sie einen Moment lang an, als sei sie unsicher, was von ihr erwartet wurde, bevor sie zugriff und sie vorsichtig schüttelte, ohne ihre Finger richtig um meine zu schließen. „Sie haben einen Vortrag über nicht nachweisbare Gifte gehalten“, fügte ich hinzu.

„Ja, jetzt erinnere ich mich“, sagte sie und nickte schnell. „Sie wollten gleich fünf Bücher signiert haben. Ich war ganz angetan von Ihrer Begeisterung.“

Ich lächelte und fühlte mich geschmeichelt, dass sie sich tatsächlich an mich erinnern konnte. „Ich bin ein großer Bewunderer von Ihnen“, sagte ich, und sie neigte gnädig den Kopf. Diese Geste hatte sie in über dreißig Jahren Leserlob zweifellos immer weiter verfeinert. „Genau wie Mr Pynton. Er hat verschiedentlich darüber gesprochen, ob er nicht versuchen soll, Sie zu uns zu locken.“

„Ich kenne Pynton“, entgegnete sie erschaudernd. „Ein abscheulicher kleiner Kerl. Mit schrecklichem Mundgeruch. Ich frage mich, wie Sie ihn ertragen können. Dass er Sie eingestellt hat, kann ich dagegen verstehen.“

Ich hob verblüfft eine Braue, und sie sah mich mit fast so etwas wie einem Lächeln an.

„Pynton umgibt sich gerne mit schönen Dingen“, erklärte sie. „Ihnen müssen doch seine Vorliebe für Künstlerisches und diese reich verzierten Sofas aufgefallen sein, die aussehen, als gehörten sie in das Atelier eines französischen Modeschöpfers. Und Sie, Sie erinnern mich an seinen letzten Assistenten, diese skandalöse Person. Aber nein, das ist ausgeschlossen, fürchte ich. Ich bin jetzt seit dreißig Jahren im selben Verlag und bin da vollkommen glücklich.“

Sie lehnte sich zurück, ihr Blick wurde eisig, und ich wusste, dass ich in Ungnade gefallen war, hatte ich unseren angenehmen Austausch doch ins Geschäftliche gezogen. Verlegen sah ich aus dem Fenster. Ein Blick auf meine Uhr sagte mir, dass wir ungefähr eine Stunde Verspätung hatten, und jetzt hielten wir auch noch ohne eine Erklärung auf offener Strecke.

„Aus genau diesem Grund fahre ich nie mehr in die Stadt“, erklärte mein Gegenüber jetzt unversehens und mühte sich, das Fenster zu öffnen, denn es war stickig im Abteil geworden. „Man kann sich einfach nicht darauf verlassen, dass einen die Eisenbahn auch wieder nach Hause bringt.“

„Kommen Sie, ich helfe Ihnen, meine Gute“, sagte der junge Mann, der neben ihr saß und dem Mädchen neben mir seit unserer Abfahrt aus dem Bahnhof Liverpool Street neckische Bemerkungen zugeflüstert hatte. Er stand auf, beugte sich vor, hüllte uns in eine Wolke Schweißgeruch und zog einmal kräftig am Griff des Fensters, das sich mit einem Ruck öffnete. Warme Luft und Lokomotivendampf drangen herein.

„Mein Bill kennt sich mit so Sachen aus“, sagte die junge Frau und kicherte stolz.

„Hör auf, Margie“, sagte er und lächelte erst ganz leicht, als er wieder saß.

„Im Krieg hat er Loks repariert. Stimmt’s, Bill?“

„Ich sagte, du sollst aufhören“, wiederholte der junge Mann jetzt etwas kälter, und als er meinen Blick auffing, schätzten wir uns kurz gegenseitig ab, bevor wir wieder wegsahen.

„Es ist doch nur ein Fenster, meine Beste“, kommentierte die Schriftstellerin kühl.

Länger als eine Stunde hatte es gedauert, bis sich die drei Parteien in unserem Abteil gegenseitig zur Kenntnis genommen hatten. Das erinnerte mich an die Geschichte von den beiden Engländern, die sich nach einem Schiffbruch auf eine einsame Insel retten konnten und dort fünf Jahre, ohne ein Wort zu wechseln, ausharrten, weil sie sich nicht vorgestellt worden waren.

Zwanzig Minuten später setzte sich unser Zug wieder in Bewegung, und wir trafen mit anderthalb Stunden Verspätung in Norwich ein. Das junge Paar stieg zuerst aus, fast schon hysterisch ungeduldig und auf eine Weise kichernd, als könnten sie nicht schnell genug in ihr Zimmer kommen. Ich half der älteren Dame mit ihrem Koffer.

„Das ist sehr nett von Ihnen“, bemerkte sie, während sie wie abwesend den Blick über den Bahnsteig schweifen ließ. „Mein Fahrer sollte eigentlich hier sein, um mir weiterzuhelfen.“

„Es war mir ein Vergnügen“, sagte ich und versuchte gar nicht erst, ihr ein weiteres Mal die Hand zu schütteln, sondern nickte nur unbeholfen, als wäre sie die Königin und ich ein treuer Untertan. „Ich hoffe, ich habe Sie nicht in Verlegenheit gebracht. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass sich Mr Pynton wünscht, wir hätten Autoren Ihres Formats in unserem Programm.“

Sie antwortete mit einem Lächeln. Ich bin bedeutend, sagte ihr Ausdruck. Ich habe Gewicht, und schon war sie verschwunden, ihren uniformierten Fahrer hinter sich. Ich blieb, wo ich war, umgeben von Leuten, die zu ihren Bahnsteigen oder Richtung Ausgang eilten, verloren in der Menge, allein in diesem geschäftigen Bahnhof.

Ich trat aus dem dicken Gemäuer des Bahnhofs Norwich Thorpe in einen unerwartet strahlenden Nachmittag und fand schnell heraus, dass die Straße, in der meine Pension lag, die Recorder Road, nur ein paar Schritte entfernt war. Dort musste ich dann jedoch enttäuscht feststellen, dass ich mein Zimmer noch nicht beziehen konnte.

„Oje“, sagte die Wirtin, eine magere Frau mit blasser, zerkratzter Haut. Sie zitterte, obwohl es nicht kalt war, und rang nervös die Hände. Sie war groß, die Art Frau, die aufgrund ihrer unerwarteten Statur aus jeder Menge heraussticht. „Ich fürchte, wir müssen uns bei Ihnen entschuldigen, Mr Sadler. Hier geht es schon den ganzen Tag drunter und drüber, und ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen erklären soll, was geschehen ist.“

„Ich habe in meinem Brief ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, Mrs Cantwell“, sagte ich und versuchte, den verärgerten Unterton abzuschwächen, der sich in meine Stimme schlich. „Ich habe geschrieben, ich würde kurz vor fünf hier sein, und jetzt ist es bereits weit nach sechs.“ Ich nickte in Richtung der Standuhr hinter ihr. „Ich will ja nicht kleinlich sein, doch …“

„Aber das sind Sie ganz und gar nicht, Sir“, sagte Mrs Cantwell schnell. „Das Zimmer hätte seit Stunden fertig sein sollen, nur …“ Sie verstummte, die Stirn in tiefe Falten gelegt, biss sich auf die Lippe und wandte den Blick ab. Sie schien mir nicht in die Augen sehen zu können. „Wir hatten hier heute Morgen so etwas wie eine kleine Unannehmlichkeit, Mr Sadler, um die Wahrheit zu sagen. In Ihrem Zimmer. Das heißt, in dem Zimmer, das wir für Sie vorgesehen hatten. Wahrscheinlich wollen Sie es jetzt nicht mehr. Ich sollte das wohl nicht sagen. Ich weiß nicht, was ich damit machen soll, ganz ehrlich nicht. Es ist ja nicht so, dass ich es einfach unvermietet lassen könnte.“

Sie schien ernsthaft aufgewühlt, und obwohl ich im Grunde mit den Gedanken ganz bei meinen Plänen für den nächsten Tag war, rührte sie mich, und ich wollte gerade fragen, ob es etwas gebe, womit ich helfen könne, als sich hinter ihr eine Tür öffnete und sie herumfuhr. Ein etwa siebzehnjähriger Junge kam herein, den ich für ihren Sohn hielt: Er hatte ihre Augen und ihren Mund, allerdings war seine Haut noch um einiges schlechter, überzogen mit der typischen Akne seines Alters. Er stutzte, sah mich kurz an und wandte sich gereizt an seine Mutter.

„Habe ich dir nicht gesagt, du sollst mich rufen, wenn der Gentleman eintrifft?“, sagte er und blitzte sie an.

„Aber er ist doch gerade erst in diesem Moment hereingekommen, David“, protestierte sie.

„Das stimmt“, sagte ich und verspürte den merkwürdigen Drang, sie zu verteidigen. „Gerade eben erst.“

„Aber du hast mich nicht gerufen“, sagte der Junge zu seiner Mutter. „Was hast du ihm erzählt?“

„Ich habe ihm gar nichts erzählt“, erwiderte sie und sah mich mit einer Miene an, die ahnen ließ, dass sie in Tränen ausbrechen würde, wenn sie noch länger bedrängt wurde. „Ich wusste doch nicht, was ich sagen sollte.“

„Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, Mr Sadler“, sagte der Junge und wandte sich mir mit einem wissenden Lächeln zu, als wollte er nahelegen, dass er und ich aus einem Holz waren und wir beide wussten, dass in dieser Welt nichts funktionierte, wenn wir es den Frauen überließen und uns nicht persönlich darum kümmerten. „Ich hatte gehofft, Sie selbst begrüßen zu können, und Ma gebeten, mich gleich zu rufen. Wir hatten Sie früher erwartet, richtig?“

„Ja“, sagte ich und erklärte, dass sich der Zug verspätet habe. „Und jetzt bin ich sehr müde und hatte gehofft, gleich in mein Zimmer zu können.“

„Natürlich, Sir“, sagte der Junge, schluckte leicht und starrte auf den Empfangstresen, als könnte er seine gesamte Zukunft in dem Holz erkennen. Als sähe er dort in der Maserung das Mädchen, das er einmal heiratete, die Kinder, die sie bekommen würden, und das ganze keifende Elend, das sie übereinander bringen sollten. Seine Mutter fasste ihn sanft beim Arm und flüsterte ihm etwas ins Ohr, aber er schüttelte heftig den Kopf und fuhr sie an, still zu sein. „Das Ganze ist ein fürchterliches Durcheinander“, sagte er, hob die Stimme und wandte sich erneut an mich. „Sie sollten die Nummer vier beziehen, verstehen Sie. Aber ich fürchte, die Vier ist noch leicht indisponiert.“

„Könnte ich dann vielleicht eines der anderen Zimmer bekommen?“, fragte ich.

„O nein, Sir“, antwortete er. „Nein, die sind alle belegt, fürchte ich. Für Sie war die Nummer vier. Aber die ist noch nicht fertig, das ist das Problem. Wenn Sie uns etwas Zeit geben könnten?“

Er trat jetzt hinter der Rezeption hervor, und ich bekam ihn besser in den Blick. Auch wenn er nur ein paar Jahre jünger war als ich, wirkte seine ganze Erscheinung doch eher wie die eines Kindes, das einen Erwachsenen spielte. Er trug eine Männerhose, die ihm zu lang und deshalb unten an den Beinen mit einer Nadel abgesteckt worden war, und dazu ein Hemd mit Krawatte und Weste, wie es auch zu einem weit älteren Mann gepasst hätte. Ansätze eines Schnauzbarts zeichneten eine ängstliche Linie auf seine Oberlippe, und einen Moment lang hätte ich nicht zu sagen vermocht, ob es sich tatsächlich um einen Haarflaum oder einfach nur um einen Schmutzstreifen handelte, der bei der Morgenwäsche übersehen worden war. Trotz aller Versuche, älter auszusehen, waren die Jugend und Unerfahrenheit meines Gegenübers offensichtlich. Er hätte nicht mit dem Rest von uns da draußen sein können, da war ich sicher.

„David Cantwell“, stellte er sich endlich vor und hielt seine Hand in meine Richtung.

„Es geht einfach nicht, David“, sagte Mrs Cantwell und wurde vor Ereiferung ganz rot. „Der Herr wird heute anderswo übernachten müssen.“

„Und wo, bitte, soll er unterkommen?“, fragte der Junge mit erhobener Stimme und klang so, als fühlte er sich ungerecht behandelt. „Du weißt, dass alles voll ist. Wohin soll ich ihn also schicken? Ich habe keine Ahnung! Zu Wilsons? Voll! Zu den Dempseys? Voll! Den Rutherfords? Voll! Wir haben eine Verpflichtung, Ma. Wir haben Mr Sadler gegenüber eine Verpflichtung, und die müssen wir einhalten, sonst blamieren wir uns. Reicht es denn für heute noch nicht?“

Sein unvermittelter Ausbruch überraschte mich, und ich bekam eine Ahnung davon, was es für zwei so gegensätzliche Seelen bedeuten musste, in dieser Pension zusammenzuleben. Eine Mutter und ihr Junge, die seit seiner Kindheit allein waren, weil der Vater, entschied ich, vor langen Jahren bei einem Unfall mit einer Dreschmaschine umgekommen war. Der kleine David war damals zu jung gewesen, als dass er sich heute noch an seinen Vater erinnern konnte, verehrte ihn aber dennoch und hatte seiner Mutter nie wirklich vergeben, dass sie den armen Mann jede gottgegebene Stunde zum Arbeiten geschickt hatte. Und dann war der Krieg gekommen, und er war zu jung gewesen, um mitkämpfen zu dürfen. Er hatte sich freiwillig gemeldet, aber sie hatten ihn nur ausgelacht. Einen tapferen Jungen hatten sie ihn genannt und gesagt, er solle wiederkommen, wenn er ein paar Haare auf der Brust hätte, falls dieser verdammte Krieg dann noch nicht vorbei sei. So blieb ihm nur, zu seiner Mutter zurückzukehren, und er hatte sie für die Erleichterung auf ihrem Gesicht gehasst, als er ihr sagte, dass er nirgendwo hinging, zumindest jetzt noch nicht.

Schon damals habe ich mir ständig solche Konstellationen ausgemalt und im Dickicht meiner Geschichten nach verworrenen Zusammenhängen gesucht.

„Mr Sadler, Sie müssen meinem Sohn verzeihen“, sagte Mrs Cantwell, legte die Hände flach auf den Tresen und beugte sich vor. „Er ist sehr leicht erregbar, wie Sie sehen.“

„Darum geht es doch jetzt nicht, Ma“, sagte David. „Wir haben da eine Verpflichtung.“

„Und der würden wir gerne nachkommen, selbstverständlich, aber …“

Das Ende ihres Satzes bekam ich nicht mehr mit, denn David fasste mich beim Ellbogen. Die Intimität seiner Geste überraschte mich, und ich trat einen Schritt zurück, während er sich nervös umsah und schließlich mit gedämpfter Stimme sagte: „Mr Sadler, kann ich Sie unter vier Augen sprechen? Ich versichere Ihnen, so geht es bei uns normalerweise nicht zu. Sie müssen einen sehr schlechten Eindruck von uns haben. Aber wenn wir vielleicht kurz in den Salon gehen könnten? Dort ist gerade niemand und …“

„Aber ja“, sagte ich und stellte meine Tasche auf den Boden vor Mrs Cantwells Theke. „Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich die hier stehen lasse?“ Sie schüttelte den Kopf, schluckte, rang wieder die Hände und sah ganz so aus, als würde sie in diesem Moment lieber sterben, als unsere Unterhaltung weiterführen zu müssen. Ich folgte ihrem Sohn in den Salon, einerseits neugierig wegen des Aufhebens, das sie um diese Geschichte machten, andererseits aber auch verärgert. Die Reise hatte mich erschöpft, und ich war voller so gegensätzlicher Gefühle, was den Grund meines Hierseins betraf, dass ich nichts anderes wollte, als in mein Zimmer zu gehen, die Tür hinter mir zu schließen und mit meinen Gedanken allein zu sein.

Tatsächlich war ich mir noch nicht einmal sicher, ob ich in der Lage sein würde, meine Pläne für den nächsten Tag zu verwirklichen. Ich wusste nur, dass die Züge nach London immer zehn Minuten nach der vollen Stunde gingen, und zwar alle zwei Stunden, beginnend um zehn nach sechs, was hieß, dass es vor meiner Verabredung vier Möglichkeiten zur Rückfahrt gab.

„Was für ein Durcheinander!“, sagte David Cantwell und pfiff leise durch die Zähne, als er die Tür hinter uns schloss. „Und Ma macht die Sache kein Stück leichter, habe ich recht, Mr Sadler?“

„Hören Sie, wenn Sie mir vielleicht einfach erklären könnten, was das Problem ist“, sagte ich. „Ich habe eine Postanweisung mit meinem Brief geschickt, um das Zimmer zu reservieren.“

„Natürlich haben Sie das, Sir, natürlich haben Sie das“, antwortete er. „Ich habe die Buchung selbst vorgenommen. Wir wollten Ihnen die Nummer vier geben, verstehen Sie? Es war meine Entscheidung. Die Nummer vier ist unser ruhigstes Zimmer, und wenn die Matratze auch etwas knubblig sein mag, so ist der Federrahmen doch ausgezeichnet. Viele unserer Gäste haben schon gesagt, wie außerordentlich bequem das Bett ist. Als ich Ihren Brief las, Sir, dachte ich, dass Sie Soldat sind. Hatte ich recht?“

Ich zögerte einen Moment und nickte knapp. „Das war ich“, sagte ich. „Jetzt natürlich nicht mehr. Nicht mehr, seit es vorbei ist.“

„Waren Sie in viele Gefechte verwickelt?“, fragte der junge Cantwell, und seine Miene hellte sich auf. Ich spürte, wie sich meine Geduld dem Ende zuneigte.

„Mein Zimmer. Bekomme ich es jetzt oder nicht?“

„Nun, Sir“, sagte er, enttäuscht von meiner Antwort, „das hängt ganz von Ihnen ab.“

„Wieso das?“

„Mary, unser Mädchen, ist im Moment oben und desinfiziert alles. Erst hat sie sich angestellt, das können Sie mir glauben, aber dann habe ich ihr gesagt, dass mein Name draußen über der Tür steht und nicht ihrer, und dass sie besser tut, was ich ihr auftrage, wenn sie ihre Stelle behalten will.“

„Ich dachte, es sei der Name Ihrer Mutter“, sagte ich, um ihn etwas aufzuziehen.

„Es ist auch meiner“, blaffte er ungehalten und sah mich mit leicht vortretenden Augen an. „Auf jeden Fall wird das Zimmer so gut wie neu sein, wenn Mary damit fertig ist, das kann ich Ihnen versprechen. Ma wollte es Ihnen nicht sagen, aber da Sie Soldat sind …“

„Ich war Soldat“, berichtigte ich ihn.

„Ja, Sir. Nun, ich denke, es wäre respektlos, wenn ich Ihnen nicht sagen würde, was in dem Zimmer geschehen ist, und Sie nicht Ihre eigenen Schlüsse ziehen ließe.“

Meine Neugier war mittlerweile geweckt, und ich stellte mir alle möglichen Szenarien vor. War jemand ermordet worden? Hatte er Selbstmord begangen? War ein untreuer Ehemann von einem Privatdetektiv in den Armen einer anderen Frau erwischt worden? Aber vielleicht war es auch etwas weit weniger Dramatisches: eine nicht richtig ausgedrückte Zigarette, die im Papierkorb Feuer gefangen hatte. Jemand, der nachts ohne zu bezahlen verschwunden war. Verstrickungen. Abgründe.

„Ich würde ja gerne meine eigenen Schlüsse ziehen“, sagte ich, „wenn ich nur …“

„Er war natürlich nicht das erste Mal hier“, unterbrach mich der Junge, und die Aussicht, mir nun alles bis ins kleinste, ekligste Detail zu erzählen, ließ seine Stimme erregt anschwellen. „Mr Charters, so heißt der Kerl. Edward Charters. Ein sehr ehrenwerter Mann, dachte ich immer. Arbeitet bei einer Bank in London, aber seine Mutter lebt draußen Richtung Ipswich, und er besucht sie gelegentlich und bleibt dann auf dem Weg zurück in die Stadt ein, zwei Nächte in Norwich. Immer bei uns. Wir hatten nie Probleme mit ihm, Sir. Ein Gentleman. Ruhig, zurückhaltend. Gut gekleidet. Er wollte immer die Nummer vier, weil er wusste, wie gut das Zimmer ist, und ich habe ihm seinen Wunsch gerne erfüllt. Ich verteile die Zimmer, Mr Sadler, nicht Ma. Sie bringt die Nummern durcheinander und damit …“

„Und dieser Mr Charters?“, fragte ich. „Hat er sich geweigert, das Zimmer rechtzeitig zu räumen?“

„Nein, Sir“, sagte der Junge und schüttelte den Kopf.

„Hat es einen Unfall gegeben? Ist er krank geworden?“

„Nein, nichts dergleichen, Sir. Wir haben ihm den Schlüssel gegeben, verstehen Sie. Für den Fall, dass es spät würde. Bei unseren bevorzugten Gästen tun wir das. Ich erlaube es. Natürlich ist es absolut in Ordnung, auch Ihnen den Schlüssel zu geben, ich meine, wo Sie doch Soldat waren. Ich wollte selbst an die Front, Sir, nur haben sie mich nicht genommen, weil ich …“

„Bitte“, unterbrach ich ihn. „Wenn wir vielleicht einfach …“

„Richtig, entschuldigen Sie, Sir. Die Sache ist nur etwas unangenehm. Aber wir sind beide Männer von Welt, habe ich recht? Kann ich offen sprechen, Mr Sadler?“

Ich zuckte mit den Schultern. War ich ein Mann von Welt? Ich wusste es nicht. Ich war mir nicht einmal sicher, was der Ausdruck eigentlich bedeutete.

„Die Sache ist die, dass es am frühen Morgen zu einer gewissen Unruhe kam“, sagte David Cantwell, senkte die Stimme und beugte sich verschwörerisch in meine Richtung. „Das ganze verdammte Haus ist aus dem Schlaf gerissen worden. Entschuldigen Sie, Sir.“ Er schüttelte den Kopf. „Wie sich herausstellte, war Mr Charters ganz und gar nicht der ruhige, korrekte Gentleman, für den wir ihn gehalten haben. Er ist gestern Abend ausgegangen, aber nicht allein zurückgekommen. Und was das betrifft, haben wir hier natürlich feste Regeln.“

Ich musste lächeln, ich konnte nicht anders. Solche Nichtigkeiten! Und das nach den vergangenen vier Jahren? „Ist das alles?“, fragte ich und stellte mir einen einsamen Mann vor, der sich um seine Mutter in Ipswich kümmerte, abends, vielleicht unerwartet, etwas weibliche Gesellschaft gefunden und sich erlaubt hatte, seinem Begehren nachzugeben. Das war nun sicher kaum die Aufregung wert.

„Nicht ganz, Sir“, sagte David. „Denn Mr Charters’ … nennen wir es Gesellschaft, wollte nichts als sein Geld. Hat ihn ausgeraubt, und als er sich zur Wehr setzte, hatte er auch schon ein Messer an der Kehle, und dann brach die Hölle los. Ma ist aufgewacht, ich bin aufgewacht, und die Gäste kamen in ihren Nachthemden auf den Flur gelaufen. Wir klopften an seine Tür, und als wir sie öffneten …“ Er schien nicht sicher zu sein, ob er weitererzählen sollte. „Wir haben natürlich die Polizei gerufen“, fügte er hinzu. „Sie haben die beiden mitgenommen. Aber Ma fühlt sich sterbenselend wegen der Sache. Sie meint, damit sei alles ruiniert, und denkt sogar ans Verkaufen, wenn Sie das glauben können. Will zurück zu ihren Leuten in den Südwesten ziehen.“

„Ich bin sicher, dass auch Mr Charters ziemlich unglücklich mit der Situation ist“, sagte ich und empfand eine Welle von Mitgefühl für den Überfallenen. „Der arme Mann. Ich kann ja verstehen, dass die junge Dame verhaftet wurde, wenn sie gewalttätig geworden ist, aber warum um alles in der Welt denn auch er? Das ist doch keine Frage der Moral?“

„Doch, das ist es, Sir“, sagte David und reckte die Schultern. Er schien ernsthaft erzürnt. „Das ist ganz sicher eine Frage der Moral.“

„Aber er hat doch das Gesetz nicht gebrochen, wenn ich es recht verstehe. Ich begreife nicht ganz, warum er für etwas belangt werden soll, das am Ende nicht mehr als ein persönlicher Fehltritt war.“

„Mr Sadler“, sagte David ruhig. „Lassen Sie es mich klar ausdrücken, denn ich glaube, Sie haben mich missverstanden. Mr Charters’ Gesellschaft war keine junge Dame, fürchte ich. Es war ein junger Kerl.“ Er nickte mir wissend zu, wurde etwas rot und wandte den Blick ab.

„Ah.“ Ich nickte ebenfalls langsam. „Verstehe. Das ist es.“

„Dann werden Sie auch verstehen, warum Ma so außer sich ist. Wenn das bekannt wird …“ Er sah abrupt auf, als sei ihm gerade etwas bewusst geworden. „Ich vertraue natürlich darauf, dass Sie die Sache diskret behandeln, Sir. Es geht hier um unsere Existenz.“

„Was?“, fragte ich, starrte ihn an und nickte dann schnell. „Aber ja, selbstverständlich. Das … nun, das geht niemanden etwas an.“

„Womit die Frage des Zimmers aber noch immer nicht entschieden ist“, sagte er vorsichtig. „Und ob Sie bereit sind, darin zu übernachten. Wie ich schon erwähnte, wird es von Grund auf gesäubert.“

Ich dachte einen Moment lang nach, wusste jedoch nicht zu sagen, warum ich das Zimmer nicht nehmen sollte. „Es macht mir wirklich nichts aus, Mr Cantwell. Es tut mir leid, dass Sie solche Unannehmlichkeiten deswegen haben und dass die Sache Ihrer Mutter so nahegeht, aber wenn das Zimmer noch frei ist: Ich brauche nach wie vor ein Bett für die Nacht.“

„Damit wäre das also geklärt“, sagte der junge Cantwell munter, öffnete die Tür und trat zurück in die Diele. Ich folgte ihm und war ein wenig überrascht, wie unvermittelt er unser Gespräch beendet hatte. Seine Mutter stand an ihrem Platz hinter der Rezeption, und ihr Blick flog zwischen uns hin und her.

„Mr Sadler hat für alles volles Verständnis“, verkündete ihr Sohn. „Und er würde das Zimmer nun doch gerne nehmen. Ich habe ihm gesagt, dass es in circa einer Stunde fertig ist. Das ist doch richtig?“ Er redete, als wäre er der Hausherr und sie seine Bedienstete.

„Ja, sicher, David“, sagte sie, und die Erleichterung war ihr anzuhören. „Das ist sehr nett von Ihnen, Sir, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf. Würden Sie sich dann bitte ins Gästebuch eintragen?“

Ich nickte, beugte mich über das dicke Buch und schrieb sorgfältig meinen Namen und meine Adresse hinein, wobei ich etwas Tinte verspritzte, weil meine verkrampfte Hand mir Schwierigkeiten mit dem Füllfederhalter bereitete.

„Sie können im Salon warten, wenn Sie mögen“, sagte David, sah auf meinen zitternden Zeigefinger und fragte sich zweifellos, was es damit auf sich haben mochte. „Ein paar Häuser die Straße hinunter gibt es aber auch eine sehr achtbare Gaststätte, falls Sie nach Ihrer Reise eine kleine Erfrischung mögen.“

„Ja, ich denke, das ist genau das Richtige“, sagte ich und legte den Federhalter zurück auf den Tresen. Es war mir peinlich, so gekleckst zu haben. „Darf ich meine Tasche so lange hierlassen?“

„Natürlich, Sir.“

Ich bückte mich, holte mein Buch hervor und sah auf die Uhr.

„Wenn ich um halb acht wieder hier bin?“, fragte ich.

„Ist das Zimmer fertig, Sir“, sagte David, ging voraus zur Tür und hielt sie mir auf. „Und ich bitte noch einmal um Entschuldigung. Wir leben schon in einer komischen Welt, Sir, meinen Sie nicht? Man kann nie sagen, mit was für Perverslingen man es zu tun bekommt.“

„Da haben Sie recht“, sagte ich und trat hinaus in die frische Luft, erleichtert von der Brise, die mich den Mantel fest um meinen Körper ziehen und wünschen ließ, ich hätte an meine Handschuhe gedacht. Aber die lagen in meiner Tasche, und ich verspürte keinerlei Verlangen nach einer weiteren Unterhaltung mit Mrs Cantwell oder ihrem Sohn.

Zu meiner Überraschung wurde mir erst jetzt bewusst, dass es der Abend meines einundzwanzigsten Geburtstags war. Das hatte ich bisher völlig vergessen.

Ich ging die Straße hinunter, und bevor ich den Carpenter’s Arms betrat, wandte ich den Blick hoch zu dem Messingschild, das gut sichtbar über der Tür angebracht war. „Inhaber: J.T. Clayton, konzessioniert, Bier und Alkohol auszuschenken“, stand da in mattschwarzen Buchstaben eingraviert. Ich starrte auf die Schrift und hielt den Atem an. Ein Schreck fuhr mir durch die Glieder, und ich verspürte das plötzliche Bedürfnis nach einer Zigarette, befühlte meine Taschen und hoffte, das Päckchen Gold Flakes darin zu finden, das ich morgens im Bahnhof Liverpool Street gekauft hatte, wusste aber gleich, dass es mir im Zug abhandengekommen war. Vorm Aussteigen hatte ich der Schriftstellerin mit ihrem Koffer geholfen und es dabei auf den Sitz gelegt, wo es wahrscheinlich noch immer lag, es sei denn, es hatte den Weg in die Tasche eines anderen gefunden.

Inhaber: J.T. Clayton.

Es musste Zufall sein. Sergeant Clayton stammte, soweit ich mich erinnerte, aus Newcastle. Sein Akzent hatte ihn verraten. Aber hatte ich nicht gehört, dass sein Vater in den höheren Rängen einer Brauerei beschäftigt war? Oder verwechselte ich da jetzt etwas? Nein, es war lächerlich, entschied ich und schüttelte den Kopf. Es musste Tausende Claytons in England geben. Zehntausende. Der hier konnte nicht derselbe sein. Ich weigerte mich, dieser peinigenden Spekulation nachzugeben, drückte die Tür auf und trat ein.

Der Schankraum war halb mit Arbeitern gefüllt, die mir einen kurzen Blick zuwarfen, bevor sie sich wieder ihren Gesprächen zuwandten. Obwohl ich fremd war, fühlte ich mich entspannt, in Gesellschaft und doch für mich. Ich habe über die Jahre so viele Stunden in Pubs verbracht, über wacklige, bierverschmierte Tische gebeugt, schreibend, an Bierdeckeln rupfend, während ich meine Helden aus tiefer Armut zu Berühmtheit oder umgekehrt aus Herrenhäusern in die Gosse geführt habe. Allein, immer allein. Nicht zu viel trinkend, aber doch mit einem Bier vor mir. Eine Zigarette in der rechten Hand und ein oder zwei Brandflecken auf der linken Manschette. Diese Karikatur meiner selbst, die in Londoner Kneipenecken Bücher schreibt und mich so ärgert, dass ich auf Nachfragen immer wieder wie ein gereiztes Pferd hochgehe und loswiehere, wenn sie aufs Neue hervorgeholt wird, ist tatsächlich nicht ganz falsch. Der Lärm eines vollen Pubs ist unendlich freundlicher als die Stille eines leeren Hauses.

„Ja, Sir?“, fragte der derb wirkende Mann, der in Hemdsärmeln hinter der Theke stand und mit einem Lappen die Rinnsale verschütteten Biers darauf wegwischte. „Was kann ich für Sie tun?“

Ich ließ den Blick über die Bierhähne gleiten, auf denen einige mir unbekannte Namen standen, vielleicht von örtlichen Brauereien, und suchte mir eins aus.

„Ein großes, Sir?“

„Ja, bitte“, sagte ich und sah zu, wie er ein Glas aus dem Regal hinter sich nahm, es ganz unten fasste und gegen das Licht hielt, um sich zu vergewissern, dass keine Fingerabdrücke oder Staubflecken darauf waren, es im exakt richtigen Winkel unter den Hahn hielt und vollzuzapfen begann. In seinem dicken Bart hingen Kuchenkrümel, die ich gleichzeitig angewidert und fasziniert anstarrte.

„Sind Sie der Inhaber?“, fragte ich nach einer Weile.

„Das bin ich, Sir“, sagte er lächelnd. „John Clayton. Kennen wir uns?“

„Nein, nein“, sagte ich, während ich ein paar Münzen aus der Hosentasche fingerte. Jetzt konnte ich mich entspannen.

„Sehr gut, Sir“, sagte er, stellte das Bier vor mich hin und dachte sich offenbar weiter nichts wegen meiner Frage. Ich bedankte mich und ging hinüber in eine halb leere Ecke des Pubs, wo ich den Mantel auszog und mich mit einem tiefen Seufzer auf einen Stuhl sinken ließ. Vielleicht war es nur gut so, dass mein Zimmer noch nicht frei gewesen war, dachte ich und betrachtete das dunkelbraune Ale, das sich im Glas vor mir setzte. Winzige Bläschen stiegen nach oben auf, und der Schaum zwinkerte mir zu, während ich mir die wohltuende Befriedigung vorstellte, die mir der erste Schluck bescheren würde. Ich könnte hier den ganzen Abend sitzen, dachte ich. Ich könnte mich betrinken und ausfällig werden. Vielleicht verhaften sie mich dann, und ich lande in einer Zelle und werde morgen früh mit dem ersten Zug zurück nach London geschickt. Dann bliebe mir das alles erspart. Die ganze Sache wäre mir aus den Händen genommen.

Ich seufzte noch einmal tief, tat meine Überlegung ab und holte mein Buch aus der Tasche. Einen Moment lang betrachtete ich den Umschlag und genoss das Gefühl von Sicherheit, das mir ein Bündel aufgebundener Seiten stets vermittelt. An jenem Montag mitten im September des Jahres 1919 las ich gerade Wolfsblut von Jack London. Mein Blick heftete sich auf die Illustration des Umschlags, den Umriss eines jungen Wolfs, der witternd die Nase reckt, während die Schatten der Bäume hinter ihm einen Weg tief ins Herz der Berge andeuten, beschienen vom Licht des Vollmondes. Ich öffnete das Buch an der Stelle, wo mein Lesezeichen steckte, warf aber, bevor ich zu lesen begann, noch einen Blick auf die Titelseite und die Widmung: Für meinen alten Kumpel Richard, stand dort mit schwarzer Tinte geschrieben, die Buchstaben elegant und wohlgerundet, der genauso ein räudiger alter Köter ist wie Wolfsblut selbst. Jack. Ich hatte den Roman ein paar Tage zuvor auf einem Tisch vor einer der Buchhandlungen in der Charing Cross Road gefunden, und erst als ich ihn zu Hause aufschlug, war mir die Widmung aufgefallen. Der Buchhändler hatte mir nur einen Halfpenny für das Buch abgenommen, was mich annehmen ließ, dass er die Worte drinnen ebenfalls übersehen hatte. Ich jedenfalls hielt sie für eine wunderbare Dreingabe, obwohl ich natürlich nicht sagen konnte, ob der „Jack“, der sie geschrieben hatte, der Jack war, der auch als Autor darüber stand, aber mir gefiel der Gedanke, dass es so sein könnte. Einen Augenblick lang fuhr ich mit dem rechten Zeigefinger, dessen ungleichmäßiges Zittern mir immer wieder solche Schwierigkeiten machte, über die Buchstaben und stellte mir vor, wie der Stift des berühmten Autors seine Tinte auf der Seite hinterließ. Aber statt sich durch die Literatur heilen zu lassen, wie ich es mir in meiner jugendlichen Fantasie ausmalte, zuckte mein Finger noch mehr als gewöhnlich, und ich zog ihn rasch zurück.

„Was lesen Sie da?“, fragte eine Stimme ein paar Tische weiter, und ich drehte mich zu ihr hin und sah einen Mann mittleren Alters in meine Richtung blicken. Ich war überrascht, dass mich jemand ansprach, und hielt das Buch in seine Richtung, sodass der Mann den Titel lesen konnte, statt einfach seine Frage zu beantworten. „Davon habe ich noch nie gehört“, sagte er und zuckte mit den Schultern. „Ist es gut?“

„Sehr gut“, sagte ich. „Großartig, um genau zu sein.“

„Großartig?“, wiederholte er und lächelte ganz leicht. Das Wort klang aus seinem Mund unvertraut. „Nun, dann werde ich es mir wohl besorgen müssen, wenn es großartig ist. Ich habe immer schon viel gelesen. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze? Oder warten Sie auf jemanden?“

Ich zögerte. Ich hatte gedacht, allein sein zu wollen, doch das Angebot dieses Mannes, mir Gesellschaft zu leisten, machte mir bewusst, dass es mir eigentlich egal war.

„Aber bitte doch“, sagte ich und deutete auf den Platz mir gegenüber, und der Mann kam und stellte sein halb leeres Glas auf den Tisch zwischen uns. Er trank ein dunkleres Bier als ich und brachte einen abgestandenen, von einem langen, harten Arbeitstag zeugenden Schweißgeruch mit sich. Seltsamerweise fand ich ihn nicht unangenehm.

„Miller ist mein Name“, sagte er. „William Miller.“

„Tristan Sadler“, erwiderte ich und schüttelte ihm die Hand. „Freut mich, Sie kennenzulernen.“

„Ebenso“, sagte er. Er musste um die fünfundvierzig sein. Etwa so alt wie mein Vater. Obwohl er mich ganz und gar nicht an meinen Vater erinnerte, denn er war schlank gebaut und machte einen netten, nachdenklichen Eindruck. Mein Vater war das genaue Gegenteil. „Sie kommen aus London, stimmt’s?“, fragte er und ließ den Blick über mich gleiten.

„Ja, richtig“, sagte ich mit einem Lächeln. „Ist das so offensichtlich?“

„Ich kenn mich mit Stimmen aus“, antwortete der Mann. „Ich kann den meisten Leuten auf zwanzig Meilen genau sagen, wo sie aufgewachsen sind. Die Frau sagt, das ist ein hübscher Partytrick, aber ich seh das nicht so. Für mich ist es mehr als nur ein Gesellschaftsspiel.“

„Und wo bin ich aufgewachsen, Mr Miller?“, fragte ich und wollte mich gerne unterhalten lassen. „Können Sie das sagen?“

Er verengte die Augen, sah mich an und blieb fast eine Minute stumm. Nur sein schweres Atmen durch die Nase war zu hören, bis er den Mund wieder öffnete und vorsichtig sagte: „Ich würde denken, Chiswick. Kew Bridge. Irgendwo da. Habe ich recht?“

Ich lachte überrascht auf. „Chiswick High Street“, sagte ich. „Mein Vater hat dort eine Metzgerei. Da sind wir aufgewachsen.“

„Wir?“

„Meine jüngere Schwester und ich.“

„Aber Sie wohnen jetzt hier? In Norwich?“

„Nein“, sagte ich und schüttelte den Kopf. „Nein, nein, ich wohne in London. In Highgate.“

„Das ist ein ganzes Stück von Ihrer Familie entfernt.“

„Ja“, sagte ich. „Ich weiß.“

Hinter der Theke fiel ein Glas zu Boden, und das Zerbersten in unzählige Einzelteile ließ mich zusammenfahren. Ich sah auf. Meine Hände hielten instinktiv die Tischkante gepackt und entspannten sich erst, als ich die hochgezogenen Schultern des Inhabers sah, der sich dann mit Kehrblech und Handfeger bückte, um die Scherben aufzufegen, und sich dazu das gut gelaunte, stichelnde Johlen der Leute vor der Theke anhören musste.

„Das war nur ein Glas“, sagte mein Gegenüber, dem mein Schrecken aufgefallen war.

„Ja“, sagte ich und versuchte, die Sache mit einem Lachen abzutun, was mir jedoch misslang. „Ich habe mich nur erschreckt, das ist alles.“

„Waren Sie bis zum Ende dabei?“, fragte er. Ich sah ihn an, und er seufzte. „Tut mir leid, Junge. Ich hätte nicht fragen sollen.“

„Ist schon gut“, sagte ich leise.

„Ich hatte zwei Jungs draußen, wissen Sie. Gute Jungs, alle beide. Der eine hatte ein bisschen zu viel Unfug im Kopf, der andere war eher so wie Sie und ich. Ein Leser. Ein paar Jahre älter als Sie, würde ich sagen. Wie alt sind Sie? Neunzehn?“

„Einundzwanzig“, sagte ich und empfand mein neues Alter zum ersten Mal bewusst.

„Nun, unser Billy wäre heute dreiundzwanzig, und unser Sam würde bald zweiundzwanzig werden.“ Mr Miller lächelte, als er die Namen aussprach, schluckte dann und sah weg. Der Gebrauch des Konjunktivs war zu einer weitverbreiteten Krankheit geworden, wenn das Alter von Kindern erörtert wurde, und viel mehr brauchte nicht gesagt zu werden. Wir saßen eine Weile schweigend da, und dann blickte er mich mit einem nervösen Lächeln an. „Sie sehen ein bisschen so wie unser Sam aus“, sagte er.

„Tatsächlich?“, fragte ich, und sein Vergleich tat mir seltsam gut. Wieder betrat ich die Wälder meiner Fantasie. Ich kämpfte mich durch Ginster und Nesseldickicht, um mir diesen Sam vorzustellen, einen jungen Burschen, der Bücher mochte und dachte, dass er eines Tages wohl selbst gern welche schreiben würde. Ich sah ihn an jenem Abend, als er seinen Eltern verkündete, dass er sich melden und Billy anschließen wolle, bevor sie kämen, um ihn zu holen. Ich stellte mir die beiden Brüder vor, die sich im Ausbildungslager gegenseitig halfen, auf dem Schlachtfeld Mut bewiesen und heldenhaft in den Tod gingen. So war Sam, beschloss ich. So war William Millers Sam gewesen. Ich kannte ihn gut.

„War ein braver Junge, unser Sam“, flüsterte mein Gegenüber nach einer Weile und schlug dann dreimal mit der flachen Hand auf den Tisch, als wollte er sagen: Genug davon. „Trinken Sie noch eins, mein Junge?“, fragte er und nickte zu meinem halb leeren Glas hin. Ich schüttelte den Kopf.

„Noch nicht“, sagte ich. „Aber vielen Dank. Sie haben nicht zufällig eine Zigarette dabei?“

„Natürlich“, antwortete er und fischte eine Blechdose aus der Tasche, die aussah, als hätte er sie schon seit seiner Kindheit, öffnete sie und gab mir eine von etwa einem halben Dutzend perfekt gerollter Zigaretten. Seine Finger waren schmutzig, die Falten auf seinem Daumen tief und dunkel. Der Mann verdiente seinen Lebensunterhalt fraglos mit körperlicher Arbeit. „Im Tabakladen gäb’s keine besseren, oder?“, fragte er und zeigte lächelnd, wie gleichmäßig sie gedreht waren.

„Nein“, sagte ich und bewunderte sie. „Sie sind ein Könner.“

„Nicht ich“, sagte er. „Die Frau rollt sie mir. Als Erstes jeden Morgen, während ich noch frühstücke, sitzt sie da in der Küche mit den Papierchen und der Packung Tabak. Kostet sie nur ein paar Minuten. Füllt mir die Dose und schickt mich los. Das ist ein Glück, was? Gibt nicht viele Frauen, die das tun.“

Ich lachte und erfreute mich an der behaglichen Häuslichkeit in seiner Geschichte. „Sie sind ein glücklicher Mann“, sagte ich.

„Und weiß ich das nicht?“, rief er und tat entrüstet. „Und was ist mit Ihnen, Tristan Sadler?“, fuhr er fort und gebrauchte meinen vollen Namen, vielleicht, weil ich zu alt war, um einfach „Tristan“ genannt zu werden, aber noch zu jung, als dass er „Mr Sadler“ hätte sagen wollen. „Sind Sie ein verheirateter Mann?“

„Nein“, sagte ich und schüttelte den Kopf.

„Aber Sie haben einen Schatz zu Hause in London, nehme ich an?“

„Niemand Besonderes“, antwortete ich und wollte nicht zugeben, dass es eigentlich gar niemanden gab.

„Da stoßen Sie sich wohl noch die Hörner ab“, sagte er mit einem Zwinkern, aber ohne die anzügliche Plattheit, mit der einige ältere Männer solche Bemerkungen machen. „Das kann ich Ihnen nicht verdenken, keinem von euch, nach allem, was ihr durchgemacht habt. Ist noch Zeit genug fürs Heiraten und den Nachwuchs, wenn Sie älter sind. Aber, großer Gott, die Mädchen waren ganz begeistert, als ihr alle zurückgekommen seid, was?“

Ich lachte. „Ja, so wird’s wohl gewesen sein“, erwiderte ich. „Ich kann’s nicht wirklich sagen.“ Ich wurde allmählich müde. Die lange Reise und das Bier auf nüchternen Magen machten mich schläfrig und benommen. Noch ein Glas, das wusste ich, und ich war hinüber.

„Haben Sie Familie in Norwich?“, fragte Mr Miller einen Moment später.

„Nein“, sagte ich.

„Sie sind das erste Mal hier?“

„Ja.“

„Urlaub machen, oder? Mal raus aus der großen Stadt?“

Ich überlegte, bevor ich antwortete. Ich beschloss zu lügen. „Ja“, sagte ich. „Ein paar Tage Pause, das ist alles.“

„Nun, da hätten Sie sich keinen schöneren Ort aussuchen können. Das kann ich Ihnen sagen“, erklärte er mir. „Ich bin hier aufgewachsen und alt geworden. Hab immer hier gelebt, als Junge und als Mann. Würde nirgends anders leben wollen und kann keinen verstehen, bei dem’s nicht so ist.“

„Aber Sie kennen sich mit Akzenten aus“, sagte ich. „Da müssen Sie ganz schön herumgekommen sein.“

„Nur als Kind. Ich höre den Leuten zu, das ist der Schlüssel. Die meisten Menschen hören nie richtig zu. Und manchmal“, sagte er und beugte sich vor, „kann ich sogar erraten, was sie denken.“

Ich starrte ihn an und spürte, wie sich meine Miene leicht verhärtete. Unsere Blicke trafen sich, und es gab einen Moment der Spannung, der Herausforderung, in dem wir beide nicht wegsahen. „Können Sie das tatsächlich?“, fragte ich endlich. „Dann wissen Sie also auch, was ich jetzt denke, Mr Miller?“

„Nicht, was Sie denken, mein Junge, nein“, sagte er und hielt meinem Blick immer noch stand. „Aber was Sie fühlen? Ja, ich glaube, das kann ich sagen. Dazu muss ich keine Gedanken lesen können. Da reichte ein Blick, als Sie zur Tür hereinkamen.“

Er schien das nicht weiter ausführen zu wollen, und so blieb mir keine Wahl, als ihn zu fragen, obwohl doch alles in mir danach schrie, es nicht zu tun. „Und was wäre das, Mr Miller?“ Ich versuchte, sachlich zu klingen. „Was empfinde ich?“

„Zwei Dinge, würde ich sagen“, erwiderte er. „Zunächst mal Schuld.“

Ich reagierte nicht, sondern sah ihn weiter an. „Und was noch?“

„Na ja“, sagte er. „Selbsthass.“

Ich hätte geantwortet, meinen Mund hatte ich bereits geöffnet. Was ich gesagt hätte, weiß ich nicht. Ich kam nicht dazu, denn in diesem Augenblick schlug Mr Miller erneut auf den Tisch und brach so die Spannung, die sich zwischen uns aufgebaut hatte. Er sah auf die Uhr an der gegenüberliegenden Wand. „Nein!“, rief er. „So spät kann es doch noch gar nicht sein. Da geh ich wohl besser nach Hause, sonst gibt’s ’n Höllenärger mit der werten Gattin. Genießen Sie Ihren Urlaub, Tristan Sadler“, sagte er und stand mit einem Lächeln auf. „Oder weswegen Sie auch immer hier sind. Und kommen Sie gut wieder nach London.“

Ich nickte, stand aber nicht auf. Ich sah ihm nur nach, wie er zur Tür ging, sich kurz noch einmal umdrehte und mit erhobener Hand von J.T. Clayton verabschiedete, den Inhaber mit der Konzession, Bier und Alkohol auszuschenken, bevor er den Pub ohne ein weiteres Wort verließ.

Ich warf einen Blick auf mein Buch, das mit dem Titel nach oben auf dem Tisch lag, und griff nach meinem Glas. Ich trank es aus und wusste, dass mein Zimmer nun endlich frei sein würde, aber ich wollte noch nicht zurück, und so hob ich die Hand Richtung Theke, und kurz darauf stand ein frisches Bier auf meinem Tisch. Mein letztes für den Abend, versprach ich mir.

John Boyne

Über John Boyne

Biografie

John Boyne, geboren 1971 in Dublin, ist einer der renommiertesten zeitgenössischen Autoren Irlands. Seine Bücher wurden in mehr als vierzig Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Der internationale Durchbruch gelang ihm mit seinem Roman „Der Junge im gestreiften Pyjama“, der...

Pressestimmen
radio dreyeckland

„Ein lesenswertes Buch.“

Kommentare zum Buch
Schuld und Sühne ...
Isabel (engi) am 03.12.2019

Eine schwere Aufgabe hat der junge Tristan Sadler da vor sich. Doch könnte man meinen, nicht nur Tristan selbst ist mit seinem Geständnis, zu dem an dieser Stelle natürlich keine Details genannt werden können, überfordert. Auch die Schwester reagiert verstört und macht es ihm nicht leicht.   Tristan hat eine fürchterliche Schuld auf sich geladen, doch wie trennt man in einem solch grausamen Krieg Schuld und Unschuld? Wer ist der Gute und wer der Böse? Immer wieder merke ich beim Lesen solcher Bücher was für eine Sünde die Obrigkeit begangen hat, in dem sie diesen Krieg anzettelte. Wenn man dann jedoch als junger Mensch dazu noch merkt, dass man anders als die anderen ist, einen Gleichgesinnten findet und dies schließlich ans Tageslicht kommt, liegen Freud und Leid wohl sehr nah beieinander …   Der irische Autor John Boyne hat mir über die Jahre schon so manche schöne und oft auch nachdenkliche Lesestunde verschafft und sich langsam, aber sicher auf die Liste meiner Lieblingsautoren gearbeitet. Wunderbare Bücher wie „Das Haus zur besonderen Verwendung“ und „Cyril Avery“ gehören dazu und auch dieser Roman steht ziemlich weit oben auf der Liste, wenn ich hier auch für ein paar Längen ein kleines Sternchen abziehe.

Boyne, das späte Geständnis des Tristan Sadler
Beate Heitmeyer am 25.09.2013

Klingt sehr vielversprechend, habe mir das Buch bereits bestellt, damit ich es zu Ende lesen kann. Die Bücher von  John Boyne sind immer sehr bemerkenswert. 

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