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Geheimnisvolle FrauenGeheimnisvolle Frauen

Geheimnisvolle Frauen

Armin Strohmeyr
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Rebellinnen, Mätressen, Hochstaplerinnen

12 Porträts

„Zwölf spannende Biografien.“ - Magazin der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (A)

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Geheimnisvolle Frauen — Inhalt

Kaiserin Sisi war für eine ganze Epoche Vorbild und Rätsel zugleich, Thérèse Humbert brachte als Hochstaplerin mit leerem Tresor den französischen Staat an den Abgrund und Greta Garbo verkörpert bis heute die Femme fatale. Obwohl sie Schläue und Unangepasstheit demonstrierten, hatte jede dieser beeindruckenden Frauen ein schicksalhaftes Geheimnis. In zwölf klugen und spannenden Biografien werden beeindruckende Lebenswege nachgezeichnet, wenig bekannte Tragödien enthüllt und große Schicksale beschrieben, die unsere Welt prägten.

€ 12,00 [D], € 12,40 [A]
Erschienen am 08.12.2014
320 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-30605-8
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€ 9,99 [D], € 9,99 [A]
Erschienen am 08.12.2014
320 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-96775-4
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Leseprobe zu „Geheimnisvolle Frauen“

1 Agrippina die Jüngere ( 15 – 59 )
Kaisermörderin und Kaisermacherin




Am 13. Oktober des Jahres 54 stirbt der römische Kaiser Claudius. Doch das Testament des Imperators, der wegen seiner Hässlichkeit, seines Sprachfehlers und seiner verwachsenen Statur oft verspottet worden ist, wird unter Verschluss gehalten. Der Kaiserpalast auf dem Palatinhügel wird von den Prätorianern, der kaiserlichen Elitegarde, hermetisch abgeriegelt. Man will vermeiden, dass sich Gerüchte über die Todesursache des Imperators im römischen Volk verbreiten und vielleicht gar zu [...]

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1 Agrippina die Jüngere ( 15 – 59 )
Kaisermörderin und Kaisermacherin




Am 13. Oktober des Jahres 54 stirbt der römische Kaiser Claudius. Doch das Testament des Imperators, der wegen seiner Hässlichkeit, seines Sprachfehlers und seiner verwachsenen Statur oft verspottet worden ist, wird unter Verschluss gehalten. Der Kaiserpalast auf dem Palatinhügel wird von den Prätorianern, der kaiserlichen Elitegarde, hermetisch abgeriegelt. Man will vermeiden, dass sich Gerüchte über die Todesursache des Imperators im römischen Volk verbreiten und vielleicht gar zu einer Revolte führen. Hinter diesen Vorsichtsmaßnahmen steht eine Frau, die seit Jahren systematisch ihre Gegner ausschaltet und mit Intrigen und allerlei taktischen Winkelzügen ihre Macht am kaiserlichen Hof ausgebaut hat : Agrippina, genannt die Jüngere ( in Abgrenzung zur Älteren Agrippina, ihrer Mutter ). Agrippina ist schön, klug, gerissen, von einem eisernen Machtwillen getragen. Geheimnisvolles umgibt sie. Sie ist die vierte Ehefrau von Claudius, und sie ist die Mutter Neros. Ihr Mann Claudius ist an einem Pilzgericht gestorben. Ein tragischer Unfall ? Keineswegs. Denn Agrippina hat ihm giftige Pilze zu essen gegeben. Sie hat ihren Mann aus dem Weg geräumt, um endlich ihren geliebten Sohn Nero an die Macht zu bringen – und damit sich selbst. Denn sie glaubt zu jenem Zeitpunkt den Sechzehnjährigen gängeln und lenken zu können. Die Aufregung um Claudius’ unerwarteten Tod ist indes rasch verflogen. Plötzliche Sterbefälle sind in den herrschenden Kreisen Roms nicht selten, und kaum jemals wird eine Untersuchung angeordnet. Erst spätere römische Historiker haben den Fall aufgegriffen und die wahren Hintergründe der Nachwelt übermittelt. So schreibt Tacitus ( um 58 – um 120 ) in seinen ­Annalen ( 115/117 ) – freilich mit dem historischen Abstand von sechzig Jahren :

» Unter solcher Last von Sorgen wurde Claudius von einer Krankheit überfallen und ging, um seinen Kräften durch die Milde des Himmels und die Heilsamkeit der Bäder wieder aufzuhelfen, nach Sinuessa. Jetzt ratschlagte Agrippina, die längst zu dem Frevel entschlossen war und die Gelegenheit dazu eilig nutzte, da es ihr auch an Helfern nicht fehlte, nur noch über die Art des Giftes. Ein rasches und plötzlich tötendes Mittel würde die Tat verraten können […]. Daher entschloss sie sich zu etwas ganz Besonderem, was den Verstand verwirrte und den Tod verzögerte. Ausgewählt wurde eine Meisterin in solchen Dingen namens Locusta, die unlängst erst wegen Giftmischerei verurteilt worden war, aber lange als ein Werkzeug der Regierung diente. Durch den Erfindungsgeist dieses Weibes wurde ein Gift bereitet, welches einer der Verschnittenen, Halotus, der die Speisen aufzutragen und zuerst zu kosten pflegte, ihm darreichen musste.
Es wurde auch bald alles so weltbekannt, dass die Geschichtsschreiber jener Zeit erzählen, Pilzen, seiner Lieblingsspeise, habe man das Gift beigemischt. Die Wirksamkeit der Mischung sei nicht gleich bemerkt worden, sei es wegen der Sorglosigkeit oder wegen der Trunkenheit des Claudius. Dazu schien ihm ­Erbrechen geholfen zu haben. Daher bestürzt, und weil ja das Äußerste zu fürchten war, wendete sich Agrippina, die für den Augenblick daraus entstehende Gehässigkeit nicht achtend, an den im Voraus schon mit ins Vertrauen gezogenen Arzt Xenophon. Dieser, glaubt man, stieß ihm, als wollte er die Anstrengung des sich erbrechenden Kaisers unterstützen, eine mit augenblicklich wirkendem Gifte bestrichene Feder in den Hals, wohl wissend, dass die größten Verbrechen zwar mit Gefahr begonnen, aber mit Belohnung vollendet werden. «
Die Satiriker haben für den fähigen und weitgehend gerecht regierenden Kaiser angesichts seiner körperlichen Gebrechen und Missbildungen posthum nur Spott übrig. So höhnt Juvenal ( um 60 – nach 127 ) in seiner 6. Satire : „ Da war unschädlicher Agrippinas/Schwämmegericht ; denn einem allein nur drückt’ es das Herz ab,/der schon alt, und befahl, in den Himmel – herniederzusteigen/einem stets zittrigen Haupt und den Schleimfäden sabbernden Lippen […]. “

Noch kann Agrippina allerdings nicht aufatmen, denn Britannicus, Claudius’ Sohn aus der Ehe mit Messalina, könnte von den Prätorianern zum Kaiser ausgerufen werden. Deshalb lässt sie den Kaiserpalast abriegeln und verhindert, dass die Nachricht vom Tod des Kaisers nach außen dringt und spontane Sympathiebekundungen für Britannicus die Lage verkomplizieren. Doch die Prätorianer akklamieren Nero zum Kaiser. Damit ist seine Mutter Agrippina die erste Frau im Staat. Bereits wenige Tage später werden Goldmünzen geprägt ( diese haben in der Antike nicht nur die Funktion eines Zahlungsmittels, sondern verbreiten gleichzeitig – ähnlich dem heutigen Fernsehen und Internet – Bildnisse von Herrschern binnen kurzer Zeit im ganzen römischen Weltreich ). Die neuen Münzen zeigen auf der Vorderseite die einander zugewandten Porträts Agrippinas und Neros. Eine Frau, die gleichwertig neben dem Herrscher dargestellt wird : ein Novum in der Geschichte der römischen Numismatik. Die Umschrift nennt die Kaisermutter an erster Stelle, und zwar mit ihrem soeben vom Sohn verliehenen Ehrentitel „ Augusta “, was wörtlich übersetzt „ die Erhabene “ bedeutet, sie aber in Anlehnung an den ersten Kaiser Roms Octavianus Augustus in den Rang einer Kaiserin erhebt : „ Agrippina Augusta, Gemahlin des vergöttlichten Claudius, Mutter des Nero Caesar “. Agrippina steht im Zenit ihrer Macht. Sie ist in ihrer Position unangreifbar – so jedenfalls scheint es. Doch ihr Sturz wird sich bald vollziehen, und er wird umso tiefer sein, als sie höher als alle Frauen Roms gestiegen war.
Tochter eines Helden

Agrippina wird um das Jahr 15 in einem römischen Lager geboren, das später – und bis heute – mit ihrem Namen verbunden wird : im Oppidum Ubiorum, dem heutigen Köln. Damals ist das Lager einer der äußersten Vorposten des Römischen Reichs, an der Grenze zum Gebiet der barbarischen Germanen. Wer hier lebt, tut dies kaum freiwillig, sondern weil er dorthin dienstverpflichtet wurde und sich daraus einen Vorteil für seine Karriere erhofft. So geht es auch dem römischen Heerführer Germanicus ( 15 v. Chr. – 19 n. Chr. ), Sohn des Drusus und der Antonia, ein Großneffe von Kaiser Augustus. Germanicus ist mit Agrippina ( der Älteren ) verheiratet, einer Enkelin des Augustus. Er gilt den Zeitgenossen als ein aufrechter, tapferer, tugendvoller Mann, der im Jahre 17 bei den Olympischen Spielen sogar Sieger in der Disziplin des Tethrippon, des Wagenrennens, wird. Von Octavianus Augustus wird Germanicus als Nachfolger des Tiberius in der Würde des Princeps, des regierenden Fürsten Roms, vorgesehen ( erst später kommt der Begriff Caesar, Kaiser, auf ). Nach der vernichtenden Niederlage der Römer unter Varus gegen die Germanen im Jahre 9 im Teutoburger Wald müssen sich die Römer, die kurzzeitig das germanische Gebiet zwischen Rhein und Elbe besetzt hielten, hinter den Rhein zurückziehen. Damit ist das Oppidum Ubiorum wieder Grenzlager, und von hier aus versucht Germanicus in den Jahren 14 bis 16, die Gebiete jenseits des Rheins erneut zu besetzen oder den Germanen zumindest Niederlagen zuzufügen – mit wechselndem Erfolg. Zwar kann er mit seinen Truppen – acht Legionen, ein Drittel der damaligen römischen Streitkräfte – ins Emsland und bis zur Weser vorstoßen, doch in den schier unendlichen, dichten Wäldern und tiefen Sümpfen bleibt der Feind oft unsichtbar und ungreifbar. Dennoch gelten die siegreichen Scharmützel nach dem Trauma der verlorenen Varusschlacht als große Erfolge. So wird Germanicus im Jahre 16 aus Germanien abberufen, in Rom mit einem Triumphzug geehrt und von Kaiser Tiberius, seinem Adoptivvater, ein Jahr später in den Osten des Reiches beordert. In Syrien kommt Germanicus im Oktober 19 unter ungeklärten Umständen ums Leben – wahrscheinlich wurde er vom dortigen Provinzstatthalter, der mit Germanicus in Streit lag, vergiftet.

Germanicus blieb eine Legende, vom Volk als Held verehrt und betrauert. Der Umstand, dass er der Adoptivsohn des Kaisers Tiberius war und seine Frau Agrippina die leibliche Enkelin des Octavianus Augustus, führte dazu, dass man deren Kinder – neun an der Zahl – als Kern einer Dynastie ansah, die sich nach und nach herausbildete. Zu diesen Kindern zählen Gaius ( ge­boren im Jahre 12, erst nach seinem Tod nennt man ihn abschätzig „ Caligula “, „ Stiefelchen “ ) und die drei Mädchen Agrippina, Drusilla ( 16 – 38 ) und Livilla ( 18 – 42 ). Über die Kindheit Agrippinas und ihrer beiden Schwestern ist nur wenig bekannt. Da ihre Mutter Agrippina die Ältere zusammen mit dem Sohn Caligula ihren Mann Germanicus nach Syrien begleitet, werden die drei Mädchen wohl im Haus der Urgroßmutter Livia erzogen. Als Agrippina vier Jahre alt ist, verliert sie den Vater. Die Mutter Agrippina und der Bruder Caligula kehren zu Beginn des Jahres 20 nach Rom zurück, die Urne mit der Asche des Germanicus im Gepäck, die im Mausoleum des Augustus feierlich beigesetzt wird. In den folgenden Jahren kommt es zwischen Agrippina der Älteren und Kaiser Tiberius zu Spannungen, da sie für einen ihrer Söhne die Nachfolge als römischer Kaiser einfordert. Tiberius, der selbst keine Kinder hat, verbannt die lästige Witwe des Germanicus, die er wohl mehr fürchtet als verachtet, auf die Insel Pandateria ( das heutige Ventotene im Tyrrhenischen Meer ), ihre Söhne Nero ( nicht zu verwechseln mit dem späteren Kaiser Nero ) und Drusus werden ins Gefängnis geworfen. Man unterstellt ihnen eine versuchte Verschwörung – ein Vorwurf, den der um seine Macht bangende Seianus, der Prätorianerpräfekt, beim Kaiser erhoben hat. Beide Söhne der Agrippina lässt man in der Haft verhungern. Im Oktober 33 verhungert auch Agrippina die Ältere auf Pandateria, ob erzwungenermaßen oder aufgrund freiwilliger Nahrungsverweigerung, ist ungeklärt. Agrippina die Jüngere entgeht dem kaiserlichen Zorn nur dadurch, dass sie im Jahre 28, gerade einmal dreizehn, einen um sechzehn Jahre älteren, reichen Senator namens Gnaeus Domitius Ahenobarbus heiratet, der zudem mit der augusteischen Familie verwandt und deshalb für Tiberius unangreifbar ist.
Agrippina die Jüngere kann aus dem schützenden Abseits ihrer Ehe heraus die Machtkämpfe und Intrigen am kaiserlichen Hof beobachten. Tiberius, ein zunehmend verbitterter, einsamer und menschenscheuer Mann, zieht sich in seinen letzten Lebensjahren auf die Insel Capri zurück. Er stirbt im März 37 in Misenum am Golf von Neapel im Alter von siebenundsiebzig Jahren eines natürlichen Todes – ein recht seltenes Schicksal ­unter den römischen Herrschern. Freilich wird auch beim natürlichen Tod noch etwas nachgeholfen : Als Tiberius ( scheinbar ) tot ist, sendet man Boten nach Rom, und Gaius Caligula zeigt sich bereits dem Volk als neuer Caesar. Doch im fernen Misenum zeigen sich bei dem totgesagten Tiberius plötzlich wieder schwache Lebenszeichen. Der Historiker Tacitus berichtet : „ Da verbreitete sich Schrecken über alle, die Übrigen zerstreuten sich nach allen Richtungen, jeder stellte sich niedergeschlagen oder unwissend. […] Macro [der Prätorianerpräfekt], voll Unerschrockenheit, befahl, den Greis durch eine Menge auf ihn geworfener Gewänder zu ersticken und sein Zimmer zu verlassen. So endete Tiberius im achtundsiebzigsten Jahre seines Lebens. “
Inzest und Verbannung

Nun schlägt die Stunde der Familie des Germanicus : Caligula, der überlebende Sohn des Germanicus, wird von den Prätorianern an die Macht gebracht. Es beginnt eine vierjährige Schreckensherrschaft, die bereits die damaligen Historiker – etwa Tacitus und Sueton – gleichermaßen fasziniert und abgestoßen hat und die bis in die jüngste Zeit hinein nichts von ihrer erzählenswerten Drastik eingebüßt hat. Vor allem der 1979 nur zensiert in die Kinos gekommene Film Caligula des Regisseurs Tinto Brass, nach dem Drehbuch von Gore Vidal, mit Malcom McDowell in der Hauptrolle des blutrünstigen und sexbesessenen Kaisers, hat das Publikum gleichermaßen schockiert und angezogen.

Auch Caligulas drei Schwestern werden Opfer des psychopathischen Bruders : Zunächst ehrt er sie, was sich bis in die letzten Winkel des Weltreichs in einer neu geprägten Messingmünze ( Sesterze ) niederschlägt, die die drei Schwestern Agrippina, Drusilla und Livilla auf der Rückseite porträtiert und namentlich nennt, wobei die drei als Gottheiten auftreten : als Securitas, Concordia und Fortuna ( Sicherheit, Eintracht und Glück ). Auf der Vorderseite ist der junge Kaiser dargestellt. Bruder und Schwestern sind einander nicht nur auf der Münze nahe : Caligula nämlich hat in jenen Jahren sexuelle Beziehungen zu allen dreien, so zumindest kolportieren es die Zeitgenossen. Bereits als Knabe soll er Drusilla entjungfert haben. Immerhin verleiht Caligula Drusillas Ehemann Lepidus einige Privilegien und setzt im Jahre 37 die Schwester in seinem Testament als Erbin seines Vermögens und seiner Herrschaft ein – ein unerhörter Wille, denn in der römischen Vorstellungswelt ist es undenkbar, dass eine Frau Regentin sein kann. Doch Drusilla stirbt im Jahr darauf, im Juni 38, und der Kaiser zeigt seine Trauer, indem er ein pompöses Begräbnis ausrichtet und das gesamte öffentliche Leben für einen Tag zum Stillstand bringt. An den Begräbnis­feierlichkeiten nehmen Ritter und Bürger Roms teil, ebenso die Prätorianergarde, und wer seine Trauer nach Meinung Caligulas nicht angemessen zeigt, den lässt er hinrichten. Etliche Menschen, berichtet der Historiker Cassius Dio in seiner Römischen Geschichte, haben so am Begräbnistag Drusillas, die Caligula zudem zur Staatsgöttin mit eigenem Tempel und eigenem Priesterkollegium erheben lässt, ihr Leben verloren.

Caligula liebt nicht nur seine Schwestern, er hat auch Umgang mit anderen Frauen und Männern gleichermaßen ( er lässt sich Wagenlenker und Tänzer in den Palast und in sein Bett kommen ). Sueton berichtet : „ Ja, er verkuppelte sie [seine Schwestern] sogar öfters an seine Lustknaben. “ Im Jahre 38 heiratet der Kaiser eine gewisse Lollia Paulina, die er nach wenigen Monaten, ihrer überdrüssig geworden, vom Hofe jagt. Im Jahre 39 ehelicht er Milonia Caesonia, die ihm eine Tochter gebiert, die Caligula Iulia Drusilla nennt – nach seiner über alles geliebten Schwester. Immerhin hält diese Ehe bis zu Caligulas Tod, was den Kaiser freilich nicht von anderweitigen amourösen und sexuellen Abenteuern und Ausschweifungen abhält. Der Historiker Sueton mag in Details übertrieben haben, gibt aber sicherlich die öffentliche Meinung wieder, die über Caligula herrschte. In seinem Standardwerk Das Leben der Cäsaren schreibt er : „ Schamgefühl besaß er [Caligula] nicht, noch achtete er das der andern. […] Valerius Catullus, ein junger Mann aus konsularischer Familie, beklagte sich laut darüber, von Caligula geschändet und durch diesen Verkehr vollständig geschwächt zu sein. – Ganz abgesehen von der Unzucht mit seinen Schwestern und seiner allbekannten Leidenschaft zu der Prostituierten Pyrallis, verschonte er auch sonst kaum eine unter den vornehmen Damen. Oft lud er sie mit ihrem Gatten zum Essen, und wenn sie an ihm vorbeigingen, betrachtete er sie lange aufmerksam, wie das die Händler tun, und hob ihnen auch das Gesicht mit der Hand in die Höhe, wenn sie es aus Scham gesenkt hielten ; wann immer es ihm dann beliebte, rief er diejenige, die ihm am besten gefiel, zur Seite und verließ mit ihr das Speisezimmer. Kurz darauf kam er wieder zurück, noch deutliche Spuren der Ausschweifungen zeigend, und lobte oder tadelte sie vor allen Leuten, indem er einzeln die Vorzüge oder Mängel ihres Körpers und ihres Benehmens beim Verkehr aufzählte. “

Armin Strohmeyr

Über Armin Strohmeyr

Biografie

Armin Strohmeyr ist promovierter Germanist und Autor viel beachteter Biografien und Porträtsammlungen. Sein Buch „Verkannte Pioniere“ wurde von der Zeitschrift DAMALS beim Wettbewerb „Historisches Buch des Jahres“ mit dem 3. Platz prämiert und stand in Österreich auf der Shortlist für das...

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