Lieferung innerhalb 1-3 Werktage
Bezahlmöglichkeiten
Vorbestellung möglich
Kostenloser Versand*
Jagd in L.A. (Detective Maddie Divine 2)

Jagd in L.A. (Detective Maddie Divine 2)

Kathy Bennett
Folgen
Nicht mehr folgen

Thriller

E-Book (8,99 €)
€ 8,99 inkl. MwSt.
sofort per Download lieferbar
In den Warenkorb
Geschenk-Service
Für den Versand als Geschenk können eine gesonderte Lieferadresse eingeben sowie eine Geschenkverpackung und einen Grußtext wählen. Einem Geschenkpaket wird keine Rechnung beigelegt, diese wird gesondert per Post versendet.

Jagd in L.A. (Detective Maddie Divine 2) — Inhalt

Detective Maddie Divine wehrt sich mit aller Kraft dagegen, dass ihre private Tragödie ihre Arbeit beim LAPD behindert. Nachdem sie bei einem Einsatz ihren Mann verloren hat, kämpft sie sich mithilfe der Polizeipsychologin zurück in den Job. Dort wird sie auch dringend gebraucht: Ein Serienvergewaltiger treibt sein Unwesen, er wird mit jedem Überfall brutaler. Dann wird eine junge Frau ermordet. Bei der Untersuchung der beiden Fälle tun sich Verbindungen auf – und Maddie sieht sich alsbald mit den Geistern der Vergangenheit konfrontiert …

€ 8,99 [D], € 8,99 [A]
Erschienen am 12.01.2018
Übersetzt von: Juliane Pahnke
416 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-97879-8
Download Cover

Leseprobe zu „Jagd in L.A. (Detective Maddie Divine 2)“

Heilige Scheiße!

Ein Mann mit einer schwarzen Skimaske rannte am helllichten Tag über die sechs dicht befahrenen Spuren des Ventura Boulevard. Eine Mutprobe mit den Autofahrern von Los Angeles als Gegner, bei der er sich zwischen einem Chevy Malibu und einem Dodge durchschlängelte, nur um direkt danach über die Motorhaube eines Porsche Carrera zu springen. Es wirkte wie eine Szene aus einem Film – für solche Szenen lebten die meisten Cops. Aber das war keine Actionszene. Instinktiv wusste ich gleich, dass hier ein Schwerverbrecher auf der Flucht von [...]

weiterlesen

Heilige Scheiße!

Ein Mann mit einer schwarzen Skimaske rannte am helllichten Tag über die sechs dicht befahrenen Spuren des Ventura Boulevard. Eine Mutprobe mit den Autofahrern von Los Angeles als Gegner, bei der er sich zwischen einem Chevy Malibu und einem Dodge durchschlängelte, nur um direkt danach über die Motorhaube eines Porsche Carrera zu springen. Es wirkte wie eine Szene aus einem Film – für solche Szenen lebten die meisten Cops. Aber das war keine Actionszene. Instinktiv wusste ich gleich, dass hier ein Schwerverbrecher auf der Flucht von einem Tatort war.

Obwohl ich gerade nicht im Dienst war, riss ich meinen Sportwagen herum und parkte ihn an einer Bushaltestelle, griff nach meiner Handtasche und nahm zu Fuß die Verfolgung auf.

„Wählen Sie den Notruf!“, schrie ich, als ich an den aufgeschreckten Fußgängern vorbeirannte. „Sagen Sie, eine Polizistin außer Dienst verfolgt zu Fuß den Verdächtigen  in einem möglichen Raubüberfall.“ Obwohl ich nicht sicher wusste, was für ein Verbrechen er begangen hatte, führte der Mann mit der Skimaske definitiv nichts Gutes im Schilde und lief vor etwas davon.

Im Laufen zog ich den Reißverschluss an meiner Handtasche auf, hinter dem sich ein Holster verbarg, und zog meine Smith and Wesson Neun-Millimeter-Halbautomatik heraus. Die Halterung fiel auf den Boden, aber ich rannte weiter. Für ein zwanzig Dollar teures Stück Leder hielt ich jetzt nicht an.

Wenn bis jetzt noch niemand die Cops gerufen hat, tun sie es spätestens dann, wenn ich mit einer Waffe in der Hand durch die Sherman Oaks Galleria laufe.

„Ich bin Polizistin! In welche Richtung ist er gerannt?“, wollte ich von ein paar jungen Frauen wissen, die gerade aus der Mall kamen.

Die Mädchen starrten auf meine Waffe. Dann zeigten sie nach drinnen und rannten in die andere Richtung davon. Als ich an den verblüfften Kunden vorbeilief, schrien ein paar auf, sobald sie meine Waffe bemerkten. Ich rief: „Polizei! Aus dem Weg!“ und hoffte, die Bürger würden mir Platz machen. Aber die meisten Leute wussten nicht, wie man in so einer Situation reagierte. Zum Glück blieben die meisten Kunden einfach stehen, und ich konnte mich zwischen ihnen hindurchschlängeln.

Mein Herz sprang mir beinahe aus der Brust, und ich kam völlig außer Atem, als plötzlich zwei Fahrradpolizisten vom LAPD, die hinter Betonsäulen Stellung bezogen hatten, mit ihren Waffen auf mich zielten.

„Polizei! Runter mit der Waffe!“

Ich kam schlitternd zum Stehen und hob die Hände. „Ich bin LAPD-Detective Maddie Divine“, rief ich. Dann kniete ich mich langsam hin und legte meine Waffe auf den Boden. Sobald die Pistole nicht mehr in meiner Hand war, kam ich behutsam wieder hoch und hob die Hände über Schulterhöhe. „Ich habe einen großen, muskulösen Mann mit einer schwarzen Skimaske beobachtet, wie er alle Spuren des Ventura Boulevard überquert hat. Er rannte, als hätte er gerade einen Raub oder sonst was begangen. Ich habe meinen Wagen stehen gelassen und die Verfolgung aufgenommen. Er ist direkt in die Galleria gelaufen. Haben Sie ihn gesehen? Sind irgendwelche Raubüberfälle gemeldet worden?“

Die beiden Polizisten sahen mich an, als wäre ich verrückt. Eine kleine Menschenmenge versammelte sich inzwischen um uns.

„Nein. Wir haben keine Anrufe wegen eines Raubs bekommen. Das Einzige, was reingekommen ist, war die Meldung, dass eine Frau mit einer Waffe die Galleria gestürmt hat.“

„Okay, ich gebe zu, dass ich wohl den Frieden gestört habe, weil ich mit der Waffe in der Hand einem Kerl nachgejagt bin. Aber da war wirklich ein Kerl mit Skimaske. Ein paar Leute konnten sogar sagen, in welche Richtung er verschwunden ist.“

Der andere Cop war größer und dünner als sein Kollege und wandte sich jetzt an die Menschenmenge um uns. „Hat hier jemand einen Mann mit schwarzer Skimaske durch die Mall rennen gesehen?“

Die Umstehenden sahen einander nervös an. Einige grinsten sogar, aber niemand trat vor und erklärte, er habe den Verdächtigen gesehen.

„Äh, wissen Sie, Ma’am, am besten kommen Sie mit uns nach unten zu unserem Büro hier in der Mall. Da können wir Ihre Identität überprüfen und Ihre Aussage aufnehmen zu dem, was Sie gesehen und getan haben.“

„Sie könnten meine Identität überprüfen, wenn Sie meinen Dienstausweis aus meiner Brieftasche holen.“

„Nun, das tun wir in unserem Büro.“

„Gut“, sagte ich, denn ich wusste, dass die beiden Polizisten glaubten, es mit einer Verrückten zu tun zu haben. Und eines wusste ich mit absoluter Sicherheit. Ich würde sie auf keinen Fall bedrängen, sich zu beeilen, denn sonst käme ich zu spät zu meinem Termin mit der Polizeipsychologin.

Jade Donovan stand in ihrem Badezimmer vor dem Waschbecken und flocht sich die dunkelbraunen Haare zu einem Bauernzopf. Sie beobachtete im Spiegel ihren Mann, der sich neben ihr rasierte. „Und mit wem arbeitest du heute zusammen?“

Mac Stryker zog das Gesicht mit einer Hand straff und ließ den Rasierer mit der anderen über seine Wange gleiten. Das Resultat war ein nackter Streifen Haut im Rasierschaum. Er zog eine zweite Linie über die Haut, dann wusch er den Rasierer im Waschbecken aus. „So ein Neuer von der 77. Division. Ich habe gehört, er hat gerade erst die Probezeit hinter sich, kommt also praktisch direkt von der Akademie und ist ziemlich bissig. Er hat wohl behauptet, er werde den Valley-Vergewaltiger fassen.“

Jade lächelte. „Na ja, wenn er mit dir zusammenarbeitet, dürfte das seiner Großspurigkeit einen Dämpfer verpassen.“

Mac schnaubte. „Das bezweifle ich. Er glaubt eher, ich sei ein Dinosaurier, der nicht mehr weiß, wie richtige Polizeiarbeit gemacht wird.“

„Pass nur auf. Ich finde es albern, wenn sie so einen Jungspund direkt nach der Probezeit schon in die Abteilung für Bandenkriminalität stecken. Er sollte erst mal noch ein, zwei Jahre Streife fahren, wo er sich mit häuslicher Gewalt und Betrunkenen herumärgern muss. Zumindest waren die Verantwortlichen so umsichtig, ihn zu dir zu stecken, also jemandem, der schon einige Zeit dabei ist.“

Mac war mit der Rasur fertig, wischte sich den überschüssigen Schaum vom Gesicht ab und gab Jade einen flüchtigen Kuss. „Darum denke ich, es wäre gut, wenn du endlich mal eine Beförderung bekommst, Jade. Das LAPD braucht Leute in Führungspositionen, die mit gesundem Menschenverstand vorgehen.“ Mac ging ins Schlafzimmer und zog ein weites Hawaiihemd über das T-Shirt. So wurde die Waffe, die er im Dienst trug, am besten verdeckt. Er sank aufs Bett und zog die Sportschuhe an. „Hast du in letzter Zeit mal mit deiner Partnerin geredet?“

„Lustig, dass du sie so nennst. Schließlich haben wir noch keinen einzigen Tag zusammengearbeitet.“

„Auf dem Papier seid ihr aber schon seit Monaten Partner. Ich nehme an, sie findet, sechs Monate reichen als Abwesenheit vom Dienst, um den Verlust ihres Ehemanns zu betrauern. Mich überrascht, dass sie nicht länger weggeblieben ist. Unter den Umständen hätte das Department ihr sicher alle Zeit der Welt gegeben.“

Jade nickte. „Nachdem wir erfahren haben, dass wir von der Abteilung für Vermisstenfälle zur Division nach Devonshire versetzt werden, wollte sie wohl lieber zurückkommen, bevor man sie zum Gefängnisdienst verdonnert. Ich sollte sie wirklich mal anrufen.“ Jade schaute auf die Uhr. „Verflixt! Es ist bald Zeit, Donnie von der Schule abzuholen. Das mache ich zuerst, und danach rufe ich Maddie an.“

„Bist du wegen Montag nervös?“

Jade zuckte mit den Schultern. „Es ist immer schwer, in einer neuen Division anzufangen. Man muss sich immer wieder aufs Neue beweisen.“ Sie folgte Mac, der in die Küche ging. Dort standen bereits das Lunch und ein frischer Kaffee, die sie für ihn vorbereitet hatte. „Allerdings wird dieser Wechsel etwas anders sein, weil praktisch jeder in dem Revier neu ist.“

„Hoffentlich halten sich die Medien zurück. Aber ich fürchte, das werden sie nicht tun, denn du kennst ja den Chief. Der will bei allem einen Fototermin“, sagte Mac. Er nahm die Lunchbox und den Thermobecher aus rostfreiem Stahl. „Ich bin weg.“ Er beugte sich zu ihr hinüber und gab ihr einen innigen Kuss. „Gib Donnie einen Kuss und sag ihm, dass ich ihn lieb habe. Ich rufe ihn später noch an.“

Jade lächelte und zog Mac wieder zu sich heran. „Und was bekomme ich später von dir?“, neckte sie ihn.

Die Augen ihres Mannes funkelten amüsiert. „Einen von L. A.s Besten“, flüsterte er und knabberte noch einmal an ihren Lippen, bevor er das Haus verließ.

Tick, tick, tick.

„Wir können hier auch wieder die ganze Stunde schweigend sitzen, wenn Sie das wollen, Maddie. Aber irgendwann werden Sie was sagen müssen, wenn Sie wieder Ihre Arbeit als Ermittlerin aufnehmen möchten. Und je länger wir hier sitzen, desto schlimmer wird der Verkehr, der am Freitagnachmittag immer den Freeway 405 verstopft.“

Ich ignorierte den verärgerten Tonfall der Psychiaterin vom LAPD, doch mein Blick schoss zu der tickenden Uhr, die gut sichtbar auf der Ecke ihres Schreibtischs stand. Wir saßen schon seit vierzig Minuten hier.

Wie ich bereits den Fahrradpolizisten in der Galleria zuvor nicht erzählt hatte, dass ich unterwegs zur Psychiaterin war, verspürte ich jetzt nicht das Bedürfnis, der Ärztin von meiner peinlichen Erfahrung in der Mall zu berichten. Das Letzte, was sie wissen durfte, war, dass ich mich selbst bewaffnet hatte, um einen Mann mit Skimaske zu verfolgen, den außer mir offenbar niemand gesehen hatte.

Selbst als die Cops in der Mall die Videobänder prüften, gab es keine Spur von dem Kerl – egal, ob mit Skimaske oder ohne. Die Geschichte über die verrückte Kollegin, die sich einen Raubüberfall einbildete, würde bis zum nächsten Morgen überall die Runde gemacht haben. Da ich mich mit dem Department ziemlich gut auskannte, fürchtete ich mich jetzt sehr vor dem neuen Einsatzort, wo ich Montag das erste Mal antreten sollte. Ich wäre sofort als die Verrückte von den Vermisstenfällen verschrien.

„Wie fühlen Sie sich beim Gedanken an die Versetzung?“, versuchte die Ärztin es erneut.

Scheiße. Ich fühle mich richtig scheiße. Na und? Ich warf Dr. Stevens einen wütenden Blick zu, der Trockenfleisch hätte verdorren lassen.

Die Ärztin seufzte. „Maddie, das ist jetzt der zweite Termin, den Sie mit mir ausgemacht haben. Wir verschwenden Ihre Zeit, aber wir verschwenden auch Zeit, in der ich anderen Patienten helfen könnte. Sie können entweder jetzt mit mir reden, oder ich muss den Chief darüber informieren, dass Sie unkooperativ sind.“

Und was wird er dann tun? Mich wieder einer Division zuweisen, in der ich nicht arbeiten will? Ach nein, Moment – das ist ja bereits geschehen.

„Wissen Sie“, sagte die Ärztin und blickte mich ernst an, „anfangs hatte Travis auch Probleme, sich mir zu öffnen. Aber als er es dann tat, ging es ihm besser.“

„Das glauben Sie? Wirklich?“ Die Wut strömte wie geschmolzene Lava aus meinem Mund, und ich setzte mich auf die vordere Stuhlkante. „Hat mein Mann Ihnen erzählt, wie er nach einem seiner ersten Termine bei Ihnen ein Loch in unsere Decke geschossen hat, während er schlief?“

Ich war nicht sicher, ob der entsetzte Gesichtsausdruck der Psychiaterin von meinem plötzlichen Ausbruch oder dem herrührte, was ich ihr gerade offenbart hatte. Sie hatte sich schnell wieder im Griff, und ihre Überraschung wich aufmerksamem Beobachten.

„Travis hatte Probleme. Ich glaube wirklich, wenn wir weiter miteinander gearbeitet hätten, wäre das letztlich für ihn eine Erleichterung gewesen, weil wir Bewältigungsstrategien hätten entwickeln können.“

„Und das wollen Sie für mich tun? Bewältigungsstrategien finden?“

„Ich hoffe es. Ich bin hier, um Ihnen zu helfen.“

„Sie können mir nicht helfen. Das sollten Sie wissen. Travis ist tot.“

„Hallo Mindy. Du kommst aber früh. Bist du irgendwie krank oder so?“, fragte Harley Elliot.

„Sehr lustig, Harley. Vielleicht solltest du den Pizzaladen verkaufen und Stand-up-Comedian werden.“

Mindy bedachte ihn mit ihrem munteren Lächeln, und das reichte schon, damit er hinter dem Tresen hervorkam, wo er zuvor den Cheddarkäse für den allabendlichen Ansturm raspelte.

„Mindy, Mindy, Mindy, was soll ich nur mit dir machen?“, fragte er und kam auf das Mädchen zu. Er schloss ihren straffen Teenagerkörper in die Arme und wiegte sie ein paar Sekunden. Danach ließ er sie los, aber nicht ohne vorher ihren blumigen Duft einzuatmen. Was machen diese jungen Dinger nur mit ihren Haaren, dass sie so gut riechen?

„Du könntest mir eine Gehaltserhöhung geben“, sagte Mindy hoffnungsvoll.

„He! Du weißt verdammt gut, dass ich von allen Restaurants im San Fernando Valley am Besten bezahle. Die Bewerbungen hast du bestimmt gesehen, die sich auf meinem Schreibtisch stapeln“, sagte er und kehrte hinter den Tresen zurück.

„Ja klar, von irgendwelchen Kerlen, die ums Verrecken keine Chance haben, hier einen Job zu kriegen.“

Die geflüsterte Bemerkung kam von Walt Lamb, Harleys neuem Barkeeper. Der Junge glaubte wohl, er hätte ihn nicht gehört. Harley nahm sich vor, Walts Arsch den Rest der Nacht ordentlich auf Trab zu halten. Wenn Walt sich weiterhin so mies benahm, musste Harley den Blödmann wohl ersetzen. Wäre nicht das erste Mal und bestimmt nicht das letzte Mal.

Die Hintertür ging auf, und Harleys Stimmung besserte sich schlagartig. Gott, er liebte Freitage. Er beobachtete, wie die Hälfte seines weiblichen Personals durch den Hintereingang hereinkam. Die Hälfte von „Harley’s Angels“ arbeitete Freitagabend. Nicht nur Mindy, sondern auch Krista, Danielle, China und sein neuester Engel – Shelbie.

Er bekam einen Steifen, wenn er Shelbies lange, glatte Haare und ihren wahnsinnig geilen, kleinen Apfelarsch nur sah. Zum Glück verbarg die Schürze, die er trug, seine Erregung. Vielleicht scherzte sie ja mit ihm wie Mindy, und dann bekäme er die Chance, einmal diesen festen Arsch zu begrapschen.

„n’ Abend, die Damen. Freut mich, dass ihr alle ein Lächeln im Gesicht habt, denn“, er sprach jetzt gedehnt und wartete, dass seine Mitarbeiter einfielen, „freitags wird’s heiß bei Harley’s Hot Pieces!“

Ich verließ das Institut für Verhaltenspsychologie im Valley gerade noch rechtzeitig, um in der Hauptverkehrszeit im Stau auf dem Freeway 405 zu stehen. Mich störte es nicht, mich in den alltäglichen Flashmob der Pendler einzureihen. Ich war völlig ausgelaugt, und Autofahren war eine angenehm anspruchslose Tätigkeit. Ich nutzte die Zeit, um über die letzten anderthalb Stunden nachzudenken. Darüber, wie Dr. Stevens mich schließlich dazu brachte, meine Wut, meine Depression und die Schuldgefühle nach dem Tod meines Mannes zuzugeben. Ja, meine Sitzung hatte diesmal Überlänge, aber das war es absolut wert gewesen.

Es ging mir gegen den Strich, der Psychiaterin zugutehalten zu müssen, dass sie das geschafft hatte. Normalerweise war ich keine warme, anschmiegsame Person, die über ihre Gefühle sprach. Aber sie war so klug, mich mit einem Tennisschläger gute fünfzehn Minuten auf ein Kissen einschlagen zu lassen, während ich über den Drecksack fluchte, der meinen Mann umgebracht hatte, während ich das LAPD für alles verantwortlich machte, was mir einfiel, und schließlich Travis verdammte, weil er sich in die Schusslinie geworfen hatte, um mir das Leben zu retten.

Es war dann ein fließender Übergang, zum Ende der Sitzung hin über meine Schuld an Travis’ Tod zu reden, obwohl wir nicht besonders weit kamen. Ich hatte die unschöne Befürchtung, dass wir bei meinem nächsten Termin bei der Psychiaterin an genau dieser Stelle weitermachen würden. Darauf freute ich mich nicht gerade. Doch die Ärztin hatte mich einfach erpresst.

„Maddie, wenn Sie wollen, dass ich Sie wieder für voll einsatzfähig erkläre, müssen wir uns vor Montag noch einmal treffen. Sonntags kann ich nicht, aber morgen Nachmittag um zwei würde gehen.“

Ich hatte nur stumm genickt, und dann hatte sie die Daumenschrauben sogar noch angezogen.

„Wir werden dann nicht vierzig Minuten lang stumm voreinander sitzen, bevor Sie bereit sind, sich zu öffnen. Ich erwarte ein besseres Verhalten von Ihnen. Habe ich mich klar ausgedrückt?“

Kurz hatte ich mich gefragt, ob sie von mir einen Zusammenbruch erwartete. Glaubte sie, ich würde mich wie eine trotzige Fünfjährige auf den Boden werfen? So ging sie jedenfalls mit mir um.

„Ich verspreche Ihnen, mit dem Moment, in dem mein Hintern den Sessel berührt, werde ich wie ein Teenager losquasseln“, erklärte ich ihr.

Sie brachte sogar ein Lächeln zustande. „Wie wäre es, wenn wir es einfach mit einem aufrichtigen Gespräch versuchen?“

„Ich werde mit Ihnen kommunizieren. Ob ich die Wahrheit sage, müssen Sie entscheiden.“ Ich erwiderte das Lächeln.

Ein blechernes Hupen vom Wagen hinter mir riss mich aus den Gedanken. Ich stieg aufs Gas, und mein Sportwagen schoss nach vorne, sodass sich die sechs Meter große Lücke zwischen meinem Wagen und dem Truck vor mir rasch schloss.

„Ich hoffe, du fühlst dich besser, Arschloch“, sagte ich zu mir selbst und starrte den hupwütigen Fahrer im Rückspiegel an. Ich klappte die Sonnenblende herunter und sah mich im Spiegel an, wobei ich aufpasste, ob der Verkehr vor mir sich wieder in Bewegung setzte.

„Maddie, die Psychiaterin hat recht. Die letzten Jahre waren echt hart für dich. Aber das musst du jetzt überwinden. Früher hattest du Spaß am Leben, du hast gelacht und warst glücklich. Wird Zeit, dass du wieder die lustige, glückliche Frau von damals wirst ...“ Ich starrte mein Spiegelbild lange an. „Und damit fängst du sofort an.“

Als der Kerl hinter mir erneut hupte, drehte ich mich um und warf ihm einen Luftkuss zu.

Kathy Bennett

Über Kathy Bennett

Biografie

Kathy Bennett kennt sich mit Verbrechen bestens aus. 29 Jahre war sie beim Los Angeles Police Department, davon acht Jahre als Zivilangestellte und 21 als Polizeibeamtin. 1997 wurde sie Polizistin des Jahres. Zeitgleich begann sie mit dem Schreiben und wurde Mitglied verschiedener...

Weitere Titel der Serie „Detective Maddie Divine“

Detective Maddie Divine löst brisante Fälle im Polizeidezernat von Los Angeles und hat privat mit großen Schicksalsschlägen zu kämpfen.

Kommentare zum Buch
Kommentieren Sie diesen Beitrag:
(* Pflichtfeld)

Kathy Bennett - NEWS

Erhalten Sie Updates zu Neuerscheinungen und individuelle Empfehlungen.

Beim Absenden ist ein Fehler aufgetreten!

Kathy Bennett - NEWS

Sind Sie sicher, dass Sie Kathy Bennett nicht mehr folgen möchten?

Beim Absenden ist ein Fehler aufgetreten!

Abbrechen