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Die Akte Rosenthal – Teil 1 (Seelenfischer-Reihe 2)

Die Akte Rosenthal – Teil 1 (Seelenfischer-Reihe 2)

Hanni Münzer
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Thriller

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Die Akte Rosenthal – Teil 1 (Seelenfischer-Reihe 2) — Inhalt

Von der Autorin von „Honigtot“ und „Marlene“

Lukas von Stetten hat den Jesuitenorden verlassen und beginnt mit Frau und Kind ein neues Leben in Nürnberg. Doch seine dramatische Vergangenheit holt ihn bald ein. Sein Sohn wird entführt. Statt Lösegeld verlangen die Entführer Geheimdokumente, die Lukas in Rom anvertraut worden waren und die er längst nicht mehr besitzt. Verzweifelt sucht er nach einer Lösung. Eine erste Spur führt ihn nach Barcelona. Dort trifft Lukas unvermittelt seine Erzfeindin wieder und entdeckt, dass auch seine Frau ein doppeltes Spiel treibt. Dabei will Lukas nur eines: seinen kleinen Sohn retten …

€ 7,99 [D], € 7,99 [A]
Erschienen am 03.04.2017
400 Seiten, WMePub
EAN 978-3-492-97473-8
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Leseprobe zu „Die Akte Rosenthal – Teil 1 (Seelenfischer-Reihe 2)“

Prolog

Zwischen Euphrat und Tigris

Der Mann saß gerade in der Maske des Fernsehsenders CBS, als sein Smartphone klingelte. Ein Umhang schützte seinen Anzug, während eine junge Maskenbildnerin sein Gesicht mit einem Pinsel bearbeitete. Als sie sich über ihn beugte, streifte ihr Busen seinen Oberarm. Er genoss den Duft ihrer Jugend, erahnte die strammen Konturen ihrer Brüste unter dem Kittel.

Doch diese Frau war für ihn tabu. Sie arbeitete hier, und er war heute eingeladen, um als Kandidat für den Posten als Gouverneur von Virginia ein Interview zu geben.

Er [...]

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Prolog

Zwischen Euphrat und Tigris

Der Mann saß gerade in der Maske des Fernsehsenders CBS, als sein Smartphone klingelte. Ein Umhang schützte seinen Anzug, während eine junge Maskenbildnerin sein Gesicht mit einem Pinsel bearbeitete. Als sie sich über ihn beugte, streifte ihr Busen seinen Oberarm. Er genoss den Duft ihrer Jugend, erahnte die strammen Konturen ihrer Brüste unter dem Kittel.

Doch diese Frau war für ihn tabu. Sie arbeitete hier, und er war heute eingeladen, um als Kandidat für den Posten als Gouverneur von Virginia ein Interview zu geben.

Er lächelte ihr entschuldigend zu, während er sein Smartphone aus der Tasche zog. Das Display zeigte den Anrufer. Er war sechs Zeitzonen entfernt. „Ja?“, meldete er sich.

„Wir haben ein Problem. Hier stellt jemand Fragen und schnüffelt herum.“

Der Kandidat unterdrückte einen Fluch. Ausgerechnet jetzt, wo sich alles so gut entwickelte! Doch er hatte sich wie stets unter Kontrolle. Ruhig und geschäftsmäßig antwortete er dem Anrufer: „Bleiben Sie an der Sache dran. Ich melde mich in einer Stunde zurück.“

Am folgenden Morgen rollten mehrere dunkle Limousinen in kurzen Abständen die Auffahrt eines Anwesens im Außenbezirk von Fredericksburg, Virginia hoch. Dort verschwanden sie sofort in der Tiefgarage. Zwei der Teilnehmer der geheimen Zusammenkunft nutzten den Hubschrauberlandeplatz im Park des Anwesens. Mit seiner von weißen Säulen gestützten Veranda wirkte das Haus wie eine verträumte Südstaatenvilla vor dem Bürgerkrieg. Dabei war es erst vor zwei Jahren fertiggestellt worden.

Die Ankömmlinge wurden umgehend in den abhörsicheren Konferenzraum geleitet. Dort erwartete sie der Hausherr. Schweigend formierten sie sich um den Tisch aus polierter Eiche. Gespannte Erwartung lag in der Luft. Jeder der Teilnehmer lebte in einer Welt, in der man alles kaufen konnte – alles außer Zeit. Jede Minute, die in diesem Raum verstrich, hinterließ ein Machtvakuum, waren ihre Dow Jones, DAX, RTS und Nikkei-Imperien ohne Herrscher.

Bei den sieben Personen handelte es sich um eine elitäre Truppe, das Who-is-who der Wirtschaft und der Rüstungsindustrie. Diese sieben betrachteten sich selbst als die inoffiziellen Herrscher der Welt, sie kontrollierten den globalen Börsenhandel, die Warenströme, die modernen Medien. Sie entschieden über Erfolg oder Misserfolg einer Regierung, berieten über Krieg und Frieden, waren Herren über Leben und Tod.

Als sich alle gegenseitig begrüßt hatten und jeder an seinem angestammten Platz saß, richtete der Medienmogul das Wort an den Hausherrn, der sie zu dem Treffen gebeten hatte. „Und, Donald, was ist der Anlass? Warum mussten wir unbedingt heute und persönlich hierherkommen?“

Der Angesprochene kam gleich auf den Punkt. „Lotta“, er nickte dem einzigen weiblichen Teilnehmer zu, „und Freunde, ich erhielt gestern einen Anruf. Es ist ein Problem aufgetreten“, erklärte Donald, der einer der mächtigsten Dynastien Amerikas entsprang, die bereits einen Präsidenten und einen Vizepräsidenten gestellt hatte.

„Hat sich die Arabische Liga erneut verbündet und rationiert das Öl?“, fragte eine hart klingende Stimme. Sie gehörte einem Asiaten.

„Nein“, erwiderte der Hausherr. In der dunklen Holztäfelung hatte sich geräuschlos die schwere Tür geöffnet. „Hier kommt der Mann, der mehr darüber weiß. Senator Whitewolf“, begrüßte er ihn, „berichten Sie.“

Whitewolf nickte allen Anwesenden zu. Dann sprach er das aus, was jeder Einzelne der Anwesenden seit dem Eintreffen der dringenden Nachricht unbewusst befürchtet hatte. „Ich bin hier, um Ihnen mitzuteilen, dass die Operation Zwei Flüsse unser Einschreiten erfordert.“

 

Kapitel 1

Tanger, Marokko

Ein ungewohntes Geräusch schreckte sie aus dem Schlaf. Es klang wie ein hohes Zischen, gleich neben ihrem Ohr. Zunächst konnte sie es nicht einordnen. Nach einigen Sekunden fiel es ihr ein. Die kleine Katze! Sie hatte sie gestern aus einem Mülleimer im Hinterhof gerettet, und nun hatte das kleine Knäuel bereits ihr Kopfkissen erobert. Sie tastete nach ihm, um es zu beruhigen. Das Tierchen kauerte zitternd neben ihr.

„Was hast du denn? Hörst du Mäuse?“ Mäuse waren eine ewig währende Plage in der Mietskaserne am Randbezirk Tangers. Sie zog das Kätzchen zu sich heran und versuchte, es mit Streicheln zu beruhigen, als sie plötzlich begriff, was das Tier so erschreckt hatte: Auch sie konnte jetzt die fremde Präsenz im Raum spüren. Sie verharrte stocksteif und lauschte angestrengt in die pechschwarze Finsternis. Die einzige Lichtquelle war die Digitalanzeige ihres Radioweckers. Sie zeigte 03:38 Uhr. Einbrecher?, fragte sie sich. Erst kürzlich waren die Nachbarn unter ihr ausgeraubt worden.

Sie tastete nach ihrer Pistole auf dem Nachttisch, die dort ihren festen Platz hatte. Bemüht, sich nicht durch das leiseste Geräusch zu verraten, schloss sich ihre Hand um den Griff. Danach rollte sie sich so behutsam wie möglich vom Bett, trotzdem konnte sie nicht verhindern, dass die Matratze knarzte. In die Ecke zwischen Bett und Wand gekauert, wartete sie. Die Katze fauchte und zischte weiter.

Sie spürte eine Bewegung wie einen leichten Windhauch. Wo? Plötzlich flammte eine Taschenlampe auf. Direkt vor ihr entdeckte sie einen schwarz gekleideten Mann mit einer futuristischen Apparatur auf dem Kopf. Der merkwürdige Anblick irritierte sie kurz, und bevor sie einen Schuss abgeben konnte, hatte ihr der Eindringling die Waffe entrissen. Er warf sich auf sie, drückte sie mit eiserner Hand nieder, und im nächsten Moment spürte sie den Einstich einer Nadel an ihrem Hals.

Ihr letzter klarer Gedanke, bevor sie das Bewusstsein verlor, war, dass der Mann ein Nachtsichtgerät getragen hatte.

 

Kapitel 2

Nürnberg, Deutschland

Es war der erste richtig schöne Tag im Mai. Endlich hatte der Frühling sein Versprechen erfüllt und komponierte eine Symphonie der Farben und Klänge. Der Himmel leuchtete in einem Blau, wie nur der Frühling es hervorbrachte, das Gras war von einer Frische, die die Sinne berauschte, und in das fröhliche Konzert der Vögel mischte sich das Summen emsiger Bienen.

In Scharen zog es die Sonnenhungrigen an diesem Sonntag in den Nürnberger Stadtpark vor dem Laufer Tor.

Auch Lukas von Stetten und seine Familie hatten sich daruntergemischt. Er hatte sich fest vorgenommen, wenigstens heute nicht daran zu denken, dass erst vor drei Tagen Frau Gabler, die jahrzehntelang die Haushälterin seiner Familie gewesen war, tot in der Villa seiner Eltern aufgefunden worden war. Laut Polizei hatte sie Einbrecher überrascht und es sogar noch geschafft, den Alarm auszulösen. Die Einbrecher mussten daraufhin überstürzt geflüchtet sein – denn weder war die Villa durchwühlt worden, noch schien etwas zu fehlen.

Frau Gabler selbst hatte keine äußerlichen Verletzungen gehabt – bis auf das, dass sie tot war. Herzinfarkt, hatte der Arzt gesagt, ein Sekundentod, und sie habe nicht gelitten.

Bewaffnet mit Decke und Picknickkorb hatte Lukas mit Frau und Sohn einen geschützten Platz am Rande einer kleinen Baumgruppe bezogen. Während die junge Ehefrau Hähnchen, Kartoffelsalat und fränkischen Apfelkuchen hervorzauberte, tobte sich Lukas mit seinem Sohn beim Fußballspielen aus. Nach dem Essen lag er faul im Gras, genoss die warmen Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht und gab sich friedlichen Tagträumen hin. In der Ferne war leises Klingeln einer Glocke zu hören. Der Eiswagen machte seine Runde.

„Papa, spielen wir weiter Fußball?“

So viel zum Frieden … Lukas seufzte hörbar. Die zehn Minuten Pause nach dem Essen wurden seinem knapp achtjährigen Energiebündel von Sohn bereits zu lang.

„Lass deinen Vater noch ein wenig ausruhen, Matti“, sprang seine Frau Magali für ihn in die Bresche.

„Dann kriege ich ein Eis“, folgte es prompt.

„Erstens heißt das bitte, und zweitens hast du gerade erst ein großes Stück Apfelkuchen verdrückt“, entgegnete seine Mutter streng.

„Och bitte, Papa“, quengelte Matti weiter, ohne im Geringsten etwas auf den Einwand seiner Mutter zu geben. Wenn es um Eis ging, war sein Vater allemal leichter zu bezwingen.

Tatsächlich hatte Lukas an der Idee nichts auszusetzen – nicht weniger als sein Sohn war er Eiscreme verfallen. Er öffnete die Augen und sah bittend zu seiner Frau auf.

Von zwei Paar himmelblauer Augen fixiert, gab Magali ihren Widerstand auf. „Na gut, ihr Schleckermäuler. Aber nur eine Kugel.“

„Dann nehme ich Schokolade“, rief Matti eifrig und sprang auf.

„Wir sind gleich wieder da.“ Lukas zwinkerte seinem Sohn zu, der sich bereits an seine Hand gehängt hatte.

„Von wegen, ihr Schlaumeier“, hielt Magali sie zurück. Sie kannte ihre beiden Männer zur Genüge. „Matti bleibt schön brav hier. Sonst kaufst du ihm wieder drei Kugeln, nur damit du dir selbst auch drei genehmigen kannst.“

Lukas’ beredtes Gesicht zeigte ihr, dass sie ihren Mann vor der frischen Tat ertappt hatte.

„Och, Mami“, nörgelte Matti, setzte sich aber wieder hin und schnappte sich mit beleidigter Miene eines seiner Comichefte. Immerhin wusste er, wann er gegen die höchste Familieninstanz verloren hatte.

Lukas zuckte bedauernd mit den Schultern und sah sich nach dem Eiswagen mit seiner rot-weißen Markise um. Er parkte in mindestens hundertzwanzig Metern Entfernung. Bis er dort angelangt war, hatte sich bereits eine beachtliche Schlange davor gebildet.

„Grüß Sie Gott, Herr von Stetten. Was für ein wunderbarer Tag. Sind Sie auch mit Ihrer Familie da?“, wurde er von dem Vater einer seiner Schüler begrüßt. Seit seinem Austritt aus dem Jesuitenorden arbeitete Lukas als Lehrer für Geschichte und Ethik am Melanchthon-Gymnasium in Nürnberg.

„Ja, mit Frau und Sohn. Haben Sie Lust, später mit uns Fußball zu spielen? Wir sind dort hinten.“ Er wandte sich halb um, um ihm die Richtung anzuzeigen. Aber ein Reinigungswagen der Städtischen Abfallwirtschaft hatte vor ihrem Platz haltgemacht und versperrte ihm die Sicht auf seine Familie.

„Gerne, wir sehen uns dann nachher. Ich bringe meine beiden Söhne und deren Freund mit.“

„Prima, dann können wir drei gegen drei spielen“, freute sich Lukas und war an der Reihe, zu bestellen.

Mit zwei Eistüten in der Hand trat er den Rückweg an. Der Reinigungswagen kam ihm auf halbem Weg entgegen, und Lukas trat zur Seite, um ihn passieren zu lassen. Da erst bemerkte er, dass weit und breit weder Magali noch Matti zu sehen waren. Der Picknickkorb, Magalis Strickjacke, die Tupperschüssel mit dem Kuchen, alles war vorhanden, sogar Mattis Spiderman-Heft lag noch aufgeschlagen auf der Decke.

Lukas vermutete, dass die beiden zu der öffentlichen Toilette gegangen waren. Es musste wohl sehr dringend gewesen sein, wenn Matti nicht auf sein Eis hatte warten können. Da das Schokoladeneis bereits zu schmelzen begann, beschloss Lukas, den beiden entgegenzugehen.

Er erreichte die Anlage, ohne dass ihm Frau und Sohn auf seinem Weg begegnet wären. Dafür traf er unterwegs drei seiner Schülerinnen. Die Teenager trugen die übliche Uniform ihrer Generation: tief auf der Hüfte sitzende Jeans, bei deren Anblick man sich unwillkürlich fragte, wie sie der Schwerkraft trotzten, dazu bauchfreie Tops, die die Aufmerksamkeit auf fantasievoll gepiercte Bauchnabel lenken sollten. Lukas war dafür nicht anfällig.

Die Mädchen kicherten, als sie ihren gut aussehenden Lehrer erblickten. Die geheimnisvolle Aura, die Lukas als ehemaligen Priester umgab, spielte sicherlich keine unwesentliche Rolle in ihren Tagträumen. Lukas indessen, der sich selbst nie Gedanken über sein Aussehen oder die verheerende Wirkung machte, die seine blauen Augen unter den Mädchen seiner Schule hervorriefen, hastete an ihnen vorbei, ohne sie richtig wahrzunehmen.

Enttäuscht sahen ihm die Teenager nach. Noch nicht einmal ihren Gruß hatte er erwidert! Dabei war er doch sonst immer so höflich … Wenigstens sorgte diese Begegnung für die nächsten zwei Stunden für ausreichend Gesprächsstoff unter den dreien.

Lukas hatte die öffentliche Toilettenanlage erreicht. Suchend sah er sich um. Inzwischen schleckte er an beiden Tüten gleichzeitig, und seine Ungeduld wuchs im gleichen Maße, wie das Eis weniger wurde.

„Entschuldigen Sie bitte“, wandte er sich an eine ältere Dame, die gerade heraustrat. „Ist ihnen drinnen vielleicht eine blonde Frau mit einem kleinen blonden Jungen in einem Spiderman-T-Shirt begegnet?“

„Tut mir leid.“ Die Frau schüttelte bedauernd den Kopf. „Soll ich noch mal reingehen und nachsehen?“, bot sie mit einem verstehenden Blick auf die tropfenden Eistüten an.

„Ach bitte, das wäre sehr nett von Ihnen.“ Dankbar lächelte er sie an, und die Dame schmolz dahin wie das Eis.

Kurz darauf kehrte sie zurück. „Es tut mir sehr leid, aber da war niemand, auf den Ihre Beschreibung passen würde.“

„Trotzdem, haben Sie vielen Dank.“ Lukas umrundete daraufhin einmal das Häuschen und sah sich dabei nach allen Seiten gründlich um. Nichts. Keine Magali, kein Matti.

Er beförderte die matschigen Eistüten in den nächsten Mülleimer und lief zu ihrem Picknickplatz zurück. Wahrscheinlich hatten sie sich nur verpasst und Magali und Matti warteten dort längst ungeduldig auf ihn. Doch schon von Weitem konnte er erkennen, dass der Platz auf der Decke nach wie vor verwaist war. Ob Magali Freunde getroffen hatte und kurz mit ihnen gegangen war?, stellte er die nächste Vermutung an.

Er suchte erst die Decke und danach rundherum alles ab – womöglich hatte Magali ihm eine Nachricht hinterlassen, die er vorhin übersehen hatte. Aber da war nichts. Ein Blick auf seine Uhr zeigte ihm, dass inzwischen fast eine Viertelstunde vergangen war. Wo konnten die beiden nur stecken? Langsam breitete sich ein flaues Gefühl in seinem Magen aus. Und ein wenig ärgerte er sich auch über Magali. Sie wusste doch, dass er wegen der unglückseligen Geschehnisse vor zwei Jahren in Rom dazu neigte, sich schnell Sorgen zu machen.

„Herr von Stetten“, rief eine männliche Stimme hinter ihm. Lukas fuhr herum. Eine Nachricht von Magali? Doch es war nur Herr Martin, den er vorhin in der Warteschlange getroffen hatte. In seiner Begleitung hatte er die drei angekündigten Jungen.

„Hier sind wir. Bereit für ein Spiel?“ Herr Martin rieb sich erwartungsfroh die Hände. Sein Jüngster, Max, war Mattis Schulkamerad und bester Freund. Ehrfürchtig trug er mit beiden Händen einen goldfarbenen Fußball vor sich her, als handele es sich um den Heiligen Gral.

„Gut, dass Sie da sind, Herr Martin. Haben Sie zufällig meine Frau und meinen Sohn gesehen?“

„Nein. Sind sie Ihnen abhandengekommen?“, schmunzelte dieser.

„Sozusagen. Ich suche schon seit einer Viertelstunde nach ihnen.“

„Toilette?“, schlug der erfahrene Vater von drei Kindern das Naheliegende vor.

„Da komme ich gerade her“, erwiderte Lukas und blickte sich dabei weiter suchend um.

„Vielleicht hat Ihr Kleiner Durst bekommen, und die beiden sind zum Kiosk gegangen?“

„Ich weiß nicht. Wir haben selbst genug Getränke dabei.“ Trotzdem klammerte sich Lukas sofort an den neuen Strohhalm. „Könnten Sie kurz hier warten, Herr Martin, falls meine Frau und Matti inzwischen auftauchen? Ich laufe schnell rüber zum Kiosk und sehe nach.“

„Gerne“, und an die Adresse der Jungen: „Macht euch nützlich und seht euch ein bisschen um. Keine Sorge, Herr von Stetten, die sind bestimmt gleich wieder da“, rief er ihm hinterher.

Atemlos kehrte Lukas nach wenigen Minuten zurück. Die Suche der Martins war ebenfalls ergebnislos verlaufen. „Hat Ihre Frau kein Mobiltelefon?“, erkundigte sich Herr Martin.

„Doch, aber wir haben unsere Telefone heute extra zu Hause gelassen.“

„Vielleicht hat sich Ihr Sohn verletzt und Ihre Frau ist mit ihm zum Wagen, um den Verbandskasten zu holen?“, mühte sich Herr Martin, weitere Parallelen zu eigenen Familienerlebnissen auszugraben.

Lukas’ Hoffnung erlosch in derselben Sekunde, wie seine Rechte in die Hosentasche fuhr und den Autoschlüssel hervorzog. Mit aller Kraft wehrte er sich gegen die aufkeimende Furcht, deren Saat bereits in seinen Gedanken aufging. Sicher gab es eine einfache Erklärung für Magalis Abwesenheit. Sie wollte ihm nur nicht einfallen.

Denk nach, Lukas, denk nach! Vergebens, die Bestie Angst schlich sich bereits an und brachte die Erinnerung an Rom zurück. Aufgrund der damaligen Vorkommnisse und auf wiederholtes Drängen seines Vaters, des Industriellen Heinrich von Stetten, hatte Lukas schließlich eingewilligt, dass sein Sohn Matti täglich von einem Sicherheitsbeamten in die Schule gefahren und von dort abgeholt wurde. Eigentlich hätte er sich gewünscht, dass Matti ganz normal aufwachsen könnte.

Man konnte nicht behaupten, dass Lukas von Stetten sich nicht mit seinem Vater verstünde, obwohl es eine Zeit gegeben hatte, in der sich Vater und Sohn wenig zu sagen gehabt hatten. Das hatte vornehmlich an Lukas’ Weigerung gelegen, nach dem Unfalltod seines älteren Bruders Alexander in dessen Fußstapfen zu treten, um das Nürnberger Familienunternehmen zu übernehmen. Aber Lukas konnte nicht akzeptieren, womit seine Familie ihr Vermögen aufgebaut hatte: mit Waffen. Der Hauptgeschäftszweig des Von-Stetten-Firmenimperiums, kurz vST genannt, fußte seit der Produktion der ersten Kanone für die napoleonischen Kriege in der Rüstungsindustrie und bediente seit jeher lukrative in- und ausländische Regierungsaufträge.

Lukas von Stetten war Pazifist aus tiefster Überzeugung und lehnte Waffen in jeglicher Form ab. Er hatte, auch beeinflusst durch seinen Onkel, Bischof Franz von Stetten, Theologie studiert und ursprünglich eine Kirchenlaufbahn als Jesuitenpriester eingeschlagen. Nie hatte er seine Entscheidung bereut – bis zu jener schicksalhaften Unterredung mit dem kurz darauf ermordeten Pater General des Jesuitenordens in Rom.

Dieser Tag sowie der überraschende Fund eines mehr als zweihundert Jahre alten Tagebuchs ihres Urahnen, Alexander von Stetten alias Piero di Stefano, hatten sein Leben für immer verändert. Aber nicht nur seines, sondern auch das seines Vaters, Heinrich von Stetten.

Vater und Sohn hatte der Inhalt des Tagebuchs nachhaltig erschüttert, und sie hatten sich der Frage gestellt, ob darin die Erklärung für die rätselhaften Unglücksfälle begründet lag, die die Familie in jeder Generation traf. Die Boulevardpresse hatte sich deshalb dazu verstiegen, über einen „Von-Stetten-Fluch“ zu fabulieren, gar Parallelen zu den amerikanischen Kennedys gezogen.

Lukas’ Vater Heinrich, der sein Leben lang stets rational begründete Entscheidungen getroffen hatte, hatte zum ersten Mal erkennen müssen, dass Schicksal eine spirituelle Gleichung ist, die sich aus Schuld und Sühne zusammensetzte. Diese Erkenntnis hatte einen Wandel in seinem Denken ausgelöst. Er hatte bald darauf begonnen, einzelne Unternehmenszweige zu verkaufen und weitere Teile in eine Stiftung zu überführen.

Eine kleine Hand zupfte an Lukas’ Ärmel und schreckte ihn aus seinen Gedanken auf. Sein Herz machte einen hoffnungsfrohen Satz. Doch es war nicht sein Sohn, sondern ein Junge aus Mattis Grundschule, ein Erstklässler, den er nur flüchtig vom Sehen kannte.

Die Anspannung hatte Lukas’ Wahrnehmung auf merkwürdige Weise geschärft, und er nahm alles an dem Jungen überdeutlich wahr: den Schmutzfleck auf der Wange, die Rotzspuren an der Nase und die schmuddelige kleine Hand, die ihm jetzt einen zerknüllten Zettel entgegenstreckte.

Wie in Trance griff Lukas danach. Er schaffte es kaum, ihn mit seinen zitternden Fingern zu glätten. Nachdem er die kurze Nachricht gelesen hatte, kniete er sich vor dem Jungen nieder.

„Wie heißt du, mein Junge?“

„Philipp.“

„Philipp. Ich bin Lukas. Kennst du meinen Sohn Matti?“

„Ja, aber die von der dritten Klasse reden nicht mit uns.“

„Philipp, es ist sehr wichtig, dass du mir sagst, wo du den Zettel gefunden hast.“

„Ich hab ihn gar nicht gefunden. Ein Mädchen hat ihn mir gegeben.“

„Ein Mädchen? Welches Mädchen? Mattis Mutter?“

„Nö. Die ist doch eine Frau.“

„Natürlich, entschuldige. Wie sah das Mädchen aus?“

„Weiß nicht genau, wie Mädchen halt aussehen.“

Lukas begriff, dass er so nicht weiterkommen würde. Er musste seine Angst und seine Ungeduld im Zaum halten, durfte den Jungen mit seinen Fragen nicht überfordern.

„Okay, Philipp. Hör mir zu. Das Mädchen. Kennst du es aus der Schule?“

„Kann sein.“ Wunderbar, eine weitere kryptische Antwort. Lukas’ Verzweiflung wuchs.

Unbeeindruckt von Erwachsenengefühlswelten zog Philipp geräuschvoll seinen Rotz hoch. Lukas fingerte in seinen Hosentaschen nach einem Taschentuch, das er stets für Matti bereithielt. Der kleine Junge streckte zwar automatisch die Hand danach aus, doch dann starrte er auf das Tuch, als frage er sich, welchem Zweck es dienen mochte.

Lukas atmete tief durch und startete einen neuen Versuch. „Bitte, Philipp, es ist sehr wichtig. Kannst du dich erinnern, wie das Mädchen ausgesehen hat?“

Philipp zuckte ungeduldig mit den Schultern. „Wie halt alle Mädchen aussehen. Unten Jeans und oben fast nackig“, erwiderte er mit der intakten Unschuld des Sechsjährigen – nicht ahnend, dass er in wenigen Jahren selbst Gefallen an knappen Mädchentextilien finden würde. Er stopfte das Taschentuch kurz entschlossen in die Hose und wischte sich die tropfende Nase mit dem Ärmel ab.

Lukas sah ein, dass es keinen Zweck hatte, den Jungen weiter zu bedrängen.

Dann aber platzte der Kleine mit etwas heraus, das Lukas einen zusätzlichen Adrenalinschub bescherte. „Puh, aber so richtig hässliche Haare hatte die. Ganz rot. Aua, Sie tun mir weh“, rief Philipp laut, und versuchte, sich von Lukas zu befreien, der gar nicht bemerkt hatte, wie fest er den Jungen an den Schultern gepackt hatte.

Ein Spaziergänger mit Hund drehte sich nach ihnen um und musterte sie misstrauisch. Lukas lockerte sofort seinen Griff. „Entschuldige, mein Junge. Das hast du prima gemacht. Du hast eine sehr gute Beobachtungsgabe.“

„Und, gibt es etwas Neues?“ Herr Martin hatte sich ihm von hinten genähert, und Lukas konnte ein Zusammenzucken nur knapp vermeiden. Denn die Nachricht hatte auch eine Warnung an ihn enthalten. Darum war es wichtig, jetzt einen kühlen Kopf zu bewahren, sich nichts anmerken zu lassen.

Er wandte sich um, und seine Verlegenheit war tatsächlich nicht gespielt, als er Herrn Martin die Lüge auftischte. „Ja, viel Lärm um nichts, die ganze Aufregung war umsonst. Der Junge hier hat mir gerade einen Zettel gebracht. Magali hat bei der Toilette ihre Freundin getroffen und ist kurz mit ihr zu deren Picknickplatz gegangen, um ihr Baby zu bewundern. Ich soll alles zusammenpacken und nachkommen. Allerdings befindet sich der Platz am entgegengesetzten Ende des Parks. Ich fürchte, wir müssen unser Fußballspiel verschieben.“

„Ach was, das holen wir irgendwann schon nach. Hauptsache, es ist alles in Ordnung.“

Bei sich dachte Herr Martin, dass dem Lehrer der Schrecken gehörig in die Glieder gefahren sein musste; er war bleich wie der Tod.

Lukas packte alles in großer Hast zusammen und eilte mit steifen Beinen zum Parkplatz. Der Text der Nachricht hatte sich wie Säure in seinen Kopf gebrannt. In Gedanken wiederholte er ihn den ganzen Weg bis nach Hause wie sein eigenes schreckliches Mantra:

„Wenn Sie Frau und Sohn lebend wiedersehen wollen, unternehmen Sie nichts. Keine Polizei. Kein vST-Werkschutz. Wir beobachten Sie. Warten Sie zu Hause. Sie hören von uns.“

 

Dieser Albtraum war für Lukas ein furchtbares Déjà-vu.

Schon einmal, vor zwei Jahren, hatte er vor dem Abgrund seines Lebens gestanden. Damals waren mehrere ihm nahestehende Personen einen gewaltsamen Tod gestorben. Hätte es Matti nicht gegeben und seine Zwillingsschwester Lucie, er wäre daran zerbrochen.

Seit jenen verhängnisvollen Tagen in Rom hatte er sein Herz verschlossen. Er glaubte zu wissen, dass seine Frau Magali ihn durchschaut hatte und unter seinem distanzierten Verhalten gelitten haben musste. Und doch hatte sie ihn niemals bedrängt, hatte niemals mehr von ihm verlangt, als er bereit gewesen war, ihr zu geben.

Dabei war er sich der Liebe, die mit Magali und Matti in sein Leben getreten war, durchaus bewusst. Aber er hatte es mehr als etwas gesehen, das er im Augenblick erfahren durfte – ein Schatz, der ihm nur auf Zeit geliehen worden war.

Doch seine Bemühungen, sich selbst vor Verlust und Schmerz zu schützen, waren vergeblich gewesen. Dies war ihm in derselben Sekunde klar geworden, als er die Nachricht der Entführer in der Hand gehalten hatte.

Doch jetzt war nicht die Zeit, um vergangene Fehler zu bedauern. Er musste sich auf die Erfordernisse des Augenblicks konzentrieren, um Matti und Magali wohlbehalten zurückzubekommen. Was konnten die Entführer anderes von ihm verlangen als Geld? Er, Lukas, besaß kein eigenes Vermögen, aber sein Vater. Er würde sich wegen des Lösegelds also an ihn wenden müssen. Wie aber vertrug sich das mit der strikten Anweisung der Entführer, niemanden zu informieren?, fragte sich Lukas. Die Nachricht hatte neben der Polizei auch explizit den Werkschutz der vST-Werke erwähnt. Das zeigte, dass die Entführer darüber im Bilde waren, dass der Werkschutz seines Vaters sich vornehmlich aus ehemaligen Polizisten und Militärangehörigen zusammensetzte. Der langjährige Leiter, James Fonton, war gar ein früheres Mitglied der britischen Elitetruppe SAS.

Als Lukas vor der Garage seines kleinen Reiheneckhäuschens im Dürerweg zum Stehen kam, schreckte er benommen auf. Er konnte sich nicht erinnern, wie er hierhergelangt war; er schien die zwanzig Minuten wie in Trance gefahren zu sein. Es grenzte fast an ein Wunder, dass er es überhaupt heil bis nach Hause geschafft hatte.

Der Hausschlüssel steckte noch nicht richtig im Schloss, als innen das Telefon zu läuten begann. Hastig riss er die Tür auf und stürzte sich auf den Hörer.

„Hallo, von Stetten“, rief er atemlos, während er gleichzeitig versuchte, das zur Familie gehörende Shih-Tzu-Hundepärchen abzuwehren, das ihn freudig umsprang. Die Hündin war läufig, darum hatten sie sie nicht in den Park mitnehmen können, dafür hatte ihr der kastrierte Caruso zu Hause Gesellschaft geleistet.

„Hi, Bruderherz“, tönte Lukas die muntere Stimme seiner Zwillingsschwester entgegen. „Mann, du bist ja ganz schön außer Puste. Wobei habe ich dich denn gerade erwischt? Kleine Frühlingsnummer mit Magali geschoben?“, zog Lucie ihn auf, jederzeit bereit, ihren zur Förmlichkeit neigenden Bruder in Verlegenheit zu bringen.

„Was du immer denkst, Lucie. Ich bin nur eben erst zur Tür herein.“ Aus alter Gewohnheit fragte er sie dann: „Wo steckst du?“

Lucie war frischgebackene Archäologin und hatte mit ihrer üblichen Energie und Überzeugungskunst geschafft, worauf andere Jahre ihres Lebens warten mussten: eine begehrte Assistenzstelle der Universität Tübingen zu ergattern, die offiziell den weiterführenden Forschungsauftrag in den Höhen von Hisarlik, besser bekannt unter dem Namen Troja, innehatte.

Lukas vermutete sie dort, inmitten der antiken Ausgrabungsstätten. Doch Lucies Antwort ließ bei ihm alle Alarmglocken schrillen.

„Ich bin hier, in Nürnberg. Gerade angekommen. Lass mich nur schnell auspacken, dann komme ich auf ein Pläuschchen zu euch rüber. Ich habe aufregende Neuigkeiten mitgebracht.“

Verflixt, das war das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. Seine neugierige Zwillingsschwester, die jeden Braten roch, bevor er überhaupt im Ofen war – und ihm in ihrer unnachahmlichen Art sofort alle Würmer aus der Nase ziehen würde. Wieder dachte er an die Warnung der Entführer. Nicht auszudenken, wenn diese Verbrecher den geringsten Verdacht hegten, dass er sich nicht an ihre Anweisungen hielt.

Lukas bemühte sich, seine Stimme unter Kontrolle zu halten. „Wozu die Eile, Lucie? Ruh dich doch erst mal aus, und wir sehen uns dann morgen. Ich muss heute noch einen ganzen Berg Schulaufgaben korrigieren. Magali ist deshalb mit Matti extra weggefahren, um eine Freundin zu besuchen“, improvisierte er aus dem Stegreif.

„Na gut, wenn du nicht willst.“ Lucie klang enttäuscht. „Aber morgen dann ganz sicher! Ich lade euch alle auf eine Pizza ein. Ehrlich, ich kann kein Kebab mehr sehen.“

„Gut, wir sehen uns dann morgen. Ich freue mich auf dich. Mach’s gut bis dahin, Lucie, und grüß Mama.“ Lukas legte schnell auf und starrte dann auf den Apparat, als sei er sein persönlicher Feind. Ihm war ein Gedanke gekommen. Vorhin, in der ersten Aufregung, hatte er nicht richtig darauf geachtet. Was hatte das Wir beobachten Sie in der Nachricht der Entführer genau zu bedeuten? Hörten sie etwa sein Telefon ab? Hatte sich jemand vor seinem Haus postiert, um zu kontrollieren, ob er Polizeibesuch bekam?

Mit Mühe unterdrückte er den Impuls, sofort das Telefon auseinanderzunehmen. Was würde es nützen? Nichts. Selbst wenn er darin eine Wanze finden würde, könnte er sie nicht entfernen. Sie würden es registrieren; die Aktion würde nur unnötig seine Familie gefährden. Er war zum Warten verurteilt, bis sich die Entführer bei ihm meldeten.

Voller Unrast stromerte Lukas durchs Haus. Irgendwann fand er sich im ehelichen Schlafzimmer wieder. Alles darin trug Magalis Handschrift, die warmen Creme- und Erdtöne, die hellen Möbel, der weiche Teppich.

Lukas’ Blick verfing sich in Magalis seidenem Morgenrock. Seine verführerischen Spitzen und geschlitzten Ärmel erinnerten an die Modelle, die Hollywood-Diven in den Vierzigerjahren trugen. Er hatte ihn ihr letzte Weihnachten geschenkt.

Magali hatte beim Anprobieren lachend gemeint, dass ihr darin ganz mondän zumute sei und sich der Briefträger sicher freuen würde, wenn sie ihm so gekleidet die Haustür öffnen würde. Dann hatte sie sich zu Lucie gedreht, die mit ihnen feierte, und sie mit einem Zwinkern gebeten, das nächste Mal lieber ein Modell „Marke Hausfrau“ auszuwählen, wenn sie ihren Bruder bei seinen Einkäufen beriet.

Alle hatten gelacht, seine Eltern, Mattis Patenonkel Jules, der aus München angereist war, und der alte Rabbi Rosenthal, Großvater seiner verstorbenen Jugendfreundin Rabea. Der Rabbi hatte sonst niemanden mehr auf der Welt, und Lukas und Lucie kümmerten sich um ihn, so oft es der Alte zuließ, denn er wolle niemandem zur Last fallen, wie er gerne wiederholte. Diesen Eigensinn hatte er seiner Enkeltochter vererbt gehabt.

Lukas’ Herz zog sich zusammen, als er an dieses wunderbare Fest dachte. Seine Eltern hatten sich zunächst gesträubt, wollten lieber in der Villa feiern, verwiesen auf den Mangel an Platz. Doch dann waren sie eng nebeneinander auf der Couch gesessen, erhitzt und mit leuchtenden Augen, und alle Steifheit war von ihnen abgefallen. Sie waren einfach nur Großeltern, die sich wie alle an diesem Tag von Mattis kindlicher Vorfreude auf das Christkind mitreißen ließen. Das, fand Lukas, war der eigentliche Zauber der Heiligen Nacht, sie brachte die Familie zusammen und, wie in ihrem Fall, auch ihre Freunde.

Magali und Matti hatten am Morgen den Baum geschmückt, Lucie hatte am Klavier Adventslieder angestimmt, und er hatte es genossen, bei Kerzenlicht die Weihnachtsgeschichte vorzulesen. Und obwohl sie sich schon den ganzen Tag mit Plätzchen und Stollen vollgestopft hatten, hatten sie danach noch eine große Portion Kartoffelsalat mit fränkischen Würstchen verdrückt.

Irgendwann, während sie zusahen, wie die Ritter Matti und Jules gegen die angreifenden Dinosaurier Lucie und Magali eine imaginäre Schlacht schlugen und dabei beinahe den Weihnachtsbaum massakrierten, bemerkte er, dass die Augen des alten Rabbis auf ihm ruhten. Er begegnete seinem ruhigen Blick und entdeckte darin denselben Frieden, der auch ihn an diesem Abend erfüllte. Es war ein verloren geglaubtes, ihm fremd gewordenes Gefühl, seit Rabea durch ein schreckliches Schicksal aus ihrer Mitte gerissen wurde. Doch nun empfand er nicht nur Zuversicht, sondern stellte mit leisem Staunen fest, dass er glücklich war. Es war sein Geschenk zur Weihnacht.

Und nun hatte das Schicksal erneut gnadenlos zugeschlagen. Sollte er denn niemals Frieden finden? Er erinnerte sich daran, wie er während der schlimmen Ereignisse in Rom überlegt hatte, dass die Buchhaltung Gottes niemals etwas vergaß. War seine Rechnung noch nicht ausgeglichen? Forderte Gott noch mehr von ihm ein? Aber wenn Gott ihn strafen wollte, warum hielt er sich dann an seiner Frau und seinem Sohn schadlos? Weil er mich damit am meisten treffen kann … Lukas kämpfte gegen den niederschmetternden Gedanken an, ob beim nächsten Weihnachtsfest eine weitere Lücke in ihrer Mitte klaffen würde. Es war grausam, sich auf diese Art selbst zu foltern, er wusste es. Magali und Matti würde nichts geschehen! Gott würde nicht die Unschuldigen strafen, und niemand war so unschuldig wie Magali und Matti.

Schräg gegenüber lag Mattis Kinderzimmer. Sein Sohn, absoluter Spiderman-Fan, befand sich zusätzlich in einer Jurassic-Park-Phase. In seinem Zimmer wimmelte es von Sauriern in allen Formen, Farben und Größen – Geschenke der von ihrem einzigen Enkelsohn berauschten Großeltern.

Matti sollte sein Zimmer an diesem Morgen auf Geheiß seiner Mutter aufräumen. Ein ewiger und ungleicher Kampf, den Mutter und Sohn täglich neu miteinander ausfochten, denn fünf Minuten spielen hatten Matti wie stets gereicht, um das vorangegangene Chaos wiederherzustellen. Es war Magali und ihm ein ewiges Rätsel, wie der kleine Kerl das in so kurzer Zeit bewerkstelligte.

Lukas betrat das Zimmer und sank kraftlos auf Mattis Kinderbett. Die beiden Hunde waren ihm gefolgt, gingen, wenn er ging, setzten sich, wenn er sich setzte, und beobachteten die kleinste seiner Bewegungen. Die zwei, sonst zu allerlei Schabernack aufgelegt und immer dabei, wenn es darum ging, ein Mitglied des Haushaltes zum Spielen zu animieren, verhielten sich heute auffällig still. Sie spürten, dass etwas nicht stimmte.

Lukas barg den Kopf in den Händen. War es tatsächlich erst wenige Stunden her, dass er Matti geweckt hatte, ihm die Decke weggezogen und Vater und Sohn den Sonntagmorgen wie üblich mit einer Kitzelorgie eingeleitet hatten? Wenn er genau hinhörte, konnte er noch das fröhliche Kreischen seines kleinen Sohnes hören, das als Echo in seiner schmerzenden Seele widerhallte. Er merkte erst, dass er weinte, als ihn eine feuchte Hundeschnauze anstupfte. „Ihr habt ja recht“, sagte er zu den beiden Hunden, die vor ihm saßen, „ich sollte mich nicht so gehen lassen.“ Er trocknete seine Tränen mit dem Zipfel von Mattis Bettdecke, die noch seinen vertrauten Jungengeruch bewahrte, eine weitere Prüfung für seine Selbstbeherrschung. Schon wieder sah er auf die Uhr, es waren nur wenige Minuten verronnen. Wann meldeten sich die Entführer endlich? Ihm kam es vor, als sei die Zeit stehen geblieben, seit er die furchtbare Nachricht der Entführer erhalten hatte. Er griff nach der Sanduhr auf dem Nachttisch, die Lucie Matti geschenkt hatte. Der Sand stammte aus dem Tal der Könige, den Lucie auf ihrer letzten Ägypten-Expedition aufgesammelt hatte. Sie hatte Matti mit fantastischen Erzählungen unterhalten, wer alles schon über diesen Sand marschiert war: von mächtigen Pharaonen und schönen ägyptischen Königinnen über Alexander den Großen bis hin zu römischen Cäsaren. Lucie ließ ihrer Fantasie freien Lauf, während Matti ihren Geschichten mit offenem Mund lauschte.

Lukas wendete die Uhr und beobachtete, wie der Sand quälend langsam in das untere Glas rieselte. Die Zeit, fand er, ist die unbarmherzigste Gefährtin des Menschen. Konnte man sie im Glück nicht festhalten, so stand sie im Unglück fast unbeweglich still.

Plötzlich schlug die Haustürglocke an. Lukas sprang erschrocken auf, stolperte über einen Tyrannosaurus rex, fiel der Länge nach hin und stieß sich den Kopf schmerzhaft an Mattis Kommode. Er rappelte sich wieder auf und stürmte hinter den beiden aufgeregt bellenden Hunden die Treppe hinab.

Er wollte die Tür schon aufreißen, als er rechtzeitig zur Besinnung kam. Die Entführer würden kaum bei ihm klingeln. Er strich sich die zerwühlten Haare glatt und atmete einmal tief durch, bevor er die Haustür in der festen Absicht öffnete, den unwillkommenen Besucher so schnell wie möglich wieder loszuwerden.

„Hallo, Bruderherz. Überraschung!“ Seine Zwillingsschwester strahlte ihn an.

Verflixt, Lucie! Warum konnte sie sich so an gar keine Abmachung halten? Seine Schwester war tatsächlich die unberechenbarste und hartnäckigste Person, die er kannte, und die letzte, mit der er sich jetzt auseinandersetzen wollte.

Leider gehörte Lucie nicht zu jener Sorte Mensch, die man beliebig schnell wieder loswerden konnte. Glück für ihn, dass sie die nächsten Sekunden erst einmal mit den beiden tobenden Hunden beschäftigt war, deren erklärter Liebling sie war. Dadurch gewann Lukas die Zeit, die er brauchte, um den Schreck über ihren Besuch zu verdauen. Schon fiel sie ihm in ihrer überschwänglichen Art um den Hals und erdrückte ihn beinahe, um ihn gleich darauf mit gestreckten Armen von sich zu halten und einer kritischen, schwesterlichen Musterung zu unterziehen. Wie immer nahm sie kein Blatt vor den Mund. „Mannomann, du alter Bücherwurm. Du bist vielleicht blass um die Nasenspitze.“ Was man von Lucie nicht behaupten konnte. Braun gebrannt und vor Energie strotzend stand sie vor ihm. „Los, Lukas! Lass uns eine Runde mit den Hunden drehen. Das Wetter ist viel zu schön, um drinnen zu versauern. Dann erzähl ich dir auch meine Neuigkeiten“, sprudelte sie hervor und zog ihn halb aus der Tür.

„Das ist lieb gemeint, Lucie, aber ich habe jetzt wirklich keine Zeit. Ich habe dir doch schon am Telefon gesagt, dass ich noch arbeiten muss.“ Sein gehetzter Blick zurück streifte die halb offen stehende Haustür und die Flurkommode mit dem Telefon; jeden Augenblick konnten die Entführer sich bei ihm melden.

Doch gegen seine Schwester war keine irdische Macht gewachsen und er am allerwenigsten. Sie hatte bereits die neben der Haustür hängenden Hundeleinen gegriffen und klinkte sie flink am jeweiligen Halsband von Stellina und Caruso ein. Dann hakte sie den widerstrebenden Lukas energisch unter, sodass sich dieser unwillkürlich fragte, ob sie ihn auch angeleint hätte, wenn es eine dritte Leine gegeben hätte.

Ehe er sich’s versah, fand sich Lukas in seinem Vorgarten wieder. Lucie drückte ihm dort wortlos Carusos Leine in die Finger und wühlte sodann in ihrer riesigen Umhängetasche aus Bast. Als sie das Gesuchte gefunden hatte, hielt sie es ihm in stummer Aufforderung hin. Es war ein Taschentuch.

„Wisch dir erst einmal das Blut aus dem Gesicht, Bruderherz, und dann erzählst du mir, was passiert ist. Du bist ja völlig durch den Wind.“ Lucie klang gleichermaßen streng wie besorgt.

„Bitte?“ Lukas blinzelte sie verwirrt an, griff aber nach dem Tuch und fuhr sich damit automatisch über die Stirn. Es färbte sich sofort rot. Ungläubig starrte er darauf. Er brauchte eine Weile, bis er sich erinnerte, dass er sich in Mattis Zimmer den Kopf gestoßen hatte. Er spürte die Wunde nicht.

„Nichts, bitte“, äffte Lucie ihn nach. „Hallo, ich bin es, Lucie, dein Zwilling. Schon vergessen? Wenn du glücklich bist, bin ich es auch. Hast du Schmerzen, spüre ich sie genauso. Was glaubst du denn, wie mein armer Puls rast, seit ich dich vorhin angerufen habe? Außerdem hätte es hier sowieso keinerlei empathischer Fähigkeiten bedurft, ehrlich. Du hättest dich eben in der Haustür sehen sollen, Lukas. Panik im Blick, Blut im Gesicht, und deine gesamte Körperhaltung drückte hektische Abwehr aus – nach dem Motto: Verschwinde, Lucie! Ein solches Verhalten habe ich nicht verdient! Ich bin doch kein lästiger Staubsaugervertreter, sondern deine Schwester“, empörte sie sich weiter. „Du siehst also, ich hatte keine andere Wahl, als dich aus dem Haus zu schleifen, da allzu offensichtlich war, dass du mich keinesfalls hereinbitten wolltest. Himmel, als wäre ich ein Vampir! Erzählst du mir jetzt, was mit dir los ist, Bruderherz?“

Lukas ertappte sich bei dem Gedanken, dass der Vergleich mit einem Vampir gar nicht so unpassend war. Wenn er nicht aufpasste, würde seine Schwester jedes Wort einzeln aus ihm heraussaugen.

Lucie hatte sich Auge in Auge vor ihrem Bruder aufgepflanzt, die Hände in die Hüften gestemmt.

„Bitte, Lucie. Lass es gut sein. Es hat seinen Grund, warum ich jetzt nicht mit dir sprechen kann. Ich muss sofort wieder ins Haus zurück. Es ist wichtig. Vertrau mir, okay?“

Lucie konnte die Angst und die Verzweiflung ihres Bruders deutlich spüren. Sie prallten wie eine Schockwelle auf sie. Lukas’ Zustand ließ in Lucie die schmerzvolle Erinnerung an Rom wiederaufleben. Verlust und Schmerz verschmolzen ineinander. Heute war damals. Irgendetwas war geschehen. Umso mehr war Lucie entschlossen, sich nicht von ihrem Bruder ausschließen zu lassen.

Damals hatte sie nicht nur ihre beste Freundin, sondern beinahe auch ihren Bruder verloren. Da Lukas weiter schwieg, sah Lucie keine andere Möglichkeit, als ihn selbst mit ihrer Vermutung zu konfrontieren. Seit man ihren Eltern anonym mit Entführung gedroht hatte – sie und ihre Brüder waren noch Kinder gewesen –, waren die Geschwister früh für diese Möglichkeit sensibilisiert worden.

„Weißt du, was ich denke, Lukas? Etwas ist mit Magali oder mit Matti passiert. Du hast mich angelogen. Sie sind nicht zu einer Freundin gefahren. Ich bin nicht blind. Euer Auto parkt vor der Garage. Wo sind sie, Lukas?“

Sie erhielt keine Antwort, aber damit hatte sie auch nicht gerechnet. „Also gut, dann sage ich es dir. Ich kann nämlich eins und eins zusammenzählen, mein Lieber. Hattest du etwa gedacht, mir wäre dein panischer Blick vorhin in Richtung Telefon entgangen, als hinge dein Leben von ihm ab? Wenn ich dein trostloses Verhalten hinzuaddiere, kommt für mich heraus, dass einer der beiden entführt worden ist. Die Entführer drohen dir sicher mit dem Allerschlimmsten, wenn du die Polizei einschalten solltest. Du wartest jetzt auf weitere Anweisungen. Das ist der Grund, warum du dich partout nicht vom Haus entfernen kannst, nicht wahr? Sag es mir, habe ich recht?“

Die Art, wie Lukas den Kopf hob und sie mit seltsam trüben Augen ansah, aus denen alles Blau gewichen schien, bestätigte Lucies Verdacht und potenzierte ihn.

Die Angst explodierte mit voller Wucht in ihrem Magen. „Heilige Scheiße, alle beide? Was sind das nur für verdammte geldgeile Schweine. Mistkerle …“ Lukas ließ seine Schwester austoben. So wie er sich in der Verzweiflung in die Stille flüchtete, ließ Lucie ihre Angst ungehemmt von der Leine. Sie beruhigte sich jedoch schnell wieder und blies sich eine blonde Haarsträhne aus der Stirn. „Du verrückter dummer Dubbel, du. Los, hinein ins Haus. Wir warten zusammen.“

Noch einmal unternahm Lukas einen Versuch, seine energische Schwester zu überzeugen, dass er die Angelegenheit ohne sie regeln musste. Doch er kämpfte auf verlorenem Posten. Lucie ließ sich weder abwimmeln, noch hatte sie ein Einsehen. „Ich lasse dich jetzt ganz bestimmt nicht alleine. Ich bin Familie, keine Polizei. Basta!“

Er fühlte sich zu ausgelaugt, um seiner Schwester weiter Paroli bieten zu können. „Da ist noch was, was du wissen solltest“, flüsterte er und zog den zerknüllten Zettel der Entführer aus seiner Hosentasche. Nachdem Lucie ihn rasch überflogen hatte, meinte sie ebenfalls flüsternd: „Ich verstehe. Du glaubst, die hören da drinnen eventuell mit, was wir sagen? Na, nichts leichter als das! Auf, lass uns ihnen eine gute Show bieten.“

Insgeheim war Lucie längst dabei, Plan B zu entwickeln. Sie hatte sofort an ihren alten Freund Jules Lafitte gedacht, einen ehemaligen Agenten des libanesischen Geheimdienstes, den sie während ihrer verrückten Abiturreise in den Nahen Osten kennengelernt hatte.

Inzwischen war Jules aus persönlichen Gründen von Beirut nach München übergesiedelt. Jules hatte ihnen bereits in Rom zur Seite gestanden. Er würde sofort kommen, wenn sie ihn anrief.

„Da fällt mir ein, Lukas, ich muss noch meine Verabredung absagen. Ich bin gleich zurück. Versprochen“, sagte Lucie jetzt.

„Mach bloß keine Dummheiten, Lucie, hörst du?“, ermahnte er sie.

„Was du wieder denkst.“ Lucie drückte ihren Bruder fest an sich und flüsterte ihm dabei ins Ohr: „Alles wird gut, Lukas. Wir stehen das gemeinsam durch. Bald sind Matti und Magali gesund und munter wieder bei dir.“

Hanni Münzer

Über Hanni Münzer

Biografie

Hanni Münzer ist eine der erfolgreichsten Autorinnen Deutschlands. Mit den Romanen ihrer „Honigtot-Saga“, der „Seelenfischer“- und „Schmetterlinge“- Reihe sowie der „Heimat-Saga“ erreichte sie ein Millionenpublikum und eroberte die Bestsellerlisten. Mit den Romanen „Honigland“ und „Honigstaat“ (Am...

Weitere Titel der Serie „Seelenfischer-Reihe“

Hochspannende Reihe um Lukas von Stetten, der immer wieder zusammen mit seiner Zwillingsschwester Lucie in gefährliche Abenteuer gerät. Alle Bände der Reihe sind in sich abgeschlossen.

Kommentare zum Buch
Die Rosenthal-Akte
leseratte1310 am 08.05.2017

Lukas von Stetten hat den Jesuitenorden verlassen und lebt mit seiner Familie in Nürnberg. Aber dann holt ihn die Vergangenheit wieder ein. Sein Sohn Matti wird entführt. Doch die Entführer wollen kein Lösegeld, sondern geheime Dokumente, die ihm Rabea kurz vor ihrem Tod überlassen hat. Aber Lukas hat diese Dokumente nicht mehr. Wie kann er seinen Sohn nun aus den Händen der Entführer retten? Wieder einmal ist Lukas auf der Jagd und es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Dieses Buch schließt an „Die Seelenfischer“ an. Auch wenn es nicht unbedingt erforderlich ist, den Vorgängerband zu kennen, denke ich doch, dass es sinnvoll ist, alle Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Das Buch besticht durch seinen tollen Schreibstil, der sich leicht und flüssig liest. Es geht wieder spannend und actionreich weiter. Auch die Charaktere sind gut und authentisch beschrieben. Lucie, Lukas und Rabea haben wir ja bereits schätzen gelernt. Aber mir fehlte dieses Mal das Zusammenspiel der drei, welches mir gut gefallen hatte. Auch der sympathische Jules ist wieder an Lukas Seite. Lukas ist in einer verzweifelten Situation und bald weiß er nicht mehr, wem er trauen kann. Selbst seine Frau scheint ein falsches Spiel zu spielen. Die Akte, die ihm gestohlen wurde, enthält solch brisantes Material, dass sich sogar die amerikanische Regierung dadurch bedroht fühlt. Aber auch die Interessen eines Wirtschaftssyndikates sind in Gefahr. Es sind also verschiedene Interessengruppen, die hinter ihm her sind. Manchmal erscheint das Ganze etwas konstruiert, denn auch Rabea taucht wieder auf, die doch angeblich tot war. Die Kirche spielt zwar auch in diesem Teil wieder eine Rolle, aber nicht mehr so wie im vorigen Band. Es geht wieder wendungsreich und spannend zu und weckt das Interesse für die Fortsetzung.

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