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Die Wildrose (Rosen-Trilogie 3)Die Wildrose (Rosen-Trilogie 3)

Die Wildrose (Rosen-Trilogie 3)

Jennifer Donnelly
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Roman

„(...) Schmöker im besten Sinne.“ - Heilbronner Stimme

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Die Wildrose (Rosen-Trilogie 3) — Inhalt

Endlich – der dritte Teil der erfolgreichen „Rosentrilogie“

Die Herzen von Willa Alden und Seamus Finnegan schlagen für die Gipfel der Welt – und füreinander. Doch auf einer schicksalhaften Bergtour erleidet Willa einen Unfall und ist fortan für ihr Leben körperlich gezeichnet. Voller Vorwürfe wendet sie sich von Seamus ab – die Trennung bricht ihm das Herz. Jahre später kreuzen sich ihre Wege ein zweites Mal, und ihre Liebe wird auf eine harte Probe gestellt …

€ 12,00 [D], € 12,40 [A]
Erschienen am 02.05.2012
Übersetzt von: Angelika Felenda
752 Seiten, Broschur
EAN 978-3-492-30038-4
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€ 9,99 [D], € 9,99 [A]
Erschienen am 02.05.2012
Übersetzt von: Angelika Felenda
752 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-95586-7
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Leseprobe zu „Die Wildrose (Rosen-Trilogie 3)“

Für
Simon Lipskar
und
Maja Nikolic


Es ist nicht der Berg, den wir bezwingen, sondern wir selbst.


Sir Edmund Hillary


Prolog


August 1913 – Tibet


Verhielten sich alle englischen Frauen wie Männer beim Sex? Oder bloß diese hier?
Das fragte sich Max von Brandt, ein deutscher Bergsteiger, als er der jungen Frau, die neben ihm im Dunkeln lag, das Haar aus dem Gesicht strich. Er war mit vielen Frauen zusammen gewesen. Mit sanften, anschmiegsamen Frauen, die sich hinterher an ihn klammerten und ihm Schwüre und Zärtlichkeiten abrangen. Diese Frau war nicht sanft und [...]

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Für
Simon Lipskar
und
Maja Nikolic


Es ist nicht der Berg, den wir bezwingen, sondern wir selbst.


Sir Edmund Hillary


Prolog


August 1913 – Tibet


Verhielten sich alle englischen Frauen wie Männer beim Sex? Oder bloß diese hier?
Das fragte sich Max von Brandt, ein deutscher Bergsteiger, als er der jungen Frau, die neben ihm im Dunkeln lag, das Haar aus dem Gesicht strich. Er war mit vielen Frauen zusammen gewesen. Mit sanften, anschmiegsamen Frauen, die sich hinterher an ihn klammerten und ihm Schwüre und Zärtlichkeiten abrangen. Diese Frau war nicht sanft und genauso wenig ihr Sex. Er war hart, schnell und ohne Vorspiel. Und wenn es vorbei war wie jetzt, rollte sie sich auf die Seite und schlief ein.
„Ich schätze, es gibt nichts, was dich bewegen könnte, bei mir zu bleiben, oder?“, fragte er.
„Nein, Max, nichts.“
Er lag auf dem Rücken im Dunkeln und hörte zu, wie ihr Atem gleichmäßiger wurde, während sie einschlief. Er selbst konnte nicht schlafen. Wollte es nicht. Er wollte, dass diese Nacht niemals zu Ende ging. Um sie nie zu vergessen. Er wollte sich erinnern, wie sie sich anfühlte, wie sie roch. An das Geräusch des Windes. Die beißende Kälte.
Er hatte ihr gesagt, dass er sie liebte. Vor Wochen. Und es ernst gemeint. Zum ersten Mal in seinem Leben war er aufrichtig gewesen. Aber sie hatte nur gelacht. Und dann, als sie bemerkte, wie verletzt er war, den Kopf geschüttelt.
Die Nacht verging schnell. Noch vor Sonnenaufgang erhob sich die Frau. Während Max in die Dunkelheit starrte, zog sie sich an und verließ leise das gemeinsame Zelt.
Er fand sie nie neben sich, wenn er aufwachte. Immer verließ sie noch bei Dunkelheit das Zelt, die Höhle oder irgendeinen Unterschlupf, den sie gefunden hatten. Anfangs hatte er sie gesucht und sie immer irgendwo hoch oben gefunden, an einem einsamen, stillen Ort, wo sie dasaß, das Gesicht in den frühen Morgenhimmel mit den verblassenden Sternen erhoben.
„Wonach suchst du?“, fragte er stets und folgte ihrem Blick.
„Nach dem Orion“, antwortete sie.
In nur ein paar Stunden würde er ihr Lebewohl sagen. In der verbleibenden Zeit würde er an ihre ersten gemeinsamen Tage denken, denn an diese Erinnerungen würde er sich klammern.
Sie hatten sich vor ein paar Monaten kennengelernt. Er wollte unbedingt den Himalaja sehen und herausfinden, ob es möglich sei, den Everest zu bezwingen. Um den höchsten Berg der Welt für Deutschland, sein Vaterland, zu erobern. Der Kaiser wünschte Eroberungen, und er stellte ihn lieber mit einem herrlichen Berg zufrieden als mit der Teilnahme an einem erbärmlichen Krieg in Europa. Von Berlin aus war er nach Indien aufgebrochen, hatte das Land in nördlicher Richtung durchquert und dann heimlich Nepal betreten, ein Land, das westlichen Ausländern verboten war.
Bis nach Kathmandu war er gekommen, als er von Vertretern der nepalesischen Obrigkeit festgenommen und zum Verlassen des Landes aufgefordert wurde. Das versprach er, aber er brauche Hilfe, sagte er. Einen Führer. Er brauche jemanden, der ihn durch die Hochtäler des Solu Khumbu und über den Nangpa-La-Pass nach Tibet führe. Von dort wolle er nach Osten ziehen und den Fuß des Everest erkunden auf dem Weg nach Lhasa, der Stadt Gottes, wo er hoffe, vom Dalai Lama die Erlaubnis zur Besteigung zu bekommen. Er habe von einem Ort namens Rongbuk gehört und von jemandem, der ihm vielleicht helfen könne – von einer Frau, ebenfalls eine Ausländerin aus dem Westen. Ob sie etwas von ihr wüssten?
Die Vertreter der Obrigkeit sagten, sie sei ihnen bekannt, obwohl sie die Frau seit einigen Monaten nicht mehr gesehen hätten. Er gab ihnen Geschenke: Rubine und Saphire, Perlen und einen großen Smaragd, den er in Jaipur gekauft hatte. Als Gegenleistung erhielt er die Erlaubnis, auf die Frau zu warten. Einen Monat lang.
Max hatte von der Frau zum ersten Mal nach seinem Eintreffen in Bombay gehört. Westliche Bergsteiger, die er dort kennenlernte, erzählten ihm von einer jungen Engländerin, die im Schatten des Himalaja lebte. Sie hatte den Kilimandscharo bestiegen – den Mawenzi-Gipfel – und dort bei einem schrecklichen Unfall ein Bein verloren. Jetzt, sagten sie, fotografiere sie und zeichne Karten des Himalaja. Sie steige so hoch hinauf, wie sie könne, aber schwierige Kletterpartien seien ihr verwehrt. Sie lebe jetzt unter den Bergbewohnern. Sie sei genauso stark wie die Einheimischen und habe deren Respekt und Zuneigung gewonnen. Sie mache, was eigentlich kein Europäer tun könne – überschreite problemlos Grenzen und erfahre Gastfreundschaft von Nepalesen und Tibetanern gleichermaßen.
Aber wie sollte er sie finden? Es wimmelte vor Gerüchten. Sie sei in China und Indien gewesen, halte sich jetzt aber in Tibet auf, behaupteten einige. Nein, in Burma. Nein, in Afghanistan. Sie vermesse Land für die Briten. Spioniere für die Franzosen. Sie sei in einer Lawine umgekommen. Lebe wie eine Eingeborene. Habe einen Nepalesen geheiratet. Handle mit Pferden. Mit Yaks. Mit Gold. Auf dem Weg durch den Nordosten Indiens hörte er weitere Gerüchte. In Agra. In Kanpur. Und schließlich hatte er sie endlich gefunden. In Kathmandu. Oder zumindest eine Hütte, die sie benutzt hatte.
„Sie ist in den Bergen“, erklärte ein Dorfbewohner. „Sie wird kommen.“
„Wann?“
„Bald. Bald.“
Tage vergingen. Dann Wochen. Ein Monat. Die Nepalesen wurden ungeduldig. Sie wollten ihn loswerden. Immer wieder fragte er die Dorfbewohner, wann sie komme, und jedes Mal antworteten sie, bald. Er hielt dies für eine List des hinterhältigen Bauern, bei dem er wohnte, um noch ein paar Münzen mehr aus ihm herauszuschlagen.
Und dann kam sie. Zuerst hatte er sie für eine Nepalesin gehalten. Sie trug indigoblaue Hosen und eine lange Schaffelljacke. Ihre grünen Augen wirkten groß in dem eckigen Gesicht. Das Haar trug sie zu Zöpfen geflochten, die mit Silber und Glasperlen geschmückt waren – wie die einheimischen Frauen. Ihr Gesicht war von der Himalaja-Sonne gebräunt. Ihr Körper drahtig und stark. Sie humpelte beim Gehen. Später fand er heraus, dass sie eine Prothese aus Yakknochen trug, die ihr ein Dorfbewohner geschnitzt hatte.
„Namaste“, sagte sie zu ihm und neigte leicht den Kopf, nachdem der Bauer ihr erklärt hatte, was er wollte.
Namaste. Das war eine nepalesische Begrüßung, die bedeutete: Das Licht in mir verbeugt sich vor dem Licht in dir.
Er erklärte ihr, dass er sie anheuern wolle, um ihn nach Tibet zu führen. Sie erwiderte, dass sie gerade aus Shigatse zurückkomme und müde sei. Sie wolle zuerst schlafen, dann essen, und dann würden sie die Sache besprechen.
Am nächsten Tag bereitete sie ein Lammcurry für ihn zu, dazu gab es starken schwarzen Tee. Gemeinsam saßen sie auf dem teppichbedeckten Boden ihrer Hütte, unterhielten sich und teilten eine Opiumpfeife. Das vertreibe die Schmerzen, sagte sie. Damals dachte er, sie beziehe sich auf ihr verletztes Bein, aber später stellte er fest, dass der Schmerz, von dem sie sprach, viel tiefer ging und dass das Opium, das sie rauchte, wenig dazu beitrug, ihn zu lindern. Die Traurigkeit hüllte sie wie ein schwarzer Mantel ein.
Er war verblüfft von ihrem umfassenden Wissen über den Himalaja. Sie hatte einen größeren Teil der Gebirgskette vermessen, kartografiert und fotografiert als jeder westliche Ausländer vor ihr. Sie verdiente ihren Lebensunterhalt mit Führungen und mit Arbeiten über die Topografie der Berge, die sie bei der Royal Geographical Society veröffentlichte. Sie würde bald auch ein Buch mit ihren Fotografien herausbringen. Max hatte einige davon gesehen. Sie waren erstaunlich gut. Sie fingen die wilde Pracht der Berge, ihre Schönheit und kalte Gleichgültigkeit ein, wie es bis dahin noch niemandem gelungen war. Persönlich tauchte sie nie im Sitz dieser Gesellschaft auf, weil sie ihre geliebten Berge nicht verlassen wollte. Stattdessen schickte sie ihre Arbeit zur Veröffentlichung an Sir Clements Markham, den Präsidenten der Royal Geographical Society.
Max war beim Anblick ihrer Fotografien und der Genauigkeit ihrer Karten in Begeisterungsrufe ausgebrochen. Sie war jünger als er – erst neunundzwanzig – und hatte dennoch schon so viel erreicht. Achselzuckend war sie über sein Lob hinweggegangen und meinte, es gebe noch so viel mehr zu tun, was sie aber nicht leisten könne – weil sie wegen ihres Beins nicht hoch genug hinaufkomme.
„Aber allein um das zu leisten, hast du doch klettern müssen“, wandte er ein.
„Nicht sonderlich hoch hinauf. Und nicht über schwieriges Gelände. Nicht über Eishänge oder Klippen oder Gletscherspalten.“
„Aber wie kannst du überhaupt klettern? Ohne … ohne zwei Beine, meine ich.“
„Ich klettere mit dem Herzen“, antwortete sie. „Kannst du das auch?“
Nachdem er bewiesen hatte, dass er tatsächlich mit Liebe, Ehrfurcht und Respekt vor den Bergen klettern konnte, willigte sie ein, ihn nach Lhasa zu führen. Mit zwei Yaks als Packtieren für Zelt und Proviant zogen sie durch Bergdörfer, Täler und über Pfade, die nur sie und eine Handvoll Sherpas kannten. Es war hart, ermüdend und unbeschreiblich schön. Zudem grauenvoll kalt. Unter Fellen, eng aneinandergeschmiegt, schliefen sie in einem Zelt, um sich warm zu halten. In der dritten Nacht sagte er ihr, dass er sie liebe. Sie lachte und wandte sich verärgert ab. Er hatte es ehrlich gemeint und fühlte sich von ihrer Ablehnung tief gekränkt in seinem Stolz.
„Tut mir leid“, sagte sie und legte die Hand auf seinen Rücken. „Tut mir leid, ich kann nicht …“
Er fragte, ob es jemand anderen gebe, was sie bejahte, dann nahm sie ihn in die Arme. Um ihm Trost, Wärme und Lust zu schenken – aber nicht aus Liebe. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass ihm das Herz gebrochen wurde.
Drei Wochen zuvor waren sie in Rongbuk, einem öden tibetanischen Dorf am Fuß des Everest, angekommen, wo sie lebte. Dort warteten sie, während die Frau, die über gute Verbindungen verfügte, ihren Einfluss nutzte, um ihm Papiere von tibetanischen Behörden zu beschaffen, die ihm gestatteten, Lhasa zu betreten. Er wohnte in ihrem Haus – einem kleinen, weiß gekalkten Steingebäude mit einem noch kleineren Anbau für ihre Tiere.
Einmal beobachtete er, wie sie zu klettern probierte. Die Kamera auf den Rücken geschnallt, versuchte sie, einen Gletscherhang hinaufzukommen. Aber irgendwann hielt sie inne und bewegte sich ganze zehn Minuten lang nicht mehr. Er konnte sehen, wie sie mit sich kämpfte. „Hol dich der Teufel!“, schrie sie plötzlich. „Hol dich der Teufel! Verdammt!“, und er befürchtete schon, sie würde eine Lawine auslösen. Wen schrie sie an?, fragte er sich. Den Berg? Sich selbst? Jemand anderen?
Schließlich trafen seine Papiere ein. Am Tag danach verließen sie Rongbuk mit einem Zelt und fünf Yaks. Gestern hatten sie die Außenbezirke von Lhasa erreicht. Es war ihr letzter gemeinsamer Tag. Die letzte gemeinsame Nacht. In ein paar Stunden würde er allein in die heilige Stadt einziehen. Er hatte vor, ein paar Monate zu bleiben, Lhasa und seine Bewohner zu studieren und Fotos zu machen, während er versuchte, eine Audienz beim Dalai Lama zu bekommen. Wie gering die Chancen dafür waren, wusste er. Der Dalai Lama tolerierte nur eine westliche Person – die Frau. Es hieß, gelegentlich würden sie gemeinsam trinken, singen und sich unzüchtige Geschichten erzählen. Diesmal jedoch würde sie nicht mit nach Lhasa kommen. Sie wollte nach Rongbuk zurück.
Als Max jetzt im kalten Morgengrauen aufstand, fragte er sich, ob er sie je wiedersehen würde. Er zog sich schnell an, packte ein paar Sachen in seinen Rucksack und verließ das Zelt. Vier Yaks – Geschenke für den Gouverneur von Lhasa –, deren Atem weiß in der Morgenluft stand, stampften und schnaubten, aber die Frau war nirgendwo zu sehen.
Er blickte sich um und entdeckte sie schließlich auf einem vorstehenden Felsen, wo sich ihre Silhouette vor dem Morgenhimmel abzeichnete. Still und einsam saß sie da, ein Knie an die Brust gedrückt, das Gesicht zu den verblassenden Sternen erhoben. Jetzt würde er sie verlassen. Mit dem anbrechenden Tag. Für immer mit diesem Bild in sich.
„Namaste, Willa Alden“, flüsterte er und berührte seine Stirn mit gefalteten Händen. „Namaste.“


Erster Teil


März 1914


London


1


Tante Eddie, halt! Du kannst da nicht reingehen!«
Seamus Finnegan lag nackt, der Länge nach ausgestreckt, auf seinem Bett und öffnete ein Auge. Er kannte diese Stimme. Sie gehörte Albie Alden, seinem besten Freund.
„Um Himmels willen, warum denn nicht?“
„Weil er schläft! Du kannst nicht einfach zu einem schlafenden Mann reinplatzen. Das gehört sich nicht!“
„Ach, Blödsinn.“
Seamie kannte auch diese Stimme. Er setzte sich auf und zog die Bettdecke zum Kinn.
„Albie! Unternimm was!“, schrie er.
„Das hab ich versucht, alter Junge. Jetzt bist du auf dich allein gestellt“, rief Albie zurück.
Eine Sekunde später riss eine kleine, korpulente Frau im Tweedkostüm die Tür auf und begrüßte Seamie mit lauter Stimme. Es war Edwina Hedley, Albies Tante, aber Seamie kannte sie seit seiner frühesten Jugend und nannte sie Tante Eddie. Sie setzte sich aufs Bett, sprang aber sofort wieder hoch, weil jemand aufkreischte. Eine junge Frau, zerzaust und gähnend, tauchte unter den Decken auf.
Eddie runzelte die Stirn. „Meine Liebe“, sagte sie zu dem Mädchen, „ich hoffe inständig, Sie haben Vorkehrungen getroffen. Ansonsten werden Sie feststellen, dass ein Baby unterwegs ist, während sich der Vater auf dem Weg zum Nordpol befindet.“
„Ich dachte, es sei der Südpol“, antwortete die Frau verschlafen.
„Hat er Ihnen von all seinen Kindern erzählt?“, fragte Eddie die junge Frau und senkte die Stimme verschwörerisch.
Seamie setzte zu einem Protest an. „Eddie …“
„Kinder? Was für Kinder?“, fragte die junge Frau, inzwischen nicht mehr verschlafen.
„Sie wissen doch, dass er vier Kinder hat? Alle unehelich. Er schickt den Müttern zwar Geld – er ist ja kein völliger Schuft –, will aber keine von ihnen heiraten. Sie sind natürlich absolut ruiniert. Alles Mädchen aus London. Drei sind aufs Land gezogen, weil sie sich nirgendwo mehr blicken lassen können. Das vierte ging nach Amerika, das arme Ding. Warum, glauben Sie wohl, ist die Sache mit Lady Caroline Wainwright in die Brüche ge gangen?“
Das Mädchen, eine hübsche Brünette mit kurzem Pagenkopf, drehte sich zu Seamie um. „Stimmt das?“, fragte sie empört.
„Vollkommen“, warf Eddie ein, bevor Seamie den Mund aufmachen konnte.
Die junge Frau schlang die Daunendecke um sich und stand auf. Sie sammelte ihre Kleider vom Boden auf, stürmte wütend hinaus und knallte die Tür hinter sich zu.
„Vier Kinder, Tante Eddie?“, fragte Seamie, nachdem sie gegangen war. „Das letzte Mal waren es zwei.“
„Das war eine, die nur aufs Geld aus ist“, erwiderte Eddie verächtlich. „Ich habe dich gerade noch gerettet, aber ich werde nicht immer deinen Hals aus der Schlinge ziehen können.“
„Wie schade“, sagte Seamie.
Eddie beugte sich über ihn und küsste ihn auf die Wange. „Es ist schön, dich zu sehen.“
„Finde ich auch. Wie war es in Aleppo?“
„Absolut herrlich! Ich habe in einem Palast gewohnt und mit einem Pascha diniert. Außerdem die unglaublichsten Leute getroffen. Unter anderem einen gewissen Tom Lawrence. Er ist mit mir nach London zurückgereist und wohnt jetzt in meiner Wohnung in Belgravia und …“
Ein schepperndes Geräusch ertönte, als die schwere Haustür zuknallte.
Eddie lächelte. „Nun, mit der wär’s vorbei. Die kriegst du nicht mehr zu Gesicht. Du bist mir vielleicht ein Schürzenjäger. Ich habe übrigens von der Sache mit Lady Caroline erfahren. Ganz London redet davon.“
„Das habe ich gehört.“
Seamie war nach Highgate, in Eddies schönes georgianisches Haus in Cambridge gekommen, um sich von einer kurzen, aber stürmischen Liebesaffäre zu erholen. Lady Caroline Wainwright war eine junge Dame – reich, hübsch und verwöhnt – und gewohnt, alles zu bekommen, was sie wollte. Und sie wollte ihn – als Ehemann. Er hatte ihr erklärt, dass das nie funktionieren würde. Er tauge nicht zum Ehemann. Er sei zu unabhängig. Zu sehr gewohnt, seine eigenen Wege zu gehen. Zu viel auf Reisen. Alles Mögliche hatte er ihr erzählt – nur nicht die Wahrheit.
„Es gibt jemand anderen, nicht wahr?“, hatte Caroline unter Tränen gefragt. „Wer ist es? Sag mir ihren Namen.“
„Es gibt niemanden“, hatte er geantwortet. Was natürlich eine Lüge war. Es gab tatsächlich jemanden. Jemanden, den er vor Langem geliebt – und verloren – hatte. Eine Frau, die ihn für alle anderen verdorben hatte, wie es schien.
Er hatte mit Caroline Schluss gemacht und war dann nach Cambridge geflohen, um sich bei seinem Freund zu verstecken. Er besaß keine eigene Wohnung, und wenn er in England war, pendelte er meistens zwischen Highgate, dem Haus seiner Schwester und verschiedenen Hotels hin und her.
Albie Alden, ein brillanter Physiker, der im King’s College studiert hatte, lebte im Haus seiner Tante. Ständig boten ihm Universitäten in der ganzen Welt Stellen an – Paris, Wien, Berlin, New York –, aber er wollte in Cambridge bleiben. Im langweiligen, verschlafenen Cambridge. Keiner wusste, warum. Seamie jedenfalls nicht. Er hatte ihn oft gefragt, und Albie antwortete jedes Mal, dass es ihm hier am besten gefalle. Es sei ruhig und friedlich – zumindest wenn Seamie nicht da sei –, und das brauche er für seine Arbeit. Und Eddie, die selten zu Hause war, brauche jemanden, der sich um alles kümmere. Die Übereinkunft sei nützlich für sie beide.
„Was ist passiert?“, fragte Eddie jetzt. „Hat dir Lady Caroline das Herz gebrochen? Wollte sie dich nicht heiraten?“
„Nein, sie wollte mich heiraten. Das war das Problem.“
„Hm. Was erwartest du denn? So ist es eben, wenn man ein umwerfender, blendend aussehender Held ist. Die Frauen wollen sich dich eben unter den Nagel reißen.“
„Dreh dich bitte um, damit ich mich anziehen kann“, erwiderte Seamie nur.
Eddie kam der Bitte nach, Seamie stand auf und sammelte seine Kleider vom Boden auf. Er war groß, kräftig und gut gebaut. Seine Muskeln spannten sich unter der Haut, als er seine Hose anzog und sein Hemd überstreifte. Sein Haar, an den Seiten kurz geschnitten, oben lang und wellig, war kastanienbraun mit Reflexen. Sein Gesicht war von Sonne und Meer wettergegerbt. Seine Augen waren von einem verblüffenden Blau.
Im Alter von einunddreißig Jahren gehörte er weltweit zu den anerkanntesten Polarforschern. Schon als Teenager hatte er gemeinsam mit Ernest Shackleton einen Versuch zur Entdeckung des Südpols unternommen. Und vor zwei Jahren war er von der ersten erfolgreichen Expedition zum Südpol zurückgekehrt, die von dem Norweger Roald Amundsen geleitet worden war. Kurz nach seiner Rückkehr hatte er sich auf eine Vortragstour begeben und war fast zwei Jahre lang ununterbrochen durch die Welt gereist. Seit einem Monat war er wieder in London, aber die Stadt mitsamt ihren Bewohnern kam ihm schon jetzt grau und langweilig vor. Er fühlte sich ruhelos und eingesperrt und konnte es gar nicht erwarten, zu neuen Abenteuern aufzubrechen.
„Wie lange bist du schon in der Stadt? Wie gefällt es dir? Bleibst du diesmal ein bisschen länger?“, fragte Eddie.
Seamie lachte. So redete Eddie immer – sie stellte eine Frage, und bevor man sie beantworten konnte, folgten zehn weitere.
„Ich weiß nicht“, antwortete er und kämmte sich das Haar vor dem Spiegel über dem Sekretär. „Könnte sein, dass ich bald wieder fort bin.“
„Wieder eine Vortragsreise?“
„Nein. Eine Expedition.“
„Wirklich? Wie aufregend! Wohin?“
„Zurück in die Antarktis. Shackleton versucht, was auf die Beine zu stellen. Ihm ist es ziemlich ernst damit. Letztes Jahr hat er es in der Times angekündigt und inzwischen schon einen recht detaillierten Zeitplan aufgestellt. Jetzt muss er bloß noch das Geld dafür auftreiben.“
„Und was ist mit den ganzen Kriegsgerüchten? Bereitet ihm das keine Sorgen?“, fragte Eddie. „Die Leute auf dem Schiff redeten von nichts anderem. In Aleppo genauso.“
„Das schert ihn kein bisschen. Er schenkt der Sache keinen großen Glauben. Seiner Meinung nach verzieht sich das Gewitter bald wieder, und er will Ende Sommer lossegeln, wenn nicht schon früher.“
Eddie sah ihn lange an. „Wirst du allmählich nicht ein bisschen zu alt für dieses Draufgängerleben? Solltest du nicht sesshaft werden? Eine nette Frau finden?“
„Wie denn? Du verjagst sie doch alle?“, erwiderte Seamie neckend. Er setzte sich wieder aufs Bett und zog seine Socken an.
Eddie schlug mit der Hand nach ihm. „Komm runter, wenn du fertig angezogen bist. Ich mache Frühstück für uns alle. Eier mit Harissa-Soße. Ich hab ganze Töpfe von dem Zeug mitgebracht. Warte, bis du sie probiert hast. Einfach göttlich! Dann erzähle ich dir und Albie und seinen gelehrten Freunden von meinen Abenteuern. Und dann fahren wir nach London.“
„Nach London? Wann? Gleich nach dem Frühstück?“
„Na ja, vielleicht nicht direkt danach“, räumte Eddie ein. „Vielleicht in ein oder zwei Tagen. In meinem Stadthaus wohnt der faszinierendste Mann, den ich kenne, und ich will ihn dir unbedingt vorstellen. Mr Thomas Lawrence. Ich habe dir doch vorhin von ihm erzählt, bevor deine Mätresse meine Tür fast aus den Angeln gerissen hat. Ich habe ihn in Aleppo kennengelernt. Er ist ebenfalls Forschungsreisender. Und Archäologe. Er hat die ganze Wüste durchquert, kennt alle einflussreichen Leute dort und spricht fließend Arabisch.“ Plötzlich hielt Eddie inne und senkte die Stimme. „Manche Leute behaupten, er sei ein Spion.“ Das letzte Wort sagte Eddie im Flüsterton, dann sprach sie mit ihrer üblichen dröhnenden Stimme weiter. „Aber egal, was er sein mag, er ist jedenfalls absolut umwerfend.“
Eddies Bericht wurde plötzlich von einem Donnerschlag unterbrochen, dann prasselte Regen gegen die hohen Fenster, von denen eines eine kaputte Scheibe hatte.
„Oje, da kommt Wasser rein“, stellte sie fest. „Ich muss den Glaser anrufen.“ Für einen Moment starrte sie in den Regen hinaus. „Ich hätte nie gedacht, dass ich das englische Wetter vermissen würde“, fügte sie wehmütig lächelnd hinzu. „Aber das war, bevor ich die arabische Wüste gesehen hatte. Es ist schön, wieder zurück zu sein. Ich mag mein knarrendes altes Haus wirklich gern. Und das knarrende alte Cambridge.“ Ihr Lächeln verblasste. „Obwohl ich mir wirklich wünschte, ich wäre aus anderen Gründen zurückgekehrt.“
„Es wird schon alles gut mit ihm, Eddie“, beruhigte Seamie sie.
Eddie seufzte. „Das hoffe ich. Aber ich kenne meine Schwester. Sie hätte mich nie gebeten zurückzukommen, wenn sie sich nicht schreckliche Sorgen machte.“
Seamie wusste, dass Albies Mutter, die Schwester von Eddie, dieser nach Aleppo telegrafiert und sie gebeten hatte, nach England zurückzukehren. Admiral Alden, ihr Ehemann, war an irgendwelchen Magenproblemen erkrankt. Seine Ärzte hatten noch nicht feststellen können, was ihm fehlte, aber was es auch sein mochte, es war es schlimm genug, um ihn mit schweren Schmerzen ans Bett zu fesseln.
„Der ist aus hartem Holz geschnitzt“, sagte Seamie. „Wie alle Aldens.“
Eddie nickte und versuchte ein Lächeln. „Du hast natürlich recht. Aber jetzt ist genug Trübsal geblasen. Ich muss mich ums Frühstück kümmern und den Glaser anrufen. Und den Gärtner. Und den Kaminkehrer. Albie hat in meiner Abwesenheit rein gar nichts getan. Das Haus ist staubig. Meine Post stapelt sich bis zur Decke. Und in der ganzen Küche gibt es keinen einzigen sauberen Teller. Warum lässt er nicht dieses Mädchen aus dem Dorf zum Saubermachen kommen?“
„Er sagt, sie stört ihn.“
Eddie schnaubte verächtlich. „Ich verstehe wirklich nicht, wie sie das könnte. Er verlässt sein Arbeitszimmer doch nie. Als ich vor zwei Monaten abfuhr, steckte er da drinnen. Und jetzt immer noch und schuftet härter als je zuvor, obwohl er eigentlich ein Freisemester hat. Und jetzt hat er noch zwei andere Superschlaue bei sich. Ich habe sie gerade kennengelernt. Dilly Knox heißt der eine. Und Oliver Strachey. Überall liegen Bücher, Tafeln und Schaubilder verstreut. Was, um alles in der Welt, machen die bloß da drinnen? Was kann denn so faszinierend sein?“
„Ihre Arbeit?“
„Wohl kaum. Es sind doch bloß Zahlen und Formeln“, sagte Eddie verächtlich. „Der Junge braucht eine Frau. Sogar noch dringender als du, würde ich sagen. Er ist viel zu versponnen und zerstreut. Wie kommt es bloß, dass hinter dir viel mehr Frauen her sind, als dir guttut, und hinter dem armen Albie keine einzige? Kannst du nicht ein paar von deinen Verehrerinnen an ihn abtreten? Er braucht eine gute Frau. Und Kinder. Ach, wie schön wäre es doch, wieder das Lachen von glücklichen Kindern in meinem Haus zu hören. Wie herrlich waren die Jahre, als Albie und Willa noch klein waren und meine Schwester sie herbrachte, als sie im Teich schwammen und an diesem alten Baum schaukelten – genau an dem da“, sagte Eddie und deutete auf die alte Eiche vor dem Schlafzimmerfenster. „Willa ist immer so hoch hinaufgeklettert. Meine Schwester flehte sie an runterzukommen, aber das tat sie nicht. Sie kletterte immer nur noch höher hinauf und …“
Eddie brach plötzlich ab, drehte sich um und sah Seamie an.
„Ach, du meine Güte. Ich hätte nicht von ihr sprechen dürfen. Verzeih mir bitte.“
„Ist schon gut“, erwiderte Seamie.
„Nein, ist es nicht. Ich … ich nehme nicht an, dass du in letzter Zeit einen Brief von ihr erhalten hast, oder? Ihre Mutter zumindest nicht. Jedenfalls nicht in den letzten drei Monaten. Dabei schreibt sie ihr zweimal die Woche. Um ihr Nachricht über ihren Vater zukommen zu lassen. Na ja, wahrscheinlich ist der Briefverkehr zwischen Tibet und England eine ziemlich knifflige Angelegenheit.“
„Wahrscheinlich. Und nein, ich habe nichts von ihr gehört“, sagte Seamie. „Aber das habe ich ja nie. Seit sie aus Afrika weggegangen ist. Ich weiß auch nicht mehr als du. Nur, dass sie in Nairobi fast gestorben wäre. Dass sie danach durch den Fernen Osten gereist ist. Und dass sie sich jetzt im Himalaja aufhält und nach einer Möglichkeit sucht, um die Sache zu Ende zu bringen.“
Eddie zuckte zusammen bei seinen Worten. „Du trauerst ihr immer noch nach, nicht wahr? Deshalb dein Verschleiß an Frauen. Eine nach der anderen. Weil du nach einer suchst, die Willas Platz einnehmen könnte. Aber die findest du nicht.“
Und das werde ich auch nie, dachte Seamie. Er hatte Willa, die Liebe seines Lebens, vor acht Jahren verloren und, sosehr er sich auch bemühte, nie eine Frau gefunden, die ihr hätte das Wasser reichen können. Keine andere Frau besaß Willas Lebens- und Abenteuerlust. Keine andere Frau besaß ihren Mut oder ihren leidenschaftlichen, kühnen Geist.
„Es ist alles meine Schuld“, sagte Seamie. „Sie wäre nicht dort, Tausende von Meilen von ihrer Familie, von ihrem Zuhause entfernt, wenn ich nicht schuld daran wäre. Wenn ich mich damals am Kilimandscharo richtig verhalten hätte, wäre sie jetzt hier.“
Er würde nie vergessen, was damals in Afrika geschehen war. Sie hatten gemeinsam den Kilimandscharo bestiegen, in der Hoffnung, mit der Besteigung des Mawenzi-Gipfels einen Rekord aufzustellen. Sie hatten beide unter Höhenkrankheit gelitten, Willa ganz besonders. Er wollte, dass sie umkehrte, aber sie weigerte sich. Also gingen sie weiter und erreichten den Gipfel viel später, als ratsam war. Dort auf dem Mawenzi gestand er ihr etwas, was er schon seit Jahren fühlte, aber immer für sich behalten hatte – dass er sie liebte. „Ich liebe dich auch“, erwiderte sie. „Schon immer. Und für immer.“ Diese Worte hallten in ihm nach. Jeden Tag seines Lebens. In seinem Kopf und seinem Herzen.
Die Sonne stand schon hoch, als sie den Abstieg begannen, zu hoch, und ihre Strahlen brannten auf sie herab. Ein Felsblock, der vom Eis an seinem Platz gehalten wurde, löste sich in der Hitze und donnerte auf sie hinab, als sie durch eine Schlucht abstiegen. Er traf Willa, und sie stürzte ab. Nie würde Seamie den Widerhall ihrer Schreie vergessen, genauso wenig wie das verschwommene Bild ihres verdrehten Körpers, als er an ihm vorbei nach unten gerissen wurde.
Als er sie schließlich fand, sah er, dass ihr rechtes Bein gebrochen war und zersplitterte Knochen die Haut durchstoßen hatten. Er stieg zu ihrem Basislager ab, um Hilfe von den Massai-Führern zu holen, musste jedoch feststellen, dass sie von feindlichen Stammesangehörigen ermordet worden waren. Also musste er sie allein den Berg hinunter-, durch den Dschungel und die Ebene tragen. Tage später war er auf Zuggleise gestoßen, die zwischen Mombasa und Nairobi verliefen. Nachdem er einen Zug angehalten hatte, schaffte er es, Willa zu einem Arzt nach Nairobi zu bringen, doch als sie dort ankamen, war die Wunde brandig geworden. Es gebe keine Wahl, sagte der Arzt. Man müsse amputieren. Willa flehte ihn an, den Arzt davon zu überzeugen, dass sie ihr Bein behalten müsse. Sonst könne sie nicht mehr klettern. Aber Seamie hatte nicht auf ihr Flehen gehört. Er ließ den Arzt amputieren, um ihr Leben zu retten, und das hatte sie ihm nie verziehen. Sobald sie in der Lage dazu war, verließ sie das Krankenhaus. Und ihn.
Jeden Morgen wache ich verzweifelt auf und jeden Abend schlafe ich genauso verzweifelt ein, hatte sie in der Nachricht geschrieben, die sie für ihn zurückließ. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Wo ich hingehen, wie ich leben soll. Ich weiß nicht, wie ich die nächsten zehn Minuten überstehen soll, ganz zu schweigen vom Rest meines Lebens. Für mich gibt es keine Hügel mehr, die ich besteigen kann, keine Berge, keine Träume mehr. Es wäre besser gewesen, auf dem Kilimandscharo zu sterben, als so weiterzuleben.
Eddie griff nach seiner Hand und drückte sie. „Hör auf, dir die Schuld dafür zu geben, Seamie, du bist nicht schuld daran“, sagte sie entschieden. „Du hast alles Menschenmögliche getan und das einzig Richtige. Stell dir vor, du hättest meiner Schwester sagen müssen, du hättest nichts getan, du hättest ihr Kind sterben lassen. Ich verstehe dich, Seamie. Wir alle verstehen dich.“
Seamie lächelte traurig. „Aber das ist ja gerade das Schlimme dabei“, erwiderte er. „Alle verstehen es. Alle außer Willa.“

Jennifer Donnelly

Über Jennifer Donnelly

Biografie

Jennifer Donnelly wuchs im Staat New York auf. Mit ihrer „Rosentrilogie“ begeisterte sie in Deutschland unzählige Leserinnen. Auch ihre anderen Romane „Das Licht des Nordens“, „Das Blut der Lilie“ und „Straße der Schatten“ wurden preisgekrönt und ernteten bei Presse und Lesern großen Beifall....

Weitere Titel der Serie „Rosen-Trilogie“

Mitreißende Trilogie von Jennifer Donnelly, deren Bücher jedes für sich allein gelesen werden kann. Jedes Buch hat eine starke Frau zur Protagonistin, doch sind die Geschichten durch ihr Personal auch miteinander verknüpft: Band 1, „Die Teerose“, schildert die Geschichte der jungen Irin Fiona, die sich im New York der Jahrhundertwende allein eine Existenz aufbauen muss. Band 2, „Die Winterose“, begleitet die junge India Selwyn-Jones, die als Ärztin Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts im berüchtigten Lodnoner Viertel Whitechapel zu arbeiten beginnt und sich in einen Gangsterboss verliebt. Band 3, „Die Wildrose“: Auf einer schicksalhaften Bergtour erleidet Willa Alden kurz vor Ausbruch des ersten Weltkriegs einen Unfall und ist fortan für ihr Leben körperlich gezeichnet. Ihre Liebe zu Seamus Finnegan wird auf eine harte Probe gestellt.

Pressestimmen
Heilbronner Stimme

„(...) Schmöker im besten Sinne.“

Schweizer Familie

„Ein packender Roman vor einer authentischen Kulisse.“

Radio Euroherz

„Eine sehr atmosphärische, überzeugende und unglaublich spannende Lebensgeschichte einer Familie (…) – ein Buch zum Verschlingen!“

Kommentare zum Buch
Antwort zu „Anderes Design des dritten Bands"
Piper Verlag am 21.03.2023

Sie haben Recht, bei Band 3 hat der Grafiker gewechselt. Somit hat sich dies auch auf die Buchrückengestaltung ausgewirkt. Ob das unterschiedliche Schriftbild und Layout ein Versehen war, lässt sich leider nicht mehr nachvollziehen. Herzliche Grüße, Ihr Piper-Team

Anderes Design des dritten Bands
Marie am 28.02.2023

Nach längerer Suche nach einem einheitlichem Design bin ich nicht fündig geworden - warum das Design bei einer Trilogie nicht einheitlich halten und die Buchrücken zusammenpassend gestalten? Das möchte ich so nicht im Regal stehen haben. Wirklich schade!

Dagmar am 15.11.2015

Ein Jammer das dieser Roman nicht als gebundene Version erschienen ist. Das ist ein Schlag ins Gesicht der bisherigen Käufer der gebundenen Versionen von der "Teerose" und "Winterrose". Man gibt gutes Geld für ein schönes Format aus und soll sich dann als dritten Teil ein Taschenbuch ins Regal stellen? Definitiv NICHT. Also verzichte ich ganz auf den Kauf.

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